07.01.2013 Aufrufe

Wichtige Mitteilungen Kiefernekrosen unter Bisphosphonaten

Wichtige Mitteilungen Kiefernekrosen unter Bisphosphonaten

Wichtige Mitteilungen Kiefernekrosen unter Bisphosphonaten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Apothekenbote Januar/Februar 2005, 61. Ausgabe Seite 2<br />

<strong>Wichtige</strong> <strong>Mitteilungen</strong><br />

<strong>Kiefernekrosen</strong> <strong>unter</strong><br />

<strong>Bisphosphonaten</strong><br />

Nach der Arzneimittelkommission der<br />

deutschen Ärzteschaft warnt nun auch<br />

das BfArM vor Knochennekrosen des<br />

Kiefers in Verbindung mit <strong>Bisphosphonaten</strong>,<br />

vor allem Pamidronat und Zoledronat<br />

(Zometa ® ). Die schwer therapierbaren<br />

Defekte treten häufig<br />

nach zahnmedizinischen Eingriffen<br />

auf und imponieren klinisch<br />

beispielsweise als lokale Entzündung<br />

mit freiliegendem Kieferknochen<br />

oder Osteomyelitis.<br />

Bei vielen Betroffenen bestehen weitere<br />

Risikofaktoren wie Krebserkrankung,<br />

Chemo- und Strahlentherapie oder Steroidgebrauch.<br />

Gegen ein zufälliges Zusammentreffen<br />

spricht jedoch die Beobachtung<br />

von Ärzten einer New Yorker<br />

Klinik für Mund- und Kieferchirurgie:<br />

Ihnen fällt eine Häufung von Patienten<br />

mit hartnäckigen Knochenentzündungen<br />

und -nekrosen auf, die klinisch und radiologisch<br />

einem Krankheitsbild nach<br />

Bestrahlung des Kiefers gleichen. Während<br />

sie diese so genannten Osteoradionekrosen<br />

mit ein bis zwei Personen<br />

pro Jahr weiterhin selten beobachten,<br />

dokumentieren sie nach einer retrospektiven<br />

Auswertung innerhalb von<br />

zweieinhalb Jahren 63 Patienten, die<br />

<strong>unter</strong> <strong>Bisphosphonaten</strong> eine Knochennekrose<br />

