Glaube und Zweifel - Studi38

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08.01.2013 Aufrufe

Campus Auf ein Bier mit ... Wenn Eintracht Braunschweig, die New Yorker Phantoms oder die New Yorker Lions auf ihre Gegner treffen, dann dürfen sie nicht fehlen: Maskottchen Leo, das Phantom und Hank sind bei jedem Spiel dabei. Der eine überbrückt langweilige Spielpausen, der andere sorgt vor dem Stadion bei den Kindern für gute Laune. Doch aufeinander getroffen sind alle drei noch nie. studi.38 wollte dies ändern und sich mit den Dreien im Altstadttreff Braunschweig auf ein Bier treffen. Zunächst einmal mussten wir lernen, dass die drei eine Cola bevorzugen... Von Kristina Branz & Ronny Fichte Warum guckt das Phantom immer so grimmig? Kriegen die Kinder nicht Angst? Phantom: Ich soll ja auch die Gegner einschüchtern und erschrecken. Witzigerweise haben eher Erwachsene als Kinder Angst vor mir. Gerade Frauen klammern sich oft an ihre Männer. Kalorien verbrennt man bestimmt gut unter eurem dicken Fell… Phantom: Ich trinke pro Spiel drei Liter. Hank: Genauso viel verschwitzt man auch. Und bei heißem Wetter muss man aufpassen, dass man auf dem Spielfeld nicht umkippt. Leo, wir haben gehört, du darfst bei den Spielen nicht ins Stadion? Leo: Ich gehe nicht in den Innenraum. Das ist eine Vereinbarung mit einigen Eintracht- Fans, die das nicht wollen. Aber ich bin vor 16 den Spielen immer im Familienblock und besuche natürlich die Kinder im Kinderland. Bist du darüber manchmal traurig? Leo: Natürlich! Aber ich suche mir andere Sachen. Wenn irgendwo ein Stadtfest ist, springe ich kurz aus dem Auto und mache meine Show. Ich fahre zu Kindergeburtstagen oder auch mal quer durch den Harz zu einer unserer Fußballschulen. Fotos: Kristina Branz

