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Evaluierung der Festsetzung des Niedrigenergiehaus-Standards in ...

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Werkstattberichte<br />

zumUmweltschutz<br />

1/2003<br />

<strong>Evaluierung</strong> <strong>der</strong><strong>Festsetzung</strong><br />

<strong>des</strong><strong>Niedrigenergiehaus</strong>-<strong>Standards</strong><br />

<strong>in</strong> denGrundstückskaufverträgen<br />

<strong>der</strong> StadtMünster


Vorwort<br />

Der stetige Anstieg <strong>der</strong> CO2-Emissionen aus <strong>der</strong> Verbrennung von Kohle, Öl und Gas hat<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten e<strong>in</strong>e deutliche Erwärmung <strong>der</strong> Erdatmosphäre bewirkt. Um<br />

daraus folgende globale Klimaverän<strong>der</strong>ungen zu vermeiden, ist e<strong>in</strong>e deutliche Verr<strong>in</strong>gerung<br />

<strong>der</strong> weltweiten CO2-Emissionen erfor<strong>der</strong>lich. Län<strong>der</strong> wie die Bun<strong>des</strong>republik<br />

Deutschland haben e<strong>in</strong>en sehr hohen Energieverbrauch pro Kopf. Sie verfügen zugleich<br />

über sehr viel Know-how, mo<strong>der</strong>ne Technologien und Kapital zur Energiee<strong>in</strong>sparung. Sie<br />

müssen und können <strong>des</strong>halb e<strong>in</strong>en hohen Beitrag zur Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> CO2-Emissionen<br />

leisten. Die Bun<strong>des</strong>regierung hat schon vor e<strong>in</strong>igen Jahren beschlossen, die nationalen<br />

CO2-Emissionen bis zum Jahr 2005 um 25 % und bis zum Jahr 2025 um 50 % zu reduzieren.<br />

Etwa e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> deutschen CO2-Emissionen entsteht bei <strong>der</strong> Erzeugung von Raumwärme.<br />

Der Raumwärmebedarf kann jedoch mit wesentlich weniger Umweltbelastung gedeckt<br />

werden, wenn wirksame Maßnahmen zur Energiee<strong>in</strong>sparung und zum effizienten<br />

Energiee<strong>in</strong>satz ergriffen werden. Die Kommunen haben hier e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Aufgabe,<br />

weil sie für die Bürger <strong>der</strong> Ansprechpartner vor Ort s<strong>in</strong>d.<br />

Die Stadt Münster hat sich ebenfalls verpflichtet, e<strong>in</strong>en aktiven Beitrag zum Klimaschutz<br />

zu leisten. Sie ist 1995 dem Klimabündnis – Alianza del Clima e.V. beigetreten (50 %<br />

CO2-Reduzierung bis 2010) und hat im gleichen Jahr die Koord<strong>in</strong>ierungsstelle für Klima<br />

und Energie (Klenko) im Umweltamt <strong>der</strong> Stadt Münster e<strong>in</strong>gerichtet. Die Klenko koord<strong>in</strong>iert,<br />

<strong>in</strong>itiiert und entwickelt Klimaschutzmaßnahmen und begleitet fachlich <strong>der</strong>en Realisierung.<br />

In den vergangenen Jahren konnten beispielsweise Klimaschutzmaßnahmen wie<br />

die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Altbausanierung, die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Wärmepasses für Altbauten, Energiesparprojekte<br />

<strong>in</strong> den städtischen Gebäuden o<strong>der</strong> die <strong>Festsetzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Niedrigenergiehaus</strong>standards<br />

<strong>in</strong> den Grundstückskaufverträgen umgesetzt werden.<br />

Um das im Neubaubereich liegende CO2-E<strong>in</strong>sparpotential auszuschöpfen, hat <strong>der</strong> Rat <strong>der</strong><br />

Stadt Münster am 11.12.96 beschlossen, städtische Baugrundstücke nur noch mit <strong>der</strong><br />

Auflage zu verkaufen, dass die auf ihnen errichteten Gebäude e<strong>in</strong>en erhöhten Wärmedämmstandard<br />

(Niedrigenergiehäuser) aufweisen. Durch diese Bauweise werden - gegenüber<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Regelung - <strong>der</strong> Heizwärmebedarf und die Heizkosten deutlich<br />

verr<strong>in</strong>gert.<br />

Die Niedrigenergie-Bauweise ist seit Jahren erprobt und damit Stand <strong>der</strong> Technik. Sie<br />

lässt sich mit üblichen Baukonstruktionen und Gestaltungswünschen vere<strong>in</strong>baren und ist<br />

<strong>des</strong>halb auch von den Kosten her verhältnismäßig.<br />

Konnte die gewünschte CO2-E<strong>in</strong>sparung auch tatsächlich umgesetzt werden und reichten<br />

die e<strong>in</strong>gesetzten Kontrollmechanismen aus ? Um diese Fragen zu beantworten, hat die<br />

Stadt Münster e<strong>in</strong> Gutachten <strong>in</strong> Auftrag gegeben, das die Wirkung und den Erfolg <strong>der</strong> Klimaschutzmaßnahme<br />

„<strong>Festsetzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Niedrigenergiehaus</strong>standards <strong>in</strong> den städtischen<br />

Grundstückskaufverträgen“ analysieren sollte.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchung stellen wir Ihnen als Werkstattbericht <strong>der</strong> Stadt Münster<br />

vor und hoffen, dass sie zur Nachahmung und Fortführung dieser Klimaschutzmaßnahme<br />

beitragen.<br />

Joksch<br />

Stadtbaurat<br />

I


Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Die Stadt Münster hat die Wirkung und den Erfolg <strong>der</strong> Klimaschutzmaßnahme „<strong>Festsetzung</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Niedrigenergiehaus</strong>standards <strong>in</strong> den städtischen Grundstückskaufverträgen“<br />

durch e<strong>in</strong>en externen Gutachter untersuchen lassen. Festgesetzt wurden 1996 durch e<strong>in</strong>en<br />

Ratsbeschluss, dass je nach Bauweise <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> e<strong>in</strong> Wärmedämmstandard von<br />

65 – 50 kWh/m² a nachgewiesen werden muss.<br />

Ziel <strong>der</strong> Untersuchung war es, an Hand e<strong>in</strong>er Stichprobe von 30 Gebäuden die E<strong>in</strong>haltung<br />

<strong>der</strong> <strong>Festsetzung</strong> und die bauliche Ausführung zu prüfen.<br />

Die Untersuchungsergebnisse s<strong>in</strong>d überzeugend !<br />

• Der <strong>Niedrigenergiehaus</strong>standard kann <strong>in</strong> Münster durch die <strong>Festsetzung</strong> <strong>in</strong> den<br />

Grundstückskaufverträgen erfolgreich umgesetzt werden. Die angestrebte CO 2-<br />

Reduzierung von 772 t/a konnte mit 1.533 t/a um fast 100 % übererfüllt werden.<br />

• Insgesamt s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Münster seit dem 01.01.1997 ca. 2. 460 Wohngebäude auf<br />

Grund <strong>der</strong> städtischen <strong>Festsetzung</strong>en im <strong>Niedrigenergiehaus</strong>standard errichtet<br />

worden. Das s<strong>in</strong>d rund 5 % <strong>der</strong> Wohngebäude <strong>der</strong> Stadt Münster und fast zwei<br />

Drittel aller Neubauten.<br />

• Die e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweise wurden durch den Gutachter nachgerechnet,<br />

um zu überprüfen, ob die Kontrollmechanismen ausreichen. Auch<br />

nach <strong>der</strong> Überprüfung lagen die Kennwerte im Durchschnitt 5 % unter den <strong>Festsetzung</strong>en<br />

<strong>der</strong> Stadt Münster.<br />

• Die Akzeptanz bei den Bauherren ist sehr groß ! Alle Bauherren hielten die<br />

<strong>Festsetzung</strong> <strong>der</strong> Stadt für angemessen und gerechtfertigt. Mehr als 80 % <strong>der</strong> Befragten<br />

würden den <strong>Niedrigenergiehaus</strong>standard weiterempfehlen.<br />

Die CO2-E<strong>in</strong>sparung und <strong>der</strong> Gebäudebestand<br />

Der Beirat für Klima und Energie hat 1995 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Empfehlungen für die Klimaschutzmaßnahme<br />

„<strong>Festsetzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Niedrigenergiehaus</strong>standards <strong>in</strong> den städtischen Grundstückskaufverträgen“<br />

e<strong>in</strong> CO2-E<strong>in</strong>sparpotential von 772 t/a bis zum Jahr 2005 angesetzt.<br />

Dieses E<strong>in</strong>sparpotential konnte bereits 2002 mit 1.533 t/a um fast 100 % übererfüllt werden,<br />

wodurch <strong>der</strong> e<strong>in</strong>deutige Erfolg <strong>der</strong> Klimaschutzmaßnahme belegt wird.<br />

Ausschlaggebend für den Erfolg ist die konsequente Umsetzung <strong>des</strong> <strong>Niedrigenergiehaus</strong>standards<br />

durch die Bauherren und die Tatsache, dass dieser Standard bei mehr als<br />

2.400 Wohngebäuden <strong>in</strong> Münster e<strong>in</strong>gehalten wurde. Der Beirat für Klima und Energie<br />

hatte als Potential bis 2005 ca. 800 Wohngebäude angesetzt und e<strong>in</strong>en wesentlich niedrigeren<br />

Wärmedämmstandard von 40 – 50 kWh/m² a vorgeschlagen.<br />

Die Stadt Münster hat den Wärmedämmstandard etwas gelockert, um die Anfor<strong>der</strong>ung<br />

für die Bauherren kostenneutral zu gestalten. Dafür hat sie aber die Breitenwirkung durch<br />

die Ausweitung <strong>der</strong> <strong>Festsetzung</strong>en auf die städtebaulichen Verträge deutlich erhöht. Insgesamt<br />

s<strong>in</strong>d seit 1997 ca. 2.460 Wohngebäude auf Grund <strong>der</strong> Vorgaben im <strong>Niedrigenergiehaus</strong>standard<br />

errichtet worden. Das s<strong>in</strong>d rund 5 % <strong>der</strong> Wohngebäude <strong>der</strong> Stadt<br />

Münster, fast zwei Drittel aller Neubauten und dreimal so viele Gebäude wie <strong>der</strong> Beirat<br />

für Klima und Energie angesetzt hatte.<br />

III


Der Wärmeschutznachweis<br />

Die von den Bauherren e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweise wurden im Rahmen <strong>der</strong><br />

Untersuchung auf Richtigkeit geprüft, d.h. es wurde geprüft, ob das Gebäude dem Nachweis<br />

entspricht und ob auch die angegebenen Dämmmaterialen verwandt wurden.<br />

Das Ergebnis spricht für sich: Durch die <strong>Festsetzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Niedrigenergiehaus</strong>standards<br />

konnte <strong>der</strong> Wärmedämmstandard <strong>der</strong> Wohngebäude <strong>in</strong> Münster deutlich verbessert werden:<br />

Erläuterung: WSVO 95 = Wärmeschutzverordnung 1995 NEH = <strong>Niedrigenergiehaus</strong>standard<br />

Bei den untersuchten Wohngebäuden lag <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zuhaltende Kennwert nach Wärmeschutzverordnung<br />

im Mittel bei 74 kWh/m 2 a und somit 16 % über dem mittleren Kennwert<br />

<strong>der</strong> Stadt Münster, <strong>der</strong> bei 64 kWh/m 2 a lag. Die e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweise<br />

wiesen im Mittel e<strong>in</strong>en Kennwert von 51 kWh/m 2 a auf, <strong>der</strong> 20 % unter den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Stadt Münster und 31 % unter den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Wärmeschutzverordnung<br />

lag.<br />

Die e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweise wiesen jedoch z.T. verschiedene Fehler <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Berechnung und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Angabe <strong>der</strong> Dämmstoffstärken auf, die rechnerisch behoben wurden.<br />

Danach ergibt sich e<strong>in</strong> mittlerer Kennwert <strong>der</strong> nachgerechneten Wärmeschutznachweise<br />

von 61 kWh/m 2 a, auch dieser Wert liegt noch 5 % unter den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Stadt Münster und 18 % unter <strong>der</strong> Wärmeschutzverordnung.<br />

Zudem muss berücksichtigt werden, dass die Fehler (wie nicht berechnete Kellerabgänge<br />

und falsche U-Werte), die bei den e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweisen aufgetreten<br />

s<strong>in</strong>d, unabhängig von den städtischen <strong>Festsetzung</strong>en aufgetreten s<strong>in</strong>d, denn es handelt<br />

sich um e<strong>in</strong>deutige Berechnungsfehler und nicht um konstruktionsbed<strong>in</strong>gte Fehler. Der<br />

gemittelte Kennwert entsprechend Wärmeschutzverordnung würde damit nicht bei 74<br />

kWh/m 2 a liegen son<strong>der</strong>n bei ca. 90 kWh/m 2 a. Die E<strong>in</strong>sparung wäre mit über 30 % gegenüber<br />

dem nachgerechneten Kennwert noch höher.<br />

Die bauliche Ausführung<br />

Die Untersuchung hat ergeben, dass die Qualität <strong>des</strong> baulichen Wärmeschutzes (Dämmung<br />

<strong>der</strong> Außenwände, Dächer, Keller und Fenster) bei allen untersuchten Gebäuden <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Regel den planerischen Vorgaben entspricht und grundsätzlich fachgerecht ausgeführt<br />

wurde.<br />

IV<br />

spez. Jahresheizwärmebedarf<br />

(kWh/m 2 a)<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

<strong>Niedrigenergiehaus</strong>standard <strong>in</strong> Münster<br />

WSVO 95<br />

74 64 51 61<br />

NEH-Münster Zielwert<br />

Kennwert e<strong>in</strong>gereicht<br />

Kennwert nachgerechnet


Bei <strong>der</strong> Luftdichtheit <strong>der</strong> Gebäude gab es dagegen durchgängig Probleme mit den Dächern,<br />

Haustüren und vere<strong>in</strong>zelt an den Fenstern. Hier wird deutlich, dass Handwerker<br />

und Architekten zur Zeit noch Probleme mit <strong>der</strong> Ausführung e<strong>in</strong>er luftdichten Konstruktion<br />

haben. Aber auch die Wärmebrückenproblematik vor allem im Übergang von <strong>der</strong> Kellersohle/Kellerdecke<br />

zum aufgehenden Mauerwerk wurde häufig nicht richtig gelöst. Zudem<br />

gab es an fast allen Gebäuden Schwachstellen bei <strong>der</strong> Ausführung <strong>der</strong> Heizanlagentechnik.<br />

Hier s<strong>in</strong>d entsprechende Schulungsmaßnahmen für Architekten und Handwerker erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Sie werden auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> vorliegendenden Ergebnisse vorbereitet.<br />

Grundsätzlich ist, wie die Ergebnisse gezeigt haben, <strong>der</strong> <strong>Niedrigenergiehaus</strong>standard mit<br />

e<strong>in</strong>er Leichtbauweise besser erreicht worden als mit e<strong>in</strong>er Massivbauweise, da die<br />

Dämmstoffstärken <strong>in</strong> den Außenwänden bei Leichtbauten konstruktionsbed<strong>in</strong>gt stärker<br />

als bei <strong>der</strong> Massivbauweise s<strong>in</strong>d. Zudem waren die baulichen Mängel beim Leichtbau<br />

wesentlich ger<strong>in</strong>ger als beim Massivbau, da die Leichtbauweise e<strong>in</strong> ganzheitliches<br />

Dämmkonzept voraussetzt und sozusagen „aus e<strong>in</strong>em Guss“ geplant werden muss.<br />

Akzeptanz <strong>der</strong> Bauherren<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Untersuchung wurden die Bauherren befragt, ob sie die <strong>Festsetzung</strong>en<br />

<strong>der</strong> Stadt Münster für angemessen halten und wie sie mit dem <strong>Niedrigenergiehaus</strong> zufrieden<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Die Ergebnisse waren überzeugend ! Alle Bauherren hielten die <strong>Festsetzung</strong>en <strong>der</strong> Stadt<br />

für angemessen und gerechtfertigt, dabei nannten sie Gründe wie z.B. Umwelt- und Klimaschutz,<br />

die Stadt muss weitsichtig planen o<strong>der</strong> <strong>Niedrigenergiehaus</strong> ist Standard. Die<br />

<strong>Festsetzung</strong> wurde von den Bauherren nicht als Zwang o<strong>der</strong> Bevormundung empfunden,<br />

son<strong>der</strong>n eher als Selbstverständlichkeit bzw. Chance wahrgenommen. Mehr als 75 % <strong>der</strong><br />

Bauherren hatten den E<strong>in</strong>druck, dass die Niedrigenergiebauweise ke<strong>in</strong>e bzw. nicht quantifizierbare<br />

Mehrkosten verursacht hat. Nur 6 Eigentümer konnten Mehrkosten im Mittel<br />

von 1.300 € angeben.<br />

Auch die Zufriedenheit mit dem <strong>Niedrigenergiehaus</strong>standard war bei den Befragten sehr<br />

groß. Auf die Frage, ob die Bauherren e<strong>in</strong> <strong>Niedrigenergiehaus</strong> weiterempfehlen würden,<br />

antworteten mehr als 80 % une<strong>in</strong>geschränkt mit ja, und nur vier machten leichte E<strong>in</strong>schränkungen.<br />

Die ausführlichen Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchung können Sie auf den folgenden Seiten<br />

nachlesen. Weitere Informationen f<strong>in</strong>den Sie im Internet www.muenster.de/stadt (Themenbereich:<br />

Umwelt).<br />

V


GERTEC GmbH - Ingenieurgesellschaft<br />

<strong>Evaluierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Festsetzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Niedrigenergiehaus</strong>-<br />

<strong>Standards</strong> <strong>in</strong> den Grundstückskaufverträgen <strong>der</strong> Stadt<br />

Münster<br />

GERTEC GmbH - Ingenieurgesellschaft<br />

Band 1: Endbericht<br />

November 2002<br />

Viehofer Straße 11 - 45127 Essen - Telefon 02 01/2 45 64-0 - Telefax 02 01/2 45 64-20<br />

Striehlstraße 11 - 30159 Hannover - Telefon 05 11/1 30 17 - Telefax 05 11/1 48 04<br />

In Kooperation mit:<br />

Ingenieurgeme<strong>in</strong>schaft Bau+Energie+Umwelt GmbH<br />

Im Energie- und Umweltzentrum – 31832 Spr<strong>in</strong>ge-Eldagsen – Telefon 05 044/975-30<br />

Fax 05 044/975-66


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht I<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Aufgabenstellung und Gebäudeauswahl 1<br />

2 Qualität <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise 4<br />

2.1 Zur Verfügung gestellte Unterlagen – Wärmeschutznachweis und<br />

Wärmebedarfsausweis 4<br />

2.2 Überprüfung <strong>der</strong> Berechnungen 6<br />

2.2.1 Fehler bei den U-Wert-Berechnungen 8<br />

2.2.2 Flächenberechnungen 11<br />

2.2.3 Berechnung <strong>des</strong> Jahres-Heizwärmebedarfs 12<br />

2.2.4 Quantitative Auswirkungen <strong>der</strong> Berechnungsfehler 12<br />

2.2.5 Checkliste zur Überprüfung <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise 15<br />

2.3 Statistische Auswertung 16<br />

2.3.1 Verwendete Dämmstoffstärken und Verglasungsarten 16<br />

2.3.2 Statistische Auswertung <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise 19<br />

2.3.2.1 Unterschreitung WSV 95 durch NEH-Standard Münster<br />

2.3.2.2 Vergleich nachgerechnete zu e<strong>in</strong>gereichten<br />

19<br />

Wärmeschutznachweisen<br />

2.3.2.3 E<strong>in</strong>haltung <strong>des</strong> NEH-<strong>Standards</strong>-Münster nach<br />

20<br />

Berechnungsprüfung<br />

2.3.2.4 Verhältnis <strong>der</strong> Grenz- und Kennwerte über alle untersuchten<br />

22<br />

Gebäude 23<br />

2.3.3 Hochrechnung <strong>der</strong> Ergebnisse auf den gesamten NEH-Bestand<br />

von Münster 25<br />

2.4 Empfehlungen für die Erstellung zukünftiger Wärmeschutznachweise 28<br />

3 Typische Schwachstellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bauausführung 29<br />

3.1 Baulicher Wärmeschutz <strong>der</strong> fertig erstellten Gebäude 29<br />

3.1.1 Dämmkonzept 30<br />

3.1.2 Außenwände 30<br />

3.1.3 Keller/Kellerabgänge 31<br />

3.1.4 Fenster/Haustüren 31<br />

3.1.5 Dächer/Dachböden 32<br />

3.1.6 Luftdichtheit 33<br />

3.1.7 Wärmebrücken 35<br />

3.1.8 Zusammenfassung und Empfehlungen 36


II <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

3.2 Tatsächliche Heizenergieverbräuche <strong>der</strong> fertig erstellten Gebäude 37<br />

3.3 Baulicher Wärmeschutz <strong>der</strong> im Bau bef<strong>in</strong>dlichen Gebäude 39<br />

3.3.1 Dämmkonzept 40<br />

3.3.2 Außenwände 40<br />

3.3.3 Keller/Kellerabgänge 40<br />

3.3.4 Fenster/Haustüren 40<br />

3.3.5 Dächer 41<br />

3.3.6 Luftdichtheit 41<br />

3.3.7 Wärmebrücken 42<br />

3.3.8 Zusammenfassung und Empfehlungen 43<br />

3.4 Ausführung <strong>der</strong> Heizungsanlagen 45<br />

3.4.1 Untersuchte Anlagentypen 45<br />

3.4.2 Ausführung <strong>der</strong> Anlagen 47<br />

3.4.3 Rohrleitungs- und Armaturendämmung 47<br />

3.4.4 Thermostatventile 47<br />

3.4.5 Heizungspumpen/Regelung 48<br />

3.4.6 Zusammenfassung und Empfehlungen 49<br />

3.5 Bewertung <strong>der</strong> Baumängel 50<br />

4 Befragung <strong>der</strong> Bewohner 54<br />

4.1 Interesse 54<br />

4.2 Zufriedenheit 54<br />

4.3 Mehrkosten 55<br />

4.4 Zustimmung 55<br />

4.5 Zusammenfassung 56<br />

5 Abschätzung <strong>der</strong> CO2-E<strong>in</strong>sparung durch den NEH-Standard <strong>der</strong><br />

Stadt Münster 57<br />

6 Empfehlungen für den NEH-Standard Münster 2002 61<br />

6.1 Resüme 61<br />

6.2 Berücksichtigung <strong>der</strong> EnEV 61<br />

6.3 Planungs- und baubegleitende Qualitätssicherung 62<br />

6.4 RAL-Gütezeichen als zukünftiger NEH-Standard <strong>in</strong> Münster 63<br />

7 Kurzfassung 67<br />

8 Anhang 1: Begehung <strong>der</strong> fertig erstellten Gebäude 74


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht III<br />

8.1 Typische Schwachstellen beim baulichen Wärmeschutz 74<br />

8.1.1 Dämmkonzept 75<br />

8.1.2 Außenwände 75<br />

8.1.3 Keller/Kellerabgänge 77<br />

8.1.4 Fenster/Haustüren 78<br />

8.1.5 Dächer/Dachböden 80<br />

8.1.6 Luftdichtheit 83<br />

8.1.7 Wärmebrücken 88<br />

8.1.8 Zusammenfassung 92<br />

8.2 Tatsächliche Heizenergieverbräuche <strong>der</strong> fertig erstellten Gebäude 93<br />

9 Anhang 2: Begehung <strong>der</strong> im Bau bef<strong>in</strong>dlichen Gebäude 97<br />

9.1 Dämmkonzept 97<br />

9.2 Außenwände 98<br />

9.3 Keller/Kellerabgänge 98<br />

9.4 Fenster/Haustüren 100<br />

9.5 Dächer 102<br />

9.6 Luftdichtheit 103<br />

9.7 Wärmebrücken 106<br />

9.8 Zusammenfassung 108<br />

10 Anhang 3: Begehung <strong>der</strong> Heizungsanlagen 110<br />

10.1 Untersuchte Anlagentypen 110<br />

10.2 Ausführung <strong>der</strong> Anlagen 112<br />

10.3 Rohrleitungs- und Armaturendämmung 113<br />

10.4 Thermostatventile 116<br />

10.5 Heizungspumpen/Regelung 116<br />

10.6 Zusammenfassung und Empfehlungen 118<br />

11 Anhang 4: Fragebogen zu NEH <strong>in</strong> Münster 120


IV <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Bild 1:<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> fehlerhaften Berechnungen auf den<br />

Jahresheizwärmebedarf über alle untersuchten Gebäude<br />

kumuliert 13<br />

Bild 2: Spannweite <strong>der</strong> verwendeten Dämmstoffstärken 17<br />

Bild 3: Darstellung <strong>der</strong> Grenzwerte NEH-Standard Münster im Vergleich<br />

zu den nach WSV 95 e<strong>in</strong>zuhaltenden Grenzwerten <strong>der</strong><br />

untersuchten Gebäude 20<br />

Bild 4: Prozentuale Abweichung <strong>der</strong> nachgerechneten von den<br />

e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweisen 21<br />

Bild 5: Darstellung <strong>der</strong> Kennwerte <strong>der</strong> nachgerechneten<br />

Wärmeschutznachweise zum NEH-Standard Münster im<br />

Vergleich 23<br />

Bild 6: Vergleich <strong>der</strong> gemittelten Grenz- und Kennwerte über alle<br />

Gebäude <strong>der</strong> Stichprobe 24<br />

Bild 7: Vergleich <strong>der</strong> gemittelten Kennwerte über alle Gebäude nach<br />

Bauweise differenziert 25<br />

Bild 8: Spezifische Heizenergie- und Heizwärmeverbräuche <strong>der</strong> fertig<br />

erstellten NEH 38<br />

Bild 9: Zusammenfassung <strong>der</strong> Mängelbewertung 52<br />

Bild 10: Spezifische Kennwerte über alle Gebäude (mit Berücksichtigung<br />

von Baumängeln) 53<br />

Bild 11: CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung durch NEH-Standard, Kontrolle <strong>der</strong><br />

Wärmeschutznachweise und Qualitätssicherung und Beratung 60<br />

Bild 12: Vergleich <strong>der</strong> gemittelten Grenz- und Kennwerte über alle<br />

Gebäude <strong>der</strong> Stichprobe 68<br />

Bild 13: Auswirkungen <strong>der</strong> fehlerhaften Berechnungen auf den<br />

Jahresheizwärmebedarf über alle untersuchten Gebäude<br />

kumuliert 69<br />

Bild 14: Spezifische Kennwerte über alle Gebäude 70<br />

Bild 15: CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung durch NEH-Standard, Kontrolle <strong>der</strong><br />

Wärmeschutz-nachweise und baubegleitende<br />

Qualitätssicherung und Beratung 72<br />

Bild 16: Fehlstelle bei e<strong>in</strong>em WDV-System 76<br />

Bild 17: Thermogramm e<strong>in</strong>er Außenwandecke (Fußboden – Mauerwerk) 76<br />

Bild 18: Hause<strong>in</strong>gangsseite e<strong>in</strong>es Leichtbaus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rohbauphase<br />

(Bauherrenfoto) 77<br />

Bild 19: Undichter Fensteranschluss gegenüber dem Rollladenkasten 79<br />

Bild 20: Schimmelpilzbefall an e<strong>in</strong>em Dachflächenfenster <strong>in</strong> Folge e<strong>in</strong>er<br />

mangelhaften Luftsperre 79


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht V<br />

Bild 21: Zerstörte Luftdichtungsfolie (Reste rechts <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffnung) 80<br />

Bild 22: Loser Folienrand e<strong>in</strong>es Dachgeschossausbaus 81<br />

Bild 23: Verklebung e<strong>in</strong>er Luftdichtungsfolie mit Paketband 81<br />

Bild 24: Bauschadenträchtige Konstruktion (unbeheizter Spitzboden) 82<br />

Bild 25: Undichte Dachbodenluke 83<br />

Bild 26: Luftleckagen im Fußleistenbereich an e<strong>in</strong>em Drempel 85<br />

Bild 27: Thermogramm e<strong>in</strong>er Haustür bei Unterdruckbed<strong>in</strong>gungen 86<br />

Bild 28: Fenstertür mit Luftleckage 86<br />

Bild 29: Innenputz als Luftdichtungsebene 88<br />

Bild 30: Thermogramm <strong>der</strong> Türschwelle e<strong>in</strong>er Haustür 89<br />

Bild 31: Fehlende Kronendämmung e<strong>in</strong>es Brandgiebels 90<br />

Bild 32: Thermogramm e<strong>in</strong>es Ortganges 90<br />

Bild 33: Thermogramm e<strong>in</strong>er Wohnungstrennwand 91<br />

Bild 34: Spezifische Heizenergie- und Heizwärmeverbräuche <strong>der</strong> fertig<br />

erstellten NEH 95<br />

Bild 35: Sockelpunkt mit noch fehlen<strong>der</strong> Kellerwanddämmung 99<br />

Bild 36: Gedämmter Kellerabgang 100<br />

Bild 37: Thermogramm e<strong>in</strong>er undichten Haustür bei<br />

Unterdruckbed<strong>in</strong>gungen 101<br />

Bild 38: Normgerecht an e<strong>in</strong>e Holzstän<strong>der</strong>konstruktion angedichtetes<br />

Fenstertürelement 102<br />

Bild 39: Gut ausgeführte zweite Dämmebene e<strong>in</strong>er Dachdämmung 103<br />

Bild 40: Anschlussdetail Fenster an die Luftdichtungsebene <strong>des</strong> Daches 104<br />

Bild 41: Thermogramm e<strong>in</strong>er Dachschräge bei Unterdruckbed<strong>in</strong>gungen 105<br />

Bild 42: Luftdichtungsebene aus Spanplatten mit abgeklebten Fugen und<br />

E<strong>in</strong>blaslöchern für den Dämmstoff 105<br />

Bild 43: Vermeidbare Wärmebrücke <strong>in</strong> <strong>der</strong> unteren Außenwandecke e<strong>in</strong>es<br />

beheizten Kellers 106<br />

Bild 44: Thermogramm e<strong>in</strong>es Deckenanschlusses im Massivbau 107<br />

Bild 45: Schnitt durch den wärmebrückentechnisch optimierten<br />

Sockelpunkt. 107<br />

Bild 46: Sockelpunkt während <strong>der</strong> Bauausführung 108<br />

Bild 47: Heizungsanlagen <strong>in</strong> fertig erstellten NEH 112<br />

Bild 48: Übliche Ausführung von Heizungsanlagen 113<br />

Bild 49: Ungedämmte Rohrleitung h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Warmwasserspeicher 114<br />

Bild 50: Vorbildlich ausgeführte Rohrleitungsdämmung 115<br />

Bild 51: Umwälzpumpe mit gedämmtem Deckel 115


VI <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Bild 52: Pumpenleistungen <strong>in</strong> NEH <strong>in</strong> Münster 117


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht VII<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Überblick über die wesentlichen Daten <strong>der</strong> untersuchten<br />

Gebäude 2<br />

Tabelle 2: Übersicht zu den geprüften Wärmeschutznachweisen und<br />

Wärmebedarfsausweisen 6<br />

Tabelle 3: Aufteilung <strong>der</strong> untersuchten Gebäude und <strong>der</strong> NEH gesamt<br />

nach Bauweise 26<br />

Tabelle 4: Prozentuale Unterschreitung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Stadt<br />

Münster nach Bauweise differenziert 26<br />

Tabelle 5: Hochrechnung <strong>der</strong> Auswirkung <strong>der</strong> nachgerechneten<br />

Wärmeschutznachweise auf alle NEH 27<br />

Tabelle 6: Messergebnisse <strong>der</strong> BDT <strong>der</strong> fertig erstellten Gebäude 34<br />

Tabelle 7: Messergebnisse <strong>der</strong> BDT <strong>der</strong> im Bau bef<strong>in</strong>dlichen Gebäude 41<br />

Tabelle 8: Überblick über die Heizungsanlagen, Solar- und<br />

Lüftungsanlagen 46<br />

Tabelle 9: Bewertung <strong>der</strong> festgestellten Mängel 51<br />

Tabelle 10: Auswertung <strong>der</strong> Befragung <strong>der</strong> NEH-Besitzer (<strong>in</strong>sgesamt 24) 56<br />

Tabelle 11: Berechnung <strong>des</strong> Mittelwertes <strong>der</strong> durch den NEH-Standard<br />

bewirkten spezifischen E<strong>in</strong>sparung (Basis 246 Gebäude) 57<br />

Tabelle 12: Ermittlung <strong>der</strong> Wohnfläche aller NEH 58<br />

Tabelle 13: Hochrechnung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sparung beim Jahres-Heizwärmebedarf<br />

auf alle NEH 58<br />

Tabelle 14: CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung aller NEH <strong>in</strong> Münster 59<br />

Tabelle 15: E<strong>in</strong>sparung an Heiz- und Pumpstromkosten e<strong>in</strong>es<br />

durchschnittlichen NEH 66<br />

Tabelle 16: Messergebnisse <strong>der</strong> BDT <strong>der</strong> fertig erstellten Gebäude 84<br />

Tabelle 17: Messergebnisse <strong>der</strong> BDT <strong>der</strong> im Bau bef<strong>in</strong>dlichen Gebäude 104<br />

Tabelle 18: Überblick über die Heizungsanlagen, Solar- und<br />

Lüftungsanlagen 111


VIII <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

Im Bericht werden e<strong>in</strong>e Reihe von Abkürzungen verwandt, die im Folgenden erläutert<br />

werden:<br />

NEH = <strong>Niedrigenergiehaus</strong><br />

WSV 95 = Wärmeschutzverordnung von 1995<br />

EnEV = Energiee<strong>in</strong>sparverordnung von 2002<br />

BDT = Blower-Door-Test (= Luftdichtheitstest)<br />

WDV = Wärmedämm-Verbundsystem


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 1<br />

1 Aufgabenstellung und Gebäudeauswahl<br />

Ende 1996 hat <strong>der</strong> Rat <strong>der</strong> Stadt Münster beschlossen, für alle Käufer städtischer<br />

Wohnbaugrundstücke e<strong>in</strong>en <strong>Niedrigenergiehaus</strong>-Standard (NEH) festzusetzen. Unter<br />

Zugrundelegung <strong>des</strong> Rechenverfahrens <strong>der</strong> Wärmeschutzverordnung 95 (WSV 95)<br />

dürfen seit 01.01.1997 folgende spezifische Jahres-Heizwärmebedarfswerte nicht überschritten<br />

werden:<br />

• freistehende E<strong>in</strong>-/Zweifamilienhäuser bzw. Reihenendhäuser 65 kWh/(m²*a)<br />

• Reihenmittelhäuser 60 kWh/(m²*a)<br />

• Mehrfamilienhäuser 50 kWh/(m²*a)<br />

Es war Aufgabe <strong>der</strong> Gutachter, e<strong>in</strong>e <strong>Evaluierung</strong> <strong>der</strong> Umsetzung dieser Regelung zum<br />

NEH-Standard <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis am Beispiel von fertig erstellten sowie im Bau bef<strong>in</strong>dlichen<br />

Wohngebäuden durchzuführen sowie die Analyse <strong>der</strong> Wirkung <strong>der</strong> <strong>Festsetzung</strong> <strong>des</strong><br />

NEH-<strong>Standards</strong> <strong>in</strong> den Grundstückskaufverträgen <strong>der</strong> Stadt Münster. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>des</strong><br />

Erfolges <strong>der</strong> NEH-Regelung und ihrer zukünftigen Beibehaltung sollten dabei folgende<br />

Kernfragen beantwortet werden:<br />

• Werden die vorgesehenen Grenzwerte sowohl bei den theoretischen Berechnungen<br />

<strong>in</strong> den Wärmeschutznachweisen als auch bei den Energieverbräuchen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />

tatsächlich e<strong>in</strong>gehalten?<br />

• Welche typischen Fehler wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bauausführung gemacht, und wieweit können<br />

diese zukünftig vermieden werden?<br />

• Welche Effekte s<strong>in</strong>d durch die NEH-Regelung für die gesamtstädtische CO2-Bilanz<br />

erzielt worden und zukünftig zu erzielen?<br />

• Welche Maßnahmen <strong>der</strong> Qualitätssicherung bei den theoretischen Berechnungen<br />

wie bei <strong>der</strong> praktischen Umsetzung sollten für e<strong>in</strong>e weitere Optimierung <strong>der</strong> zu erzielenden<br />

Ergebnisse zukünftig ergriffen werden?<br />

• Welche Konsequenzen ergeben sich aus <strong>der</strong> Regelung <strong>der</strong> neuen Energiee<strong>in</strong>sparverordnung<br />

(EnEV) für den NEH-Standard Münster?<br />

Im Vorfeld <strong>der</strong> Untersuchung hatte die Stadtverwaltung alle Hauseigentümer, die e<strong>in</strong><br />

NEH gebaut hatten, angeschrieben und um Teilnahme an <strong>der</strong> <strong>Evaluierung</strong> gebeten. 30


