Glaube und Zweifel - Studi38
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Fotos: Florian Koch, F. Schmutzer<br />
<strong>Glaube</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Zweifel</strong><br />
Wenn im Studium Religion <strong>und</strong> WiSSenSchaft aufeinandeR tReffen.<br />
Von Daniel Beutler<br />
Was früher den sicheren Weg<br />
auf den Scheiterhaufen bedeutete,<br />
ist heutzutage problemlos<br />
machbar: Die Welt zu erforschen<br />
wie sie ist, losgelöst von übernatürlichen<br />
Aspekten. Wissenschaft <strong>und</strong> Religion<br />
sind heute un-<br />
abhängig voneinander,<br />
streiten sich aber dennoch<br />
unentwegt. Zwei<br />
Protagonisten mit dem<br />
Anspruch unfehlbar<br />
zu sein, gefangen in<br />
einem Stellungskrieg,<br />
der dem Otto-Normal-<br />
Studenten eigentlich<br />
egal sein könnte, solange<br />
er sich für eine Seite<br />
entscheidet oder in die<br />
Schweiz der Existenz flüchtet, den Nihilismus.<br />
Was aber, wenn er zwischen den<br />
Fronten steht? Ein gläubiger Mensch,<br />
der an der Universität Chemie, Medizin,<br />
Physik <strong>und</strong> der gleichen Fächern<br />
studiert, in denen immer wieder an den<br />
Gr<strong>und</strong>festen einer spirituellen Welt geruckelt<br />
wird. Das bringt Probleme mit<br />
sich – sollte man meinen.<br />
Wissenschaftler <strong>und</strong> religiös sein?<br />
Kein Problem, findet Ansgar Niehoff,<br />
Promotionsstudent der Chemie an der<br />
TU Braunschweig <strong>und</strong> gläubiger Christ.<br />
„Ich sehe da keinen Widerspruch, viel<br />
mehr hat mich mein Studium im <strong>Glaube</strong>n<br />
bestärkt“, sagt der 28-Jährige. „Wie<br />
alles in der Welt bis hin zu den kleinsten<br />
Teilen aufeinander abgestimmt ist,<br />
Frankreich ist<br />
streng laizistisch.<br />
Religionsunterricht<br />
ist an öffentlichen<br />
Schulen strikt<br />
verboten <strong>und</strong> es gibt<br />
keine Theologie an<br />
den Universitäten.<br />
Wissenschaft<br />
das kann kein Zufall sein.“ Die Welt <strong>und</strong><br />
das Leben zu erforschen <strong>und</strong> dem Masterplan<br />
eines Schöpfers immer näher zu<br />
kommen, ihn irgendwann zu verstehen<br />
<strong>und</strong> am Ende vielleicht sogar gottgleich<br />
zu werden – vor solchen Visionen hat<br />
Niehoff keine Angst.<br />
„Wir werden eh nie al-<br />
les Wissen <strong>und</strong> die Stufe<br />
Gottes erreichen“,<br />
ist er sich sicher. Probleme<br />
sieht er beim Studium<br />
nicht mit dem<br />
<strong>Glaube</strong>n aufkommen,<br />
sondern ebenso wie<br />
sein Kommilitone Stephan<br />
Matthies, Maschinenbaustudent,<br />
eher<br />
auf einer moralisch<br />
oder ethischen Ebene.<br />
„Falls Gott die Welt geschaffen hat,<br />
war seine Hauptsorge sicher nicht, sie<br />
so zu machen, dass wir sie verstehen<br />
können“, hat Albert Einstein mal gesagt.<br />
Aber wir Menschen, zumindest<br />
die meisten, wollen verstehen. Wir sind<br />
wahnsinnig neugierig. Manchen reicht<br />
es zu wissen, wie viele Kinder Arnold<br />
Schwarzenegger hat oder was es mit der<br />
Joghurt-Regel von Lothar Matthäus auf<br />
sich hat. Manchen reicht das nicht. Sie<br />
gehen den großen Fragen nach. Und die<br />
können manchmal richtig fies sein <strong>und</strong><br />
alles auf den Kopf stellen. Ein Klassiker:<br />
Was war zuerst da, das Huhn oder das<br />
Ei? Oder wenn ein Gott alles erschaffen<br />
hat, wo kommt dieser Gott selber<br />
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her? Da kann man schon ins Grübeln<br />
kommen. Oder ein Gedankenspiel, was<br />
nach menschlichen Maßstäben eigentlich<br />
simpel erscheint: Wenn Gott allmächtig<br />
ist, könnte er ein Stein erschaffen,<br />
der so schwer ist, dass er ihn nicht<br />
hochheben könnte, was ihm wiederum<br />
seinen Allmachtsstatus nehmen würde?<br />
„Das Problem ist, dass wir das nicht verstehen<br />
können“, sagt Christiane Picht-<br />
Büscher, Pfarrerin der Evangelische Studierenden-<br />
<strong>und</strong> Hochschulgemeinde.<br />
„Falls Gott die Welt<br />
geschaffen hat, war seine<br />
Hauptsorge sicher nicht,<br />
sie so zu machen, dass wir<br />
sie verstehen können.“<br />
Albert Einstein