Öffnung zum asiatischen Markt - Zeitung Le Lac, Murten
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<strong>Le</strong><strong>Lac</strong> Nr.9/2005<br />
5 FORTSETZUNG VON TITELSEITE<br />
Interview mit Daniel Hirschi,<br />
CEO der Saia-Burgess Electronics Holding<br />
Daniel Hirschi, die Firma Saia-<br />
Burgess wurde von Johnson Electric<br />
übernommen. Was hat dies<br />
für Konsequenzen?<br />
Für unsere Firma ist dies eine Chance.<br />
Wir haben in der Vergangenheit mehrmals<br />
ähnliche Situationen erlebt. 1987<br />
wurden wir von Landis & Gyr an Burgess<br />
verkauft, 1988 von Williams PLG<br />
übernommen und 1996 konnten wir<br />
durch ein Management Buyout mit<br />
internationalen Investoren die Firma<br />
übernehmen. Die Übernahme von<br />
Saia-Burgess durch die Johnson Electric<br />
gibt uns die Chance, in einer grösseren<br />
Gruppe weltweit tätig sein und<br />
unser Know-How einbringen zu können.<br />
Wir können sicher auch von dieser<br />
Gruppe profitieren, vor allem im<br />
Asiengeschäft. Deshalb bin ich optimistisch,<br />
dass dies eine gute Lösung<br />
für Saia-Burgess und deren Mitarbeiter<br />
ist.<br />
Hätte eine Übernahme verhindert<br />
werden können?<br />
Sicher hatten wir dies nicht geplant,<br />
doch sobald man an der Börse ist, kann<br />
dies kaum verhindert werden. Es ist ja<br />
nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen,<br />
wenn jemand für eine Firma viel<br />
Geld ausgeben will.<br />
Welche Synergien sehen Sie zwischen<br />
den beiden Unternehmen?<br />
Johnson Electric ist in Asien sehr stark,<br />
in der Fertigung aber auch im <strong>Markt</strong>.<br />
Wir werden sicher gemeinsam vom<br />
grösseren Einkaufsvolumen profitieren<br />
können. Johnson Electric produziert<br />
sehr viele Komponente selber, davon<br />
können wir auch profitieren und ein<br />
wichtiger Punkt ist der <strong>Markt</strong>auftritt<br />
in Asien, wo wir den Zugang zu diesem<br />
<strong>Markt</strong> schneller durch die starke<br />
Position von Johnson Electric erreichen<br />
können.<br />
Saia-Burgess<br />
1920: Gründung der SAIA (Société<br />
Anonyme des Interrupteurs Automatiques)<br />
AG in Bern (CH)<br />
1936: Übernahme von SAIA durch Landis<br />
& Gyr AG<br />
1988: Übernahme durch Williams PLC<br />
1989: Restrukturierung der Firmen Burgess<br />
und SAIA zur Saia-Burgess Gruppe<br />
mit Hauptsitz in <strong>Murten</strong>; gleichzeitige<br />
Ausrichtung auf drei Geschäftsbereiche:<br />
Schalter, Motoren, Elektronische<br />
Steuerungen; Aufbau eines internationalen<br />
Verkaufsnetzes<br />
1996: Management Buyout (MBO)<br />
zusammen mit internationalen Investoren<br />
1997: Gründung der Saia-Burgess Electronics<br />
Holding AG, <strong>Murten</strong> zur Vorbereitung<br />
des Initial Public Offering (IPO)<br />
1998: Going public an der SWX Swiss<br />
Exchange<br />
1999: Übernahme der Bär Elektrowerke<br />
in Halver (D) mit Tochtergesellschaft<br />
in Monastir (TN); Übernahme der BM<br />
Instruments und Integration der Aktivitäten<br />
in Gateshead (GB)<br />
2000: Beteiligung an MiCS, Corcelles<br />
(CH); Übernahme LTD, Velbert (D);<br />
Übernahme der <strong>Le</strong>dex & Dormeyer<br />
Gruppe (USA)<br />
