Glaube und Zweifel - Studi38
Glaube und Zweifel - Studi38 Glaube und Zweifel - Studi38
Braunschweig | Wolfenbüttel Wolfsburg | Salzgitter | Suderburg Ausgabe 6 | Wintersemester 2011 Glaube und Zweifel Wenn im Studium Religion und WiSSenSchaft aufeinandeR tReffen alleS auf eine KaRte MC Rene macht Comedy und lebt in der Bahn müll WaR geSteRn Recycling-Trends: Essen aus Kot und Erde aus Haaren KaRRieRe am KopieReR Von Leid und Freud der Praktikanten
- Seite 2 und 3: Was auch immer Sie vorhaben. Leicht
- Seite 4 und 5: Campus Für unsere Erstis tippS und
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- Seite 12: Antierkältungstipps Mit dem Winter
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- Seite 29 und 30: angesagte Designermöbel Designer h
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- Seite 34 und 35: „Wir wollen immer rationale Wege
- Seite 36 und 37: Informationsseite des Braunschweigi
- Seite 38 und 39: In Deutschland herrscht Fachkräfte
- Seite 40 und 41: Generation Praktikum? ZWiSchen Kaff
- Seite 42: Karriere Endlich Elite! tu und oStf
- Seite 45 und 46: Fotos: Maria Boger, Privat bekommen
- Seite 47 und 48: Fotos: Maria Boger, Shirin Schönbe
- Seite 49 und 50: Lieblings … Schlussakkord Ein Bli
Braunschweig | Wolfenbüttel<br />
Wolfsburg | Salzgitter | Suderburg<br />
Ausgabe 6 | Wintersemester 2011<br />
<strong>Glaube</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Zweifel</strong><br />
Wenn im Studium Religion <strong>und</strong><br />
WiSSenSchaft aufeinandeR tReffen<br />
alleS auf eine KaRte<br />
MC Rene macht Comedy<br />
<strong>und</strong> lebt in der Bahn<br />
müll WaR geSteRn<br />
Recycling-Trends: Essen aus<br />
Kot <strong>und</strong> Erde aus Haaren<br />
KaRRieRe am KopieReR<br />
Von Leid <strong>und</strong> Freud der<br />
Praktikanten
Was auch immer Sie vorhaben.<br />
Leichtbaulösungen aus Stahl. Zum Beispiel für die Automobilindustrie.<br />
w w w . s a l z g i t t e r - a g . d e
Liebe Leserinnen<br />
<strong>und</strong> Leser,<br />
pünktlich zum Semesterstart erscheint<br />
eine neue Ausgabe von<br />
studi38. Natürlich freuen wir uns<br />
über viele neue Gesichter an den<br />
drei Hochschulen der Region <strong>und</strong><br />
haben in der Redaktion einige<br />
(Geheim)-Tipps für die Erstsemester<br />
gesammelt. Dazu gibt es wieder<br />
Geschichten vom Campus,<br />
aus dem Reich der Wissenschaft<br />
<strong>und</strong> über die Karriereleiter wäh-<br />
Dr. Bettina Rothärmel<br />
rend <strong>und</strong> nach dem Studium.<br />
Sie erzählen zum Beispiel vom<br />
Engagement zweier Studentinnen<br />
der HBK, die auf 16 Quadratmetern<br />
ihre eigene Kunstgallerie betreiben <strong>und</strong> die hiesige<br />
Kulturlandschaft bereichern. Deren Name ist Programm:<br />
Galerie Herzblut. Oder von Leo, Hank <strong>und</strong> dem Phantom.<br />
studi38 hat mit den drei Maskottchen der New Yorker Lions,<br />
Eintracht Braunschweigs <strong>und</strong> der New Yorker Phantoms<br />
über lächelnde Kinderaugen, ungewollte Zusammenstöße<br />
<strong>und</strong> großen Durst gesprochen. Den zu stillen ist<br />
scheinbar immer noch Aufgabe einiger Praktikanten. Anderen<br />
stellten sich spannende Aufgaben jenseits der Kaffeemaschine.<br />
studi38 hat verschiedene Studierende nach Ihren<br />
Erfahrungen befragt <strong>und</strong> zeichnet ein durchwachsenes<br />
Bild des Praktikantenseins.<br />
Was wir in diesem Heft lesen, ist ein packender Querschnitt<br />
aus dem Leben den Studierenden in der Region. Unter<br />
der Leitung von Holger Isermann haben sie wieder ein<br />
abwechslungsreiches Magazin mit ebenso authentischer<br />
wie professioneller journalistischer Handschrift realisiert,<br />
das jetzt an den Hochschulen verteilt wird. Wir vom Braunschweiger<br />
Zeitungsverlag hoffen, dass es Ihnen ebenso gut<br />
gefällt wie uns. Mit Begeisterung <strong>und</strong> Überzeugung wird<br />
der Zeitungsverlag das Projekt studi38 weiter unterstützen.<br />
Alle Heftinhalte finden Sie auch auf der Webseite<br />
→www.studi38.de. Ganz aktuell geht es auf der Facebook-<br />
Seite →www.facebook.de/studi38 zu. Hier können Sie auch<br />
selbst Kontakt mit der Redaktion aufnehmen <strong>und</strong> mit anderen<br />
die neue Ausgabe diskutieren.<br />
Viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen nun<br />
Dr. Bettina Rothärmel<br />
Braunschweiger Zeitungsverlag<br />
Leitung Strategisches Marketing/<br />
Unternehmensentwicklung<br />
Inhalt<br />
3<br />
Campus<br />
4 Für unsere Erstis<br />
Alternative Tipps <strong>und</strong> Tricks aus der Redaktion<br />
6 Minenfeld<br />
Er sagt, Sie sagt<br />
8 Junge, Junge!<br />
Felix Finkbeiner tourt um die Welt <strong>und</strong> ermuntert andere Bäume zu pflanzen<br />
10 You and me everyday<br />
Die Künstlerin Elisabeth Wurst will mit Performances Kritik üben<br />
12 Antierkältungstipps<br />
Der Winter kommt, so seid ihr gerüstet<br />
14 Ein bisschen Frieden <strong>und</strong> einen Stempel bitte!<br />
Gasthörer Heiner Biller hat eine spannende Geschichte <strong>und</strong> sie erzählt<br />
16 Auf ein Bier mit ...<br />
Die Maskottchen Leo, das Phantom <strong>und</strong> Hank im Interview<br />
18 „Von Deutschland sind viele enttäuscht“<br />
Der Libyer Wail Moammer über Gaddafi <strong>und</strong> die Zukunft seines Landes<br />
20 Alles auf 1 Karte!<br />
Ex-Rapper MC Rene lebt in der Bahn <strong>und</strong> träumt vom Durchbruch als Comedian<br />
22 Test<br />
Auf der Suche nach dem besten Kaffee<br />
24 Rettet den Hipster!<br />
Was als inhaltslose Modebewegung begann, stößt auf Abscheu <strong>und</strong> Gegenwehr<br />
26 Nicht clean, mit Herz<br />
Vera Keidel <strong>und</strong> Lisa Grolig haben eine eigenen Kunstgallerie<br />
Wissenschaft<br />
27 Alles offen...<br />
Beim dritten Braunschweiger BarCamp kann jeder mitreden<br />
28 Müll war gestern<br />
Ausgefallene <strong>und</strong> kreative Recyclingideen<br />
30 Auf der Suche nach dem Wasser<br />
Bei EXCEED arbeiten Wissenschaftler an mehr Nachhaltigkeit beim kühlen Nass<br />
32 <strong>Glaube</strong> <strong>und</strong> <strong>Zweifel</strong><br />
Wenn im Studium Religion <strong>und</strong> Wissenschaft aufeinander treffen<br />
Karriere<br />
38 Rendevous mit dem Arbeitgeber<br />
Die Nacht der Unternehmen <strong>und</strong> Bonding laden zum Karriereflirt<br />
38 Mit System Gründen<br />
Die Kolumne von Prof. Reza Asghari<br />
40 Generation Praktikum?<br />
Erfahrungen zwischen Kaffeemaschine <strong>und</strong> Karrieresprung<br />
42 Endlich Elite!<br />
TU <strong>und</strong> Ostfalia sind Exzellenzhochschulen im Bereich Unternehmensgründung<br />
44 Nichts für schwache Nerven<br />
Die Promotion: Vom langen Weg zu höchsten akademischen Weihen<br />
48 Sportlermacher<br />
Marcus Marter hat mit Kommilitonen eine Unternehmensberatung gegründet<br />
Schlussakkord<br />
49 Lieblings ... Album? Film? Buch?<br />
50 Bildungsmobil mit dem Bachelor?<br />
Kolumne<br />
35 Impressum
Campus<br />
Für unsere Erstis<br />
tippS <strong>und</strong> tRicKS deR etWaS andeRen aRt<br />
Der Schulalltag hat ein Ende. Das neue, unbeschwerte <strong>und</strong> aufregende<br />
Leben an der Uni beginnt. Doch wo Neues wartet, warten<br />
auch Fettnäpfchen <strong>und</strong> Stolpersteine. studi38 hat deshalb für<br />
euch Tipps <strong>und</strong> Tricks für einen guten Semesterstart gesammelt, die ihr<br />
garantiert in keinem Studienführer findet oder bei Einführungsveranstaltungen<br />
erfahrt. Und auch für höhere Semester kann die Lektüre mitunter<br />
hilfreich sein.<br />
Von Daniela Viehmeier<br />
getRänKeautomat<br />
alS geldWechSleR!<br />
Von Nils-Peter Stoye<br />
Quillt euer Portemonnaie vor lauter<br />
Kleingeld über? Dann ist der Getränkeautomat<br />
am Campus Nord<br />
genau der Richtige für euch. Werft<br />
einfach zehn 5Cent Münzen hinein<br />
<strong>und</strong> drückt den Rückgabeknopf –<br />
<strong>und</strong> zack – ihr bekommt ein 50Cent<br />
Stück wieder. Das Ganze funktioniert<br />
übrigens auch andersherum.<br />
Wenn ihr euer 2 Euro Stück klein<br />
machen wollt, einfach rein damit<br />
in den Automaten, Rückgabeknopf<br />
drücken <strong>und</strong> schauen, was Schönes<br />
bei rauskommt. Und das Tolle<br />
ist, Kaffee spuckt der Automat auf<br />
Wunsch auch aus.<br />
Scotland YaRd<br />
in BRaunSchWeig<br />
Von Janina Göbel<br />
Was macht man, wenn man als<br />
Student in eine völlig fremde Stadt<br />
kommt, aber keine Lust auf langweilige<br />
Stadtführungen hat? Man<br />
schnappt sich sein Semesterticket<br />
<strong>und</strong> spielt Scotland Yard in Real<br />
Life! Dafür braucht man ein paar<br />
Kommilitonen, einige Handys <strong>und</strong><br />
im besten Fall eine Wohnung, in<br />
der sich die Zentrale befindet. In<br />
Zweier-Teams machen sich die<br />
Agenten auf den Weg <strong>und</strong> müssen<br />
das Mister-X-Team finden. Bevor<br />
es losgeht, wird festgelegt, wann<br />
<strong>und</strong> wie oft sich die Teams bei der<br />
Zentrale melden müssen. Diese<br />
gibt dann in geregelten zeitlichen<br />
Abständen die Haltestellen an alle<br />
Teams aus: Macht Spaß <strong>und</strong> schafft<br />
Orientierung in Braunschweig!<br />
4<br />
niemalS mit neuen<br />
Schuhen inS JoKeR<br />
Von Maria Boger<br />
Eins habe ich nach sechs Semester<br />
Dienstags-Joker nie gelernt: möglichst<br />
keine schicken neuen Schuhe anziehen.<br />
Der Gr<strong>und</strong> dafür ist simpel, meine<br />
Schuhe sehen jedes Mal so aus, also ob<br />
ich bei Sturm <strong>und</strong> Regen zum Brocken<br />
gewandert bin. Also alte Schuhe raus<br />
<strong>und</strong> nicht vergessen, dass das Joker ja<br />
eigentlich eine Scheune ist…<br />
SonnenunteRgang auf<br />
dem BunKeR am nuSSBeRg<br />
Von Milena Virchow<br />
Unitage können auch in Braunschweig<br />
verdammt lang werden <strong>und</strong> darum<br />
sollte man sie angemessen ausklingen<br />
lassen. Der alte Bunker aus dem zweiten<br />
Weltkrieg mitten auf dem Nussberg<br />
im Prinzenpark ist da genau der<br />
richtige Ort. Wenn hier die Sonne den<br />
Braunschweiger Himmel küsst, bist<br />
auch du verliebt in deine neue Stadt.<br />
Fotos: Florian Kleinschmidt, Maria Boger, Privat
Fotos: Alex France, Andres Rueda, Yuliya Libkina, matt512<br />
Azubi- <strong>und</strong> Studentenwohnungen:<br />
■ 2- <strong>und</strong> 3-Zimmer-Wohnungen<br />
■ Exklusiv für Azubis u. Studenten<br />
■ Feste Miete inkl. Betriebskosten<br />
■ Keine Kaution<br />
■ Auf Wunsch mit Herd <strong>und</strong> Spüle<br />
Campus<br />
Von GEZ zu Gesinnung<br />
Bafög gegen die geZ<br />
BAföG-Empfänger können sich von den<br />
ungeliebten R<strong>und</strong>funkgebühren befreien<br />
lassen. Das ist nichts neues. Eine Studentin<br />
aus Gießen wollte sich jetzt das<br />
gleiche Privileg einklagen <strong>und</strong> zog bis<br />
vors B<strong>und</strong>esverwaltungsgericht.<br />
Das entschied:<br />
Ohne Sozialleistungen<br />
keine<br />
GEZ-Befreiung.<br />
Infos <strong>und</strong> Anträge<br />
zur Befreiung<br />
gibt es unter:<br />
→www.gez.de<br />
düSteRe auSSichten<br />
Während bei uns die Jobaussichten für<br />
Jugendliche seit langem unverändert<br />
sind, sieht das bei unseren europäischen<br />
Nachbarn ganz anders aus. Gerade<br />
einmal gut neun Prozent der Deutschen<br />
Jugend<br />
sind arbeitslos.<br />
In Spanien ist<br />
dagegen fast jeder<br />
Zweite unter<br />
25 ohne Job.<br />
Der EU-Durchschnitt<br />
liegt übrigens<br />
bei r<strong>und</strong><br />
20 Prozent.<br />
kurz &<br />
knapp<br />
auSStieg peR telefon<br />
Nicht erst nach den jüngsten Versuchen<br />
der Deutschen Burschenschaft einen<br />
Ariernachweis zu etablieren, stehen<br />
Studentenverbindungen in der Kritik<br />
fremdenfeindliche <strong>und</strong> nationalistische<br />
Gesinnungen zu<br />
beheimaten. In<br />
Göttingen hat<br />
der Asta jetzt ein<br />
Sorgentelefon<br />
für Verbindungsstudenteneingerichtet.<br />
Also: Keine<br />
Angst vorm<br />
Ausstieg!<br />
Zieh in Deinen<br />
eigenen Film!
Campus<br />
Emanzipation hin oder her. Wenn es darum geht den ersten Schritt zu<br />
machen ist Mann gefragt. Bereits nach dem ersten Augenkontakt läuft<br />
vielen meiner Artgenossen der Schweiß den Rücken runter. Das Problem<br />
bei der Sache ist einfach, dass Mann seinen Gegner nicht kennt. Das<br />
einzige, was Mann weiß, ist, dass Frauenzeitschriften <strong>und</strong> romantische Hollywoodkomödien<br />
die Erwartungshaltung von Frauen ins Utopische getrieben<br />
haben. Sollte man sich wirklich mal dazu entschließen einen Flirt<br />
anzufangen, läuft Mann wie ein Einwegkrieger direkt in den Hinterhalt.<br />
Ich möchte Flirten jetzt nicht mit taktischem Krieg vergleichen, aber was<br />
ich mit Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Bekannten alles schon erlebt habe, ist nicht mehr<br />
weit davon entfernt.<br />
Fakt ist, dass ganze Aufhübschen soll von uns Männern belohnt<br />
werden. Für einen Sitzplatz neben euch an der Bar<br />
ist dann schon ein Lobgesang an alle feinen Details eures<br />
st<strong>und</strong>enlang durchdachten Outfits nötig. Einfallslose<br />
Komplimente unsererseits haben ebenfalls einen sehr<br />
einfachen Hintergr<strong>und</strong>. H&M, Mango, Zara <strong>und</strong> wie sie<br />
nicht alle heißen verkaufen euch Individualität <strong>und</strong><br />
Style so gut, dass ihr letztendlich in der Homogenität<br />
versinkt. Dementsprechend bekommt ihr Durchschnittsfloskeln<br />
zu hören, weil anfangs meistens nicht mehr als<br />
Durchschnitt zu entdecken ist. Ein Fre<strong>und</strong> kam letztens<br />
in einem bekannten Braunschweiger Club zu mir <strong>und</strong><br />
fragte: „Siehste das Mädel da hinten, bei der würde<br />
ich es gerne versuchen. Aber ich weiß nicht ob ich<br />
sie nicht schon angesprochen habe? „Wie?“ „Naja,<br />
die sehen hier irgendwie alle gleich aus.“ Ich lachte<br />
nur <strong>und</strong> meinte, er solle es nochmal versuchen. „So<br />
sieht es aus als ob du hartnäckig bist.“<br />
Wenn wir dann den ersten Schritt geschafft haben,<br />
heißt es Geldbörse auf. Die meisten Frauen reden nicht<br />
lange mit einem, wenn man keinen springen lässt. Spätestens<br />
nach dem ersten kurzen Wortwechsel schielt ihr zur<br />
Theke <strong>und</strong> gleicht Outfit des Mannes mit Wunschgetränk<br />
ab. Kann ich nur ein Bier rausholen oder doch einen Cosmopolitan?<br />
Mehr ist halt mehr. So kommt es dann auch,<br />
dass man morgens ohne neue<br />
Handynummer aufwacht,<br />
gefrustet vom Bäcker sein<br />
Katerfrühstück holen<br />
will <strong>und</strong> feststellt sich<br />
nicht einmal mehr<br />
ein Knäckebrot leisten<br />
zu können.<br />
Bevor ich also Einen<br />
ausgebe muss schon<br />
mehr passen als das<br />
Outfit.<br />
Liebe Frauen dieser Welt,<br />
verzeiht mir die Verallgemeinerung<br />
über euer Geschlecht,<br />
aber beweist uns Männern erstmal, dass ihr ein<br />
gutes Herz habt.<br />
Vielleicht werden wir dann auch zielsicherer.<br />
Er<br />
sagt<br />
Minen<br />
Feld<br />
Von Janina Göbel & Christian Matz<br />
Foto: James Khoo<br />
6<br />
Sie<br />
sagt<br />
Ich gehe wirklich gerne aus, mache<br />
mich hübsch, ziehe mir etwas Nettes<br />
an. Ich begutachte das, was ich<br />
im Spiegel sehe. Und ja, ich gestehe,<br />
ich flirte auch gerne mit dem gutaussehenden<br />
Unbekannten, der mich sympathisch<br />
von der Bar aus anlächelt. Doch was<br />
kommt nach den ersten schüchternen Blicken?<br />
Oft ist die angenehme Spannung dahin,<br />
sobald er den M<strong>und</strong> auf macht. Denn<br />
leider haben es die meisten Männer nicht<br />
gelernt einer Frau ein richtiges Kompliment<br />
zu machen. Ich spreche nicht von der altmodischen<br />
Schule dem weiblichen Geschlecht<br />
den Hof zu machen. Schließlich<br />
muss mich der nette Typ von der Bar ja<br />
nicht gleich heiraten. Flirten ist unver-<br />
bindlich, spontan <strong>und</strong> doch scheint es<br />
so, als haben’s die meisten Männer<br />
einfach nicht drauf. Ich möchte<br />
nicht hören, dass der Himmel<br />
um mich geweint hat, weil<br />
er seinen schönsten Stern<br />
verloren hat, als ich ge-<br />
boren wurde. Bei maßlosen<br />
Übertreibungen<br />
<strong>und</strong> offensichtlichen<br />
Schleimereien ergreife<br />
ich ebenfalls schnell die<br />
Flucht. Von aufdringlichen<br />
Anmachsprüchen, die auf<br />
nichts anderes als auf meinen<br />
Körper abzielen, ganz zu schweigen.<br />
Eine falsche Äußerung von<br />
ihm <strong>und</strong> – peng – der schöne<br />
Augenblick ist dahin. Und von<br />
einem Moment zum nächsten<br />
wird der süße Typ mit dem verschmitzten<br />
Unschuldslächeln<br />
zum Schürzenjagenden Gigolo.<br />
Liebe Männer dieser Welt, ver-<br />
zeiht, dass ich hier in Verallgemeinerungen über eurer Geschlecht<br />
sprechen muss, doch leider ist es immer wieder<br />
das Gleiche: Plumpe Komplimente treffen allerhöchstens<br />
meine Nerven, aber sicher nicht mein Herz.<br />
Ihr müsst mir nicht erzählen, wie toll, hübsch, <strong>und</strong> doch<br />
einfach total anders als alle anderen Frauen ich bin. Also<br />
geht doch den nächsten Flirtversuch mit etwas weniger Tempo<br />
an. Ein ehrliches, gelassenes <strong>und</strong> authentisches Auftreten<br />
wirkt auf uns Frauen gleich viel anziehender als jedes hochtrabende<br />
Kompliment. Nehmt es doch mit TV-Dinosaurier <strong>und</strong> Entertainer<br />
Johannes Heesters, der schon wusste, dass „ein Kompliment<br />
die charmante Vergrößerung einer kleinen Wahrheit“ ist.<br />
Und vielleicht trefft ihr damit zielsicher direkt ins Herz. #
Lost in translation...<br />
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Campus<br />
Junge, Junge!<br />
Felix Finkbeiner, 13, fliegt um die Welt <strong>und</strong> hält Vorträge in perfektem Englisch. Zum Beispiel über seine eigene<br />
