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NitroSessions - Filmarchiv Austria

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6<br />

NiTroSESSioNS<br />

<strong>NitroSessions</strong><br />

Filme aus den ersten Jahren des Mediums spielen besonders eindrucksvoll mit der sinnlichen Kraft<br />

des Visuellen. Zu finden sind hier kurze, prägnante Manifeste einer neuen Sehkultur, die das Kino<br />

vor über 100 Jahren etablierte. Elementare Themen wurden angesprochen, Tempo, Farbe, Feuer<br />

und Eros forderten alle Sinne der Zuschauer. Heute bilden diese oft nur fragmentarisch erhaltenen<br />

Produktionen das Fundament einer audiovisuellen Kultur, praktisch alle Formen der aktuellen Film-<br />

sprache finden ihre Wurzeln im frühen Kino.


evisited: Pioniere der Filmgeschichte<br />

Ernst KiEningEr, Karl WratschKo<br />

Anlässlich der bevorstehenden Eröffnung des<br />

neuen Nitrofilmdepots in Laxenburg werden in der<br />

6-teiligen Filmschau »<strong>NitroSessions</strong>« Pionierpro-<br />

duktionen der Filmgeschichte aus den Kammern<br />

des Zentralfilmarchiv Laxenburg geholt und mit<br />

zeitgenössischer Musikvertonung zur Wiederauf-<br />

führung gebracht. Pure Laufbilder erleuchten<br />

dabei in neuen, überraschenden und unerwarteten<br />

Zusammenhängen. Sämtliche Filme der Programm-<br />

reihe stammen aus der hauseigenen Sammlung,<br />

die durch die aktive Sammeltätigkeit und repatriie-<br />

rung seitens der Mitarbeiter des Zentralfilmarchiv<br />

Laxenburg stetig erweitert wird. in der Konservie-<br />

rung und restaurierung der besonders gefährdeten<br />

Nitrofilme hat das <strong>Filmarchiv</strong> <strong>Austria</strong> in den letzten<br />

Jahren eine hohe Spezialisierung entwickelt, die<br />

auch international ausstrahlt. »<strong>NitroSessions</strong>«<br />

wird die Früchte dieser permanenten Arbeit und<br />

Auseinandersetzung mit dem frühen Film, sei es in<br />

inhaltlicher bzw. materieller Hinsicht, in gebündel-<br />

ter Form präsentieren und ermöglicht es interes-<br />

sierten – ganz nach dem Motto »to preserve and to<br />

show« –, einen Blick auf die Ergebnisse der Archiv-<br />

und restaurierungstätigkeit zu werfen.<br />

in den sechs Programmen von »<strong>NitroSessions</strong>«<br />

zeigt Kino sich als sinnliches Gesamtkunstwerk.<br />

Jedes Programm setzt sich aus einer reihe von<br />

Kurzfilmen aus den ersten zwei Jahrzehnten der<br />

Kinematografie zusammen, welche ihr Gemein-<br />

sames in der Hinwendung zu einem der elemen-<br />

taren Themen des frühen Kinos finden.<br />

NiTroSESSioNS<br />

Zum Programm: die Filme<br />

Animation: Von Anbeginn wurden Filme auch in<br />

Trick- und Animationstechnik hergestellt. Gezeich-<br />

nete Filme der Frühzeit beeindrucken noch heute<br />

mit Witz und Charme. – Farbe: der allergrößte<br />

Anteil der frühen Filme aus der Nitrofilmsammlung<br />

des <strong>Filmarchiv</strong>s zeichnet sich durch überbordende<br />

Farbenpracht aus. Kader für Kader wurden Filme<br />

koloriert und viragiert. Diese damals übliche<br />

handwerkliche Bearbeitung des Zelluloids verleiht<br />

den Filmen bis heute eine eigentümliche, manch-<br />

mal fast surrealistische Anmutung. – Eros: das<br />

frühe Kino zelebrierte die Körperlichkeit, erotische<br />

Darstellungen zählten zum Standardrepertoire der<br />

Produktionsfirmen. Der österreichische Herstel-<br />

ler Saturn Film belieferte mit seinen »pikanten<br />

Filmen« zwischen 1905 und 1910 halb Europa. Das<br />

Programm verhandelt auch Themen wie Blickbezie-<br />

hungen und Voyeurismus im frühen Kino. – Zer­<br />

setzung: ein wesentliches Merkmal des Nitrofilms<br />

ist seine Tendenz zur Selbstzersetzung. Alle Film -<br />

archive kämpfen daher bei ihrem Bemühen um<br />

Sicherung des audiovisuellen Erbes gegen die Zeit.<br />

in vielen Fällen ist aber eine »rettung« des Materi-<br />

als nicht mehr möglich. im Prozess der Zersetzung<br />

wird die sich auflösende fotografische information<br />

in ein zusehends abstraktes Abbild von eigenem<br />

ästhetischen reiz transformiert. – Tempo: das frühe<br />

Kino war ein begeisterter Chronograf der um 1900<br />

aktuellen Verkehrsmittel (Eisenbahn, Flugzeuge/<br />

Ein Drama in DEn WolKEn | F 1904<br />

traDition ist DiE WEitErgaBE DEs FEUErs | A 1999<br />

7


8<br />

Zeppeline, Autos etc.). Das Programm zeigt viele<br />

Facetten der beschleunigten Bilder- und Wahrneh-<br />

mungswelt, die das Kino vor über 100 Jahren schuf.<br />

– Feuer: Feuerszenen sind klassische Sujets des<br />

frühen Kinos. Feuer ist aber auch das Synonym für<br />

die besondere Fragilität der Nitrofilme (das Material<br />

ist leicht brennbar), im Lauf der Geschichte wurden<br />

die Nitrobestände weltweit durch Brände stark de-<br />

zimiert. Das Programm thematisiert die immanente<br />

Bedeutung dieses Urelements für die Filmkunst.<br />

Zum Programm: die musiker<br />

Alle Programme werden von experimentellen Mu-<br />

sikern neu vertont. Das frühe Kino mit seinem un-<br />

ermesslichen Einfallsreichtum ruft geradezu nach<br />

einem neuen, spielerisch musikalischen Umgang.<br />

Aus diesem Grund wurden für »<strong>NitroSessions</strong>«<br />

fast ausschließlich Musiker engagiert, die sich zum<br />

ersten Mal der Vertonung von Stummfilmen anneh-<br />

NiTroSESSioNS<br />

men. Das <strong>Filmarchiv</strong> <strong>Austria</strong> ist der Meinung, dass<br />