2001: Integration der Akquisition <strong>Le</strong>dex<br />
& Dormeyer (USA) und LTD (D)<br />
2002: Übernahme der Produktepalette<br />
von TH-Contact, Reinach (CH)<br />
2003: Übernahme der Cetronic AG<br />
(100%), Kirchberg (CH), Gründung der<br />
Saia-Burgess Guangzhou Ltd. (China),<br />
Übernahme von 49% der IP-Trading<br />
GmbH, Wien (A), Übernahme der Aktivitäten<br />
von Otehall Switches Ltd. und<br />
Otehall Tooling Ltd.<br />
2004: Übernahme des Synchronmotoren-<br />
und Getriebegeschäfts von Sick/<br />
Stegmann (Aktiven in Deutschland und<br />
Fertigungsstätte in Polen mit ca. 100<br />
Mitarbeitern), Übernahme des Aktuatorengeschäfts<br />
für Automobil-Klimaanlagen<br />
der Bühler Motor Gruppe (Betrieb<br />
in Cary mit ca. 150 Mitarbeitern sowie<br />
die Aktiven in Tschechien und China)<br />
Wird Saia-Burgess künftig Komponente<br />
bei Johnson Electric einkaufen?<br />
Entweder wir lassen Komponente dort<br />
herstellen oder wir kaufen gemeinsam<br />
ein grösseres Volumen ein, was immer<br />
vorteilhaft ist.<br />
Was produziert Johnson Electric?<br />
Johnson Electric baut Gleichstrommotoren,<br />
eine Technologie, die wir nicht<br />
selber herstellen. Unsere Produkte<br />
konkurrenzieren sich nicht, sondern<br />
ergänzen sich.<br />
Ist Johnson Electric auch<br />
ein Zulieferant der Automobilbranche?<br />
Ja, 60% der Produktion betrifft die<br />
Automobilbranche, fast wie bei uns,<br />
wo der Anteil in dieser Branche 55%<br />
ausmacht, die Tendenz ist steigend.<br />
Saia-Burgess hat Produktionsstätte<br />
in Ungarn und China. Wie<br />
lange sind Sie schon in China?<br />
Wir haben seit 12 Jahren ein Joint-Venture<br />
mit einem Unternehmen in China<br />
und produzieren seit zwei Jahren in<br />
einer eigenen Fabrik und beschäftigen<br />
dort knapp 200 Personen.<br />
Beide Unternehmen sind teilweise<br />
in denselben Ländern vertreten.<br />
Falls Sie in diesen Ländern<br />
Büros schliessen müssen, kennen<br />
Sie die vertraglichen Verpflichtungen<br />
dieser Vertretungen?<br />
Dies sind Dinge, die sicher nicht kurzfristig<br />
zu tragen kommen. Auf diese<br />
Fragen haben wir noch keine Antwort.<br />
Diese Fragen werden in den nächsten<br />
zwei bis drei Jahren beantwortet.<br />
Sicher haben wir in diesen Ländern<br />
Verträge mit Mitarbeitern und Mietverträge,<br />
die wir nicht von einem Tag<br />
auf den andern auflösen können. Kurzfristige<br />
Einsparrungen sind im Einkauf<br />
und im Betrieb in Asien möglich.<br />
Von wem wird künftig Saia-Burgess<br />
geführt?<br />
Johnson Electric hat uns deutlich gesagt,<br />
dass die Saia-Burgess als selbständige<br />
Einheit weitergeführt werden<br />
kann. Deshalb werden wir nur dort<br />
Einheiten zusammenführen, wo dies<br />
sinnvoll ist.<br />
Wie sieht der künftige Verwaltungsrat<br />
aus?<br />
Es ist vorgesehen, dass zusätzlich <strong>zum</strong><br />
bestehenden Verwaltungsrat zwei Personen<br />
von Johnson Einsitz in den Verwaltungsrat<br />
von Saia-Burgess nehmen.<br />
Wie steht es mit der Geschäftsleitung?<br />
Diese wird bleiben.<br />
Asien ist ein riesiger <strong>Markt</strong> und<br />
Johnson Electric ist auch sehr<br />
stark in der Automobilbranche.<br />
Wird Saia-Burgess damit den<br />
Umsatz verdoppeln?<br />
