Glaube und Zweifel - Studi38

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08.01.2013 Aufrufe

Campus Emanzipation hin oder her. Wenn es darum geht den ersten Schritt zu machen ist Mann gefragt. Bereits nach dem ersten Augenkontakt läuft vielen meiner Artgenossen der Schweiß den Rücken runter. Das Problem bei der Sache ist einfach, dass Mann seinen Gegner nicht kennt. Das einzige, was Mann weiß, ist, dass Frauenzeitschriften und romantische Hollywoodkomödien die Erwartungshaltung von Frauen ins Utopische getrieben haben. Sollte man sich wirklich mal dazu entschließen einen Flirt anzufangen, läuft Mann wie ein Einwegkrieger direkt in den Hinterhalt. Ich möchte Flirten jetzt nicht mit taktischem Krieg vergleichen, aber was ich mit Freunden und Bekannten alles schon erlebt habe, ist nicht mehr weit davon entfernt. Fakt ist, dass ganze Aufhübschen soll von uns Männern belohnt werden. Für einen Sitzplatz neben euch an der Bar ist dann schon ein Lobgesang an alle feinen Details eures stundenlang durchdachten Outfits nötig. Einfallslose Komplimente unsererseits haben ebenfalls einen sehr einfachen Hintergrund. H&M, Mango, Zara und wie sie nicht alle heißen verkaufen euch Individualität und Style so gut, dass ihr letztendlich in der Homogenität versinkt. Dementsprechend bekommt ihr Durchschnittsfloskeln zu hören, weil anfangs meistens nicht mehr als Durchschnitt zu entdecken ist. Ein Freund kam letztens in einem bekannten Braunschweiger Club zu mir und fragte: „Siehste das Mädel da hinten, bei der würde ich es gerne versuchen. Aber ich weiß nicht ob ich sie nicht schon angesprochen habe? „Wie?“ „Naja, die sehen hier irgendwie alle gleich aus.“ Ich lachte nur und meinte, er solle es nochmal versuchen. „So sieht es aus als ob du hartnäckig bist.“ Wenn wir dann den ersten Schritt geschafft haben, heißt es Geldbörse auf. Die meisten Frauen reden nicht lange mit einem, wenn man keinen springen lässt. Spätestens nach dem ersten kurzen Wortwechsel schielt ihr zur Theke und gleicht Outfit des Mannes mit Wunschgetränk ab. Kann ich nur ein Bier rausholen oder doch einen Cosmopolitan? Mehr ist halt mehr. So kommt es dann auch, dass man morgens ohne neue Handynummer aufwacht, gefrustet vom Bäcker sein Katerfrühstück holen will und feststellt sich nicht einmal mehr ein Knäckebrot leisten zu können. Bevor ich also Einen ausgebe muss schon mehr passen als das Outfit. Liebe Frauen dieser Welt, verzeiht mir die Verallgemeinerung über euer Geschlecht, aber beweist uns Männern erstmal, dass ihr ein gutes Herz habt. Vielleicht werden wir dann auch zielsicherer. Er sagt Minen Feld Von Janina Göbel & Christian Matz Foto: James Khoo 6 Sie sagt Ich gehe wirklich gerne aus, mache mich hübsch, ziehe mir etwas Nettes an. Ich begutachte das, was ich im Spiegel sehe. Und ja, ich gestehe, ich flirte auch gerne mit dem gutaussehenden Unbekannten, der mich sympathisch von der Bar aus anlächelt. Doch was kommt nach den ersten schüchternen Blicken? Oft ist die angenehme Spannung dahin, sobald er den Mund auf macht. Denn leider haben es die meisten Männer nicht gelernt einer Frau ein richtiges Kompliment zu machen. Ich spreche nicht von der altmodischen Schule dem weiblichen Geschlecht den Hof zu machen. Schließlich muss mich der nette Typ von der Bar ja nicht gleich heiraten. Flirten ist unver- bindlich, spontan und doch scheint es so, als haben’s die meisten Männer einfach nicht drauf. Ich möchte nicht hören, dass der Himmel um mich geweint hat, weil er seinen schönsten Stern verloren hat, als ich ge- boren wurde. Bei maßlosen Übertreibungen und offensichtlichen Schleimereien ergreife ich ebenfalls schnell die Flucht. Von aufdringlichen Anmachsprüchen, die auf nichts anderes als auf meinen Körper abzielen, ganz zu schweigen. Eine falsche Äußerung von ihm und – peng – der schöne Augenblick ist dahin. Und von einem Moment zum nächsten wird der süße Typ mit dem verschmitzten Unschuldslächeln zum Schürzenjagenden Gigolo. Liebe Männer dieser Welt, ver- zeiht, dass ich hier in Verallgemeinerungen über eurer Geschlecht sprechen muss, doch leider ist es immer wieder das Gleiche: Plumpe Komplimente treffen allerhöchstens meine Nerven, aber sicher nicht mein Herz. Ihr müsst mir nicht erzählen, wie toll, hübsch, und doch einfach total anders als alle anderen Frauen ich bin. Also geht doch den nächsten Flirtversuch mit etwas weniger Tempo an. Ein ehrliches, gelassenes und authentisches Auftreten wirkt auf uns Frauen gleich viel anziehender als jedes hochtrabende Kompliment. Nehmt es doch mit TV-Dinosaurier und Entertainer Johannes Heesters, der schon wusste, dass „ein Kompliment die charmante Vergrößerung einer kleinen Wahrheit“ ist. Und vielleicht trefft ihr damit zielsicher direkt ins Herz. #