das Zusammenwirken von unvoreingenommenen<br />

Tonkünstlern mit dem oft naiven Charakter des<br />

frühen Kinos zu wunderbaren Symbiosen zwischen<br />

Bild und Ton führen wird. Besonders stolz sind wir,<br />

folgende Musiker für die reihe gewonnen zu haben:<br />

Marco Eneidi, Stefan Kmet, Bernd Klug, Fabian<br />

Pollack, Bernhard Schöberl, Thomas Stiermaier,<br />

Alexandr Vatagin.<br />

Ernst Kieninger, Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft,<br />

Philosophie, Politikwissenschaft und Theaterwissenschaft<br />

an der Universität Wien, zahlreiche Ausstellungsprojekte zur Film-<br />

und Mediengeschichte, seit 1994 wissenschaftlicher Mitarbeiter, seit<br />

1996 geschäftsführender Direktor des <strong>Filmarchiv</strong> <strong>Austria</strong>.<br />

Karl Wratschko, Studium der Theater-, Film und Medienwissenschaft<br />

sowie der Betriebswirtschaftslehre in Wien und Paris. Seit 2006 Mitarbeiter<br />

des <strong>Filmarchiv</strong> <strong>Austria</strong>/Zentralfilmarchiv, mit Spezialisierung<br />

auf österreichischem Dokumentar- und Amateurfilm. Mitarbeit im EU-<br />

Projekt »European Film Gateway« sowie bei diversen DVD-Projekten.<br />

Kurator der reihe »CinemaSessions«.<br />

la PoUlE aUX oEUFs D’or/Das hUhn mit DEm golDEnEn Ei<br />

| F 1905


aimund Fritz (Hg.)<br />

oskar Werner N. Y. 1965<br />

Bildkalender 2011<br />

im Sommer 1965 kam es zu einer denkwürdigen Foto-Session<br />

in New York. Der Star-Fotograf Sam Shaw porträtierte den<br />

österreichischen Schauspieler oskar Werner für das LiFE-<br />

Magazin. Dieses Shooting stand im Zusammenhang mit den<br />

Vorberichten zur Premiere von SHiP oF FooLS in den USA.<br />

Das Ergebnis waren 42 hochkarätige Fotos, der Großteil dieser<br />

Aufnahmen wurde nie veröffentlicht. Mit der Erschließung<br />

dieses einmaligen Bestandes wird diese Lücke nun geschlossen.<br />

raimund Fritz (Hg.)<br />

oskar Werner n. Y. 1965<br />

Bildkalender 2011<br />

12 Fotos, ca. 35 x 60 cm<br />

Spiralbindung<br />

iSBN-13 978-3-902531-96-4<br />

EUr 19,90<br />

Erscheint September 2010


10<br />

Eröffnung<br />

Nitrofilmdepot Laxenburg<br />

28. September 2010<br />

NiTroFiLMDEPoT LAxENBUrG


NiTroFiLMDEPoT LAxENBUrG<br />

11


12<br />

Mit der Fertigstellung des neuen Nitrofilm-Depots<br />

hat das <strong>Filmarchiv</strong> <strong>Austria</strong> am Standort Laxenburg<br />

ein zukunftsweisendes Konservierungs- und restau-<br />

rierungszentrum für das audiovisuelle Kulturerbe<br />

Österreichs geschaffen. Zusammen mit dem 2004<br />

eröffneten zentralen Sicherheitsfilmdepot und dem<br />

Aufbau der digitalen Filmrestaurierung ist es in den<br />

letzten Jahren gelungen, vor den Toren Wiens eine<br />

höchsten technischen und ästhetischen Standards<br />

genügende filmarchivarische infrastruktur zu reali-<br />

sieren, die nun selbst vorbildhaft auf internationale<br />

Archivprojekte wirkt.<br />

Das Nitrofilmdepot öffnet der Kunstarchivierung<br />

neue Perspektiven. Schon längst verschüttete<br />

Traditionen der Filmaufbewahrung verbinden sich<br />

mit den modernsten Erkenntnissen ökologisch<br />

nachhaltiger Baukultur. Basis für die Planung war<br />

der weitreichende Einsatz erneuerbarer Baustoffe<br />

und Energiesysteme. Als erstes <strong>Filmarchiv</strong>gebäude<br />

der Welt wurde das Nitrofilm-Depot in Laxenburg<br />

in Massivholzbauweise errichtet – die inspiration<br />

dazu lieferten japanische Holzboxen, in denen die<br />

ältesten Nitrofilme Japans trotz schwierigster kli-<br />

matischer Bedingungen überlebt haben. Kombiniert<br />

wurde die außergewöhnliche Gebäudehülle mit<br />

einem zukunftsweisenden Energiekonzept – der ge-<br />

samte Energiebedarf des Depots wird mit Sonnen-<br />

strom abgedeckt, womit in Laxenburg ein veritables<br />

Solarfilmarchiv entstanden ist.<br />

NiTroFiLMDEPoT LAxENBUrG<br />

Kompromisslos wurde aus der Funktion heraus<br />

der Außenauftritt des Gebäudes konzipiert: Ein<br />

Filmdepot als kraftvoller, ja fast kontemplativer ort,<br />

der in klarer und purer Form die kulturelle Dimen-<br />

sion der Arbeit des <strong>Filmarchiv</strong> <strong>Austria</strong> vermittelt.<br />