Was war euer schlimmstes Erlebnis als Maskottchen? Hank: Mein erster Auftritt bei einem Spiel. Ich war ungeübt und war zur Halbzeit total platt, sodass ich nicht mal mehr die Stufen im Stadion hochgekommen bin. Jetzt fange ich schon ein bis zwei Tage vorher an, meinen Wasserhaushalt aufzufüllen - genau wie unsere Jungs. Phantom: Ich habe letztes Jahr von der Öffentlichen Versicherung einen Segway überreicht bekommen. Ich habe mich sehr gefreut und bin winkend auf dem Spielfeld herum gefahren. Ohne zu gucken, habe ich dann den damaligen Nationalspieler Heiko Schaffartzik über den Haufen gefahren. Das war vielleicht peinlich und stand am nächsten Tag auch in der Zeitung. Zum Glück ist nichts passiert. Was gefällt euch am meisten an eurer Arbeit? Leo: Ganz klar, die Arbeit mit den Kindern! Wenn die Kinderaugen leuchten... Phantom: Ja, das ist toll, wenn du so einen kleinen Knirps abklatschen kannst. Hank: Ein Maskottchen darf fast alles. Du kannst du mit jedem der irgendwo rum steht Mist machen und zum Beispiel in den Haaren kraulen oder den Kindern das Eis klauen. Phantom: Außer reden – das tun wir sonst nicht. Leo: Das stimmt. Und wenn ich ein schickes junges Mädel sehe, dann gehe ich natürlich auf sie zu. Als Maskottchen darf ich sie ganz selbstverständlich in den Arm nehmen. Phantom: Natürlich! Das ist ein großer Flirtfaktor! Und keiner nimmt einem die Späße übel! Warum gibt es keine weiblichen Maskottchen? Leo: Wünschen würde ich mir das! Ich weiß auch nicht, warum es das nicht gibt… Treffen sich die Maskottchen der unterschiedlichen deutschen Vereine untereinander? Leo: Stefan Raab hat mal eine Maskottchen- Europameisterschaft veranstaltet. Aber da ging es eher darum, dass wir hinfallen und uns gegenseitig schubsen. Das war nichts für mich. Wenn ich auf ein Gegenmaskottchen treffe, freue ich mich, dass ich es sehe. Sich necken ist o.k., aber es muss im Rahmen bleiben. Campus Phantom: In der Basketball-Bundesliga gibt es einmal im Jahr den „Allstars-Day“, wo alle Maskottchen fünf Minuten lang gegeneinander spielen. Das ist ein freundschaftliches Ding und da freue ich mich jedes Jahr drauf. Was zeichnet eigentlich euren Charakter aus? Phantom: Ich bin männlich, muskulös, dominant und angsteinflößend auf den Gegner. Und ich bin mal kein Löwe! Hank: Ich bin immer für einen Spaß aufgelegt und bettle sehr gern, wenn es irgendwo etwas zu essen oder zu trinken gibt. Leo: Das würde es natürlich im Fußball nicht geben! Ich bin immer freundlich und lustig. Was gefällt euch an Braunschweig? Hank: Obwohl Braunschweig nicht so wahnsinnig groß ist, haben wir trotzdem drei Vereine, die verhältnismäßig viele Zuschauer haben. Was ist eigentlich die Aufgabe eines Maskottchens? Wie sieht euer Beitrag für die Mannschaft aus? Phantom: Für mehr Zuschauer sorgen wir beim Basketball eher wenig. Die meisten kommen wegen dem Sport und der Stimmung. Hank: Viele Kinder, die zu Spielen gekommen sind, blieben bei der Sportart hängen, weil sie zum Maskottchen einen guten Bezug hatten. Meine Kinder sind früher vor allem deswegen mitgegangen und spielen jetzt selbst Football. Leo: Ein Maskottchen leistet viel für den Verein, weil es raus in die Öffentlichkeit geht. Das Einzugsgebiet von Eintracht ist riesig und für alle Orte ist es wichtig, dass mal jemand von Eintracht da ist. Die Spieler haben dafür ja verständlicherweise oft keine Zeit. Könntet ihr euch vorstellen jetzt mal mit den anderen Dreien die Kostüme zu tauschen? Phantom: Eher nicht! Bei der Eintracht könnte ich nicht so viel mitmachen beim Spiel wie bisher und Football ist mir einfach zu langweilig. Leo: Ja! Das würde ich gern mal machen. Ich bin mir sicher, dass die Anforderungen in einer anderen Sportart ganz anders sind, aber gerade das ist spannend. Oder ich wäre gerne mal Till Eulenspiegel, um die Politik so richtig hoch zu nehmen. # 17 leo iSt… Hans Georg Tallig (63) aus Braunschweig. Der frühere Leistungssportler ist schon seit den 70er Jahren als Maskottchen unterwegs. Er rief auch den Braunschweiger Nachtlauflöwen ins Leben. Zwischenzeitlich verkörperte er das Maskottchen der Braunschweig Lions. Seit 2007 arbeitet er ehrenamtlich als Leo bei Eintracht Braunschweig. „Der Job ist ein Spaßfaktor, der mir ein Stück Freiheit gibt.“ hanK iSt… Andreas Apitz (52) aus Braunschweig Andreas schlüpft seit 1998 ehrenamtlich ins Hank-Kostüm. Er bat seine Hilfe an, nachdem das Maskottchen der Lions in der damaligen Saison nur unregelmäßig bei den Spielen zu sehen war. Seinen ersten Einsatz hatte er beim Football-Endspiel in Frankfurt: „Ich bin erstmal heimlich nachts um die Häuser gezogen, um ein Gefühl für die riesigen Schuhe zu bekommen – damit ich mich nicht blamiere und hinfalle.“ daS phantom iSt… Sven Jacobs (23) aus Braunschweig Der Rettungsassistent und ehemalige Hallensprecher der New York Phantoms kam auf besondere Weise zu seiner neuen Aufgabe: „Wegen einer zu großen Klappe. Irgendwann habe ich mal vor dem Spiel gesagt, dass der Job ja total einfach wäre und ich auch gerne mal Mist machen würde, ohne dass mich jemand erkennt. Ein halbes Jahr später bekam ich den Anruf, dass das Maskottchen für den „Allstar- Day“ verhindert war. Mein erster Auftritt in riesengroßer Halle in Mannheim vor 12000 Leuten, das war riesig!“