Umweltinitiative vor der UNO in New York zum Auftakt des Internationalen Waldjahres 2011. studi38 sprach mit<br />
dem Ausnahme-Teenager.<br />
Von Nora Gerecke<br />
Felix Finkbeiner war gerade mal<br />
neun Jahre alt, als er 2007 nach<br />
einem Schulreferat über die Klimakrise<br />
die Initiative „Plant-for-the-<br />
Planet“ (www.plant-for-the-planet.org/<br />
de) gegründet hat. Im Zuge des Referates<br />
entwickelte Felix die Vision, Kinder<br />
könnten in jedem Land der Erde<br />
1.000.000 Bäume pflanzen. Auf Anra-<br />
ten seiner Lehrer machte Felix sein Anliegen<br />
auch in anderen Schulen publik<br />
<strong>und</strong> erhielt sogar die Unterstützung des<br />
ehemaligen deutschen B<strong>und</strong>esumweltministers<br />
Klaus Töpfer. Felix erzählt,<br />
dass seine Mitschüler anfangs schon etwas<br />
skeptisch waren, aber sich mittlerweile<br />
stark bei „Plant-for-the-Planet“ engagieren.<br />
„Eine eigene Organisation zu<br />
8<br />
gründen stand zunächst gar nicht im<br />
Vordergr<strong>und</strong>“, berichtet Felix. Doch nur<br />
wenige Wochen später pflanzten Schüler<br />
bereits den ersten Baum <strong>und</strong> in den<br />
darauffolgenden Jahren trägt Felix das<br />
Konzept von „Plant-for-the-Planet“ r<strong>und</strong><br />
um die Welt. Die Aktion sprach sich immer<br />
mehr herum <strong>und</strong> mittlerweile beteiligen<br />
sich Schüler aus 91 Nationen an<br />
Fotos: Markus Seidel, Soeren Stache
dem Projekt, um die Idee in ihren Ländern<br />
in die Tat umzusetzen. Seit März<br />
2011 ist „Plant-for-the-Planet“ als Verein<br />
mit demokratischer Struktur <strong>und</strong> einem<br />
Weltvorstand organisiert, der aus<br />
14 Kindern aus 8 Nationen besteht.<br />
Unter dem Dach des Vereins pflanzen<br />
Kinder aus aller Welt Bäume als Zeichen<br />
für Klimagerechtigkeit. Felix klärt uns<br />
auf: „Jeder gepflanzte Baum entzieht<br />
bis er ausgewachsen ist der Atmosphäre<br />
etwa drei Tonnen CO²“. Viele Länder,<br />
so auch Deutschland, haben die Millionenmarke<br />
bereits geknackt. Pflanzpartner<br />
sind beispielsweise Costa Rica,<br />
Kongo, Ecuador, Malaysia <strong>und</strong> Namibia.<br />
Seitdem entwickelt sich „Plant-for-the-<br />
Planet“ zu einer internationalen Initiative,<br />
welche sich für die Reduktion der<br />
Emission von Treibhausgasen <strong>und</strong> einer<br />
einheitlichen Verteilung dieser Emissionen<br />
auf alle Menschen einsetzt. Um auf<br />
die Folgen der Klimakrise vor allem in<br />
ärmeren Ländern aufmerksam zu machen,<br />
reist Felix mit seiner Familie <strong>und</strong><br />
Fre<strong>und</strong>en auch immer wieder zu Veranstaltungen<br />
r<strong>und</strong> um die Welt. Seit der<br />
dritten Klasse besucht Felix eine internationale<br />
Schule in Starnberg, sodass<br />
Vorträge auf Englisch gar kein Problem<br />
mehr sind. Beispielsweise spricht er auf<br />
vielen wichtigen Umwelt- <strong>und</strong> Klimaveranstaltungen,<br />
so auch 2008 vor dem<br />
europäischen Parlament. Vor den Treffen<br />
mit Staatsgrößen wie Al Gore oder<br />
Kofi Annan sei er nicht mehr aufgeregt,<br />
denn „schließlich kämpfen sie ja für die<br />
gleichen Dinge“, so Felix.<br />
Unterstützung erhält Felix von seinen<br />
Eltern. „Mein Vater begleitet mich auch<br />
sehr oft zu meinen Vorträgen <strong>und</strong> hat<br />
uns mit seiner Organisation, der Global<br />
Marshall Plan Fo<strong>und</strong>ation am Anfang<br />
mit vielen Kontakten unterstützt“, erzählt<br />
uns Felix. Gepokert hat er trotzdem.<br />
Im ersten Jahr hat er mit seinen Eltern<br />
gewettet, dass wenn die Kinder das<br />
Geld für eine Mitarbeiterin zusammenbekommen,<br />
das diese dann im zweiten<br />
Stock des Wohnhauses der Familie einen<br />
Arbeitsplatz bekommt. Inzwischen<br />
arbeiten zwölf Mitarbeiter mit im Haus,<br />
die die weltweite Arbeit koordinieren,<br />
Strukturen in allen Ländern aufbauen,<br />
Campus<br />
Anfragen beantworten <strong>und</strong> Kontakt<br />
halten zu Unternehmen, Unterstützern<br />
<strong>und</strong> Spendern.<br />
Um die Initiative bekannter zu machen<br />
<strong>und</strong> Spenden für die Organisation<br />
<strong>und</strong> das Pflanzen von Bäumen zu gewinnen,<br />
wird seit Herbst 2009 die Kommunikationskampagne<br />
„Stop talking. Start<br />
planting“ lanciert. Prominente, wie<br />
Prinz Albert II von Monaco, Harrisson<br />
„Jeder gepflanzte Baum<br />
entzieht bis er ausgewachsen<br />
ist der Atmosphäre<br />
etwa drei Tonnen CO ² .“<br />
Felix Finkbeiner<br />
Ford, Peter Maffay, Michael Stich, Gisele<br />
Bündchen, Gesine Schwan <strong>und</strong> viele<br />
weitere machen mit <strong>und</strong> lassen sich von<br />
Kindern den M<strong>und</strong> zuhalten.<br />
Felix <strong>und</strong> seine Fre<strong>und</strong>en haben die<br />
Vision, „bis 2020 eine Trillion Bäume<br />
gepflanzt zu haben“. Um dieses Ziel zu<br />
erreichen, wurden in vielen Ländern<br />
Akademien gegründet, in der Kinder<br />
9<br />
zu Botschaftern für Klimagerechtigkeit<br />
ausgebildet werden. Die „Plant-for-the-<br />
Planet“- Akademien werden seit Oktober<br />
2008 zunächst deutschland-, dann<br />
auch weltweit organisiert. Die Veranstaltungen<br />
sind von Kindern für Kinder<br />
gemacht. Zentrales Anliegen ist, dass<br />
die Kinder sich gegenseitig für die Problematik<br />
der Klimakrise sensibilisieren<br />
<strong>und</strong> sich dazu befähigen, aktiv zu werden.<br />
In Deutschland, Österreich <strong>und</strong> der<br />
Schweiz gibt es mittlerweile über 1.000<br />
Botschafter für Klimagerechtigkeit. Im<br />
November 2009 fand sogar die erste<br />
Klimabotschafter-Akademie in China<br />
statt. In Braunschweig ist demnächst<br />
auch eine Akademie geplant.<br />
Irgendwann hofft Felix auf globale<br />
Gerechtigkeit, aber „wie lange das<br />
dauern wird, weiß ich natürlich auch<br />
nicht“ sagt er realistisch. Deshalb sei es<br />
so wichtig, sich weiter politisch zu engagieren<br />
<strong>und</strong> die Probleme anzupacken.<br />
Studienpläne hat Felix noch nicht.<br />
Wahrscheinlich möchte er irgendetwas<br />
mit „Zukunftsschutz“ machen.<br />
Wir werden also bestimmt noch öfter<br />
von ihm hören… #<br />
felix tritt Kofi annan and anote tong, den präsidenten von Kiribati.<br />
Fotos: Franziska Ziemann
Campus<br />
You and me everyday<br />
die KünStleRin eliSaBeth WuRSt Will mit peRfoRmanceS<br />
die menSchen Zum nachdenKen BRingen<br />
Von Janina Göbel<br />
Eine Tankstelle im tiefen, verschneiten<br />
Winter in Braunschweig.<br />
Menschen betanken<br />
unter Eile ihre Autos, bezahlen <strong>und</strong> fahren<br />
wieder. In der tristen Alltagshektik<br />
fällt eine junge Frau auf, die tänzelnd<br />
um die Tanksäulen herumläuft, sie umarmt<br />
<strong>und</strong> liebevoll mit altbekannten<br />
Popsongs wie „Quit playin‘ Games“ von<br />
den Backstreet Boys ansingt. Die kritischen<br />
Blicke der Passanten scheinen ihr<br />
egal zu sein, sie hat nur Augen für die<br />
Tankstation…<br />
Diese zunächst seltsam wirkende<br />
Szene stammt aus der Abschlussarbeit<br />
der Künstlerin Elizabeth Wurst. Die Diplomandin<br />
der Freien Kunst gab studi38<br />
Einblicke in ihre Arbeiten. Ihre Videoperformance<br />
mit dem Titel „You and<br />
me everyday“ widmet sich dem kontrovers<br />
diskutierten Thema der Energie-<br />
versorgung. Für ihre Installation fertigte<br />
sie zwei Videos an, die gleichzeitig<br />
auf zwei nebeneinander angebrachten<br />
Projektionsflächen gezeigt werden. Ihre<br />
Abschlussarbeit war im Juli auf dem<br />
HBK R<strong>und</strong>gang zu sehen. Weitere Ausstellungen<br />
sollen nun folgen.<br />
Einer der beiden Filme wird auf einer<br />
fünf Meter großen Wand ausgestrahlt<br />
<strong>und</strong> zeigt die Künstlerin wie beschrieben<br />
Lovesongs singend an verschiedenen<br />
Tankstellen in Braunschweig. Die<br />
unabdingbare Verbindung von Popsongs<br />
<strong>und</strong> Liebe möchte Wurst durch<br />
ihre Arbeit auf die Abhängigkeit der<br />
Menschen von Energieressourcen übertragen.<br />
Die Videoperformance sei eine<br />
Art Popaktivismus. „Mit der großen Projektion<br />
möchte ich das Gefühl vermitteln,<br />
dass man sich mitten auf der Straße<br />
befindet <strong>und</strong> der Zuschauer in die<br />
10<br />
Arbeit körperlich eingeb<strong>und</strong>en ist“, so<br />
Wurst. Dies werde nicht zuletzt auch<br />
durch die zusätzliche Anregung des<br />
Geruchssinns vermittelt. Die Leinwände<br />
wurden jeweils mit Diesel besprüht<br />
<strong>und</strong> verströmen einen dezenten Benzingeruch.<br />
Gleichzeitig zu dieser Projektion wird<br />
auf einer kleineren Wand ein Video abgespielt,<br />
in dem Wurst in der heißen<br />
Wüste Perus vor einer Ölförderungsanlage<br />
eine Choreografie performt. „Mein<br />
Ziel war es die Bewegungen der Ölpumpe<br />
nachzuahmen“, sagt die Künstlern.<br />
So wollte sie darstellen, wie sich die<br />
Menschen an den von der Industrie vorgegebenen<br />
Takt zwanghaft anpassen.<br />
Für das Projekt ist die Braunschweigerin<br />
extra nach Peura in Peru gereist.<br />
Die beiden Projektionen zeigen außerdem<br />
den krassen Gegensatz zwi-
Fotos: Philipp Pohlmann, Kristina Branz<br />
„Wenn man so<br />
etwas macht,<br />
ist es eine<br />
politische Geste,<br />
ein Akt der<br />
Rebellion.“<br />
Elisabeth Wurst<br />
schen den Industrieländern <strong>und</strong> der<br />
dritten Welt. „Die reiche erste Welt<br />
nimmt sich die Ressourcen, die in der<br />
dritten Welt gefördert werden“. Wichtig<br />
sei es ihr daher, den Besuchern mit<br />
ihrer Arbeit die Endlichkeit der Energieversorgung<br />
vor Augen zu führen, ihnen<br />
einen Denkanstoß zu geben <strong>und</strong><br />
im besten Fall dadurch festgefahrene<br />
Verhaltensmuster bei den Zuschauern<br />
aufzubrechen.<br />
Viele Passanten, die<br />
Wurst während des Drehs<br />
an den Tankstellen beobachtet<br />
haben, reagierten<br />
irritiert <strong>und</strong> mit Unverständnis<br />
auf die Kunst im<br />
öffentlichen Raum. „Ich<br />
bin aber in meiner Rolle<br />
geblieben <strong>und</strong> habe mich<br />
nicht auf Gespräche während<br />
des Spielens eingelassen“,<br />
betont Wurst.<br />
Selbst dann nicht, als die<br />
Polizei gerufen wurde.<br />
Erst nach dem Dreh suchte die Künstlerin<br />
den Dialog mit den Menschen.<br />
Bei der Ausstellung auf dem HBK R<strong>und</strong>gang<br />
fiel die Resonanz auf ihre Installation<br />
positiv aus. „Die meisten Besucher<br />
sind sehr interessiert oder lachen über<br />
das Video“.<br />
Elizabeth Wurst macht schon seit<br />
geraumer Zeit Kunst im öffentlichen<br />
Raum. 2010 gründete sie gemeinsam<br />
mit vier weiteren Künstlern „acutalitas“.<br />
Die Künstlervereinigung, die aus<br />
der Performancegruppe der HBK hervorgegangen<br />
ist, hat seitdem drei Projekte<br />
zu den Themen Macht, Natur<br />
<strong>und</strong> Konsum in Braunschweig durchgeführt.<br />
Aller Voraussicht nach wird<br />
im Oktober dank der Förderung durch<br />
Campus<br />
die HBK das nächste Projekt unter<br />
dem Motto „Privatwelten“ stattfinden.<br />
Dieses Mal soll der Unterschied<br />
zwischen Privatsphäre <strong>und</strong> Öffentlichkeit<br />
dargestellt werden <strong>und</strong> „dafür<br />
werden wir in verschiedenen<br />
Wohnungen performen“, so Wursts<br />
Plan. Der Künstlerin ist es wichtig<br />
die Menschen in ihre Arbeiten mit<br />
einzubeziehen. Ihre Kunst werde somit<br />
immer auch durch die Umwelt<br />
beeinflusst.<br />
„Wenn man so etwas macht, ist es<br />
eine politische Geste, ein Akt der Rebellion“,<br />
erläutert Wurst. Kunst <strong>und</strong> Leben<br />
gingen ihrer Meinung nach fließend ineinander<br />
über. Daher müsse Kunst im<br />
Alltag stattfinden <strong>und</strong> die Menschen<br />
zur Reflexion anregen. Dass die Passanten<br />
nicht immer sofort den Sinn hinter<br />
der Performance erkennen, macht der<br />
popaktivismus: elisabeth Wurst kuschelt mit der Zapfsäule.<br />
11<br />
Künstlerin nichts aus. Es bleibe trotzdem<br />
immer etwas hängen.<br />
„Ich übernehme oft die Rolle des<br />
Kunstvermittlers“, so Wurst. „Im Dialog<br />
kann ich mich mit den Zuschauern<br />
über das Gesehene austauschen <strong>und</strong> ihnen<br />
dabei helfen sich mit der Kunst aktiv<br />
auseinanderzusetzen.“ #<br />
Weitere Infos zu den Projekten von<br />
actualitas findet ihr unter<br />
→www.actualitas.org
Antierkältungstipps<br />
Mit dem Wintersemester<br />
kommt auch die Erkältungszeit.<br />
Damit ihr nicht tagelang<br />
in den Veranstaltungen fehlen müsst,<br />
hier ein paar Tipps wie ihr die Rotznase<br />
<strong>und</strong> andere Bazillen loswerdet.<br />
Von Maria Boger<br />
4<br />
ingWeR-tee<br />
WiRKt WahRe<br />
W<strong>und</strong>eR<br />
Frischen Ingwer in<br />
Scheiben schneiden<br />
<strong>und</strong> mit kochendem<br />
Wasser übergießen,<br />
fünf Minuten ziehen<br />
lassen <strong>und</strong> mit<br />
Zucker oder Honig<br />
süßen.<br />
1<br />
honig lutSchen<br />
WaRmeS BieR<br />
Man soll ja bekanntlich viel<br />
trinken, wenn man erkältet<br />
ist <strong>und</strong> warmes ist so oder<br />
so gut gegen Bazillen&Co.<br />
Na dann mal Prost!<br />
Das soll wohl schon so manchen<br />
kratzenden Frosch im Hals<br />
vertrieben haben.<br />
ZWieBelohRen<br />
Bei Ohrenschmerzen eine Zwiebel<br />
kleinhacken, die Stücke in ein<br />
großes Taschentuch legen <strong>und</strong><br />
20-30 Minuten aufs Ohr legen.<br />
5<br />
Campus<br />
12<br />
3<br />
2<br />
KnoBlauch- Kette<br />
Eine Kette aus Knoblauch vertreibt<br />
den Schnupfen <strong>und</strong> auch alle<br />
anderen Mitmenschen die<br />
angesteckt werden können.<br />
Viel Schlafen!<br />
Ein Mittagsschläfchen ist bei<br />
einer Erkältung schon drin. Und<br />
wer einen hat: Schlafanzug an,<br />
der hält schön warm.<br />
6<br />
Fotos: Maria Boger, Vicchi
Ein bisschen Frieden<br />
<strong>und</strong> einen Stempel bitte!<br />
gaSthöReR heineR BilleR hat eine Spannende geSchichte <strong>und</strong> Sie eRZählt<br />
Von Lisa Simon<br />
Es ist 9.45 Uhr – die Vorlesung<br />
beginnt. Inmitten der Studentenschar<br />
sitzt Gasthörer Heiner<br />
Biller. Schmunzelnd lehnt er sich<br />
in seinem mäßig bequemen Holzstuhl<br />
zurück <strong>und</strong> beobachtet die Studenten.<br />
Was ihn von all den anderen unterscheidet?<br />
Sein graues Haar? Eine ordentliche<br />
Portion Lebenserfahrung? Auf jeden<br />
Fall eine Geschichte, die einen sprachlos<br />
macht…<br />
Der gebürtige Bayer ist pensionierter<br />
Hauptkommissar. Der Beruf des Polizisten<br />
kam anfangs eigentlich nie für<br />
ihn in Frage. Bald nahm sein Leben allerdings<br />
Wege, die ihn geradewegs in<br />
eine grüne Uniform steckten. Und dann<br />
kam München. Gerade die Ausbildung<br />
abgeschlossen bekam er einen Einsatz<br />
bei den Olympischen Spielen 1972. Zur<br />
falschen Zeit am falschen Ort – Heiner<br />
Biller geriet in das Attentat einer palästinensischen<br />
Terrororganisation an der<br />
israelischen Mannschaft. Und er überlebte.<br />
Dieses Ereignis führte schnell zu<br />
einer Neuordnung der Polizei. Und so-<br />
Campus<br />
mit wurde das Mobile Einsatzkommando<br />
(MEK) ins Leben gerufen. Mit dabei<br />
Heiner Biller, denn er hatte ja nun „Terrorerfahrung“.<br />
„Beim MEK waren wir<br />
die Besten zu unserer Zeit. Aber die Zeit<br />
geht weiter.“ Sein Gesicht wirkt sehr angespannt,<br />
wenn er sich zurückerinnert<br />
– schlaflose Nächte, Adrenalin, Angst.<br />
Das Alter schritt voran, die Pension<br />
rückte näher <strong>und</strong> Heiner Biller wollte<br />
seinen, wie er ihn nennt, „dritten<br />
Lebensabschnitt“ beginnen. Aber der<br />
zweite war noch lange nicht abgeschlossen.<br />
Er wollte in sich aufräumen, den<br />
Kopf frei bekommen. Und so begab er<br />
sich 2006 auf den Jakobsweg. Die Frage<br />
„Warum tust du dir das eigentlich an?“<br />
stellte er sich nicht nur einmal. Dann<br />
traf er eine holländische Nonne, die<br />
sein Leben veränderte. Leichten Schrittes<br />
überholte sie den schnaufenden Biller,<br />
der völlig verw<strong>und</strong>ert fragte „Wie<br />
machen Sie das?“ Die Nonne erwiderte<br />
wie selbstverständlich: „Beten Sie.“<br />
Doch der Pilger zweifelte. Bruchstückhaft<br />
kam das Vaterunser nach 43-jähri-<br />
14<br />
ger Kirchenabstinenz nach <strong>und</strong> nach<br />
zurück in sein Gedächtnis. Und tatsächlich<br />
half es ihm die drückenden Schuhe<br />
zu vergessen. „Auf einmal fielen mir<br />
Bilder ein, als wäre es gestern gewesen.“<br />
Mit der Zeit kamen weitere dazu. „Man<br />
sieht das Geschehene plötzlich aus ganz<br />
anderen Perspektiven.“ Doch es ging<br />
ihm nicht darum herauszufinden, was<br />
hätte sein können, sondern was war.<br />
„Hätte“ gehört für ihn nämlich zu den<br />
deutschen Unwörtern: „Ich habe es aus<br />
meinem Wortschatz gestrichen.“<br />
Im Jahr 2008 stand seine zweite Pilgereise<br />
an: der Weg nach Rom. Von<br />
Oberstdorf sollte es losgehen. Doch der<br />
Start war mehr als holprig. Um in den<br />
Klöstern entlang des Pilgerweges übernachten<br />
zu dürfen, ist ein kirchlicher<br />
Stempel nötig. Vor seiner Reise kontaktierte<br />
er den zuständigen Pfarrer in<br />
Oberstdorf mehrfach per Mail. Aber es<br />
kam keine Antwort.<br />
Also schlug er in der Kirche persönlich<br />
auf <strong>und</strong> bat um den Stempel <strong>und</strong><br />
den sogenannten Pilgersegen. Der Pfar-<br />
Fotos: lobo studio hamburg, Lisa Simon
er verwehrte ihm seine Bitten. Doch<br />
diesmal war er zur rechten Zeit am<br />
rechten Ort, denn der Bayrische R<strong>und</strong>funk<br />
veranstaltete an diesem Tag ein<br />
Konzert in genau dieser Kirche. Stress<br />
<strong>und</strong> ein verw<strong>und</strong>erter Missionar aus Afrika<br />
bewegten den Pfarrer letztendlich<br />