des Kiefers entwickelt haben,<br />

ohne dort zuvor bestrahlt worden zu<br />

sein. Bei allen wurde eine Osteolyse<br />

bioptisch ausgeschlossen.<br />

Ursächlich für die Knochennekrosen<br />

könnten eine Hemmung des physiologischen<br />

Knochenumbaus sowie antiangio-<br />

genetische Eigenschaften sein. Bisphosphonate<br />

verweilen Monate bis Jahre,<br />

eventuell lebenslang im Knochen und<br />

werden nicht verstoffwechselt. Ausbildung<br />

weiterer Nekrosen trotz Absetzens<br />

ist beschrieben.<br />

Das BfArM empfiehlt jetzt eine zahnärztliche<br />

Untersuchung vor Therapiebeginn.<br />

Unter der Behandlung<br />

sind zahnmedizinische Eingriffe<br />

„auf das erforderliche Minimum”<br />

zu begrenzen.<br />

Die Fachinformationen von Pamidronat<br />

und Zoledronat werden entsprechend<br />

angepasst. Ein Hinweis fehlt jedoch bei<br />

Alendronat (Fosamax ® ) und Risedronat<br />

(Actonel ® ).<br />

In der retrospektiven Auswertung der<br />

New Yorker Ärzte haben jedoch 7 der<br />

63 Patienten wegen Osteoporose Alendronat<br />

oder Risedronat eingenommen.<br />

Auch im NETZWERK des arznei-telegramms<br />

ist ein entsprechender Bericht<br />

dokumentiert: Eine Diabetikerin, die wegen<br />

Osteoporose Alendronat einnimmt,<br />

klagt nach Zahnextraktion im rechten<br />

Oberkiefer über rechtsseitige schnupfenartige<br />

Beschwerden. Nach Diagnose<br />

einer dentogenen eitrigen Sinusitis maxillaris<br />

werden in der Klinik eine Entzündung<br />

und Nekrose des Oberkieferknochens<br />

mit Fistelbildung zwischen<br />

Mund und Kieferhöhle festgestellt. Aufgrund<br />

ihrer Erfahrungen mit Knochennekrosen<br />

<strong>unter</strong> <strong>Bisphosphonaten</strong> empfehlen<br />

die behandelnden Kieferchirurgen<br />

für diese Patienten, bei Zahnextraktionen<br />

die gleichen Vorsichtsmaßnahmen<br />

einzuhalten wie im bestrahlten Kiefer<br />

(sterile Kautelen, hoch dosierte Antibiose,<br />

sicherer primärer Nahtverschluss)<br />

und auch Schleimhautläsionen durch<br />

Prothesendruckstellen zu vermeiden.<br />

arznei-telegramm 2005;36:23-24


Apothekenbote Januar/Februar 2005, 61. Ausgabe Seite 3<br />

<strong>Wichtige</strong>s für den<br />

Stationsalltag<br />

Produktumstellung<br />

Vitamin C 500 5 ml Amp.<br />

für Cebion ® 500 mg N forte<br />

Amp<br />

Cebion ® 500 mg N forte Ampullen<br />

werden nicht mehr hergestellt. Deshalb<br />

bevorratet die Apotheke künftig als<br />

parenterales Ascorbinsäure-Präparat<br />

die in Wirkstoff und Gehalt identischen<br />

Vitamin C 500 mg 5 ml Ampullen.<br />

Rhophylac ® 2 ml FS für<br />

Rhesogam ® 1,5 ml Amp<br />

Da auch Rhesogam ® Ampullen in Bälde<br />

vom Markt genommen werden, ist als<br />

Ersatzpräparat künftig Rhophylac ® gelistet.<br />

Die 2 ml-Fertigspritze enthält Anti-<br />

D-Immunglobulin vom Menschen 1500<br />

I.E., entsprechend 300 µg Anti-D-Immunglobulin<br />

vom Menschen, ist also<br />

vom Wirkstoffgehalt identisch zu Rhesogam<br />

® und <strong>unter</strong>liegt ebenfalls als Blutprodukt<br />

der Chargendokumentationspflicht.<br />

Arzneimitteltherapie<br />

Sind Patienten beim Teilen<br />

von Tabletten überfordert?<br />

Im Bestreben die Kosten für Arzneimittel<br />

zu senken, weisen Ärzte ihre Patienten<br />

wohl derzeit häufiger an, Tabletten zu<br />

teilen und die Teilstücke zu <strong>unter</strong>schiedlichen<br />

Zeitpunkten einzunehmen. In vielen<br />

Fällen entspricht das Teilen aber<br />

nicht der bestimmungsgemäßen Anwendung<br />

des Fertigarzneimittels oder ist mit<br />

Schwierigkeiten verbunden. Es kann für<br />

den Patienten sogar riskant sein.<br />

Eine feste, orale Darreichungsform darf<br />

ohne weitere galenische Kenntnis nicht<br />

geteilt werden wenn:<br />

• Tabletten in Fach- oder Gebrauchsinformationen<br />

ausdrücklich als nicht<br />

teilbar bezeichnet werden;<br />

• Tabletten mit einem Überzug, der<br />

eine verzögerte Wirkstofffreisetzung<br />

bewirkt: Der Wirkstoff wird nicht<br />

mehr verzögert, sondern sofort und<br />

vollständig freigesetzt. Dadurch<br />

kann es zu erhöhten Wirkstoffspiegeln<br />

mit entsprechenden Überdosierungssymptomen<br />

kommen. Retardformulierungen,<br />

deren Retardierungsprinzip<br />

erhalten bleibt (zum<br />

Beispiel Pellets), können dagegen<br />

geteilt werden. Bei der Substitution<br />

von Fertigarzneimitteln ist - falls die<br />

Tablette geteilt werden soll - darauf<br />

zu achten, dass eine teilbare Retardformulierung<br />

nicht gegen eine nicht<br />

teilbare ausgetauscht wird.<br />

• Tabletten mit einem magensaftresistenten<br />

Überzug: Bei Teilung ist die<br />

Magensaftresistenz nicht mehr gegeben<br />

mit der Folge entweder erhöhter<br />

Magenunverträglichkeit oder<br />

verminderter Wirkstoffstabilität.<br />

• Mantel- oder Zweischichttabletten:<br />

Hier sind zum Beispiel zwei Wirkstoffe<br />

getrennt vorhanden - ein Wirkstoff<br />

im Kern zur verzögerten Freisetzung<br />

und ein Wirkstoff in der Aussenschicht<br />

zur schnellen Freisetzung.