2 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Hauseigentümer erklärten sich hierzu bereit, davon waren 24 bereits mit <strong>der</strong> Erstellung<br />

fertig, 6 waren noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bauphase.<br />

Die untersuchten Gebäude s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> folgenden Tabelle entsprechend ihren baulichen<br />

Eigenschaften wie Geschosszahl, Leicht- o<strong>der</strong> Massivbauweise, usw. dargestellt. Die<br />

fertig erstellten Gebäude s<strong>in</strong>d arabisch von Nr. 1 – 24 durchnummeriert, die im Bau<br />

bef<strong>in</strong>dlichen römisch von I – VI.<br />

Obj.-Nr. Geschoss-<br />

Anbausituation Bauweise Keller Kellerabgang1)<br />

zahl frei- Doppelhaus- Reihenmit- massiv leicht nicht unterkellert unterkellert offen geschl.<br />

stehend hälfte/Endh. telhaus unterkellert n. beheizt beheizt<br />

1 1 1 / 2 x x x x<br />

2 2 1 / 2 x x x<br />

3 1 1 / 2 x x x<br />

4 1 1 / 2 x x x<br />

5 1 1 / 2 x x x<br />

6 2 1 / 2 x x x x<br />

7 2 1 / 2 x x x x<br />

8 2 1 / 2 x x x x<br />

9 1 1 / 2 x x x<br />

10 2 x x x x<br />

11 2 1 / 2 x x x x<br />

12 1 1 / 2 x x x<br />

13 1 1 / 2 x x x x<br />

14 1 1 / 2 x x x x<br />

15 1 1 / 2 x x x<br />

16 1 1 / 2 x x x x<br />

17 2 1 / 2 x x x x<br />

18 1 1 / 2 x x x x<br />

19 1 1 / 2 x x x<br />

20 2 1 / 2 x x x<br />

21 2 1 / 2 x x x<br />

22 2 1 / 2 x x x x<br />

23 2 1 / 2 x x x x<br />

24 1 1 / 2 x x x<br />

I 2 1 / 2 x x x<br />

II 2 1 / 2 x x x x<br />

III 2 1 / 2 x x x x<br />

IV 1 1 / 2 x x x<br />

V 2 1/2 x x x<br />

VI 2 1/2 x x x x<br />

Summe 30 4 20 6 18 12 6 16 8 13 3<br />

Anteil [%] 100,0% 13,3% 66,7% 20,0% 60,0% 40,0% 20,0% 53,3% 26,7% 43,3% 10,0%<br />

1) = gilt nur für Gebäude mit nicht beheiztem Keller<br />

Tabelle 1: Überblick über die wesentlichen Daten <strong>der</strong> untersuchten Gebäude<br />

Aus Tabelle 1 geht hervor, dass die untersuchten Gebäude 1 ½ bis 2 ½ geschossig s<strong>in</strong>d,<br />

80 % s<strong>in</strong>d freistehende E<strong>in</strong>familienhäuser, Doppelhäuser o<strong>der</strong> Reihenendhäuser<br />

(Grenzwert <strong>der</strong> Stadt Münster max. 65 kWh/(m²*a)), 20 % s<strong>in</strong>d Reihenmittelhäuser<br />

(Grenzwert max. 60 kWh/(m²*a)). E<strong>in</strong> Gebäude (Objekt Nr. VI) ist e<strong>in</strong> Mehrfamilienhaus<br />

(Grenzwert max. 50 kWh/(m²*a)). 40 % <strong>der</strong> Gebäude s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Leichtbauweise erstellt.<br />

Nur 20 % <strong>der</strong> Gebäude s<strong>in</strong>d nicht unterkellert, rd. 1/3 <strong>der</strong> Keller s<strong>in</strong>d von vornehere<strong>in</strong><br />

als beheizt geplant. Ca. 2/3 aller Keller s<strong>in</strong>d als nicht beheizt geplant mit ganz<br />

überwiegend offenen Kellerabgängen.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 3<br />

Abgesehen von dem überdurchschnittlichen Anteil an Gebäuden <strong>in</strong> Leichtbauweise<br />

konnten somit weitestgehend repräsentative Gebäude <strong>in</strong> die Untersuchung e<strong>in</strong>gezogen<br />

werden.<br />

Für die fertig erstellten Gebäude wurden folgende Arbeitsschritte durchgeführt:<br />

• Auswahl von 24 repräsentativen Wohngebäuden (durch die Stadt Münster)<br />

• Überprüfung <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise auf ihre fachliche Richtigkeit<br />

• Kontrolle <strong>der</strong> Bauausführung - soweit möglich - durch e<strong>in</strong>e Begehung <strong>der</strong> Gebäude<br />

• Interviews mit den Bauherren zum Bauablauf und zur Wohnbehaglichkeit im NEH<br />

• Messung <strong>der</strong> Luftdichtheit durch Blower-Door-Tests (BDT) an 6 Gebäuden<br />

• Thermografien an 3 Gebäuden<br />

• Kurzdokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse pro Gebäude<br />

• Zusammenfassende Bewertung<br />

• Ermittlung <strong>der</strong> erzielten CO2-E<strong>in</strong>sparung<br />

• Aufzeigen zukünftiger Handlungsfel<strong>der</strong><br />

Die <strong>Evaluierung</strong> <strong>der</strong> 6 im Bau bef<strong>in</strong>dlichen Gebäude umfasste folgende Arbeitsschritte:<br />

• Auswahl von 6 repräsentativen Wohngebäuden (durch die Stadt Münster)<br />

• Abstimmung mit den Bauherrn über den Ablauf <strong>der</strong> Baubegleitung<br />

• Anfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> notwendigen Planungsunterlagen (Grundrisse, Ansichten, Schnitte,<br />

Details, Dämm- und Dichtheitskonzept)<br />

• Prüfung <strong>der</strong> Pläne, <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise und <strong>der</strong> Dämm- und Dichtheitskonzepte<br />

• Besichtigung während <strong>der</strong> Bauausführung bei<br />

• E<strong>in</strong>bau <strong>der</strong> Dachdämmung<br />

• E<strong>in</strong>bau <strong>der</strong> Fenster<br />

• E<strong>in</strong>bau <strong>der</strong> Außenwanddämmung<br />

• E<strong>in</strong>bau <strong>der</strong> Fußbodendämmung<br />

• Verlegen <strong>der</strong> Heizungs- und Elektroverteilung<br />

• Durchführung von 3 BDT<br />

• Thermografien an 2 Gebäuden<br />

• Kurzdokumentation <strong>der</strong> Ergebnisse pro Gebäude<br />

• Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse, Schlussfolgerungen für zukünftige Bauvorhaben und<br />

Aufzeigen von Handlungsfel<strong>der</strong>n für die Stadt Münster


4 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

2 Qualität <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise<br />

2.1 Zur Verfügung gestellte Unterlagen – Wärmeschutznachweis und<br />

Wärmebedarfsausweis<br />

Die Bauherren <strong>der</strong> NEH <strong>in</strong> Münster waren von <strong>der</strong> Stadtverwaltung per Kaufvertrag<br />

dazu verpflichtet worden, die Nachweise <strong>des</strong> gefor<strong>der</strong>ten Jahres-Heizwärmebedarfs<br />

durch e<strong>in</strong>en staatlich anerkannten Sachverständigen für Schall- und Wärmeschutz erstellen<br />

zu lassen und sie spätestens <strong>in</strong>nerhalb von drei Jahren nach Vertragsabschluss<br />

<strong>der</strong> Stadt vorzulegen.<br />

Alle Gebäudebesitzer, die an <strong>der</strong> Untersuchung Teil nehmen wollten, wurden von <strong>der</strong><br />

Stadtverwaltung gebeten, folgende Unterlagen zur Verfügung zu stellen:<br />

• Grundrisse, Ansichten, Schnitte im Maßstab 1:100<br />

• Wärmeschutznachweis<br />

• Abrechnungen, aus denen Dämmstoffarten und Dämmstoffstärken bzw. Fenstero<strong>der</strong><br />

Verglasungs-U-Werte hervorgehen<br />

• Bildmaterial, Fotos aus <strong>der</strong> Bauphase<br />

• Energieverbräuche<br />

Insbeson<strong>der</strong>e bei den Wärmeschutznachweisen ergaben sich hierbei Schwierigkeiten:<br />

Der Nachweis <strong>des</strong> gefor<strong>der</strong>ten Jahres-Heizwärmebedarfs wird <strong>in</strong> aller Regel „Wärmeschutznachweis“<br />

genannt. Daneben gibt es noch zusätzlich den „Wärmebedarfsausweis“,<br />

was <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis häufig zu Verwirrung führt.<br />

Die WSV 95 verlangt <strong>in</strong> § 12 die Aushändigung e<strong>in</strong>es Wärmebedarfsausweises an den<br />

Käufer e<strong>in</strong>es Neubaus. Nähere E<strong>in</strong>zelheiten hierzu regelt die Allgeme<strong>in</strong>e Verwaltungsvorschrift<br />

zu § 12 <strong>der</strong> WSV 95 (AVV Wärmebedarfsausweis) von 1995. Nach § 1 dieser<br />

Verordnung soll dieser Wärmebedarfsausweis die wesentlichen Ergebnisse <strong>des</strong><br />

rechnerischen Nachweises <strong>des</strong> Wärmeschutzes e<strong>in</strong>es Gebäu<strong>des</strong> enthalten. Hierzu zählen<br />

u.a. sämtliche Flächen, U-Werte und Volum<strong>in</strong>a. Die Herleitung <strong>der</strong> U-Wert- sowie <strong>der</strong><br />

Flächen-Berechnungen s<strong>in</strong>d an dieser Stelle nicht explizit gefor<strong>der</strong>t.<br />

Der Begriff Wärmeschutznachweis ist nicht näher def<strong>in</strong>iert. Die HOAI for<strong>der</strong>t <strong>in</strong><br />

Teil X, Leistungen für thermische Bauphysik, die Aufstellung e<strong>in</strong>es prüffähigen Nachweises<br />

<strong>des</strong> Wärmeschutzes. Der Nachweis <strong>des</strong> baulichen Wärmeschutzes nach HOAI<br />

(i.d.R. „Wärmeschutznachweis“ genannt) enthält also sämtliche für e<strong>in</strong>e Überprüfung


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 5<br />

wichtigen Angaben wie nachvollziehbare U-Wert-Berechnungen sowie detaillierte Flächen-Berechnungen.<br />

Dieser Wärmeschutznachweis muss dem Besitzer jedoch nicht<br />

ausgehändigt werden. Im Gegensatz dazu muss <strong>der</strong> Gebäudebesitzer – wie oben erwähnt<br />

– den Wärmebedarfsausweis ausgehändigt bekommen, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um ke<strong>in</strong>e Herleitung<br />

<strong>der</strong> U-Wert- sowie <strong>der</strong> Flächen-Berechnungen enthalten muss.<br />

Bei <strong>der</strong> Sichtung <strong>der</strong> für die Auswertung <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise angefor<strong>der</strong>ten<br />

Unterlagen konnte beobachtet werden, dass dem Gebäudebesitzer oft nur <strong>der</strong> komplette<br />

Wärmeschutznachweis ausgehändigt wird, während <strong>der</strong> Wärmebedarfsausweis mangelhaft<br />

ist (z. B. fehlen Unterschrift, Stempel o<strong>der</strong> Zahlenangaben) o<strong>der</strong> wie bei 40 % <strong>der</strong><br />

Gebäude komplett fehlt. Ursache hierfür ist wahrsche<strong>in</strong>lich, dass beide Nachweise/Ausweise<br />

<strong>in</strong> weiten Teilen dieselben Daten enthalten. Dem Ersteller ist dann oft<br />

nicht mehr klar, was er dem Gebäudebesitzer def<strong>in</strong>itiv liefern muss und was nicht. Die<br />

Architekten leiten diese Nachweise, wenn e<strong>in</strong> Statiker sie erstellt hat, offenbar ohne<br />

Kontrolle an die Bauherren weiter.<br />

Auch wenn nicht alle Bauherren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage waren, alle Unterlagen komplett zu liefern,<br />

reichten die Angaben letztendlich aus, um die Wärmeschutznachweise nachzurechnen.


6 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

2.2 Überprüfung <strong>der</strong> Berechnungen<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Gutachter war es zunächst, die Wärmeschutznachweise auf Richtigkeit und<br />

Plausibilität zu überprüfen.<br />

Der Wärmeschutznachweis besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel aus drei Teilen:<br />

• <strong>der</strong> U-Wert-Berechnung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bauteile (s. Kapitel 2.2.1),<br />

• <strong>der</strong> Flächenberechnung (s. Kapitel 2.2.2) und<br />

• <strong>der</strong> Berechnung <strong>des</strong> absoluten und spezifischen Jahres-Heizwärmebedarfs (s. Kapitel<br />

2.2.3)<br />

E<strong>in</strong>en ersten Überblick zu den detailliert geprüften Wärmeschutznachweisen gibt die<br />

folgende Tabelle:<br />

Obj.-Nr. anerk. U-Wert-Berechnungen Flächenberechnungen Berechnung <strong>des</strong> Jahres- Wärmeschutznachweis WärmebedarfsSach-<br />

Heizwärmebedarfs<br />

ausweisverst.<br />

vorhanden nicht vorh. vorhanden nicht vorh. vorhanden nicht vorh. nachvollz. nicht nachv. vorhanden nicht vorh.<br />

1 x x x x x x<br />

2 x x x x x x<br />

3 x x x x x x<br />

4 x x x x x x<br />

5 x x x x x<br />

6 x x x x x x<br />

7 x x x x x x<br />

8 x x x x x<br />

9 x x x x x<br />

10 x x x x x x<br />

11 x x x x x x<br />

12 x x x x x x<br />

13 x x x x x x<br />

14 x x x x x x<br />

15 x x x x x<br />

16 x x x x x x<br />

17 x x x x x x<br />

18 x x x x x x<br />

19 x x x x x<br />

20 x x x x x x<br />

21 x x x x x x<br />

22 x x x x x<br />

23 x x x x x<br />

24 x x x x x<br />

I x x x x x<br />

II x x x x x<br />

III x x x x x x<br />

IV x x x x x x<br />

V x x x x x x<br />

VI x x x x x<br />

Summe 19 30 0 20 10 25 5 16 14 18 12<br />

Anteil [%] 63,3% 100,0% 0,0% 66,7% 33,3% 83,3% 16,7% 53,3% 46,7% 60,0% 40,0%<br />

Tabelle 2: Übersicht zu den geprüften Wärmeschutznachweisen und<br />

Wärmebedarfsausweisen


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 7<br />

Die Ersteller <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise waren <strong>in</strong> 2/3 <strong>der</strong> Fälle – wie gefor<strong>der</strong>t - staatlich<br />

anerkannte Sachverständige für Schall- und Wärmeschutz, <strong>in</strong> 1/3 <strong>der</strong> Fälle<br />

nicht. Diese Anfor<strong>der</strong>ung war nicht allen Architekten/Bauträgern bekannt o<strong>der</strong> ist von<br />

diesen nicht entsprechend beachtet worden. Bei den Wärmeschutznachweisen, die von<br />

den staatlich anerkannten Sachverständigen erstellt wurden, konnte ke<strong>in</strong> Unterschied <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Qualität <strong>des</strong> Nachweises gegenüber den an<strong>der</strong>en Wärmeschutznachweisen festgestellt<br />

werden.<br />

Die Tabelle 2 zeigt, dass <strong>in</strong> allen Fällen die U-Wert-Berechnungen vorlagen, die Flächenberechnungen<br />

<strong>in</strong> 1/3 <strong>der</strong> Fälle fehlten. In fünf Fällen fehlte auch die Berechnung<br />

<strong>des</strong> Jahres-Heizwärmebedarfs. Die Wärmeschutznachweise waren zu knapp <strong>der</strong> Hälfte<br />

für außenstehende Nichtfachleute nicht nachvollziehbar, was aber nur bed<strong>in</strong>gt zu kritisieren<br />

ist, da sie den Bauherren nicht ausgehändigt werden müssen. Dennoch sollte zukünftig<br />

aus Gründen <strong>der</strong> Transparenz und <strong>der</strong> Prüffähigkeit e<strong>in</strong>e höhere Nachvollziehbarkeit<br />

(z. B. durch Standardisierung) gefor<strong>der</strong>t werden. Es fehlten auch 40 % <strong>der</strong><br />

Wärmebedarfsausweise, die entwe<strong>der</strong> nicht erstellt o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t nicht an den Bauherrn<br />

weitergereicht wurden. Dies ist als gravieren<strong>der</strong> Mangel zu bewerten, da <strong>der</strong><br />

Wärmebedarfsausweis dem Gebäudebesitzer ausgehändigt werden muss und diesem<br />

wichtige Informationen zu se<strong>in</strong>em Gebäude vermittelt. Die Gebäudebesitzer sollten<br />

daher frühzeitig auf den Wärmebedarfsausweis h<strong>in</strong>gewiesen werden und diesen bei<br />

zukünftigen Prüfungen ebenfalls zur Verfügung stellen.<br />

In fünf Fällen wurde auf Grund <strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Fertigstellung größeren Dachflächenfenstern<br />

deutlich, dass die Wärmeschutznachweise am Anfang <strong>der</strong> Planungsphase erstellt<br />

und nachträgliche Än<strong>der</strong>ungen nicht e<strong>in</strong>gearbeitet worden waren. Auch hier sollten die<br />

Bauherren sensibilisiert werden.<br />

Im Ergebnis enthielten die Wärmeschutznachweise e<strong>in</strong>e Vielzahl von Fehlern und waren<br />

z.T. sehr unübersichtlich, wie die folgenden Ausführungen verdeutlichen.


8 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

2.2.1 Fehler bei den U-Wert-Berechnungen<br />

E<strong>in</strong>gabe- und Rechenfehler<br />

Die U-Wert-Berechnungen wurden <strong>in</strong> allen Fällen per EDV durchgeführt und s<strong>in</strong>d daher<br />

mit Ausnahme von E<strong>in</strong>gabefehlern <strong>des</strong> Bedieners wenig fehleranfällig. Lediglich <strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>zelfällen kam es zur E<strong>in</strong>gabe falscher Materialstärken o<strong>der</strong> Wärmeübergangswi<strong>der</strong>stände,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall war <strong>der</strong> Holzanteil im Dach vergessen worden, <strong>der</strong> bei 10 % Flächenanteil<br />

liegt. Dies war jedoch kaum ergebnisrelevant, da alle berechneten U-Werte<br />

(von Wand, Keller(decke) und Dach) zum größten Teil durch die Dämmstoffstärke bestimmt<br />

werden. Solange an dieser Stelle ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>gabefehler auftreten, s<strong>in</strong>d auch im<br />

Ergebnis ke<strong>in</strong>e erheblichen Fehler zu erwarten.<br />

Lediglich bei den Leichtbauten waren extrem niedrige Holzanteile von 10 % angesetzt<br />

worden, die darauf schließen ließen, dass die Anteile nur geschätzt, aber nicht berechnet<br />

worden waren. Aufgrund von Überprüfungen vor Ort wurde <strong>der</strong> Holzanteil bei Leichtbauten<br />

pauschal mit 25% <strong>in</strong> Ansatz gebracht. Weitere Fehler s<strong>in</strong>d bei den U-Wert-<br />

Berechnungen nicht aufgetreten.<br />

Überprüfung berechneter und tatsächlich verwendeter Dämmstoffstärken bzw.<br />

Verglasungsarten<br />

Die von den Bauherren zur Verfügung gestellten Rechnungen wurden auf Angaben<br />

h<strong>in</strong>sichtlich verwendeter Dämmstoffstärken und Verglasungsarten untersucht. Die Fensterrechnungen<br />

enthielten immer Angaben über den Verglasungs-DIN-U-Wert (s. u.).<br />

Für Außenwände und Kellerdecken lagen generell ke<strong>in</strong>e auswertbaren Angaben vor.<br />

Lediglich aus e<strong>in</strong>zelnen Rechnungen für Dacharbeiten ließ sich die Dämmstoffstärke<br />

ablesen. Die mangelhafte Datenlage hatte mehrere Ursachen:<br />

• Viele Bauherren waren nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, aus <strong>der</strong> Fülle ihrer Unterlagen die für das<br />

Projekt entscheidenden herauszusuchen,<br />

• Viele Angebote bzw. Abrechnungen waren gerade bezüglich <strong>der</strong> Dämmstoffstärken<br />

unpräzise,<br />

• Bauherren, die über Bauträger gebaut hatten, erhielten von diesen lediglich pauschale<br />

Abschlagsrechnungen, nicht aber Handwerkerrechnungen.<br />

In ke<strong>in</strong>em Fall, wo e<strong>in</strong>e Überprüfung möglich war, konnte e<strong>in</strong>e Abweichung <strong>der</strong> im<br />

Wärmeschutznachweis angesetzten von <strong>der</strong> abgerechneten Dämmstoffstärke bzw. Verglasungsart<br />

festgestellt werden.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 9<br />

Problem falsche Fenster-U-Werte<br />

Als problematisch hat sich h<strong>in</strong>gegen <strong>der</strong> Bereich <strong>der</strong> Fenster-U-Werte herausgestellt.<br />

Diese setzen sich aus dem Verglasungs- und dem Rahmen-U-Wert zusammen, die getrennt<br />

ermittelt werden müssen. Der Fenster-U-Wert wird nach DIN 4108-2, Tabelle 2,<br />

aus dem Verglasungs-U-Wert und <strong>der</strong> Rahmenmaterialgruppe ermittelt.<br />

Der Verglasungs-U-Wert muss nach <strong>der</strong> Wärmeschutzverordnung 95 (WSV 95) im<br />

Bun<strong>des</strong>anzeiger (BAZ) veröffentlicht worden se<strong>in</strong>, es darf nicht <strong>der</strong> (niedrigere) Verglasungs-U-Wert<br />

nach DIN genommen werden 1 . Marktgängige Verglasungen erreichen<br />

e<strong>in</strong>en DIN-U-Wert von 1,1 W/(m²*K). Dies entspricht e<strong>in</strong>em etwas höheren BAZ-U-<br />

Wert von 1,2 W/(m²*K).<br />

Für die Ermittlung <strong>des</strong> U-Wertes für das gesamte Fenster ist jetzt noch zusätzlich <strong>der</strong><br />

Fensterrahmen zu berücksichtigen:<br />

Marktübliche Fensterrahmen entsprechen nach DIN 4108 <strong>der</strong> Rahmenmaterialgruppe 1.<br />

Daraus ergibt sich – ebenfalls nach DIN 4108 – e<strong>in</strong> Fenster-U-Wert von 1,4 W/(m²*K).<br />

Niedrigere Fenster-U-Werte wären nur mit Spezialverglasungen z.B. 3 fach-Wärmeschutzverglasung<br />

zu erzielen, was lediglich bei e<strong>in</strong>em Gebäude <strong>der</strong> Fall war.<br />

Die Fenster-U-Werte <strong>in</strong> den geprüften Wärmeschutznachweisen mussten somit (mit<br />

e<strong>in</strong>er Ausnahme) > 1,4 W/(m²*K) se<strong>in</strong>. Die Auswertung <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise<br />

zeigte jedoch e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Bild:<br />

• Nur 23% <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise enthielten den richtigen Fenster-U-Wert mit<br />

dem <strong>in</strong> <strong>der</strong> WSV 95 vorgeschriebenen Verglasungs-U-Wert nach BAZ von<br />

UF = 1,4 W/(m²*K).<br />

• In 47% <strong>der</strong> Fälle war <strong>der</strong> (falsche) Verglasungs-DIN-Wert mit <strong>der</strong> richtigen Rahmenmaterialgruppe<br />

aus den DIN 4108 mit e<strong>in</strong>em daraus resultierenden Fenster-U-<br />

Wert von UF = 1,3 W/(m²*K) abgelesen worden.<br />

• In e<strong>in</strong>em Fall (3%) war nur <strong>der</strong> BAZ-Verglasungs-U-Wert anstelle <strong>des</strong> Fenster-U-<br />

Wertes mit UF = 1,2 W/(m²*K) ohne den Rahmenanteil angesetzt worden.<br />

1 H<strong>in</strong>tergrund dieser Regelung ist die Tatsache, dass mo<strong>der</strong>ne Wärmeschutzverglasungen e<strong>in</strong>e Schutzgasfüllung<br />

aus Edelgas haben. Dieses Edelgas hat e<strong>in</strong>e niedrigere Wärmeleitfähigkeit als Luft. Der DIN-U-Wert erfasst den<br />

Wärmedurchgangskoeffizienten <strong>der</strong> fabrikfrischen Verglasung, <strong>der</strong> sich im Laufe <strong>der</strong> Lebensdauer <strong>der</strong> Scheibe<br />

durch den teilweisen Austausch <strong>des</strong> Edelgases gegen (wärmeleitfähigere) Luft verschlechtert. Aus diesem Grund<br />

wird <strong>der</strong> DIN-U-Wert mit e<strong>in</strong>em Abschlag von 0,1 W/(m²*K) versehen und so im Bun<strong>des</strong>anzeiger veröffentlicht.


10 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

• In 27% <strong>der</strong> Fälle war sogar nur <strong>der</strong> DIN-Verglasungs-U-Wert (ohne Rahmenanteil)<br />

von UF = 1,1 W/(m²*K) als Fenster-U-Wert angesetzt worden.<br />

Bei den Fenster-U-Werten lag <strong>der</strong> für die U-Wert-Berechnungen häufigste und gravierendste<br />

Fehler. Offenbar ist <strong>der</strong> Passus <strong>der</strong> WSV 95, dass bei Fenstern und Türen <strong>der</strong><br />

BAZ-Wert angesetzt werden muss, weitgehend unbekannt. Dies wird lei<strong>der</strong> auch dadurch<br />

unterstützt, dass die Fensterhersteller immer mit dem niedrigsten U-Wert, d.h. mit<br />

dem DIN-U-Wert werben. Dieser steht auch <strong>in</strong> allen Angeboten. Stichprobenartige<br />

Nachfragen bei Fensterlieferanten e<strong>in</strong>zelner Gebäude ergaben, dass auch hier <strong>der</strong> Unterschied<br />

zwischen DIN- und BAZ-U-Wert oft unbekannt ist.<br />

Weiterh<strong>in</strong> fällt auf, dass <strong>in</strong> rd. 27 % <strong>der</strong> Fälle <strong>der</strong> Verglasungs- mit dem Fenster-U-Wert<br />

verwechselt wurde, also nicht berücksichtigt wurde, dass sich <strong>der</strong> Fenster-U-Wert immer<br />

aus dem Verglasungs- und dem Rahmen-U-Wert zusammensetzt.<br />

Insgesamt waren <strong>in</strong> rd. 70% <strong>der</strong> Fälle die Fenster-U-Werte richtig bis nahezu richtig<br />

(UF = 1,4 – 1,3 W/(m²*K)), lediglich <strong>in</strong> rd. 30% <strong>der</strong> Fälle waren die Abweichungen vom<br />

richtigen Fenster-U-Wert größer als 10%.<br />

Problem falsche Haustüren-U-Werte<br />

Bei allen Gebäuden war die Haustür als Fenster (U-Wert von 1,1-1,4 W/(m²*K)) angesetzt<br />

worden, lediglich bei 2 Gebäuden war sie tatsächlich auch e<strong>in</strong>e Fenstertür<br />

(Glasanteil > 70%). Bei allen an<strong>der</strong>en Gebäuden (93 %) war sie <strong>in</strong> Wirklichkeit e<strong>in</strong>e<br />

Tür, <strong>der</strong>en U-Wert nach BAZ hätte angesetzt werden müssen. Da dieser U-Wert nicht<br />

vorlag, wurde nach Maßgabe <strong>des</strong> Instituts für Fenstertechnik <strong>in</strong> Rosenheim bei diesen<br />

Gebäuden (93%) bei den Nachrechnungen e<strong>in</strong> U-Wert von 3,0 W/(m²*K) <strong>in</strong> Ansatz<br />

gebracht. 2 Dieser Fehler hatte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtbetrachtung die quantitativ zweithöchste<br />

Bedeutung und führte bei den Nachrechnungen zu e<strong>in</strong>er Erhöhung <strong>des</strong> Jahres-<br />

Heizwärmebedarfs Q_H über alle Gebäude um rd. 5 %.<br />

2 Informationszentrum Fenster Türen Fassaden e.V. (Hrg.): ifz <strong>in</strong>fo Ausgabe 2/95, Rosenheim 1995


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 11<br />

Empfehlungen:<br />

� Im Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen o<strong>der</strong> über Info-Broschüren und<br />

Checklisten muss zukünftig auf die U-Wert-Berechnungen von Fenster und Türen<br />

geson<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>gegangen werden, da diese von den Erstellern <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise<br />

offenbar nicht beherrscht werden.<br />

� Bei e<strong>in</strong>er Überprüfung <strong>der</strong> Dämmstoffstärken z. B. bei den neuen NEH-Bauten hat<br />

sich das im Rahmen dieser <strong>Evaluierung</strong> praktizierte Vorgehen bewährt: Kontrolle<br />

<strong>des</strong> Dämmstoffes auf <strong>der</strong> Baustelle h<strong>in</strong>sichtlich ausgeschriebener Dämmstoffstärke<br />

und Wärmeleitfähigkeit sowie Überprüfung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>bausituation. Diese Überprüfung<br />

ist mit vertretbarem Aufwand vor Ort möglich. Lediglich die Fenster können je<strong>der</strong>zeit,<br />

d.h. auch nach Baufertigstellung, überprüft werden, da i.d.R. im <strong>in</strong>neren Scheibenrandverbund<br />

e<strong>in</strong>e Herstellercodierung angebracht ist, die Angaben zu Markenname,<br />

Hersteller, Herstellungswerk, -datum und zum DIN-U-Wert enthält.<br />

2.2.2 Flächenberechnungen<br />

Die Kontrolle wurde generell dadurch erschwert, dass die Gutachter im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

nicht wussten, ob die ihnen gelieferten Pläne denen entsprachen, die auch dem Statiker<br />

vorgelegen hatten. Als fehlerträchtig haben sich die Flächen- und Volumenberechnungen<br />

erwiesen, da hier Zuschläge und Abzüge gemacht werden müssen, bzw. bei den<br />

Volumenberechnungen z.T. komplexe Volum<strong>in</strong>a ermittelt werden müssen. Als beson<strong>der</strong>s<br />

problematisch stellten sich hier die „vergessenen“ Kellerabgänge dar:<br />

• In 14 von 16 Gebäuden (88 %), die unterkellert s<strong>in</strong>d, <strong>der</strong>en Keller aber nicht beheizt<br />

ist, fehlte <strong>der</strong> Kellerabgang im Wärmeschutznachweis, d.h. als untere Begrenzungsfläche<br />

<strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> wurde vollflächig die Kellerdecke angesetzt, Kellertreppen,<br />

Kellertüren, Kellersohlen bei offenen Kellern fehlten als Verlustflächen. Alle<strong>in</strong> dieser<br />

Fehler führte bei <strong>der</strong> Nachrechnung zu e<strong>in</strong>er Erhöhung <strong>des</strong> Jahres-<br />

Heizwärmebedarfs Q_H über alle Gebäude um 12 %.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wurden bei den Flächenberechnungen noch e<strong>in</strong>e Reihe von Fehlern<br />

festgestellt, die aber bezogen auf die summarische Betrachtung nicht gravierend waren<br />

bzw. sich <strong>in</strong> ihrer Anzahl o<strong>der</strong> Auswirkung nicht exakt quantifizieren lassen:<br />

• Flächen fehlten bzw. waren zu viel (Ausweisung e<strong>in</strong>er Wand- + Fensterfläche als<br />

Wandfläche, d.h. <strong>der</strong> Flächenabzug für die Fenster war vergessen worden)<br />

• algebraische Rechenfehler


12 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

• Dachflächenfenster wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität häufiger ausgeführt als ursprünglich geplant<br />

(wahrsche<strong>in</strong>lich auf nachträglichen Wunsch <strong>des</strong> Bauherren h<strong>in</strong>)<br />

• Dachbodenluken, soweit vorhanden, fehlten <strong>in</strong> den Wärmeschutznachweisen durchgängig<br />

• Rollladenkästen wurden, obwohl <strong>in</strong> fast allen Gebäuden vorhanden, mit e<strong>in</strong>er Ausnahme<br />

nicht separat berechnet<br />

• Wärmeschutznachweise waren unübersichtlich, die Berechnungen nur teilweise<br />

nachvollziehbar<br />

• <strong>in</strong> zwei Fällen war nur das summarische Ergebnis <strong>des</strong> Wärmeschutznachweises dokumentiert<br />

(Transmissions-, Lüftungsverluste, solare und <strong>in</strong>terne Gew<strong>in</strong>ne)<br />

• per Hand geschriebene Berechnungen waren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall unleserlich<br />

• wie sich später herausstellte, fand <strong>in</strong> vier Fällen e<strong>in</strong> Systemwechsel statt: im Wärmeschutznachweis<br />

war <strong>der</strong> Keller als unbeheizt angesetzt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausführung war <strong>der</strong><br />

Keller jedoch ganz o<strong>der</strong> teilweise beheizt<br />

• <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall differierten Wärmeschutznachweis, Pläne und Kaufverträge h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Dachgauben<br />

2.2.3 Berechnung <strong>des</strong> Jahres-Heizwärmebedarfs<br />

Die Berechnung <strong>des</strong> Jahres-Heizwärmebedarfs erfolgte immer über EDV und war -<br />

bed<strong>in</strong>gt durch die Struktur <strong>der</strong> jeweiligen Rechenprogramme - mit e<strong>in</strong>er Ausnahme korrekt.<br />

2.2.4 Quantitative Auswirkungen <strong>der</strong> Berechnungsfehler<br />

Um die Auswirkungen <strong>der</strong> aufgetretenen Fehler genauer spezifizieren zu können, wurde<br />

für je<strong>des</strong> Bauteil sowie für jede Komponente (Lüftung und Gew<strong>in</strong>ne) summarisch über<br />

alle Gebäude berechnet, <strong>in</strong>wieweit <strong>der</strong> anteilige Jahres-Heizwärmebedarf <strong>der</strong> nachgerechneten<br />

von den ursprünglich e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweisen abweicht. Die<br />

folgende Abbildung zeigt <strong>in</strong> absteigen<strong>der</strong> Reihenfolge die Größenordnung sowie die<br />

Ursachen dafür.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 13<br />

NEH Münster<br />

Abweichung <strong>der</strong> nachgerechneten von den e<strong>in</strong>gereichten<br />

Wärmeschutznachweisen<br />

Kellerabgänge<br />

vergessen<br />

Abweichung <strong>des</strong> Jahres-<br />

Heizwärmebedarfs Q_H [%]<br />

12%<br />

11%<br />

10%<br />

9%<br />

8%<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

-1%<br />

-2%<br />

Keller<br />

Türen als<br />

Fenster<br />

gerechnet<br />

Tür<br />

falsche zusätzl.<br />

VolumenDach- falsche<br />

berechnungflächen<br />

U-Werte<br />

fenster<br />

Lüftung<br />

Fenster_Dach<br />

Fenster_Wand<br />

Gew<strong>in</strong>ne_solar<br />

falsche<br />

g-Werte<br />

Wand<br />

Bauteil / Komponente<br />

Rechenfehler<br />

Dach<br />

Rechenfehler<br />

Decke_Luft<br />

Rechenfehler<br />

Gew<strong>in</strong>ne_<strong>in</strong>tern<br />

falsche<br />

Volumenberechnung<br />

Bild 1: Auswirkungen <strong>der</strong> fehlerhaften Berechnungen auf den<br />

Jahresheizwärmebedarf über alle untersuchten Gebäude kumuliert<br />

Die Auswertung <strong>in</strong> Bild 1 verdeutlicht, dass bei allen Bauteilen/Komponenten die<br />

Nachberechnung, d. h. die nachträgliche Korrektur <strong>der</strong> <strong>in</strong> den Wärmeschutznachweisen<br />

festgestellten Fehler, zu e<strong>in</strong>er Steigerung <strong>des</strong> Jahres-Heizwärmebedarfs führt. Die e<strong>in</strong>zige<br />

Senkung liegt bei den <strong>in</strong>ternen Gew<strong>in</strong>nen, diese kann jedoch die Steigerung bei<br />

weitem nicht ausgleichen.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Gewichtung untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> wird deutlich, dass die mit Abstand größte<br />

Steigerung bei den vergessenen Kellerabgängen liegt. Die Ursache hierfür ist die o.a.<br />

Tatsache, dass 87 % <strong>der</strong> Kellerabgänge bei <strong>der</strong> ursprünglichen Berechnung vergessen<br />

worden war.<br />

Die nächste, weniger als halb so große Steigerung liegt bei den Haustüren. Hier s<strong>in</strong>d bei<br />

87 % aller Gebäude die Haustüren fälschlicherweise als Fenster mit e<strong>in</strong>em U-Wert von<br />

1,1 – 1,4 W/(m²*K) und nicht als Haustüren mit e<strong>in</strong>em U-Wert von 3,0 W/(m²*K) angesetzt<br />

worden s<strong>in</strong>d.<br />

Die Lüftungsverluste haben sich erhöht, weil Volumenberechnungen falsch, d.h. zu<br />

niedrig waren. Die Erhöhung <strong>des</strong> Volumens führt aber auf Grund <strong>des</strong> Rechengangs <strong>der</strong><br />

WSV 95 automatisch zu e<strong>in</strong>er proportionalen Erhöhung <strong>der</strong> Gebäude-Nutzfläche. Diese<br />

führt ihrerseits durch die daran gekoppelten <strong>in</strong>ternen Wärmegew<strong>in</strong>ne zu e<strong>in</strong>er Senkung<br />

<strong>des</strong> Jahres-Heizwärmebedarfs. In Bild 1 ist zu erkennen, dass die Steigerung <strong>der</strong> Lüf-


14 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

tungsverluste durch die Senkung <strong>des</strong> Jahres-Heizwärmebedarfs auf Grund von gestiegenen<br />

<strong>in</strong>ternen Gew<strong>in</strong>nen kompensiert wird. Die Fehler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Volumenberechnung s<strong>in</strong>d<br />

somit per Saldo nicht ergebnisrelevant.<br />

Auch die Verluste <strong>der</strong> Dachflächenfenster (<strong>in</strong> Bild 1 als „Fenster_Dach“ bezeichnet)<br />

s<strong>in</strong>d auf Grund <strong>der</strong> Nachrechnungen gestiegen, da zum e<strong>in</strong>en die U-Werte zu niedrig<br />

waren, zum an<strong>der</strong>en bei rd. <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Gebäude die Dachflächenfenster während <strong>der</strong><br />

Bauphase verän<strong>der</strong>t worden s<strong>in</strong>d. Die Steigerung bei den solaren Gew<strong>in</strong>nen ist ebenfalls<br />

auf die zusätzlichen Dachflächenfenster sowie darauf zurückzuführen, dass bei dem<br />

Ansatz <strong>der</strong> Haustüren als Fenster auch entsprechende E<strong>in</strong>strahlungsgew<strong>in</strong>ne ausgewiesen<br />

werden, die entfallen, wenn die Haustüren als opakes (= nicht durchsichtiges) Bauteil<br />

berechnet werden.<br />

Auch die Verluste <strong>der</strong> Fenster <strong>in</strong> den Außenwänden (<strong>in</strong> Bild 1 als „Fenster_Wand“ bezeichnet)<br />

s<strong>in</strong>d gestiegen. Dies liegt an den bei 77% <strong>der</strong> Gebäude zu niedrigen Fenster-<br />

U-Werten und an fehlerhaften Flächenberechnungen.<br />

Die übrigen Steigerungen beruhen auf Rechenfehlern bei <strong>der</strong> Flächenermittlung und<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Summe marg<strong>in</strong>al.<br />

Alle<strong>in</strong> die beiden häufigsten Fehler „vergessene Kellerabgänge“ und „falsche Haustür-<br />

U-Werte“ machen 59% <strong>der</strong> gesamten Abweichungen aus.<br />

Aus den bei <strong>der</strong> Überprüfung gefundenen Mängeln <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise wurde<br />

deutlich, dass die Architekten/Bauträger ihrer Prüfpflicht nur unzureichend nachgekommen<br />

s<strong>in</strong>d, wenn sie von e<strong>in</strong>em Statiker erstellt worden waren. Zukünftig sollten die<br />

Architekten/Bauträger darauf verpflichtet werden, die Wärmeschutznachweise überschlägig<br />

an Hand <strong>der</strong> folgenden Checkliste auf grobe Fehler h<strong>in</strong> zu überprüfen.<br />

� den Erstellern <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise sowie den bauleitenden Architekten (als<br />

Kontroll<strong>in</strong>stanz) sollten Checklisten zur Vermeidung <strong>der</strong> gravierendsten Fehler an<br />

die Hand gegeben werden.<br />

� Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planung wie beheizter statt unbeheizter Keller o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>te<br />

Fensterflächen müssen <strong>in</strong> den Wärmeschutznachweisen korrigiert werden.<br />

� Zukünftig müssen die Wärmeschutznachweise zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t stichprobenhaft durch<br />

Dritte kontrolliert werden.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 15<br />

2.2.5 Checkliste zur Überprüfung <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise<br />

Die folgende Checkliste ermöglicht dem Architekten/Bauträger, <strong>der</strong> das Gebäude auf<br />

Grund se<strong>in</strong>er Planungen sehr gut kennt, <strong>in</strong> kurzer Zeit zu überprüfen, ob <strong>der</strong> Wärmeschutznachweis<br />

korrekt ist.<br />

� Ist bei e<strong>in</strong>em unterkellerten Gebäude <strong>der</strong> Kellerabgang berücksichtigt?<br />

� Ist die Haustür, sofern es sich tatsächlich um e<strong>in</strong>e Haustür und nicht um e<strong>in</strong>e Fenstertür<br />

handelt, separat berücksichtigt?<br />

� Können die angegebenen Fenster-U-Werte stimmen (Fenster-U-Werte von<br />

< 1,4 W/(m²*K) s<strong>in</strong>d generell zu h<strong>in</strong>terfragen)?<br />

� S<strong>in</strong>d Rollladenkästen berücksichtigt? (die allermeisten E<strong>in</strong>familienhäuser haben<br />

heutzutage Rollläden)<br />

� Ist, falls vorhanden, die Dachbodenluke berücksichtigt?<br />

� S<strong>in</strong>d, falls vorhanden, Dachgauben berücksichtigt?<br />

� Kann das Volumen (überschlägig berechnet) stimmen?