dazu, seine Entscheidung zu revidieren.<br />
Heiner Biller bekam seinen Stempel<br />
<strong>und</strong> auch den Segen.<br />
Heiner Biller meint zu wissen, wo<br />
das Problem lag: „Ich war kein Mitglied<br />
der Katholischen Kirche. Ich bin<br />
eben ein Mann des <strong>Glaube</strong>ns <strong>und</strong> kein<br />
Mann der Kirche.“ Die Reise nahm ihren<br />
Lauf – Dolomiten, Gardasee, Florenz<br />
<strong>und</strong> schließlich Rom. Acht Wochen war<br />
er zu Fuß unterwegs <strong>und</strong> überwand dabei<br />
sogar zwei Dreitausender. Lediglich<br />
zwei Hosen <strong>und</strong> Pullover, vier T-<br />
Shirts, ein Rasierer sowie ein bisschen<br />
Seife <strong>und</strong> Waschpulver hatte er dabei.<br />
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Es braucht nicht viel Fantasie um sich<br />
vorzustellen, welchen Eindruck Heiner<br />
Biller hinterließ: „Ich sah aus wie ein<br />
Bettler.“<br />
In Rom angekommen suchte er das<br />
deutsche Pilgerzentrum auf, um ein<br />
paar Informationen für eine weitere<br />
„Und was lernen wir<br />
daraus? Kleider<br />
machen Leute…<br />
oder eben Stempel.“<br />
Heiner Biller<br />
eine Strähne z.B. in blond,<br />
rot, orange oder blau.<br />
Für aufregende <strong>und</strong><br />
wandelbare Styles!<br />
Route einzuholen. Doch die Kirchenbeamtinnen<br />
würdigten ihn keines Blickes.<br />
Erst als er leicht wütend seine Pilgerpässe<br />
hervorholte regten sich die<br />
feinen Damen. „Auf einmal wurden sie<br />
lebendig <strong>und</strong> bemühten sich sehr.“ Angetan<br />
von dem ausdauernden Wanderer,<br />
überreichten sie ihm eine Urk<strong>und</strong>e.<br />
Und selbst der Papst schloss diesen willensstarken<br />
Mann in sein Gebet mit ein.<br />
„Und was lernen wir daraus? Kleider<br />
machen Leute… oder eben Stempel“,<br />
sagt Heiner Biller mit einem wirklich<br />
breiten Grinsen <strong>und</strong> pilgert Richtung<br />
Hörsaal. #<br />
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Auf ein Bier mit ...<br />
Wenn Eintracht Braunschweig, die New Yorker Phantoms oder die New Yorker Lions auf ihre Gegner treffen, dann<br />
dürfen sie nicht fehlen: Maskottchen Leo, das Phantom <strong>und</strong> Hank sind bei jedem Spiel dabei. Der eine überbrückt<br />
langweilige Spielpausen, der andere sorgt vor dem Stadion bei den Kindern für gute Laune. Doch aufeinander<br />
getroffen sind alle drei noch nie. studi.38 wollte dies ändern <strong>und</strong> sich mit den Dreien im Altstadttreff Braunschweig<br />
auf ein Bier treffen. Zunächst einmal mussten wir lernen, dass die drei eine Cola bevorzugen...<br />
Von Kristina Branz & Ronny Fichte<br />
Warum guckt das Phantom immer so grimmig?<br />
Kriegen die Kinder nicht Angst?<br />
Phantom: Ich soll ja auch die Gegner einschüchtern<br />
<strong>und</strong> erschrecken. Witzigerweise<br />
haben eher Erwachsene als Kinder Angst vor<br />
mir. Gerade Frauen klammern sich oft an ihre<br />
Männer.<br />
Kalorien verbrennt man bestimmt gut unter<br />
eurem dicken Fell…<br />
Phantom: Ich trinke pro Spiel drei Liter.<br />
Hank: Genauso viel verschwitzt man auch.<br />
Und bei heißem Wetter muss man aufpassen,<br />
dass man auf dem Spielfeld nicht umkippt.<br />
Leo, wir haben gehört, du darfst bei den<br />
Spielen nicht ins Stadion?<br />
Leo: Ich gehe nicht in den Innenraum. Das<br />
ist eine Vereinbarung mit einigen Eintracht-<br />
Fans, die das nicht wollen. Aber ich bin vor<br />
16<br />
den Spielen immer im Familienblock <strong>und</strong> besuche<br />
natürlich die Kinder im Kinderland.<br />
Bist du darüber manchmal traurig?<br />
Leo: Natürlich! Aber ich suche mir andere Sachen.<br />
Wenn irgendwo ein Stadtfest ist, springe<br />
ich kurz aus dem Auto <strong>und</strong> mache meine<br />
Show. Ich fahre zu Kindergeburtstagen oder<br />
auch mal quer durch den Harz zu einer unserer<br />
Fußballschulen.<br />
Fotos: Kristina Branz
Was war euer schlimmstes Erlebnis als<br />
Maskottchen?<br />
Hank: Mein erster Auftritt bei einem Spiel.<br />
Ich war ungeübt <strong>und</strong> war zur Halbzeit total<br />
platt, sodass ich nicht mal mehr die Stufen<br />
im Stadion hochgekommen bin. Jetzt fange<br />
ich schon ein bis zwei Tage vorher an, meinen<br />
Wasserhaushalt aufzufüllen - genau wie<br />
unsere Jungs.<br />
Phantom: Ich habe letztes Jahr von der Öffentlichen<br />
Versicherung einen Segway überreicht<br />
bekommen. Ich habe mich sehr gefreut<br />
<strong>und</strong> bin winkend auf dem Spielfeld herum gefahren.<br />
Ohne zu gucken, habe ich dann den<br />
damaligen Nationalspieler Heiko Schaffartzik<br />
über den Haufen gefahren. Das war vielleicht<br />
peinlich <strong>und</strong> stand am nächsten Tag auch in<br />
der Zeitung. Zum Glück ist nichts passiert.<br />
Was gefällt euch am meisten an eurer<br />
Arbeit?<br />
Leo: Ganz klar, die Arbeit mit den Kindern!<br />
Wenn die Kinderaugen leuchten...<br />
Phantom: Ja, das ist toll, wenn du so einen<br />
kleinen Knirps abklatschen kannst.<br />
Hank: Ein Maskottchen darf fast alles. Du<br />
kannst du mit jedem der irgendwo rum steht<br />
Mist machen <strong>und</strong> zum Beispiel in den Haaren<br />
kraulen oder den Kindern das Eis klauen.<br />
Phantom: Außer reden – das tun wir sonst<br />
nicht.<br />
Leo: Das stimmt. Und wenn ich ein schickes<br />
junges Mädel sehe, dann gehe ich natürlich<br />
auf sie zu. Als Maskottchen darf ich sie ganz<br />
selbstverständlich in den Arm nehmen.<br />
Phantom: Natürlich! Das ist ein großer Flirtfaktor!<br />
Und keiner nimmt einem die Späße<br />
übel!<br />
Warum gibt es keine weiblichen<br />
Maskottchen?<br />
Leo: Wünschen würde ich mir das! Ich weiß<br />
auch nicht, warum es das nicht gibt…<br />
Treffen sich die Maskottchen der unterschiedlichen<br />
deutschen Vereine<br />
untereinander?<br />
Leo: Stefan Raab hat mal eine Maskottchen-<br />
Europameisterschaft veranstaltet. Aber da<br />
ging es eher darum, dass wir hinfallen <strong>und</strong><br />
uns gegenseitig schubsen. Das war nichts für<br />
mich. Wenn ich auf ein Gegenmaskottchen<br />
treffe, freue ich mich, dass ich es sehe. Sich necken<br />
ist o.k., aber es muss im Rahmen bleiben.<br />
Campus<br />
Phantom: In der Basketball-B<strong>und</strong>esliga gibt<br />
es einmal im Jahr den „Allstars-Day“, wo alle<br />
Maskottchen fünf Minuten lang gegeneinander<br />
spielen. Das ist ein fre<strong>und</strong>schaftliches<br />
Ding <strong>und</strong> da freue ich mich jedes Jahr drauf.<br />
Was zeichnet eigentlich euren Charakter<br />
aus?<br />
Phantom: Ich bin männlich, muskulös, dominant<br />
<strong>und</strong> angsteinflößend auf den Gegner.<br />
Und ich bin mal kein Löwe!<br />
Hank: Ich bin immer für einen Spaß aufgelegt<br />
<strong>und</strong> bettle sehr gern, wenn es irgendwo etwas<br />
zu essen oder zu trinken gibt.<br />
Leo: Das würde es natürlich im Fußball nicht<br />
geben! Ich bin immer fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> lustig.<br />
Was gefällt euch an Braunschweig?<br />
Hank: Obwohl Braunschweig nicht so wahnsinnig<br />
groß ist, haben wir trotzdem drei Vereine,<br />
die verhältnismäßig viele Zuschauer<br />
haben.<br />
Was ist eigentlich die Aufgabe eines Maskottchens?<br />
Wie sieht euer Beitrag für die<br />
Mannschaft aus?<br />
Phantom: Für mehr Zuschauer sorgen wir<br />
beim Basketball eher wenig. Die meisten kommen<br />
wegen dem Sport <strong>und</strong> der Stimmung.<br />
Hank: Viele Kinder, die zu Spielen gekommen<br />
sind, blieben bei der Sportart hängen, weil sie<br />
zum Maskottchen einen guten Bezug hatten.<br />
Meine Kinder sind früher vor allem deswegen<br />
mitgegangen <strong>und</strong> spielen jetzt selbst Football.<br />
Leo: Ein Maskottchen leistet viel für den Verein,<br />
weil es raus in die Öffentlichkeit geht. Das<br />
Einzugsgebiet von Eintracht ist riesig <strong>und</strong> für<br />
alle Orte ist es wichtig, dass mal jemand von<br />
Eintracht da ist. Die Spieler haben dafür ja<br />
verständlicherweise oft keine Zeit.<br />
Könntet ihr euch vorstellen jetzt mal<br />
mit den anderen Dreien die Kostüme zu<br />
tauschen?<br />
Phantom: Eher nicht! Bei der Eintracht könnte<br />
ich nicht so viel mitmachen beim Spiel<br />
wie bisher <strong>und</strong> Football ist mir einfach zu<br />
langweilig.<br />
Leo: Ja! Das würde ich gern mal machen. Ich<br />
bin mir sicher, dass die Anforderungen in einer<br />
anderen Sportart ganz anders sind, aber<br />
gerade das ist spannend. Oder ich wäre gerne<br />
mal Till Eulenspiegel, um die Politik so richtig<br />
hoch zu nehmen. #<br />
17<br />
leo iSt…<br />
Hans Georg Tallig (63) aus Braunschweig.<br />
Der frühere Leistungssportler ist schon seit<br />
den 70er Jahren als Maskottchen unterwegs.<br />
Er rief auch den Braunschweiger Nachtlauflöwen<br />
ins Leben. Zwischenzeitlich verkörperte<br />
er das Maskottchen der Braunschweig Lions.<br />
Seit 2007 arbeitet er ehrenamtlich als Leo bei<br />
Eintracht Braunschweig. „Der Job ist ein Spaßfaktor,<br />
der mir ein Stück Freiheit gibt.“<br />
hanK iSt…<br />
Andreas Apitz (52) aus Braunschweig<br />
Andreas schlüpft seit 1998 ehrenamtlich ins<br />
Hank-Kostüm. Er bat seine Hilfe an, nachdem<br />
das Maskottchen der Lions in der damaligen<br />
Saison nur unregelmäßig bei den Spielen<br />
zu sehen war. Seinen ersten Einsatz hatte er<br />
beim Football-Endspiel in Frankfurt: „Ich bin<br />
erstmal heimlich nachts um die Häuser gezogen,<br />
um ein Gefühl für die riesigen Schuhe zu<br />
bekommen – damit ich mich nicht blamiere<br />
<strong>und</strong> hinfalle.“<br />
daS phantom iSt…<br />
Sven Jacobs (23) aus Braunschweig<br />
Der Rettungsassistent <strong>und</strong> ehemalige Hallensprecher<br />
der New York Phantoms kam auf besondere<br />
Weise zu seiner neuen Aufgabe: „Wegen<br />
einer zu großen Klappe. Irgendwann habe<br />
ich mal vor dem Spiel gesagt, dass der Job ja<br />
total einfach wäre <strong>und</strong> ich auch gerne mal<br />
Mist machen würde, ohne dass mich jemand<br />
erkennt. Ein halbes Jahr später bekam ich den<br />
Anruf, dass das Maskottchen für den „Allstar-<br />
Day“ verhindert war. Mein erster Auftritt in<br />
riesengroßer Halle in Mannheim vor 12000<br />
Leuten, das war riesig!“
„Von Deutschland<br />
sind viele enttäuscht“<br />
Wail Moammer lebt in Tripolis. Der 31-Jährige arbeitet seit seiner Rückkehr als Übersetzer für die<br />
Nachrichtenagentur Associated Press <strong>und</strong> gehört der Minderheit der Berber an, die vom Gaddafi-Regime besonders<br />
unterdrückt wurden. studi38 hat sich mit ihm in einem Chat getroffen.<br />
Von Holger Isermann<br />
Du bist aus Libyen geflohen. Wie lange<br />
warst du außer Landes?<br />
Ich habe Libyen im Juli verlassen.<br />
Warum?<br />
Weil ich als Nicht-Araber an jedem Check<br />
Point in Tripolis ins Visir genommen wurde.<br />
Ich bin 5 Monate in der Stadt geblieben <strong>und</strong><br />
konnte mir keine Waffe besorgen oder mich<br />
vor Gaddafi´s Leuten schützen.<br />
Für dich als Berber wurde es also zu gefähr-<br />
18<br />
Video<br />
→facebook.de/<br />
studi38<br />
lich, um zu bleiben?<br />
Nun, alle hauptsächlich von Berbern<br />
bewohnten Städte haben sich auf die Seite der<br />
Freiheitskämpfer gegen Gaddafi geschlagen.<br />
Deshalb wurde ich wie alle Berber in Tripoli<br />
ins Visir genommen.<br />
Glaubst du, dass die westlichen Medien den<br />
Bürgerkrieg <strong>und</strong> die Gräueltaten angemessen<br />
abgebildet haben?<br />
Es war zufriedenstellend. Deutschland war<br />
ein spezieller Fall. Es gibt diesen Deutschen<br />
Fernsehkanal, DWTV, der war Mist <strong>und</strong> niemand<br />
den ich kenne, hat sich den angeschaut.<br />
Die deutschen Medien haben zum Beispiel<br />
berichtet, dass Gaddafi seinen Soldaten<br />
Viagra verabreichen ließ <strong>und</strong> sie zu<br />
Massenvergewaltigungen angestachelt hat.<br />
Glaubst du, dass solche Verbrechen stattgef<strong>und</strong>en<br />
haben?<br />
Mit technischer Hilfe von außerhalb konnten<br />
die Freiheitskämpfer Telefonate von vielen<br />
Ministern der Gaddafiregierung <strong>und</strong> seinen<br />
Kriegsherren abhören. In vielen wurden<br />
Vergewaltigungen <strong>und</strong> Folter befohlen. In einem<br />
dieser Telefonate, das auch im libyschen<br />
Fernsehen veröffentlicht wurde, hat Gaddafis<br />
Premierminister, Al Baghadadi Al Mahoumdi<br />
belustigt davon gesprochen, dass er den Truppen<br />
in meiner Heimatstadt Zware Vergewaltigungen<br />
an den dortigen Frauen befohlen hat.<br />
Das Tonband mit diesem Gespräch wurde übrigens<br />
vom Internationalen Gerichtshof als<br />
glaubwürdiger Beweis anerkannt.<br />
Was hast du gefühlt als du wieder<br />
über die Libyische Grenze ins Land<br />
eingereist bist?<br />
Das kann ich dir ganz genau sagen,<br />
hier ist ein Video, dass ich damals gemacht<br />
habe.<br />
Wie sieht der Alltag in Libyen aus?<br />
Nun, fast jeder hier ist bewaffnet. Davon abgesehen<br />
ist es viel sicherer geworden als vor<br />
Gaddafis Sturz. Die Währung ist nicht kollabiert<br />
<strong>und</strong> die Läden sind voll auch wenn alles<br />
bis zu 50 Prozent teurer ist als vor dem Krieg.<br />
Wasser, Strom, Telefon <strong>und</strong> Internet funktionieren<br />
mittlerweile wieder recht gut hier in<br />
Tripolis. Es geht mit großen Schritten in Richtung<br />
Normalität.<br />
Foto: Privat
Was glaubst du? Wo ist Gaddafi?<br />
Das ist die verdammt nochmal größte Frage<br />
hier für uns alle. Ich habe keine Ahnung, wo<br />
er ist, er könnte überall sein.<br />
Gaddafi war noch vor einigen Jahren in vielen<br />
westlichen Ländern relativ anerkannt…<br />
…in einigen, aber nicht in allen. Er hat zum<br />
Beispiel nie einen Fuß ins Weiße Haus gesetzt<br />
<strong>und</strong> durfte nicht in die USA einreisen, außer<br />
ins Hauptquartier der Vereinten Nationen.<br />
Das ist richtig, aber er besuchte Frankreich,<br />
Deutschland <strong>und</strong>…<br />
… von Deutschland sind viele Lybier<br />
enttäuscht.<br />
Hast du verstanden, warum die Deutschen<br />
sich nicht am Krieg gegen Gaddafi beteiligen<br />
wollten?<br />
Lass uns mit der UN-Resolution 1973 anfangen.<br />
Deutschland war die einzige freie Nati-<br />
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Fax 0531/ 290 69 40<br />
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Täglich von 11.00 – 24.00 Uhr<br />
Kein Ruhetag<br />
Kostenloser Bringdienst<br />
ab 10,– b Bestellwert<br />
Täglich von 11.00 – 22.00 Uhr.<br />
Informationen zur Werbeform „GastroTipps“ erhalten<br />
Sie von Katharina Heidmann. Telefon: (0531) 3900-408<br />
E-Mail: katharina.heidmann@bzv.de<br />
Campus<br />
on, die nicht für den Schutz von Zivilisten gestimmt<br />
hat. Da ging es noch gar nicht darum<br />
Soldaten zu schicken.<br />
Wird Deutschlands „Nein“ Auswirkungen<br />
haben für den Fall, dass eine neue Regierung<br />
in Libyen gewählt wird?<br />
Deutschland war während der Herrschaft<br />
Gaddafis Libyens drittwichtigster Handelspartner.<br />
Viele Menschen um mich herum denken,<br />
dass Frankreich, die USA <strong>und</strong> viele andere<br />
Länder bei zukünftigen wirtschaftlichen<br />
Kooperationen bevorzugt werden sollten.<br />
Glaubst du Deutschland hat seine Glaubwürdigkeit<br />
als Land, das sich für Freiheit<br />
<strong>und</strong> Demokratie einsetzt, verloren?<br />
Nein, das glaube ich nicht. Ich denke es war ein<br />
politischer <strong>und</strong> wohl kalkulierter Schachzug.<br />
Weil Deutschland ein zweites Afghanistan<br />
gefürchtet hat?<br />
Nein, weil sie dachten Gaddafi würde die Auseinandersetzung<br />
gewinnen <strong>und</strong> bleiben…<br />
…<strong>und</strong> hinterher vor allem Geschäfte mit<br />
den Ländern machen, die keine Kriegsgegner<br />
waren?<br />
Genau. Ich denke es war einfach eine Fehlkalkulation<br />
der Deutschen. Trotzdem: Deutschland<br />
wird immer ein wichtiger Partner für Libyen<br />
sein.<br />
Wie schätzt du die Aufstände <strong>und</strong> Bewegungen<br />
in den Nordafrikanischen Staaten ein?<br />
Ist das Ziel Demokratie im westlichen Sinne<br />
oder ist der Antrieb vielleicht ein ganz<br />
anderer?<br />
Nun, die Länder sind alle sehr verschieden.<br />
Und auch Libyen besteht aus r<strong>und</strong> 6 Millionen<br />
Individuen, die alle unterschiedliche politische<br />
Einstellungen haben. Ich selbst denke<br />
Demokratie ist ein allgemeingültiger Wert,<br />
der überall das gleiche meint. #<br />
bonding<br />
Was ist das?<br />
bonding ist eine Studenteninitiative,<br />
die Brücken zwischen<br />
Studierenden <strong>und</strong> Unternehmen<br />
schlägt. Seit über 20 Jahren.<br />
KOSTENLOS VON STUDIEREN-<br />
DEN FÜR STUDIERENDE<br />
Wir haben es uns zum Ziel<br />
gesetzt, dir die Möglichkeit zu<br />
geben, bereits während deines<br />
Studiums Kontakte mit Firmen zu<br />
knüpfen. Dabei sind alle Veranstaltungen,<br />
die wir organisieren,<br />
für dich kostenfrei. Dies schaffen<br />
wir durch unsere ehrenamtliche<br />
Arbeit <strong>und</strong> durch Unternehmen,<br />
welche uns entsprechend unterstützen.<br />
DEN ANFANG MACHTE<br />
AACHEN<br />
Die bonding-studenteninitiative<br />
e.V. wurde 1988 von Studenten<br />
der RWTH Aachen gegründet.<br />
Ihr Konzept war so erfolgreich,<br />
dass die Idee von bonding sich<br />
schnell verbreitete <strong>und</strong> bald<br />
weitere Gruppen an anderen<br />
Hochschulen gegründet wurden.<br />
Inzwischen ist bonding deutschlandweit<br />
an 11 Standorten mit<br />
insgesamt ca. 350 aktiven Mitgliedern<br />
vertreten.<br />
Aachen<br />
Bochum<br />
Braunschweig<br />
Kaiserslautern<br />
Karlsruhe<br />
Stuttgart<br />
Hamburg<br />
München<br />
Erlangen<br />
Berlin<br />
Dresden<br />
Sogar international ist bonding<br />
aktiv. In Kooperation mit Partnerinitiativen<br />
wie BEST (Board of<br />
European Students of Technology)<br />
organisieren wir auch Veranstaltungen<br />
europaweit.