Apothekenbote Januar/Februar 2005, 61. Ausgabe Seite 4<br />

Eine Teilung beeinflusst hier die<br />

Wirkstofffreisetzung und kann gefährlich<br />

sein.<br />

Das Teilen ist in jedem Fall zulässig,<br />

wenn in der Gebrauchsinformation darauf<br />

hingewiesen wird.<br />

Voraussetzung für die Teilbarkeit sind<br />

Bruchkerben. Aus dem Vorhandensein<br />

einer Kerbe oder Rille kann jedoch<br />

nicht unbedingt auf die Teilbarkeit der<br />

Tablette geschlossen werden. Gelegentlich<br />

handelt es sich bei der Rille nur<br />

um ein Unterscheidungsmerkmal oder<br />

eine sogenannte Schmuckrille. Außerdem<br />

garantieren Bruchkerben nicht<br />

immer eine gute Teilbarkeit. Bei Tabletten,<br />

die zum Teilen vorgesehen sind,<br />

müssen die Bruchstücke in Gehalt oder<br />

Masse nach dem Europäischen Arzneibuch<br />

gleichförmig sein. Bei ungenauer<br />

Teilung ist die Dosierungsgenauigkeit<br />

verschlechtert. Je nach therapeutischer<br />

Breite des Wirkstoffs kann dies in klinisch<br />

relevantem Ausmaß geschehen.<br />

Bröselt die Tablette beim Teilen, kann<br />

ein Teil des Wirkstoffs verloren gehen.<br />

Die Brösel können, je nach Toxizität des<br />

Wirkstoffs, bei anderen Personen Gesundheitsschäden<br />

hervorrufen und zum<br />

Beispiel Tablettenteiler kontaminieren.<br />

Manche Hersteller geben auf dem Umkarton<br />

ein Tablettensymbol an. Meist<br />

sind Tabletten mit Bruchkerben abgebildet;<br />

dies soll aber nur auf den ersten<br />

Blick deutlich machen, dass es sich um<br />

Tabletten handelt und nicht in jedem<br />

Fall als Symbol für die Teilbarkeit zu<br />

verstehen.<br />

Es ist zu prüfen, ob Kraft, Geschicklichkeit<br />

und Sehvermögen des Patienten<br />

ausreichen und er die Anweisungen ver-<br />

steht. Möglicherweise kann eine andere<br />

Person das Teilen übernehmen, die<br />

über das Arzneimittel und dessen eventuelle<br />

Risiken informiert sein soll. Bei<br />

komplizierten Therapieregimen kann<br />

durch die zusätzliche Anforderung des<br />

Teilens die Compliance verringert werden.<br />

Wird eine Tablette geteilt, soll die<br />

verbliebene Tablettenhälfte aus Stabilitätsgründen<br />

zum nächsten Einnahmezeitpunkt<br />

eingenommen werden.<br />

Welche Tabletten geteilt werden dürfen<br />

können Sie auch in Bälde auf der Apotheken-Homepage<br />

im Intranet nachlesen.<br />

Die entsprechend umfangreiche<br />

Datei wird zurzeit erstellt.<br />

DAZ 2004;144:5852-5854<br />

Carbapeneme bei Penicillin-<br />

Allergie?<br />

Carbapeneme gehören ebenso wie<br />

Penicilline und Cephalosporine zu den<br />

ß-Lactamantibiotika. Aufgrund der ähnlichen<br />

chemischen Struktur wird daher<br />

häufig vor Kreuzallergien gewarnt, obwohl<br />

mehrere Studien gezeigt haben,<br />

dass Kreuzallergien bei verschiedenen<br />

ß-Lactamantibiotika seltener vorkommen,<br />

als allgemein angenommen. Bei<br />

vielen Patienten besteht die Diagnose<br />

„Penicillinallergie“ zu unrecht, vor allem<br />

wenn sie lediglich auf anamnestischen<br />

Angaben beruht. Um die Datenlage zu<br />

diesem Problem zu verbessern werteten<br />

Infektiologen aus Cleveland (Ohio,<br />

USA) retrospektiv Akten von 163 Penicillin-allergischen<br />

Patienten aus, die mit<br />

einem Carbapenem (Imipenem (Zienam<br />

® ) oder Meropenem (Meronem ® ))