Gut, China wird sofort immer mit grossen<br />
Hoffnungen verbunden. Bis heute<br />
haben noch nicht viele Firmen dort<br />
Geld gewonnen. Trotzdem ist China<br />
ein <strong>Markt</strong> der stark am wachsen ist. Wir<br />
haben uns einmal <strong>zum</strong> Ziel gesetzt,<br />
Daniel Hirschi<br />
dass wir dort 10% von unserem Umsatz<br />
machen werden. Jetzt hoffen wir,<br />
dass wir dies schneller erreichen. Asien<br />
hat aber nicht auf uns gewartet und<br />
auch Johnson hat nicht überflüssige<br />
Kapazitäten, dass sie jetzt alles für<br />
uns machen kann. Eine Auswirkung<br />
werden wir in den nächsten zwei bis<br />
drei Jahren feststellen. China ist nicht<br />
so eine stabile Gegend, dass man auf<br />
10 Jahre planen kann. Ich würde jetzt<br />
nicht alles auf Asien setzen. Europa<br />
und die USA sind nach wie vor interessante<br />
Märkte für uns.<br />
Sie erwarten aber über die<br />
geplanten 10% Wachstum zu<br />
erreichen?<br />
Heute sind wir ungefähr bei 5% des<br />
Umsatzanteils in Asien. Wir erwarten<br />
aber ein überproportionales Wachstum<br />
in Asien.<br />
Im Bereich der Schrittmotoren<br />
hat die Saia-Burgess praktisch<br />
ein Monopol. Gibt es Konkurrenten?<br />
Es existieren ein japanischer und ein<br />
schweizerischer Hersteller und zudem<br />
gibt es noch andere Hersteller, die in<br />
diesen <strong>Markt</strong> einsteigen wollen.<br />
Diese sind aber viel kleiner.<br />
Ja, die sind schon kleiner.<br />
Zulieferanten der Automobilbranche<br />
werden, vor allem<br />
bezüglich Preise, stark unter<br />
Druck gesetzt. Merken Sie dies<br />
weniger, da die Saia-Burgess<br />
einen grossen <strong>Markt</strong>anteil hat?<br />
Gerade wenn man einen grossen<br />
<strong>Markt</strong>anteil hat, wird man noch mehr<br />
unter Druck gesetzt. Der Druck ist permanent,<br />
doch dies gehört zu unserem<br />
Geschäft. Ohne überheblich zu sein,<br />
wir müssen einfach die besten sein.<br />
Wie steht es um den Standort<br />
Schweiz?<br />
Wir investieren ständig in unsere Fabrik<br />
in <strong>Murten</strong> und bauen diese aus.<br />
Zusätzlich wird diese automatisiert,<br />
damit wir zusätzliche Kapazität schaffen,<br />
um hier die neue Motorengeneration<br />
produzieren zu können. Wir<br />
haben in <strong>Murten</strong> immer investiert<br />
und dies wird sich mit der Übernahme<br />
nicht ändern. In <strong>Murten</strong> haben wir gut<br />
ausgebildete <strong>Le</strong>ute und auch Produkte,<br />
die am <strong>Markt</strong> gefragt sind, damit<br />
sind wir gut positioniert, um auch in<br />
Zukunft erfolgreich sein zu können.<br />
Auf der anderen Seite gibt es heute<br />
längerfristig nirgends eine Garantie,<br />
wir müssen jeden Tag daran arbeiten,<br />
dass es dabei bleibt.<br />
Daniel Hirschi, wir danken Ihnen<br />
für das Gespräch!<br />
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5 MURTEN<br />
Pierre Keller � So wenig man jeden<br />
Tag eine neue Armbanduhr kauft, so<br />
wenig geht man jeden Tag ins Museum.<br />
Diese gesunde Zurückhaltung ist<br />
den Murtnern nicht zu verübeln und<br />
der Verein Pro Museo <strong>Murten</strong> bringt<br />
dafür volles Verständnis auf, auch<br />
wenn damit noch keine Probleme<br />
gelöst sind. Also wurde an der grossen<br />