Campus<br />
Alles auf 1 Karte!<br />
20<br />
Foto: Fabian Stürtz
Campus<br />
Die meisten kennen den Rapper René El Khazraje nur als MC Rene oder Reen. Seine Freestyle-Künste waren in den<br />
90ern legendär. 2005 veröffentlichte er seine bisher letzte Platte. Nach fünf Jahren Abstinenz setzte er im April 2010<br />
schließlich Alles auf eine Karte: Der Braunschweiger kündigte seine Wohnung, verschenkte sein Hab <strong>und</strong> Gut, kaufte<br />
sich eine Bahncard 100 <strong>und</strong> wollte fortan vom Zug aus eine Karriere als Stand-Up-Comedian starten. Darüber schreibt<br />
er jetzt ein Buch. studi38 hat ihn angerufen <strong>und</strong> gefragt, in welchem Zug er gerade sitzt.<br />
Von Nico Bensch<br />
Wo steckst du gerade?<br />
Gerade bin ich sogar in Braunschweig, weil<br />
ich gleich mit meiner Mutter essen gehe.<br />
Bist du noch oft hier?<br />
Ich mache immer gerne einen Stopp hier. Dadurch,<br />
dass ich so viel reise, sehe ich meine<br />
Fre<strong>und</strong>e hier sogar häufiger. Als ich noch in<br />
Berlin gewohnt habe, kam ich nicht so oft<br />
dazu das schöne Braunschweig zu besuchen.<br />
Fehlen dir eigene vier Wände nicht?<br />
Ich habe mich ehrlich gesagt schon an diesen<br />
Zustand gewöhnt. Es gibt viele konkrete<br />
Anlaufpunkte, an die ich mich zurückziehen<br />
kann. Ab <strong>und</strong> zu ergibt sich auch mal was<br />
spontan. Ich bin immer da zu Hause, wo ich<br />
mich wohlfühle.<br />
Bei aller Spontanität klingt das nach viel<br />
Planung.<br />
Ja, das ist relativ schwierig. Ich hab zwar<br />
meinen Terminkalender, aber oft ergeben sich<br />
Auftritte auch von heute auf morgen. Durch<br />
die Bahncard bin ich total mobil – deswegen<br />
werde ich oft gefragt, ob ich kurzfristig auftreten<br />
kann.<br />
In der Comedy Fuß fassen ist das Eine,<br />
aber wieso hast du gleich dein ganzes Leben<br />
umgekrempelt?<br />
Das war auch ein finanzieller Gr<strong>und</strong>. Mit einer<br />
Bahncard 100 <strong>und</strong> zusätzlicher Miete<br />
müsste ich jeden Cent umdrehen. Außerdem<br />
wäre ich eh fast nie zu Hause gewesen. Ich<br />
habe sehr lange überlegt, ob ich diesen Schritt<br />
machen soll. Aber sich von allen Altlasten zu<br />
trennen hat sich gut angefühlt <strong>und</strong> markiert<br />
einen neuen Lebensabschnitt.<br />
Siehst du Parallelen zum Studentendasein?<br />
(lacht) Ich versuche quasi meinen Master in<br />
Comedy zu machen. Die komplette Show ist<br />
dann meine Abschlussarbeit.<br />
Viele Studierende wissen nicht was morgen<br />
ist <strong>und</strong> blicken in eine unsichere Zukunft.<br />
Das hat doch letztendlich jeder Mensch. Ein<br />
geregelter Tagesablauf ist nur eine Illusion,<br />
eine Scheinsicherheit. Ich kenne ja nur das<br />
unsichere Leben, weil ich schon mein ganzes<br />
Leben Künstler bin.<br />
Wieso hast du dich nicht für ein Comeback<br />
als Hip-Hop-Künstler entschieden?<br />
Wenn ich ein Comeback starte, dann nur über<br />
den Erfolg in der Comedy. Irgendwann ging<br />
es musikalisch für mich nicht mehr weiter. Es<br />
kamen viele neue angesagte Künstler <strong>und</strong> ich<br />
hatte keine Lust einen auf Gangster zu machen<br />
nur weil es angesagt war. Irgendwann<br />
dachte ich: „Warum nicht Comedy?“<br />
Warum Comedy?<br />
Rapper erzählen im Prinzip auch Geschichten.<br />
In der Comedy kann ich mit meiner Energie<br />
<strong>und</strong> meinem Potential noch mehr Menschen<br />
erreichen als mit Hip-Hop – Humor ist<br />
generationsübergreifend.<br />
In deinem ersten Set spielst du trotzdem<br />
gezielt mit den Klischees des Hip-Hop.<br />
Natürlich bleibe ich dem Thema treu. Ich werde<br />
ja nicht von der Hip-Hop-Polizei angesprochen,<br />
dass ich ab jetzt keinen Hip-Hop mehr<br />
machen darf. Ich sehe mich auch ein wenig als<br />
Missionar für den Hip-Hop als Lösung für die<br />
Probleme der Welt.<br />
Obwohl die heutige Szene keinen friedlichen<br />
Ruf hat.<br />
Damit zu spielen ist ja gerade der Witz. Ich<br />
komme aus einer ganz anderen Generation<br />
von Hip-Hoppern. Früher waren Respekt <strong>und</strong><br />
Kreativität die höchsten Werte.<br />
Was ist eigentlich, wenn keiner lacht?<br />
Das ist natürlich frustrierend, aber da musst<br />
du durch. Im Nachhinein bin ich für solche<br />
Auftritte aber sogar dankbar, denn sie bringen<br />
einen weiter.<br />
21<br />
Kannst du an dieser Stelle mit Bahnvorurteilen<br />
aufräumen?<br />
(lacht) Für mich ist Bahnfahren Alltag geworden<br />
– so wie für andere die Straßenbahn. Ich<br />
lasse mich deshalb nicht mehr stressen <strong>und</strong><br />
kenne ja auch schon die Tricks.<br />
Tricks?<br />
Zum Beispiel sind erfahrungsgemäß hinten<br />
immer noch frei Plätze, egal wie voll die Bahn<br />
ist.<br />
Jetzt fährst du viel durch die Gegend – was<br />
ist dein großes Ziel?<br />
Mein persönliches Ziel wäre eine Mischung<br />
aus Comedy <strong>und</strong> Hip-Hop Konzert. Ich glaube,<br />
dass ich auf jeden Fall eine neue Nische besetzen<br />
konnte. Wie erfolgreich das dann letztendlich<br />
wird weiß ich nicht. Vielleicht sitze ich<br />
bald mit meinem Buch bei Stefan Raab <strong>und</strong><br />
zeige meinen Eintracht-Schal.<br />
Es gibt ein Video von dir, in dem dich eine<br />
böse Stimme fragt, ob MC für „Miese Comedy“<br />
steht. <strong>Zweifel</strong>st du innerlich doch?<br />
(lacht) Das ist an Gollum angelehnt. Und nein,<br />
ich parodiere mich einfach gerne selbst <strong>und</strong><br />
diese ganze Aktion. Klar bekomme ich oft<br />
Mails mit „Los, mach wieder ein Album!“,<br />
aber im Moment ziehe ich diesen Weg durch.<br />
Lohnt sich der Weg denn für dich?<br />
Auf jeden Fall! Nicht nur finanziell, sondern<br />
vor allem menschlich. Man ist viel freier. Blockaden<br />
<strong>und</strong> Zukunftsängste sind weg. Ich<br />
kann machen, was ich will. Und wer will das<br />
nicht? #<br />
Infos<br />
MC Rene bloggt fleißig über<br />
seine bisherigen Stationen unter<br />
→www.mcrene.de
Campus<br />
<strong>Studi38</strong> teStet daS StudentenleBen! dieSmal: Wo giBt eS den BeSten Kaffee?<br />
Von Fathi Khalil Ahmad El-Khatib<br />
Jeder Student hat seine täglichen<br />
Herausforderungen zu meistern. Da<br />
zählt es wach zu bleiben. Aber wo<br />
kriegt man nun den nächsten guten Kaffee,<br />
der bezahlbar ist <strong>und</strong> einem nicht<br />
postwendend wieder hochkommt? Am<br />
Wochenende will man feiern, aber wo<br />
bekommt Student ein paar gute Cocktails<br />
fürs kleine Geld? Am Sonntag<br />
steht man erst später <strong>und</strong> wahrscheinlich<br />
verkatert auf. Da hat keiner Lust<br />
sich hinzustellen <strong>und</strong> das w<strong>und</strong>erbare<br />
Sonntagsfrühstück selbst zuzubereiten.<br />
Also geht’s ab zum nächsten<br />
sättigenden <strong>und</strong> vor allem günstigen<br />
Brunch, am besten mit viel Auswahl.<br />
<strong>Studi38</strong> ist ab jetzt für euch mitten<br />
im Leben der Studienregion 38 unterwegs<br />
<strong>und</strong> testet alles <strong>und</strong> jeden. Seien<br />
es Kaffees, Cocktails, Fahrradreparaturen<br />
oder Kopien. Also: Wenn Ihr eine<br />
Test-Idee habt, dann meldet euch unter:<br />
redaktion@studi38.de. Und wir gehen<br />
für euch raus <strong>und</strong> testen was das<br />
Zeug hält….<br />
Der erste Test wird sich mit der Frage<br />
beschäftigen, wo Studierende den<br />
besten Wachmacher finden – die Lokalitäten<br />
für diesen Test: Das „xTrend-<br />
Restaurant, neben dem Schlosscarree,<br />
das „Herman‘s“ in der Schleinitzstrasse<br />
<strong>und</strong> als Referenz die Mensa 1 in der<br />
Katharinenstraße.<br />
auswahl<br />
getesteter<br />
Kaffee<br />
geschmack<br />
xTrend<br />
Die Standardkaffees sind vorhanden.<br />
Heiße Schokolade,<br />
Cappuccino <strong>und</strong> Schümli gibt<br />
es noch in Variationen.<br />
Schümli (Kaffee Crema) –<br />
Der Kaffee wird per Hand<br />
zubereitet. Er ist frisch,<br />
vollm<strong>und</strong>ig <strong>und</strong> nicht<br />
abgestanden.<br />
preis/leistung 2,40 € für einen 0,25 l<br />
Schümli (groß), 2,10 € für<br />
0,2 l Schümli sind schon ein<br />
wenig happig.<br />
Service<br />
10 Min. Warten bis die Frage<br />
nach dem Getränk gestellt<br />
wird, in einem fast leeren Restaurant<br />
ist lang.<br />
Besonderheit Sehr großes Etablissement;<br />
Sitzmöglichkeiten draußen;<br />
Für Teetrinker eine extra Teekarte;<br />
Karte auch im Web<br />
<strong>und</strong> als App erhältlich.<br />
gesamt Wenn man in der City Lust<br />
auf einen Kaffee oder Tee bekommt,<br />
ist das xTrend eine<br />
gute Alternative zum Alex.<br />
22<br />
2<br />
1<br />
3<br />
3<br />
1<br />
2,0<br />
auswahl<br />
getesteter<br />
Kaffee<br />
geschmack<br />
Mensa 1<br />
4<br />
Die Standardkaffees sind<br />
vorhanden.<br />
Kaffee mit Milch <strong>und</strong> Zucker! -<br />
Kaffee per Knopfdruck. Das<br />
geht schnell <strong>und</strong> schmeckt<br />
solide – vor allem, wenn der<br />
Geldbeutel mittrinkt.<br />
preis/leistung Einen vernünftigen Kaffee<br />
unter 1€ haben wir sonst nirgends<br />
gef<strong>und</strong>en<br />
Service<br />
Kein Service, kein gar nichts.<br />
Tische <strong>und</strong> Stühle sind vorhanden.<br />
Kaffee gibt’s „To Go“<br />
<strong>und</strong> zum vor Ort trinken.<br />
Besonderheit Uniambiente; Nichtraucher;<br />
Man ist unter sich…<br />
gesamt Wer ein Studentenambiente<br />
haben will, ist hier genau<br />
richtig <strong>und</strong> das für extrem<br />
wenig Geld. Aber das war es<br />
auch schon.<br />
2<br />
1<br />
4<br />
2<br />
2,6<br />
Fotos: Fathi Khalil Ahmad El-Khatib
auswahl<br />
getesteter<br />
Kaffee<br />
geschmack<br />
Herman’s<br />
3<br />
Die Standardkaffees sind vorhanden.<br />
Zusätzlich gibt es einige<br />
Variationen.<br />
Latte Macchiato -<br />
Der Kaffee wird in der<br />
Maschine zubereitet. Das<br />
schmeckt unaufgeregt.<br />
preis/leistung 2,40 € für einen Latte Macchiato<br />
ist schon ein wenig<br />
deftig.<br />
Service<br />
Besonderheit<br />
gesamt<br />
CopyShops<br />
5 Min. Warten bis man bestellen<br />
kann, sind in Ordnung.<br />
Allerdings war es das<br />
auch schon. Das nächste Mal<br />
sieht man den Kellner erst<br />
beim Bezahlen an der Bar.<br />
Keine Rechnung am Tisch,<br />
aber dafür auch kein Warten<br />
auf die Rechnung.<br />
Gutes Ambiente für Raucher<br />
<strong>und</strong> Nichtraucher; Besonders<br />
ansprechend auch die Dartscheibe<br />
im Untergeschoss.<br />
Durch die vielen Treppen ist<br />
das Herman’s leider nicht<br />
barrierefrei.<br />
Näher geht`s kaum. Leider<br />
nichts für Rollstuhlfahrer.<br />
3<br />
3<br />
2<br />
2<br />
2,6<br />
Hagenmarkt 14<br />
38100 Braunschweig<br />
Tel. 05 31-1 33 99<br />
www.archiplot.de<br />
das ergebnis<br />
Informationen zur Werbeform „CopyShops“ erhalten<br />
Sie von Katharina Heidmann. Telefon: (0531) 3900-408<br />
E-Mail: katharina.heidmann@bzv.de<br />
Eins zeigt sich: Jedes der getesteten<br />
Etablissements hat seine<br />
Vorzüge. Der Testsieger xTrend<br />
ist in der City die perfekte Anlaufstelle,<br />
um genüsslich einen handgemachten<br />
Kaffee oder Tee zu trinken. Ihr solltet<br />
allerdings mit Wartezeit rechnen.<br />
Das Herman’s überzeugt vor allem mit<br />
ihrer Nähe zur Uni <strong>und</strong> dementsprechend<br />
mit dem Publikum. Wer zudem<br />
noch gerne Dart spielt ist hier genau richtig.<br />
Wer jedoch das „Nicht-Gewöhnliche“<br />
sucht <strong>und</strong> sogar noch Rollstuhlfahrer<br />
ist, sollte lieber woanders hingehen.<br />
Die Mensa wird wohl jeder von euch<br />
kennen. Im Preis/Leistungsverhältnis<br />
ist sie einfach unschlagbar. Hier kriegt<br />
man einen brauchbaren Kaffee <strong>und</strong><br />
trifft seinesgleichen – was will Student<br />
mehr? #
Campus<br />
Rettet den Hipster!<br />
Was als inhaltslose Modebewegung begann, stößt auf Abscheu <strong>und</strong> Gegenwehr. Warum eigentlich stören uns Hipster?<br />
Von Benedikt Crone<br />
Look at this fucking Hipster“, ist<br />
nicht nur ein Blog im Internet, der<br />
junge Männer vorführt, die Vollbart<br />
wie Röhrenjeans tragen <strong>und</strong> eine<br />
Wollmütze leicht über den Hinterkopf<br />
stülpen. Dieser Satz könnte auch von<br />
einem texanischen Touristen stammen,<br />
der die Berliner Weserstraße im Bezirk<br />
Neukölln hoch zum Hermannplatz<br />
wandert. Der Ami stünde mit seinem<br />
Hass auf Hipness nicht alleine dar. Ein<br />
leidenschaftliches Hipster-Bashing hat<br />
längst das konservative Milieu verlassen<br />
<strong>und</strong> die breite Gesellschaft erreicht.<br />
Der Vorwurf, ein Hipster zu sein, erinnert<br />
inzwischen an eine Geschlechtskrankheit,<br />
die man dem anderen unterstellt,<br />
obwohl es einem schon selbst in<br />
der Hose juckt. Höchste Zeit, den Hipster<br />
unter Artenschutz zu stellen!<br />
Woher rührt diese neue Form der<br />
Hexenjagd? Es gibt durchaus Gründe,<br />
die Vertreter dieses Modestils auf den<br />
Scheiterhaufen treiben zu wollen. Durften<br />
sich ursprünglich nur auserwähl-<br />
te Musiker, Künstler <strong>und</strong> Literaten im<br />
Amerika der 50er <strong>und</strong> 60er Jahre als<br />
„hip“ betiteln, sind die heutigen Hipster<br />
eher benebelt von der Vorstellung<br />
zu einer Avantgarde zu gehören, ohne<br />
dafür auch nur einen Finger zu rühren<br />
– es sei denn, es geht darum, sich als<br />
Mann den Schnurrbart zu stutzen oder<br />
als Frau die Schlafanzughose so weit es<br />
geht über den Bauchnabel zu ziehen.<br />
Diese Frechheit, sich für etwas Besseres<br />
zu halten, nur weil man in Braunschweig<br />
Kunst studiert, in Berlin seine<br />
Wochenenden verbringt <strong>und</strong> ein postmodernes<br />
Potpourri im Kleiderschrank<br />
hängen hat, ist wohl die erstgenannte<br />
Antwort auf die Frage, die sich auch der<br />
britische Guardian stellte: „Why do people<br />
hate hipsters?“<br />
Was den Anblick eines Hipsters<br />
aber für viele sicherlich unerträglich<br />
macht, ist die Tatsache, dass dieser<br />
Szene-Mensch provoziert, ohne für<br />
eine erkennbare Ideologie einzutreten.<br />
Der Hipster ist die in Person geworde-<br />
24<br />
ne Oberfläche, als wäre Andy Warhol<br />
sein Ziehvater gewesen. Er greift die<br />
Klischees auf, die die Gesellschaft zur<br />
Einordnung von Randgruppen <strong>und</strong> Außenseitern<br />
angelegt hat: Die Brille eines<br />
Computernerds, die Jute-Tüte eines<br />
Ökofreaks <strong>und</strong> das auf alt gemachte<br />
Shirt mit dem Wolfskopf, als hätte es<br />
die letzten Jahre ein übergewichtiger<br />
Unterschichten-Amerikaner getragen.<br />
Die Haltung ist androgyn; der Körper<br />
abgemagert.<br />
Der Hipster steht für alles auf einmal,<br />
was in unseren Breitengraden schon<br />
viel Prügel einstecken musste. Er bricht<br />
mit unserem gewohnten Einordnen<br />
von Menschen in Klischees <strong>und</strong> Stereotypen,<br />
in Gewinner <strong>und</strong> Verlierer. Und<br />
für diese Leistung feiern sich die Hipster<br />
gegenseitig – ohne etwas zu tun. Das<br />
aber 24 St<strong>und</strong>en am Tag. Sieben Tage<br />
die Woche.<br />
Hut ab, Hipster! Jetzt nur nicht dem<br />
Anti-Hype folgen <strong>und</strong> die Jutetüte doch<br />
wieder zuhause lassen! #<br />
Foto: cubm<strong>und</strong>o
Gemeinsam günstiger<br />
ERLEBEN EINKAUFEN<br />
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<strong>und</strong> sparen!<br />
ESSEN AUSGEHEN ENTSPANNEN<br />
deal38 ist ist die die Online-Plattform des des Braunschweiger<br />
Zeitungsverlags für für sensationell günstige Angebote<br />
in in unserer Region. Zusammen zugreifen lohnt lohnt sich sich – –<br />
auf auf deal38.de<br />
www.deal38.de
Campus<br />
Nicht clean, mit Herz<br />
VeRa Keidel <strong>und</strong> liSa gRolig haBen eine eigene KunStgalleRie auf 16 m 2<br />
Von Torben Schmacke<br />
Moderne Kunstgalerien,<br />
das sind sterile Orte<br />
mit weißen Wänden.<br />
Leute schleichen leise <strong>und</strong> bedächtig<br />
durch die Gänge <strong>und</strong> versuchen<br />
die Werke zu verstehen.<br />
Das Konzept eines weißen Raumes,<br />
der völlig hinter die Werke<br />
zurücktreten soll, nennt sich<br />
White Cube. Der White Cube<br />
entwickelte sich mit dem Aufkommen<br />
der Avantgarde-Bewegung<br />
im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert. Heute<br />
ist er das am weitesten verbreitete<br />
Konzept für Kunstaustellungen.<br />
Der Kunstkritiker Brian<br />
O'Doherty beschreibt den White<br />
Cube als schattenlos, weiß, clean<br />
<strong>und</strong> künstlich. Doch nicht alle<br />
Kunstgalerien folgen dieser umstrittenen<br />
Ausstellungspraxis.<br />
Die Kritik O'Dohertys haben<br />
die Studentinnen Vera Keidel<br />
<strong>und</strong> Lisa Grolig zu einem Teilf<strong>und</strong>ament<br />
ihrer Galerie gemacht:<br />
galerieherzblut. Wir sind<br />
nicht schattenlos, nicht weiß, nicht<br />
clean, nicht künstlich, sagt Vera Keidel<br />
mit einem gewissen Stolz in den Augen.<br />
galerieherzblut ist ein nichtkommerzielles,<br />
studentisches Projekt unterstützt<br />
von der HBK. Der Name ist Programm,<br />
denn für beide Jungkuratorinnen heißt<br />
es neben der Galerie alle Aufgaben zu<br />
Infos<br />
Öffnungszeiten:<br />
Dienstag, Donnerstag <strong>und</strong><br />
Sonntag 16-19 Uhr<br />
Adresse: Sophienstr. 15,<br />
38118 Braunschweig<br />
→www.galerieherzblut.de<br />
bewältigen, die ihr Studium für sie bereit<br />
hält. „Wir wollen uns aber nicht<br />
durchs Studium jagen lassen, sondern<br />
auch praktische Erfahrungen für unseren<br />
späteren Beruf sammeln“, sagen sie.<br />
Dafür nehmen sie ein verlängertes Studium<br />
in Kauf.<br />
Wie viel zu tun ist, verrät der Blick<br />
in den kleinen Galerieraum. Gerade ist<br />
die letzte Ausstellung gelaufen, schon<br />
wird wieder umgebaut für den neuen<br />
Künstler. Da hängen Tapetenfetzen von<br />
den Wänden, Farbeimer stehen in den<br />
Ecken, Kabelsalat schlängelt sich unter<br />
der Decke <strong>und</strong> allgemein wirkt der<br />
Raum mit seinen 16 Quadratmetern<br />
mehr wie ein Atelier als eine Kunstgalerie.<br />
„Wir erarbeiten uns ja auch<br />
mit jedem neuen Künstler zusammen<br />
ein passendes Raumkonzept der Gale-<br />
26<br />
rie“, erklärt Lisa das Durcheinander.<br />
Eine weiße Wand mit einem<br />
Gemälde an einem Nagel<br />
wird es hier nicht geben. Den<br />
Unterschied merken auch die<br />
Besucher.<br />
Wenn die Ausstellung beginnt<br />
ist das Chaos gewichen, Besucher<br />