Apothekenbote Januar/Februar 2005, 61. Ausgabe Seite 5<br />

behandelt worden waren. Bei mehr als<br />

der Hälfte der Patienten war die Art der<br />

allergischen Reaktion nicht bekannt, jeder<br />

dritte Patient gab ein Exanthem als<br />

Reaktion einer früheren Penicillinbehandlung<br />

an. Die Ergebnisse wurden<br />

mit Daten von 103 Patienten ohne Penicillinallergie<br />

verglichen. Die Gruppen<br />

<strong>unter</strong>schieden sich auch hinsichtlich der<br />

Reaktion auf andere Medikamente. Eine<br />

Allergie gegen die chemisch nicht verwandten<br />

Sulfonamide war beispielsweise<br />

in dieser Gruppe signifikant seltener,<br />

als bei den Penicillin-Allergikern (11%<br />

vs. 22%). Bei 9,2% der 163 Patienten<br />

mit positiver Anamnese<br />

kam es zu einer Überempfindlichkeitsreaktion<br />

während der<br />

Carbapenemtherapie (überwiegend<br />

makulopapulöse Hautreaktionen, in einem<br />

Fall zusätzlich ein Gesichtsödem).<br />

In der Vergleichsgruppe wurden<br />

bei 3,9% der Patienten Überempfindlichkeitsreaktionenbeobachtet.<br />

Der Unterschied war statistisch<br />

nicht signifikant.<br />

Die Autoren folgern, dass bei eindeutiger<br />

Indikation und mangelnden Alternativen<br />

eine Carbapenemtherapie auch<br />

bei Patienten mit anamnestisch bekannter<br />

Penicillinallergie <strong>unter</strong> Beachtung<br />

der gebotenen Vorsichtsmaßnahmen<br />

durchgeführt werden kann.<br />

Zeitschrift für Chemotherapie<br />

2005;26:6-7<br />

Arzneimittelnebenwirkungen<br />

als Grund für<br />

Krankenhauseinweisungen<br />

Um aktuelle Zahlen über die Häufigkeit<br />

Arzneimittel-induzierter Krankenhausein-<br />

weisungen zu erhalten, wurde in Großbritannien<br />

eine prospektive Studie an<br />

18.820 Patienten über 6 Monate durchgeführt.<br />

In zwei Krankenhäusern wurden<br />

alle Einweisungen von Patienten<br />

über 16 Jahren auf einen möglichen<br />

(zeitlichen) Zusammenhang mit unerwünschten<br />

Arzneimittelwirkungen überprüft.<br />

Ausgeschlossen wurden Fälle freiwilliger<br />

oder absichtlicher Überdosierung.<br />

Bei 1.225 Patienten (6,5%) wurde<br />

ein Zusammenhang mit einer Arzneimittelnebenwirkung<br />

angegeben. Das<br />

mediane Alter betrug 76 Jahre. Nebenwirkungen<br />

waren bei älteren Patienten<br />

und bei Frauen signifikant häufiger ein<br />

Einweisungsgrund als bei jüngeren Patienten<br />

und bei Männern. Die meisten<br />

Aufnahmen standen in einem „wahrscheinlichen“<br />

Zusammenhang mit einer<br />

Arzneimitteleinnahme. 28% der Nebenwirkungen<br />

wurden als unvermeidbar<br />

eingestuft, 72% somit<br />

aber als vermeidbar. In 16,6%<br />

der Fälle lagen Wechselwirkungen vor.<br />

Die Todesrate lag bei 0,15%, in 54%<br />

waren dabei gastrointestinale Blutungen<br />

der Grund.<br />

Häufige Auslöser waren niedrig dosierte<br />

Acetylsalicylsäure, Diuretika, Warfarin<br />

und nichtsteroidale Antirheumatika;<br />

häufigste Nebenwirkungen waren auch<br />

hier gastrointestinale Blutungen. Die Patienten<br />

belegten im Durchschnitt acht Tage<br />

ein Krankenhausbett. Bei Tageskosten<br />

von durchschnittlich 343 € ergibt<br />

sich für Großbritannien eine Summe<br />

von 706 Milliarden Euro jährlich für<br />

Krankenhauskosten aufgrund von Arzneimittelnebenwirkungen.<br />

Arzneimitteltherapie 2004;22:382<br />