16 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

2.3 Statistische Auswertung<br />

2.3.1 Verwendete Dämmstoffstärken und Verglasungsarten<br />

Aus den Wärmeschutznachweisen ließen sich die verwendeten Dämmstoffstärken und<br />

Verglasungsarten auswerten.<br />

Bei den Fenstern wurden fast ausschließlich (zu 97 %) Fenster mit e<strong>in</strong>em U-Wert von<br />

UF = 1,4 W/(m²*K) verwandt. Lediglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebäude wurde e<strong>in</strong>e 3-fach-<br />

Wärmeschutzverglasung mit UF = 1,1 W/(m²*K) e<strong>in</strong>gesetzt und 8 Gebäude (27%) hatten<br />

Dachflächenfenster mit e<strong>in</strong>en U-Wert von UF > 1,5 statt 1,4 W/(m²*K).<br />

Bei den übrigen Bauteilen h<strong>in</strong>gegen zeigte sich e<strong>in</strong>e erhebliche Spannweite <strong>der</strong> verwendeten<br />

Dämmstoffstärken im Verhältnis von rd. 2:1und damit auch <strong>der</strong> resultierenden U-<br />

Werte. Die ist <strong>des</strong>wegen bemerkenswert, weil alle Gebäude mit Ausnahme <strong>der</strong> Außenwände,<br />

die sich <strong>in</strong> Massiv- und Leichtbauwände unterscheiden, h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Konstruktion<br />

gleiche Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen haben, z.B. Sparrenstärken von 18 – 20 cm, die<br />

auch die Anbr<strong>in</strong>gung von Dämmstoffen <strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong> Stärke ermöglichen, die<br />

technischen Möglichkeiten wurden also nicht <strong>in</strong> allen Fällen ausgenutzt.<br />

Im folgenden Bild s<strong>in</strong>d die Dämstoffstärken für alle Bauteile <strong>in</strong> ihrer Spannweite vom<br />

M<strong>in</strong>imum bis zum Maximum mit dem jeweiligen Mittelwert sowie <strong>der</strong> Standardabweichung<br />

nach oben und unten dargestellt. Die Dämmstoffstärken für die Außenwände s<strong>in</strong>d<br />

nach Massivbau und Leichtbau getrennt, da das M<strong>in</strong>imum bei den Leichtbauten konstruktionsbed<strong>in</strong>gt<br />

über dem Maximum bei den Massivbauten liegt.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 17<br />

Dämmstoffstärke [cm]<br />

28<br />

26<br />

24<br />

22<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

NEH Münster<br />

Spannweite <strong>der</strong> verwendeten Dämmstoffstärken<br />

Wand, massiv Wand, Leichtbau Dach Kellerdecke/-sohle<br />

Bauteil<br />

M<strong>in</strong>imum Mittelwert - Standardabweichung Mittelwert Mittelwert + Standardabweichung Maximum<br />

Bild 2: Spannweite <strong>der</strong> verwendeten Dämmstoffstärken<br />

Alle Massivgebäude (mit Ausnahme e<strong>in</strong>es mit e<strong>in</strong>em Wärmedämmverbund-System<br />

(WDV) versehenen) hatten e<strong>in</strong>e Kl<strong>in</strong>kerfassade mit Kerndämmung. Während e<strong>in</strong> Planer<br />

nur 8 cm Dämmstoffstärke plante, nutzten an<strong>der</strong>e die Möglichkeit nach DIN 1053,<br />

„Mauerwerk – Rezeptmauerwerk - Berechnung und Ausführung“, e<strong>in</strong>e 15 cm starke<br />

Dämmung e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen, die die technisch s<strong>in</strong>nvollste Variante darstellt. Die e<strong>in</strong>zelnen<br />

statistischen Werte verteilen sich mit gleichen Abständen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, was verdeutlicht,<br />

dass sich auch die dah<strong>in</strong>terliegenden E<strong>in</strong>zelwerte/Dämmstoffstärken, <strong>der</strong> untersuchten<br />

30 Gebäude über die Spannweite M<strong>in</strong>imum – Maximum gleich verteilen.<br />

Bei Leichtbauten schwankten die Dämmstoffstärken <strong>in</strong> <strong>der</strong> Außenwand konstruktionsbed<strong>in</strong>gt<br />

zwischen 16 cm und 26 cm. Hier liegt die Standardabweichung mehr bei M<strong>in</strong>imum<br />

bzw. Maximum als beim Mittelwert. Somit liegen auch die dah<strong>in</strong>terstehenden<br />

Werte <strong>der</strong> Dämmstoffstärken entsprechend teils mehr beim Maximum und teils mehr<br />

beim M<strong>in</strong>imum. Der Grund für diese große Spannweite liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planungsfreiheit <strong>des</strong><br />

Architekten, die es ihm ermöglicht, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall, bestehende Anfor<strong>der</strong>ungen mit möglichst<br />

wenig Aufwand, d. h. ger<strong>in</strong>gen Dämmstoffstärken, e<strong>in</strong>zuhalten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>erseits<br />

gesetzliche Anfor<strong>der</strong>ungen z. T. auch weit zu überschreiten.<br />

Auch bei den Dächern zeigte sich e<strong>in</strong>e erhebliche Spannweite bei den verwendeten<br />

Dämmstoffstärken und <strong>der</strong> Ausnutzung <strong>der</strong> konstruktiven Möglichkeiten. In e<strong>in</strong>em Fall<br />

wurden bei e<strong>in</strong>er Sparrenhöhe von 18 cm nur 14 cm Dämmstoff e<strong>in</strong>gebracht (zwischen


18 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

<strong>der</strong> Oberseite <strong>der</strong> Dämmung und <strong>der</strong> Deltafolie blieb e<strong>in</strong> (unnötiger) Durchlüftungsraum),<br />

während bei e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Gebäude bei e<strong>in</strong>er Sparrenhöhe von 20 cm die Sparren<br />

bis zur vollen Höhe gedämmt wurden, zusätzlich auch noch <strong>der</strong> Zwischenraum <strong>der</strong><br />

6 cm starken unterseitigen Konterlattung, so dass e<strong>in</strong>e Gesamtdämmstoffstärke von<br />

26 cm zu Stande kam. Die e<strong>in</strong>zelnen statistischen Werte verteilen sich hier mit gleichen<br />

Abständen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, somit verteilen sich auch die dah<strong>in</strong>terliegenden E<strong>in</strong>zelwerte<br />

<strong>der</strong> Dämmstoffstärken gleich über die Spannweite M<strong>in</strong>imum – Maximum.<br />

Bei den Kellerdecken/Kellersohlen (beheizter Keller) schwankten die Dämmstoffstärken<br />

zwischen 2 cm (allerd<strong>in</strong>gs mit Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG) 025, was ca.<br />

4 cm M<strong>in</strong>eralfaser entspricht) und 12 cm. Hier zeigt die Verteilung <strong>der</strong> statistischen<br />

Werte, dass die Masse <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zeldaten wesentlich dichter beim Maximum als beim M<strong>in</strong>imum<br />

liegen.<br />

In nur 50% <strong>der</strong> Bauteile wurden Dämmstoffe <strong>der</strong> WLG 035 statt WLG 040 e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Wenn generell nur Materialien <strong>der</strong> WLG 035 e<strong>in</strong>gesetzt würden, ließen sich die U-<br />

Werte im Vergleich zu WLG 040 um gut 10% verbessern.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es bei <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> Gebäude e<strong>in</strong>e erhebliche<br />

konstruktive Spannweite gibt, bei <strong>der</strong> entwe<strong>der</strong> die gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>des</strong> NEH-<br />

<strong>Standards</strong> Münster gerade eben erfüllt wurden o<strong>der</strong> umgekehrt die Grenzen <strong>der</strong> Bautechnik<br />

genutzt wurden. Für die Nichtausnutzung dieser Grenzen gibt es aus gutachterlicher<br />

Sicht we<strong>der</strong> konstruktive noch wirtschaftliche Gründe. Das heißt, dass <strong>der</strong> NEH-<br />

Standard <strong>der</strong> Stadt Münster <strong>in</strong> den Bauteilanfor<strong>der</strong>ungen noch mo<strong>der</strong>at und e<strong>in</strong>e Verschärfung<br />

<strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen gerechtfertigt ist.<br />

Für e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>des</strong> baulichen Wärmeschutzes können den Planern bezogen auf<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Bauteile folgende Dämmstoffstärken bzw. Verglasungs-U-Werte empfohlen<br />

werden:<br />

� Außenwand-Kerndämmung: 14 cm entsprechend DIN 1053<br />

� Außenwand-WDV-System: ebenso 14 cm o<strong>der</strong> mehr<br />

� Vorhang-Fassade: ebenso 14 cm o<strong>der</strong> mehr<br />

� Dachdämmung: Vollsparrendämmung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stärke <strong>der</strong> Sparren bzw. Kehlbalken,<br />

zzgl. Dämmung zwischen <strong>der</strong> unterseitigen Konterlattung (4 – 6 cm)<br />

� Kellerdecken/-sohlendämmung: 10 cm


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 19<br />

� Fenster: Verglasungs-U-Wert nach DIN 1,1 W/(m²*K), Rahmen entsprechend <strong>der</strong><br />

Rahmenmaterialgruppe 1 nach DIN 4108<br />

� Generelle Verwendung von Dämmstoffen <strong>der</strong> WLG 035 und besser<br />

2.3.2 Statistische Auswertung <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise<br />

Nach <strong>der</strong> Kontrolle <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise lassen sich für je<strong>des</strong> Gebäude je zwei<br />

Grenz- und zwei Kennwerte nennen:<br />

• Grenzwert WSV 95: das ist <strong>der</strong> nach Wärmeschutzverordnung WSV 95 maximal<br />

zulässige spezifische Jahres-Heizwärmebedarf (Q"_H) <strong>in</strong> kWh/(m²*a)<br />

• Grenzwert NEH: dies ist <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Stadt Münster festgelegte Grenzwert für<br />

NEH, <strong>der</strong> nicht überschritten werden darf<br />

• Kennwert e<strong>in</strong>gereicht: dies ist <strong>der</strong> spezifische Jahres-Heizwärmebedarf Q"_H <strong>des</strong><br />

von den Bauherren e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweises<br />

• Kennwert nachgerechnet: dies ist <strong>der</strong> spezifische Jahres-Heizwärmebedarf Q"_H<br />

<strong>des</strong> von den Gutachtern überprüften Wärmeschutznachweises<br />

Vergleicht man diese Kennwerte untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, so lassen sich für je<strong>des</strong> Gebäude folgende<br />

Fragen beantworten:<br />

• Wieweit liegt <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Stadt Münster gefor<strong>der</strong>t Grenzwert unter dem Grenzwert,<br />

den die WSV 95 zulässt?<br />

• Wieweit halten die e<strong>in</strong>zelnen Gebäude mit den von den Bauherren e<strong>in</strong>gereichten<br />

Wärmeschutznachweisen den von <strong>der</strong> Stadt Münster gefor<strong>der</strong>ten Grenzwert e<strong>in</strong>?<br />

• Wieweit liegen die von den Gutachtern überprüften Wärmeschutznachweise mit<br />

ihren Kennwerten über o<strong>der</strong> unter den von den Bauherren e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweisen?<br />

• Erfüllen die e<strong>in</strong>zelnen Gebäude auch mit den von den Gutachtern überprüften Wärmeschutznachweisen<br />

den von <strong>der</strong> Stadt Münster gefor<strong>der</strong>ten Grenzwert?<br />

2.3.2.1 Unterschreitung WSV 95 durch NEH-Standard Münster<br />

Im ersten Schritt werden im folgenden Bild die nach WSV 95 e<strong>in</strong>zuhaltenden Grenzwerten<br />

im Vergleich zu den von <strong>der</strong> Stadt Münster gefor<strong>der</strong>ten Grenzwerten dargestellt.


20 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

spez. Jahres-Heizwärmebdarf [kWh/(m²*a)]<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

NEH Münster<br />

Verhältnis NEH-Standard Münster zu WSV 95<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 I II III IV V VI<br />

Gebäude<br />

Grenzwert WSV 95<br />

Grenzwert NEH Münster<br />

Bild 3: Darstellung <strong>der</strong> Grenzwerte NEH-Standard Münster im Vergleich zu den<br />

nach WSV 95 e<strong>in</strong>zuhaltenden Grenzwerten <strong>der</strong> untersuchten Gebäude<br />

Aus <strong>der</strong> Darstellung geht hervor, dass <strong>der</strong> NEH-Standard <strong>der</strong> Stadt Münster erwartungsgemäß<br />

unter den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> WSV 95 liegt, allerd<strong>in</strong>gs mit deutlich unterschiedlichen<br />

Abständen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Spannweite von 1 kWh/(m²*a) bei Gebäude Nr. 21 bis<br />

h<strong>in</strong> zu 20 kWh/(m²*a) bei dem Gebäude VI. Im Mittel liegt <strong>der</strong> Grenzwert nach WSV<br />

95 bei 74 kWh/m²a.<br />

In allen Fällen bedeutet <strong>der</strong> NEH-Standard Münster also e<strong>in</strong>e Verschärfung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>des</strong> WSV 95, wenn auch <strong>in</strong> unterschiedlichem Ausmaß (Reduzierung <strong>des</strong><br />

Jahres-Heizwärmebedarfs um 2 % bis zu 29 %).<br />

2.3.2.2 Vergleich nachgerechnete zu e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweisen<br />

Um e<strong>in</strong>en genaueren Überblick über die Abweichungen zwischen den nachgerechneten<br />

und den e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweisen zu erhalten, zeigt das nächste Bild die<br />

relative Abweichung <strong>der</strong> jeweiligen Kennwerte vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> absteigend geordneter<br />

Reihe.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 21<br />

Relation: Abweichung nachgerechnet /<br />

e<strong>in</strong>gereicht [%]<br />

50%<br />

45%<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

-5%<br />

NEH Münster<br />

Vergleich <strong>der</strong> Kennwerte nachgerechnet zu<br />

131% Kennwerten e<strong>in</strong>gereicht<br />

8<br />

18<br />

22<br />

6<br />

16<br />

7<br />

13<br />

VI<br />

1<br />

17<br />

12<br />

III<br />

3<br />

9<br />

4<br />

20<br />

24<br />

5<br />

II<br />

11<br />

23<br />

2<br />

15<br />

Gebäude<br />

I<br />

21<br />

14<br />

10<br />

IV<br />

19<br />

Bild 4: Prozentuale Abweichung <strong>der</strong> nachgerechneten von den e<strong>in</strong>gereichten<br />

Wärmeschutznachweisen<br />

Aus <strong>der</strong> Darstellung geht hervor, dass die Nachrechnung <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise<br />

nur <strong>in</strong> zwei Fällen e<strong>in</strong>e Senkung <strong>des</strong> Kennwertes ergeben hat, <strong>in</strong> allen an<strong>der</strong>en Fällen<br />

e<strong>in</strong>e Steigerung, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall sogar e<strong>in</strong>e um 131%, was jedoch e<strong>in</strong>e Ausnahme darstellt.<br />

Dieses Gebäude hatte bed<strong>in</strong>gt durch se<strong>in</strong>e Leichtbaukonstruktion und Dreifach-<br />

Wärmeschutzverglasung so niedrige U-Werte (U-Werte Dach und Wand < 0,20<br />

W/(m²*K), U-Wert Fenster 1,10 W/(m²*K), dass selbst <strong>der</strong> Kennwert <strong>des</strong> nachgerechneten<br />

Wärmeschutznachweises mit 49 kWh/(m²*a) noch deutlich unter den NEH-<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen von 65 kWh/(m²*a) lag. Der Kennwert <strong>des</strong> e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweises<br />

lag bei 21 kWh/(m²*a).<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen Werte verteilen sich auf drei fast gleich starke Gruppen: E<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong><br />

Gebäude weist <strong>in</strong>sgesamt zu vernachlässigende Abweichungen im Bereich von < 10%<br />

auf. Erhebliche Abweichungen von > 10% bis 25% zeigt e<strong>in</strong> weiteres Drittel <strong>der</strong> Gebäude,<br />

während das letzte Drittel gravierende Abweichungen von bis zu 50 % (ohne<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> Ausnahme mit 131%) aufweist.<br />

Die mittlere Abweichung für alle Gebäude liegt bei 21% und hat somit auch entsprechende<br />

Auswirkungen auf den Jahres-Heizwärmebedarf. Insgesamt weisen rd. 2/3 <strong>der</strong><br />

Gebäude nicht zu vernachlässigende Abweichungen von mehr als 10 % auf.<br />

Mittelwert


22 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

E<strong>in</strong>e Differenzierung <strong>der</strong> Abweichungen nach Bauart <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> <strong>in</strong> Massiv- und<br />

Leichtbauweise ergab bei den Massivbauten e<strong>in</strong>e durchschnittliche Abweichung <strong>der</strong><br />

nachgerechneten von den e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweisen von 19%, bei den<br />

Leichtbauten von 24%. Die Abweichung bei den Leichtbauten wird jedoch stark durch<br />

das Gebäude Nr. 8 mit <strong>der</strong> <strong>in</strong>sgesamt höchsten Abweichung von 131% bee<strong>in</strong>flusst. Betrachtet<br />

man dies als Ausreißer und lässt <strong>in</strong> beiden Gruppen den jeweils höchsten Wert<br />

aus, so liegt die mittlere Abweichung bei den Massivbauten bei 17% und bei den<br />

Leichtbauten bei 15%. E<strong>in</strong> signifikanter Unterschied ist somit nicht mehr zu erkennen.<br />

Die Tatsache, dass <strong>der</strong> Ausreißer bei den Leichtbauten auftritt, ist zufällig, so dass hier<br />

auf e<strong>in</strong>e weitere Differenzierung <strong>der</strong> Abweichungen zwischen Massiv- und Leichtbauten<br />

verzichtet wird.<br />

Insgesamt lässt sich bei den Gebäuden mit Abweichungen von mehr als 10 % ke<strong>in</strong>e<br />

konstruktionsbed<strong>in</strong>gte Ursache entdecken, diese beruhen wohl ausschließlich auf <strong>der</strong><br />

unterschiedlichen Qualität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bearbeitung <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise.<br />

Die Auswirkungen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>haltung <strong>des</strong> NEH-<strong>Standards</strong> <strong>der</strong> Stadt Münster<br />

verdeutlicht die folgende Betrachtung.<br />

2.3.2.3 E<strong>in</strong>haltung <strong>des</strong> NEH-<strong>Standards</strong>-Münster nach<br />

Berechnungsprüfung<br />

Fast alle e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweise unterschreiten mit ihrem "Kennwert<br />

e<strong>in</strong>gereicht" die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Stadt Münster. Formal halten sie also die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>des</strong> NEH-<strong>Standards</strong> e<strong>in</strong>. Lediglich das Objekt VI, e<strong>in</strong> Mehrfamilienhaus liegt<br />

mit dem e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweis um 4 % über dem Grenzwert von<br />

50 kWh/(m²*a). Nachdem die e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweise geprüft und nachgerechnet<br />

wurden, ergibt sich hier e<strong>in</strong> verän<strong>der</strong>tes Bild.<br />

Das nächste Bild zeigt die Kennwerte <strong>der</strong> nachgerechneten Wärmeschutznachweise<br />

(„Kennwerte nachgerechnet“) im Vergleich zu den NEH-Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Stadt<br />

Münster („Grenzwert NEH“).


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 23<br />

spez. Jahres-Heizwärmebedarf<br />

[kWh/(m²*a)]<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

NEH Münster<br />

E<strong>in</strong>haltung <strong>des</strong> NEH-<strong>Standards</strong> Münster bei nachgerechneten<br />

Wärmeschutznachweisen<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 I II III IV V VI<br />

Gebäude<br />

Kennwert nachgerechnet Grenzwert NEH<br />

Bild 5: Darstellung <strong>der</strong> Kennwerte <strong>der</strong> nachgerechneten Wärmeschutznachweise<br />

zum NEH-Standard Münster im Vergleich<br />

67 % <strong>der</strong> Gebäude liegen 1 bis 26 % unter den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Stadt Münster und<br />

erfüllen somit den gefor<strong>der</strong>ten NEH-Standard, und dies obwohl die Kennwerte <strong>der</strong><br />

nachgerechneten Wärmeschutznachweise wegen diverser Fehler (Haustür vergessen,<br />

Kellerabgang nicht berücksichtigt, usw.) nahezu durchgängig über den Kennwerten <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweise lagen, lediglich die nachgerechneten Kennwerte<br />

von 33 % (zehn) <strong>der</strong> Gebäude liegen um 1 bis 31 % über den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Stadt<br />

Münster. Von diesen überschreiten vier Gebäude (13 %) sogar den Grenzwert <strong>der</strong><br />

WSV 95 um 4 bis 8 %.<br />

2.3.2.4 Verhältnis <strong>der</strong> Grenz- und Kennwerte über alle untersuchten<br />

Gebäude<br />

Nach <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Grenz- und Kennwerte <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Gebäude werden die<br />

entsprechenden Mittelwerte über alle untersuchten Gebäuden dargestellt und diskutiert.<br />

Die Werte s<strong>in</strong>d sowohl <strong>in</strong> absoluter Höhe (kWh/(m²*a)) dargestellt als auch <strong>in</strong> Relation<br />

zu dem Grenzwert NEH <strong>der</strong> Stadt Münster angegeben.


24 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

spez. Jahres-<br />

Heizwärmebedarf<br />

[kWh/(m²*a)]<br />

NEH Münster<br />

Mittelwerte <strong>der</strong> Grenzwerte / Kennwerte<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Grenzwert WSV 95<br />

74<br />

116%<br />

Grenzwert NEH Münster<br />

64<br />

100% 80% 95%<br />

Kennwert e<strong>in</strong>gereicht<br />

51<br />

Grenzwerte / Kennwerte<br />

Kennwert nachgerechnet<br />

Bild 6: Vergleich <strong>der</strong> gemittelten Grenz- und Kennwerte über alle Gebäude <strong>der</strong><br />

Stichprobe<br />

Aus Bild 6 wird deutlich, dass die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> WSV 95 im Mittel um 16% über<br />

denen <strong>der</strong> Stadt Münster liegen bzw. die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Stadt Münster die <strong>der</strong><br />

WSV 95 um (100% / 116% = 86,2%) rd. 14% unterschreiten. Verglichen damit liegt <strong>der</strong><br />

gemittelte Kennwert <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweise um 20% und <strong>der</strong> gemittelte<br />

Kennwert <strong>der</strong> nachgerechneten Wärmeschutznachweise trotz <strong>der</strong> beschriebenen<br />

Abweichungen immer noch um 5% unter den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Stadt Münster.<br />

Bezieht man die Kennwerte e<strong>in</strong>gereicht und nachgerechnet auf die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

WSV 95, erhöhen sich die prozentualen Werte. So liegt <strong>der</strong> Kennwert e<strong>in</strong>gereicht 31%<br />

und <strong>der</strong> Kennwert nachgerechnet immer noch 18% unter den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

WSV 95. Damit wird deutlich, dass das Ziel <strong>der</strong> Stadt Münster, den Wärmedämmstandard<br />

<strong>der</strong> Gebäude zu verbessern, e<strong>in</strong>deutig erreicht worden ist.<br />

In Kapitel 2.3.1 wurde aufgezeigt, dass die Dämmstoffstärken <strong>in</strong> <strong>der</strong> Außenwand von<br />

Leichtbauten konstruktionsbed<strong>in</strong>gt dicker s<strong>in</strong>d als <strong>in</strong> den Außenwänden von Massivbauten.<br />

Die Auswirkungen h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>haltung <strong>des</strong> NEH-<strong>Standards</strong> Münster<br />

verdeutlicht Bild 7, bei dem die Kennwerte <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gereichten und nachgerechneten<br />

Wärmeschutznachweise entsprechend <strong>der</strong> Bauweise differenziert s<strong>in</strong>d.<br />

61


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 25<br />

NEH Münster<br />

Differenzierung <strong>der</strong> Kennwerte nach Massiv- und Leichtbau<br />

spez. Jahres-<br />

Heizwärmebedarf<br />

[kWh/(m²*a)]<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Grenzwert NEH<br />

100%<br />

64<br />

Kennwert e<strong>in</strong>gereicht Massivbau<br />

55<br />

86%<br />

Kennwert nachgerechnet Massivbau<br />

102%<br />

65<br />

Kennwert e<strong>in</strong>gereicht Leichtbau<br />

46<br />

Kennwert nachgerechnet Leichtbau<br />

Grenzwerte / Kennwerte<br />

Bild 7: Vergleich <strong>der</strong> gemittelten Kennwerte über alle Gebäude nach Bauweise<br />

differenziert<br />

Dabei ergibt sich, dass die Massivbauten mit ihren nachgerechneten Kennwerten knapp<br />

über den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Stadt Münster liegen, während die Leichtbauten um<br />

14 Prozentpunkte darunter liegen. Auch hier wird noch e<strong>in</strong>mal deutlich, dass e<strong>in</strong> NEH-<br />

Standard mit Leichtbauweise besser zu erreichen ist als mit Massivbauweise.<br />

2.3.3 Hochrechnung <strong>der</strong> Ergebnisse auf den gesamten NEH-Bestand von<br />

Münster<br />

Die Auswahl <strong>der</strong> zu untersuchenden Gebäuden erfolgte nach dem Zufallspr<strong>in</strong>zip und ist<br />

damit zunächst als repräsentativ anzusehen. Allerd<strong>in</strong>gs haben die Ausführungen im<br />

vorangegangenen Kapitel gezeigt, dass es e<strong>in</strong>en deutlichen Unterschied h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> NEH-Anfor<strong>der</strong>ungen zwischen Massiv- und Leichtbauten gibt. Es wird<br />

daher genauer geprüft, ob die Aufteilung <strong>der</strong> untersuchten Gebäude zwischen Massivund<br />

Leichtbauten ebenfalls repräsentativ ist.<br />

In Münster s<strong>in</strong>d seit <strong>der</strong> Festlegung <strong>des</strong> NEH-<strong>Standards</strong> 631 Gebäude auf städtischen<br />

Grundstücken gebaut worden. Im Rahmen von städtebaulichen Verträgen s<strong>in</strong>d weitere<br />

1.531 E<strong>in</strong>familienhäuser und 297 Mehrfamilienhäuser (mit durchschnittlich 8 Wohne<strong>in</strong>heiten<br />

pro Gebäude) erstellt worden. Das Umweltamt hat von 216 (= 8,8%) dieser<br />

<strong>in</strong>sgesamt 2.459 Gebäude sowohl die Bauweise als auch die nach WSV 95 e<strong>in</strong>zuhalten-<br />

72%<br />

55<br />

86%


26 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

den Grenzwerte, die e<strong>in</strong>zuhaltenden Grenzwerte <strong>der</strong> Stadt Münster und die Kennwerte<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweise erfasst. H<strong>in</strong>zu kommen die 30 Gebäude, die<br />

im Rahmen dieser <strong>Evaluierung</strong> untersucht wurden und <strong>der</strong>en Daten <strong>in</strong> <strong>der</strong> städtischen<br />

Datei nicht enthalten s<strong>in</strong>d. Diese 246 Gebäude s<strong>in</strong>d zusammen auf Grund ihres Anteils<br />

von 10% am Gesamtbestand <strong>der</strong> NEH als repräsentativ anzusehen. Die summarische<br />

Betrachtung bei<strong>der</strong> Gebäudegruppen zeigt die folgende Tabelle.<br />

Bauweise untersuchte Gebäude Datei Stadt Münster Gebäude gesamt<br />

Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil<br />

Massivbau 18 60% 201 93% 219 89%<br />

Leichtbau 12 40% 15 7% 27 11%<br />

Summe 30 100% 216 100% 246 100%<br />

Tabelle 3: Aufteilung <strong>der</strong> untersuchten Gebäude und <strong>der</strong> NEH gesamt nach Bauweise<br />

Die Auswertung <strong>der</strong> städtischen Datei ergab e<strong>in</strong>en Anteil von 7 % Leichtbauten an allen<br />

NEH. Damit ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Leichtbauten bei den untersuchten Gebäuden mit 40 %<br />

deutlich überrepräsentiert. Bezogen auf den Gesamtbestand <strong>der</strong> Gebäude, von denen<br />

Daten vorliegen, ergibt sich e<strong>in</strong> Anteil an Leichtbauten von 11%.<br />

Aus <strong>der</strong> städtischen Datei g<strong>in</strong>g ebenfalls hervor, um welchen Prozentsatz <strong>der</strong> nachgewiesene<br />

NEH-Standard die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Stadt Münster unterschreitet. Dieser ist<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> folgenden Tabelle im Vergleich zu den untersuchten Gebäuden dargestellt sowie<br />

für alle Gebäude im gewichteten Mittel dokumentiert worden. Dabei wurde nach Bauweise<br />

differenziert, da die Leichtbauten, wie <strong>in</strong> Kapitel 2.3.2 dargestellt, deutlich niedrigere<br />

Kennwerte <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweise haben als die Massivbauten.<br />

Bauweise untersuchte Gebäude<br />

Gebäude gesamt<br />

Massivbau -14% -10%<br />

Leichtbau -28% -20%<br />

Mittelwert -11%<br />

Tabelle 4: Prozentuale Unterschreitung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Stadt Münster nach<br />

Bauweise differenziert<br />

Hier wird deutlich, dass <strong>der</strong> Kennwert <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweise im<br />

Mittel um 11% unter den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Stadt Münster liegt. Dies bildet sozusagen<br />

die „Reserve“, wenn sich nach e<strong>in</strong>er Überprüfung <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise – wie zu<br />

erwarten - höhere Kennwerte ergeben. Auch wenn diese Reserve bei den Leichtbauten<br />

mit 20% rd. doppelt so hoch ist wie bei den Massivbauten, wirkt sich dies auf Grund<br />

<strong>des</strong> ger<strong>in</strong>gen Anteils <strong>der</strong> Leichtbauten am Gesamtbestand nicht nennenswert auf den<br />

Durchschnittswert aus.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 27<br />

Bei den untersuchten Gebäuden hatte sich, wie <strong>in</strong> Kapitel 2.3.2 ausgeführt, auf Grund<br />

<strong>der</strong> Nachrechnung <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise e<strong>in</strong>e Erhöhung im Mittel um 21% gegenüber<br />

den e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweisen ergeben. Überträgt man diesen<br />

Wert unter Berücksichtigung <strong>des</strong> nicht repräsentativen Anteils <strong>der</strong> Leichtbauten bei <strong>der</strong><br />

Stichprobe auf alle 246 NEH-Gebäude, für die e<strong>in</strong> Wärmeschutznachweis e<strong>in</strong>gereicht<br />

wurde, so ergibt sich folgen<strong>des</strong> Bild.<br />

Werte Stichprobe Mittelwerte Relation<br />

(30 Gebäude) (246 Gebäude)<br />

[kWh/(m²*a)] [kWh/(m²*a)] [%]<br />

Grenzwert WSV 74 72 116%<br />

Grenzwert NEH 64 63 100%<br />

Kennwert e<strong>in</strong>gereichte Wärmeschutznachweise 51 56 89%<br />

Kennwert nachgerechnete Wärmeschutznachweise 1) 61 68 108%<br />

1) = <strong>der</strong> Kennwert <strong>der</strong> Mittelwerte wurde hochgerechnet<br />

Tabelle 5: Hochrechnung <strong>der</strong> Auswirkung <strong>der</strong> nachgerechneten<br />

Wärmeschutznachweise auf alle NEH<br />

Der nach WSV 95 e<strong>in</strong>zuhaltende Grenzwert liegt über alle 246 NEH im Mittel um 16%<br />

über den NEH-Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Stadt Münster. Die e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweise<br />

liegen um 11% darunter, d.h. die NEH-Anfor<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d formal erfüllt.<br />

Die Hochrechnung <strong>der</strong> nachgerechneten auf die e<strong>in</strong>gereichten Wärmeschutznachweise<br />

ergibt jedoch e<strong>in</strong>e Überschreitung <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Stadt Münster festgelegten Grenzwerte<br />

um 8%.<br />

Auch wenn streng genommen die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Stadt Münster damit nicht e<strong>in</strong>gehalten<br />

s<strong>in</strong>d, halten die Gutachter diese Überschreitung im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Erreichung <strong>des</strong><br />

politischen Ziels <strong>der</strong> CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung für tolerabel, da e<strong>in</strong>e Abweichung <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er<br />

Spannweite von +10% noch akzeptabel ist. Darüberh<strong>in</strong>aus suggeriert <strong>der</strong> Grenzwert <strong>der</strong><br />

WSV 95, dass er e<strong>in</strong>gehalten worden wäre. In Wirklichkeit wäre auch er entsprechend<br />

überschritten worden, wenn die Stadt Münster ihre Anfor<strong>der</strong>ungen nicht gestellt hätte.<br />

Somit ist <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>e Grenzwert zwar nom<strong>in</strong>al nicht erreicht, wohl aber das relative<br />

Ziel <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sparung WSV 95 – x%.