Beziehungsreich in die Naturkulisse eingebettet,<br />

leuchtet das Nitrofilmdepot wie eine Kunsthalle des<br />

Films in der Landschaft – den Eingang zu diesem<br />

Lichtspielarchiv bildet ein rotes Kinoportal, eine in<br />

Architektur gegossene Einladung, die historischen<br />

Bilderwelten immer wieder aufs Neue zu entdecken.<br />

Das neubauprojekt<br />

Ausgangspunkt des Projektes »Nitrofilmdepot<br />

neu« war die Analyse zahlreicher internationaler<br />

<strong>Filmarchiv</strong>gebäude. in Japan fand sich dazu ein<br />

interessantes Detail, das zu einem Grundmotiv für<br />

die weitere Planung werden sollte: in einer Filmbox<br />

aus Holz hat sich dort in schwierigen klimatischen<br />

Verhältnissen eines der seltenen Filmmaterialien<br />

der Pionierjahre über 100 Jahre in bestem Zustand<br />

erhalten. Es handelte sich dabei um das original-<br />

Negativ eines Films über das Begräbnis eines japa-<br />

nischen Herrschers aus 1910. Der Zusammenhang<br />

mit der Lagerung in einer Holzkiste schien evident.<br />

Diese hat offensichtlich feuchtigkeits- und tempera-<br />

turpuffernd gewirkt. Zudem dürfte die hölzerne Box<br />

Schadstoffe, die bei der Nitrofilmalterung anfallen,<br />

absorbiert haben. offensichtlich fungiert Holz als<br />

ideale Speicherhülle für Filme! Damit war eine ini-<br />

tialzündung gesetzt: Holz sollte als dominierender<br />

Baustoff für ein ganzes <strong>Filmarchiv</strong> in Betracht<br />

gezogen werden. Ein Baustoff, der aus den in unmit-<br />

telbarer Nähe liegenden niederösterreichischen und<br />

steirischen Wäldern gewonnen werden kann und<br />

der sich in enger stofflicher Verwandtschaft mit den<br />

historischen Laufbildern befindet: denn Nitrofilm<br />

basiert selbst auf Zellulose, dem Hauptbestandteil<br />

von Holz.<br />

Während die Leitidee in wenigen Sekunden skizziert<br />

war, erforderte die Wirklichkeitserprobung einige<br />

Jahre der Analyse, Expertise und vor allem aufwen-<br />

dige Simulationen: denn ein <strong>Filmarchiv</strong> aus Holz gab<br />

es noch nirgends. Ein umfassendes Forschungspro-<br />

jekt, das Themen wie Bauphysik, Wärmetechnik und<br />

Brandschutz wissenschaftlich bearbeitete, bestä-<br />

tigte schließlich die kleine Archivsensation aus Ja-<br />

pan – ein Holzfilmarchiv macht auch technisch Sinn<br />

und übertrifft die konventionellen Bautechnologien<br />

in vielen Parametern. So weist ein massiver Holzbau<br />

bessere Dämm- und Brandschutzwerte als eine<br />

vergleichbare Stahlbeton-Konstruktion auf. Durch<br />

die lange und sorgfältige Trocknung des Holzes<br />

lässt sich überdies das Problem der Baufeuchte<br />

vollständig eliminieren. Damit war die Entscheidung<br />

gefallen, das neue Nitrofilmdepot in Laxenburg als<br />

erstes Vollholz-<strong>Filmarchiv</strong> der Welt zu errichten.