BMJ 2004;329:15-19


Apothekenbote Januar/Februar 2005, 61. Ausgabe Seite 6<br />

Aktuelles zu<br />

Arzneimittelneben- bzw.<br />

Wechselwirkungen<br />

Sehstörungen <strong>unter</strong><br />

Parkinsonmitteln wie<br />

Pramipexol (Sifrol ® )<br />

Eine 56-jährige Parkinson-Patientin berichtet<br />

nach dreimonatiger Einnahme<br />

von Pramipexol über Akkommodationsstörungen<br />

und sieht zunehmend verschwommen.<br />

Dosisreduktion bringt<br />

leichte Besserung. Bei einem 72-Jährigen<br />

wird zunehmend verschlechtertes<br />

Farbensehen und vorübergehende<br />

Diplopie nach Einnahmebeginn und Dosiserhöhung<br />

des Dopaminagonisten beschrieben<br />

mit Rückbildung nach Absetzen.<br />

Durch die Grunderkrankung, aber<br />

auch als Störwirkung vieler Parkinsonmittel<br />

kann das Sehen beeinträchtigt<br />

werden. Dopamin beeinflusst den visuellen<br />

Prozess auf verschiedenen Ebenen.<br />

So wirkt es <strong>unter</strong> anderem auf trophische<br />

Vorgänge in der Netzhaut. In Tierversuchen<br />

mit (Albino)-Ratten wird laut<br />

Fachinformation <strong>unter</strong> Pramipexol und<br />

Ropinirol (Requip ® ) Netzhautdegeneration<br />

beobachtet. Dies gilt auch für Apomorphin<br />

(beschrieben beim Erektionsmittel<br />

Uprima ® , jedoch nicht bei APO-<br />

GO ® Pen). Bei der Zulassung von Pramipexol<br />

schließt die europäische<br />

Arzneimittelbehörde EMEA nicht aus,<br />

dass es auch beim Menschen Netzhautdegeneration<br />

verursacht. Eine von der<br />

EMEA dazu geforderte Sicherheitsstudie<br />

ist bislang nicht vollständig veröffentlicht<br />

und somit nicht beurteilbar. In Zulassungsstudien<br />

berichten 3% der Parkinson-Patienten<br />

<strong>unter</strong> Pramipexol über<br />

gestörtes Sehen, <strong>unter</strong> Plazebo 0,4%.<br />

Unter Primärtherapie mit Ropinirol sind<br />

ebenfalls bei 3% der Anwender Veränderungen<br />

am Auge dokumentiert.<br />

Trotzdem bleiben in den jeweiligen<br />

Fachinformationen visuelle Nebenwirkungen<br />

unerwähnt. Für Pramipexol<br />

empfiehlt die Firma ohne Angabe von<br />

Gründen regelmäßige augenärztliche<br />

Untersuchungen. Hinweise auf diese<br />

Vorsichtsmaßnahme fehlen bei Ropinirol<br />

und Apomorphin<br />

arznei-telegramm 2005;36:14<br />

Neurologische<br />

Akutsymptomatik <strong>unter</strong><br />

Pregabalin (Lyrica ® )<br />

Nach einmaliger Einnahme von 150<br />

mg des neuen Antiepileptikums Pregabalin<br />

zur symptomatischen Behandlung<br />

einer Herpes-zoster-Neuralgie muss<br />

eine 60-Jährige wegen akuten Symptomen<br />

wie verwaschene Sprache, Gang-<br />

und Standataxie, generalisierte Myoklonien,<br />

fokale Dystonie der Hand und<br />

Agitation stationär aufgenommen werden.<br />

Innerhalb eines Tages nach Absetzen<br />

von Pregabalin bilden sich die<br />

Beschwerden vollständig zurück. Als<br />

singuläre Symptome sind die beschriebenen<br />

motorischen Störwirkungen, die<br />

sich beispielsweise durch eine Funktionsstörung<br />

von Kleinhirn und Basalganglien<br />

erklären lassen, <strong>unter</strong> den meisten<br />

Antiepileptika bekannt. In klinischen<br />

Studien mit Pregabalin vor der<br />

Zulassung leiden 5% der Patienten an<br />

einer Ataxie. Die Häufigkeit von Myoklonien,<br />

die prinzipiell auf jedem Niveau<br />