aller Altersgruppen betreten<br />
dann den kleinen Raum mit<br />
großem Schaufenster zur Straße,<br />
das eine ganze Raumseite<br />
ausmacht. Transparent, einladend<br />
<strong>und</strong> weltoffen. Nur eine<br />
flache Stufe gilt es vom Bürgersteig<br />
kommend zu überwinden<br />
<strong>und</strong> schon steht man mitten im<br />
Kern der jeweiligen Ausstellung.<br />
Das ist es, was die Besucher so<br />
schätzen. Der Einstieg zur Kunst<br />
wird einem hier sehr leicht gemacht.<br />
Kein bedächtiges Schleichen<br />
oder Blättern in Katalogen,<br />
sondern der direkte Kontakt mit<br />
den Macherinnen. Neben den<br />
Ausstellungseröffnungen ist die<br />
Galerie an drei Tagen in der Woche geöffnet.<br />
„Wir sind mittlerweile ein Ort<br />
geworden, an dem man sich trifft“, freuen<br />
sich die beiden Studentinnen. Neben<br />
der Kunst organisiert galerieherzblut<br />
auch Konzerte <strong>und</strong> spezielle Events wie<br />
die Live-Vertonung eines Fußballspiels<br />
während der letzten WM.<br />
Ihr Resümee nach einem Jahr fällt<br />
entsprechend positiv aus. „Es ist geil<br />
eine Kunstgalerie zu haben“, betont-<br />
Vera Keidel. Das investierte Herzblut<br />
wiegt sich in wichtigen, praktischen Erfahrungen<br />
auf. Auf die Frage nach der<br />
Zukunft des Projektes huscht trotzdem<br />
oder gerade darum ein kurzer melancholischer<br />
Schatten über die Gesichter.<br />
„Das Studium ist bald geschafft <strong>und</strong> damit<br />
wird dann auch das Projekt enden.<br />
Oder vielleicht auch nicht.“ #<br />
Foto: Privat
lust mitzureden? Beim Barcamp<br />
ist nichts einfacher als das.<br />
Alles offen...<br />
... Beim 3. BRaunSchWeigeR BaRcamp im h.d.W.<br />
Von Holger Isermann<br />
Wissenschaft<br />
Früher gab es Vorträge <strong>und</strong> Podiumsdiskussionen.<br />
Früher gab es<br />
aber auch Frontalunterricht. Heute<br />
ist Interaktion das Zauberwort der<br />
Wissensvermittlung. Denn genau wie<br />
das Internet uns die Teilhabe an der<br />
globalen Kommunikation ermöglicht,<br />
soll auch im lokalen Raum die Grenze<br />
zwischen Podium <strong>und</strong> Zuschauern<br />
gesprengt werden. Neue Kommunikationsformen<br />
rufen deshalb alle zum<br />
Mitreden auf. Das will auch das dritte<br />
Braunschweiger BarCamp. Am 19. <strong>und</strong><br />
20. laden die Veranstalter wieder Interessierte<br />
zur kostenlosen „Unkonfe-<br />
Ab der nächsten Ausgabe<br />
(Januar 2012) veröffentlichen<br />
wir kostenlos kostenlos eure eure Kleinanzeigen.<br />
renz“ ins Haus der Wissenschaft ein.<br />
Denkbare Themen sind technische Entwicklungen,<br />
Netzpolitik oder das Social<br />
Web. So genau, kann das aber niemand<br />
sagen, denn Inhalte <strong>und</strong> Ablauf<br />
werden von den Teilnehmern spontan<br />
vor Ort bestimmt. Das ist die Kernidee<br />
dieser offenen Plattform für den zwischenmenschlichen<br />
Austausch. Bei aller<br />
Spontaneität: Anmelden sollte man<br />
sich schon. Denn die Teilnehmerplätze<br />
sind zumindest durch die vorhandenen<br />
Räume begrenzt. #<br />
Weitere Infos <strong>und</strong> die Anmeldung:<br />
→www.barcamp-braunschweig.de<br />
Kleinanzeigen<br />
HALLO MÄDELS,<br />
biete Mathenachhilfe (auch<br />
Java, C++, Flash etc.) <strong>und</strong> suche<br />
Anschluss. Bin erst seit<br />
kurzem in Braunschweig<br />
<strong>und</strong> spiele gern MMORPGs<br />
<strong>und</strong> MMOFPS. Und ihr? Also<br />
meldet euch, auf ne Pizza<br />
oder so. GREEZ! Hellfi re (diehoelle15723_eye@gmx.net)<br />
Foto: Privat<br />
Grüße<br />
Suche/Biete<br />
Kontakte<br />
WGs<br />
Schickt eure max. 250 ZEICHEN (mit Leerzeichen) mit oder ohne Bild an STUDI38@BZV.DE
Wissenschaft<br />
Müll war gestern<br />
Ein Mensch produziert durchschnittlich ein Kilo Müll am Tag. Rechnet<br />
man das auf das Jahr <strong>und</strong> auf die Anzahl der Menschen die auf der Erde<br />
leben aus, entsteht ein unglaublich großer Müllberg. Damit dieser nicht<br />
größer wird, muss der Mensch recyceln, seinen Müll den er produziert<br />
wiederverwenden. Christbaum-Lametta wird gebügelt <strong>und</strong> schmückt auch<br />
das nächste Weihnachtsfest, aus Mehrwegflaschen wird mehr als einmal<br />
getrunken <strong>und</strong> Einkaufstüten werden als Müllbeutel benutzt. Aber gerade<br />
beim Recycling ist der Fantasie keine Grenze gesetzt, studi38 zeigt die<br />
ausgefallensten Ideen zur Müllverwertung.<br />
Von Maria Boger<br />
Friseurabfall wird zur<br />
Blumenerde<br />
Viele Friseurbesuche<br />
enden damit, dass man<br />
ein paar Haare verliert.<br />
Doch landen die stumpfen<br />
Spitzen wirklich im<br />
Müll? Keineswegs! Sie<br />
finden sich Blumenerde<br />
wieder.<br />
28<br />
Fleischersatz aus Kot<br />
Der japanische Wissenschaftler Mitsuyuki<br />
Ikeda hat ein Verfahren entwickelt<br />
in dem er menschliche Fäkalien<br />
so lange weiterverarbeitet bis diese als<br />
proteinreiche Nahrung verwendet werden<br />
können. Eigentlich bestand seine<br />
Aufgabe zunächst darin eine sinnvolle<br />
Nutzung von Abwässern in Tokio<br />
zu finden. Dass er dabei einen alternativen<br />
Fleischersatz erfand, konnte<br />
auch er nicht wissen. Na, dann guten<br />
Appetit.<br />
Fotos: Tepco, spilltojill, Timothy Takemoto, lorenzwalthert, Andres Rued, SuziJane, ~My aim is true~
angesagte Designermöbel<br />
Designer haben ja meist die verrücktesten<br />
Ideen. So gibt es Designer<br />
die ihre Werke<br />
aus alten Schalplatten,<br />
altem Holz<br />
oder Einwegflaschen<br />
machen.<br />
Diese recyceltenDesignermöbel.<br />
Wissenschaft<br />
Biokohle aus Biomüll<br />
Auch an der TU Braunschweig <strong>und</strong> an der Ostfalia in Wolfenbüttel schreibt<br />
man Recycling groß. Dort ist das Ziel aus Biomüll Biokohle zu machen.<br />
Wie macht man aus Biomüll Kohle?<br />
Wir stellen die Kohle mit Hilfe eines thermochemischen<br />
Verfahrens her, das man hydrothermale<br />
Karbonisierung nennt. Das funktioniert<br />
so, dass wir einen Mix von Biomasse <strong>und</strong><br />
Wasser bei Temperaturen von 200°C <strong>und</strong> einem<br />
hohen Druck für einige St<strong>und</strong>en „kochen“<br />
<strong>und</strong> so ein Produkt bekommen, das Braunkohle<br />
sehr ähnlich ist.<br />
schickes Plastik<br />
Was haben eure Strickjacke aus einem schwedischen<br />
Modehaus <strong>und</strong> eure Wasserflasche gemeinsam?<br />
PET-Flaschen werden zu Polyesterfasern verarbeitet,<br />
woraus dann später die ein oder andere<br />
Strickjacke gestrickt wird.<br />
Alte Turnschuhe als Baustoff<br />
Was macht man mit Turnschuhen,<br />
die h<strong>und</strong>erte von Kilometern<br />
gelaufen sind? Diese werden in<br />
ihre Bestandteile zerlegt <strong>und</strong> als<br />
Baustoff für Häuser <strong>und</strong> Bürogebäude<br />
wieder verwendet.<br />
Aber das Wissen über die hydrothermale<br />
Karbonisierung gibt es doch schon seit einem<br />
knappen Jahrh<strong>und</strong>ert…<br />
Das Interesse lag damals hauptsächlich darin,<br />
die natürliche Kohleentstehung zu verstehen.<br />
Zudem war fossile Kohle <strong>und</strong> vor allem<br />
Öl deutlich billiger. Heute gibt es ganz andere<br />
Voraussetzungen für die Technologie. Die<br />
HTC bietet viele interessante Ansatzpunkte.<br />
Wir sind dabei eine Pilotanlage aufzubauen<br />
<strong>und</strong> den Prozess zu optimieren.<br />
Kann man also in Zukunft mit seinem<br />
Biomüll zu einer solchen Anlage <strong>und</strong> mit<br />
Braunkohle nach Hause fahren?<br />
Ja, das ist durchaus möglich. Man müsste<br />
noch nicht einmal die Biomasse trocknen,<br />
so wie es bei anderen Verfahren der Fall ist.<br />
Allerdings müssten es schon größere Massen<br />
sein, damit sich das wirtschaftlich lohnt. Die<br />
Technologie könnte daher gut an bestehende<br />
29<br />
Altes Glas auf der<br />
Straße<br />
Woraus besteht eigentlich<br />
die Farbe die auf<br />
der Straße aufgemalt<br />
ist? Und warum glitzern<br />
diese des Nachts<br />
so schön? Die Antwort<br />
liefern Glasperlen, welche<br />
aus Altglas bestehen<br />
<strong>und</strong> sich Fahrbahnmarkierungen<br />
wiederfinden.<br />
Thomas Greve ist<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
<strong>und</strong> im Innovationsb<strong>und</strong><br />
„Hydrothermale Karbonisierung<br />
in Niedersachsen“ tätig.<br />
Infrastrukturen von Kompostwerken <strong>und</strong> Biogasanlagen<br />
angeschlossen werden, denn sogar<br />
Rückstände aus der Biogasproduktion,<br />
die sogenannten Gärreste, können mit der<br />
HTC noch verwertet werden. #<br />
Foto: Privat
Wissenschaft<br />
Auf der Suche<br />
nach dem Wasser<br />
Bei eXceed aRBeiten WiSSenSchaftleR deR tu füR mehR nachhaltigKeit<br />
Von Fathi Khalil Ahmad El-Khatib<br />
Wasser ist unser alltäglicher<br />
Lebensbegleiter. Wir stehen<br />
auf, gehen auf Toilette, duschen,<br />
machen uns ein Frühstücksei,<br />
kochen uns Tee… <strong>und</strong> so geht es den<br />
lieben langen Tag weiter. Wir müssen<br />
uns keine Gedanken über das kühle<br />
Nass machen. Es ist selbstverständlich,<br />
immer da. Aber woher kommt eigentlich<br />
unser Wasser? Wie viel verbrauchen<br />
wir durchschnittlich <strong>und</strong> was ge-<br />
schieht mit dem Wasser, nachdem wir<br />
es genutzt haben? An einem Konsortium<br />
von Instituten, zu dem das Leichtweiß-Institut<br />
für Wasserbau, die Siedlungswasserwirtschaft,<br />
die Geoökologie<br />
<strong>und</strong> die Ökologische <strong>und</strong> Nachhaltige<br />
Chemie der TU Braunschweig gehören,<br />
versuchen Wissenschaftler aus<br />
aller Welt, diese <strong>und</strong> viele andere Fragen<br />
r<strong>und</strong> um eine nachhaltige Wasserwirtschaft<br />
zu beantworten. Das Projekt<br />
30<br />
heißt „Exceed - Excellence Center for<br />
Development Cooperation“.<br />
Professor Müfit Bahadir ist Leiter des<br />
Projektes <strong>und</strong> koordiniert es mit einem<br />
Team von Mitarbeitern in Braunschweig<br />
<strong>und</strong> weiteren Kollegen in Jordanien, Vietnam,<br />
Mexiko <strong>und</strong> Burkina Faso. In einem<br />
Netzwerk mit über 34 weiteren<br />
Universitäten in der Welt ist man auf<br />
der Suche nach dem Wasser <strong>und</strong> mehr<br />
Nachhaltigkeit.<br />
Fotos: Fathi Khalil Ahmad El-Khatib, Privat
Wissenschaft<br />
„Kein Umweltschützer“<br />
Wie viel Wasser verbrauchen wir am Tag im<br />
Durchschnitt hier in Deutschland?<br />
Das kommt natürlich auf den Haushalt an.<br />
Aber wenn wir von einem durchschnittlichen<br />
Ein-Personen-Haushalt ausgehen, sind es ungefähr<br />
120 bis 130 Liter pro Tag. Und das<br />
ist vergleichsweise wenig in der Welt. [„Spitzenreiter<br />
sind USA <strong>und</strong> Dubai mit je 295<br />
<strong>und</strong> 300 Liter pro Tag <strong>und</strong> Person“<br />
von der Red.]<br />
Video<br />
Woher kommt das Wasser<br />
wohin geht es?<br />
Wie Ihnen bekannt sein wird,<br />
besteht unser Planet zu Zweidritteln<br />
aus Wasser. Allerdings ist<br />
davon nur ein kleiner Teil Süßwasser,<br />
überwiegend bestehend aus Polareis [„ungefähr<br />
2 Prozent“, von der Red.] Nur 0,6 Prozent<br />
ist überhaupt als Trinkwasser verfügbar. Es<br />
findet sich in Flüssen, Seen <strong>und</strong> dem Gr<strong>und</strong>wasser.<br />
Dort kommt es her <strong>und</strong> am Ende geht<br />
es dort wieder hin.<br />
→facebook.de/<br />
studi38<br />
Dann brauchen wir uns doch keine Gedanken<br />
zu machen, wie wir mit dem Wasser<br />
umgehen, oder?<br />
TÄGLICHER WASSERVERBRAUCH<br />
Leider schon, denn das Trinkwasser ist in der<br />
Welt ungleichmäßig verteilt. Eine Milliarde<br />
Menschen haben keinen Zugang zu sauberem<br />
Wasser <strong>und</strong> 2,5 Milliarden haben noch nicht<br />
einmal die Möglichkeit, auf sanitäre Einrichtungen<br />
zuzugreifen. Hinzu kommt noch, dass<br />
ein Großteil des vorhandenen Trinkwassers<br />
für die Industrie <strong>und</strong> die Landwirtschaft genutzt<br />
wird. Viele der Verunreinigungen, die<br />
in diesem Kreislauf hinzukommen, lassen<br />
sich durch Kläranlagen schwer wieder<br />
entfernen.<br />
Duschen & Baden 39 l<br />
Toilette 34 l<br />
Waschen 15 l<br />
Kleiner Betrieb/Gewerbe 11 l<br />
Körperpflege 7 l<br />
Reinhalten von Wohnung & Auto 7 l<br />
Spülmaschine 7 l<br />
Garten 4 l<br />
Essen & Trinken 3 l<br />
Insgesamt 127 l<br />
Durchschnittlicher Wasserverbrauch<br />
in Deutschland pro Person pro Tag<br />
www.energiesparen-im-haushalt.de<br />
Das heißt, wir trinken eigentlich<br />
schmutziges Wasser aus dem<br />
Wasserhahn?<br />
Das kann man so nicht so sagen. Ein kleines<br />
Beispiel: Sie nehmen eine Kopfschmerztablette,<br />
weil sie Kopfschmerzen haben. Nachdem<br />
der Wirkstoff seine Arbeit getan hat, wird er<br />
aus dem Körper ausgeschieden <strong>und</strong> gelangt<br />
durch die Abwässer in die Kläranlagen. Diese<br />
können allerdings nicht alle chemischen oder<br />
biologischen Verunreinigungen herausfiltern.<br />
Somit gelangt dieser in die Gewässer, dann<br />
wiederum durch die Landwirtschaft in die<br />
Pflanzen. Diese werden ihrerseits von Tieren<br />
gefressen, die bei uns<br />
auf den Tellern landen.<br />
Wir wissen allerdings<br />
bis heute nicht genau,<br />
was für Auswirkungen<br />
diese Wirkstoffspuren<br />
auf uns haben.<br />
Was heißt das für uns?<br />
Das bedeutet, dass<br />
wir nicht nur lernen<br />
müssen, mit Wasser<br />
sparsam umzugehen,<br />
sondern auch, es vernünftig<br />
wieder aufzubereiten,<br />
bevor wir es<br />
zurück in die Umwelt<br />
einleiten.<br />
Das Projekt Exceed,<br />
sucht nach neuen Wegen,<br />
diese Aufbereitung<br />
zu verbessern?<br />
31<br />
Prof. Müfit Bahadir vom<br />
Institut für Nachhaltige <strong>und</strong><br />
Ökologische Chemie der TU hat<br />
das Exceed-Projekt gegründet.<br />
Infos unter:<br />
→www.exceed.tu-braunschweig.de<br />
Ja, aber nicht nur. Gleichzeitig versuchen wir,<br />
in Form von zum Beispiel Summer Schools<br />
Wissenschaftlern in der Welt zu zeigen, wie<br />
eine nachhaltige Wasserwirtschaft aussehen<br />
kann. Dazu gehört nicht nur das Thema Wasser<br />
an sich, sondern auch die Themen Politik,<br />
Soziologie, Bildung, Medizin <strong>und</strong> andere. Übrigens,<br />
die Bauern in Braunschweig bewässern<br />
ihre Felder z.T. ebenfalls mit vorgereinigtem<br />
Abwasser.<br />
Was ist denn das Ziel von Exceed?<br />
„Ökologische Nachhaltigkeit“ ist das 7. Millenniumsziel,<br />
welchem wir unser Exceed Projekt<br />
gewidmet haben. Dabei soll nachhaltiges<br />
Wassermanagement in den Entwicklungsländern<br />
durch einen internationalen Dialog mit<br />
den Industrieländern gefördert werden.<br />
Hört sich wie eine Weiterentwicklung von<br />
Umweltschutz an. Versuchen Sie selber<br />
auch, die Umwelt im Privaten zu schützen?<br />
Lacht. Witzig, dass Sie mich das fragen. Ich<br />
glaube, ich bin kein besonderer Umweltschützer.<br />
Ich versuche nicht so viel Wasser zu verbrauchen,<br />
nutze den Gelben Sack <strong>und</strong> hier<br />
<strong>und</strong> da noch etwas mehr. Aber ich würde<br />
nicht sagen, dass ich ein klassischer Umweltschützer<br />
bin. #
Fotos: Florian Koch, F. Schmutzer<br />
<strong>Glaube</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Zweifel</strong><br />
Wenn im Studium Religion <strong>und</strong> WiSSenSchaft aufeinandeR tReffen.<br />
Von Daniel Beutler<br />
Was früher den sicheren Weg<br />
auf den Scheiterhaufen bedeutete,<br />
ist heutzutage problemlos<br />
machbar: Die Welt zu erforschen<br />
wie sie ist, losgelöst von übernatürlichen<br />
Aspekten. Wissenschaft <strong>und</strong> Religion<br />
sind heute un-<br />
abhängig voneinander,<br />
streiten sich aber dennoch<br />
unentwegt. Zwei<br />
Protagonisten mit dem<br />
Anspruch unfehlbar<br />
zu sein, gefangen in<br />
einem Stellungskrieg,<br />
der dem Otto-Normal-<br />
Studenten eigentlich<br />
egal sein könnte, solange<br />
er sich für eine Seite<br />
entscheidet oder in die<br />
Schweiz der Existenz flüchtet, den Nihilismus.<br />
Was aber, wenn er zwischen den<br />
Fronten steht? Ein gläubiger Mensch,<br />
der an der Universität Chemie, Medizin,<br />
Physik <strong>und</strong> der gleichen Fächern<br />
studiert, in denen immer wieder an den<br />
Gr<strong>und</strong>festen einer spirituellen Welt geruckelt<br />
wird. Das bringt Probleme mit<br />
sich – sollte man meinen.<br />
Wissenschaftler <strong>und</strong> religiös sein?<br />
Kein Problem, findet Ansgar Niehoff,<br />
Promotionsstudent der Chemie an der<br />
TU Braunschweig <strong>und</strong> gläubiger Christ.<br />
„Ich sehe da keinen Widerspruch, viel<br />
mehr hat mich mein Studium im <strong>Glaube</strong>n<br />
bestärkt“, sagt der 28-Jährige. „Wie<br />
alles in der Welt bis hin zu den kleinsten<br />
Teilen aufeinander abgestimmt ist,<br />
Frankreich ist<br />
streng laizistisch.<br />
Religionsunterricht<br />
ist an öffentlichen<br />
Schulen strikt<br />
verboten <strong>und</strong> es gibt<br />
keine Theologie an<br />
den Universitäten.<br />
Wissenschaft<br />
das kann kein Zufall sein.“ Die Welt <strong>und</strong><br />
das Leben zu erforschen <strong>und</strong> dem Masterplan<br />
eines Schöpfers immer näher zu<br />
kommen, ihn irgendwann zu verstehen<br />
<strong>und</strong> am Ende vielleicht sogar gottgleich<br />
zu werden – vor solchen Visionen hat<br />
Niehoff keine Angst.<br />
„Wir werden eh nie al-<br />
les Wissen <strong>und</strong> die Stufe<br />
Gottes erreichen“,<br />
ist er sich sicher. Probleme<br />
sieht er beim Studium<br />
nicht mit dem<br />
<strong>Glaube</strong>n aufkommen,<br />
sondern ebenso wie<br />
sein Kommilitone Stephan<br />
Matthies, Maschinenbaustudent,<br />
eher<br />
auf einer moralisch<br />
oder ethischen Ebene.<br />
„Falls Gott die Welt geschaffen hat,<br />
war seine Hauptsorge sicher nicht, sie<br />
so zu machen, dass wir sie verstehen<br />
können“, hat Albert Einstein mal gesagt.<br />
Aber wir Menschen, zumindest<br />
die meisten, wollen verstehen. Wir sind<br />
wahnsinnig neugierig. Manchen reicht<br />
es zu wissen, wie viele Kinder Arnold<br />
Schwarzenegger hat oder was es mit der<br />
Joghurt-Regel von Lothar Matthäus auf<br />
sich hat. Manchen reicht das nicht. Sie<br />
gehen den großen Fragen nach. Und die<br />
können manchmal richtig fies sein <strong>und</strong><br />
alles auf den Kopf stellen. Ein Klassiker:<br />
Was war zuerst da, das Huhn oder das<br />
Ei? Oder wenn ein Gott alles erschaffen<br />
hat, wo kommt dieser Gott selber<br />
33<br />
her? Da kann man schon ins Grübeln<br />