architektur<br />

Der Anspruch für die architektonische Umset-<br />

zung des neuen Nitrofilmdepots war durchaus<br />

ambitioniert: Ein aufs Wesentliche reduzierter,<br />

hochkonzentrierter Aufbewahrungsort sollte<br />

entstehen, ein Gebäude, das eher die Anmutung<br />

einer Kunsthalle denn eines Lagers ausstrahlt, das<br />

den Spirit der japanischen Holzbox in den großen<br />

Maßstab übersetzt und das ehrgeizige ökologische<br />

und technische Konzept integriert. Ein Gebäude,<br />

das seine Funktion selbstverständlich und gelassen<br />

kommuniziert und in einen spannungsvollen Dialog<br />

mit der umgebenden Naturkulisse tritt. Ein Lauf-<br />

bildarchiv als Zukunftsspeicher, ein Kunstdepot, das<br />

mit großzügiger Geste zu immer neuen Formen des<br />

kulturellen Gebrauchs seiner Archivalien einlädt.<br />

Aus einem kleinen Architektenwettbewerb wurde<br />

der Entwurf von Ernst Michael Jordan ausgewählt.<br />

Die Planung integriert die technische Komponente<br />

der südseitig ausgerichteten Solar-Elemente in<br />

eine schlüssige architektonische Gesamtlösung.<br />

Die Dachkonstruktion ist als »schräger Deckel«<br />

aus Streckmetall über der Vollholz-Gebäudehülle<br />

situiert und vermittelt die Assoziation eines geöff-<br />

neten Filmtransportbehälters. Das luftig über dem<br />

Baukörper schwebende Dachmodul beschattet den<br />

hölzernen Archivkern und trägt andererseits die<br />

optimal platzierte Photovoltaikanlage zur Stromer-<br />

NiTroFiLMDEPoT LAxENBUrG<br />

zeugung. Nordseitig gibt das hier angehobene Dach<br />

den Eingang – ein rot leuchtendes Kinoportal – frei.<br />

Damit ist das festliche Entree zu den reliquien der<br />

<strong>Filmarchiv</strong>ierung in Österreich markiert. Unmittel-<br />

bar neben dem Gebäude wurde ein Biotop angelegt,<br />

das die Funktion des von der Feuerwehr geforderten<br />

Löschteichs erfüllt. Der solar betriebene kleine<br />

Bachlauf symbolisiert hier die Programmatik des<br />

Gesamtprojektes: Die Filmhalle als purer und zeit-<br />

loser Kunstspeicher, der – autark im Betrieb – tief in<br />

lokalen Energie- und Stoffkreisläufen wurzelt.<br />

Mit dem Neubau des Nitrofilmdepots in Laxenburg<br />

verschmelzen Geschichte und Vision geradezu<br />

paradigmatisch an einem ort. Das auf Nitrofilm<br />

aufgespeicherte filmische Erbe, der älteste und<br />

besonders wertvolle Kernbestand des <strong>Filmarchiv</strong>s,<br />

kann hier – in einem der innovativsten Filmdepots<br />

der Gegenwart – weit in die Zukunft tradiert werden.<br />

13


14<br />

NiTroFiLMDEPoT LAxENBUrG


NiTroFiLMDEPoT LAxENBUrG<br />

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NiTroFiLMDEPoT LAxENBUrG


Nitrofilmdepot Laxenburg<br />

Projektdaten<br />

Bauherr: <strong>Filmarchiv</strong> <strong>Austria</strong>, Wien/Laxenburg<br />

Projektleitung: Mag. Ernst Kieninger<br />

Planung: Atelier Jordan, St. Valentin: ing. Ernst Michael Jordan, Thomas Wimmer MAS<br />

BauPhysik: TU Graz, institut für Hochbau und Bauphysik: Univ.-Prof. Dr. Dr. Peter Kautsch;<br />

geBäudesimulationen: TU Graz, institut für Wärmetechnik: Univ.-Prof. Di Dr. Wolfgang Streicher, Di Dr. Hermann Schranzhofer<br />

haustechnikPlanung: GMi Architekten, Liechtenstein/Wien: Di Michael Berger, Di Elisabeth Brandstetter<br />

BaumeisterarBeiten: Fa. Lauggas, Himberg/Eisenstadt<br />

holzBau: Fa. Thoma Holz, Goldegg/Salzburg<br />

holzBau, montage: Ybbstaler Holzbau, Waidhofen/Ybbs<br />

metallBau: Fa. Grossenberger, Amstetten<br />

glasarBeiten: Fa. Gusenbauer, Tragwein<br />

kühl- und klimatechnik: Fa. Menerga, Mühlheim/ruhr, Salzburg<br />

heiztechnik: Fa. Stadler Energiesysteme, Steyr<br />

elektrotechnik: Fa. Hobiger, Elektro- und Solartechnik<br />

Photovoltaik: Fa. Pan Ökoteam, Harmannstein<br />

regaltechnik: Forster Metallbau, St. Peter in der Au<br />

gartengestaltung/BiotoP: ing. Thomas Schreieck<br />

grafik/design: Perndl&Co., Wien; Grafikdesign Chalupnik, Linz<br />

Bauweise: Holz massiv<br />

nutzfläche: ca. 250 m2<br />

errichtungskosten: 0,75 Mio. Euro<br />

lagerkaPazität: 70 000 Filmdosen<br />

BauBeginn/fertigstellung: oktober 2007/August 2010<br />

hauPtförderer: Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur,<br />

NiTroFiLMDEPoT LAxENBUrG<br />

Niederösterreichische Landesregierung/Kulturabteilung<br />

finanzierungsPartner: FFG-Forschungsförderungsgesellschaft/Bundesministerium für Verkehr, innovation und Technologie;<br />

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft;<br />

VDFS – Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden; FAF – Fachverband der Film- und Musikindustrie;<br />

Marktgemeinde Laxenburg<br />

17


18<br />

01<br />

Animation<br />

mo 27.9, 19:00<br />

GeSAMtLÄNGe: 57 Minuten<br />

Von Anbeginn wurden Filme auch in trick- und<br />

Animationstechnik hergestellt. Gezeichnete Filme<br />

der Frühzeit beeindrucken noch heute mit Witz und<br />

Charme, sie bieten zudem attraktive Grundlagen<br />

für eine Neubearbeitung etwa via Computer- und<br />

Digitaltechnik. Dabei überraschen nicht nur ihre<br />

innovation, sondern auch deren bewusstes Spielen<br />

mit Fiktion und realität, die die aufgebauten<br />

Phantasiewelten immer wieder in Frage stellen.<br />

ein stilistisch besonders ausgereiftes Beispiel<br />

dafür ist Louis Seels erotischer WieNer BiLDer-<br />

BoGeN Nr. 1, in dem die reale Hand des Zeichners<br />

die Nacktheit seines Geschöpfes – natürlich nur<br />

un vollkommen – bedeckt. Aber auch in Ladislaus<br />

tuszinskys Detektivfilm-Persiflage AMArANtA.<br />

AUS DeN MeMoireN DeS BerÜHMteN DeteKtiVS<br />

HArrY PACKS greift der Zeichner selbst immer<br />

wieder ins Geschehen ein. ein besonderer Lecker-<br />

bissen dieser technik ist Max und Dave Fleischers<br />

tHe CArtooN FACtorY aus der out-of-the-ink-<br />

well-Serie, in der der berühmte Clown Coco von der<br />

Feder seines Schöpfers durch irreale Welten gejagt<br />

wird. (Nikolaus Wostry)<br />

NitroSeSSioNS | ProGrAMM | 27. BiS 30. SePteMBer 2010 | Metro KiNo<br />

WIener bIlderbogen nr. 1 | A CA. 1925<br />

Ideale FIlmerzeugung A 1914<br />

AnimAtion Ludwig Schaschek Produktion Sascha-Film, Wien<br />

FormAt 35 mm, stumm, viragiert<br />

amaranta. aus den memoIren des berühmten<br />

detektIvs harry Packs A 1921<br />

AnimAtion Ladislaus tuszinsky Produktion Astoria-Film (Wien)<br />

FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

neurestaurierung<br />

kleIder machen leute (ausschnitt)<br />

AnimAtion Michael Maibaum regie Hans Steinhoff Produktion<br />

Volo-Film, Wien FormAt 35 mm, stumm, viragiert<br />

der geIstIge arbeIter A ca. 1921<br />

AnimAtion Peter eng FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

neurestaurierung<br />

dIe entdeckung WIens am nordPol A ca. 1921<br />

AnimAtion Peter eng zugeschrieben FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