des motorischen Systems auslösbar<br />

sind, wird bei dem neuen Mittel<br />

vermutlich <strong>unter</strong>schätzt. Medikamentös


Apothekenbote Januar/Februar 2005, 61. Ausgabe Seite 7<br />

induzierte Dystonien kommen insbesondere<br />

nach Einnahme von Neuroleptika,<br />

seltener <strong>unter</strong> Antiepileptika vor. Sie<br />

treten meist kurz nach erstmaliger Einnahme<br />

oder bei Dosiserhöhung auf,<br />

können <strong>unter</strong> anderem mit Anticholinergika<br />

wie Biperiden (Akineton ® ) behandelt<br />

werden und bilden sich in der Regel<br />

folgenlos zurück. Von den Betroffenen<br />

werden sie oft als bedrohlich und<br />

angsteinflößend erlebt.<br />

arznei-telegramm 2005;36:14-15<br />

Proktokolitis nach<br />

Diclofenac-Suppositorien<br />

(Voltaren ® )<br />

Nach fünftägiger Anwendung von jeweils<br />

drei Diclofenac-Zäpfchen steigt<br />

die Stuhlfrequenz bei einem 63-Jährigen<br />

auf bis zu 20 blutige Defäkationen<br />

pro Tag, zudem tritt Fieber auf.<br />

Bei unklarer Diagnose werden zunächst<br />

Ciprofloxacin (Ciprobay ® u.a.) und Metronidazol,<br />

später Mesalazin (Salofalk ® )<br />

verordnet. Diclofenac wird abgesetzt.<br />

Die Beschwerden bilden sich langsam<br />

über Wochen zurück. Sigmoidoskopisch<br />

lassen sich eine gerötete, ödematöse<br />

Rektumschleimhaut mit Fibrinbelägen<br />

und Kontaktblutungen erkennen.<br />

Schmerzen im Unterbauch, blutiger<br />

Durchfall und hämorrhagische Kolitis<br />

können nach oraler oder rektaler Anwendung<br />

des Antirheumatikums auftreten.<br />

Endoskopisch sind häufig Ulzerationen,<br />

unspezifische Erosionen und<br />

konzentrische Stenosen sichtbar. Histologisch<br />

ähneln die Befunde meist einer<br />

ischämischen Kolitis. Im Gegensatz zu<br />

den typischen Störwirkungen nichtsteroidaler<br />

Antirheumatika im oberen Gas-<br />

trointestinaltrakt sind Entzündungen<br />

<strong>unter</strong>er Darmabschnitte jedoch weniger<br />

bekannt und werden daher vermutlich<br />

häufig übersehen.<br />

arznei-telegramm 2005;36:15<br />

Interessant & wissenswert<br />

Grippeschutzimpfung -<br />

intradermal statt<br />

intramuskulär<br />

Die Impfung gegen das Influenzavirus<br />

schützt die Bevölkerung jährlich vor der<br />

Grippe und ihrem zum Teil tödlichen<br />

Ausgang. In den USA herrschte vergangenes<br />

Jahr jedoch ein erheblicher<br />

Mangel an Impfstoff, da ein Hersteller<br />

mit Produktionsproblemen zu kämpfen<br />

hatte. Daher suchten Forscher nach<br />

einem Weg, den vorhandenen Impfstoff<br />

ökonomischer einzusetzen.<br />

Eine Möglichkeit besteht darin, die Applikationsart<br />

zu verändern. Derzeit gängig<br />

ist, den Grippeimpfstoff intramuskulär<br />

zu spritzen. Eine intradermale Applikation<br />

dagegen hätte den Vorteil, dass<br />

wesentlich weniger Impfstoff gebraucht<br />

würde. Zudem könnte dies die Ansprechrate<br />

möglicherweise verbessern,<br />

da die Haut mit ihren Antigen-präsentierenden<br />

Zellen eine gute Basis für eine<br />

Impfung darstellt. So kann die Barrierefunktion<br />

des Immunsystems der Haut<br />

zur Impfung genutzt werden, da mehr<br />

als 25 Prozent der Körperoberfläche<br />

von dendritischen Zellen bedeckt sind.<br />

Deren Funktion ist es, fremde Mikroben<br />

zu erkennen und eine effektive Immunantwort<br />

zu initiieren.