kommen. Oder ein Gedankenspiel, was<br />
nach menschlichen Maßstäben eigentlich<br />
simpel erscheint: Wenn Gott allmächtig<br />
ist, könnte er ein Stein erschaffen,<br />
der so schwer ist, dass er ihn nicht<br />
hochheben könnte, was ihm wiederum<br />
seinen Allmachtsstatus nehmen würde?<br />
„Das Problem ist, dass wir das nicht verstehen<br />
können“, sagt Christiane Picht-<br />
Büscher, Pfarrerin der Evangelische Studierenden-<br />
<strong>und</strong> Hochschulgemeinde.<br />
„Falls Gott die Welt<br />
geschaffen hat, war seine<br />
Hauptsorge sicher nicht,<br />
sie so zu machen, dass wir<br />
sie verstehen können.“<br />
Albert Einstein
„Wir wollen immer rationale Wege suchen,<br />
um Gott zu erklären. Aber ist Gott<br />
an die menschliche Rationalität geb<strong>und</strong>en?<br />
Es gibt viele Fragen, die einem einen<br />
Knoten im Kopf be-<br />
scheren. Aber die kann<br />
ich getrost Gottes Problem<br />
sein lassen.“ Das<br />
sieht Bianca Schwarz,<br />
Studentin der Luft- <strong>und</strong><br />
Raumfahrt ähnlich.<br />
„Es ist nicht wichtig,<br />
wo Gott herkommt, da<br />
mache ich mir keinen<br />
Kopf drüber. Er war<br />
halt immer da. Zufällig<br />
kann das alles jedenfalls<br />
nicht sein“, meint<br />
Schwarz.<br />
Die Schöpfung sei<br />
also von Gott geordnet, glauben die drei<br />
Studenten. „Und in bestimmte Bereiche<br />
sollte man nicht eingreifen. Zum Beispiel<br />
Stammzellenforschung oder Genetik,<br />
die zum Klonen von Menschen<br />
dienen finde ich ethisch nicht vertretbar“,<br />
meint Niehoff. Auch Matthies hat<br />
sich Grenzen für sein Tätigkeitsfeld gesetzt.<br />
„Einer meiner Arbeitgeber in ei-<br />
Wissenschaft<br />
fleissiger Schöpfer oder chaotische ordnung: einige der jüngsten galaxien am<br />
Rande des bekannten universums, aufgenommen vom hubble Space telescope.<br />
Nur 15 Prozent der<br />
amerikanischen<br />
Professoren denken,<br />
dass Wissenschaft<br />
<strong>und</strong> Religion in<br />
einem dauerhaften<br />
Konflikt stehen.<br />
Das hat dieses Jahr eine qualitative<br />
Studie der Rice University<br />
unter 275 Natur-, Geistes-<br />
<strong>und</strong> Sozialwissenschaftlern<br />
ergeben.<br />
nem Praktikum hatte ein sehr breites<br />
mir unbekanntes K<strong>und</strong>enspektrum.<br />
Beim Bewerbungsgespräch habe ich gesagt:<br />
'Ich weiß gar nicht was alles zu Ihrem<br />
Arbeitsbereich gehört,<br />
aber ich möchte<br />
in meinem Praktikum<br />
nichts machen, was ich<br />
für ethisch nicht vertretbar<br />
halte.' Sie haben<br />
mich genommen“,<br />
berichtet der 26-Jährige<br />
von seinen Wertvorstellungen,<br />
nach denen<br />
er zum Beispiel nicht<br />
für die Waffenindustrie<br />
arbeiten würde. Dass<br />
er Abtreibung für eine<br />
Sünde hält, hat er auch<br />
dem damaligen Innenminister<br />
Wolfgang Schäuble offen mitgeteilt,<br />
als dieser 2009 im Audimax der<br />
„Ich sehe da keinen<br />
Widerspruch, viel mehr<br />
hat mich mein Studium im<br />
<strong>Glaube</strong>n bestärkt“<br />
34<br />
Ansgar Niehoff<br />
TU zu Besuch war. „Das hat einigen Anwesenden<br />
wohl nicht gefallen, aber damit<br />
kann ich leben“, sagt Matthies.<br />
Ähnlich wie ihre christlichen Kommilitonen,<br />
sehen auch die beiden Muslime<br />
Bilal Sahin <strong>und</strong> Karim Ferah (Namen<br />
auf Wunsch geändert) keinen<br />
Konflikt zwischen Studium <strong>und</strong> Religion.<br />
Auf einer Skala von Null bis Zehn<br />
schätzen Sahin <strong>und</strong> Ferah ihre Religiosität<br />
mit einer acht <strong>und</strong> einer sieben<br />
ein. Die Differenz zur Zehn, dem Maximum,<br />
erklären sie aber nicht mit einem<br />
fehlenden <strong>Glaube</strong>n, sondern mit fehlen-<br />
Fotos: Sage Ross, Privat
dem Wissen in Fragen des<br />
Islams. Wissen an sich ist<br />
im Islam ein elementarer<br />
Bestandteil. „Der Koran ermutigt<br />
dazu, sich universell<br />
Wissen anzueignen. Aus allen<br />
Bereichen“, berichtet<br />
Ferah. Das gr<strong>und</strong>legende einer<br />
Religion, die Existenz<br />
eines übersinnlichen <strong>und</strong><br />
allmächtigen Gottes, erklärt<br />
der Islam auch mit<br />
wissenschaftlichen W<strong>und</strong>ern, die im<br />
Koran stehen. „Der Koran wurde vor<br />
vierzehn Jahrh<strong>und</strong>erten offenbart <strong>und</strong><br />
in ihm erwähnte Tatsachen wurden erst<br />
vor kurzem von Wissenschaftlern entdeckt<br />
<strong>und</strong> nachgewiesen. (…) es widerspricht<br />
jeglicher Vernunft, dass irgendjemand<br />
vor vierzehnh<strong>und</strong>ert Jahren<br />
von diesen Tatsachen, die erst kürzlich<br />
mittels modernster Ausrüstung <strong>und</strong><br />
sophistischen wissenschaftlichen<br />
Methoden<br />
entdeckt oder bewiesen<br />
wurden, Kenntnis<br />
gehabt haben könnte“,<br />
heißt es zum Beispiel in<br />
der Broschüre „Ein kurzer<br />
illustrierter Wegweiser<br />
um den Islam<br />
zu verstehen“. Nun lie-<br />
ße sich ins Feld führen,<br />
dass die menschliche<br />
Vorstellung dafür bekannt<br />
ist, fehlende Erklärungen<br />
mit abenteuerlichen<br />
Gedanken zu<br />
füllen. Was gab es nicht<br />
für Theorien r<strong>und</strong> um<br />
die Anschläge vom 11.<br />
September. Manch einer meinte sogar<br />
in der Bibel einen Code entdeckt zu haben,<br />
der die Zukunft voraussagt. An der<br />
Gr<strong>und</strong>idee ändert das aber nichts: Nämlich<br />
Dinge, die man nicht versteht einer<br />
unbekannten oder höheren Macht<br />
zuzuschreiben.<br />
Für Ferah, der Wirtschaftsinformatik<br />
studiert, gibt es aber doch noch einen<br />
Punkt, an dem es zu Konflikten kommen<br />
könnte. Nämlich beim Thema Zinsen,<br />
die laut Koran verboten sind. Über<br />
die Frage, was er denn tun würde, wenn<br />
„Es gibt viele Fragen,<br />
die einem<br />
einen Knoten im<br />
Kopf bescheren.<br />
Aber die kann<br />
ich getrost Gottes<br />
Problem sein<br />
lassen.“<br />
Christiane Picht-Büscher, Pfarrerin<br />
Gott muss existieren,<br />
weil die Krokodilente<br />
nicht existiert.<br />
Einige Kreationisten<br />
versuchen so Darwin<br />
zu widerlegen.<br />
Wissenschaft<br />
das Thema Zinsen in einer Klausur ein<br />
wichtiger Bestandteil wäre, muss der<br />
22-Jährige lange nachdenken. „Ich würde<br />
wohl schreiben, was der Professor<br />
hören will <strong>und</strong> mich nach der Klausur<br />
mit ihm darüber unterhalten“, sagt er<br />
schließlich.<br />
Ein regionales Musterbeispiel für die<br />
Vereinbarkeit von <strong>Glaube</strong>n <strong>und</strong> Wissenschaft<br />
ist Professor a. D. Werner Gitt,<br />
der 1978 Direktor der<br />
Physikalisch-Technischen<br />
B<strong>und</strong>esanstalt in<br />
Braunschweig wurde<br />
<strong>und</strong> ein Vertreter des<br />
Kreationismus ist. Wissenschaftler<br />
<strong>und</strong> gläubig<br />
sein lässt sich also<br />
in der Neuzeit scheinbar<br />
vereinbaren. „Da<br />
ziehe ich den Hut vor,<br />
wenn jemand gläubig<br />
ist <strong>und</strong> Wissenschaftler“,<br />
sagt Mathematik-Professor<br />
Thomas<br />
Sonar, wenngleich er<br />
von den Kreationisten<br />
überhaupt nicht viel<br />
hält. Unabhängig davon<br />
meint er: „Ich glaube nicht an einen<br />
Gott, aber die Existenz eines Gottes<br />
schließt sich nicht durch die Unbeweisbarkeit<br />
aus. Man kann die These von einem<br />
Gott glauben, oder auch nicht. Als<br />
Stütze ist der <strong>Glaube</strong>n nicht schlecht.“<br />
Letztendlich sei es aber müßig sich darüber<br />
zu streiten, ob es einen Gott gibt<br />
oder nicht. Im Hier <strong>und</strong> Jetzt gibt es genug<br />
zu tun, das wichtiger ist. Oder um<br />
Einstein nochmal zu bemühen: „Wissenschaft<br />
ohne Religion ist lahm, Religion<br />
ohne Wissenschaft ist blind.“ #<br />
35<br />
impReSSum<br />
Herausgeber: Braunschweiger<br />
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Die redaktionellen Inhalte dieser Ausgabe<br />
sind das Ergebnis eines Projektseminars<br />
der Abteilung Medienwissenschaften der<br />
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Redaktionsleitung: Holger Isermann<br />
(TU Braunschweig) V. i. S. d. P.<br />
Redaktion: Lina Beling,<br />
Nico Bensch, Daniel Beutler,<br />
Annekatrin Bock, Maria Boger,<br />
Kristina Branz, Benedikt Crone,<br />
Fathi Khalil Ahmad El-Khatib,<br />
Ronny Fichte, Nora Gerecke,<br />
Janina Göbel, Nicole Griese,<br />
Holger Isermann, Christian Matz,<br />
Torben Schmacke, Shirin Schönberg,<br />
Lisa Simon, Nils-Peter Stoye,<br />
Daniela Viehmeier, Milena Virchow<br />
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medienwissenschaften<br />
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(verantwortlich)<br />
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© Braunschweiger Zeitungsverlag 2011<br />
Das Projekt studi38 wird fre<strong>und</strong>lich<br />
unterstützt durch
Informationsseite des Braunschweigischen Hochschulb<strong>und</strong>es<br />
Schlaue Köpfe brauchen<br />
starke Partner<br />
Sie sind ein Unternehmen in der Region Braunschweig <strong>und</strong> suchen junge, qualifizierte<br />
Berufseinsteiger für ihre Firma? Mit den Deutschlandstipendien unterstützen Sie junge,<br />
herausragende Köpfe bei deren Studium <strong>und</strong> haben dabei die Möglichkeit gezielt qualifizierten<br />
Nachwuchs für ihr Unternehmen zu werben. Die Stipendiaten knüpfen erste Kontakte für<br />
das spätere Berufsleben <strong>und</strong> erhalten finanzielle Unterstützung für ihre guten Leistungen –<br />
unabhängig von sozialem Status oder Elternhaus.<br />
Deutschlandstipendien –<br />
Wir sind dabei! Sie auch?<br />
Bisher hat der Braunschweigische Hochschulb<strong>und</strong> im<br />
Semester 20 Studierende der TU Braunschweig mit<br />
Deutschlandstipendien im Gesamtwert von 36.000 unterstützt.<br />
Unternehmen in <strong>und</strong> um Braunschweig finanzieren<br />
bereits sieben weitere Stipendien. Die Vorteile für<br />
Förderer <strong>und</strong> Geförderte liegen auf der Hand. Deshalb<br />
möchten wir in Zukunft gern mehr von Ihnen als StipendiengeberInnen<br />
ansprechen.<br />
Braunschweigischer Hochschulb<strong>und</strong> e.V.<br />
www.braunschweigischer-hochschulb<strong>und</strong>.de<br />
bhb@tu-braunschweig.de<br />
B<strong>und</strong>esbildungsministerin<br />
Annette Schavan mit den ersten<br />
Deutschlandstipendiaten<br />
Wir fördern das<br />
Interessierte Stipendien-<br />
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erreichen uns unter:<br />
Sabine Stegner<br />
Geschäftstelle Braunschweigischer<br />
Hochschulb<strong>und</strong> e.V.<br />
Geysostraße 7, 38106 Braunschweig<br />
Telefon: 0531 – 391 4570<br />
E-Mail: bhb@tu-braunschweig.de
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23. Firmenkontaktmesse<br />
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In Deutschland herrscht Fachkräftemangel. Trotz Banken-<br />
<strong>und</strong> Finanzkrise. Und obwohl für viele Absolventen der<br />
Berufseinstieg immer noch steinig <strong>und</strong> schwer ist. Denn<br />
es kommt mehr denn je auf das Studienfach an. Von r<strong>und</strong><br />
120.000 freien Stellen für Akademiker entfallen ein Großteil<br />
auf die so genannten MINT-Fächer: Mathematiker, Ingenieur,<br />
Naturwissenschaftler <strong>und</strong> Techniker werden laut Arbeitsagentur<br />
von den Arbeitgebern also besonders umworben. Zum Beispiel<br />
während der Nacht der Unternehmen am 2. November<br />
Kolumne<br />
Prof. Reza Asghari<br />
gibt an dieser Stelle<br />
Einblicke in die Welt<br />
des Entrepreneurships.<br />
In dieser Ausgabe<br />
erklärt er die Bedeutung<br />
des Businessplans für<br />
Unternehmensgründer.<br />
Die Schaffung von neuen innovativen<br />
Unternehmen bedarf einer<br />
systematischen Vorgehensweise.<br />
Diese findet ihren Niederschlag<br />
im Businessplan. Er gibt dem Gründerteam<br />
die notwendige Orientierung<br />
<strong>und</strong> fungiert als „Kompass“ während<br />
des gesamten Gründungsprozess. Au-<br />
Karriere<br />
Rendevous mit dem Arbeitgeber<br />
die nacht deR unteRnehmen <strong>und</strong> Bonding laden Zum KaRRieRefliRt<br />
ßerdem hat er eine große Bedeutung<br />
für die potentiellen Investoren <strong>und</strong><br />
Kreditgeber. Der Businessplan wird im<br />
wesentlichen wie folgt strukturiert:<br />
1) Zusammenfassung 2) Geschäftsidee,<br />
3) Gründerteam, 4) Markt- <strong>und</strong> Konkurrenzanalyse,<br />
5) K<strong>und</strong>enanalyse 6) Marketing<br />
<strong>und</strong> Vertrieb, 7) Rechtsform,<br />
8) Finanzierung, 9) Chancen <strong>und</strong> Risiken.<br />
Die Zusammenfassung hat die Aufgabe,<br />
das Interesse der potentiellen Investoren<br />
für den gesamten Businessplan<br />
zu wecken. Bei der Darstellung der Geschäftsidee<br />
sollen die Alleinstellungsmerkmale<br />
(Unique Selling Points=USPs)<br />
besonders hervorgehoben werden. Der<br />
Leser muss von der Kreativität <strong>und</strong> Neuheit<br />
der Geschäftsidee überzeugt werden.<br />
Die Kompetenzen <strong>und</strong> Erfahrun-<br />
38<br />
<strong>und</strong> auf der Firmenkontaktmesse Bonding am 14. <strong>und</strong> 15. November.<br />
Beide Veranstaltungen richten sich an Studierende<br />
aus der Region <strong>und</strong> sollen den Kontakt zwischen ihnen <strong>und</strong><br />
den Unternehmen erleichtern. Während Bonding dabei eher<br />
auf ein klassisches Messekonzept setzt, können die werdenden<br />
Akademiker sich bei der Nacht der Unternehmen per Bus<br />
direkt zu den teilnehmenden Firmen fahren lassen <strong>und</strong> diese<br />
vor Ort kennenlernen. # Weitere Infos gibt es unter:<br />
→www.bonding.de <strong>und</strong> →www.nachtderunternehmen.de<br />
Mit System Gründen<br />
gen des Gründerteams haben einen<br />
erheblichen Einfluss auf die Evaluierung<br />
eines Gründungsvorhabens bei<br />
den Kreditgebern <strong>und</strong> Geschäftspartnern.<br />
Diese müssen einen angemessenen<br />
Platz im Businessplan finden. Die<br />
Analyse des Marktpotentials kann die<br />
strategische Bedeutung des anzubietenden<br />
Produktes hervorheben. Je präziser<br />
die K<strong>und</strong>enkenntnisse, umso größer<br />
sind die Erfolgschancen bei der K<strong>und</strong>engewinnung<br />
<strong>und</strong> K<strong>und</strong>enbindung.<br />
Der Technologietransfer der TU Braunschweig<br />
sowie das Entrepreneurship<br />
Center an der Ostfalia Hochschule bieten<br />
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der Businesspläne an. #<br />
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Karriere<br />
Virchow<br />
Milena Boger, Maria Fotos:<br />
Katharina ist fertig mit ihrem Bachelorstudium.<br />
Sie will zum<br />
Film. Das weiß sie seit ihrem<br />
ist das letzte unbezahlte Praktikum was<br />
ich machen werde.“<br />
In einer Studie der Hans-Böckler-Stif-<br />
Praktikum beim Fernsehen im letztung sind r<strong>und</strong> 40 Prozent der Prakten<br />
Jahr, in dem sie acht Wochen in tika unbezahlt, viele in Praktikanten<br />
der Spielfilmredaktion war. Jetzt, nach sind dann auf ihre Eltern, auf ihre ei-<br />
ihrem Studium, will sie anstatt eines genen Ersparnisse oder sogar auf Sozi-<br />
Masters, noch einige Praktika machen. alleistungen angewiesen. Ganz anders<br />
Praxiserfahrungen sammeln <strong>und</strong> dann sieht es bei Svenja aus, die Medienwis-<br />
irgendwo unterkommen – das ihr Plan. senschaften studiert. Sie hat ein halbes<br />
Fast 28 Prozent der<br />
Jahr lang ein vergüteHochschulabsolventes<br />
Praktikum bei der<br />
ten beginnen direkt<br />
PR-Agentur fischerAp-<br />
nach ihrem Studium<br />
pelt in München ge-<br />
ein Praktikum, nur 27<br />
macht. Dafür bekam<br />
Prozent erhalten nach<br />
sie 400 Euro im Mo-<br />
der Uni eine feste Stelnat,<br />
der Durchschnitt<br />
le. Doch viele Unter-<br />
liegt bei 550 Euro im<br />
nehmen nehmen, aus<br />
Monat. Verpflegung<br />
Versicherungstech-<br />
<strong>und</strong> Unterkunft wanischen<br />
Gründen,<br />
ren nicht mit dabei.<br />
Praktikanten nur mit<br />
„Ich würde auch nie<br />
gültiger Immatrikula-<br />
wieder ein Praktikum<br />
tionsbescheinigung.<br />
unter 400 Euro ma-<br />
So musste sich Kachen,<br />
das ist schon<br />
tharina noch für den<br />
Minimum. Man darf<br />
Master einschreiben<br />
<strong>und</strong> 750 Euro Studiengebührenaufbringen,<br />
damit sie ein<br />
„Für mein Praktikum<br />
bei VW bekomme ich<br />
656 Euro im Monat.“<br />
sich auch nicht den<br />
St<strong>und</strong>enlohn dazu<br />
ausrechnen. Da wäre<br />
man geschockt wie<br />
Praktikum machen Kirsten, Maschinenbau<br />
wenig deine Arbeit<br />
kann, bei dem sie kei-<br />
die St<strong>und</strong>e wert ist.<br />
nen Cent bekommt<br />
Allerdings finde ich<br />
<strong>und</strong> Anfahrt, Unterkunft <strong>und</strong> Verpfle- es nur fair, wenn man dem Praktikangung<br />
selbst bezahlen muss. Da fragen ten die Fahrtkosten erstatten <strong>und</strong> ihm<br />
sich doch einige, warum Katharina das eine Monatskarte für die jeweilige Stadt<br />
macht? Die Antwort darauf kommt bezahlt.“ Svenja konnte im Vergleich<br />
schnell: „Naja, so ein Praktikum ist im zu anderen Praktikanten bei fischerAp-<br />
Lebenslauf schon viel wert <strong>und</strong> in der pelt, ziemlich viel machen: „Ich durfte<br />
Medienbranche sind die meisten Prak- mehr als den Redakteuren zu spielen<br />
tika nicht vergütet. Ich hoffe auch, dass <strong>und</strong> einige kleine Aufgaben erledigen.<br />
40
Aber das lag auch daran, dass ich sehr<br />
viel Glück mit meinem Chef hatte <strong>und</strong><br />
ich auch einfach mal meinen M<strong>und</strong> aufgemacht<br />
habe bei Brainstormings.“ Sie<br />
könnte sogar noch ein Praktikum machen<br />
oder auch als Freiberufler einsteigen,<br />
da sie in der Agentur gern gesehen<br />
ist. „Auch wenn die Arbeit super viel<br />
Spaß macht <strong>und</strong> ich auch gerne noch<br />
ein Praktikum machen will, möchte ich<br />
erst mal mein Bachelor fertig machen.“<br />
Viele Studenten nehmen, wie Svenja<br />
auch, ein Urlaubssemester, um ein<br />
Praktikum zu machen. Bedenken sollte<br />
man aber, dass man zwar nicht die<br />
Studiengebühren zahlen muss, aber<br />
unter anderem auch keinen BAföG-<br />
Anspruch mehr hat. Doch wie fi-<br />
nanziert man sich ein solches<br />
Praktikum, wenn man sonst<br />
auf BAföG angewiesen ist<br />
<strong>und</strong> das Praktikum eventuell<br />
unbezahlt ist? Ralf<br />
Reischwitz von der DGB-<br />