WIener bIlderbogen nr. 1 A ca. 1925<br />

AnimAtion Louis Seel FormAt 35 mm, stumm, viragiert<br />

the cartoon Factory USA 1924<br />

Produktion out of the inkwell regie Max Fleischer, Dave<br />

Fleischer FormAt 35 mm, stumm, viragiert<br />

Live-musik:<br />

Der Gitarrist und elektroniker thomas stIermaIer engagierte sich<br />

intensiv in der internationalen Filmbewegung »Kinokabarett«, die in<br />

48 Stunden einen Kurzfilm dreht, fertig stellt und in der Folge auf<br />

die Leinwand bringt. Viele der Filme wurden aus Zeitgründen auch<br />

live vertont, was thomas Stiermaier auch zu seiner ersten Arbeit als<br />

Stummfilmmusiker inspirierte. Stiermaier leitet derzeit die »Vienna<br />

Audioscapes«, ein Projekt im rahmen »Digitale Kunst«, gefördert<br />

von der Stadt Wien, das im Bereich Field recordings angesiedelt ist.<br />

Darüber hinaus komponierte er den Soundtrack zum Dokumentarfilm<br />

iN BetWeeN von Claudia Dermutz und Christin Veith.


02<br />

Farbe<br />

mo 27.9., 21:00<br />

GeSAMtLÄNGe: 52 Minuten<br />

Der allergrößte Anteil der frühen Filme aus der<br />

Nitrofilmsammlung des <strong>Filmarchiv</strong>s zeichnet sich<br />

durch überbordende Farbenpracht aus. Kader für<br />

Kader wurden Filme koloriert, viragiert, getont<br />

oder gebeizt. Diese damals übliche, nur durch die<br />

handwerkliche einzelbearbeitung mögliche Verfei-<br />

nerung des Zelluloids verleiht den Filmen bis heute<br />

eine eigentümliche, manchmal fast surrealistische<br />

Anmutung. Besonders das Genre der Feerie, entfacht<br />

mit seinen gesättigten Kolorierungen in Filmen wie<br />

DAS WUNDerBAre StAMMBUCH, Die tAUBeNFee<br />

oder LeBeNDe BLUMeN ein opulentes Feuerwerk an<br />

Farben. Am ende der entwicklung steht die Scha-<br />

blonenkolorierung mit zarten Pastellfarben wie in<br />

iStANBUL, dessen hervorragende Konturschärfe<br />

dem Film in »Naturfarben« frappierend nahe kommt.<br />

eine ganz andere Bildästhetik erzielt die österrei-<br />

chische Sascha-Film mit einer raffinierten Kombinati-<br />

on aus Viragen, also monochromen einfärbungen der<br />

transparenten Partien des Filmbildes, und tonungen,<br />

bei denen die Silberschwärzungen durch andere<br />

Farbstoffe chemisch substituiert werden. Selbst bei<br />

Dokumentarfilmen wie BeiM JoHANNeSFALL iN DeN<br />

rADStÄtter tAUerN iM WiNter erzielt sie damit<br />

nicht nur ungewöhnlich realistische effekte, sondern<br />

auch atmosphärische Verdichtung. (Nikolaus Wostry)<br />

NitroSeSSioNS | ProGrAMM | 27. BiS 30. SePteMBer 2010 | Metro KiNo<br />

la Fée PrIntemPs/dIe FrühlIngsFee | F 1906<br />

l’album merveIlleux/das Wunderbare<br />

stammbuch F 1905<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm,<br />

koloriert<br />

la Fée aux PIgeons/dIe taubenFee F 1906<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm,<br />

koloriert<br />

la Fée PrIntemPs/dIe FrühlIngsFee F 1906<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm,<br />

koloriert<br />

les Fleurs anImées/lebende blumen F 1906<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm,<br />

koloriert<br />

[arIzat – PrIesterIn der göttIn tanIt]<br />

F 1912<br />

Produktion Leon Gaumont (Paris) FormAt 35 mm, stumm,<br />

koloriert<br />

neurestaurierung<br />

beIm JohannesFall In den radstätter<br />

tauern Im WInter A 1917<br />

Produktion Sascha-Film (Wien) FormAt 35 mm, stumm,<br />

viragiert<br />

[Istanbul] F ca. 1918<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm,<br />