Jubiläumsmatinée «10 Jahre Pro<br />
Museo <strong>Murten</strong>» vom 10. Sept. 2005<br />
nicht nur gross gefeiert, sondern eifrig<br />
nach neuen Mitteln und Wegen<br />
gesucht, um das Museum – ohne <strong>zum</strong><br />
amtlich verfügten täglichen Besuchszwang<br />
für alle Bürger greifen zu müssen<br />
– frisch zu beleben und nebenbei<br />
auch den Mitgliederbestand des Vereins<br />
zu mehren und zu verjüngen.<br />
Das vielbeachtete, von Prof. Dr. Erwin<br />
Murer geleitete Podiumsgespräch<br />
rückte nicht nur bekannte Tatsachen<br />
wieder ins Tageslicht, sondern wurde<br />
auch als Plattform für neue Vorschläge<br />
und Ideen vom Publikum rege<br />
genutzt. Die zentrale Frage jedoch,<br />
ob sich ein Museum selbst erneuern<br />
oder Visionen auslösen kann, war auch<br />
für gestandene Insider nur schwer zu<br />
beantworten. Mit der Gewohnheit<br />
des modernen Menschen, immer nur<br />
das Neueste zu erfahren und erfahren<br />
zu wollen, tut sich heute leider jedes<br />
Museum schwer.<br />
Ob ein Museum aktuell sein kann,<br />
hängt davon ab, wie das Museum<br />
seinen Fundus mit der Gegenwart<br />
verknüpft. Ein Museum lebt nicht<br />
nur von wissenschaftlich abgeklärten<br />
Sythesen unserer Vorgeschichte, sondern<br />
ebenso vom geistigen und emotionalen<br />
Bezug des Menschen zur<br />
Geschichte. Folglich hat sich ein<br />
Museum ebenso intensiv<br />
mit der<br />
Gegenwart<br />
und der<br />
� Sumida<br />
� Klimaanlagen<br />
� Zimmerbrunnen<br />
� Fête des vendanges<br />
� Bart Simpson<br />
� Wespen<br />
� Morat–Fribourg<br />
� Inondation<br />
Der Verein «Pro Museo <strong>Murten</strong>»<br />
blickt in die Zukunft<br />
3<br />
Zukunft auseinander zu setzen wie<br />
mit Vergangenheit und besagter<br />
Geschichte. Assoziationen beim Besucher<br />
auszulösen heisst nichts anderes,<br />
als zu wissen, in welchen Gegenwartsbezug<br />
ein Exponat zu stellen ist.<br />
Zum Beispiel: Was haben Pfeilspitzen<br />
alter Pfahlbauer mit einer Saturnrakete<br />
gemeinsam? Feststellung: beide<br />
fliegen – aber warum fliegen sie...?<br />
Hier könnten Energie und Ballistik<br />
<strong>zum</strong> Thema einer Ausstellung werden;<br />
denn die fliegenden Pfeile unserer<br />
Vorfahren sind die Vorläufer unserer<br />
Reisen ins Weltall. Oder wie wäre<br />
es mit dem Museum als Zukunftsfinder?<br />
Aus historischen Zeugen und<br />
Daten lassen sich bekanntlich zukünftige<br />
Entwicklungen herauslesen. Aber<br />
eben, dazu bräuchte es die Visionen<br />
unserer Vorahnen, die ihre Ideen noch<br />
in keinen Museen holen konnten...!<br />
Der von Stiftung und Politik unahängige<br />
Verein «Pro Museo» begleitet<br />
und unterstützt seit seiner Gründung<br />
1995 das Museum <strong>Murten</strong>. Sein Beistand<br />
ist jedoch nicht nur ideell, sondern<br />
manifestiert sich auch zunehmend<br />
finanziell. Die Basis zählt 380<br />
Mitglieder und der harte Kern schart<br />
sich um den Präsidenten Hans Troller.<br />
Sein Wuschziel ist es, das Museum<br />
noch wirksamer – aber auch gezielter<br />
– zu unterstützen, die Mitgliederzahl<br />
des Vereins zu mehren und Basis<br />
wie Vorstand zu verjüngen. Aber dazu<br />
gibt es auch mit gutem Willen kein<br />
unfehlbares Rezept.