28 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

2.4 Empfehlungen für die Erstellung zukünftiger Wärmeschutznachweise<br />

Die Gutachter konnten bei <strong>der</strong> Überprüfung <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

Sorgfalt bei <strong>der</strong>en Erstellung vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> NEH-Anfor<strong>der</strong>ungen nicht erkennen.<br />

Die Klimaschutzstrategie „NEH-Bauweise“ kann zukünftig erheblich verbessert werden,<br />

wenn e<strong>in</strong>e Reihe von Anfor<strong>der</strong>ungen durchgesetzt wird. E<strong>in</strong> Teil dieser Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

wurde <strong>in</strong> den bisherigen Kapiteln bereits beschrieben. Im folgenden werden<br />

diese Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> z.T. geraffter Form im Überblick dargestellt.<br />

Empfehlung:<br />

� Kontrolle <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise durch Dritte<br />

� Im Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen o<strong>der</strong> über Info-Broschüren und<br />

Checklisten muss auf die U-Wert-Berechnungen von Fenstern und Türen sowie die<br />

exakte Berechnung <strong>der</strong> Hüllfläche <strong>in</strong>cl. Kellerabgängen geson<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>gegangen<br />

werden<br />

� H<strong>in</strong>weise an die Planer zur Ausnutzung konstruktiver Spielräume bzgl. <strong>der</strong> Dämmstoffstärken<br />

(s. Kapitel 2.3.1)<br />

� den Erstellern <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise sowie den bauleitenden Architekten (als<br />

Kontroll<strong>in</strong>stanz) sollten Checklisten zur Vermeidung <strong>der</strong> gravierendsten Fehler an<br />

die Hand gegeben werden (s. Kapitel 2.2.5)<br />

� frühzeitige Feststellung <strong>des</strong> Architekten/Bauträgers, ob die Bauherren e<strong>in</strong>en beheizten<br />

o<strong>der</strong> unbeheizten Keller wünschen<br />

� verb<strong>in</strong>dliche Verwendung e<strong>in</strong>er Software, die auch die Flächen- und Volumenberechnung<br />

weitgehend fehlerfrei ermöglicht<br />

� Zeitnahe Überprüfung <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise durch den Architekten, damit <strong>der</strong><br />

Ersteller ggf. um Korrektur gebeten werden kann<br />

� überschlägige Volumenberechnung durch den Architekten<br />

� Weiterleitung <strong>des</strong> vollständigen Wärmeschutznachweises mit <strong>der</strong> Herleitung aller<br />

U-Werte und Flächen an den Architekten/Bauträger<br />

� Korrektur von Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planung wie beheizter statt unbeheizter Keller<br />

o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>te Fensterflächen<br />

� Zeitnahe Aushändigung aller den Berechnungen zu Grunde liegenden Unterlagen<br />

durch den Ersteller an den Controller<br />

� Verb<strong>in</strong>dliche Übergabe e<strong>in</strong>es rechtsgültigen, aktuellen Wärmebedarfsausweises an<br />

den Gebäudebesitzer


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 29<br />

3 Typische Schwachstellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bauausführung<br />

In den folgenden drei Kapiteln werden <strong>in</strong> verkürzter Form die typischen Schwachstellen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bauausführung dargestellt. E<strong>in</strong>e ausführliche Beschreibung <strong>der</strong> Baumängel sowie<br />

auch die Darstellung guter Beispiele erfolgt <strong>in</strong> den Langversionen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Gebäude.<br />

Exemplarisch s<strong>in</strong>d hier nur die wichtigsten Schwachstellen für<br />

• den baulichen Wärmeschutz <strong>der</strong> fertig erstellten Gebäude (e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>er Bewertung<br />

<strong>der</strong> tatsächlichen Heizenergieverbräuche),<br />

• den baulichen Wärmeschutz <strong>der</strong> im Bau bef<strong>in</strong>dlichen Gebäude sowie<br />

• die Ausführung <strong>der</strong> Heizungsanlagen<br />

beschrieben.<br />

Die ausführliche Fassung ist im Anhang dokumentiert.<br />

3.1 Baulicher Wärmeschutz <strong>der</strong> fertig erstellten Gebäude<br />

Die Gutachter besuchten die Gebäudebesitzer nach telefonischer Rücksprache an e<strong>in</strong>em<br />

Wochentag. Die Begehung dauerte ca. 1 bis 1 3 /4 Stunde. Über e<strong>in</strong> vorgefertigtes Raster<br />

wurden beg<strong>in</strong>nend mit <strong>der</strong> Heizungsanlage folgende Bereiche untersucht:<br />

• Dämmstoffstärken <strong>der</strong> unterschiedlichen Bauteile, soweit sich dies mit Abrechnungen<br />

vergleichen ließ<br />

• Luftdichtheit <strong>des</strong> Daches (soweit überprüfbar)<br />

• Ausbauzustand <strong>des</strong> Daches/Dachbodens<br />

• Zustand <strong>der</strong> Außenwand(dämmung)<br />

• Zustand <strong>der</strong> Fenster, Fenstertüren und Haustüren, Art <strong>der</strong> Verglasung, Dichtigkeit<br />

<strong>der</strong> Fenster, Beschwerden <strong>der</strong> Bewohner über Zugersche<strong>in</strong>ungen<br />

• Dämmung <strong>des</strong> Kellers bzw. <strong>der</strong> Kellerdecke<br />

• Gestaltung <strong>des</strong> Kellers (offen o<strong>der</strong> geschlossen)<br />

• Art <strong>der</strong> Warmwasserbereitung und Personenzahl<br />

• Art <strong>der</strong> Thermostatventile (vore<strong>in</strong>stellbar/nicht vore<strong>in</strong>stellbar)


30 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

• Ausführung und Zustand <strong>der</strong> Heizungsanlage sowie aktueller Heizenergieverbrauch<br />

Es wurde überprüft, ob das Gebäude dem auf den Plänen angegebenen Zustand entsprach,<br />

bzw. ob nachträglich Fenster, Türen o<strong>der</strong> Dachgauben geän<strong>der</strong>t worden waren.<br />

Abschließend wurden die Bewohner mit Hilfe e<strong>in</strong>es Fragebogens, <strong>der</strong> im Vorfeld mit<br />

<strong>der</strong> Stadt Münster abgestimmt worden war, befragt. Hierbei g<strong>in</strong>g es um die Zufriedenheit<br />

<strong>der</strong> Bauherren mit dem NEH-Standard, die Zufriedenheit o<strong>der</strong> ggf. Probleme <strong>des</strong><br />

Architekten, <strong>der</strong> Bauhandwerker mit dem NEH-Standard o<strong>der</strong> um diesbezügliche Probleme<br />

beim Bauablauf. Der Fragebogen ist im Anhang dokumentiert.<br />

3.1.1 Dämmkonzept<br />

Nach HOAI, Teil X, Thermische Bauphysik, muss für je<strong>des</strong> Gebäude e<strong>in</strong> Dämmkonzept<br />

erstellt werden. In den meisten Fällen war e<strong>in</strong> solches Konzept nicht erkennbar. Im Gegensatz<br />

zu Massivbauten kann man bei Leichtbauten davon ausgehen, dass <strong>der</strong> Ersteller<br />

sich über diese Problematik Gedanken gemacht hat, da diese Gebäude sozusagen „aus<br />

e<strong>in</strong>em Guss“ geplant werden. Die Tatsache, dass e<strong>in</strong>e Reihe von Wärmebrücken durch<br />

Thermografieaufnahmen entdeckt und e<strong>in</strong>e Reihe von unklaren Anschlussdetails festgestellt<br />

werden konnten, zeigte auf, dass bei den jeweiligen Gebäuden die Planungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

e<strong>in</strong>es Dämmkonzeptes m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens unklar waren, wenn nicht gar fehlten.<br />

Empfehlung:<br />

� Entwicklung e<strong>in</strong>es detaillierten Dämmkonzeptes zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Planung<br />

3.1.2 Außenwände<br />

Alle Massivgebäude bis auf e<strong>in</strong>s verfügten über e<strong>in</strong>e Kerndämmung, ebenso die Gebäude<br />

<strong>in</strong> Leichtbauweise (mit Ausnahme e<strong>in</strong>es Obergesschosses, das mit e<strong>in</strong>em Wärmedämm-Verbundsystem<br />

(WDV) versehen war). Der Zustand <strong>der</strong> Dämmung konnte im<br />

Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> nicht mehr überprüft werden.<br />

Lediglich e<strong>in</strong> Massivbau war mit e<strong>in</strong>em WDV-System gedämmt worden. Hier wurde<br />

e<strong>in</strong>e Fehlstelle bei dem Übergang <strong>der</strong> Wanddämmung zur Perimeterdämmung <strong>des</strong> Sokkelmauerwerks<br />

festgestellt. E<strong>in</strong>e später durchgeführte Thermografie <strong>der</strong> Außenwände<br />

belegte, dass es sich hier um die e<strong>in</strong>zige Fehlstelle an <strong>der</strong> Außenwand handelte. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

zeigte sich bei Thermografieaufnahmen im Inneren, dass im Anschlussbereich<br />

Kellerdecke-Außenwand/Innenwand umlaufende Wärmebrücken vorhanden waren.<br />

Offenbar fehlte hier die Kimmschicht (= wärmedämmen<strong>der</strong> Sockel). Dies wurde auch<br />

bei an<strong>der</strong>en Objekten festgestellt, bei denen Thermografieaufnahmen gemacht wurden.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 31<br />

Ansonsten konnten bei Außenwänden im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> mit Ausnahme von zwei Gebäuden<br />

(fehlende Perimeterdämmung) ke<strong>in</strong>e Fehlstellen festgestellt werden.<br />

Typische Schwachstellen im Bereich Außenwände s<strong>in</strong>d:<br />

An den Außenwänden konnten ke<strong>in</strong>e Schwachstellen gefunden werden, die als typisch<br />

zu bezeichnen s<strong>in</strong>d.<br />

Empfehlung:<br />

� Kontrolle <strong>der</strong> bautechnischen Ausführung von Dämmungen <strong>der</strong> Außenwand während<br />

<strong>der</strong> Bauphase, nur so ist e<strong>in</strong>e detaillierte Überprüfung möglich<br />

3.1.3 Keller/Kellerabgänge<br />

Die Kellerabgänge, egal ob offen o<strong>der</strong> geschlossen, waren (überwiegend) ungedämmt<br />

und luftundicht. Die ungedämmten Kellersohlen wiesen U-Werte von 2 – 3 W/(m²*K)<br />

auf und s<strong>in</strong>d somit unzulässig, da sie nach DIN 4108, Teil 2, e<strong>in</strong>en U-Wert von 0,93<br />

W/(m²*K) nicht überschreiten dürfen (M<strong>in</strong><strong>des</strong>tanfor<strong>der</strong>ungen an den baulichen Wärmeschutz!).<br />

Hier kann es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge zu Kondensatausfall und womöglich zu Bauschäden<br />

kommen.<br />

Thermografie-Aufnahmen ergaben <strong>in</strong> mehreren Gebäuden Wärmebrücken von <strong>der</strong><br />

Sohle <strong>des</strong> beheizten Kellers bzw. <strong>des</strong> nicht unterkellerten EG zum aufgehenden Mauerwerk.<br />

Offenbar fehlte hier die Kimmschicht (Empfehlungen s. Kapitel 3.1.7)<br />

Typische Schwachstellen im Bereich Keller/Kellerabgänge s<strong>in</strong>d:<br />

• Die Kellerabgänge waren überwiegend ungedämmt, da sie vom Architekten nicht als<br />

Wärmeverlustfläche erkannt worden waren.<br />

Empfehlung auch hier:<br />

� Berücksichtigung <strong>der</strong> Dämmung <strong>der</strong> Kellerabgänge bei <strong>der</strong> Planung <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong><br />

� Kontrolle <strong>der</strong> bautechnischen Ausführung <strong>der</strong> Dämmung <strong>der</strong> Keller/Kellerabgänge<br />

während <strong>der</strong> Bauphase, nur so ist e<strong>in</strong>e detaillierte Überprüfung möglich<br />

3.1.4 Fenster/Haustüren<br />

Die Überprüfung <strong>der</strong> Fenster ergab, dass mit e<strong>in</strong>er Ausnahme (3-fach-Wärmeschutzverglasung)<br />

alle Gebäude Fenster mit e<strong>in</strong>er hochwertigen 2 Scheiben-<br />

Wärmeschutzverglasung mit e<strong>in</strong>em Fenster-U-Wert von 1,4 W/(m²*K) hatten. Ledig-


32 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

lich bei rd. 1/4 <strong>der</strong> Gebäude hatten die Dachflächenfenster e<strong>in</strong>en U-Wert von 1,5 –<br />

1,6 W/(m²*K). Bei <strong>der</strong> Begehung waren sämtliche Fenster zwischen Rahmen und Flügel<br />

nach Beschreibungen <strong>der</strong> Bewohner dicht. Allerd<strong>in</strong>gs zeigte sich, dass <strong>in</strong> fünf Fällen<br />

die Fenster entwe<strong>der</strong> gegenüber <strong>der</strong> Fensterbank o<strong>der</strong> gegenüber dem darüber liegendem<br />

Rollladenkasten nicht abgedichtet worden waren. Vor allem die fehlende Abdichtung<br />

an dem oberen Rand <strong>des</strong> Fensterrahmens gegenüber dem Rollladenkasten bedeutet<br />

immer e<strong>in</strong>e Luftundichtheit.<br />

Auch bei den Dachflächenfenstern zeigten sich die Flügel gegenüber den Rahmen generell<br />

als dicht. In e<strong>in</strong>em Objekt war jedoch offenbar die Luftsperre um das Fenster herum<br />

nicht sauber ausgeführt worden, so dass kalte Außenluft an die r<strong>in</strong>gs um das Fenster<br />

angebrachte Gipskartonverkleidung dr<strong>in</strong>gen und diese unter Kondensattemperatur abkühlen<br />

konnte. Bereits e<strong>in</strong> Jahr nach dem E<strong>in</strong>zug zeigten sich hier <strong>in</strong> den Ecken <strong>der</strong><br />

Fenster deutliche Schimmelpilzspuren. E<strong>in</strong> BDT bei diesem Objekt bestätigte die Luftundichtheit.<br />

Typische Schwachstellen im Bereich Fenster/Haustüren s<strong>in</strong>d:<br />

• Haustüren und Fenster s<strong>in</strong>d oft undicht<br />

Empfehlung:<br />

� Kontrolle <strong>der</strong> bautechnischen Ausführung <strong>des</strong> Fenster- und Haustürene<strong>in</strong>baus während<br />

<strong>der</strong> Bauphase, nur so ist e<strong>in</strong>e detaillierte Überprüfung möglich<br />

� Kontrolle <strong>der</strong> Dichtheit durch e<strong>in</strong>en BDT nach E<strong>in</strong>bau aller Fenster und Türen, ggf.<br />

Nachstellen <strong>der</strong> Beschläge<br />

3.1.5 Dächer/Dachböden<br />

Die Begutachtung <strong>der</strong> ausgebauten Dächer zeigte e<strong>in</strong> unterschiedliches Bild. Z.T. waren<br />

die Dächer bereits ausgebaut, so dass die Luftdichtheit nicht per Inaugensche<strong>in</strong>nahme<br />

überprüft werden konnte. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Dächer war noch im Ausbau bef<strong>in</strong>dlich, da solche<br />

Arbeiten von vielen Bauherren aus Gründen <strong>der</strong> Kostenersparnis <strong>in</strong> Eigenleistung ausgeführt<br />

wurden.<br />

Bei den fertig ausgebauten Dächern konnten, ohne dass e<strong>in</strong> BDT durchgeführt wurde,<br />

mit Ausnahme e<strong>in</strong>es Gebäu<strong>des</strong> ke<strong>in</strong>e Mängel festgestellt werden.<br />

Die <strong>in</strong> Eigenleistung ausgebauten Dächer zeigten sich <strong>in</strong> sehr unterschiedlichem Zustand:<br />

<strong>in</strong> zwei Fällen wurden sie von den Bauherren sorgfältig gedämmt und fachgerecht<br />

luftdicht ausgeführt. In 6 Fällen waren jedoch Konstruktionen zu sehen, wo <strong>der</strong>


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 33<br />

Hausherr offensichtlich mit <strong>der</strong> Detailausführung überfor<strong>der</strong>t war, was im Ergebnis zu<br />

gravierenden Luftundichtheiten führte. Auch die Dachbodenluken waren oft undicht, <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Fall sogar ungedämmt.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei <strong>der</strong> fachgerechten Planung und Ausführung<br />

von Dächern sowohl durch Handwerker als auch durch Eigenbauer noch erhebliche<br />

Defizite bestehen.<br />

Typische Schwachstellen im Bereich Dach/Dachboden s<strong>in</strong>d:<br />

• Randanschlüsse von Dachflächen (Dachfläche – Firstpfette, Giebelwand und Fußboden,<br />

Dachflächenfenster, Durchdr<strong>in</strong>gungen (Abgas- und Lüftungsrohre))<br />

• Undichte Dachbodenluken<br />

Empfehlungen:<br />

� Bei <strong>der</strong> Planung und Ausführung muss die Luftdichtheit <strong>der</strong> Bauteile berücksichtigt<br />

werden (s. Kapitel 3.1.6)<br />

3.1.6 Luftdichtheit<br />

E<strong>in</strong>e luftdichte Gebäudehülle ist notwendig, um die Lüftungswärmeverluste zu m<strong>in</strong>imieren<br />

und Feuchteschäden <strong>in</strong> den Bauteilen durch konvektiven Feuchtee<strong>in</strong>trag zu vermeiden,<br />

weiterh<strong>in</strong> ist sie e<strong>in</strong> Kriterium, um die Funktionsfähigkeit von Lüftungsanlagen<br />

sicherzustellen.<br />

Auf Luftdichtheit wurde bereits teilweise e<strong>in</strong>gegangen. Allerd<strong>in</strong>gs ist e<strong>in</strong>schränkend zu<br />

sagen, dass ohne BDT nur wenige, sichtbar undichte Stellen bzw. Konstruktionen erkannt<br />

werden konnten, wie die beschriebenen Undichtheiten im Dach. Weitere<br />

Schwachstellen s<strong>in</strong>d Dunstabzugshauben, die durchgängig ohne äußere Verschlussklappe<br />

waren, sowie Öfen, <strong>der</strong>en Rauchabzugsrohre nur mit e<strong>in</strong>er (nicht dichtenden) Blechklappe<br />

verschlossen werden können.<br />

6 Gebäude wurden mit e<strong>in</strong>em BDT auf Luftdichtheit untersucht. Die folgende Tabelle<br />

zeigt die Messergebnisse.


34 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Gebäude mit Lüftungsanlage<br />

Gebäude mit Fensterlüftung<br />

Objekt Nr.<br />

Luftwechselrate<br />

1 5 3 4 11 15<br />

n50 gemessen<br />

n50, Grenzwert nach<br />

1,8 2,0 1,9 2,6 2,0 1,9<br />

DIN 4108-7<br />

n50 Grenzwert von<br />

1,5 1,5 3,0 3,0 3,0 3,0<br />

Gutachtern empfohlen 1,0 1,0 1,5 1,5 1,5 1,5<br />

Tabelle 6: Messergebnisse <strong>der</strong> BDT <strong>der</strong> fertig erstellten Gebäude<br />

Aus <strong>der</strong> Tabelle 6 ist ersichtlich, dass die beiden Gebäude mit Lüftungsanlagen nicht<br />

den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> DIN 4108-7 genügen. Zum Betrieb e<strong>in</strong>er Lüftungsanlage gehört<br />

e<strong>in</strong> dichtes Gebäude mit e<strong>in</strong>em n50 ≤ 1,5 h -1 , damit die Luft im Gebäude entlang <strong>der</strong><br />

geplanten Wege strömt. Lüftungsanlagen s<strong>in</strong>d sonst nicht funktionsfähig. Von den Gutachtern<br />

werden noch erhöhte Anfor<strong>der</strong>ungen angesetzt.<br />

Die Gebäude mit Fensterlüftung erfüllen alle die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> DIN 4108-7, aber<br />

nicht die von den Gutachtern empfohlenen erhöhten Anfor<strong>der</strong>ungen. Zwei Gebäude<br />

s<strong>in</strong>d bereits vor dieser Untersuchung gemessen worden. Bei beiden Gebäuden s<strong>in</strong>d nach<br />

dem ersten BDT Nachbesserungen an <strong>der</strong> Luftdichtungsebene durchgeführt worden, so<br />

dass <strong>der</strong> (zweite) BDT im Rahmen dieser Untersuchung deutlich besser ausfiel als die<br />

Ursprungsmessung, aber vom Ergebnis her noch nicht den Empfehlungen <strong>der</strong> Gutachter<br />

entsprach.<br />

In allen Gebäuden wurden – soweit möglich – Maßnahmen zur Verbesserung <strong>der</strong> Luftdichtheit<br />

vorgeschlagen.<br />

Insgesamt lässt sich sagen, dass bei den sechs mit e<strong>in</strong>em BDT untersuchten Gebäuden<br />

die Luftdichtheit nicht den von den Gutachtern gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen entsprach und<br />

dies vor dem H<strong>in</strong>tergrund, dass <strong>in</strong> zwei Objekten bereits vorher e<strong>in</strong> BDT mit anschließenden<br />

Abdichtungsmaßnahmen durchgeführt worden war. Das bedeutet, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Summe erhebliche Mängel vorlagen, die nicht nur zu e<strong>in</strong>em Mehrverbrauch an Heizenergie,<br />

son<strong>der</strong>n auch zu Bauschäden sowie zur Fehlfunktion von Lüftungsanlagen führen<br />

(können). Daher muss zukünftig die Planung und Ausführung <strong>der</strong> Luftdichtheit beson<strong>der</strong>s<br />

sorgfältig erfolgen.<br />

Typische Schwachstellen mit Leckagen s<strong>in</strong>d:<br />

• Drempelbereich <strong>des</strong> Dachgeschosses<br />

• Fenster, Fenstertüren und Haustüren<br />

• Leckagen im Fußbodenbereich über dem Estrich


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 35<br />

Empfehlung:<br />

� Verb<strong>in</strong>dliche Erstellung e<strong>in</strong>es Dichtheitskonzeptes durch den Architekten <strong>in</strong>cl. Entwicklung<br />

umsetzbarer Details<br />

� Ausschreibung <strong>der</strong> Detaillösungen<br />

� Entsprechende Bauüberwachung <strong>der</strong> Handwerker<br />

� Fortbildung durch z.B. VHS-Kurse für Eigenbauer<br />

� Durchführung von BDT, ggf. Nachbesserungen<br />

3.1.7 Wärmebrücken<br />

Mit zunehmen<strong>der</strong> Verbesserung <strong>des</strong> Dämmstandards e<strong>in</strong>es Gebäu<strong>des</strong> nimmt <strong>der</strong> Anteil<br />

von Wärmebrücken an <strong>der</strong> Energiebilanz zu. Wärmebrücken s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> aller Regel <strong>der</strong>art<br />

<strong>in</strong> das Gebäude <strong>in</strong>tegriert, dass e<strong>in</strong>e nachträgliche Sanierung unmöglich ist. Aus dem<br />

Grund ist die Beachtung <strong>der</strong> Wärmebrückensituation bei <strong>der</strong> Planung und Erstellung<br />

von NEH-Gebäuden unumgänglich. In <strong>der</strong> DIN 4108 Beiblatt 2 werden M<strong>in</strong><strong>des</strong>tstandards<br />

an l<strong>in</strong>ienförmige Wärmebrücken pr<strong>in</strong>zipiell beschrieben. Drei Objekte s<strong>in</strong>d thermografisch<br />

auf Wärmebrücken untersucht worden.<br />

Typische Schwachstellen bei Wärmebrücken s<strong>in</strong>d:<br />

• Übergang Haustür/Fenstertür – Estrich<br />

• fehlende Kronendämmung (die Mauerkrone <strong>des</strong> Giebels darf nicht bis zur Dache<strong>in</strong>deckung<br />

durchgehen, son<strong>der</strong>n muss ca. 5 – 10 cm darunter aufhören und oberseitig<br />

gedämmt werden)<br />

• Übergang Bodenplatte – aufgehen<strong>des</strong> Mauerwerk<br />

Empfehlung:<br />

� Verb<strong>in</strong>dliche Erstellung e<strong>in</strong>es Dämmkonzeptes mit expliziter Vermeidung von<br />

Wärmebrücken durch den Architekten <strong>in</strong>cl. Entwicklung umsetzbarer Details<br />

� Ausschreibung <strong>der</strong> Detaillösungen<br />

� Entsprechende Bauüberwachung <strong>der</strong> Handwerker, ggf. Nachbesserungen


36 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

3.1.8 Zusammenfassung und Empfehlungen<br />

Im Bereich <strong>des</strong> baulichen Wärmeschutzes <strong>der</strong> fertig erstellten Gebäude ergaben die<br />

Begehungen folgen<strong>des</strong> Bild:<br />

• die Außenwände s<strong>in</strong>d augensche<strong>in</strong>lich <strong>in</strong> Ordnung, konnten aber nicht überprüft<br />

werden (<strong>der</strong> Dämmstoff war nicht sichtbar),<br />

• die Fenster s<strong>in</strong>d fachgerecht e<strong>in</strong>gebaut,<br />

• die Dächer s<strong>in</strong>d ebenso – soweit ersichtlich - bzgl. <strong>der</strong> fachgerechten E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung<br />

<strong>der</strong> Dämmung <strong>in</strong> Ordnung,<br />

• die Keller - und hier vor allem die Kellerabgänge - waren energetisch nicht durchgeplant<br />

(Dämmstoff wurde oft vergessen), hier besteht noch e<strong>in</strong> erheblicher Nachholbedarf.<br />

6 Gebäude wurden mit e<strong>in</strong>em BDT auf Luftdichtheit untersucht. Bei drei <strong>der</strong> untersuchten<br />

Gebäude ist zeitgleich mit dem BDT e<strong>in</strong>e Thermografie durchgeführt worden.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Luftdichtheitsprüfungen zeigen, dass es bei den Dächern noch erhebliche<br />

Schwachstellen bezüglich Luftdichtung gab, sowohl bei <strong>der</strong> Ausführung durch<br />

Handwerker als auch <strong>in</strong> Eigenleistung durch die Bauherren. Bei den Fensteranschlüssen<br />

gab es vor allen D<strong>in</strong>gen im Bereich Fenster-Rollladenkasten Undichtheiten. Die Kellertüren<br />

waren mit Ausnahme e<strong>in</strong>es Gebäu<strong>des</strong> immer undicht. Insgesamt lagen erhebliche<br />

Mängel vor, die nicht nur zu e<strong>in</strong>em Mehrverbrauch an Heizenergie, son<strong>der</strong>n auch<br />

zu Bauschäden sowie zur Fehlfunktion von Lüftungsanlagen führen (können). Allerd<strong>in</strong>gs<br />

konnten bei allen außer e<strong>in</strong>em Objekt Maßnahmen zur Verbesserung <strong>der</strong> Luftdichtheit<br />

vorgeschlagen werden.<br />

Bei allen drei thermografisch untersuchten Gebäuden s<strong>in</strong>d (vermeidbare) Wärmebrükken<br />

vor allem im Übergangsbereich <strong>der</strong> Kellersohle bzw. <strong>der</strong> Kellerdecke zum aufgehenden<br />

Mauerwerk festgestellt worden. Hier ist zukünftig e<strong>in</strong>e sorgfältige Detailplanung<br />

durch den Architekten sowie e<strong>in</strong>e entsprechende Bauüberwachung unumgänglich.<br />

Zusammenfassend können folgende Empfehlungen gegeben werden:<br />

� Verb<strong>in</strong>dliche Erstellung e<strong>in</strong>es Dämmkonzeptes mit expliziter Vermeidung von<br />

Wärmebrücken durch den Architekten <strong>in</strong>cl. Entwicklung umsetzbarer Details<br />

� Verb<strong>in</strong>dliche Erstellung e<strong>in</strong>es Dichtheitskonzeptes durch den Architekten <strong>in</strong>cl. Entwicklung<br />

umsetzbarer Details


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 37<br />

� Ausschreibung <strong>der</strong> Detaillösungen<br />

� Entsprechende Bauüberwachung <strong>der</strong> Handwerker, ggf. Nachbesserungen<br />

� Fortbildung durch z.B. VHS-Kurse für Eigenbauer<br />

� Durchführung von BDT, ggf. Nachbesserungen<br />

� Kontrolle <strong>der</strong> bautechnischen Ausführung während <strong>der</strong> Bauphase, nur so ist e<strong>in</strong>e<br />

qualifizierte Überprüfung möglich<br />

� Kontrolle <strong>der</strong> Dichtheit nach E<strong>in</strong>bau aller Fenster und Türen, ggf. Nachstellen <strong>der</strong><br />

Beschläge<br />

3.2 Tatsächliche Heizenergieverbräuche <strong>der</strong> fertig erstellten Gebäude<br />

Bei <strong>der</strong> Begehung <strong>der</strong> fertiggestellten Gebäude wurde <strong>der</strong> aktuelle Zählerstand <strong>der</strong> Gasund<br />

Fernwärmezähler aufgenommen. Dieser Verbrauch wurde entsprechend den Witterungskorrekturfaktoren<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre, die von den Stadtwerken Münster zur Verfügung<br />

gestellt wurden, korrigiert und auf e<strong>in</strong> Durchschnittsjahr umgerechnet. Da es sich<br />

bei den Heizungsanlagen um drei verschiedene Typen (Gas-NT/Holz-Heizung, Gas-<br />

Brennwertheizung und Fernwärmeheizung) handelte, wurde <strong>der</strong> Endenergieverbrauch<br />

entsprechend den unterschiedlichen Heizungssystemen (Gas-Heizung, Fernwärmanschluss,<br />

sowie e<strong>in</strong>e Holz-Pellet-Heizung) <strong>in</strong> Nutzenergie umgerechnet, um die Gebäude<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vergleichen zu können.<br />

Die so ermittelten Nutzenergieverbräuche wurden um den Anteil <strong>der</strong> Warmwasserbereitung,<br />

<strong>der</strong> nach Personenzahl abgeschätzt wurde, korrigiert. Die folgende Abbildung<br />

zeigt <strong>in</strong> geordneter Reihe die spezifischen Heizenergieverbräuche (<strong>in</strong>kl. Warmwasser)<br />

und Heizwärmeverbräuche (ohne Warmwasser).


38 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

spezifischer<br />

Heizenergieverbrauch<br />

[kWh/(m 2 *a)]<br />

NEH Münster<br />

spezifischer Heizenergieverbrauch / Heizwärmeverbrauch<br />

175<br />

150<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

18<br />

2<br />

9<br />

21<br />

19<br />

4<br />

1<br />

10<br />

20<br />

8<br />

7<br />

Objekt<br />

6<br />

23<br />

11<br />

17<br />

24<br />

12<br />

5<br />

Mittelwert<br />

mit WW<br />

ohne WW<br />

Bild 8: Spezifische Heizenergie- und Heizwärmeverbräuche <strong>der</strong> fertig erstellten<br />

NEH<br />

Die Abbildung zeigt e<strong>in</strong>e erhebliche Spannweite im tatsächlichen Energieverbrauch <strong>der</strong><br />

Gebäude. Z.T. ergeben sich extrem niedrige spezifische Heizwärmeverbräuche, die<br />

unplausibel ersche<strong>in</strong>en. Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, dass es sich bei diesen Gebäuden<br />

um drei verschiedene Haustypen handelt (freistehen<strong>des</strong> E<strong>in</strong>familienhaus, Doppelhaushälfte,<br />

Reihenmittelhaus). Außerdem verfügen e<strong>in</strong>ige Gebäude über e<strong>in</strong>e Lüftungsanlage<br />

mit Wärmerückgew<strong>in</strong>nung. Der spezifische Heizwärmeverbrauch ohne<br />

Warmwasser <strong>der</strong> Objekte 17, 24, 12 und 5 ersche<strong>in</strong>t unplausibel niedrig. Der Grund<br />

liegt dar<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> Warmwasserverbrauch nicht bekannt ist und daher anhand <strong>der</strong> Personen<br />

zahl abgeschätzt wurde 3 . Verfügt das Gebäude über e<strong>in</strong>e Solaranlage, wie das<br />

Objekt 24, so wurde die Personenzahl halbiert <strong>in</strong> <strong>der</strong> Annahme, dass die Solaranlage rd.<br />

50 % <strong>der</strong> Warmwasserbereitung abdeckt, <strong>der</strong> verbleibende Heizwärmeverbrauch ergibt<br />

sich dann als rechnerische Restgröße. Bei den Objekten 12 und 5 schlägt <strong>der</strong> Abzug für<br />

die Warmwasserbereitung aufgrund se<strong>in</strong>er absoluten Größe prozentual stark durch, da<br />

hier jeweils 3 Personen (2 Erwachsene + 2 K<strong>in</strong><strong>der</strong>) angesetzt wurden. Bei <strong>der</strong> Bewer-<br />

3 Der Warmwasserverbrauch wurde mit 35 l Warmwasser pro Person und Tag angesetzt. Bei <strong>der</strong> Begehung <strong>der</strong><br />

Gebäude wurde die Personenzahl, differenziert nach Erwachsenen, heranwachsenden K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

erhoben. Bei <strong>der</strong> Ermittlung <strong>des</strong> rechnerischen Warmwasserverbrauchs wurde e<strong>in</strong>e erwachsene bzw.<br />

heranwachsende Person mit dem Faktor 1,0 angesetzt, während Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> mit dem Faktor 0,5 veranschlagt<br />

wurden.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 39<br />

tung <strong>der</strong> Heizenergieverbräuche ist außerdem <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>des</strong> Nutzerverhaltens zu berücksichtigen.<br />

In tatsächlichen Energieverbräuchen spiegelt sich immer das Nutzerverhalten<br />

<strong>der</strong> Bewohner wie<strong>der</strong>: man kann davon ausgehen, dass, bezogen auf e<strong>in</strong>en durchschnittlichen<br />

Heizenergieverbrauch, bed<strong>in</strong>gt durch das Nutzerverhalten die Energieverbräuche<br />

e<strong>in</strong>zelner Gebäude um –50% - +100% um den Mittelwert schwanken.<br />

Genauere Angaben und vor allem Bewertungen werden sich daher erst <strong>in</strong> zwei bis drei<br />

Jahren machen lassen, wenn alle Gebäude m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens 3 Heizperioden durchlaufen haben<br />

und Haushalte, die mit Holz zusätzlich heizen, ihre Verbrauchsmengen zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t<br />

überschlägig abgeschätzt haben.<br />

3.3 Baulicher Wärmeschutz <strong>der</strong> im Bau bef<strong>in</strong>dlichen Gebäude<br />

Es wurden sechs im Bau bef<strong>in</strong>dliche Gebäude untersucht, von denen vier <strong>in</strong> Holzstän<strong>der</strong>bauweise<br />

und zwei <strong>in</strong> Massivbauweise erstellt worden waren. Bei zwei Gebäuden<br />

wurden zusätzliche Untersuchungen mit Thermografie und BDT durchgeführt. Bei e<strong>in</strong>em<br />

Gebäude wurde nur e<strong>in</strong> BDT durchgeführt. Die Gutachter besuchten die Baustellen<br />

nach telefonischer Rücksprache mit den Bauherren an m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens drei Term<strong>in</strong>en. Die<br />

Begehungen dauerten ca. e<strong>in</strong>e halbe bis zwei Stunden. Im wesentlichen wurden folgende<br />

Bereiche untersucht:<br />

• Dämmkonzept<br />

• Zustand <strong>der</strong> Außenwand(dämmung)<br />

• Dämmung <strong>des</strong> Kellers bzw. <strong>der</strong> Kellerdecke<br />

• Zustand <strong>der</strong> Fenster, Fenstertüren und Haustüren, Art <strong>der</strong> Verglasung<br />

• Dämmung <strong>der</strong> Dächer<br />

• Konstruktion <strong>der</strong> Luftdichtungsebene<br />

• Untersuchung <strong>der</strong> Konstruktion h<strong>in</strong>sichtlich Wärmebrücken<br />

Anhand <strong>der</strong> Pläne wurde überprüft, ob das Gebäude dem auf den Plänen angegebenen<br />

Zustand entsprach bzw., ob nachträglich Fenster, Türen o<strong>der</strong> Dachgauben geän<strong>der</strong>t<br />

worden waren. Wenn die Bauherren bei den Begehungen anwesend waren, wurden sie<br />

mündlich über die Ergebnisse <strong>in</strong>formiert.