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Campus<br />

Emanzipation hin oder her. Wenn es darum geht den ersten Schritt zu<br />

machen ist Mann gefragt. Bereits nach dem ersten Augenkontakt läuft<br />

vielen meiner Artgenossen der Schweiß den Rücken runter. Das Problem<br />

bei der Sache ist einfach, dass Mann seinen Gegner nicht kennt. Das<br />

einzige, was Mann weiß, ist, dass Frauenzeitschriften <strong>und</strong> romantische Hollywoodkomödien<br />

die Erwartungshaltung von Frauen ins Utopische getrieben<br />

haben. Sollte man sich wirklich mal dazu entschließen einen Flirt<br />

anzufangen, läuft Mann wie ein Einwegkrieger direkt in den Hinterhalt.<br />

Ich möchte Flirten jetzt nicht mit taktischem Krieg vergleichen, aber was<br />

ich mit Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Bekannten alles schon erlebt habe, ist nicht mehr<br />

weit davon entfernt.<br />

Fakt ist, dass ganze Aufhübschen soll von uns Männern belohnt<br />

werden. Für einen Sitzplatz neben euch an der Bar<br />

ist dann schon ein Lobgesang an alle feinen Details eures<br />

st<strong>und</strong>enlang durchdachten Outfits nötig. Einfallslose<br />

Komplimente unsererseits haben ebenfalls einen sehr<br />

einfachen Hintergr<strong>und</strong>. H&M, Mango, Zara <strong>und</strong> wie sie<br />