koloriert<br />

Live-musik:<br />

Der Musiker FlorIan kmet pendelt zwischen abstrakter experimentalmusik,<br />

schwer definierbarem Jazz und klassischem Songwriting.<br />

Zusammen mit Stéfan Nemeth spielt er im Duo »Lokai« (Alben:<br />

»7millions« (mosz, 2005), »transition« (thrill Jockey, 2009)), mit<br />

Ludwig Bekic und Alexander J. eberhard in der Gruppe »Superlooper«<br />

(»Construct me«, 2008) und ist seit 2007 Mitglied der Gruppe<br />

»trio exklusiv«. Als Solokünstler veröffentlichte er das Songwriter-<br />

Album »electric songs«. (Konkord, 2007). Konzerttätigkeit in Japan,<br />

Mexiko und den USA. Spielte u. a. auf den Festivals: Jazzfest Wien,<br />

Wien Modern, eXPo Japan, Klangspuren Schwaz. Zusammenarbeit<br />

mit Wolfgang Mitterer, Max Nagl, Franz Hautzinger, Burkhard Stangl,<br />

Martin Brandlmayer, Jorge Sánchez-Chiong …<br />

19


20<br />

03<br />

eros<br />

mI 29.9, 19:00<br />

GeSAMtLÄNGe: 47 Minuten<br />

Das frühe Kino zelebrierte die Körperlichkeit, ero-<br />

tische Darstellungen zählten zum Standardrepertoire<br />

der Produktionsfirmen. Das Programm verhandelt<br />

auch themen wie Blickbeziehungen und Voyeuris-<br />

mus im frühen Kino. Der österreichische Hersteller<br />

Saturn Film belieferte mit seinen »pikanten Filmen«<br />

zwischen 1905 und 1910 nicht nur europa. Seine<br />

»sujets viennois« machten erstmals die Marke<br />

»Wiener Film« international bekannt, indem sie im-<br />

mer ein bisschen mehr an entblößtem Fleisch bot wie<br />

die Konkurrenz, und deren Akteure in wohlgelaunter<br />

Unbefangenheit agieren wie in DAS eitLe StUBeN-<br />

MÄDCHeN oder BeiM FotoGrAFeN. Den Unwillen<br />

der Zensurbehörden zogen sie sich nicht so sehr<br />

wegen ihrer heute fast unschuldig wirkenden Nudi-<br />

täten zu, sondern aufgrund ihrer gesellschaftlichen<br />

Positionen, die wie in eiNe MoDerNe eHe oder<br />

WeiBLiCHe ASSeNtierUNG geheiligte institutionen<br />

der bürgerlichen Gesellschaft ironisch betrachteten.<br />

ergänzung finden die Saturnfilme in den zeitgenös-<br />

sischen Produktionen anderer Länder. eine beson-<br />

dere rarität sind oskar Messters AKt-SKULPtUreN,<br />

die als älteste deutsche Spielfilme gelten und deren<br />

ästhetische Ausführung noch ganz im Stil des<br />

19. Jahrhunderts ausgeführt ist. (Nikolaus Wostry)<br />

NitroSeSSioNS | ProGrAMM | 27. BiS 30. SePteMBer 2010 | Metro KiNo<br />

akt­skulPturen | D 1903<br />

[das malen eInes WeIblIchen aktes]<br />

F? ca. 1898<br />

FormAt 35 mm, stumm, viragiert<br />

neurestaurierung<br />

[maler mIt modell] F ca. 1902<br />

FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

neurestaurierung<br />

le coucher de la marIée/das schlaFengehen<br />

der neuvermählten F 1902<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

akt­skulPturen D 1903<br />

Produktion Messters Projection (Berlin) FormAt 35 mm, stumm,<br />

s/w<br />

neurestaurierung<br />

le baIn des dames de la cour/bad der<br />

hoFdamen F 1904<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

dIe dame Im bad mondaIne au baIn F 1904<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

baden verboten A 1906<br />

Produktion Saturn-Film (Wien) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

eIne moderne ehe A 1907<br />

Produktion Saturn-Film (Wien) FormAt 35 mm, stumm, viragiert<br />

[beIm FotograFen] A ca. 1908<br />

Produktion Saturn-Film (Wien) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

das eItle stubenmädchen A ca. 1908<br />

Produktion Saturn-Film (Wien) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

WeIblIche assentIerung A ca. 1908<br />

Produktion Saturn-Film (Wien) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

morgentoIlette eIner lebedame A ca. 1908<br />

Produktion Saturn-Film (Wien) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

[vorbereItung auF das rendezvous] A ca.<br />

1908<br />

Produktion Saturn-Film (Wien) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

[dIe zaubereIen des mandarIns] a ca. 1908<br />

Produktion Saturn-Film (Wien) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

Live-musik:<br />

FabIan Pollack, Chefkomponist und -arrangeur von Nifty’s (Alben:<br />

»takeshi express« (extraplatte, 2007), »Naftularasa« (cracked anegg<br />

records, 2009) sowie Gitarrist mit Hang zur improvisation und unkonventionellen<br />

Grenzüberschreitungen: Zur Wachauerin (neue Volksmusik),<br />

brpobr (pure improvisation), Wanderer (jiddische Songs),<br />

Knalpot (›Krankfunk‹), Cappella con durezza (Avantgarde). Vertonung<br />

von Stummfilmen: »Der treubruch« bei der Viennale 2009 gemeinsam<br />

mit Andreas Schreiber sowie »Jewish Slapsticks« mit thomas Berghammer<br />

beim Festival »Jewish Comedians« im Nestroyhof Hamakon.


04<br />

Zersetzung<br />

mI 29.9, 21:00<br />

GeSAMtLÄNGe: 51 Minuten<br />

ein wesentliches Merkmal des Nitrofilms ist seine<br />

tendenz zur Selbstzersetzung. Alle <strong>Filmarchiv</strong>e<br />

kämpfen daher bei ihrem Bemühen um Sicherung<br />

des audiovisuellen erbes gegen die Zeit. in vielen<br />

Fällen ist aber eine »rettung« des Materials nicht<br />

mehr möglich. im Prozess der Zersetzung wird die<br />

sich auflösende fotografische information in ein<br />

zusehends abstraktes Abbild von eigenem ästhe-<br />

tischen reiz transformiert. in seiner Auflösung zeigt<br />

Nitrofilm eine ungleich größere Dignität als andere<br />

Schichtträger, da er im Unterschied zu zersetztem<br />

Azetatfilm seine Planlage zumeist nicht verliert<br />

und deshalb in jedem Stadium seines Verfalls keine<br />

durch Verwölbungen hervorgerufene Unschärfen<br />

auftreten. Die gewählten Beispiele zeigen die ver-<br />

schiedensten transformationen, wobei die Auswahl<br />

so getroffen wurde, dass der inhalt der Filme in<br />

seiner integrität erhalten blieb. Zumeist sind es<br />

hydrolytische Zersetzungen der emulsion, die in<br />

ihrem ersten Stadium ein rythmisches Verschieben<br />

der Bildkonturen bewirkt, das sich in weiterer Folge<br />

bis zu völlig neuen, abstrakt anmutenden Bild-<br />

deformationen steigert. eine besonders schöne Art<br />

der Bildzersetzung stellen dichroitische Schleier<br />

und Solarisationen dar. Bei diesen bleiben die<br />

Bildkonturen vollständig erhalten, die Farben der<br />

Bilder werden jedoch durch interferenzen in ein<br />

NitroSeSSioNS | ProGrAMM | 27. BiS 30. SePteMBer 2010 | Metro KiNo<br />

vues d’esPagnes en carte Postales/ansIchten von sPanIen auF Postkarten | F 1907<br />