40 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

3.3.1 Dämmkonzept<br />

Für ke<strong>in</strong> Gebäude lag e<strong>in</strong> Dämmkonzept explizit vor. Die Gutachter konnten aus <strong>der</strong> vor<br />

Ort festgestellten Lage <strong>der</strong> Dämmebenen auf das Dämmkonzept schließen. In allen<br />

Fällen war somit e<strong>in</strong> Dämmkonzept erkennbar.<br />

Zum Dämmkonzept gehört auch die Vermeidung von Wärmebrücken. Bei den Leichtbauteilen<br />

<strong>der</strong> Gebäude ist die Wärmebrückenproblematik untergeordnet. Problematisch<br />

sah es dagegen bei den Massivbauteilen <strong>der</strong> Leichtbauten und dem re<strong>in</strong>em Massivbau<br />

aus, hier war die Abgrenzung <strong>der</strong> Detailausführung <strong>in</strong> vielen Fällen unscharf bis unklar,<br />

wie bei den Besichtigungen festgestellt wurde.<br />

3.3.2 Außenwände<br />

Bei den vier Gebäuden <strong>in</strong> Holzstän<strong>der</strong>bauweise bef<strong>in</strong>det sich die gesamte Dämmung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Holzkonstruktion, bei diesen Gebäuden konnte nur die Dämmstoffstärke überprüft<br />

werden. An <strong>der</strong> Wanddämmung <strong>der</strong> Gebäude <strong>in</strong> Holzstän<strong>der</strong>bauweise wurden <strong>in</strong>sgesamt<br />

ke<strong>in</strong>e Mängel festgestellt.<br />

Bei den Massivbauten entsprachen die verwendeten Materialien den Planungsvorgaben.<br />

Festgestellte Mängel wie falsch gewählte Mörtelsorten, die <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Wandbereichen<br />

verbaut wurden, s<strong>in</strong>d ohne nennenswerte Auswirkungen auf den Heizenergieverbrauch.<br />

3.3.3 Keller/Kellerabgänge<br />

Fünf <strong>der</strong> untersuchten Gebäude haben Keller, von denen wie<strong>der</strong>um zwei beheizt s<strong>in</strong>d<br />

und e<strong>in</strong>e Außendämmung haben. An den Kellern/Kellerabgängen konnten ke<strong>in</strong>e nennenswerten<br />

Mängel festgestellt werden.<br />

3.3.4 Fenster/Haustüren<br />

Die Überprüfung <strong>der</strong> Fenster ergab, dass alle Gebäude e<strong>in</strong>e 2 Scheiben-Wärmeschutzverglasung<br />

und e<strong>in</strong>en Fenster-U-Wert von 1,4 W/(m²*K) haben. Die Dichtheit zwischen<br />

Flügel und Rahmen wurde an drei Objekten mittels BDT geprüft. Bei e<strong>in</strong>em Gebäude<br />

wurden größere Undichtheiten an Fenstertürelementen festgestellt.<br />

Bei <strong>der</strong> Evaluation konnten <strong>in</strong>sgesamt (<strong>in</strong>cl. <strong>der</strong> fertig erstellten Gebäude) fünf Haustüren<br />

mit Blower-Door-Messung bzw. Thermografie auf Dichtheit geprüft werden (bei<br />

den übrigen BDT musste die Blower-Door <strong>in</strong> die Haustüröffnung e<strong>in</strong>gebaut werden).<br />

Alle geprüften Haustüren waren sehr undicht (was aber durch Nachstellen zu beheben<br />

ist). Aus dem Grund ist davon auszugehen, dass auch e<strong>in</strong> hoher Anteil <strong>der</strong> nicht geprüften<br />

Haustüren <strong>in</strong> den fertig erstellten Gebäuden Undichtheiten aufweist.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 41<br />

Typische Schwachstellen im Bereich Fenster/Türen waren:<br />

• Die Haustüren waren sehr undicht<br />

• bei Massivgebäuden entsprachen die Fensteranschlüsse an das Mauerwerk nicht den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> DIN 4108-7<br />

Empfehlung:<br />

� Die Haustüren sorgfältig e<strong>in</strong>stellen, so das sie dicht schließen.<br />

� Dichtheitsanfor<strong>der</strong>ungen von Haustüren s<strong>in</strong>d objektbezogen festzulegen, z.B. analog<br />

zu Fenstern, und herstellerseitig nachzuweisen.<br />

� Bei <strong>der</strong> Planung, Ausschreibung und Ausführung die Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> DIN 4108-7<br />

berücksichtigen, z.B. durch entsprechende Bauabnahmen.<br />

3.3.5 Dächer<br />

Die Dachdämmung ist an allen Objekten gut ausgeführt worden.<br />

3.3.6 Luftdichtheit<br />

Um e<strong>in</strong> sicheres Ergebnis bei <strong>der</strong> Dichtheit e<strong>in</strong>es Gebäu<strong>des</strong> zu erreichen, ist e<strong>in</strong> Dichtheitskonzept<br />

nötig. Dies lag aber bei ke<strong>in</strong>em <strong>der</strong> Objekte explizit, d.h. <strong>in</strong> Anschlussdetails<br />

detailliert durchgeplant, vor. Drei <strong>der</strong> baubegleitend untersuchten Gebäude wurden<br />

mit e<strong>in</strong>em BDT auf Luftdichtheit untersucht. In <strong>der</strong> folgenden Tabelle s<strong>in</strong>d die Messergebnisse<br />

zusammengefasst.<br />

Gebäude mit Lüftungsanlage Gebäude mit Fensterlüftung<br />

Objekt Nr.<br />

Luftwechselrate<br />

II I V<br />

n50 gemessen<br />

n50, Grenzwert nach<br />

1,0 1,3 2,0<br />

DIN 4108-7<br />

n50 Grenzwert von<br />

1,5 3,0 3,0<br />

Gutachtern empfohlen 1,0 1,5 1,5<br />

Tabelle 7: Messergebnisse <strong>der</strong> BDT <strong>der</strong> im Bau bef<strong>in</strong>dlichen Gebäude<br />

Aus <strong>der</strong> Tabelle 7 ist ersichtlich, dass das Gebäude mit Lüftungsanlage den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> DIN 4108-7 und dem von den Gutachtern empfohlenen erhöhten Wert genügt.<br />

Das Gebäude I mit Fensterlüftung erfüllt die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> DIN 4108-7,


42 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

auch den von den Gutachtern empfohlenen erhöhten Wert von n50 ≤ 1,5 h -1 . Bei Gebäude<br />

V dagegen wurden erhebliche Mängel <strong>der</strong> Luftdichtungsebene im Dachgeschoss<br />

festgestellt. Es erfüllt lediglich die DIN-Anfor<strong>der</strong>ungen, nicht aber die erhöhten <strong>der</strong><br />

Gutachter.<br />

Zusammenfassend lagen bei drei von sechs Objekten mittelmäßige bis gute Luftdichtheitskonzepte<br />

vor, bei zwei Objekten gab es erhebliche Mängel im Luftdichtungskonzept,<br />

sowie bei e<strong>in</strong>em auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausführung.<br />

Typische Schwachstellen im Bereich Luftdichtheit waren:<br />

• Die Luftdichtheitsebenen waren nicht def<strong>in</strong>iert, Undichtheiten <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e an Folienanschlüssen<br />

im Dachbereich<br />

Empfehlungen:<br />

� In <strong>der</strong> Planungphase muß das Luftdichtheitskonzept schriftlich und zeichnerisch<br />

dargestellt werden<br />

� Detailpunkte <strong>der</strong> Luftdichtheitsebene s<strong>in</strong>d zu planen und die Ausführung ist zu<br />

überwachen<br />

� Blower-Door-Messungen sollten durchgeführt werden, wenn die Luftdichtungsebene<br />

noch sichtbar ist, um Nacharbeiten kostengünstig ausführen zu können und um<br />

e<strong>in</strong>en nachhaltigen Lernerfolg bei Planern und Ausführenden zu erzielen<br />

3.3.7 Wärmebrücken<br />

Die Objekte s<strong>in</strong>d durch Inaugensche<strong>in</strong>nahme auf Wärmebrücken untersucht worden.<br />

Die Objekte II und V s<strong>in</strong>d zusätzlich thermografisch auf Wärmebrücken untersucht<br />

worden.<br />

Bei den Leichtbauteilen <strong>der</strong> Gebäude wurden nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang Wärmebrücken<br />

festgestellt. An<strong>der</strong>s war das Bild bei den massiv erstellten Teilen <strong>der</strong> Gebäude.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 43<br />

Typische Schwachstellen im Bereich Wärmebrücken waren:<br />

• Perimeterdämmung nicht e<strong>in</strong>gebaut<br />

• erhebliche (vermeidbare) Wärmebrücken an den Wandfußpunkten <strong>in</strong> den beheizten<br />

Kellern<br />

• Wärmebrücken am Fußpunkt von Außenwänden (fehlende Kimmschicht)<br />

• Wärmebrücken an den Deckenauflagern bei dem massiv erstellten Gebäude, die<br />

nicht den M<strong>in</strong><strong>des</strong>tanfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Norm entsprechen<br />

Empfehlungen:<br />

� Im Rahmen von Weiterbildungsangeboten sollten die Wärmebrücken als Schwachstelle<br />

und Lösungsmöglichkeiten zur Vermeidung behandelt werden<br />

� E<strong>in</strong>e baubegleitende Qualitätssicherung ist unverzichtbar<br />

3.3.8 Zusammenfassung und Empfehlungen<br />

Zusammenfassend läßt sich h<strong>in</strong>sichtlich <strong>des</strong> baulichen Wärmeschutzes <strong>der</strong> im Bau<br />

bef<strong>in</strong>dlichen Gebäude sagen, dass<br />

• die Dämmung <strong>der</strong> Außenwände, soweit diese überprüfbar war, den planerischen<br />

Vorgaben entsprach,<br />

• die Fenster i.d.R. fachgerecht ausgeführt waren,<br />

• die Dichtheit <strong>der</strong> Haustüren sollte allgeme<strong>in</strong> durch Nachstellen verbessert werden,<br />

• die Dächer ebenso bzgl. <strong>der</strong> Dämmung fachgerecht ausgeführt waren,<br />

• die Kellerdämmung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fläche überwiegend den Planvorgaben entsprach,<br />

• die Wärmebrückensituation an allen Massivbauteilen durch entsprechende, frühzeitige<br />

Planungen deutlich verbesserbar gewesen wäre.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Luftdichtheit gab es durchgängig Probleme mit den Haustüren und<br />

vere<strong>in</strong>zelt leicht behebbare Mängel an Fenstertüren. Dächer von Leichtbauten, die als<br />

Bausystem geplant und aufgestellt wurden, waren <strong>in</strong> Ordnung. Dort, wo <strong>in</strong>dividuell<br />

geplant wurde, egal ob im Leicht- o<strong>der</strong> Massivbau, lag die Qualität <strong>der</strong> Luftdichtungsebene<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand <strong>der</strong> Ausführenden, was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall zu gravierenden Leckagen und<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Fall nach <strong>der</strong> Sichtkontrolle durch die Gutachter zu noch akzeptablen


44 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Ergebnissen führte. Dies bestätigt die Erkenntnis, die die Gutachter aus an<strong>der</strong>en Tätigkeiten<br />

haben, dass zurzeit Handwerker und Architekten noch Probleme bei <strong>der</strong> luftdichten<br />

Konstruktion und Ausführung von Gebäuden haben, während Systemhausanbieter<br />

die Konstruktionen z.T. schon versiert luftdicht ausführen. Hier gibt es erst Probleme,<br />

wenn Dritte, die das Thema Luftdichtheit noch nicht kennen, selbstständig auf<br />

<strong>der</strong> Baustelle agieren.<br />

Auch bei den im Bau bef<strong>in</strong>dlichen Gebäuden bestätigte sich das, was bereits bei <strong>der</strong><br />

fertig erstellten Gebäuden aufgefallen war: während <strong>der</strong> bauliche Wärmeschutz bei <strong>der</strong><br />

Ausführung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fläche alle<strong>in</strong> durch den Dämmstoff und se<strong>in</strong>e Stärke gewährleistet<br />

ist, bestehen noch erhebliche Probleme bei Anschlüssen unterschiedlicher Bauteile ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />

bei <strong>der</strong> Vermeidung von Wärmebrücken <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e an den massiv erstellten<br />

Gebäudeteilen. E<strong>in</strong>e baubegleitende Qualitätssicherung ersche<strong>in</strong>t unbed<strong>in</strong>gt nötig, um<br />

zu vermeiden, dass NEH mit e<strong>in</strong>er „bus<strong>in</strong>ess-as-usual“-Haltung erstellt werden, da nicht<br />

nachkontrolliert wird. E<strong>in</strong>e ausführliche Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse f<strong>in</strong>det sich im Anhang<br />

(Kapitel 9 und 10).<br />

Hier gelten die entsprechenden Empfehlungen, wie sie bei den fertig erstellten Gebäuden<br />

gemacht wurden:<br />

Zusammenfassend können folgende Empfehlungen gegeben werden:<br />

� Verb<strong>in</strong>dliche Erstellung e<strong>in</strong>es Dämmkonzeptes mit expliziter Vermeidung von<br />

Wärmebrücken durch den Architekten <strong>in</strong>cl. Entwicklung umsetzbarer Details<br />

� Verb<strong>in</strong>dliche Erstellung e<strong>in</strong>es Dichtheitskonzeptes durch den Architekten <strong>in</strong>cl. Entwicklung<br />

umsetzbarer Details<br />

� Ausschreibung <strong>der</strong> Detaillösungen<br />

� Entsprechende Bauüberwachung <strong>der</strong> Handwerker, ggf. Nachbesserungen<br />

� Fortbildung durch z.B. VHS-Kurse für Eigenbauer<br />

� Durchführung von BDT, ggf. Nachbesserungen<br />

� Kontrolle <strong>der</strong> bautechnischen Ausführung während <strong>der</strong> Bauphase, nur so ist e<strong>in</strong>e<br />

qualifizierte Überprüfung möglich<br />

� Kontrolle <strong>der</strong> Dichtheit nach E<strong>in</strong>bau aller Fenster und Türen, ggf. Nachstellen <strong>der</strong><br />

Beschläge


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 45<br />

3.4 Ausführung <strong>der</strong> Heizungsanlagen<br />

3.4.1 Untersuchte Anlagentypen<br />

Zusätzlich zu dem baulichen Zustand <strong>der</strong> untersuchten Gebäude wurden auch die Heizungsanlagen<br />

<strong>in</strong> die Untersuchung mit e<strong>in</strong>bezogen, da <strong>der</strong> tatsächliche Energieverbrauch<br />

e<strong>in</strong>es Gebäu<strong>des</strong> außer durch die bauliche Qualität auch wesentlich durch die<br />

Qualität <strong>der</strong> Ausführung <strong>der</strong> Heizungsanlage bestimmt wird. Hier ist e<strong>in</strong>e Überprüfung<br />

und Bewertung alle<strong>in</strong> durch Inaugensche<strong>in</strong>nahme gut möglich.<br />

Bei <strong>der</strong> Begehung <strong>der</strong> Gebäude wurden bzgl. <strong>der</strong> Heizungsanlage folgende Daten erhoben:<br />

• Energieträger bzw. Art <strong>des</strong> Heizungssystems (Fernwärme o<strong>der</strong> Gas; bei Gas: NT-<br />

Heizung o<strong>der</strong> Brennwert-Heizung)<br />

• Art <strong>der</strong> Warmwasserbereitung (zentral/dezentral/Solaranlage)<br />

• Umfang und Stärke <strong>der</strong> Rohrleitungsdämmung<br />

• Armaturendämmung vorhanden?<br />

• Pumpenleistung, sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spannweite ihrer E<strong>in</strong>stellungsmöglichkeiten (M<strong>in</strong>imum<br />

... Maximum) als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> tatsächlich e<strong>in</strong>gestellten Pumpenleistung<br />

• Warmwasserzirkulationspumpen vorhanden?<br />

Bereits hierdurch ließen sich mit vertretbarem Aufwand <strong>der</strong> Zustand <strong>des</strong> Heizungssystems<br />

sowie die Frage, ob die Anlage vorschriftsgerecht errichtet wurde, e<strong>in</strong>schätzen.<br />

Die folgende Tabelle zeigt e<strong>in</strong>en Überblick über die Heizungsanlagen sowie vorhandene<br />

Solar- und Lüftungsanlagen.


46 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Obj.-Nr. Energieträger Heizungsart Solar- Lüftungsanlage<br />

Fern- Holz Gas Nie<strong>der</strong>- Brenn- anlage ohne mit<br />

wärme temp. wert WRG WRG<br />

1 x x x<br />

2 x x x<br />

3 x x x<br />

4 x<br />

5 x x x x<br />

6 x<br />

7 x<br />

8 x x<br />

9 x<br />

10 x x<br />

11 x<br />

12 x x x x<br />

13 x x x<br />

14 x x<br />

15 x x x<br />

16 x x<br />

17 x x<br />

18 x x<br />

19 x<br />

20 x<br />

21 x x<br />

22 x<br />

23 x<br />

24 x x x<br />

I x x<br />

II x x x<br />

III x x<br />

IV x x x x<br />

V x x<br />

VI x x<br />

Summe 11 1 18 6 12 8 5 3<br />

Anteil [%] 36,7% 3,3% 60,0% 20,0% 40,0% 26,7% 16,7% 10,0%<br />

Tabelle 8: Überblick über die Heizungsanlagen, Solar- und Lüftungsanlagen<br />

Die überwiegende Mehrzahl <strong>der</strong> Gebäude ist gasbeheizt. 2/3 <strong>der</strong> Gasheizungen s<strong>in</strong>d<br />

Brennwertgeräte. E<strong>in</strong> gutes Viertel <strong>der</strong> Gebäude verfügt über e<strong>in</strong>e Solaranlage zur<br />

Warmwasserbereitung. E<strong>in</strong> gutes Viertel <strong>der</strong> Gebäude hat e<strong>in</strong>e Lüftungsanlage, davon<br />

knapp 2/3 ohne Wärmerückgew<strong>in</strong>nung.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 47<br />

3.4.2 Ausführung <strong>der</strong> Anlagen<br />

Die Begehung zeigte e<strong>in</strong>e sehr breite Spannweite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausführung <strong>der</strong> Heizungsanlagen:<br />

während e<strong>in</strong>zelne ausgesprochen übersichtlich ausgeführt und vorbildlich isoliert<br />

waren, machten an<strong>der</strong>e Anlagen e<strong>in</strong>en sehr unübersichtlichen E<strong>in</strong>druck, bzw. entsprachen<br />

bei weitem nicht den geltenden Vorschriften.<br />

In den meisten Gebäuden war die Heizung im Keller untergebracht. Lediglich <strong>in</strong> zwei<br />

Gebäuden befand sich e<strong>in</strong>e Heizzentrale unter dem Dach. Da diese dort jedoch <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />

Nischen bzw. Kammern untergebracht waren, war für e<strong>in</strong>e saubere Ausführung <strong>der</strong><br />

Anlage zu wenig Platz vorhanden, so dass die Rohrleitungen <strong>in</strong> mehreren Ebenen vorund<br />

h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verlegt werden mussten. Außerdem ist diese bei Reparaturen schwer<br />

zugänglich. Hier handelt es sich um e<strong>in</strong>en Planungsfehler <strong>des</strong> Architekten, <strong>der</strong> dem<br />

Heizungsbauer e<strong>in</strong>en zu kle<strong>in</strong>en Raum als Heizraum zugewiesen hat.<br />

Alle Gebäude verfügten über e<strong>in</strong>e zentrale Warmwasser-Bereitung, die - wie erwähnt –<br />

bei e<strong>in</strong>em Viertel <strong>der</strong> Gebäude durch e<strong>in</strong>e Solaranlage unterstützt wurde.<br />

3.4.3 Rohrleitungs- und Armaturendämmung<br />

Obwohl die HeizAnlV <strong>in</strong> § 6 e<strong>in</strong>e umfassende Dämmung von Rohrleitungen und Armaturen<br />

und e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong><strong>des</strong>tdämmstoffstärke von 2 cm for<strong>der</strong>t, fand sich bei <strong>der</strong> Begehung<br />

ke<strong>in</strong>e Heizungsanlage, die all diesen Anfor<strong>der</strong>ungen entsprach. (In 28 Gebäuden<br />

(93 %) konnten die Heizungsanlagen besichtigt werden, <strong>in</strong> 2 Gebäuden waren sie noch<br />

nicht fertiggestellt.) Offenbar wird die HeizAnlV <strong>in</strong> diesen Punkten flächendeckend<br />

unterlaufen.<br />

Typische Schwachstellen bei Rohrleitungs- und Armaturendämmung:<br />

• Mit Ausnahme von sieben Gebäuden betrug die Dämmstoffstärke <strong>der</strong> Rohrleitungsdämmung<br />

nur 1-1,5 cm.<br />

• In den meisten Gebäuden waren kle<strong>in</strong>e und z.T. sogar größere Rohrleitungsstrecken<br />

ungedämmt.<br />

• Nur <strong>in</strong> drei Gebäuden (10 %) fanden die Gutachter gedämmte Armaturen vor.<br />

3.4.4 Thermostatventile<br />

Nicht zuletzt <strong>der</strong> H<strong>in</strong>weis zweier Hausbesitzer darauf, dass Heizkörper gar nicht o<strong>der</strong><br />

nur sehr langsam heiß wurden, führte zur Frage <strong>des</strong> hydraulischen Abgleichs. Dieser ist<br />

u.a. nach VOB Vorschrift und mit vertretbarem Aufwand nur über vore<strong>in</strong>stellbare


48 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Thermostatventile möglich. Vor Ort zeigte sich, dass nur gut die Hälfte aller Heizungsanlagen<br />

über diese Ventile verfügen. Diese werden anstelle von früher üblichen nicht<br />

vore<strong>in</strong>stellbaren Ventilen e<strong>in</strong>gesetzt. Mit vore<strong>in</strong>stellbaren Thermostatventilen lässt sich<br />

die Durchflussmenge <strong>des</strong> Heizwassers durch den Heizkörper regulieren. Hierdurch wird<br />

e<strong>in</strong>e Über- bzw. Unterversorgung <strong>des</strong> Heizkörpers vermieden. E<strong>in</strong> hydraulischer Abgleich<br />

ist bei allen an<strong>der</strong>en Anlagen (mit nicht vore<strong>in</strong>stellbaren Thermostatventilen)<br />

aller Voraussicht nach nicht erfolgt. Allerd<strong>in</strong>gs zeigt die Erfahrung aus an<strong>der</strong>en Projekten,<br />

dass unabhängig von <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Thermostatventile <strong>in</strong> über 95% aller Neubauten<br />

im E<strong>in</strong>familienhausbereich ke<strong>in</strong> hydraulischer Abgleich erfolgt. Daher wurde unterstellt,<br />

dass auch dort, wo vore<strong>in</strong>stellbare Thermostatventile vorhanden waren, ebenfalls<br />

ke<strong>in</strong> hydraulischer Abgleich durchgeführt worden war. Dies hat nicht nur negative<br />

Auswirkungen auf den Heizkomfort (schwankende Raumtemperaturen, Rauschen o<strong>der</strong><br />

Pfeifen <strong>der</strong> Thermostatventile), son<strong>der</strong>n kann auch den Heizenergieverbrauch erhöhen<br />

(die Höhe ist jedoch im Rahmen dieser Untersuchung nicht quantifizierbar).<br />

Typische Schwachstellen bei den Thermostatventilen:<br />

• Bei <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Gebäude wurden ke<strong>in</strong>e vore<strong>in</strong>stellbaren Thermostatventile e<strong>in</strong>gebaut<br />

• Bei kaum e<strong>in</strong>em Gebäude wurde e<strong>in</strong> hydraulischer Abgleich durchgeführt<br />

3.4.5 Heizungspumpen/Regelung<br />

Die HeizAnlV schreibt <strong>in</strong> § 7 Satz 4 vor, dass Umwälzpumpen nach den technischen<br />

Regeln zu dimensionieren s<strong>in</strong>d. Für NEH reicht nach überschlägiger Abschätzung e<strong>in</strong>e<br />

Umwälzpumpenleistung von 20 W pro Gebäude völlig aus. Die tatsächlich e<strong>in</strong>gestellte<br />

Pumpenleistung lag mit 56 W um rd. 180% über <strong>der</strong> benötigten Leistung. Vor Ort<br />

konnte festgestellt werden, dass die niedrigste Pumpenleistung <strong>in</strong> knapp <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong><br />

Fälle e<strong>in</strong>gestellt war, die höchste E<strong>in</strong>stellung <strong>in</strong> gut <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Fälle.<br />

E<strong>in</strong> ähnliches Bild ergab sich bei den vorgefundenen 9 Warmwasser-Zirkulationspumpen<br />

(<strong>in</strong> 30 % <strong>der</strong> Gebäude). Auch hier ist e<strong>in</strong>e Pumpenleistung von 20 W als mehr<br />

als ausreichend anzusehen. Der Durchschnitt <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gestellten Pumpenleistung lag jedoch<br />

bei 36 W, d.h. rund 80% über <strong>der</strong> benötigten Pumpenleistung.<br />

Die meisten Hausbesitzer gaben an, dass bei ihrer Heizungsanlage e<strong>in</strong>e Nachtabsenkung<br />

e<strong>in</strong>gestellt sei. Lediglich bei 1/4 <strong>der</strong> Gebäudebesitzer erfolgt e<strong>in</strong>e Nachtabschaltung,<br />

d.h. e<strong>in</strong>e komplette Abschaltung <strong>der</strong> Heizung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund,<br />

dass e<strong>in</strong> NEH selbst bei e<strong>in</strong>er völligen Heizungsabschaltung nachts kaum auskühlen<br />

kann, ist es nicht erfor<strong>der</strong>lich, die Pumpen durchlaufen lassen. E<strong>in</strong>e Nachtabschaltung


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 49<br />

spart nicht nur Heizenergie und Pumpstrom e<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n verlängert auch die Lebensdauer<br />

<strong>der</strong> Pumpe und sollte daher grundsätzlich <strong>in</strong> jedem NEH aktiviert se<strong>in</strong>.<br />

Typische Schwachstellen bei Heizungspumpen/Regelung:<br />

• Heizungspumpen werden nicht auf die tatsächlich benötigte Leistung dimensioniert<br />

• Regelungen werden nicht energieeffizient e<strong>in</strong>gestellt<br />

3.4.6 Zusammenfassung und Empfehlungen<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund, dass die HeizAnlV klare und e<strong>in</strong>deutige Anfor<strong>der</strong>ungen an Heizungsanlagen<br />

stellt, ist die Nichte<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> HeizAnlV sowie <strong>der</strong> VOB <strong>in</strong> 93 % <strong>der</strong><br />

untersuchten Gebäude als gravieren<strong>der</strong> Mangel zu bewerten. Die Planung und Ausführung<br />

erfolgt i.d.R. über Heizungsbauer. E<strong>in</strong>e echte Abnahme durch den Architekten<br />

o<strong>der</strong> Bauträger, wie dies bei den übrigen Bauleistungen die Regel ist, erfolgt nicht o<strong>der</strong><br />

unzureichend.<br />

Typische Schwachstellen im Bereich Heizung waren:<br />

• unzureichende Dämmstoffstärke <strong>der</strong> Rohrleitungsdämmung von nur 1-1,5 cm (anstatt<br />

<strong>der</strong> m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens vorgeschriebenen 2 cm)<br />

• ungedämmte Rohrleitungsstrecken<br />

• fehlende Armaturendämmung<br />

• überdimensionierte und <strong>in</strong> ihrer Leistung zu hoch e<strong>in</strong>gestellte Heizungs- und Warmwasserzirkulationspumpen<br />

• da bei <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Gebäude vore<strong>in</strong>stellbare Thermostatventile fehlen, ist bei diesen<br />

Gebäuden e<strong>in</strong> hydraulischer Abgleich (nach VOB Vorschrift) relativ umständlich<br />

und unterbleibt daher<br />

Die Ausführung <strong>der</strong> Heizungsanlage hat e<strong>in</strong>en relevanten E<strong>in</strong>fluss auf die Energiebilanz<br />

e<strong>in</strong>es NEH, da alle<strong>in</strong> die Verteilungsverluste e<strong>in</strong>es Gebäu<strong>des</strong> zwischen 2 und 10% <strong>des</strong><br />

gesamten Heizenergieverbrauches ausmachen. Weitere Verluste <strong>in</strong> <strong>der</strong> Größenordnung<br />

von bis zu 5% s<strong>in</strong>d möglich (Nachabsenkung statt –abschaltung, zu hohe Vorlauftemperaturen).<br />

Alle<strong>in</strong> die unzureichende Rohleitungsdämmung führt zu e<strong>in</strong>er Erhöhung <strong>des</strong> Heizenergieverbrauchs<br />

von geschätzt 2,5%. Weitere mögliche Erhöhungen s<strong>in</strong>d ohne Detailuntersuchungen<br />

nicht quantifizierbar.


50 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Für weitere Vorhaben nach dem NEH-Standard wird bezüglich <strong>der</strong> Heizungsanlage<br />

Folgen<strong>des</strong> empfohlen:<br />

E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> EnEV/VOB:<br />

� M<strong>in</strong><strong>des</strong>tdämmstoffstärke von 2 cm für die Rohrleitungsdämmung<br />

� vollständige Dämmung <strong>der</strong> Rohrleitungsstrecken<br />

� vollständige Armaturendämmung<br />

� richtige Dimensionierung <strong>der</strong> Pumpenleistung<br />

� Installation vore<strong>in</strong>stellbarer Thermostatventile<br />

� Durchführung e<strong>in</strong>es hydraulischen Abgleichs<br />

Auch bei Heizungsanlagen ist e<strong>in</strong>e überschlägige Überprüfung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> geltenden<br />

Vorschriften und Vertragsbed<strong>in</strong>gungen durch den Architekten/Bauträger an<br />

Hand folgen<strong>der</strong> Checkliste möglich:<br />

� Wurden alle Rohrleitungsstrecken komplett gedämmt?<br />

� Beträgt die Dämmstoffstärke m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens 2 cm?<br />

� S<strong>in</strong>d alle Armaturen gedämmt?<br />

� Gibt es Fehlstellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dämmung?<br />

� Wurde e<strong>in</strong> hydraulischer Abgleich durchgeführt (Protokoll, Dokumentation <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>stellwerte)?<br />

3.5 Bewertung <strong>der</strong> Baumängel<br />

Bei den meisten Gebäuden (93%) waren Mängel aufgetreten, die zu e<strong>in</strong>er Erhöhung <strong>des</strong><br />

prognostizierten Verbrauch führen. Hierzu wurde <strong>der</strong> Mehrverbrauch an Heizenergie,<br />

<strong>der</strong> durch die festgestellten Mängel entsteht, überschlägig abgeschätzt. Die folgende<br />

Tabelle zeigt die Bewertung im Überblick über alle untersuchten Gebäude.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 51<br />

Obj.-Nr.<br />

Bewertung<br />

ke<strong>in</strong> Mangel nicht Erhöhung <strong>des</strong> Heizenergieverbrauchs<br />

Mangel quantifizierbar 25%<br />

1 x<br />

2 x<br />

3 x<br />

4 x<br />

5 x<br />

6 x<br />

7 x<br />

8 x<br />

9 x<br />

10 x<br />

11 x<br />

12 x<br />

13 x<br />

14 x<br />

15 x<br />

16 x<br />

17 x<br />

18 x<br />

19 x<br />

20 x<br />

21 x<br />

22 x<br />

23 x<br />

24 x<br />

I x<br />

II x<br />

III x<br />

IV x<br />

V x<br />

VI x<br />

Summe 2 3 20 4 1<br />

Anteil 7% 10% 67% 13% 3%<br />

Tabelle 9: Bewertung <strong>der</strong> festgestellten Mängel<br />

Das folgende Diagramm zeigt die Ergebnisse noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zusammenfassung.