„students at work“-Beratung<br />
an der TU Braunschweig<br />
rät, dass man sich<br />
vorher ausführlich informiert,<br />
welche alternativen<br />
Finanzierungsmöglichkeiten<br />
(z.B. Wohngeld) man bekommen<br />
kann. „Wichtig ist auch,<br />
dass man beachtet wie hoch das<br />
Praktikum vergütet ist <strong>und</strong> ob es ein<br />
Pflichtpraktikum ist.“<br />
Ziemlich viel was man beachten<br />
<strong>und</strong> eventuell auch an Geld aufbringen<br />
muss, „nur“ weil man ein Praktikum<br />
machen will. Katharina finanziert<br />
sich das Praktikum durch ihr Erspartes.<br />
Kirsten, Maschinenbau, hingegen<br />
Karriere<br />
„Würde ich<br />
nicht wissen,<br />
dass mir das<br />
Praktikum<br />
etwas bringt,<br />
würde ich es<br />
auch nicht<br />
machen.“<br />
Katharina,<br />
Medienwissenschaften<br />
41<br />
hat Glück. Ihr<br />
Praktikum bei<br />
Volkswagen in<br />
der Forschung<br />
<strong>und</strong> Entwicklung<br />
wird mit<br />
656 Euro im<br />
Monat vergütet<br />
<strong>und</strong> sie muss<br />
nicht zusätzlich<br />
irgendwo zur<br />
Zwischenmiete<br />
wohnen, da ja<br />
Wolfsburg nur ein Katzensprung von<br />
Braunschweig entfernt ist. „Ich kann<br />
mir schon sehr gut vorstellen später bei<br />
Volkswagen <strong>und</strong> auch in dieser Abteilung<br />
zu arbeiten. Es macht mir wirklich<br />
sehr viel Spaß da.“ Kirsten wurde auch<br />
schon direkt angesprochen, ob sie nicht<br />
ihre Diplomarbeit <strong>und</strong> vielleicht auch<br />
später dort ihre Doktorarbeit schreiben<br />
will: „Der Einstieg bei Volkswagen ist<br />
umso leichter, wenn man dort ein Praktikum<br />
gemacht hat.“ R<strong>und</strong> 59 Prozent<br />
der Studenten macht in der Studienzeit<br />
über 600<br />
bis 800 €<br />
13 %<br />
über 200<br />
bis 600 €<br />
9 %<br />
über 800<br />
bis 1.000 €<br />
6%<br />
über 200<br />
bis 400 €<br />
23 %<br />
über<br />
1.000 €<br />
3 %<br />
bis 200 €<br />
6 %<br />
Häufigkeitsverteilung der<br />
monatlichen Bruttovergütung<br />
des geleisteten Praktikums<br />
(nur Befragte mit postgraduellen Praktika),<br />
vgl. Schmidt/Hecht 2011, S. 20<br />
unbezahlt<br />
40 %<br />
ein freiwilliges Praktikum, r<strong>und</strong> 45%<br />
machen ein Pflichtpraktikum. Kirsten<br />
muss dieses Praktikum nicht machen<br />
um ihr Studium abzuschließen. Sie<br />
macht es für die besseren Berufschancen<br />
die sie damit später hat.<br />
Manchmal müssen auch Praktikanten<br />
mal Aufgaben erledigen, die keiner<br />
machen will. Sei es jetzt nun Kaffee kochen,<br />
iPads durch die Gegend fahren<br />
oder Tischdeko basteln. Reischwitz rät<br />
deshalb bei deutlichen Abweichungen<br />
von den Praktikantenaufgaben erst einmal<br />
das Gespräch mit dem Betreuer zu<br />
suchen <strong>und</strong> sich auf den Praktikantenvertrag<br />
zu berufen. Praktikantenvertrag?<br />
Ja, den der hält fest welche Aufgaben<br />
man als Praktikant hat: „In einem<br />
solchen Vertrag sollte mindestens folgendes<br />
festgelegt werden: Arbeitszeit,<br />
Urlaubstage, Vergütung <strong>und</strong> auch die<br />
Aufgaben des Praktikanten. Sollte es<br />
des Öfteren zu Abweichungen im Arbeitsalltag<br />
kommen, dann so schnell<br />
wie möglich zu sehen, dass das Problem<br />
entweder geklärt wird oder wenn es<br />
ganz schlimm wird das Praktikum abbrechen.“<br />
Doch wie erkennt man eine<br />
gute Praktikantenstelle? „Gute Praktikantenstellen<br />
erkennt man zum Beispiel<br />
an positiven Berichten von<br />
Kommilitonen, an der Existenz<br />
von Urlaubstagen oder daran,<br />
dass es am Ende ein Zeugnis<br />
gibt.“ Katharina sieht es so:<br />
„Würde ich nicht wissen,<br />
dass mir das Praktikum etwas<br />
bringt, würde ich es<br />
auch nicht machen. Demnächst<br />
wird zum Beispiel<br />
eine Stelle als Lektorin frei<br />
<strong>und</strong> da habe ich jetzt schon<br />
deutlich bessere Chancen.“<br />
Letztendlich sollte einem bewusst<br />
sein, dass man mit einem<br />
Praktikum bei einem Unternehmen<br />
viel erreichen kann, so wie es bei Kirsten<br />
<strong>und</strong> Svenja der Fall ist, aber auch<br />
ziemlich viel investieren muss um erfolgreich<br />
zu sein – so wie Katharina.<br />
Eins sollte man aber definitiv nicht tun:<br />
sich als billige Arbeitskraft ausbeuten<br />
lassen, schließlich ist man zum Lernen<br />
da <strong>und</strong> nicht zum Kaffee kochen. #
Karriere<br />
Endlich<br />
Elite!<br />
tu <strong>und</strong> oStfalia Sind eXZellenZhochSchulen im<br />
BeReich unteRnehmenSgRündung<br />
Von Shirin Schönberg<br />
Was haben München, Berlin<br />
<strong>und</strong> Wolfenbüttel gemeinsam?<br />
Sie alle sind Standorte<br />
von Elitehochschulen, zumindest, wenn<br />
es um Entrepreneurship geht. Die Ostfalia<br />
konnte sich im Juli beim Exzellenz-<br />
wettbewerb des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
für Wirtschaft <strong>und</strong> Technologie „EXIST<br />
IV – Die Gründerhochschule“ durchsetzen.<br />
Ziel dieses Wettbewerbs war es,<br />
hochschulweite Gesamtstrategien zu<br />
entwickeln <strong>und</strong> umzusetzen, um eine<br />
Gründungskultur <strong>und</strong> mehr Unternehmergeist<br />
an Hochschulen zu etablieren.<br />
Die Ostfalia hat die Jury überzeugt <strong>und</strong><br />
ist nun eine von zehn Exzellenzhochschulen<br />
im Bereich Entrepreneurship.<br />
Professor Reza Asghari ist Inhaber<br />
des gemeinsamen Lehrstuhls von TU<br />
Braunschweig <strong>und</strong> Ostfalia für Unternehmensgründung<br />
<strong>und</strong> Entrepreneurship<br />
<strong>und</strong> Leiter des Entrepreneurship<br />
Centers. „Im Hinblick auf die Tatsache,<br />
dass wir selbst ein Startup sind, ist diese<br />
Auszeichnung etwas ganz Besonderes.“<br />
Schließlich gibt es das Entrepreneurship-Programm,<br />
das eine Kooperation<br />
zwischen der TU <strong>und</strong> der Ostfalia ist,<br />
erst seit zwei Jahren. Trotzdem konnte<br />
es im EXIST-Wettbewerb überzeu-<br />
42<br />
gen, was laut Asghari am ganzheitlichen<br />
Konzept <strong>und</strong> an der erfolgreichen<br />
Zusammenarbeit zwischen den beiden<br />
Hochschulen liegt. Es wurden vier<br />
strategische Bereiche definiert: Governance,<br />
Bewusstsein, Qualifizierung <strong>und</strong><br />
operative Unterstützung.<br />
Im Bereich Governance geht es um<br />
die Maßnahmen, die die Hochschule<br />
ergreift, um Gründungsaktivitäten<br />
zu fördern. Das Bewusstsein für eine<br />
Gründungskultur zu schaffen, ist ein<br />
„Es geht darum innovativ<br />
zu denken <strong>und</strong> zu<br />
handeln <strong>und</strong> das ist eine<br />
sehr reizvolle Aufgabe<br />
aus nichts etwas Neues<br />
zu schaffen.“<br />
Professor Reza Asghari<br />
weiteres Ziel des Programms. „Zurzeit<br />
führen für viele Studenten noch alle<br />
Wege nach Wolfsburg“, erklärt Professor<br />
Asghari. „Wir wollen nun die Studenten<br />
dahingehend motivieren, dass<br />
sie Freude am abenteuerlichen Weg<br />
des Entrepreneurship haben <strong>und</strong> sehen,<br />
dass Unternehmensgründung etwas<br />
Tolles ist.“ Durch verschiedene Veranstaltungen<br />
sollen Studierende für<br />
das Thema Entrepreneurship begeistert<br />
<strong>und</strong> qualifiziert werden. In Seminaren<br />
<strong>und</strong> Workshops, aber auch in Gesprächen<br />
mit erfolgreichen Gründern können<br />
so Kontakte <strong>und</strong> Ideen entstehen,<br />
bei deren Umsetzung das Entrepreneurship<br />
Center den Studenten mit Rat <strong>und</strong><br />
Tat zur Seite steht.<br />
Der Erfolg beim EXIST-Wettbewerb<br />
hat dem Programm 3,5 Millionen Euro<br />
Förderung gebracht. Ziel ist jetzt, dass<br />
jeder Studierende im Laufe seines Studiums<br />
einmal mit dem Thema Entrepreneurship<br />
in Berührung kommt. Warum<br />
sich das lohnt ist für Asghari klar: „Entrepreneurship<br />
ist nicht nur die Gründung<br />
von Unternehmen, sondern eine<br />
Lebenseinstellung. Es geht darum innovativ<br />
zu denken <strong>und</strong> zu handeln <strong>und</strong><br />
das ist eine sehr reizvolle Aufgabe aus<br />
nichts etwas Neues zu schaffen.“ #<br />
Foto: Larry Johnson
Nichts für<br />
schwache Nerven<br />
die pRomotion: Vom langen Weg Zu höchSten aKademiSchen Weihen<br />
Von Shirin Schönberg<br />
Lars hat Chemie studiert. Als er sich<br />
entschieden hat zu promovieren,<br />
war gerade Wirtschaftskrise. Es<br />
war für Absolventen schwierig Jobs zu<br />
finden. Für einen Chemiker ohne Doktor<br />
war es praktisch unmöglich. Wer<br />
als Chemiker etwas werden will, der<br />
braucht den Doktor. Auch in wirtschaftlich<br />
rosigeren Zeiten kommt man mit<br />
dem Diplom nicht weit. „Für die Promotion<br />
habe ich mich entschieden, weil<br />
ich als Chemiker mit Diplom nicht die<br />
Möglichkeit habe besonders hoch aufzusteigen<br />
oder weiter Forschung zu be-<br />
treiben“, erklärt Lars. Damit ist er keine<br />
Ausnahme. Viele, die sich nach dem<br />
Studium für eine Promotion entscheiden,<br />
wollen nicht Professor werden,<br />
sondern mit dem Doktor ihre Ein- <strong>und</strong><br />
Aufstiegschancen in der Wirtschaft verbessern.<br />
Eine Beobachtung, die auch die<br />
Promotionsberater Claudia Banke <strong>und</strong><br />
Dr. Ferdinand Esser gemacht haben. Sie<br />
sind Mitarbeiter der Zentralen Studienberatung<br />
der TU Braunschweig <strong>und</strong> Ansprechpartner<br />
für Studierende <strong>und</strong> Absolventen,<br />
die sich mit dem Gedanken<br />
tragen zu promovieren. „In bestimm-<br />
44<br />
ten Berufsfeldern ist die Promotion für<br />
den Berufseinstieg hilfreich“, erklärt<br />
Claudia Banke. „Allerdings kann in den<br />
Naturwissenschaften die Promotion als<br />
selbsterfüllende Prophezeiung beobachtet<br />
werden.“ Es besteht die Gefahr, dass<br />
die Unternehmen keine Master-Absolventen<br />
einstellen, wenn sie einen Doktor<br />
bekommen können. Andererseits<br />
wissen die Unternehmen auch nicht,<br />
was Master-Absolventen für Fähigkeiten<br />
besitzen, solange den Studenten<br />
dieser Fachrichtungen gesagt wird, sie<br />
müssten promovieren, um einen Job zu
Fotos: Maria Boger, Privat<br />
bekommen. „Wenn die Unternehmen<br />
eine Promotion fordern, hat man natürlich<br />
keine andere Wahl“, meint auch<br />
Dr. Ferdinand Esser. „Außerdem kann<br />
es mit Doktor leichter sein, sich im Unternehmen<br />
in Richtung Führungsebene<br />
durchzusetzen.“<br />
Auch bei Tobi gab die Verbesserung<br />
der Jobchancen den Ausschlag für die<br />
Promotion. Es sah auch alles gut aus.<br />
Das Thema seiner Dissertation war<br />
durch die Arbeiten seiner Vorgänger<br />
vorgegeben, er durfte selbst darüber<br />
entscheiden, welche Geräte angeschafft<br />
werden <strong>und</strong> war mit der Betreuung zufrieden.<br />
Die böse Überraschung kam,<br />
als er seinem Professor die erste Version<br />
seiner fertigen Doktorarbeit vorlegte.<br />
„Er hat erst mal ein halbes Jahr<br />
Zeit gebraucht, um meine Arbeit zu lesen<br />
<strong>und</strong> mir dann nur Textkorrekturen<br />
gegeben, obwohl es eigentlich um den<br />
Inhalt gehen sollte“, erzählt Tobi. Auch<br />
bei der überarbeiteten Version ließ sich<br />
sein Betreuer Zeit. „Nachdem wieder<br />
ein halbes Jahr nichts passiert ist, habe<br />
ich versucht ein bisschen Druck zu machen.<br />
Daraufhin hat mein Professor beschlossen<br />
die Arbeit einfach nicht zu lesen<br />
<strong>und</strong> mir per Mail mitzuteilen, dass<br />
das Ganze nicht gut genug ist <strong>und</strong> er es<br />
nicht bewerten wird.“<br />
Ganz anders lief es bei Martin Eisemann.<br />
Er hat Computervisualistik in<br />
Koblenz studiert<br />
<strong>und</strong> am Institut<br />
für Computergraphik<br />
der TU<br />
promoviert. Obwohl<br />
in Martins<br />
Fachrichtung keine<br />
Promotion nötig<br />
ist, um einen<br />
gut bezahlten Job<br />
zu finden, hat<br />
er sich entschieden<br />
an der Uni<br />
zu bleiben. „Mir<br />
wurde immer<br />
gesagt, wenn ich Geld verdienen will,<br />
dann soll ich es lassen <strong>und</strong> keinen Doktor<br />
machen. Wenn man direkt in die<br />
Wirtschaft geht, verdient man sehr viel<br />
mehr“, erzählt er. Doch Martin wollte<br />
nicht in die Wirtschaft, sondern in die<br />
Wissenschaft. Fünf Jahre hat er an seiner<br />
Dissertation gearbeitet, gerade hat<br />
er eine Postdoc-Stelle an seinem Institut<br />
bekommen, das nächste Ziel heißt Professor.<br />
„Ich finde die wissenschaftliche<br />
Arbeit spannender <strong>und</strong> das Umfeld toll.<br />
Mir graut es vor Fabrikgeländen. Die Atmosphäre<br />
an der Uni ist angenehmer<br />
<strong>und</strong> inspirierender“, sagt er.<br />
Fragt man die Promotionsberater<br />
hatte Martin mit seiner Stelle Glück.<br />
Häufig können Institute ihre wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiter nur drei Jahre<br />
finanzieren. Das letzte halbe Jahr sollte<br />
eigentlich zum Zusammenschreiben<br />
der Doktorarbeit genutzt werden, was<br />
jedoch oft nicht ausreicht, da die wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiter in den Instituten<br />
auch viele andere Aufgaben<br />
übernehmen. Laut Dr. Ferdinand Esser<br />
verbreitet sich dadurch nicht selten eine<br />
andere Praxis. „Es kann vorkommen,<br />
dass sich Mitarbeiter nach drei Jahren<br />
arbeitslos melden müssen <strong>und</strong> zuhause<br />
45<br />
„Es kann mit<br />
Doktor<br />
leichter<br />
sein, sich im<br />
Unternehmen<br />
in RichtungFührungsebene<br />
durchzu-<br />
setzen.“<br />
Dr. Ferdinand Esser<br />
„In bestimmtenBerufsfeldern<br />
ist<br />
die Promotion<br />
für<br />
den Berufseinstieg<br />
hilfreich.“<br />
Claudia Banke<br />
ihre Doktorarbeit<br />
f e r t i g s t e l l e n “ ,<br />
erklärt er. Der<br />
Wissenschaftszeitvertrag<br />
macht<br />
es möglich. Demnach<br />
dürfen<br />
Wissenschaftler<br />
immer wieder befristete<br />
Verträge<br />
bekommen. Läuft<br />
dann nach drei<br />
Jahren der Vertrag<br />
aus <strong>und</strong> die<br />
Doktorarbeit ist noch nicht fertig, wird<br />
mit Arbeitslosengeld weitergearbeitet.<br />
Vom Betrug am Arbeitsamt ganz abgesehen,<br />
ist diese Regelung merkwürdig<br />
für ein Land, in dem ständig die Rede<br />
davon ist, dass mehr qualifizierte Nachwuchskräfte<br />
für die Bereiche Forschung<br />
<strong>und</strong> Entwicklung gebraucht werden.<br />
Eine Studie der TU Berlin, die 2009 im<br />
Auftrag von ver.di durchgeführt wurde,<br />
kommt außerdem zu dem Ergebnis,<br />
dass befristete Verträge sich negativ auf<br />
die Arbeitsmotivation der wissenschaftlichen<br />
Mitarbeiter auswirken. 47 Prozent<br />
der Befragten gaben an, dass die<br />
Befristung des Arbeitsverhältnisses ein<br />
besonders demotivierender Faktor ist.<br />
Eigentlich ein alarmierendes Ergebnis.<br />
Schließlich werden die großen Innovationen,<br />
die die vielseitigen Probleme unserer<br />
Zeit lösen sollen, wahrscheinlich<br />
nicht von jungen Forschern gef<strong>und</strong>en,<br />
die zuhause vor ihren Laptops sitzen<br />
<strong>und</strong> auf die Überweisung des Arbeitslosengeldes<br />
warten.<br />
Lars befindet sich in der Endphase seiner<br />
Promotion <strong>und</strong> hofft im nächsten<br />
halben Jahr seine Doktorarbeit zu schaffen.<br />
Wie auch Martin <strong>und</strong> Tobi wurde<br />
er als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
mit Möglichkeit zur Promotion eingestellt.<br />
Diese individuelle Promotion ist<br />
der Standardweg zum Doktor. Zwar gibt<br />
es in einigen Fächern auch Promotionsstudiengänge<br />
<strong>und</strong> die Möglichkeit in<br />
einem Unternehmen zu promovieren,<br />
diese machen jedoch einen geringeren<br />
Anteil aus. Dass der Doktorvater bei<br />
der individuellen Promotion gleichzeitig<br />
der Chef ist, kann es für die Promo-
venden schwierig machen Kritikpunkte<br />
anzusprechen. Schließlich bewertet der<br />
Professor am Ende ihre Leistung. „Man<br />
befindet sich natürlich in einem Abhän-<br />
gigkeitsverhältnis“, meint Lars. „Professoren<br />
werden in dem Sinne ja nicht<br />
kontrolliert, das heißt sie können diese<br />
Abhängigkeit nutzen, um Arbeitszeiten<br />
zu verlängern oder mehr Ergebnisse<br />
zu verlangen.“ Dieser Problematik sind<br />
sich auch die Promotionsberater bewusst,<br />
betonen aber, dass zwischen dem<br />
Professor <strong>und</strong> dem Mitarbeiter ein Promotionsvertrag<br />
abgeschlossen werden<br />
kann, in dem die beidseitigen Arbeitsbedingungen<br />
geklärt werden. Sollte tatsächlich<br />
ein Problem auftreten, muss<br />
es angesprochen werden, auch wenn<br />
es Überwindung kostet. „Die Klärung<br />
mit dem Chef <strong>und</strong> das Ansprechen von<br />
Problemen bringen wichtige Qualifikationen<br />
für das spätere Leben mit sich“,<br />
meint Claudia Banke. „Außerdem besteht<br />
immer die Möglichkeit, dass der<br />
Betreuer gar nicht mitbekommen hat,<br />
dass sein Mitarbeiter ein Problem hat“,<br />
fügt Dr. Ferdinand Esser hinzu.<br />
Was aber, wenn der Betreuer sich<br />
weigert, mit seinen Mitarbeitern zu<br />
sprechen? Seit er es per Mail abgelehnt<br />
hat, seine Arbeit zu bewerten, hat Tobis<br />
Professor alle Angebote zu einem persönlichen<br />
Gespräch ausgeschlagen. Bis<br />
heute weiß Tobi nicht, was er falsch gemacht<br />
hat. An der Qualität seiner Arbeit<br />
kann es seiner Meinung nach nicht<br />
liegen. „Ich arbeite jetzt in der Biotechnologie<br />
Branche <strong>und</strong> kenne Fachleute,<br />
die sagen, dass das, was ich geschrie-<br />
ben habe, gut ist.“ Trotzdem wird es<br />
für ihn schwer Jemanden zu finden, der<br />
seine Arbeit noch bewerten wird. „An<br />
der TU wird sich höchstwahrscheinlich<br />
niemand<br />
„Ich finde<br />
die wissenschaftliche<br />
Arbeit spannender<br />
<strong>und</strong><br />
das Umfeld<br />
toll. Mir<br />
graut es vor<br />
Fabrikgeländen.“<br />
Dr. Martin Eisemann<br />
46<br />
finden“, meint<br />
Tobi. „Schließlich<br />
wollen die<br />
Professoren der<br />
anderen Institute<br />
ihrem Kollegen<br />
nicht ans<br />
Bein pinkeln.“ Er<br />
muss sich wahrscheinlich<br />
damit<br />
abfinden, dass er<br />
den wirklichen<br />
Gr<strong>und</strong>, warum<br />
es mit dem Dok-<br />
tor an der TU nicht geklappt hat, nicht<br />
erfahren wird. „Ich weiß nicht, ob es<br />
schon losging, als ich damals nicht vor<br />
Vertragsbeginn anfangen wollte zu arbeiten<br />
oder ob es daran liegt, dass ich<br />
zwischendurch immer wieder meine<br />
Meinung vertreten habe, was nicht gut<br />
angekommen ist“, sagt er. Allerdings<br />