nicht alle heißen verkaufen euch Individualität <strong>und</strong><br />

Style so gut, dass ihr letztendlich in der Homogenität<br />

versinkt. Dementsprechend bekommt ihr Durchschnittsfloskeln<br />

zu hören, weil anfangs meistens nicht mehr als<br />

Durchschnitt zu entdecken ist. Ein Fre<strong>und</strong> kam letztens<br />

in einem bekannten Braunschweiger Club zu mir <strong>und</strong><br />

fragte: „Siehste das Mädel da hinten, bei der würde<br />

ich es gerne versuchen. Aber ich weiß nicht ob ich<br />

sie nicht schon angesprochen habe? „Wie?“ „Naja,<br />

die sehen hier irgendwie alle gleich aus.“ Ich lachte<br />

nur <strong>und</strong> meinte, er solle es nochmal versuchen. „So<br />

sieht es aus als ob du hartnäckig bist.“<br />

Wenn wir dann den ersten Schritt geschafft haben,<br />

heißt es Geldbörse auf. Die meisten Frauen reden nicht<br />

lange mit einem, wenn man keinen springen lässt. Spätestens<br />

nach dem ersten kurzen Wortwechsel schielt ihr zur<br />

Theke <strong>und</strong> gleicht Outfit des Mannes mit Wunschgetränk<br />

ab. Kann ich nur ein Bier rausholen oder doch einen Cosmopolitan?<br />

Mehr ist halt mehr. So kommt es dann auch,<br />

dass man morgens ohne neue<br />

Handynummer aufwacht,<br />

gefrustet vom Bäcker sein<br />

Katerfrühstück holen<br />

will <strong>und</strong> feststellt sich<br />

nicht einmal mehr<br />

ein Knäckebrot leisten<br />

zu können.<br />

Bevor ich also Einen<br />

ausgebe muss schon<br />

mehr passen als das<br />

Outfit.<br />

Liebe Frauen dieser Welt,<br />

verzeiht mir die Verallgemeinerung<br />

über euer Geschlecht,<br />

aber beweist uns Männern erstmal, dass ihr ein<br />

gutes Herz habt.<br />

Vielleicht werden wir dann auch zielsicherer.<br />

Er<br />

sagt<br />

Minen<br />

Feld<br />

Von Janina Göbel & Christian Matz<br />

Foto: James Khoo<br />

6<br />

Sie<br />

sagt<br />

Ich gehe wirklich gerne aus, mache<br />

mich hübsch, ziehe mir etwas Nettes<br />

an. Ich begutachte das, was ich<br />

im Spiegel sehe. Und ja, ich gestehe,<br />

ich flirte auch gerne mit dem gutaussehenden<br />

Unbekannten, der mich sympathisch<br />

von der Bar aus anlächelt. Doch was<br />

kommt nach den ersten schüchternen Blicken?<br />

Oft ist die angenehme Spannung dahin,<br />

sobald er den M<strong>und</strong> auf macht. Denn<br />

leider haben es die meisten Männer nicht<br />

gelernt einer Frau ein richtiges Kompliment<br />

zu machen. Ich spreche nicht von der altmodischen<br />

Schule dem weiblichen Geschlecht<br />

den Hof zu machen. Schließlich<br />

muss mich der nette Typ von der Bar ja<br />

nicht gleich heiraten. Flirten ist unver-<br />

bindlich, spontan <strong>und</strong> doch scheint es<br />

so, als haben’s die meisten Männer<br />

einfach nicht drauf. Ich möchte<br />

nicht hören, dass der Himmel<br />

um mich geweint hat, weil<br />

er seinen schönsten Stern<br />

verloren hat, als ich ge-<br />

boren wurde. Bei maßlosen<br />

Übertreibungen<br />

<strong>und</strong> offensichtlichen<br />

Schleimereien ergreife<br />

ich ebenfalls schnell die<br />

Flucht. Von aufdringlichen<br />

Anmachsprüchen, die auf<br />

nichts anderes als auf meinen<br />

Körper abzielen, ganz zu schweigen.<br />

Eine falsche Äußerung von<br />

ihm <strong>und</strong> – peng – der schöne<br />

Augenblick ist dahin. Und von<br />

einem Moment zum nächsten<br />

wird der süße Typ mit dem verschmitzten<br />

Unschuldslächeln<br />

zum Schürzenjagenden Gigolo.<br />

Liebe Männer dieser Welt, ver-<br />

zeiht, dass ich hier in Verallgemeinerungen über eurer Geschlecht<br />

sprechen muss, doch leider ist es immer wieder<br />

das Gleiche: Plumpe Komplimente treffen allerhöchstens<br />

meine Nerven, aber sicher nicht mein Herz.<br />

Ihr müsst mir nicht erzählen, wie toll, hübsch, <strong>und</strong> doch<br />

einfach total anders als alle anderen Frauen ich bin. Also<br />

geht doch den nächsten Flirtversuch mit etwas weniger Tempo<br />

an. Ein ehrliches, gelassenes <strong>und</strong> authentisches Auftreten<br />

wirkt auf uns Frauen gleich viel anziehender als jedes hochtrabende<br />

Kompliment. Nehmt es doch mit TV-Dinosaurier <strong>und</strong> Entertainer<br />

Johannes Heesters, der schon wusste, dass „ein Kompliment<br />

die charmante Vergrößerung einer kleinen Wahrheit“ ist.<br />

Und vielleicht trefft ihr damit zielsicher direkt ins Herz. #

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