reiches Spektrum gebrochen und einzelne Bildpar-<br />

tien kippen durch Solarisationen von einem Positiv<br />

ins Negativ. Die psychodelischen Qualitäten dieser<br />

Farbumwandlungen haben einem der Kernwerke<br />

des österreichischen Stummfilms, emil Leydes Der<br />

SoNNWeNDHoF, in seinen dramatischsten Szenen<br />

eine frappierende Verdichtung gegeben.<br />

(Nikolaus Wostry)<br />

vues d’esPagnes en carte Postales/ansIchten<br />

von sPanIen auF Postkarten F 1907<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm, viragiert<br />

gedächtnIsFeIer aus PoltaWa vor s. m.<br />

dem cza F 1909<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

neurestaurierung<br />

der kunstdrechsler F ca. 1909<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

neurestaurierung<br />

der hanF F ca. 1909<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

neurestaurierung<br />

[das begräbnIs des WIener bürgermeIsters<br />

dr. karl lueger] A/F 1910<br />

Produktion Leon Gaumont (Paris/Wien) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

neurestaurierung<br />

abreIse zum kreuzzug i ca. 1910<br />

Produktion Fixité (italiene) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

neurestaurierung<br />

tauFFeIerlIchkeIten des erzherzogs<br />

Franz JosePh auF schloss Wartholz<br />

am 25. november 1912 In anWesenheIt des<br />

thronFolgers erzherzog Franz FerdInand<br />

und der übrIgen mItglIeder des<br />

kaIserhauses A/F 1912<br />

Produktion Leon Gaumont (Paris/Wien) FormAt 35 mm, stumm,<br />

s/w<br />

neurestaurierung<br />

der sonnWendhoF A 1918<br />

Produktion Leyka-Film regie emil Leyde mit trude Merly, Poldi<br />

Müller, Fritz Kortner, Josef reithofer FormAt 35 mm, stumm, viragiert<br />

neurestaurierung<br />

Live-musik:<br />

bernhard schöberl (Gitarre, elektronik) und bernd klug<br />

(Bass) bewegen sich einerseits im Jazz und andererseits in der freien<br />

improvisation. Gemeinsam sind sie in eine reihe von Projekten involviert<br />

und spielen u. a. im improvisationsensemble »ctrl« sowie als Duo<br />

unter dem Namen »fritz&franz«. Bernhard Schöberl arbeitete darüber<br />

hinaus mit dem »Wiener Geräuschorchester«, dem Mitteleuropäischen<br />

Kammerorchester sowie dem SWr-Sinfonieorchester und ist in der<br />

Formation »lsd« tätig. Bernd Klug arbeitete u. a. mit Michael Horowitz,<br />

Bernhard Lang, Martin Gut, Jeff Frohner, Florian Fennes, dunkelbunt,<br />

tim Sharp.<br />

21


22<br />

05<br />

tempo<br />

do 30.9, 19:00<br />

GeSAMtLÄNGe: 53 Minuten<br />

Das frühe Kino war ein begeisterter Chronograf<br />

der um 1900 aktuellen Verkehrsmittel (eisenbahn,<br />

Flugzeuge/Zeppeline, Autos etc.). Das Programm<br />

zeigt viele Facetten der beschleunigten Bilder-<br />

und Wahrnehmungswelt, die das Kino vor über<br />

100 Jahren schuf. Vor allem die Aktualitäten jagten<br />

den sich ständig überbietenden rekorden in Aviatik<br />

und Automobilistik nach, sodass wir heute mit<br />

Filmen wie WiLBUr WriGHt UND SeiNe FLUGMA-<br />

SCHiNe oder dem FLUG BLeriotS iM AeroPLAN<br />

ÜBer Die StrASSe VoN DoVer über einzigartige<br />

Filmdokumente verfügen, in denen Geschichte<br />

geschrieben wurde. Aber auch der fiktionale Film<br />

holt sich inspiration vom Fieber des Fortschritts:<br />

So transzendiert Georges Méliès’ temporeiche Pha-<br />

nasiewelt in Le VoYAGe DANS LA LUNe mit ihrer<br />

ausgefeilten tricktechnik die Schwere des raums,<br />

und auch die in ihrem anarchistischen Übermut<br />

berückenden Pathé-Burlesken wie Die JAGD NACH<br />

Der PerrÜCKe oder eiN DUrCHGeGANGeNeS<br />

AUtoMoBiL sind nicht nur freudige Verbeugungen<br />

vor dem technischen Fortschritt, sondern in ihrer<br />

Furiosität selbst tempo, wie sie nur der Kinemato-<br />

graf bieten kann. (nw)<br />

NitroSeSSioNS | ProGrAMM | 27. BiS 30. SePteMBer 2010 | Metro KiNo<br />

der Würger der Welt | D 1919<br />

le voyage dans la lune F 1902<br />

Produktion Astoria-Film (Wien) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