Was war euer schlimmstes Erlebnis als<br />

Maskottchen?<br />

Hank: Mein erster Auftritt bei einem Spiel.<br />

Ich war ungeübt <strong>und</strong> war zur Halbzeit total<br />

platt, sodass ich nicht mal mehr die Stufen<br />

im Stadion hochgekommen bin. Jetzt fange<br />

ich schon ein bis zwei Tage vorher an, meinen<br />

Wasserhaushalt aufzufüllen - genau wie<br />

unsere Jungs.<br />

Phantom: Ich habe letztes Jahr von der Öffentlichen<br />

Versicherung einen Segway überreicht<br />

bekommen. Ich habe mich sehr gefreut<br />

<strong>und</strong> bin winkend auf dem Spielfeld herum gefahren.<br />

Ohne zu gucken, habe ich dann den<br />

damaligen Nationalspieler Heiko Schaffartzik<br />

über den Haufen gefahren. Das war vielleicht<br />

peinlich <strong>und</strong> stand am nächsten Tag auch in<br />

der Zeitung. Zum Glück ist nichts passiert.<br />

Was gefällt euch am meisten an eurer<br />

Arbeit?<br />

Leo: Ganz klar, die Arbeit mit den Kindern!<br />

Wenn die Kinderaugen leuchten...<br />

Phantom: Ja, das ist toll, wenn du so einen<br />

kleinen Knirps abklatschen kannst.<br />

Hank: Ein Maskottchen darf fast alles. Du<br />

kannst du mit jedem der irgendwo rum steht<br />

Mist machen <strong>und</strong> zum Beispiel in den Haaren<br />

kraulen oder den Kindern das Eis klauen.<br />

Phantom: Außer reden – das tun wir sonst<br />

nicht.<br />

Leo: Das stimmt. Und wenn ich ein schickes<br />

junges Mädel sehe, dann gehe ich natürlich<br />

auf sie zu. Als Maskottchen darf ich sie ganz<br />

selbstverständlich in den Arm nehmen.<br />

Phantom: Natürlich! Das ist ein großer Flirtfaktor!<br />

Und keiner nimmt einem die Späße<br />

übel!<br />

Warum gibt es keine weiblichen<br />

Maskottchen?<br />

Leo: Wünschen würde ich mir das! Ich weiß<br />

auch nicht, warum es das nicht gibt…<br />

Treffen sich die Maskottchen der unterschiedlichen<br />

deutschen Vereine<br />

untereinander?<br />

Leo: Stefan Raab hat mal eine Maskottchen-<br />

Europameisterschaft veranstaltet. Aber da<br />

ging es eher darum, dass wir hinfallen <strong>und</strong><br />

uns gegenseitig schubsen. Das war nichts für<br />

mich. Wenn ich auf ein Gegenmaskottchen<br />

treffe, freue ich mich, dass ich es sehe. Sich necken<br />

ist o.k., aber es muss im Rahmen bleiben.<br />

Campus<br />

Phantom: In der Basketball-B<strong>und</strong>esliga gibt<br />

es einmal im Jahr den „Allstars-Day“, wo alle<br />

Maskottchen fünf Minuten lang gegeneinander<br />

spielen. Das ist ein fre<strong>und</strong>schaftliches<br />

Ding <strong>und</strong> da freue ich mich jedes Jahr drauf.<br />

Was zeichnet eigentlich euren Charakter<br />

aus?<br />

Phantom: Ich bin männlich, muskulös, dominant<br />

<strong>und</strong> angsteinflößend auf den Gegner.<br />

Und ich bin mal kein Löwe!<br />

Hank: Ich bin immer für einen Spaß aufgelegt<br />

<strong>und</strong> bettle sehr gern, wenn es irgendwo etwas<br />

zu essen oder zu trinken gibt.<br />

Leo: Das würde es natürlich im Fußball nicht<br />

geben! Ich bin immer fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> lustig.<br />