52 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Anzahl Objekte<br />

22<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

NEH Münster<br />

Mängelbed<strong>in</strong>gter Mehrverbrauch an Heizenergie<br />

ke<strong>in</strong> Mangel<br />

7%<br />

Mangel nicht quantifizierbar<br />

10%<br />

Erhöhung um 25%<br />

Lediglich an 7% <strong>der</strong> untersuchten Gebäude fanden sich ke<strong>in</strong>e Mängel. Die Gruppe<br />

Mehrverbrauch 25% auf. Bei 10 % <strong>der</strong> Gebäude ist <strong>der</strong> mängelbed<strong>in</strong>gte<br />

Mehrverbrauch nicht quantifizierbar. Somit ist die weit überwiegende Zahl<br />

<strong>der</strong> Gebäude mit Mängeln behaftet, die den Energieverbrauch dauerhaft erhöhen.<br />

Der <strong>in</strong> Kapitel 2.3.2.4 ermittelte Kennwert <strong>der</strong> nachgerechneten Wärmeschutznachweise<br />

aller Gebäude erhöht sich durch die festgestellten Mängel um 5,6% 4 . Die Differenzierung<br />

<strong>des</strong> mängelbed<strong>in</strong>gten Mehrverbrauchs von 5,6 % nach Massiv- und Leichtbauten<br />

zeigte bei den Massivbauten e<strong>in</strong>e Erhöhung <strong>des</strong> Kennwertes <strong>der</strong> nachgerechneten Wärmeschutznachweise<br />

um 6,8 %, bei den Leichtbauten dagegen nur um 3,1 %. Die Massivbauten<br />

s<strong>in</strong>d somit deutlich stärker mängelbehaftet als die Leichtbauten. Damit lassen<br />

sich die <strong>in</strong> Kapitel 2.3.2.4 ermittelten Kennwerte um die Kategorie „Kennwert (nachgerechnet)<br />

Massivbau <strong>in</strong>cl. Mängel“ sowie „Kennwert (nachgerechnet) Leichtbau <strong>in</strong>cl.<br />

Mängel“ erweitern.<br />

4 Die Bewertung erfolgte nach folgendem Schlüssel: e<strong>in</strong>e Erhöhung um bis zu 10% wurde mit e<strong>in</strong>em durchschnittlichen<br />

Mehrverbrauch von 3% angesetzt, da viele dieser Mängel sich im Bereich von wenigen Prozent bewegten,<br />

die Mängel im Bereich von 10 – 25% wurden mit e<strong>in</strong>em Mehrverbrauch von 17,5% bewertet (= Mittelwert von<br />

10 und 25%) und die Mängel >25% mit 30% Mehrverbrauch.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 53<br />

NEH Münster<br />

Differenzierung <strong>der</strong> Kennwerte nach Massiv- und Leichtbau<br />

spez. Jahres-<br />

Heizwärmebedarf<br />

[kWh/(m²*a)]<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

64<br />

Grenzwert NEH<br />

Kennwert e<strong>in</strong>gereicht Massivbau<br />

100% 86% 102% 109%<br />

55<br />

Kennwert nachgerechnet Massivbau<br />

65<br />

69<br />

Kennwert e<strong>in</strong>gereicht Leichtbau<br />

Kennwert Massivbau <strong>in</strong>cl. Mängel<br />

46<br />

Kennwert nachgerechnet Leichtbau<br />

Grenzwerte / Kennwerte<br />

72% 86% 89%<br />

55<br />

Kennwert Leichtbau <strong>in</strong>cl. Mängel<br />

Bild 10: Spezifische Kennwerte über alle Gebäude (mit Berücksichtigung von<br />

Baumängeln)<br />

Es zeigt sich, dass gerade die Massivbauten, die die Masse <strong>des</strong> NEH-Bestan<strong>des</strong> bilden,<br />

bed<strong>in</strong>gt durch mangelhafte Wärmeschutznachweise sowie bauliche Mängel <strong>in</strong> ihren<br />

Kennwerten im Mittel um 9 % über den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Stadt Münster liegen.<br />

Dabei ist zu berücksichtigen, dass aufgrund <strong>der</strong> Fertigstellung <strong>der</strong> meisten Gebäude<br />

viele Bauteile nicht mehr begutachtet werden konnten, so dass <strong>der</strong> tatsächliche Mehrverbrauch<br />

aufgrund von Mängeln höher liegt. Diese „Reserve“ kann zukünftig nur<br />

durch e<strong>in</strong>e umfassende baubegleitende Qualitätssicherung mobilisiert werden.<br />

56


54 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

4 Befragung <strong>der</strong> Bewohner<br />

Auftragsgemäß wurden die Bewohner <strong>der</strong> fertig erstellten Gebäude bei <strong>der</strong> Begehung<br />

über ihre Zufriedenheit mit den NEH befragt. Die Fragen bezogen sich auf <strong>in</strong>sgesamt<br />

drei Bereiche:<br />

• Mögliche Probleme bei <strong>der</strong> Planung und <strong>der</strong> Bauerstellung<br />

• Zufriedenheit nach dem Bezug <strong>des</strong> NEH<br />

• Sonstige Fragen zu Motivation, Mehrkosten durch NEH-Bauweise und ggf. E<strong>in</strong>schränkungen<br />

Das Ergebnis ist e<strong>in</strong>deutig positiv, über 80% <strong>der</strong> Bewohner s<strong>in</strong>d sowohl mit dem Planungsablauf,<br />

<strong>der</strong> Bauerstellung, als auch dem Wohnen im NEH selber sehr zufrieden.<br />

4.1 Interesse<br />

Auf Befragen, warum sie e<strong>in</strong> NEH gebaut hätten, gaben rund 74 % <strong>der</strong> Bewohner persönliches<br />

Interesse am NEH an, mit weitem Abstand gefolgt von dem Argument, <strong>der</strong><br />

NEH-Standard sei von <strong>der</strong> Stadt gefor<strong>der</strong>t worden (rund 22%). Als Gründe für die positive<br />

E<strong>in</strong>stellung zum NEH wurden folgende Argumente genannt:<br />

• Umweltschutz<br />

• niedrige Energiekosten<br />

• Energiee<strong>in</strong>sparung<br />

• f<strong>in</strong>anzieller Anreiz (Öko-Zulage <strong>des</strong> Eigenheimzulagengesetzes)<br />

• laufende Kosten senken<br />

• NEH ist Stand <strong>der</strong> Technik<br />

• NEH ist Zukunftstechnik<br />

• ökologische Gründe<br />

4.2 Zufriedenheit<br />

Im weiteren zeigte sich, dass es nur <strong>in</strong> ganz wenigen Fällen Probleme mit dem Architekten<br />

bzw. Bauträger, dem Handwerker o<strong>der</strong> beim Bauablauf gegeben hatte.<br />

Nach <strong>der</strong> Zufriedenheit im NEH befragt, gaben über 80% <strong>der</strong> Bewohner an, dass es<br />

ke<strong>in</strong>erlei Probleme gebe: Sie waren sowohl mit dem baulichen Wärmeschutz als auch


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 55<br />

mit <strong>der</strong> Heizung und <strong>der</strong> Warmwasserbereitung zufrieden. Die Bewohner, <strong>der</strong>en Häuser<br />

über e<strong>in</strong>e Lüftungsanlage verfügten, waren ebenfalls fast durchgängig hiermit zufrieden.<br />

Nahezu alle Befragten waren auch mit <strong>der</strong> Raumluftqualität zufrieden, egal ob das<br />

Haus über e<strong>in</strong>e Lüftungsanlage verfügte o<strong>der</strong> nicht. Lediglich <strong>in</strong> vier Fällen (17 %) gab<br />

es Beschwerden über nicht funktionierende Heizkörper bzw. Lüftungsanlagen. Nach<br />

E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Gutachter war dies jedoch nicht auf das System an sich zurückzuführen,<br />

son<strong>der</strong>n auf offensichtliche Ausführungs- bzw. E<strong>in</strong>stellungsmängel.<br />

4.3 Mehrkosten<br />

3/4 <strong>der</strong> Bewohner hatten den E<strong>in</strong>druck, dass die NEH-Bauweise ke<strong>in</strong>e bzw. nicht quantifizierbare<br />

Mehrkosten verursacht hatte. Nur 6 Eigentümer konnten Mehrkosten angeben,<br />

sie lagen im Mittel bei 1.300 €. Diese Antwort zeigt, dass positive Effekte wie<br />

Heizkostene<strong>in</strong>sparung und Umweltschutz deutlich im Vor<strong>der</strong>grund stehen. Mit e<strong>in</strong>er<br />

Ausnahme hatte die NEH-Bauweise ke<strong>in</strong>erlei E<strong>in</strong>fluss auf die Gestaltung bzw. irgende<strong>in</strong>e<br />

sonstige Belastung bedeutet.<br />

Gut die Hälfte <strong>der</strong> Befragten gab jedoch an, dass nach <strong>der</strong> Planung für die Bauanzeige<br />

noch nachträgliche Än<strong>der</strong>ungen durchgeführt worden waren. Dies bezieht sich vor allem<br />

auf geän<strong>der</strong>te Fenster. Z.T. wurde auch – wie bereits erwähnt - bei <strong>der</strong> Begehung<br />

deutlich, dass die Bauherren, obwohl sie ursprünglich e<strong>in</strong>en nicht beheizten Keller vorgesehen<br />

hatten, diesen nachträglich <strong>in</strong> allen Räumen mit Heizkörpern hatten ausstatten<br />

lassen. Allerd<strong>in</strong>gs wurde dies nicht als nachträgliche Än<strong>der</strong>ung angegeben.<br />

4.4 Zustimmung<br />

Auf die Frage, ob sie e<strong>in</strong> NEH weiter empfehlen würden, beantworteten 83% <strong>der</strong> Befragten<br />

die Frage une<strong>in</strong>geschränkt mit ja, nur vier Gebäudebesitzer machten hier E<strong>in</strong>schränkungen,<br />

ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Bewohner antwortete mit ne<strong>in</strong>. Auf die Frage, ob es gerechtfertigt<br />

sei, dass die Stadt Münster ihren Bau<strong>in</strong>teressenten e<strong>in</strong>en NEH-Standard vorschreibt,<br />

antwortete ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Befragten mit ne<strong>in</strong>, vielmehr bejahten alle diese Anfor<strong>der</strong>ung<br />

und nannten dabei folgende Argumente:<br />

• „Die Stadt muss weitsichtig planen“<br />

• “<strong>der</strong> NEH-Standard war sowieso vorgesehen“<br />

• “Energiee<strong>in</strong>sparung“<br />

• “Staatliche För<strong>der</strong>ung“<br />

• “NEH ist Standard“<br />

• “Weniger Heizenergie = weniger Folgekosten“<br />

• “Umweltgründe“


56 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

• “Klimaschutz“<br />

• “Zwang muss se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Mensch tut sonst nichts“<br />

• “Vermeidung von Pfusch am Bau“<br />

• “e<strong>in</strong> NEH ist wie e<strong>in</strong> Kat im Auto“<br />

• “Man muss auch an se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> denken“<br />

• “Gesundheit“<br />

• “NEH-Bauweise ist unproblematisch “<br />

• “NEH-Bauweise bewirkt kaum Mehrkosten“<br />

4.5 Zusammenfassung<br />

Die folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse <strong>der</strong> Befragung noch e<strong>in</strong>mal im Überblick.<br />

Fragen Anzahl Anteil [%]<br />

Probleme mit Architekt 3 13%<br />

Probleme mit Handwerker 3 13%<br />

Probleme beim Bauablauf 3 13%<br />

Beanstandungen beim NEH baulich 2 8%<br />

Feuchteprobleme 1 4%<br />

Probleme mit Raumluft 1 4%<br />

Probleme mit Heizung/WW 4 17%<br />

Probleme mit Lüftungsanlage 2 8%<br />

Mehrkosten unbekannt / nicht quantifizierbar 18 75%<br />

Probleme mit Gestaltung 1 4%<br />

Neh-Bauweise = Belastung 1 4%<br />

nachträgliche Än<strong>der</strong>ungen 13 54%<br />

NEH empfehlenswert 20 83%<br />

NEH-Vorschrift zulässig 24 100%<br />

Tabelle 10: Auswertung <strong>der</strong> Befragung <strong>der</strong> NEH-Besitzer (<strong>in</strong>sgesamt 24)<br />

Die Auswertung zeigt, dass die Hauskäufer die NEH-Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Stadt Münster<br />

nicht als Zwang, son<strong>der</strong>n eher als Selbstverständlichkeit bzw. Chance genutzt haben.<br />

Dies zeigte sich auch stimmungsmäßig bei <strong>der</strong> Befragung: Viele Fragen nach möglichen<br />

Problemen wurden von den Bewohnern mit dem Unterton "Wo ist denn da e<strong>in</strong> Problem?"<br />

beantwortet.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 57<br />

5 Abschätzung <strong>der</strong> CO2-E<strong>in</strong>sparung durch den NEH-Standard<br />

<strong>der</strong> Stadt Münster<br />

Bed<strong>in</strong>gt durch ihre NEH-Anfor<strong>der</strong>ungen hat die Stadt Münster erreicht, dass <strong>der</strong> bauliche<br />

Wärmeschutz <strong>der</strong> neu errichteten Gebäude besser geplant bzw. ausgeführt wurde als<br />

er nach WSV 95 erfolgt wäre.<br />

Theoretisch wäre die CO2-E<strong>in</strong>sparung als Differenz zwischen den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

WSV 95 und dem NEH-Standard <strong>in</strong> Münster zu def<strong>in</strong>ieren. Da jedoch <strong>der</strong> NEH-<br />

Standard im Mittel über alle untersuchten Gebäude überschritten wurde, wurde angenommen,<br />

dass ohne diese Anfor<strong>der</strong>ungen die WSV 95 <strong>in</strong> gleichem Maße prozentual<br />

überschritten worden wäre. H<strong>in</strong>zu kommt noch <strong>der</strong> Mehrverbrauch an Heizenergieverbrauch,<br />

<strong>der</strong> durch die beobachteten Mängel entstanden ist. Dieser wurde entsprechend<br />

den Anteilen <strong>der</strong> Leicht- und Massivbauten gewichtet angesetzt (siehe Kapitel 3.5). Die<br />

Differenz zwischen dem (rechnerisch ermittelten) überschrittenen WSV 95-Wert und<br />

dem (tatsächlich) überschrittenen NEH-Standard bildet die Basis für die Ermittlung <strong>der</strong><br />

CO2-E<strong>in</strong>sparung, die durch den NEH-Standard bewirkt worden ist. Die entsprechenden<br />

Zahlen zeigt die folgende Tabelle als Mittelwerte.<br />

Standard Grenzwert Kennwert mängelbed.<br />

nachgerechnet Mehrverbr.<br />

[kWh/(m²*a)] [kWh/(m²*a)] [kWh/(m²*a)]<br />

WSV 95 72,4 78,3 83,3<br />

NEH Münster 62,7 67,7 72,1<br />

E<strong>in</strong>sparung 9,8 10,6 11,3<br />

Tabelle 11: Berechnung <strong>des</strong> Mittelwertes <strong>der</strong> durch den NEH-Standard bewirkten<br />

spezifischen E<strong>in</strong>sparung (Basis 246 Gebäude)<br />

Somit ergibt sich im Mittel über alle 246 Gebäude e<strong>in</strong>e spezifische E<strong>in</strong>sparung von 10,6<br />

kWh/(m²*a) bezogen auf den Kennwert nachgerechnet bzw. 11,3 kWh/(m²*a) bezogen<br />

auf den mängelbed<strong>in</strong>gten Mehrverbrauch.<br />

Für die Hochrechnung <strong>der</strong> CO2-E<strong>in</strong>sparung auf alle 2.459 NEH wurden folgende Annahmen<br />

zu Grunde gelegt:<br />

Da die Wohnfläche nur von den 30 untersuchten Gebäuden, die ausschließlich E<strong>in</strong>familienhäuser<br />

waren, bekannt war, wurde <strong>der</strong>en Mittelwert als Durchschnitt für alle E<strong>in</strong>familienhäuser<br />

übernommen. Für die Mehrfamilienhäuser wurde e<strong>in</strong>e durchschnittliche<br />

Wohnfläche von 85 m² je Wohnung bei 8 Wohnungen pro Gebäude (= 680 m² je<br />

Mehrfamilienhaus) angesetzt. Bezüglich <strong>der</strong> Heizanlagenstruktur wurde ebenfalls die<br />

Anlagenstruktur <strong>der</strong> 30 untersuchten Gebäude <strong>in</strong> Ansatz gebracht.


58 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Da <strong>der</strong> tatsächliche Heizenergieverbrauch <strong>der</strong> untersuchten Gebäude nicht belastbar<br />

war, wurde für die Hochrechnung <strong>des</strong> Heizenergieverbrauchs ohne Warmwasserbereitung<br />

ersatzweise <strong>der</strong> Jahres-Heizwärmebedarf nach WSV 95 als Nutzenergiebedarf<br />

angesetzt.<br />

Die CO2-E<strong>in</strong>sparungen wurden an Hand <strong>der</strong> aktuellen Version <strong>des</strong> Programms GEMIS<br />

berechnet. Die Emissionsfaktoren wurden wie folgt angesetzt:<br />

• Gas-NT-Kessel 280 g/kWhNutzenergie<br />

• Gas-Brennwertkessel 252 g/kWhNutzenergie<br />

• Fernwärme 257 g/kWhNutzenergie<br />

• Holz-Pellet-Heizung 80,3 g/kWhNutzenergie<br />

Die folgende Tabelle zeigt die Ermittlung <strong>der</strong> Wohnfläche aller NEH.<br />

Gebäudeart Anzahl NEH Wohnfläche/Geb. Wohnfl. gesamt<br />

[-] [m²/Geb.] [1.000 m²]<br />

EFH 2.150 144 310,2<br />

MFH 309 680 210,0<br />

Summe/Mittelwert 2.459 212 520,2<br />

Tabelle 12: Ermittlung <strong>der</strong> Wohnfläche aller NEH<br />

Aus <strong>der</strong> Verknüpfung <strong>der</strong> spezifischen Grenz- und Kennwerte mit <strong>der</strong> Anzahl aller<br />

NEH sowie <strong>der</strong> durchschnittlicher Wohnfläche ergibt sich folgende E<strong>in</strong>sparung im Jahres-Heizwärmebedarf.<br />

Standard Grenzwert Kennwert mängelbed.<br />

nachgerechnet Mehrverbr.<br />

[MWh/a] [MWh/a] [MWh/a]<br />

WSV 95 37.690 40.735 43.338<br />

NEH Münster 32.600 35.233 37.485<br />

E<strong>in</strong>sparung 5.091 5.502 5.853<br />

Tabelle 13: Hochrechnung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sparung beim Jahres-Heizwärmebedarf auf alle NEH<br />

Die E<strong>in</strong>sparung beim Jahres-Heizwärmebedarf beträgt 5.502 MWh/a bezogen auf den<br />

Kennwert nachgerechnet, bzw. 5.853 MWh/a bezogen auf den mängelbed<strong>in</strong>gten Mehrverbrauch,<br />

das entspricht e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>sparung von jeweils 14%, die durch den NEH-<br />

Standard im Vergleich zu den Anfor<strong>der</strong>ungen nach WSV 95 realisiert worden s<strong>in</strong>d.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 59<br />

Die Verknüpfung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sparung mit <strong>der</strong> durchschnittlichen Heizanlagenstruktur und<br />

den o.a. CO2-Emissionsfaktoren ergibt die realisierte CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung.<br />

Standard Grenzwert Kennwert mängelbed.<br />

nachgerechnet Mehrverbr.<br />

[t/a] [t/a] [t/a]<br />

WSV 95 9.869 10.666 11.347<br />

NEH Münster 8.536 9.225 9.815<br />

E<strong>in</strong>sparung 1.333 1.441 1.533<br />

Tabelle 14: CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung aller NEH <strong>in</strong> Münster<br />

Die Stadt Münster hat mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>des</strong> NEH-<strong>Standards</strong> e<strong>in</strong>e CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von<br />

14% entsprechend 1.441 t/a bezogen auf den Kennwert nachgerechnet bzw. 1.533 t/a<br />

bezogen auf den mängelbed<strong>in</strong>gten Mehrverbrauch bewirkt. Der Beirat Klima und Energie<br />

hat 1995 im Neubaubereich e<strong>in</strong> CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ungspotenzial von 772 t/a bis 2005 ermittelt.<br />

Damit hat die Stadt Münster bis Ende 2001 dieses Ziel bezogen auf den mängelbed<strong>in</strong>gten<br />

Mehrverbrauch zu fast 100% übererfüllt.<br />

Weitere rd. 6%, entsprechend 734 t CO2/a, hätten dadurch e<strong>in</strong>gespart werden können,<br />

dass bereits im Vorfeld die Wärmeschutznachweise kontrolliert worden wären, und<br />

33% davon hätten korrigiert werden müssen, da sie <strong>in</strong> Wirklichkeit nach <strong>der</strong> Kontrolle<br />

über den NEH-Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Stadt Münster gelegen haben.<br />

Auch die mängelbed<strong>in</strong>gten Mehrverbräuche hätten sich durch e<strong>in</strong>e entsprechende baubegleitende<br />

Qualitätssicherung fast ausnahmslos vermeiden lassen. Diese hätte zu e<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>sparung von weiteren rd. 6 %, entsprechend 627 t CO2/a geführt.<br />

Weitere CO2-E<strong>in</strong>sparungen hätten dadurch realisiert werden können, dass<br />

• durch entsprechende Beratung Reserven bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Dämmstoffstärke sowie<br />

<strong>der</strong> Wärmeleitfähigkeit ausgenutzt worden wären,<br />

• die Heizungen nicht nur vorschriftsgerecht gebaut, son<strong>der</strong>n auch energieeffizient<br />

e<strong>in</strong>gestellt worden wären (niedrige Vorlauftemperaturen, Nachtabschaltung).<br />

Diese Punkte lassen sich nicht e<strong>in</strong>zeln quantifizieren. Sie liegen <strong>in</strong> ihrer Größenordnung<br />

<strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bereich von (geschätzt) weiteren rd. 3% Heizenergie, entsprechend<br />

294 t CO2/a. Das folgende Bild zeigt die Ergebnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zusammenfassung.


60 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

CO2-Emissionen [t/a]<br />

NEH Münster<br />

CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ungspotenziale bei NEH<br />

12.000<br />

11.000<br />

10.000<br />

9.000<br />

8.000<br />

7.000<br />

6.000<br />

100%<br />

86%<br />

80%<br />

75% 72%<br />

WSV 95<br />

NEH Münster<br />

Kontrolle Wärmeschutznachweise<br />

baubegleitende Qualitätssicherung<br />

baubegleitende Beratung<br />

Bild 11: CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung durch NEH-Standard, Kontrolle <strong>der</strong><br />

Wärmeschutznachweise und Qualitätssicherung und Beratung<br />

Die alle<strong>in</strong>ige For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>haltung <strong>des</strong> NEH-<strong>Standards</strong> <strong>der</strong> Stadt Münster hat folglich<br />

etwa 48% <strong>der</strong> <strong>in</strong>sgesamt möglichen CO2-E<strong>in</strong>sparung bewirkt. Weitere E<strong>in</strong>sparungen<br />

hätten durch baubegleitende Beratung bzw. Kontrolle erzielt werden können, ohne<br />

dass <strong>der</strong> bauliche Wärmeschutz weiter hätte verschärft werden müssen.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 61<br />

6 Empfehlungen für den NEH-Standard Münster 2002<br />

6.1 Resüme<br />

Die <strong>Evaluierung</strong>sergebnisse zeigen, dass die E<strong>in</strong>führung <strong>des</strong> NEH-<strong>Standards</strong> <strong>in</strong> Münster<br />

zu e<strong>in</strong>em – auch über die Grenzen von Münster h<strong>in</strong>aus – bemerkenswerten und <strong>in</strong> diesem<br />

Umfang nicht erwartbaren wirtschafts- und umweltpolitischen Erfolg geführt hat:<br />

• Es konnten erhebliche E<strong>in</strong>sparungen bei den laufenden Energiekosten für die Bewohner<br />

<strong>der</strong> rund 2.460 Niedrigenergiehäuser erreicht werden, und dies bei zu vernachlässigenden<br />

<strong>in</strong>vestiven Mehrkosten bei <strong>der</strong> Gebäudeerrichtung.<br />

• Das vom Beirat Klima und Energie ausgegebene CO2-Reduktionsziel von 772 t/a für<br />

den Neubau auf städtischen Grundstücken bis 2005 wurde schon bis 2001 zu fast<br />

100 % übererfüllt. Die tatsächliche CO2-Reduktion beträgt 1.533 t/a.<br />

• Bei den Bewohnern herrscht e<strong>in</strong>e hohe Akzeptanz für die NEH-Bauweise vor, 83 %<br />

<strong>der</strong> Befragten würden diese weiterempfehlen.<br />

Aus diesem Grund sollte die generelle Strategie, e<strong>in</strong>e gegenüber den gesetzlichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

verschärften energetischen Standard beim Kauf städtischer Grundstücke<br />

festzuschreiben, weiter verfolgt werden.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs hat sich gezeigt, dass sowohl bei <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> Gebäude als auch bei <strong>der</strong><br />

baulichen Ausführung z.T. noch erhebliche Probleme bestehen, die neben <strong>der</strong> teilweisen<br />

Nichte<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> städtischen Anfor<strong>der</strong>ungen zu vermeidbaren Mehrverbräuchen an<br />

Energie und damit zu vermeidbaren CO2-Emissionen führen. Wenn die Stadt Münster<br />

ihre CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsstrategien bei Neubauten erfolgreich weiter verfolgen will, sollte<br />

sie<br />

• die Anfor<strong>der</strong>ungen an den energetischen Standard verglichen mit <strong>der</strong> heute geltenden<br />

Energiee<strong>in</strong>sparverordnung EnEV verschärfen und<br />

• alle Bauherren auf e<strong>in</strong>e baubegleitende Qualitätssicherung verpflichten.<br />

6.2 Berücksichtigung <strong>der</strong> EnEV<br />

Das Inkrafttreten <strong>der</strong> EnEV zum 01.02.2002 soll für erhöhte Anfor<strong>der</strong>ungen an den<br />

baulichen Wärmeschutz sowie die Verknüpfung <strong>des</strong> baulichen Wärmeschutzes mit <strong>der</strong><br />

Heizungsanlage sorgen.


62 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Nach Angaben <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>baum<strong>in</strong>isteriums s<strong>in</strong>kt <strong>der</strong> Heizenergieverbrauch <strong>der</strong> Neubauten<br />

auf Grund <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> EnEV um rund 30% im Vergleich zur WSV 95.<br />

Nach Berechnungen <strong>des</strong> Institutes Wohnen und Umwelt <strong>in</strong> Darmstadt 5 (IWU) tritt die<br />

E<strong>in</strong>sparung <strong>in</strong> diesem Umfang nicht e<strong>in</strong>, vielmehr ist zur Erreichung e<strong>in</strong>es NEH-<br />

<strong>Standards</strong> nach IWU e<strong>in</strong>e Absenkung <strong>des</strong> spezifischen Transmissionswärmeverlustes<br />

HT (W/(m²*K)) nach EnEV um 20% erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Der Ansatz <strong>der</strong> EnEV, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art Ausgleichsverfahren bessere und weniger gute<br />

Komponenten mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verknüpfen zu können, ist im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Gestaltungsfreiheit<br />

<strong>der</strong> Planers s<strong>in</strong>nvoll und ermöglicht Spielräume bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>des</strong> Gesamtziels<br />

Energiee<strong>in</strong>sparung. Die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> EnEV gerade an kle<strong>in</strong>e Wohngebäude wie<br />

E<strong>in</strong>familienhäuser ist jedoch so mo<strong>der</strong>at, dass es möglich ist, e<strong>in</strong>en nur mäßigen baulichen<br />

Wärmeschutz durch e<strong>in</strong>e hocheffiziente Heizungsanlage zu kompensieren. Die<br />

Untersuchung hat gezeigt, dass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es Brennwert-Kessels (2/3 aller gasbeheizten<br />

Gebäude) Standard ist, 27 % verfügen über e<strong>in</strong>e Solaranlage. Diese Gebäude<br />

können nach EnEV nun wesentlich schlechter als nach bisherigem <strong>in</strong> Münster festgesetztem<br />

Wärmeschutz-Standard gebaut werden (bis zu 30 %). Bei Fernwärme kann sich<br />

<strong>der</strong> Wärmedämmstandard noch weiter verschlechtern, so dass es hier <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen bei<br />

E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> EnEV auf <strong>der</strong> Seite <strong>des</strong> baulichen Wärmeschutzes zu Überschreitung <strong>der</strong><br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> bislang geltenden WSV 95 kommen kann. Dies wird vor allem <strong>in</strong><br />

Fernwärmevorranggebieten zum Tragen kommen, da e<strong>in</strong>e Fernwärmeheizung von <strong>der</strong><br />

EnEV als hocheffizientes Heizsystem def<strong>in</strong>iert wird. Dies ist umweltpolitisch nicht<br />

s<strong>in</strong>nvoll.<br />

6.3 Planungs- und baubegleitende Qualitätssicherung<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund, dass bereits die WSV 95 und mitgeltende Normen nach den Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> Gutachter oft nicht e<strong>in</strong>gehalten worden s<strong>in</strong>d, steht zu erwarten, dass bei<br />

verschärften Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Abstand zwischen den Anfor<strong>der</strong>ungen e<strong>in</strong>erseits und<br />

<strong>der</strong> baulichen Ausführung an<strong>der</strong>erseits noch größer wird. Aus diesem Grund ist e<strong>in</strong>e<br />

Schulung aller am Bau Beteiligten im H<strong>in</strong>blick auf die E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> EnEV dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich, ebenso notwendig ist e<strong>in</strong>e baubegleitende Qualitätssicherung<br />

bei <strong>der</strong> Planung und Bauausführung.<br />

E<strong>in</strong>e Schulung erfolgt i.d.R. über die Fachverbände und für die Teilnehmer auf freiwilliger<br />

Basis. Die Stadt Münster hat hier we<strong>der</strong> direkt noch <strong>in</strong>direkt e<strong>in</strong>e Zugriffsmög-<br />

5 Institut Wohnen und Umwelt (IWU): EnEV erreicht noch nicht den NEH-Standard, Mitteilung im Internet:<br />

http://www.iwu.de/aktuell/aktenerg.htm vom 16.11.2001


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 63<br />

lichkeit. Die Stadt sollte aber an <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>es Schulungsprogramms mitwirken,<br />

<strong>in</strong> das die Ergebnisse dieser Untersuchung e<strong>in</strong>fließen.<br />

An<strong>der</strong>s sieht es dagegen bei <strong>der</strong> baubegleitenden Qualitätssicherung aus, hier hat die<br />

Stadt Münster über die Kaufverträge genauso E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten wie auf e<strong>in</strong> bestimmtes<br />

energetisches Anfor<strong>der</strong>ungsniveau.<br />

6.4 RAL-Gütezeichen als zukünftiger NEH-Standard <strong>in</strong> Münster<br />

Die Gutachter empfehlen, <strong>in</strong> den Kaufverträgen für städtische Grundstücke die E<strong>in</strong>haltung<br />

<strong>des</strong> RAL-Gütezeichens „Niedrigenergiebauweise“ festzulegen (RAL-GZ 965).<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Dieses RAL-Gütezeichen ist aktuell auf die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> EnEV abgestimmt worden<br />

6 . Es be<strong>in</strong>haltet i.W.:<br />

• Senkung <strong>des</strong> Transmissionswärmeverlustes HT‘ um 30% gegenüber den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> EnEV<br />

• Anfor<strong>der</strong>ungen an die Vermeidung bzw. M<strong>in</strong>imierung von Wärmebrücken<br />

• Anfor<strong>der</strong>ungen an die Luftdichtheit (n50 < 1,0 h -1 )<br />

• Anfor<strong>der</strong>ungen an die Heizungsanlage<br />

• Bei Gasanschluss: E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es Brennwertkessels<br />

• Leistungsangepasste Pumpen mit selbsttätiger Anpassung an den sich verän<strong>der</strong>nden<br />

Wärmebedarf im Betrieb<br />

• Durchführung e<strong>in</strong>es hydraulischen Abgleichs<br />

• Effiziente Warmwasserbereitung<br />

• Anfor<strong>der</strong>ungen an Lüftungsanlagen<br />

• Bauüberwachung bei Planung und Ausführung<br />

6 Gütegeme<strong>in</strong>schaft Niedrigenergie-Häuser e.V.: Güte- und Prüfbestimmungen für die Planung und Bauausführung<br />

von Häusern <strong>in</strong> Niedrigenergiebauweise – Neue EnEV-Fassung Stand MV 24.02.02 (noch nicht von <strong>der</strong> RAL<br />

bestätigt), Detmold, 2002; Internetadresse: http://www.guetezeichen-neh.de


64 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Überwachung<br />

Die Überwachung erfolgt über zertifizierte Büros aus <strong>der</strong> Region. Zurzeit gibt es noch<br />

ke<strong>in</strong>e Güteprüfer <strong>in</strong> Münster und Umgebung, son<strong>der</strong>n erst <strong>in</strong> Lemgo und Detmold.<br />

Nach Angaben <strong>des</strong> Niedrig-Energiehaus-Institus <strong>in</strong> Detmold können bei Bedarf <strong>in</strong> Münster<br />

entsprechende Güteprüfer geschult und zertifiziert werden.<br />

Die Verpflichtung auf das RAL-Gütezeichen NEH bietet e<strong>in</strong>e nachhaltige CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsstrategie<br />

„aus e<strong>in</strong>er Hand“ an. Für die Stadt Münster entstehen ke<strong>in</strong>e direkten<br />

Kosten o<strong>der</strong> Sachaufwendungen, es ist lediglich e<strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong> Ratsbeschluss erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Der Bauherr hat hierdurch gleichzeitig e<strong>in</strong>en kompetenten Ansprechpartner<br />

für alle energetisch relevanten Fragen.<br />

Kosten<br />

Das RAL-Gütezeichen bedeutet Mehrkosten für den Bauherren, diese amortisieren sich<br />

aber alle<strong>in</strong> schon aus <strong>der</strong> erzielbaren Kostene<strong>in</strong>sparung. Die anfallenden Zusatzkosten<br />

lassen sich aufteilen <strong>in</strong>:<br />

• Kosten für baulichen Mehraufwand (mehr Dämmstoff, bessere Heizungstechnologie,<br />

usw.)<br />

• Kosten für das RAL-Gütezeichen <strong>in</strong>cl. baubegleiten<strong>der</strong> Qualitätssicherung<br />

Die Kosten für den baulichen Mehraufwand lassen sich im Rahmen dieses Gutachtens<br />

nicht quantifizieren, ihre Größenordnung wird jedoch bei wenigen Prozent <strong>der</strong> Bausumme<br />

liegen, sie amortisieren sich mittelfristig über die e<strong>in</strong>gesparten Heizkosten.<br />

Die Kosten für das RAL-Gütezeichen betragen für<br />

• Die baubegleitende Qualitätssicherung <strong>in</strong>cl. Blower-Door-Test (BDT) rd. 2.000 €<br />

• Gebühr für das RAL-Gütezeichen für Planung und Ausführung für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>familien-<br />

Doppelhaushälfte bzw. e<strong>in</strong> Reihenhaus rd. 300 €<br />

und liegen somit bei <strong>in</strong>sgesamt rd. 2.300 €.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 65<br />

Vorteile:<br />

Für alle Beteiligten ergeben sich durch e<strong>in</strong>e baubegleitende Qualitätssicherung Vorteile,<br />

die sich nicht direkt monetär quantifizieren lassen:<br />

• Bauherren:<br />

• Ref<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> durch das RAL-Gütezeichen bed<strong>in</strong>gten Mehrkosten<br />

• bessere Planungs- und Ausführungsqualität,<br />

• weniger Bauschäden (neben den niedrigeren Energiekosten.),<br />

• teilweise Investitionskostene<strong>in</strong>sparung durch Verzicht auf überflüssige Konstruktionen<br />

bzw. Anlagenteile (z.B. Warmwasser-Zirkulation)<br />

• Architekten/Bauträger/Handwerker:<br />

• Fortbildung über "tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g on the job",<br />

• Wettbewerbsvorteile gegenüber <strong>der</strong> Konkurrenz,<br />

• Vermeidung von Folgeschäden<br />

• Stadt Münster:<br />

• Transparenz <strong>des</strong> gesamten Prozesses,<br />

• Möglichkeit e<strong>in</strong>er Erfolgskontrolle bzw. <strong>Evaluierung</strong><br />

An Hand <strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse <strong>der</strong> evaluierten Gebäude kann näherungsweise<br />

e<strong>in</strong>e Gegenrechnung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesparten Kosten gemacht werden. Wie <strong>in</strong> Kapitel 4 ausgeführt<br />

wurde, hätten sich selbst bei E<strong>in</strong>haltung <strong>des</strong> NEH-<strong>Standards</strong> <strong>der</strong> Stadt Münster<br />

durch e<strong>in</strong>e baubegleitende Qualitätssicherung weitere rd. 15% an Heizenergie e<strong>in</strong>sparen<br />

lassen. Wären gleichzeitig leistungsangepasste und selbsttätig regelnde Pumpen e<strong>in</strong>gebaut<br />

worden, würden die Heizungsanlagen konsequent mit Nachtabschaltung gefahren<br />

und hätte man auf die (i.d.R. überflüssigen) Warmwasser-Zirkulationspumpen verzichtet,<br />

so wäre auch <strong>der</strong> Pumpstromverbrauch entsprechend niedriger. Über die abgelesenen<br />

Heizenergieverbräuche und die rechnerisch ermittelten Pumpstromverbräuche lassen<br />

sich nun die Energiee<strong>in</strong>sparungen und Energiekostene<strong>in</strong>sparungen darstellen. Um<br />

die über die Jahre aufsummierten Kostene<strong>in</strong>sparungen mit den e<strong>in</strong>malig anfallenden<br />

Kosten <strong>des</strong> RAL-Gütezeichens vergleichen zu können, wurden die e<strong>in</strong>gesparten Heizkosten<br />

bei <strong>der</strong> baulichen Hülle auf 30 Jahre betrachtet und auf heute mit 5%/a abgez<strong>in</strong>st,<br />

die e<strong>in</strong>gesparten Stromkosten wurden auf e<strong>in</strong>e Lebensdauer von 20 Jahren betrachtet<br />

und ebenfalls auf heute abgez<strong>in</strong>st. (Die Angaben beziehen sich auf den (vom<br />

Verbrauch und <strong>der</strong> Größe her) Durchschnitt <strong>der</strong> evaluierten Gebäude, es wurden aktuelle<br />

Energiepreise <strong>der</strong> Stadtwerke Münster zu Grunde gelegt.)


66 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Verbrauch Energie- Betrachtungs- Kostene<strong>in</strong>sparung<br />

zeitraum e<strong>in</strong>sparung<br />

[kWh/a] [kWh/a] [a] [€]<br />

Heizung/WW 16.200 2.430 30 1.620<br />

Pumpstrom 470 430 20 800<br />

Summe 2.420<br />

Tabelle 15: E<strong>in</strong>sparung an Heiz- und Pumpstromkosten e<strong>in</strong>es durchschnittlichen NEH<br />

Die Tabelle 15 zeigt, dass die Mehrkosten <strong>des</strong> RAL-Gütezeichens durch die e<strong>in</strong>gesparten<br />

Energiekosten aufgewogen werden. Nicht berücksichtigt wurden die (im Rahmen<br />

dieses Gutachtens nicht kalkulierbaren) niedrigeren Investitionskosten auf Grund <strong>des</strong><br />

Verzichts auf die Warmwasser-Zirkulation. Dies würde das Ergebnis <strong>der</strong> Kostene<strong>in</strong>sparung<br />

weiter verbessern.<br />

Die Verpflichtung auf das RAL-Gütezeichen „NEH“ wird zusammenfassend als<br />

e<strong>in</strong>e erfolgversprechende Klimaschutzstrategie im Neubau empfohlen. Alle Architekten,<br />

Statiker und Handwerker, die unter diesem RAL-Gütezeichen gearbeitet<br />

haben, werden e<strong>in</strong>en erheblichen Teil dieser Erfahrungen <strong>in</strong> ihre zukünftige Arbeit<br />

e<strong>in</strong>fließen lassen (Multiplikatoreffekt).


