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Was gibt Ihnen Selbstvertrauen? - Weleda

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Wenn Babys schreien, sind sie häufig übermüdet. Die Signale deuten Eltern oft falsch.<br />

Auch Schreien ist eine Sprache<br />

Wenn Babys permanent schreien, gelangen Eltern an ihre Grenzen. Besonders<br />

wenn selbst Herumtragen und Vorsingen nichts hilft. Aber genau da liegt oft<br />

der Fehler. In Baby-Lese-Stunden lernen Eltern, wie sie die Sprache ihrer Kinder<br />

richtig deuten. Und wie sie richtig reagieren können. von Renate Barth<br />

K<br />

arl, 3 Monate alt, liegt auf dem Arm<br />

seiner Mutter und schreit. Er hat<br />

einen hochroten Kopf und streckt<br />

seinen Körper weit nach hinten. Die Mutter<br />

geht mit ihm im Zimmer auf und ab und<br />

spricht beruhigend auf ihn ein, aber Karl<br />

schreit weiter. Vielleicht hat er Hunger, denkt<br />

die Mutter und bietet ihrem Sohn die Brust<br />

an. Karl trinkt ein paar Schlückchen und<br />

schläft dabei ein. Wenige Minuten später<br />

schreckt er jedoch wieder schreiend auf. Jetzt<br />

versucht der Vater ihn zu beruhigen. Erst<br />

hopst er mit ihm auf einem großen Ball herum,<br />

dann wechselt er die Windeln und<br />

schließlich bepustet er ihn mit einem Föhn.<br />

Aber alles hilft nur für kurze Zeit. Schließlich<br />

nützt nichts mehr und Karl bricht in unstillbares<br />

Schreien aus.<br />

Diese Situation kennen viele Eltern. Am<br />

Ende schreit das Baby und oft gehen Eltern<br />

weit über ihre Grenzen, um ihr Kind zufrieden<br />

zu stellen. Sie beginnen an sich zu zweifeln<br />

und sind am Ende ihrer Kräfte. Aus der<br />

Überforderung heraus haben sie ihrem Kind<br />

gegenüber manchmal aggressive Gefühle, in<br />

Extremsituationen schreien sie es an oder<br />

schütteln es. Schuldgefühle entstehen und<br />

um Wiedergutmachung bemüht, strengen sie<br />

sich noch mehr an. Meist ohne Erfolg.<br />

Ist das Baby für kurze Zeit ruhig und zufrieden,<br />

haben die Eltern kaum noch Kraft,<br />

diese schönen Gelegenheiten für gemeinsa-<br />

mes Spiel zu nutzen. Das bedeutet, dass alle<br />

Begegnungen sehr um das negative und wenig<br />

um das positive Geschehen zwischen Eltern<br />

und Kind kreisen.<br />

Warum manche Babys so viel schreien<br />

„Wenn ich nur wüsste, was er hat“, sagt Karls<br />

Mutter und formuliert damit eine Frage, auf<br />

die viele Eltern mit exzessiv schreienden<br />

Säuglingen keine Antwort finden. Bei der<br />

Suche nach einer Erklärung neigen sie dazu,<br />

sich selbst die Schuld zu geben, oder sie<br />

suchen die Ursache beim Kind, indem sie<br />

denken, mit ihm stimme etwas nicht, es habe<br />

Schmerzen, ein schwieriges Temperament,<br />

Ängste oder sonstige Leiden.<br />

Neuere Ergebnisse der Säuglingsforschung<br />

zeigen, dass übermäßiges Schreien in den<br />

meisten Fällen Ausdruck eines unzureichenden<br />

Zusammenspiels zwischen den Schwierigkeiten<br />

des Säuglings, sich selbst zu regulieren,<br />

und dem elterlichen Umgang damit ist.<br />

Die Fähigkeit zur Selbstregulation ist eine<br />

erste wichtige Entwicklungsaufgabe des Säuglings.<br />

Denn mit der Geburt wird für ein Baby<br />

plötzlich alles anders. Das Neugeborene befindet<br />

sich nicht mehr in einem eng begrenzten<br />

Raum, in dem es die Grenzen spürt. Plötzlich<br />

ist da viel Raum, das Kind hat keine ausreichende<br />

Kontrolle über seine Bewegungsabläufe.<br />

Es verspürt Hunger, aber die Milch ist<br />

nicht immer sofort verfügbar. Verdauungsprozesse<br />

müssen sich erst einspielen. Die Eltern<br />

sprechen mit ihm, lächeln, wickeln und füttern<br />

es. Dann kommt Besuch, und der möchte<br />

vielleicht auch mal mit ihm spielen.<br />

Eine wichtige erste Entwicklungsaufgabe<br />

des Säuglings besteht darin, mit diesen vielen<br />

inneren und äußeren Schwierigkeiten und<br />

Anforderungen fertig zu werden. Neben selbstständig<br />

ablaufenden Reifungsprozessen muss<br />

es lernen, sich selbst zu regulieren. In den ersten<br />

drei bis vier Monaten müssen Babys<br />

lernen, den Schlaf-Wach-Rhythmus zu regulieren.<br />

Babys müssen die Fähigkeit erwerben,<br />

aufmerksam und wach zu sein oder ohne<br />

lange Quengelphasen zu schlafen. Neuere<br />

Untersuchungen bestätigen die klinische<br />

Erfahrung, dass Schreibabys diesbezüglich<br />

erheblich mehr Schwierigkeiten haben als andere<br />

Säuglinge. Denn sie schlafen insgesamt<br />

weniger als andere Babys und haben stärkere<br />

Probleme einzuschlafen. Die Schlafphasen<br />

sind kürzer, nachts wachen die Babys häufiger<br />

auf. In ihren Wachphasen sind sie nur<br />

wenig aufnahmefähig und interaktionsbereit,<br />

sie neigen zu Quengeln oder Schreien.<br />

Säuglinge sind auf die Unterstützung<br />

ihrer Eltern angewiesen<br />

Von Geburt an sind Säuglinge bemüht, sich<br />

selbst zu regulieren. Manche brauchen dafür<br />

viel Unterstützung der Eltern, andere weniger.<br />

Aber kein Kind ist dazu allein in der Lage.<br />

Sie brauchen Bezugspersonen, die sie unterstützen,<br />

und zwar in dem Maße, wie sie es<br />

selbst noch nicht können.<br />

Aus Ratlosigkeit wachsen Unsicherheit und Verzweiflung.<br />

18 WELEDA KINDERWELT Frühjahrsausgabe 2006<br />

Frühjahrsausgabe 2006<br />

WELEDA KINDERWELT 19

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