Apothekenbote Januar/Februar 2005, 61. Ausgabe Seite 8<br />

In einer belgischen Studie wurden beide<br />

Applikationsarten miteinander verglichen.<br />

Hierzu erhielten insgesamt 100<br />

Personen in einem Alter zwischen 18<br />

und 40 Jahren randomisiert entweder<br />

eine intramuskuläre Injektion von 0,5 ml<br />

des trivalenten Grippeimpfstoffs oder<br />

eine intradermale Injektion von 0,1 ml<br />

des Impfstoffs. Die Applikation erfolgte<br />

in der Deltoideusregion (Schulter). Endpunkte<br />

waren Hämagglutinin inhibierende<br />

Antikörpertiter (HAI), Serokonversionen<br />

und Nebenwirkungen.<br />

21 Tage nach intradermaler Injektion<br />

hatte sich der HAI-Titer der Patienten um<br />

die Faktoren 15,2 (H1N1-Stamm), 19<br />

(H3N2-Stamm) und 12,4 (B-Stamm)<br />

erhöht. Die entsprechenden Faktoren<br />

nach intramuskulärer Impfung betrugen<br />

14,9, 7,1 und 15,3. Serokonversionen<br />

und Seroprotektionsraten waren in<br />

beiden Gruppen vergleichbar. Lokale<br />

Irritationen waren bei der intradermalen<br />

Applikation zwar signifikant häufiger,<br />

jedoch von milder Natur und vorübergehend.<br />

Fazit: Bei jungen und gesunden<br />

Erwachsenen führt die intradermale<br />

Applikation von nur einem<br />

Fünftel der intramuskulär injizierten<br />

Dosis zu einer mindestens<br />

so guten Immunität wie die<br />

herkömmliche Impfung. Vor einer<br />

routinemäßigen Anwendung sollten weitere<br />

Studien die Ergebnisse jedoch bestätigen.<br />

Kenney, R. T., et al., Dose sparing with<br />

intradermal injection of influenza<br />

vaccine. NEJM 2004:351:2295-2301.<br />

PZ 2005;150:120<br />

Walnüsse schützen das Herz<br />

Eine α-Linolensäure-reiche Diät mit<br />

Walnüssen, Walnuss- oder Leinsamenöl<br />

senkt nicht nur LDL-Cholesterolwerte,<br />

sondern auch Entzündungsparameter<br />

für kardiovaskuläre Erkrankungen.<br />

Laut einer Studie der Pennsylvania<br />

State Universität verminderte<br />

die walnussreiche Kost das C-reaktive<br />

Protein und die Plaque-assoziierten<br />

Adhäsionsmoleküle. Jeweils sechs<br />

Wochen lang hatten 23 adipöse über<br />

50-Jährige mit erhöhtem Cholesterolspiegel<br />

je eine „amerikanische“, eine<br />

walnussreiche oder walnuss- und leinsamenreiche<br />

Diät eingehalten. Beide<br />

Omega-3-Fettsäure-haltigen Diäten senkten<br />

das Gesamtcholesterol sowie LDL<br />

um etwa 11 Prozent und Triglyceride<br />

um 18 Prozent. Auch das C-reaktive<br />

Protein nahm ab, signifikant allerdings<br />

nur in der Kombination mit Leinsamenöl,<br />

wofür die Forscher die α-Linolensäure<br />

verantwortlich machten.<br />

PZ 2005:150:120<br />

Erhöhte Sterblichkeit durch<br />

hohe Vitamin-E-Dosen?<br />

In einer auf dem Kongress der American<br />

Heart Association (AHA) in New<br />

Orleans vorgestellten Metaanalyse wird<br />

vor der Einnahme hoher Dosen von Vitamin<br />