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 67<br />

7 Kurzfassung<br />

Resüme<br />

Die <strong>Evaluierung</strong>sergebnisse zeigen, dass die E<strong>in</strong>führung <strong>des</strong> NEH-<strong>Standards</strong> <strong>in</strong> Münster<br />

zu e<strong>in</strong>em – auch über die Grenzen von Münster h<strong>in</strong>aus – bemerkenswerten und <strong>in</strong> diesem<br />

Umfang nicht erwartbaren wirtschafts- und umweltpolitischen Erfolg geführt hat:<br />

• Es konnten erhebliche E<strong>in</strong>sparungen bei den laufenden Energiekosten für die Bewohner<br />

<strong>der</strong> rund 2.460 Niedrigenergiehäuser erreicht werden, und dies bei zu vernachlässigenden<br />

<strong>in</strong>vestiven Mehrkosten bei <strong>der</strong> Gebäudeerrichtung.<br />

• Das vom Beirat Klima und Energie ausgegebene CO2-Reduktionsziel für den Neubaubereich<br />

bis 2005 wurde schon bis 2001 zu fast 100% übererfüllt.<br />

• Bei den Bewohnern herrscht e<strong>in</strong>e hohe Akzeptanz für die NEH-Bauweise vor, 83 %<br />

<strong>der</strong> Befragten würden diese weiterempfehlen.<br />

Aus diesem Grund sollte die generelle Strategie, e<strong>in</strong>e gegenüber den gesetzlichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

verschärften energetischen Standard beim Kauf städtischer Grundstücke<br />

festzuschreiben, weiter verfolgt werden.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs hat sich gezeigt, dass sowohl bei <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> Gebäude als auch bei <strong>der</strong><br />

baulichen Ausführung z.T. noch erhebliche Probleme bestehen, die neben <strong>der</strong> teilweisen<br />

Nichte<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> städtischen Anfor<strong>der</strong>ungen zu vermeidbaren Mehrverbräuchen an<br />

Energie und damit zu vermeidbaren CO2-Emissionen führen. Wenn die Stadt Münster<br />

ihre CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsstrategien bei Neubauten erfolgreich weiter verfolgen will, sollte<br />

sie<br />

• die Anfor<strong>der</strong>ungen an den energetischen Standard verglichen mit <strong>der</strong> heute geltenden<br />

Energiee<strong>in</strong>sparverordnung EnEV verschärfen und<br />

• alle Bauherren auf e<strong>in</strong>e baubegleitende Qualitätssicherung verpflichten.<br />

Untersuchte Gebäude<br />

Im Vorfeld <strong>der</strong> Untersuchung hatte die Stadtverwaltung 24 bereits fertig erstellte und 6<br />

noch im Bau bef<strong>in</strong>dliche Gebäude für die <strong>Evaluierung</strong> ausgewählt, die möglichst repräsentativ<br />

se<strong>in</strong> sollten. Die untersuchten Gebäude s<strong>in</strong>d zu rd. 2/3 Doppelhaushälften o<strong>der</strong><br />

Reihenendhäuser, rd. 1/3 s<strong>in</strong>d freistehend o<strong>der</strong> Reihenmittelhäuser. 40 % <strong>der</strong> untersuchten<br />

Gebäude s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Leichtbauweise erstellt.


68 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Richtigkeit <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Gutachter war es zunächst, die Wärmeschutznachweise auf Richtigkeit und<br />

Plausibilität zu überprüfen. Die Nachrechnung <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise ergab e<strong>in</strong>en<br />

im Mittel um 21% höheren spezifischen Jahres-Heizwärmebedarf als bei den ursprünglich<br />

e<strong>in</strong>gereichten Nachweisen. Der von <strong>der</strong> Stadt Münster festgesetzte Kennwert wurde<br />

dabei jedoch immer noch um 5% unterschritten.<br />

spez. Jahres-<br />

Heizwärmebedarf<br />

[kWh/(m²*a)]<br />

NEH Münster<br />

Mittelwerte <strong>der</strong> Grenzwerte / Kennwerte<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Grenzwert WSV 95<br />

74<br />

116%<br />

Grenzwert NEH Münster<br />

64<br />

100% 80% 95%<br />

Kennwert e<strong>in</strong>gereicht<br />

51<br />

Grenzwerte / Kennwerte<br />

Kennwert nachgerechnet<br />

Bild 12: Vergleich <strong>der</strong> gemittelten Grenz- und Kennwerte über alle Gebäude <strong>der</strong><br />

Stichprobe<br />

Betrachtet man die Auswirkungen <strong>der</strong> fehlerhaften Berechnungen auf den Jahresheizwärmebedarf<br />

aller untersuchten Gebäude, so machen die beiden größten Fehler,<br />

vergessene Kellerabgänge sowie falsche U-Werte von Haustüren, zusammen bereits<br />

knapp 60% <strong>der</strong> gesamten Abweichungen aus, d.h. alle<strong>in</strong> die Vermeidung dieser beiden<br />

Fehler würde zukünftig die Abweichungen erheblich m<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

61


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 69<br />

NEH Münster<br />

Abweichung <strong>der</strong> nachgerechneten von den e<strong>in</strong>gereichten<br />

Wärmeschutznachweisen<br />

Kellerabgänge<br />

vergessen<br />

Abweichung <strong>des</strong> Jahres-<br />

Heizwärmebedarfs Q_H [%]<br />

12%<br />

11%<br />

10%<br />

9%<br />

8%<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

4%<br />

3%<br />

2%<br />

1%<br />

0%<br />

-1%<br />

-2%<br />

Keller<br />

Türen als<br />

Fenster<br />

gerechnet<br />

Tür<br />

falsche zusätzl.<br />

VolumenDach- falsche<br />

berechnungflächen<br />

U-Werte<br />

fenster<br />

Lüftung<br />

Fenster_Dach<br />

Fenster_Wand<br />

Gew<strong>in</strong>ne_solar<br />

falsche<br />

g-Werte<br />

Wand<br />

Bauteil / Komponente<br />

Rechenfehler<br />

Dach<br />

Rechenfehler<br />

Decke_Luft<br />

Rechenfehler<br />

Gew<strong>in</strong>ne_<strong>in</strong>tern<br />

falsche<br />

Volumenberechnung<br />

Bild 13: Auswirkungen <strong>der</strong> fehlerhaften Berechnungen auf den<br />

Jahresheizwärmebedarf über alle untersuchten Gebäude kumuliert<br />

Zukünftig s<strong>in</strong>d hier e<strong>in</strong>e erhöhte Sensibilisierung <strong>der</strong> Architekten/Bauträger sowie verstärkte<br />

Kontrollen erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Qualität <strong>der</strong> Bauausführung<br />

Bei <strong>der</strong> Begehung <strong>der</strong> Gelände wurden über e<strong>in</strong> vorgefertigtes Raster, beg<strong>in</strong>nend mit<br />

<strong>der</strong> Heizungsanlage, alle energierelevanten Anlagen bzw. Bauteile untersucht.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Qualität <strong>des</strong> baulichen Wärmeschutzes läßt sich sagen, dass i.d.R. bei<br />

allen untersuchten Gebäuden die Dämmung <strong>der</strong> Außenwände, <strong>der</strong> Dächer sowie <strong>der</strong><br />

Keller, soweit diese überprüfbar war, den planerischen Vorgaben entsprach und dass<br />

auch die Fenster bis auf (undichte) Kellerfenster i.d.R. fachgerecht ausgeführt waren.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Luftdichtheit gab es fast durchgängig Probleme mit den Dächern,<br />

Haustüren und vere<strong>in</strong>zelt (leicht behebbare) Mängel an Fenstertüren. Dort, wo <strong>in</strong>dividuell<br />

geplant wurde, egal ob <strong>in</strong> Leicht- o<strong>der</strong> Massivbaubauweise, lag die Qualität <strong>der</strong><br />

Luftdichtungsebene <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand <strong>der</strong> Ausführenden, was teils zu gravierenden Leckagen<br />

und teils aber auch zu akzeptablen Ergebnissen führte. Dies bestätigt die Erkenntnis, die<br />

die Gutachter aus an<strong>der</strong>en Tätigkeiten haben, dass Handwerker und Architekten zurzeit<br />

noch Probleme bei <strong>der</strong> luftdichten Konstruktion und Ausführung von Gebäuden haben,<br />

während Systemhausanbieter die Konstruktionen z.T. schon versiert luftdicht ausführen.


70 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Bei 9 Gebäuden wurde e<strong>in</strong> Blower-Door-Test durchgeführt. In zwei Fällen (22 %)<br />

waren die Messergebnisse bezogen auf DIN-Anfor<strong>der</strong>ungen zu hoch, <strong>in</strong> weiteren 5<br />

(56%) bezogen auf die von den Gutachtern empfohlenen Grenzwerte, allerd<strong>in</strong>gs konnten<br />

<strong>in</strong> allen Fällen Vorschläge für e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong> Luftdichtheit gemacht werden.<br />

In fünf Gebäuden wurden ergänzend zum BDT Thermografieaufnahmen gemacht. Sie<br />

ergaben häufig Wärmebrücken, vor allem im Übergangsbereich Kellersohle/-decke zum<br />

aufgehenden Mauerwerk. Alle Wärmebrücken hätten durch e<strong>in</strong>e rechtzeitige, sorgfältige<br />

Planung vermieden werden können. Nachbesserungsmaßnahmen konnten hier nicht<br />

vorgeschlagen werden.<br />

Es wurde überschlägig abgeschätzt, <strong>in</strong> wie weit die festgestellten Mängel den spezifischen<br />

Jahres-Heizwärmebedarf erhöhen, <strong>der</strong> bed<strong>in</strong>gt durch die Mängel <strong>in</strong> den Wärmeschutznachweisen<br />

<strong>in</strong> den nachgerechneten Nachweisen ohneh<strong>in</strong> höher war als <strong>in</strong> den<br />

ursprünglich e<strong>in</strong>gereichten.<br />

NEH Münster<br />

Differenzierung <strong>der</strong> Kennwerte nach Massiv- und Leichtbau<br />

spez. Jahres-<br />

Heizwärmebedarf<br />

[kWh/(m²*a)]<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

64<br />

Grenzwert NEH<br />

Kennwert e<strong>in</strong>gereicht Massivbau<br />

100% 86% 102% 109%<br />

55<br />

Kennwert nachgerechnet Massivbau<br />

65<br />

69<br />

Kennwert e<strong>in</strong>gereicht Leichtbau<br />

Kennwert Massivbau <strong>in</strong>cl. Mängel<br />

46<br />

Kennwert nachgerechnet Leichtbau<br />

Grenzwerte / Kennwerte<br />

Bild 14: Spezifische Kennwerte über alle Gebäude<br />

72% 86% 89%<br />

55<br />

Kennwert Leichtbau <strong>in</strong>cl. Mängel<br />

Zur Vermeidung dieser Mängel s<strong>in</strong>d hier entsprechende Schulungsmaßnahmen und<br />

Kontrollen <strong>der</strong> Bauausführung erfor<strong>der</strong>lich.<br />

56


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 71<br />

Energieverbrauch<br />

Bei <strong>der</strong> Begehung <strong>der</strong> Gebäude wurde <strong>der</strong> tatsächliche Energieverbrauch für Heizung<br />

und Warmwasserbereitung aufgenommen. Da bei über e<strong>in</strong>em Viertel <strong>der</strong> Gebäude <strong>der</strong><br />

Ablesezeitraum noch nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> ganzes Jahr betrug, lassen sich erst <strong>in</strong> zwei bis<br />

drei Jahren, wenn alle Gebäude m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens 3 Heizperioden durchlaufen haben, belastbare<br />

Aussagen machen.<br />

Untersuchungsergebnisse <strong>der</strong> Heizungsanlagen<br />

Zusätzlich zu dem baulichen Zustand wurden auch die Heizungsanlagen <strong>in</strong> die Untersuchung<br />

mit e<strong>in</strong>bezogen, da <strong>der</strong> tatsächliche Energieverbrauch e<strong>in</strong>es Gebäu<strong>des</strong> außer<br />

durch die bauliche Qualität auch wesentlich durch die Qualität <strong>der</strong> Ausführung <strong>der</strong> Heizungsanlage<br />

bestimmt wird. Das Ergebnis war, dass die gesetzlichen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Heizanlagenverordnung (HeizAnlV) <strong>in</strong> 93 % <strong>der</strong> Fälle nicht e<strong>in</strong>gehalten wurden. Es<br />

zeigten sich vor allem folgende Schwachstellen:<br />

• unzureichende Dämmstoffstärke <strong>der</strong> Rohrleitungsdämmung von nur 1-1,5 cm (m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens<br />

2 cm s<strong>in</strong>d vorgeschrieben)<br />

• ungedämmte Rohrleitungsstrecken<br />

• fehlende Armaturendämmung<br />

• überdimensionierte und <strong>in</strong> ihrer Leistung zu hoch e<strong>in</strong>gestellte Heizungs- und Warmwasserzirkulationspumpen<br />

• e<strong>in</strong> hydraulischer Abgleich (nach VOB Vorschrift) ist oft nicht möglich, da bei <strong>der</strong><br />

Hälfte <strong>der</strong> Gebäude vore<strong>in</strong>stellbare Thermostatventile fehlen<br />

Auch hier ist e<strong>in</strong>e entsprechende Sensibilisierung <strong>der</strong> Bauherren, Schulung <strong>der</strong> Ausführenden<br />

sowie baubegleitende Kontrollen erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Bewohnerbefragung<br />

Zusätzlich wurden die Bewohner <strong>der</strong> fertig erstellten Gebäude bei <strong>der</strong> Begehung über<br />

ihre Zufriedenheit mit den NEH befragt. Es zeigte sich, dass die Befragten sowohl mit<br />

<strong>der</strong> Planung und Ausführung als auch mit <strong>der</strong> Situation nach dem Bezug <strong>der</strong> Gebäude<br />

sehr zufrieden waren. Es wurde deutlich, dass die Bauherren die NEH-Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Stadt Münster nicht als Zwang, son<strong>der</strong>n eher als Chance genutzt, bzw. als Selbstverständlichkeit<br />

angesehen hatten.


72 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Erzielte CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

Bed<strong>in</strong>gt durch die NEH-Anfor<strong>der</strong>ungen hat die Stadt Münster erreicht, dass <strong>der</strong> bauliche<br />

Wärmeschutz von 2.459 Gebäuden besser geplant bzw. ausgeführt wurde als es<br />

nach WSV 95 erfolgt wäre. Die Stadt Münster hat mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>des</strong> NEH-<br />

<strong>Standards</strong> e<strong>in</strong>e CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von 14% entsprechend 1.533 t/a bewirkt und damit ihr<br />

CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsziel im Neubau von 772 t/a um fast 100% übererfüllt. Weitere rd. 6%,<br />

entsprechend 734 t CO2/a, hätten durch Kontrolle <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise und anschließende<br />

Korrektur e<strong>in</strong>gespart werden können, weitere rd. 6%, entsprechend 627 t<br />

CO2/a, hätten durch e<strong>in</strong>e Vermeidung von mängelbed<strong>in</strong>gten Mehrverbräuchen durch<br />

e<strong>in</strong>e baubegleitende Qualitätssicherung e<strong>in</strong>gespart werden können, sowie weitere 3%,<br />

entsprechend 294 t CO2/a, u.a. durch baubegleitende Beratung.<br />

CO2-Emissionen [t/a]<br />

NEH Münster<br />

CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ungspotenziale bei NEH<br />

12.000<br />

11.000<br />

10.000<br />

9.000<br />

8.000<br />

7.000<br />

6.000<br />

100%<br />

86%<br />

80%<br />

75% 72%<br />

WSV 95<br />

NEH Münster<br />

Kontrolle Wärmeschutznachweise<br />

baubegleitende Qualitätssicherung<br />

baubegleitende Beratung<br />

Bild 15: CO2-M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung durch NEH-Standard, Kontrolle <strong>der</strong> Wärmeschutznachweise<br />

und baubegleitende Qualitätssicherung und Beratung<br />

Die alle<strong>in</strong>ige For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>haltung <strong>des</strong> NEH-<strong>Standards</strong> <strong>der</strong> Stadt Münster hat folglich<br />

etwa 48% <strong>der</strong> <strong>in</strong>sgesamt möglichen CO2-E<strong>in</strong>sparung bewirkt. Weitere E<strong>in</strong>sparungen<br />

hätten durch baubegleitende Beratung bzw. Kontrolle erzielt werden können, ohne<br />

dass <strong>der</strong> bauliche Wärmeschutz weiter hätte verschärft werden müssen.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 73<br />

Abschließende Empfehlungen<br />

Die Gutachter empfehlen, zukünftig <strong>in</strong> den Kaufverträgen für städtische Grundstücke<br />

die E<strong>in</strong>haltung <strong>des</strong> RAL-Gütezeichens „Niedrigenergiebauweise“ festzulegen (RAL-GZ<br />

965). Die Verpflichtung auf das RAL-Gütezeichen NEH bietet e<strong>in</strong>e nachhaltige CO2-<br />

M<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsstrategie „aus e<strong>in</strong>er Hand“ an. Für die Stadt Münster entstehen ke<strong>in</strong>e direkten<br />

Kosten o<strong>der</strong> Sachaufwendungen, es ist lediglich e<strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong> Ratsbeschluss<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Die Mehrkosten <strong>des</strong> RAL-Gütezeichens von rd. 2.300 € pro E<strong>in</strong>familienhaus<br />

werden - bed<strong>in</strong>gt durch die Qualitätssicherung und Bauüberwachung –durch die <strong>in</strong><br />

gleicher Größenordnung mittelfristig e<strong>in</strong>gesparten Energiekosten aufgewogen.<br />

Die Verpflichtung auf das RAL-Gütezeichen „NEH“ wird als e<strong>in</strong>e erfolgversprechende<br />

Klimaschutzstrategie im Neubau empfohlen. Alle Architekten, Statiker und Handwerker,<br />

die unter diesem RAL-Gütezeichen gearbeitet und gute Erfahrungen gemacht haben,<br />

werden diese Erfahrungen <strong>in</strong> ihre zukünftige Arbeit e<strong>in</strong>fließen lassen (Multiplikatoreffekt).


74 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Anhang<br />

8 Anhang 1: Begehung <strong>der</strong> fertig erstellten Gebäude<br />

8.1 Typische Schwachstellen beim baulichen Wärmeschutz<br />

Die Gutachter besuchten die Gebäudebesitzer nach telefonischer Rücksprache an e<strong>in</strong>em<br />

Wochentag. Die Begehung dauert 1 bis 1 3 /4 Stunde. Über e<strong>in</strong> vorgefertigtes Raster<br />

wurden beg<strong>in</strong>nend mit <strong>der</strong> Heizungsanlage folgende Bereiche untersucht:<br />

• Dämmstoffstärken <strong>der</strong> unterschiedlichen Bauteile, soweit sich dies mit Abrechnungen<br />

vergleichen ließ<br />

• Luftdichtheit <strong>des</strong> Daches (soweit überprüfbar)<br />

• Ausbauzustand <strong>des</strong> Daches/Dachbodens<br />

• Zustand <strong>der</strong> Außenwand(dämmung)<br />

• Zustand <strong>der</strong> Fenster, Fenstertüren und Haustüren, Art <strong>der</strong> Verglasung, Dichtigkeit<br />

<strong>der</strong> Fenster, mögliche Beschwerden <strong>der</strong> Bewohner über Zugersche<strong>in</strong>ungen<br />

• Dämmung <strong>des</strong> Kellers bzw. <strong>der</strong> Kellerdecke<br />

• Gestaltung <strong>des</strong> Kellers (offen o<strong>der</strong> geschlossen)<br />

• Art <strong>der</strong> Warmwasserbereitung und Personenzahl<br />

• Art <strong>der</strong> Thermostatventile (vore<strong>in</strong>stellbar/nicht vore<strong>in</strong>stellbar)<br />

• Ausführung und Zustand <strong>der</strong> Heizungsanlage sowie aktueller Heizenergieverbrauch<br />

Es wurde überprüft, ob das Gebäude dem auf den Plänen angegebenen Zustand entsprach,<br />

bzw. ob nachträglich Fenster, Türen o<strong>der</strong> Dachgauben geän<strong>der</strong>t worden waren.<br />

Abschließend wurden die Bewohner mit Hilfe e<strong>in</strong>es Fragebogens befragt, <strong>der</strong> im Vorfeld<br />

mit <strong>der</strong> Stadt Münster abgestimmt worden war. Hierbei g<strong>in</strong>g es um die Zufriedenheit<br />

<strong>der</strong> Bauherren mit dem NEH-Standard, die Zufriedenheit o<strong>der</strong> ggf. Probleme <strong>des</strong><br />

Architekten, <strong>der</strong> Bauhandwerker mit dem NEH-Standard o<strong>der</strong> um diesbezügliche Probleme<br />

beim Bauablauf. Der Fragebogen ist im Anhang dokumentiert.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 75<br />

8.1.1 Dämmkonzept<br />

Nach HOAI Teil X, Thermische Bauphysik, muss für je<strong>des</strong> Gebäude e<strong>in</strong> Dämmkonzept<br />

erstellt werden. Wie dies aussieht, ist nicht näher erläutert. Da für ke<strong>in</strong> Gebäude e<strong>in</strong><br />

solches Dämmkonzept explizit vorlag, mussten die Gutachter aus den ihnen zur Verfügung<br />

gestellten Unterlagen auf dieses Konzept rückschließen. In den meisten Fällen war<br />

e<strong>in</strong> solches Konzept nicht erkennbar. Bei den Leichtbauten kann man davon ausgehen,<br />

dass <strong>der</strong> Ersteller sich über diese Problematik Gedanken gemacht hat, da diese Gebäude<br />

sozusagen „aus e<strong>in</strong>em Guss“ geplant werden. An<strong>der</strong>s sieht es dagegen bei Massivbauten<br />

aus, hier werden auf die Rohbauhülle von unterschiedlichen Gewerken Dämmstoffe<br />

aufgebracht, wobei die Abgrenzung <strong>der</strong> Detailausführung <strong>in</strong> vielen Fällen unscharf bis<br />

unklar ist. Problematisch ist dabei nicht die Ausführung <strong>der</strong> Dämmung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fläche,<br />

son<strong>der</strong>n die <strong>der</strong> Anschlüsse unterschiedlicher Bauteile ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und die konsequente<br />

Vermeidung von Wärmebrücken. Die Tatsache, dass e<strong>in</strong>e Reihe von Wärmebrücken<br />

durch Thermografieaufnahmen entdeckt und e<strong>in</strong>e Reihe von unklaren Anschlussdetails<br />

festgestellt werden konnten, zeigte auf, dass bei den jeweiligen Gebäuden die Planungen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>es Dämmkonzeptes m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens unklar waren, wenn nicht gar fehlten.<br />

Mit e<strong>in</strong>em von Anfang an entwickelten Dämmkonzept wären die meisten <strong>der</strong> später<br />

aufgetretenen Mängel vermeidbar gewesen.<br />

8.1.2 Außenwände<br />

Alle Massivgebäude bis auf e<strong>in</strong>s verfügten über e<strong>in</strong>e Kerndämmung, ebenso die Gebäude<br />

<strong>in</strong> Leichtbauweise (mit Ausnahme e<strong>in</strong>es Obergesschosses, das mit e<strong>in</strong>em Wärmedämm-Verbundsystem<br />

(WDV) versehen war). Der Zustand <strong>der</strong> Dämmung konnte im<br />

Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> nicht mehr überprüft werden.<br />

Lediglich e<strong>in</strong> Massivbau war mit e<strong>in</strong>em WDV-System gedämmt worden. Hier wurde<br />

e<strong>in</strong>e Fehlstelle bei dem Übergang <strong>der</strong> Wanddämmung zur Perimeterdämmung <strong>des</strong> Sokkelmauerwerks<br />

festgestellt. E<strong>in</strong>e später durchgeführte Thermografie <strong>der</strong> Außenwände<br />

belegte, dass es sich hier um die e<strong>in</strong>zige Fehlstelle an <strong>der</strong> Außenwand handelte.


76 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Bild 16: Fehlstelle bei e<strong>in</strong>em WDV-System<br />

Allerd<strong>in</strong>gs zeigte sich bei Thermografieaufnahmen im Inneren (folgen<strong>des</strong> Bild), dass im<br />

Anschlussbereich Kellerdecke - Außenwand/Innenwand umlaufende Wärmebrücken<br />

vorhanden waren.<br />

Bild 17: Thermogramm e<strong>in</strong>er Außenwandecke (Fußboden – Mauerwerk)<br />

Die Abkühlungen im unteren Wandbereich (das Gebäude ist nicht unterkellert) s<strong>in</strong>d<br />

ursächlich auf die Wärmebrücke <strong>der</strong> Außenwand zum Erdreich und zur Sohlplatte zurück<br />

zu führen. Offenbar fehlt hier die Kimmschicht (= wärmedämmen<strong>der</strong> Sockel). Dies<br />

wurde auch bei an<strong>der</strong>en Objekten festgestellt, bei denen Thermografieaufnahmen gemacht<br />

wurden.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 77<br />

Bei Leichtbauten war <strong>der</strong> Holzanteil (= relative Wärmebrücke) zu hoch. Dies lag daran,<br />

dass beim Entwurf nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Holzbauraster geplant worden war, so dass viele kle<strong>in</strong>e<br />

Gefache entstanden.<br />

Bild 18: Hause<strong>in</strong>gangsseite e<strong>in</strong>es Leichtbaus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rohbauphase (Bauherrenfoto)<br />

Da bei allen untersuchten Objekten <strong>in</strong> Leichtbauweise E<strong>in</strong>blasdämmung verwendet<br />

wurde, erhöht sich damit die Gefahr, dass nicht alle Gefache mit E<strong>in</strong>blasdämmstoff<br />

befüllt werden. (Ob dies tatsächlich passiert ist, ist nicht bekannt, es kann nur durch<br />

Thermografie überprüft werden. Bei den durch Thermografie untersuchten Gebäuden<br />

konnten ke<strong>in</strong>e Fehlstellen beobachtet werden.)<br />

Ansonsten konnten bei Außenwänden im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> mit Ausnahme von zwei Gebäuden<br />

(fehlende Perimeterdämmung) ke<strong>in</strong>e Fehlstellen festgestellt werden.<br />

8.1.3 Keller/Kellerabgänge<br />

Die meisten Gebäude, die e<strong>in</strong>en nicht beheizten Keller hatten, verfügten über e<strong>in</strong>en<br />

offenen Kellerabgang, <strong>der</strong> vom EG bis zum Keller h<strong>in</strong>unter führte. In vielen dah<strong>in</strong>ter<br />

liegenden Kellerräumen standen Fenster zur Durchlüftung offen. Die Überprüfung <strong>der</strong><br />

Kellertüren ergab, dass es sich hier um normale Zimmertüren handelte, die an <strong>der</strong> Unterseite<br />

undicht s<strong>in</strong>d. Von den Kellerwänden, die den beheizten zum unbeheizten Teil<br />

abgrenzen, war ke<strong>in</strong>e gedämmt, es sei denn, es handelte sich um Leichtbauweise, hier<br />

war <strong>in</strong> den Wänden aus schallschutztechnischen Gründen e<strong>in</strong>e Dämmung e<strong>in</strong>gebracht,<br />

die natürlich auch als Wärmedämmung wirksam ist. Wie sich aus den Wärmeschutznachweisen<br />

bzw. aus den Bauzeichnungen ergab, verfügten die meisten Kellersohlen im<br />

Bereich <strong>der</strong> offenen Kellerabgänge - soweit erkennbar - nicht über e<strong>in</strong>e Trittschall-


78 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

/Wärmedämmung. Es gab nur wenige Gebäude, die e<strong>in</strong>en geschlossenen Keller hatten<br />

(das EG war durch e<strong>in</strong>e Kellertür gegenüber <strong>der</strong> Kellertreppe und dem kalten Keller<br />

getrennt). Auch hier waren die Kellertüren normale Zimmertüren, d.h. sie waren an <strong>der</strong><br />

Unterseite undicht. Ebenso waren die begrenzenden Wände vom beheizten Bereich im<br />

EG zum unbeheizten Kellerabgang ungedämmt. Auch die Treppen vom EG zum 1. OG,<br />

die mit e<strong>in</strong>er Ausnahme immer aus Holz gebaut waren, waren ungedämmt.<br />

Zusammenfassend läßt sich sagen, dass sämtliche Kellerabgänge, egal ob offen o<strong>der</strong><br />

geschlossen, (überwiegend) ungedämmt und luftundicht waren. Die ungedämmten<br />

Kellersohlen wiesen U-Werte von 2-3 W/(m²*K) auf und s<strong>in</strong>d somit unzulässig, da sie<br />

nach DIN 4108, Teil 2, e<strong>in</strong>en U-Wert von 0,93 W/(m²*K) nicht überschreiten dürfen<br />

(M<strong>in</strong><strong>des</strong>tanfor<strong>der</strong>ungen an den baulichen Wärmeschutz!).<br />

Thermografie-Aufnahmen ergaben <strong>in</strong> mehreren Gebäuden Wärmebrücken von <strong>der</strong><br />

Sohle <strong>des</strong> beheizten Kellers bzw. <strong>des</strong> nicht unterkellerten EG zum aufgehenden Mauerwerk<br />

(s. Bild 17). Offenbar fehlte hier die Kimmschicht.<br />

8.1.4 Fenster/Haustüren<br />

Die Überprüfung <strong>der</strong> Fenster ergab, dass mit e<strong>in</strong>er Ausnahme (3-fach-Wärmeschutzverglasung)<br />

alle Gebäude Fenster mit e<strong>in</strong>er hochwertigen 2 Scheiben-<br />

Wärmeschutzverglasung mit e<strong>in</strong>em Fenster-U-Wert von 1,4 W/(m²*K) hatten. Lediglich<br />

bei 1/4 <strong>der</strong> Gebäude hatten die Dachflächenfenster e<strong>in</strong>en U-Wert von 1,5 –<br />

1,6 W/(m²*K). Bei <strong>der</strong> Begehung waren sämtliche Fenster zwischen Rahmen und Flügel<br />

nach Beschreibungen <strong>der</strong> Bewohner dicht. Es gab ke<strong>in</strong>erlei Beschwerden über Zugersche<strong>in</strong>ungen<br />

an Fenstern mit Ausnahme e<strong>in</strong>er Haustür. Allerd<strong>in</strong>gs zeigte sich, dass<br />

<strong>in</strong> fünf Fällen die Fenster entwe<strong>der</strong> gegenüber <strong>der</strong> Fensterbank o<strong>der</strong> gegenüber dem<br />

darüber liegenden Rollladenkasten nicht abgedichtet worden waren. Vor allem die fehlende<br />

Abdichtung an dem oberen Rand <strong>des</strong> Fensterrahmens gegenüber dem Rollladenkasten<br />

bedeutet immer e<strong>in</strong>e Luftundichtheit.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 79<br />

Bild 19: Undichter Fensteranschluss gegenüber dem Rollladenkasten<br />

Auch bei den Dachflächenfenstern zeigten sich die Flügel gegenüber den Rahmen generell<br />

als dicht. In e<strong>in</strong>em Objekt war jedoch offenbar die Luftsperre um das Fenster herum<br />

nicht sauber ausgeführt worden, so dass kalte Außenluft an die r<strong>in</strong>gs um das Fenster<br />

angebrachte Gipskartonverkleidung dr<strong>in</strong>gen und diese unter Kondensattemperatur abkühlen<br />

konnte. Bereits e<strong>in</strong> Jahr nach dem E<strong>in</strong>zug zeigten sich hier <strong>in</strong> den Ecken <strong>der</strong><br />

Fenster deutliche Schimmelpilzspuren.<br />

Bild 20: Schimmelpilzbefall an e<strong>in</strong>em Dachflächenfenster <strong>in</strong> Folge e<strong>in</strong>er<br />

mangelhaften Luftsperre


80 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

E<strong>in</strong> BDT bei diesem Objekt bestätigte die Luftundichtheit. Dem Bauherren wurde<br />

empfohlen, den Mangel zu reklamieren.<br />

8.1.5 Dächer/Dachböden<br />

Die Begutachtung <strong>der</strong> ausgebauten Dächer zeigte e<strong>in</strong> unterschiedliches Bild. Z.T. waren<br />

die Dächer bereits ausgebaut, so dass die Luftdichtheit nicht per Inaugensche<strong>in</strong>nahme<br />

überprüft werden konnte. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Dächer war noch im Ausbau bef<strong>in</strong>dlich, da solche<br />

Arbeiten von vielen Bauherren aus Gründen <strong>der</strong> Kostenersparnis <strong>in</strong> Eigenleistung ausgeführt<br />

wurden.<br />

Bei den fertig ausgebauten Dächern konnten, ohne dass e<strong>in</strong> BDT durchgeführt wurde,<br />

ke<strong>in</strong>e Mängel festgestellt werden. Lediglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall hatte e<strong>in</strong> Elektriker <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Öffnungsklappe im Drempel e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>ter dieser Öffnungsklappe liegende Luftdichtungsfolie<br />

durchschnitten, um dort die Empfangse<strong>in</strong>richtung für e<strong>in</strong>e Satellitenanlage<br />

<strong>in</strong>stallieren zu können. Hier waren nach <strong>der</strong> Öffnung <strong>der</strong> Klappe bereits mit <strong>der</strong> bloßen<br />

Hand deutliche Zugersche<strong>in</strong>ungen spürbar.<br />

Bild 21: Zerstörte Luftdichtungsfolie (Reste rechts <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffnung)<br />

Somit liegt e<strong>in</strong> klassischer Planungsfehler vor. Als <strong>der</strong> Elektriker die Satellitenanlage,<br />

von <strong>der</strong>en Planung <strong>der</strong> Bauträger offensichtlich nichts wußte, ausführen wollte, hatte er<br />

<strong>in</strong> dem besagten Drempel hierfür ke<strong>in</strong>en ausreichenden Platz mehr und war so gezwungen,<br />

die Luftdichtungsfolie zu durchschneiden. Der Bauträger hätte diese Problematik<br />

bereits im Vorfeld berücksichtigen müssen.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 81<br />

Die <strong>in</strong> Eigenleistung ausgebauten Dächer zeigten sich <strong>in</strong> sehr unterschiedlichem Zustand:<br />

<strong>in</strong> zwei Fällen wurden sie von den Bauherren sorgfältig gedämmt und fachgerecht<br />

luftdicht ausgeführt. In 6 Fällen waren jedoch Konstruktionen zu sehen, wo <strong>der</strong><br />

Hausherr offensichtlich mit <strong>der</strong> Detailausführung überfor<strong>der</strong>t war. Er wußte nicht, wie<br />

die Folien an den Rän<strong>der</strong>n an Fenstern, an Wänden, Drempel, Mauerwerk o<strong>der</strong> Kehlbalken<br />

abgedichtet werden sollte. Die Folien waren <strong>in</strong> Randbereichen teilweise überhaupt<br />

nicht abgedichtet, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall lediglich mit Paketband befestigt.<br />

Bild 22: Loser Folienrand e<strong>in</strong>es Dachgeschossausbaus<br />

Bild 23: Verklebung e<strong>in</strong>er Luftdichtungsfolie mit Paketband


82 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

In e<strong>in</strong>em Fall hatte <strong>der</strong> Architekt sogar von e<strong>in</strong>em Bauherren, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en nicht ausgebauten<br />

Spitzboden hatte, verlangt, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dachschräge die Dämmung 20 cm unterhalb<br />

<strong>der</strong> Firstpfette aufhören müsse, ebenso die Luftdichtungsfolie. An<strong>der</strong>nfalls würde<br />

nach se<strong>in</strong>er Aussage dort Kondensat entstehen. In Wirklichkeit ist es genau umgekehrt:<br />

die Dämmung und die Luftdichtung müssen vollflächig ausgeführt und sauber abgedichtet<br />

werden. Die Konstruktion war e<strong>in</strong>deutig bauschadenträchtig.<br />

Bild 24: Bauschadenträchtige Konstruktion (unbeheizter Spitzboden)<br />

Der Gutachter hat den Hausherren umgehend auf diese Fehlkonstruktion h<strong>in</strong>gewiesen<br />

und ihm e<strong>in</strong>e fachgerechte Ausführung empfohlen.<br />

Die meisten Gebäude, die über e<strong>in</strong>en Spitzboden verfügten, hatten e<strong>in</strong>e Dachbodenluke,<br />

die dorth<strong>in</strong> führte. Diese war häufig undicht, manchmal sogar ungedämmt. Offenbar<br />

wird diese (wenn auch kle<strong>in</strong>e) energetische Schwachstelle von den Planern vernachlässigt.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 83<br />

Bild 25: Undichte Dachbodenluke<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei <strong>der</strong> fachgerechten Planung und Ausführung<br />

von Dächern sowohl durch Handwerker als auch durch Eigenbauer noch erhebliche<br />

Defizite bestehen.<br />

8.1.6 Luftdichtheit<br />

E<strong>in</strong>e luftdichte Gebäudehülle ist notwendig, um die Lüftungswärmeverluste zu m<strong>in</strong>imieren<br />

und Feuchteschäden <strong>in</strong> den Bauteilen durch konvektiven Feuchtee<strong>in</strong>trag zu vermeiden,<br />

weiterh<strong>in</strong> ist sie e<strong>in</strong> Kriterium, um die Funktionsfähigkeit von Lüftungsanlagen<br />

sicherzustellen.<br />

Auf Luftdichtheit wurde bereits teilweise e<strong>in</strong>gegangen. Allerd<strong>in</strong>gs ist e<strong>in</strong>schränkend zu<br />

sagen, dass ohne BDT nur wenige, offensichtlich undichte Stellen bzw. Konstruktionen<br />

erkannt werden konnten, wie die beschriebenen Undichtheiten im Dach o<strong>der</strong> Gurtdurchführungen<br />

von Rollläden <strong>in</strong> Außenwänden. Letztere s<strong>in</strong>d jedoch bei e<strong>in</strong>er Gesamtbewertung<br />

<strong>der</strong> Gebäudedichtheit vernachlässigbar.<br />

Weitere Schwachstellen s<strong>in</strong>d Dunstaubzugshauben, die durchgängig ohne äußere Verschlussklappe<br />

waren, sowie Öfen, <strong>der</strong>en Rauchabzugsrohre nur mit e<strong>in</strong>er (nicht dichtenden)<br />

Blechklappe verschlossen werden können.