war er nicht der Einzige, der in seiner<br />
Arbeitsgruppe Probleme hatte. Von vier<br />
Mitarbeitern hat nur einer promoviert.<br />
Zwei haben ihre Arbeit nicht abgegeben,<br />
Tobis wur-<br />
de abgelehnt.<br />
Dabei profitieren<br />
die Institute<br />
davon, dass<br />
ihre Mitarbeiterpromovieren.<br />
Schließlich<br />
erarbeiten sie<br />
Ergebnisse, die<br />
von zukünftigen<br />
Mitarbeitern für<br />
Projekte <strong>und</strong><br />
Forschungsanträge weiter verwendet<br />
werden können. In Tobis Fall hinderte<br />
die Ablehnung seiner Doktorarbeit seinen<br />
Professor nicht daran, seine Ergebnisse<br />
zu nutzen. „Ich habe herausgef<strong>und</strong>en,<br />
dass mein ehemaliger Professor<br />
mit späteren Doktoranden eine Methode<br />
verwendet hat, die ich in meiner Arbeit<br />
entwickelt habe“, erzählt Tobi. „Er<br />
hat auch Publikationen geschrieben, in<br />
„Ich weiß nicht, ob es<br />
schon losging, als ich<br />
damals nicht vor Vertragsbeginn<br />
anfangen wollte zu<br />
arbeiten oder ob es daran<br />
liegt, dass ich zwischendurch<br />
immer wieder meine<br />
Meinung vertreten hab.“<br />
Tobi, Arbeitet jetzt im Bereich Biotechnologie<br />
denen er die neue Methode beschreibt,<br />
allerdings ohne meinen Namen zu nennen.“<br />
Ein Verhalten, dass man dem<br />
Professor durchgehen lässt, obwohl es<br />
gegen jeden Promotionsvertrag <strong>und</strong> Betreuungskodex<br />
verstößt. Tobi will sich<br />
nun an die Editoren der Zeitschriften<br />
wenden <strong>und</strong> die Sache klarstellen. Er<br />
hofft damit dann auch bessere Chancen<br />
zu haben, seine Arbeit noch an einer anderen<br />
Universität unterzubringen.<br />
Natürlich ist Tobis Geschichte ein sehr<br />
abschreckendes Beispiel. Dennoch sind<br />
die Fähigkeiten eigenverantwortlich zu<br />
denken <strong>und</strong> zu handeln <strong>und</strong> vor allem<br />
nicht aufzugeben, Kompetenzen, die jeder<br />
mitbringen sollte, der eine Promotion<br />
in Betracht zieht. Schließlich hält<br />
einem auch der mustergültigste Betreuer<br />
nicht die ganze Zeit die Hand. „Man<br />
braucht eine hohe Frustrationstoleranz<br />
<strong>und</strong> muss in der Lage sein, sich selbst<br />
einen positiven Ausgleich zu schaffen“,<br />
meint Promotionsberater Dr. Esser. Wer<br />
die Promotion als Verlängerung der Zeit<br />
an der Uni oder einfach nur als Alternative<br />
zur Arbeitslosigkeit sieht, wird<br />
über kurz oder lang Probleme bekommen.<br />
Denn ab einem gewissen Punkt ist<br />
man auf sich allein gestellt. Das musste<br />
auch Lars erfahren. Nach seiner gut betreutenDiplom-<br />
arbeit war die<br />
Arbeit als wissenschaftlicherMitarbeiter<br />
für ihn<br />
ein Sprung ins<br />
kalte Wasser. „Irgendwann<br />
muss<br />
man alles alleine<br />
machen. Man<br />
ist als Forscher<br />
dann selbst für<br />
ein Fachgebiet<br />
zuständig <strong>und</strong> muss das Interesse haben<br />
dieses Gebiet voranzubringen. Die<br />
Promotion zeigt einem, wie gut man im<br />
Studium gelernt hat, wissenschaftlich<br />
zu arbeiten. Ich hätte es mir nicht so<br />
schwer vorgestellt meinen Arbeitsalltag<br />
so effektiv durchzuplanen.“ Dies liegt<br />
auch an den vielfältigen Aufgaben, die<br />
wissenschaftliche Mitarbeiter an ihren<br />
Instituten übernehmen. Schließlich
Fotos: Maria Boger, Shirin Schönberg<br />
sind sie nicht nur für die eigene Dissertation<br />
angestellt. Um alles unter einen<br />
Hut zu bekommen muss man zu Mehrarbeit<br />
bereit sein. „Wenn eine Deadline<br />
näher rückt, ist man auch mal am Wochenende<br />
oder nachts am Arbeiten. Das<br />
ist okay, weil man ja in den meisten Fällen<br />
nicht nur für die Doktorarbeit angestellt<br />
ist“, sagt Martin Eisemann. Die<br />
Aufgaben der Mitarbeiter sind von Institut<br />
zu Institut unterschiedlich. Einige<br />
werden stark in die Lehre einbezogen,<br />
müssen Seminare <strong>und</strong> Vorlesungen<br />
halten. Andere<br />
betreuen Praktika<br />
oder arbeiten<br />
Projekten<br />
von Kollegen zu.<br />
Wenn die eigene<br />
Forschung<br />
an ein Industrieprojektgekoppelt<br />
ist, erhöht<br />
das oft zusätzlich<br />
den Druck<br />
gute Ergebnisse abzuliefern, um die Finanzierung<br />
nicht zu gefährden. Die Gefahr,<br />
sich bei diesen vielfältigen Aufgaben<br />
selbst zu überfordern ist groß. „Die<br />
Arbeitsbelastung hängt immer auch<br />
„Professoren werden in<br />
dem Sinne ja nicht kontrolliert,<br />
das heißt sie können<br />
diese Abhängigkeit<br />
nutzen, um Arbeitszeiten<br />
zu verlängern oder mehr<br />
Ergebnisse zu verlangen.“<br />
Lars, Doktorand Chemie<br />
Karriere<br />
davon ab, was man sich selbst abverlangt“,<br />
räumt Lars ein. „Man muss sich<br />
selbst die Frage stellen, wie viel man<br />
auch von seiner Freizeit opfern will, um<br />
noch besser zu sein. Viele können sich<br />
da keine Grenzen setzen.“<br />
Immer vorhanden ist die Angst zu<br />
scheitern. Doch in der Promotionszeit<br />
lernt man, dass es auch sinnvoll sein<br />
kann, keine Ergebnisse zu bekommen<br />
<strong>und</strong> dass auch schlechte Ergebnisse die<br />
Forschung voranbringen. „Irgendwann<br />
gewöhnt man sich daran, dass wissenschaftlichesArbei-<br />
ten nicht heißt:<br />
Ich mache etwas<br />
<strong>und</strong> es funktioniert“,<br />
meint Lars.<br />
„Es geht auch darumnachzuvollziehen,<br />
was nicht<br />
funktioniert hat<br />
<strong>und</strong> warum es<br />
nicht funktioniert<br />
hat.“ Als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter lernt man also<br />
nicht für den Doktor, sondern für das<br />
Leben. Sogar Tobi sieht seine Zeit an<br />
der Uni im Rückblick nicht nur negativ.<br />
„Ich habe auf jeden Fall viel gelernt,<br />
47<br />
was mir in meinem jetzigen Job hilft“,<br />
sagt er. Unternehmen schätzen die Qualifikationen,<br />
die man durch eine Promotion<br />
erwirbt, mindestens genauso hoch<br />
wie das Spezialwissen, das man sich auf<br />
seinem Fachgebiet aneignet. Und wer<br />
an der Uni bleiben möchte, bekommt<br />
in der Promotionszeit einen Vorgeschmack<br />
davon, wie das Berufsleben als<br />
Wissenschaftler aussieht.<br />
Eine Promotion kann viele Vorteile<br />
haben. Dennoch sollte jeder, der mit<br />
dem Gedanken spielt einen Doktor zu<br />
machen, vorher ein paar Fragen stellen,<br />
um böse Überraschungen zu vermeiden.<br />
Es kann bei der Entscheidung helfen,<br />
sich ein Bild von seinem zukünftigen<br />
Arbeitgeber zu machen <strong>und</strong> sich bei<br />
Mitarbeitern oder ehemaligen Doktoranden<br />
des Instituts umzuhören. Außerdem<br />
muss man sich selbst einschätzen<br />
können. Wer schon von der Masterarbeit<br />
genervt war, ungern selbständig arbeitet<br />
<strong>und</strong> bei Niederlagen sofort in Depressionen<br />
verfällt, ist in der Forschung<br />
vielleicht falsch.<br />
Und manchmal kommt man ja schon<br />
weiter, indem man eine Möglichkeit<br />
ausschließt. In der Forschung <strong>und</strong> im<br />
Leben. #
Karriere<br />
Sportlermacher<br />
Marcus Marter ist 22 Jahre alt, studiert Sportmanagement an der Ostfalia <strong>und</strong> ist 1. Vorsitzender der studentischen<br />
Unternehmensberatung ImPuls. Ein Gespräch über persönliche Ziele, unternehmerische Werte <strong>und</strong> den Anstoß<br />
„zusätzlich zum Studium etwas zu reißen“.<br />
Von Lina Beling<br />
Er hat sich ein wenig verspätet. Abgehetzt<br />
lässt sich Marcus Marter<br />
in den Sessel eines kleinen Cafés<br />
in der Hamburger Sternschanze fallen.<br />
Er sei bei seinem Praktikum noch aufgehalten<br />
worden. Das macht er momentan<br />
bei Ernst & Young, einer der führenden<br />
Unternehmensberatungen nach Branchengrößen<br />
wie McKinsey <strong>und</strong> Roland<br />
Berger. „Als Sportmanagement-Student<br />
ist man nicht der typische Kandidat für<br />
eine große Unternehmensberatung,<br />
aber in dem Vorstellungsgespräch ging<br />
vor allem um den Verein, in dem ich aktiv<br />
bin.“ ImPuls e.V. entstand als Lerngruppe<br />
<strong>und</strong> wuchs durch viel Projektarbeit<br />
<strong>und</strong> unterstützt von Professoren<br />
der Ostfalia zu einer studentischen Unternehmensberatung<br />
mit dem Spezialgebiet<br />
Sport.<br />
„Zu unseren K<strong>und</strong>en zählen der Stabhochspringer<br />
Tom Konrad, ein Judoverein<br />
aus Braunschweig, die Sport-Thieme<br />
GmbH <strong>und</strong> natürlich Eintracht Braun-<br />
Veranstaltungstipp<br />
„Berufsfeld Sportmanagement –<br />
Vom Campus in die Loge?!“<br />
Vorträge, Workshops <strong>und</strong><br />
Firmenpräsentationen<br />
Wann? 28./29. November 2011<br />
Wo? Karl-Scharfenberg-Fakultät<br />
Salzgitter<br />
Wer? Als Referenten u.a. Bernd<br />
Hoffmann <strong>und</strong> Martin Kind<br />
Kostenlose Teilnahme<br />
für Studierende <strong>und</strong> Schüler<br />
Mehr Infos unter<br />
→www.ostfalia.de/cms/de/bp-spm<br />
Smart in hamburgs Szeneviertel: marcus marter von impuls.<br />
schweig.“ Für den Zweitligsten hat Im-<br />
Puls jüngst ein Social Media Konzept<br />
entwickelt. „Eintracht war vorher weder<br />
auf Facebook noch Twitter <strong>und</strong> Co.<br />
aktiv.“ So traten die Studenten an den<br />
Fußballverein heran <strong>und</strong> erhielten den<br />
Auftrag. „Mittlerweile ist die Eintracht<br />
unter den 20 am meisten bei facebook<br />
gelikten Fußballvereinen Deutschlands.<br />
Da müssen wir schon etwas richtig gemacht<br />
haben.“<br />
„Wir“, das sind die 16 Mitglieder des<br />
Vereins, fast alle Studierende des Sportmanagements.<br />
„Eigentlich sind wir offen,<br />
was die Studienrichtung betrifft.<br />
Wichtig ist die Affinität zum Sport“, so<br />
Marter. Wer Interesse an der Mitarbeit<br />
hat, kann sich der „ImPuls-Potenzialanalyse“<br />
unterziehen. In drei Schritten<br />
können Bewerber <strong>und</strong> Vereinsmitglieder<br />
herausfinden, ob das Potenzial eines<br />
Sportberaters vorhanden ist, ob die<br />
Chemie stimmt. Die neuen Anwärter<br />
arbeiten dann an konkreten Projekten,<br />
was auch die spätere Einarbeitung er-<br />
48<br />
sparen <strong>und</strong> so einen direkten Einstieg<br />
erleichtern soll. Denn auf ein vollwertiges<br />
ImPuls-Mitglied kommt eine Menge<br />
Arbeit zu. Neben dem „hauptamtlichen“<br />
Studium verpflichtet man sich<br />
zur Vereinsarbeit in den Ressorts <strong>und</strong><br />
zur Projektarbeit für den K<strong>und</strong>en. „Man<br />
hat nicht viel Zeit sich nach der Vorlesung<br />
einen Lenz zu machen.“ Mit einem<br />
Augenzwinkern schiebt er nach: „Ich<br />
kann für mich sagen, dass ich letztes Semester<br />
keine gute Party verpasst habe.“<br />
Marcus Marter hat sich mit dem Engagement<br />
bei ImPuls etwas geschaffen,<br />
das ihn über den Bachelorabschluss hinaus<br />
qualifizieren soll. Dieses Modell<br />
scheint immer populärer zu werden. Es<br />
gilt nicht einfach nur Sport oder einem<br />
anderen Hobby nachzugehen, sondern<br />
sich gezielt der späteren Karriere zu<br />
widmen. Der Name ImPuls verdeutlicht<br />
dies. „Es ist quasi ein Anstoß zusätzlich<br />
zum Studium etwas zu reißen.“ #<br />
Weitere Infos unter:<br />
→www.impuls-sportberatung.de<br />
Foto: Lina Beling
Lieblings …<br />
Schlussakkord<br />
Ein Blick hinter die Kulissen: Unsere Redakteure verraten euch exklusiv ihre Vorlieben!<br />
Daniela Viehmeier<br />
Lieblingsalbum<br />
Name des Albums: Leave This Town<br />
Interpret: Daughtry<br />
Weil: abwechslungsreich, authentisch,<br />
gefühlvoll<br />
Von rockig bis ruhig ist für jede Stimmung etwas<br />
dabei <strong>und</strong> langweilige Bahnfahrten vergehen<br />
wie im Flug.<br />
Lieblingsfilm:<br />
Name des Films: Findet Nemo<br />
Regie: Andrew Stanton, Lee Unkrich<br />
Weil: lustig, mitreißend, herrlich<br />
unkompliziert<br />
Wer muss bei diesem Film nicht mit Clownfisch-Papa<br />
Marlin mitfiebern, der den kleinen<br />
Nemo aus dem Aquarium der bösen Menschen<br />
retten will?<br />
Lieblingsbuch:<br />
Name des Buches: Chemie des Todes<br />
Autor: Simon Beckett<br />
Weil: spannend, skurril, anatomisch<br />
Ein einsames kleines Dorf in dem jeder jeden<br />
kennt, abgeschnitten von der restlichen Welt<br />
<strong>und</strong> doch werden plötzlich Einheimische ermordet.<br />
Der Dorfbewohner <strong>und</strong> ehemalige<br />
Forensiker David Hunter ermittelt – auf seine<br />
eigene Weise.<br />
… alBum? film? Buch?<br />
Nora Gerecke<br />
Lieblingsalbum<br />
Name des Albums: Love Deluxe<br />
Interpret: Sade<br />
Weil: verführerisch, gefühlvoll,<br />
minimalistisch<br />
Sade verzaubert mit Klängen, die irgendwo<br />
zwischen Bar-Jazz <strong>und</strong> sanftem Soul liegen,<br />
verb<strong>und</strong>en mit einer Gänsehaut-Stimme<br />
Lieblingsfilm<br />
Name des Films: London Nights<br />
Regisseur: Alexis Dos Santos<br />
Weil: ausdrucksstark, charmant,<br />
anders<br />
Wie oft kann man sich verlieren – <strong>und</strong> wieder<br />
finden? Ein sehr bewegter <strong>und</strong> stilistisch<br />
höchst eigenwilliger Film über einen lockigen<br />
Spanier <strong>und</strong> eine bildhübsche Belgierin.<br />
Lieblingsbuch<br />
Name des Buches: Zwei an einem Tag<br />
Autor: David Nicholls<br />
Weil: ergreifend, witzig, zum heulen<br />
schön<br />
Em <strong>und</strong> Dex, Dex <strong>und</strong> Em. Nur die beiden.<br />
Und immer am 15. Juli über mehrere Jahrzehnte<br />
hinweg.<br />
Ein w<strong>und</strong>ervoll geschriebener Roman zum lachen,<br />
weinen <strong>und</strong> staunen.<br />
49<br />
Peter Stoye<br />
Lieblingsalbum:<br />
Name des Albums: Klassenfahrt<br />
Interpret: Wise Guys<br />
Weil: unverfälschte, authentische Musik<br />
– ohne Instrumente!<br />
Intelligente, lustige Songs – aus allen Genres –<br />
a cappella - oder neudeutsch: Vocalpop.<br />
Fünf Jungs, die trotz Erfolg auf dem Boden<br />
geblieben sind <strong>und</strong> in Kontakt mit den Fans<br />
bleiben.<br />
Lieblingsfilm:<br />
Name: Pappa ante Portas<br />
Regie: Loriot<br />
Weil: jedes mal besser!<br />
Wie es Loriot schafft, die gutbürgerlichen Probleme<br />
der Gesellschaft mit subtilem Humor<br />
auf die Spitze zu treiben: damals wie heute,<br />
genial.<br />
Lieblingsbuch:<br />
Name des Buches: Mac-Book<br />
Autor: Steve Jobs<br />
Weil: unterhaltsamer, einfach<br />
verständlicher ständiger<br />
Studiumsbegleiter.<br />
Ansonsten: die Krimis von Dan Brown oder<br />
Henning Mankell, weil spannend <strong>und</strong> nicht zu<br />
anspruchsvoll.
Schlussakkord<br />
Bildungsmobil mit<br />
dem Bachelor?<br />
die neuen aBSchlüSSe Sollten VoR allem WechSel<br />
ZWiSchen den uniS eRleichteRn – tun Sie aBeR nicht!<br />
Von Christian Matz<br />
Alles Absagen. Nach <strong>und</strong> nach<br />
trudelten in den vergangen Wochen<br />
die kleinen, dünnen Briefchen<br />
verschiedener Universitäten ein,<br />
die auf dem Weg zur nächsten akademischen<br />
Veredelung wie ein Stopschild<br />
wirken.<br />
Dass der Bologna Prozess nicht nur<br />
Vorteile bietet ist ja bereits Konsens<br />
unserer Generation. Dass nun auch die<br />
so hartnäckig angepriesenen Möglichkeiten<br />
zu Unmöglichkeiten werden,<br />
war mir bisher nicht bewusst. Ich spre-<br />
che dabei nicht von trivialen Standartfloskeln<br />
wie mehr Mitbestimmung für<br />
Studierende auf allen Ebenen oder die<br />
Einheitlichkeit der Abschlüsse. Solche<br />
Aussagen hallen vielleicht in weiter<br />
Ferne, haben aber auf den ersten Blick<br />
kaum etwas mit mir <strong>und</strong> meinem Studium<br />
zu tun. Viel interessanter, besser<br />
gesagt, dass einzig interessante an der<br />
Hochschulreform war die Förderung<br />
der Mobilität zwischen den Bildungsstufen.<br />
Also die Möglichkeit nach dem<br />
fertigen Bachelorabschluss Stadt <strong>und</strong><br />
50<br />
Studiengang zu wechseln. Neben Braunschweig<br />
bewarb ich mich für die Hip-<br />
Metropolen Berlin <strong>und</strong> Hamburg, wo ja<br />
zumindest jeder Kreative angeblich mal<br />
gelebt haben sollte – mit meiner Bachelornote<br />
<strong>und</strong> meinem Abizeugnis.<br />
Da hat man also in den drei Jahren<br />
Studium nebenher Praktika absolviert,<br />
gearbeitet <strong>und</strong> andere supertolle Fertigkeiten<br />
erlernt <strong>und</strong> nun geht es um ausschließlich<br />
zwei Zahlen mit einem Komma<br />
dazwischen. Mit meinem Schnitt<br />
bin ich sehr zufrieden. Das sollte mal<br />
gesagt werden. Trotzdem gab es jeweils<br />
nur einen dünnen Brief aus den Hipmetropolen.<br />
Eine Bekannte aus einem anderen<br />
Studiengang, die ihren Bachelor<br />
sogar mit 1,3 abgeschlossen hatte, lag<br />
bei ihrer Berlin-Bewerbung lediglich im<br />
vorderen Mittelfeld, allerdings ohne reelle<br />
Chancen auf einen Studienplatz.<br />
Mit einer 1,0 hätte sie bestimmt nachrücken<br />
dürfen.<br />
Eine weitere Fre<strong>und</strong>in von mir wurde,<br />
was eher zur Ausnahme gehört, zum<br />
Vorstellungsgespräch eingeladen. Ihr<br />
Motivationsschreiben schien die Uni<br />
einer kleineren Stadt zu interessieren.<br />
Dann vor Ort – vor allem Boshaftigkeiten.<br />
Die meisten Module des Masterstudienganges<br />
habe sie bereits an ihrer<br />
alten Uni im Bachelor gehabt <strong>und</strong> überhaupt<br />
wären ihre Berufsziele nicht mit<br />
dem angestrebten Master vereinbar. Die<br />
Einladung versteht sie bis heute nicht.<br />
In der Bewerbung waren schließlich<br />
alle späteren Ablehnungsgründe bereits<br />
vorhanden. Wir alle sind letztendlich<br />
in den Städten der ersten Semester geblieben.<br />
Braunschweig war bereits im<br />
Vorfeld meine erste Wahl, nur auf diese<br />
Weise hat die Sache einen faden Beigeschmack.<br />
Wahrscheinlich bin ich einfach<br />
nur enttäuscht, weil ich das Gefühl<br />
habe, es wurden mir Möglichkeiten genommen,<br />
anstatt gegeben. #<br />
Foto: Karrierebibel.de
Preisgarantie<br />
bis 31.12.2012<br />
<strong>und</strong> 6,70 Euro<br />
für die Eintracht-<br />
Jugendförderung<br />
Eure Eintracht, euer Strom<br />
Klarer Heimvorteil für echte Fans. BS|Eintracht-Strom. 21,67 Cent je Kilowattst<strong>und</strong>e<br />
Strom bei einem monatlichen Gr<strong>und</strong>preis von nur 6,70 Euro. * Und je Stromvertrag<br />
gehen 6,70 Euro direkt in die Jugendförderung. Das ist Energie für neue Helden.<br />
Mehr unter www.eintracht-strom.de. Wir gehen neue Wege mit Energie.<br />
*Über 6.000 kWh/Jahr wird der Gr<strong>und</strong>preis verbrauchsabhängig berechnet <strong>und</strong> beträgt 1,34 Cent/kWh (brutto).<br />
Ein Unternehmen der Veolia Environnement