E (400 IE pro Tag oder mehr; 1<br />

IE = 0,67 mg RRR- -Tocopherol) gewarnt.<br />

Insgesamt wurden 19 Studien mit<br />

135.967 Patienten ausgewertet. In<br />

neun von elf Studien in denen hohe Dosen<br />

(400 IE pro Tag oder mehr) einge-


Apothekenbote Januar/Februar 2005, 61. Ausgabe Seite 9<br />

setzt wurden, ergab sich ein erhöhtes<br />

Sterberisiko (alle Ursachen). Eingeschlossen<br />

waren überwiegend ältere<br />

Patienten mit chronischen Krankheiten,<br />

die Vitamin E täglich länger als ein Jahr<br />

eingenommen hatten.<br />

Bei Einnahme von Vitamin E in Dosen<br />

von 400 IE pro Tag oder mehr kam es<br />

zu durchschnittlich 39 (95%-Konfidenzintervall<br />

3 bis 74) zusätzlichen Todesfällen<br />

pro 10.000 Personen im Vergleich<br />

zu den Kontrollgruppen, in<br />

denen durchschnittlich 1022 Todesfälle<br />

verzeichnet wurden. Bei Dosen bis etwa<br />

150 IE Vitamin E lag das Sterberisiko<br />

etwas <strong>unter</strong> dem der Kontrollen; es stieg<br />

mit der Vitamin-E-Dosis. Eine plausible<br />

Erklärung für einen Zusammenhang<br />

zwischen der Einnahme hoher Vitamin-<br />

E-Dosen und einer erhöhten Sterblichkeit<br />

durch alle Ursachen gibt es bislang<br />

nicht.<br />

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können<br />

nur vorläufige Empfehlungen aus den<br />

neuen Erkenntnissen abgeleitet werden.<br />

Bis eine umfassende Nutzen/Risiko-Abschätzung<br />

möglich ist,<br />

sollte von hohen Vitamin-E-Dosen<br />

abgeraten werden. Das Bundesinstitut<br />

für Arzneimittel und Medizinprodukte<br />

wird prüfen, ob Maßnahmen<br />

erforderlich sind.<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung<br />

gibt den Tagesbedarf an Vitamin E<br />

für Erwachsene je nach Alter und<br />

Geschlecht mit 11 bis 15 mg<br />

Tocopherol-Äquivalenten an.<br />

DAZ 2004;144:5318<br />

Muttermilch nicht länger als<br />

zwei Tage lagern<br />

Amerikanische Forscher haben in New<br />

Jersey <strong>unter</strong>sucht, ob die Lagerung die<br />

Qualität der Muttermilch beeinflusst.<br />

Dazu behandelten sie Muttermilchproben,<br />

die sechzehn Frauen innerhalb<br />

von 24 Stunden nach der Entbindung<br />

abgegeben hatten. Im Labor bestimmten<br />

sie die antioxidative Kapazität der<br />

Milch: Die frische Milch zeigte die<br />

höchste Schutzwirkung vor schädlichen<br />

freien Radikalen, erläutern die Wissenschaftler.<br />

Mit zunehmender Lagerzeit<br />

verringerte sich die Anzahl der Abwehrstoffe.<br />

Ein Einfrieren bei minus zwanzig Grad<br />

Celsius setzte die antioxidative Kapazität<br />

stärker herab als das Abkühlen auf<br />

vier Grad Celsius.<br />

Muttermilch sollte also nach dem<br />

Abpumpen lichtgeschützt möglichst<br />

bei Kühlschranktemperatur<br />

und nicht länger als zwei Tage<br />

gelagert werden.<br />

DAZ 2005;145:731

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!