Was gefällt euch an Braunschweig?<br />

Hank: Obwohl Braunschweig nicht so wahnsinnig<br />

groß ist, haben wir trotzdem drei Vereine,<br />

die verhältnismäßig viele Zuschauer<br />

haben.<br />

Was ist eigentlich die Aufgabe eines Maskottchens?<br />

Wie sieht euer Beitrag für die<br />

Mannschaft aus?<br />

Phantom: Für mehr Zuschauer sorgen wir<br />

beim Basketball eher wenig. Die meisten kommen<br />

wegen dem Sport <strong>und</strong> der Stimmung.<br />

Hank: Viele Kinder, die zu Spielen gekommen<br />

sind, blieben bei der Sportart hängen, weil sie<br />

zum Maskottchen einen guten Bezug hatten.<br />

Meine Kinder sind früher vor allem deswegen<br />

mitgegangen <strong>und</strong> spielen jetzt selbst Football.<br />

Leo: Ein Maskottchen leistet viel für den Verein,<br />

weil es raus in die Öffentlichkeit geht. Das<br />

Einzugsgebiet von Eintracht ist riesig <strong>und</strong> für<br />

alle Orte ist es wichtig, dass mal jemand von<br />

Eintracht da ist. Die Spieler haben dafür ja<br />

verständlicherweise oft keine Zeit.<br />

Könntet ihr euch vorstellen jetzt mal<br />

mit den anderen Dreien die Kostüme zu<br />

tauschen?<br />

Phantom: Eher nicht! Bei der Eintracht könnte<br />

ich nicht so viel mitmachen beim Spiel<br />

wie bisher <strong>und</strong> Football ist mir einfach zu<br />

langweilig.<br />

Leo: Ja! Das würde ich gern mal machen. Ich<br />

bin mir sicher, dass die Anforderungen in einer<br />

anderen Sportart ganz anders sind, aber<br />

gerade das ist spannend. Oder ich wäre gerne<br />

mal Till Eulenspiegel, um die Politik so richtig<br />

hoch zu nehmen. #<br />

17<br />

leo iSt…<br />

Hans Georg Tallig (63) aus Braunschweig.<br />

Der frühere Leistungssportler ist schon seit<br />

den 70er Jahren als Maskottchen unterwegs.<br />

Er rief auch den Braunschweiger Nachtlauflöwen<br />

ins Leben. Zwischenzeitlich verkörperte<br />

er das Maskottchen der Braunschweig Lions.<br />

Seit 2007 arbeitet er ehrenamtlich als Leo bei<br />

Eintracht Braunschweig. „Der Job ist ein Spaßfaktor,<br />

der mir ein Stück Freiheit gibt.“<br />

hanK iSt…<br />

Andreas Apitz (52) aus Braunschweig<br />

Andreas schlüpft seit 1998 ehrenamtlich ins<br />

Hank-Kostüm. Er bat seine Hilfe an, nachdem<br />

das Maskottchen der Lions in der damaligen<br />

Saison nur unregelmäßig bei den Spielen<br />

zu sehen war. Seinen ersten Einsatz hatte er<br />

beim Football-Endspiel in Frankfurt: „Ich bin<br />

erstmal heimlich nachts um die Häuser gezogen,<br />

um ein Gefühl für die riesigen Schuhe zu<br />

bekommen – damit ich mich nicht blamiere<br />

<strong>und</strong> hinfalle.“<br />

daS phantom iSt…<br />

Sven Jacobs (23) aus Braunschweig<br />

Der Rettungsassistent <strong>und</strong> ehemalige Hallensprecher<br />

der New York Phantoms kam auf besondere<br />

Weise zu seiner neuen Aufgabe: „Wegen<br />

einer zu großen Klappe. Irgendwann habe<br />

ich mal vor dem Spiel gesagt, dass der Job ja<br />

total einfach wäre <strong>und</strong> ich auch gerne mal<br />

Mist machen würde, ohne dass mich jemand<br />

erkennt. Ein halbes Jahr später bekam ich den<br />

Anruf, dass das Maskottchen für den „Allstar-<br />

Day“ verhindert war. Mein erster Auftritt in<br />

riesengroßer Halle in Mannheim vor 12000<br />

Leuten, das war riesig!“

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