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(6,04 MB) - .PDF - Gemeinde Oetz - Land Tirol

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AUS DER DORFCHRONIK<br />

Das Heimkehrerkreuz<br />

in der Kohlstatt<br />

Die meisten <strong>Oetz</strong>er werden das Wegkreuz<br />

in der Kohlstatt neben dem schönen<br />

Spazierweg zum Piburger See kennen.<br />

Wahrscheinlich wenige nehmen<br />

jedoch die verblasste und vom Weg<br />

nicht mehr gut sichtbare Kupfertafel mit<br />

folgender Inschrift wahr:<br />

„Altes Bergkreuz –<br />

renoviert von den Heimkehrern<br />

der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Oetz</strong> - 1950 –„<br />

Dieses Kreuz stand ursprünglich am Weg<br />

zur Acherberger Alm in der „Pfaffen –<br />

Ebene“. Es wurde von den Heimkehrern<br />

im Jahre 1950 restauriert und an diesem<br />

viel begangenen Weg zur Erinnerung<br />

an die Kriegsjahre, die gefallenen Kameraden<br />

und aus Dankbarkeit für eine<br />

gute Heimkehr aufgestellt. Damals hat<br />

sich besonders Walter Gritsch als neuer<br />

Bürgermeister und die weiteren Kriegsteilnehmer<br />

Georg Neurauter vlg Jörglar<br />

und Georg Kuen vlg Schneiders darum<br />

bemüht.<br />

Nach meinen Ermittlungen waren von<br />

<strong>Oetz</strong> im zweiten Weltkrieg insgesamt<br />

248 Männer zur Wehrmacht eingerückt.<br />

Von diesen sind 53 gefallen und 19 Soldaten<br />

gelten als vermisst. Die letzten<br />

Heimkehrer trafen nach langer Kriegsgefangenschaft<br />

erst im Jahre 1949<br />

in unserem Heimatdorf ein und zwar<br />

Schmid Franz vlg. Millars und Hans Covi<br />

im Jänner und Klaus Jäger vlg. Konradlers<br />

im November.<br />

An diesem Kreuz sind nun durch Witterungseinflüsse<br />

dringende Renovierungsarbeiten<br />

notwendig, wie Konservierung<br />

des Korpus, Erneuerung des angefaulten<br />

Kreuzstammes und des Daches. Der<br />

Korpus ist nach Aussage des Restaurators<br />

Manfred Neuner ca 300 Jahre alt<br />

und von hohem künstlerischem Wert.<br />

Als Koordinator für die Kirchenrenovierung<br />

wurde ich mehrmals angesprochen,<br />

mich um dieses Kleinod zu<br />

bemühen und diese Gedenkstätte der<br />

Kriegsteilnehmer aus unserer <strong>Gemeinde</strong><br />

22 <strong>Gemeinde</strong>bote OETZ<br />

weiterhin zu erhalten. Dies habe ich nun<br />

übernommen. Die Holzarbeiten wird<br />

unentgeltlich Anton Pienz in bewährter<br />

Manier vornehmen, die Neufassung des<br />

Korpus habe ich dem Restaurator Manfred<br />

Neuner übergeben.<br />

Für die Aufbringung der Kosten von ca<br />

700 bis 800 Euro hat sich zur Hälfte die<br />

<strong>Gemeinde</strong> <strong>Oetz</strong> und die Schützenkompanie<br />

bereit erklärt, für die weitere Hälfte<br />

würde ich noch um Spenden bitten,<br />

die bei der Raiba Vorderes Ötztal Konto<br />

Nr. 29.884 eingezahlt werden könnten.<br />

Dank und Anerkennung möchte ich Frau<br />

Hilde Prantl von Habichen aussprechen,<br />

die sich um den Schmuck mit Blumen<br />

und Pflege dieses Heimkehrerkreuzes<br />

bemüht.<br />

Ein Kurzbericht zur<br />

Bombardierung vom<br />

Schrofen 20. Juli 1944<br />

Wir dürfen die Vergangenheit nicht verdrängen<br />

– noch weniger vergessen!<br />

Unter diesem Titel habe ich vor einigen<br />

Jahren eine Dokumentation zu diesem<br />

traurigen Ereignis nach den Schilderungen<br />

der Betroffenen und erreichbarer<br />

Unterlagen verfasst.<br />

Zum Anlass des 60 sten Jahrestages der<br />

Bombardierung möchte ich daraus in<br />

diesem <strong>Gemeinde</strong>boten einen Auszug<br />

bringen.<br />

Für die sogenannte Nachkriegsgeneration<br />

erlaube ich mir eine kurze Schilderung<br />

des Umfeldes und der Bombardierungen<br />

in <strong>Tirol</strong> in dieser Zeitspanne zu<br />

geben. Bis etwa zum Jahr 1943 galt <strong>Tirol</strong><br />

und Vorarlberg als „Luftschutzkeller des<br />

Reiches“. Der Norden Deutschlands und<br />

das Ruhrgebiet waren schon längst Ziel<br />

von häufigen und verheerenden Bombenangriffen<br />

der Alliierten von England<br />

aus. In unserem Gebiet bedeutete dies,<br />

dass Frauen und Kinder als Bombenflüchtlinge<br />

hier untergebracht werden<br />

mussten. So war das Posthotel Kassl mit<br />

Flüchtlingen voll belegt, auch in vielen<br />

Privathäusern war dies der Fall.<br />

Wichtige Kriegsindustrien wurden schon<br />

früher in die „Alpenfestung“ verlegt. In<br />

<strong>Tirol</strong> waren 35 Wehrwirtschaftsbetriebe<br />

mit insgesamt 11.000 Beschäftigten,<br />

meist Zwangsarbeitern, angesiedelt.<br />

Diese erzeugten Rüstungsgüter bzw. Ersatzteile.<br />

Im Sommer 1943 erfolgte die <strong>Land</strong>ung<br />

der Alliierten in Italien und damit die Eröffnung<br />

einer zweiten Luftfront vom Süden<br />

her gegen Österreich und Deutschland.<br />

Im Herbst 1943 trat Italien als Verbündeter<br />

Deutschlands aus dem Krieg aus.<br />

Somit war die Brennerstrecke eine sehr<br />

wichtige Nachschublinie für die in Italien<br />

kämpfende deutsche Wehrmacht geworden<br />

und dadurch natürlich Angriffsziel<br />

für Bombardierungen.<br />

Der erste große von 22 Luftangriffen<br />

auf Innsbruck erfolgte am 15. Dezember<br />

1943. Über 150 Flugzeuge warfen<br />

bei diesem schweren Angriff über unserer<br />

<strong>Land</strong>eshauptstadt 126 Tonnen<br />

Sprengbomben ab. 269 Tote, zahlreiche<br />

Verwundete, 335 schwer bzw. total zerstörte<br />

Häuser waren die Folge. Eine Massenflucht<br />

setzte ein und die Menschen<br />

suchten in der näheren und weiteren<br />

Umgebung von Innsbruck Zuflucht.<br />

Bombengeschwader über <strong>Oetz</strong> waren<br />

also keine Seltenheit und wurden nach<br />

Berichten wohl mit Unruhe, aber nicht<br />

mit allzu großer Besorgnis registriert.

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