[charles voIsIn: Flugversuche auF der<br />

seIne] F ca. 1905<br />

FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

neurestaurierung<br />

la course a la Perruque/dIe Jagd nach<br />

der Perrücke F 1905<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

les raPIdes de la rIvIère ozu/In JaPan –<br />

blItzFahrten auF dem ozu­Fluss F 1906<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm,<br />

viragiert<br />

un colPo dI vento sulla sPIaggIa F 1907<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

de tonneau de tonneau/von Fass zu Fass<br />

F 1907<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm,<br />

viragiert<br />

l’automobIle emballée/eIn durchgegangenes<br />

automobIl F 1907<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

WIlbur WrIght und seIne FlugmaschIne<br />

F 1909<br />

Produktion eclipse (Paris) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

Flug blerIots Im aeroPlan über dIe<br />

strasse von dover F 1909<br />

Produktion Leon Gaumont (Paris) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

dIe katastroPhe auF dem FlugFelde beI<br />

ParIs F 1911<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm, s/w<br />

neurestaurierung<br />

Live-musik:<br />

Der Altsaxophonist marco eneIdI bewegt sich zwischen Free-Jazz<br />

und improvisationsmusik. in seiner jahrzehntelangen Karriere spielte<br />

der US-Musiker mit Jazz-Größen wie Cecil taylor, Dewey redman, Bill<br />

Dixon, Ken Vandermark, Peter Brötzmann … Seit 1987 betreibt er das<br />

Label »Botticelli records« bei welchem u. a. Denis Charles, William<br />

Parker, Wadada Leo Smith, Glenn Spearman, Wilbur Morris, Karen Borca<br />

and Jackson Krall Platten veröffentlichten. Unter dem titel »the<br />

Neu New York/Vienna institute of improvised Music« veranstaltet<br />

Marco eneidi wöchentlich am Montag eine Jam Session im Keller des<br />

kleinen Wiener Lokals Celeste.


06<br />

Feuer<br />

do 30.9, 21:00<br />

GeSAMtLÄNGe: 60 Minuten<br />

Feuerszenen sind klassische Sujets des frühen<br />

Kinos. Feuer ist aber auch das Synonym für die<br />

besondere Fragilität der Nitrofilme (das Material ist<br />

leicht brennbar). im Lauf der Geschichte wurden<br />

die Nitrobestände weltweit durch Brände stark de-<br />

zimiert. Das Programm thematisiert die immanente<br />

Bedeutung dieses Urelements für die Filmkunst.<br />

Die technik der Virage, monochromer einfärbungen<br />

des Filmbildes, beginnt mit der Wiedergabe der<br />

elementaren Naturerscheinungen von Feuerrot und<br />

Nachtblau. Nur zögernd wird die filmische Gram-<br />

matik weitere Farben aufnehmen und damit jenes<br />

stilistische instrumentarium schaffen, das bis Mitte<br />

der 1920er-Jahre das zentrale element atmosphä-<br />

rischer Untermalung sein wird. Das eiSeNBAHN-<br />

AtteNtAt ist eine Pionierleistung dieser erwei-<br />

terten Farbpalette, die jedoch noch ganz auf das<br />

dramatische – und natürlich feuerrote – Finale des<br />

Films hin komponiert ist.<br />

Mit gleich zwei Filmen ist der berühmte Georges<br />

Méliès in diesem Programm vertreten, der als<br />

größter Magier des frühen Kinos die infernalischen<br />

Kräfte des Feuers beschwört. Sein letzter großen<br />

Film À LA CoNQUÊte DU PÔLe, dessen einzige<br />

originale Farbfassung im <strong>Filmarchiv</strong> <strong>Austria</strong> erhal-<br />

ten geblieben ist, führt noch einmal alle elemente<br />

NitroSeSSioNS | ProGrAMM | 27. BiS 30. SePteMBer 2010 | Metro KiNo<br />

le PIed de mouton/der hammelFuss | F 1907<br />

seines Schaffens zu einem Höhepunkt. Albert<br />

Capellanis Le PieD De MoUtoN markiert eben-<br />

falls Höhepunkt und ende des Genres der Feerie,<br />

das nach 1907 keine nennenswerte entwicklung<br />

mehr erfährt. Für die effektvolle tricktechnik und<br />

Fotografie dieser »feurigen« Feerie ist der, neben<br />

Méliès wichtigste Pionier des Filmtricks, Segundo de<br />

Chomón, verantwortlich. (nw)<br />

le chaudron InFernal F 1903<br />

Produktion Starfilm (Paris) regie: Georges Méliès Mit: Georges<br />

Méliès FormAt 35 mm, stumm, koloriert<br />

un attentat sur la voIe Ferrée/eIsenbahnattentat<br />

F 1906<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) FormAt 35 mm, stumm,<br />

viragiert<br />

le PIed de mouton/der hammelFuss F 1907<br />

Produktion Pathé Frères (Paris) regie: Albert Capellani Kamera:<br />

Segundo de Chomón FormAt 35 mm, stumm, koloriert<br />

neurestaurierung<br />

À la conquête du Pôle/dIe entdeckung<br />

des nordPols F 1912<br />

Produktion Starfilm (Paris) FormAt 35 mm, stumm, viragiert/<br />

koloriert<br />

Live-musik:<br />

alexandr vatagIn lebt als Musiker und Produzent in Wien. er<br />

bewegt sich zwischen den Genres experimenteller Musik, Jazz,<br />

Post-rock und Dance und veröffentlichte bislang zwei Soloalben. Der<br />

Autodidakt und Multiinstrumentalist spielt Cello, Bass, elektronik,<br />

Vibraphon … in den Formationen »tupolev«, »Slon« und »Das Werner<br />

Kitzmueller trio«. im Jahr 2008 gründete er das Label »Valeot«, das<br />

sich schon heute durch einen umfangreichen Katalog auszeichnet.<br />

Die Musikzeitschrift »thegap« zählte Alexandr Vatagin 2009 zu den<br />

meistversprechenden jungen Künstlern Österreichs.<br />

23

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