84 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

In e<strong>in</strong>em Gebäude war das Kellerfenster nicht verschließbar, die Öffnung war mit e<strong>in</strong>em<br />

Polystyrolblock provisorisch verschlossen. Die Kellerabgangstür war undicht, die<br />

Dachbodenluke sowie die Dachflächenfenster ebenfalls, so dass das Haus von kalter<br />

Außenluft durchströmt wird.<br />

6 Gebäude wurden mit e<strong>in</strong>em BDT auf Luftdichtheit untersucht. Die Grenzwerte für die<br />

Luftdichtheit nach DIN 4108-7 betragen für Gebäude mit Fensterlüftung n50 ≤ 3,0 h -1<br />

und für Gebäude mit Lüftungsanlage n50 ≤ 1,5 h -1 . Baufachleute (z.B. Mitglie<strong>der</strong> <strong>des</strong><br />

Normenausschusses DIN 4108-7) empfehlen, Gebäude mit Lüftungsanlagen bis zu e<strong>in</strong>em<br />

Grenzwert von n50 ≤ 1,0 h -1 als dicht zu bezeichnen. Genügen die Bauteilfugen den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> DIN 4108-2 und die Fensterdichtheit den Anfor<strong>der</strong>ungen entsprechend<br />

RAL, dann ist e<strong>in</strong>e Luftwechselrate von ca. n50 = 0,5 h -1 zu erwarten. Aus dieser<br />

Betrachtungsweise heraus s<strong>in</strong>d Gebäude mit e<strong>in</strong>em Grenzwert von n50 ≤ 3,0 h -1 sehr<br />

undicht. Die Gutachter empfehlen,<br />

• Gebäude mit Fensterlüftung bis zu e<strong>in</strong>em Grenzwert von n50 ≤ 1,5 h -1<br />

• und Gebäude mit Lüftungsanlagen bis zu e<strong>in</strong>em Grenzwert von n50 ≤ 1,0 h -1<br />

als dicht zu bezeichnen.<br />

Die folgende Tabelle zeigt die Messergebnisse <strong>der</strong> BDT.<br />

Gebäude mit Lüftungsanlage<br />

Gebäude mit Fensterlüftung<br />

Objekt Nr.<br />

Luftwechselrate<br />

1 5 3 4 11 15<br />

n50 gemessen<br />

n50, Grenzwert nach<br />

1,8 2,0 1,9 2,6 2,0 1,9<br />

DIN 4108-7<br />

n50 Grenzwert von<br />

1,5 1,5 3,0 3,0 3,0 3,0<br />

Gutachtern empfohlen 1,0 1,0 1,5 1,5 1,5 1,5<br />

Tabelle 16: Messergebnisse <strong>der</strong> BDT <strong>der</strong> fertig erstellten Gebäude<br />

Aus Tabelle 16 ist ersichtlich, dass die beiden Gebäude mit Lüftungsanlagen nicht den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> DIN 4108-7 genügen. Zum Betrieb e<strong>in</strong>er Lüftungsanlage gehört e<strong>in</strong><br />

dichtes Gebäude mit e<strong>in</strong>em n50 ≤ 1,5 h -1 , damit die Luft im Gebäude entlang <strong>der</strong> geplanten<br />

Wege strömt. Lüftungsanlagen s<strong>in</strong>d sonst nicht funktionsfähig.<br />

Die Gebäude mit Fensterlüftung erfüllen alle die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> DIN 4108-7, aber<br />

nicht die von den Gutachtern empfohlenen erhöhten Anfor<strong>der</strong>ungen. Zwei Gebäude<br />

s<strong>in</strong>d bereits vor dieser Untersuchung gemessen worden. Bei beiden Gebäuden s<strong>in</strong>d nach<br />

dem ersten BDT Nachbesserungen an <strong>der</strong> Luftdichtungsebene durchgeführt worden, so<br />

dass <strong>der</strong> (zweite) BDT im Rahmen dieser Untersuchung deutlich besser ausfiel als die


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 85<br />

Ursprungsmessung, aber vom Ergebnis her noch nicht den Empfehlungen <strong>der</strong> Gutachter<br />

entsprach.<br />

Neben <strong>der</strong> Feststellung <strong>der</strong> Luftwechselrate n 50 wurden beim BDT Leckagen aufgespürt.<br />

Im folgenden s<strong>in</strong>d die häufigsten Leckagen beispielhaft aufgeführt.<br />

Bild 26: Luftleckagen im Fußleistenbereich an e<strong>in</strong>em Drempel<br />

In Bild 26 ist <strong>der</strong> Drempelbereich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dachgeschoss zu sehen. Beim BDT strömt<br />

zwischen Fußleiste und Fußboden Luft <strong>in</strong> das Gebäude (grüne Pfeile). In dem Gebäude<br />

wurde diese Leckage an 70 % <strong>der</strong> Länge dieses Anschlusses festgestellt. Die Leckage<br />

ist vermutlich auf e<strong>in</strong>e Fehlstelle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luftdichtungsebene zurückzuführen und kann<br />

zerstörungsfrei nicht festgestellt werden. Durch diese Leckage kann es zu konvektivem<br />

Feuchtee<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> die Dämmebene kommen, was zu Bauschäden führen kann. Aus diesem<br />

Mangel muss geschlossen werden, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> dah<strong>in</strong>terliegenden Luftdichtungsebene<br />

gravierende Mängel vorliegen.


86 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Bild 27: Thermogramm e<strong>in</strong>er Haustür bei Unterdruckbed<strong>in</strong>gungen<br />

In Bild 27 ist das Thermogramm e<strong>in</strong>er Haustür bei dem mit <strong>der</strong> Blower-Door erzeugten<br />

Unterdruck zu sehen. Die dunklen, mit gelben Pfeilen markierten Stellen s<strong>in</strong>d durch<br />

e<strong>in</strong>strömende Außenluft verursacht und stellen Luftleckagen zwischen Türrahmen und<br />

Türblatt dar. E<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Leckage kann durch das Nachstellen <strong>der</strong> Türen<br />

erreicht werden. Auffällig ist die starke Leckage am Briefkastenschlitz (roter Pfeil), die<br />

an <strong>der</strong> großflächigen Abkühlung erkennbar ist. E<strong>in</strong>e Verbesserung kann nur durch das<br />

entfernen <strong>des</strong> Briefschlitzes erreicht werden. Auch an allen an<strong>der</strong>en untersuchten<br />

Haustüren s<strong>in</strong>d erhebliche Leckagen festgestellt worden.<br />

Bild 28: Fenstertür mit Luftleckage<br />

In Bild 28 ist das Thermogramm e<strong>in</strong>er Fenstertür abgebildet. Im Fußbodenanschluss an<br />

<strong>der</strong> Türwange ist e<strong>in</strong>e Luftleckage (Pfeil). Die Leckage ist ursächlich auf e<strong>in</strong>e Fehlstelle


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 87<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Luftdichtungsebene zurückzuführen. Durch diese Leckage kann es zu konvektivem<br />

Feuchtee<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> die Dämmebene kommen, was zu Bauschäden führen kann.<br />

Luftleckagen im Fußbodenbereich s<strong>in</strong>d häufig aufgetreten. Bei Estrichböden ist e<strong>in</strong>e<br />

Sanierungsmöglichkeit, die Estrichrandfuge umlaufend e<strong>in</strong>zudichten. Des weiteren s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>e Reihe unterschiedlicher Luftleckagen <strong>in</strong> den Gebäuden festgestellt worden, die sich<br />

speziell auf das jeweilige untersuchte Gebäude beziehen und nicht zu verallgeme<strong>in</strong>ern<br />

s<strong>in</strong>d. In allen Gebäuden wurden – soweit möglich – Maßnahmen zur Verbesserung <strong>der</strong><br />

Luftdichtheit vorgeschlagen.<br />

Insgesamt lässt sich sagen, dass bei den sechs mit e<strong>in</strong>em BDT untersuchten Gebäuden<br />

die Luftdichtheit nicht den von den Gutachtern gestellten Anfor<strong>der</strong>ungen entsprach und<br />

das vor dem H<strong>in</strong>tergrund, dass <strong>in</strong> zwei Objekten bereits vorher e<strong>in</strong> BDT mit anschließenden<br />

Abdichtungsmaßnahmen durchgeführt worden war. Das bedeutet, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Summe ehebliche Mängel vorlagen, die nicht nur zu e<strong>in</strong>em Mehrverbrauch an Heizenergie,<br />

son<strong>der</strong>n auch zu Bauschäden sowie zur Fehlfunktion von Lüftungsanlagen führen<br />

(können). Daher muss zukünftig die Planung und Ausführung <strong>der</strong> Luftdichtheit beson<strong>der</strong>s<br />

sorgfältig erfolgen.<br />

Gutes Beispiel:<br />

E<strong>in</strong> von <strong>der</strong> Betonsohle bis zur Decke durchgehen<strong>der</strong> Innenputz ist e<strong>in</strong> une<strong>in</strong>geschränkt<br />

gutes Beispiel für e<strong>in</strong>e fachgerecht ausgeführte Luftdichtungsebene, die alle Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> DIN 4108 - 7 erfüllt.


88 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Bild 29: Innenputz als Luftdichtungsebene<br />

8.1.7 Wärmebrücken<br />

Mit zunehmen<strong>der</strong> Verbesserung <strong>des</strong> Dämmstandards e<strong>in</strong>es Gebäu<strong>des</strong> nimmt <strong>der</strong> Anteil<br />

von Wärmebrücken an <strong>der</strong> Energiebilanz zu. Wärmebrücken s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> aller Regel <strong>der</strong>art<br />

<strong>in</strong> das Gebäude <strong>in</strong>tegriert, dass e<strong>in</strong>e nachträgliche Sanierung unmöglich ist. Aus dem<br />

Grund ist die Beachtung <strong>der</strong> Wärmebrückensituation bei <strong>der</strong> Planung und Erstellung<br />

von NEH-Gebäuden unumgänglich. In <strong>der</strong> DIN 4108 Beiblatt 2 werden M<strong>in</strong><strong>des</strong>tstandards<br />

an l<strong>in</strong>ienförmige Wärmebrücken pr<strong>in</strong>zipiell beschrieben.<br />

Die Objekte 3, 4 und 5 s<strong>in</strong>d thermografisch auf Wärmebrücken untersucht worden. Im<br />

folgenden Bild ist das Thermogramm <strong>der</strong> Türschwelle e<strong>in</strong>er Haustür (um 90° gedreht)<br />

abgebildet.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 89<br />

Bild 30: Thermogramm <strong>der</strong> Türschwelle e<strong>in</strong>er Haustür<br />

Am Türblatt (gelber Pfeil) und am Fliesenfußboden (roter Pfeil) ist im Schwellenbereich<br />

e<strong>in</strong>e starke Abkühlung (weißer Pfeil) <strong>in</strong> Folge e<strong>in</strong>er Wärmebrücke zu erkennen.<br />

Dies ist e<strong>in</strong>e Wärmebrücke, die an allen untersuchten Haustüren festzustellen ist. Ke<strong>in</strong>es<br />

<strong>der</strong> untersuchten Gebäude hatte e<strong>in</strong>e thermisch getrennte Türschwelle, obwohl auf<br />

dem Markt entsprechende Haustüren erhältlich s<strong>in</strong>d. Mit solchen Türen können bei zukünftigen<br />

Projekten die Wärmebrücken im Haustürschwellenbereich vermieden werden.<br />

Schwachstelle Kronendämmung<br />

Bei drei <strong>in</strong> Massivbauweise erstellten Objekten wurde auf Baufotos die fehlenden Kronendämmung<br />

nachgewiesen.


90 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Bild 31: Fehlende Kronendämmung e<strong>in</strong>es Brandgiebels<br />

Der Giebel ist bis zur Oberkante <strong>der</strong> Sparren durchgemauert. Eigentlich müsste er 5 –<br />

10 cm tiefer enden und bis zur Oberkante <strong>der</strong> Sparren mit Dämmstoff versehen werden.<br />

Die fehlende Kronendämmung im obigen Bild führt zu e<strong>in</strong>er Wärmebrücke, wie sie im<br />

folgenden Bild sichtbar ist (gelber Pfeil).<br />

Bild 32: Thermogramm e<strong>in</strong>es Ortganges


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 91<br />

In Bild 32 ist das Thermogramm e<strong>in</strong>es Giebels <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Obergeschoss abgebildet. Der<br />

dunkle Bereich am Ortgang (gelber Pfeil) ist die Abkühlung durch e<strong>in</strong>e Wärmebrücke<br />

über den Ortgang. Durch e<strong>in</strong>e Kronendämmung hätte sich diese Wärmebrücke vermeiden<br />

lassen. Diese Wärmebrücke ist bei beiden thermografisch untersuchten Objekten<br />

(Massivbauten) festgestellt worden.<br />

Schwachstelle Bodenplatte<br />

Bei beiden thermografisch untersuchten Gebäuden <strong>in</strong> Massivbauweise s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Reihe<br />

von Wärmebrücken zum Erdreich festgestellt worden.<br />

Bild 33: Thermogramm e<strong>in</strong>er Wohnungstrennwand<br />

In Bild 33 ist das Thermogramm e<strong>in</strong>er Wohnungstrennwand zu sehen, die auf <strong>der</strong> erdberührten<br />

Bodenplatte steht. Die Abkühlung im unteren Wandbereich ist auf die Wärmebrücke<br />

<strong>der</strong> Wohnungstrennwand über die Sohlplatte zum Erdreich zurück zu führen<br />

(das Gebäude ist nicht unterkellert).<br />

Gute Beispiele:<br />

Durchgängig gute Beispiele für e<strong>in</strong>e wärmebrückenm<strong>in</strong>imierte Bauweise bietet bauartbed<strong>in</strong>gt<br />

die Holzstän<strong>der</strong>bauweise. Aufgrund <strong>der</strong> günstigen wärmetechnischen Materialeigenschaften<br />

vom Holz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tragkonstruktion ist bei dieser Bauweise die Wärmebrückensituation<br />

bei allen oben aufgeführten Punkten deutlich günstiger als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Massivbauweise.


92 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

8.1.8 Zusammenfassung<br />

Im Bereich <strong>des</strong> baulichen Wärmeschutzes <strong>der</strong> fertig gestellten Gebäude ergaben die<br />

Begehungen folgen<strong>des</strong> Bild:<br />

• die Außenwände konnten nicht detailliert überprüft werden (<strong>der</strong> Dämmstoff war<br />

nicht sichtbar),<br />

• die Fenster s<strong>in</strong>d fachgerecht e<strong>in</strong>gebaut,<br />

• die Dächer s<strong>in</strong>d ebenso – soweit ersichtlich - bzgl. <strong>der</strong> fachgerechten E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gung<br />

<strong>der</strong> Dämmung <strong>in</strong> Ordnung,<br />

• die Keller - und hier vor allem die Kellerabgänge – waren energetisch nicht durchgeplant<br />

(Dämmstoff wurde oft vergessen), hier besteht noch e<strong>in</strong> erheblicher Nachholbedarf.<br />

(Immerh<strong>in</strong> führen offene Keller mit ungedämmten Kellerwänden zu Bauteil-<br />

U-Werten von um die 2,0 W/(m²*K), was nach DIN 4108, Teil 2, nicht zulässig ist.)<br />

6 Gebäude wurden mit e<strong>in</strong>em BDT auf Luftdichtheit untersucht. Bei zwei <strong>der</strong> untersuchten<br />

Gebäude ist zeitgleich mit dem BDT e<strong>in</strong>e Thermografie durchgeführt worden,<br />

während bei e<strong>in</strong>em Gebäude nur e<strong>in</strong>e Thermografie ohne BDT durchgeführt worden ist.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Luftdichtheitsprüfungen zeigen, dass es bei den Dächern noch erhebliche<br />

Schwachstellen bezüglich Luftdichtung gibt, sowohl bei <strong>der</strong> Ausführung durch<br />

Handwerker als auch <strong>in</strong> Eigenleistung durch die Bauherren.<br />

Bei den Fensteranschlüssen gab es vor allen D<strong>in</strong>gen im Bereich Fenster - Rollladenkasten<br />

Undichtheiten. Auch Keller s<strong>in</strong>d, wenn sie als nicht beheizt geplant werden, e<strong>in</strong>e<br />

Schwachstelle, da die üblichen Kellerfenster ke<strong>in</strong>en Doppelfalz und ke<strong>in</strong>e umlaufende<br />

Dichtung haben. Im Gegensatz dazu haben beheizte Keller (entsprechend dichte)<br />

Wohnraumfenster. Die Kellertüren waren mit Ausnahme e<strong>in</strong>es Gebäu<strong>des</strong> immer undicht.<br />

Insgesamt lagen erhebliche Mängel vor, die nicht nur zu e<strong>in</strong>em Mehrverbrauch an<br />

Heizenergie, son<strong>der</strong>n auch zu Bauschäden sowie zur Fehlfunktion von Lüftungsanlagen<br />

führen (können). Allerd<strong>in</strong>gs konnten bei allen außer e<strong>in</strong>em Objekt Maßnahmen zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Luftdichtheit vorgeschlagen werden.<br />

Die Durchsetzung <strong>der</strong> Luftdichtheit für Gebäude gestaltet sich zunächst als schwierig,<br />

da die Luft(un)dichtheit als solche nur schwer nachvollziehbar, geschweige denn quantifizierbar<br />

ist.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 93<br />

Empfehlung:<br />

� Verb<strong>in</strong>dliche Erstellung e<strong>in</strong>es Dichtheitskonzeptes durch den Architekten <strong>in</strong>cl. Entwicklung<br />

umsetzbarer Details<br />

� Ausschreibung <strong>der</strong> Detaillösungen<br />

� Entsprechende Bauüberwachung <strong>der</strong> Handwerker<br />

� Fortbildung durch z.B. VHS-Kurse für Eigenbauer<br />

� Durchführung von BDT, ggf. Nachbesserungen<br />

Erst <strong>der</strong> BDT zeigt die Dichtheit/Undichtheit <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong>, wobei es dann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge<br />

Aufgabe <strong>des</strong> Architekten und <strong>der</strong> Handwerker ist, die jeweiligen Fehlstellen ausf<strong>in</strong>dig<br />

zu machen und entsprechend nachzuarbeiten.<br />

Während <strong>der</strong> bauliche Wärmeschutz bei <strong>der</strong> Ausführung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fläche alle<strong>in</strong> durch den<br />

Dämmstoff und se<strong>in</strong>e Stärke gewährleistet ist, bestehen noch erhebliche Probleme bei<br />

Anschlüssen unterschiedlicher Bauteile ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> Bezug auf die Vermeidung von<br />

Wärmebrücken. Die Vermeidung von Wärmebrücken ist schwierig, da diese unsichtbar<br />

s<strong>in</strong>d. Sie können nur am gebauten Objekt über Thermografie sichtbar gemacht weden.<br />

Dann allerd<strong>in</strong>gs ist es bereits zu spät. Bei allen drei thermografisch untersuchten<br />

Gebäuden s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Reihe von (vermeidbaren) Wärmebrücken vor allem im Übergangsbereich<br />

<strong>der</strong> Kellersohle bzw. <strong>der</strong> Kellerdecke zum aufgehenden Mauerwerk festgestellt<br />

worden.<br />

Empfehlung:<br />

� Verb<strong>in</strong>dliche Erstellung e<strong>in</strong>es Dämmkonzeptes mit expliziter Vermeidung von<br />

Wärmebrücken durch den Architekten <strong>in</strong>cl. Entwicklung umsetzbarer Details<br />

� Ausschreibung <strong>der</strong> Detaillösungen<br />

� Entsprechende Bauüberwachung <strong>der</strong> Handwerker, ggf. Nachbesserungen<br />

Hier ist frühzeitige Detailplanung nötig. Auch hier sollten die Wärmebrücken als<br />

Schwachstelle und Lösungsmöglichkeiten zur Vermeidung im Rahmen von Weiterbildungsangeboten<br />

sowie durch baubegleitende Qualitätssicherung behandelt werden.<br />

8.2 Tatsächliche Heizenergieverbräuche <strong>der</strong> fertig erstellten Gebäude<br />

Bei <strong>der</strong> Begehung <strong>der</strong> fertiggestellten Gebäude wurde <strong>der</strong> aktuelle Zählerstand <strong>der</strong> Gasund<br />

Fernwärmezähler aufgenommen. Dieser Verbrauch wurde entsprechend den Witterungskorrekturfaktoren<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre, die von den Stadtwerken Münster zur Verfü-


94 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

gung gestellt wurden, korrigiert und auf e<strong>in</strong> Durchschnittsjahr umgerechnet. Da es sich<br />

bei den Heizungsanlagen um vier verschiedene Typen (Gas-NT-Heizung, Gas-<br />

Brennwertheizung Holz-Pellet-Heizung und Fernwärmeheizung) handelte, wurde <strong>der</strong><br />

Endenergieverbrauch <strong>in</strong> Nutzenergie umgerechnet, um die Gebäude mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vergleichen<br />

zu können, wobei folgende Jahresnutzungsgrade pauschal für die verschiedenen<br />

Heizungssysteme angesetzt wurden:<br />

• Gas-NT/Holz-Pellet-Heizung: 0,85<br />

• Gas-Brennwertheizung: 0,95<br />

• Fernwärmeheizung: 0,95<br />

Die so ermittelten Nutzenergieverbräuche mussten noch um den Anteil <strong>der</strong> Warmwasserbereitung<br />

korrigiert werden. Der Warmwasserverbrauch kann nur annähernd abgeschätzt<br />

werden. Er wurde mit 35 l Warmwasser pro Person und Tag angesetzt. Bei <strong>der</strong><br />

Begehung <strong>der</strong> Gebäude wurde die Personenzahl, differenziert nach Erwachsenen, heranwachsenden<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n erhoben. Bei <strong>der</strong> Ermittlung <strong>des</strong> rechnerischen<br />

Warmwasserverbrauchs wurde e<strong>in</strong>e erwachsene bzw. heranwachsende Person mit<br />

dem Faktor 1,0 angesetzt, während Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> mit dem Faktor 0,5 veranschlagt wurden.<br />

Auf dieser Rechengrundlage wurde <strong>der</strong> spezifische Heizwärmeverbrauch ohne<br />

Warmwasser <strong>in</strong> kWh/(m²*a) ermittelt. Verfügt das Gebäude über e<strong>in</strong>e Solaranlage, wie<br />

das Objekt 24, so wurde die Personenzahl halbiert <strong>in</strong> <strong>der</strong> Annahme, dass die Solaranlage<br />

rd. 50 % <strong>der</strong> Warmwasserbereitung abdeckt. Die folgende Abbildung zeigt <strong>in</strong> geordneter<br />

Reihe die spezifischen Heizenergieverbräuche (<strong>in</strong>kl. Warmwasser) und Heizwärmeverbräuche<br />

(ohne Warmwasser).


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 95<br />

spezifischer<br />

Heizenergieverbrauch<br />

[kWh/(m 2 *a)]<br />

NEH Münster<br />

spezifischer Heizenergieverbrauch / Heizwärmeverbrauch<br />

175<br />

150<br />

125<br />

100<br />

75<br />

50<br />

25<br />

0<br />

18<br />

2<br />

9<br />

21<br />

19<br />

4<br />

1<br />

10<br />

20<br />

8<br />

7<br />

Objekt<br />

6<br />

23<br />

11<br />

17<br />

24<br />

12<br />

5<br />

Mittelwert<br />

mit WW<br />

ohne WW<br />

Bild 34: Spezifische Heizenergie- und Heizwärmeverbräuche <strong>der</strong> fertig erstellten<br />

NEH<br />

Die Abbildung zeigt e<strong>in</strong>e erhebliche Spannweite im tatsächlichen Energieverbrauch <strong>der</strong><br />

Gebäude. Z.T. ergeben sich extrem niedrige spezifische Heizwärmeverbräuche, die<br />

unplausibel ersche<strong>in</strong>en. Hierfür gibt es folgende Ursachen:<br />

• Bei 6 Gebäuden beträgt <strong>der</strong> Abrechnungszeitraum ke<strong>in</strong> ganzes Jahr (es wurden nur<br />

solche Verbrauchsdaten ausgewertet, die über e<strong>in</strong>en Zeitraum von m<strong>in</strong>d. 300 Tagen<br />

liefen), somit ist gerade e<strong>in</strong>e Heizperiode erfasst, während für e<strong>in</strong>e belastbare Aussage<br />

drei Heizperioden notwendig s<strong>in</strong>d; <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den ersten zwei Jahren<br />

kann es bei Massivbauten noch zu überhöhten Heizenergieverbräuchen für die Austrocknung<br />

<strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> kommen.<br />

• E<strong>in</strong>ige Gebäude verfügen über e<strong>in</strong>en Holzofen als Zusatzheizung; ke<strong>in</strong> Hausbesitzer<br />

war jedoch annähernd <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, die jährlichen Holzverbräuche zu quantifizieren;<br />

lediglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall, <strong>in</strong> dem <strong>der</strong> Heizenergieverbrauch extrem niedrig war, sich<br />

gleichzeitig <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wohnung e<strong>in</strong> großer Kachelofen befand, <strong>der</strong> nach Angaben <strong>der</strong><br />

Bewohner <strong>in</strong> <strong>der</strong> Übergangszeit jeden Abend genutzt wird, wurde angesetzt, dass ca.<br />

1/3 <strong>des</strong> Energieverbrauchs über Holz erfolgt.<br />

• In tatsächlichen Energieverbräuchen spiegelt sich immer das Nutzerverhalten <strong>der</strong><br />

Bewohner wie<strong>der</strong>: man kann davon ausgehen, dass, bezogen auf e<strong>in</strong>en durch-


96 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

schnittlichen Heizenergieverbrauch, bed<strong>in</strong>gt durch das Nutzerverhalten die Energieverbräuche<br />

e<strong>in</strong>zelner Gebäude um –50% - +100% um den Mittelwert schwanken.<br />

• E<strong>in</strong>e weitere Unbekannte ist <strong>der</strong> pauschal gleich angesetzte Warmwasserverbrauch<br />

pro Person, auch dieser kann im E<strong>in</strong>zelfall von Familie zu Familie erheblich<br />

schwanken; es ist damit zu rechnen, dass gerade die Haushalte, die sparsam heizen,<br />

ebenso effizient mit Warmwasser umgehen, was die extrem niedrigen spezifischen<br />

Heizwärmeverbräuche relativieren würde.<br />

Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, dass es sich bei diesen Gebäuden um drei verschiedene<br />

Haustypen handelt (freistehen<strong>des</strong> E<strong>in</strong>familienhaus, Doppelhaushälfte, Reihenmittelhaus).<br />

Außerdem verfügen e<strong>in</strong>ige Gebäude über e<strong>in</strong>e Lüftungsanlage mit Wärmerückgew<strong>in</strong>nung.<br />

Genauere Angaben und vor allem Bewertungen werden sich erst <strong>in</strong> zwei bis drei Jahren<br />

machen lassen, wenn alle Gebäude m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens 3 Heizperioden durchlaufen haben und<br />

wenn die Haushalte, die mit Holz zusätzlich heizen, ihre Verbrauchsmengen zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t<br />

überschlägig abgeschätzt haben.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 97<br />

9 Anhang 2: Begehung <strong>der</strong> im Bau bef<strong>in</strong>dlichen Gebäude<br />

Es wurden sechs im Bau bef<strong>in</strong>dliche Gebäude untersucht, von denen vier <strong>in</strong> Holzstän<strong>der</strong>bauweise<br />

und zwei <strong>in</strong> Massivbauweise erstellt wurden. Bei den Gebäuden II und IV<br />

wurden zusätzliche Untersuchungen mit Thermografie und BDT durchgeführt. Bei Gebäude<br />

I wurde nur e<strong>in</strong> BDT durchgeführt. Die Gutachter besuchten die Baustellen nach<br />

telefonischer Rücksprache mit den Bauherren an m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens drei Term<strong>in</strong>en. Die Begehungen<br />

dauerten ca. ½ bis 2 Stunden. Im wesentlichen wurden folgende Bereiche untersucht:<br />

• Dämmkonzept<br />

• Zustand <strong>der</strong> Außenwand(dämmung)<br />

• Dämmung <strong>des</strong> Kellers bzw. <strong>der</strong> Kellerdecke<br />

• Zustand <strong>der</strong> Fenster, Fenstertüren und Haustüren, Art <strong>der</strong> Verglasung<br />

• Dämmung <strong>der</strong> Dächer<br />

• Konstruktion <strong>der</strong> Luftdichtungsebene<br />

• Untersuchung <strong>der</strong> Konstruktion h<strong>in</strong>sichtlich Wärmebrücken<br />

Anhand <strong>der</strong> Pläne wurde überprüft, ob das Gebäude dem auf den Plänen angegebenen<br />

Zustand entsprach bzw., ob nachträglich Fenster, Türen o<strong>der</strong> Dachgauben geän<strong>der</strong>t<br />

worden waren. Wenn die Bauherren bei den Begehungen anwesend waren, wurden sie<br />

mündlich über die Ergebnisse <strong>in</strong>formiert.<br />

9.1 Dämmkonzept<br />

Nach HOAI Teil X, Thermische Bauphysik, muss für je<strong>des</strong> Gebäude e<strong>in</strong> Dämmkonzept<br />

erstellt werden. Für ke<strong>in</strong> Gebäude lag e<strong>in</strong> solches Dämmkonzept explizit vor. In allen<br />

Fällen war jedoch e<strong>in</strong> Dämmkonzept <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne erkennbar, dass die Gutachter aus<br />

<strong>der</strong> vor Ort festgestellten Lage <strong>der</strong> Dämmebenen auf das Dämmkonzept schließen<br />

konnten. Lediglich bei den beheizten Kellern, die bei <strong>der</strong> Erstbesichtigung schon außenseitig<br />

verfüllt waren, musste aus den zur Verfügung gestellten Unterlagen auf die Ausführung<br />

<strong>der</strong> Dämmung an den Kellerwänden rückgeschlossen werden.<br />

Zum Dämmkonzept gehört auch die Vermeidung von Wärmebrücken. Bei den Leichtbauteilen<br />

<strong>der</strong> Gebäude ist die Wärmebrückenproblematik untergeordnet. Problematisch<br />

sah es dagegen bei den von Architekten geplanten Massivbauteilen <strong>der</strong> Leichtbauten


98 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

und dem re<strong>in</strong>em Massivbau aus, hier war die Abgrenzung <strong>der</strong> Detailausführung <strong>in</strong> vielen<br />

Fällen unscharf bis unklar. Die Tatsache, dass e<strong>in</strong>e Reihe von Wärmebrücken und<br />

unklaren Anschlussdetails bei den Besichtigungen festgestellt wurden, zeigte, dass bei<br />

den jeweiligen Gebäuden die Planung e<strong>in</strong>es Dämmkonzeptes h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Vermeidung<br />

von Wärmebrücken an den massiv erstellten Gebäudeteilen zum<strong>in</strong><strong>des</strong>t unklar war.<br />

Auch hier sollten die Wärmebrücken als Schwachstelle sowie Lösungsmöglichkeiten<br />

zur Vermeidung im Rahmen von Weiterbildungsangeboten und durch baubegleitende<br />

Qualitätssicherung behandelt werden.<br />

9.2 Außenwände<br />

Bei den vier Gebäuden <strong>in</strong> Holzstän<strong>der</strong>bauweise bef<strong>in</strong>det sich die gesamte Dämmung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Holzkonstruktion, bei diesen Gebäuden konnte nur die Dämmstoffstärke überprüft<br />

werden. An e<strong>in</strong>em Gebäude <strong>in</strong> Holzstän<strong>der</strong>bauweise ist zusätzlich e<strong>in</strong>e Kerndämmung<br />

angebracht, die ordnungsgemäß ausgeführt wurde. An e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> Gebäude wurden z.T.<br />

sehr kle<strong>in</strong>gliedrige Gefachgrößen festgestellt. Auch wenn die Thermografie e<strong>in</strong>es Gebäu<strong>des</strong><br />

gezeigt hat, dass alle Gefache gefüllt waren, bergen sehr kle<strong>in</strong>teilige Gefache die<br />

Gefahr e<strong>in</strong>er unvollständigen Befüllung mit E<strong>in</strong>blasdämmstoff, <strong>der</strong> bei allen vier Gebäuden<br />

<strong>in</strong> Holzstän<strong>der</strong>bauweise verwendet wurde. An <strong>der</strong> Wanddämmung <strong>der</strong> Gebäude<br />

<strong>in</strong> Holzstän<strong>der</strong>bauweise wurden <strong>in</strong>sgesamt ke<strong>in</strong>e Mängel festgestellt.<br />

Zwei Gebäude s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Massivbauweise erstellt worden. Die verwendeten Materialien<br />

entsprachen den Planungsvorgaben. Festgestellte Mängel wie falsch gewählte Mörtelsorten,<br />

die <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Wandbereichen verbaut wurden, s<strong>in</strong>d ohne nennenswerte Auswirkungen<br />

auf den Heizenergieverbrauch.<br />

Gute Beispiele:<br />

Es wurden ke<strong>in</strong>e Wände gefunden, die besser als „mängelfrei“ waren, es s<strong>in</strong>d dazu auch<br />

ke<strong>in</strong>e aussagekräftigen Bil<strong>der</strong> vorhanden<br />

9.3 Keller/Kellerabgänge<br />

Fünf <strong>der</strong> untersuchten Gebäude haben Keller, von denen wie<strong>der</strong>um zwei beheizt s<strong>in</strong>d<br />

und e<strong>in</strong>e Außendämmung haben. Die Kelleraußendämmung konnte wegen <strong>des</strong> fortgeschrittenen<br />

Bauzustan<strong>des</strong> bei <strong>der</strong> Erstbesichtigung nicht mehr begutachtet werden. Aus<br />

den zur Verfügung gestellten Unterlagen und den punktuell sichtbaren Dämmrän<strong>der</strong>n an<br />

<strong>der</strong> Erdoberfläche kann geschlossen werden, dass die Dämmung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall mit <strong>der</strong><br />

geplanten Dicke und im an<strong>der</strong>en Fall etwas dünner als geplant e<strong>in</strong>gebaut wurde, was<br />

aber rechnerisch nur zu e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gfügigen Verschlechterung <strong>des</strong> Wärmeschutzes ge-


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 99<br />

führt hat. Bei letzterem s<strong>in</strong>d die Kellerlichtschächte so angebracht, dass die Wanddämmung<br />

unterbrochen ist, <strong>der</strong> Boden im Heizungsraum ist zu 60% ungedämmt.<br />

Bild 35: Sockelpunkt mit noch fehlen<strong>der</strong> Kellerwanddämmung<br />

In Bild 35 ist <strong>der</strong> Sockelpunkt e<strong>in</strong>es Gebäu<strong>des</strong> mit beheiztem Keller abgebildet. Vor<br />

dem Anbr<strong>in</strong>gen <strong>des</strong> Kellerlichtschachtes hätte erst die Kellerwanddämmung bis zur<br />

zweiten Verblen<strong>der</strong>schicht hochgezogen werden müssen, damit die Wärmedämmung<br />

auch zwischen Lichtschacht und Kellerwand <strong>in</strong> voller Dicke durchläuft.<br />

Bei e<strong>in</strong>em weiteren Objekt konnte durch die Beratung <strong>der</strong> Gutachter die fehlende Aufbauhöhe<br />

<strong>des</strong> Dämmstoffs auf <strong>der</strong> Kellersohle durch die Wahl e<strong>in</strong>es besseren Dämmstoffs<br />

ausgeglichen werden. Die Kellerabgänge bei den an<strong>der</strong>en beiden Gebäuden wurden<br />

gedämmt und zur unbeheizten Zone h<strong>in</strong> mit gedämmten Türen versehen.<br />

Gutes Beispiel:<br />

In e<strong>in</strong>em Holzstän<strong>der</strong>gebäude ist <strong>der</strong> Abgang zum unbeheizten Keller <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erdgeschossebene<br />

gedämmt. Die Arbeit war gut geplant und fachgerecht ausgeführt.


100 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Bild 36: Gedämmter Kellerabgang<br />

9.4 Fenster/Haustüren<br />

Die Überprüfung <strong>der</strong> Fenster ergab, dass alle Gebäude e<strong>in</strong>e 2 Scheiben-Wärmeschutzverglasung<br />

und e<strong>in</strong>en Fenster-U-Wert von 1,4 W/(m²*K) hatten. E<strong>in</strong>e Ausnahme bildeten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall Kunstoffkellerfenster im beheizten Keller. Zu diesen Fenstern lagen<br />

ke<strong>in</strong>e Produktspezifikationen über die wärmetechnischen Eigenschaften von Verglasung<br />

und Rahmen vor. Die Gutachter gehen bei diesen Fenstern von erheblich schlechteren<br />

U-Werten als bei den Fenstern für Wohnräume aus.<br />

Die Dichtheit zwischen Flügel und Rahmen wurde an drei Objekten mittels BDT geprüft.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Gebäude wurden größere Undichtheiten an Fenstertürelementen festgestellt,<br />

die aber durch Nachstellen <strong>der</strong> Flügel zu beheben s<strong>in</strong>d. Zwei Haustüren stellten<br />

sich bei <strong>der</strong> Überprüfung mit <strong>der</strong> Blower-Door-Messung als sehr undicht heraus.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 101<br />

Bild 37: Thermogramm e<strong>in</strong>er undichten Haustür bei Unterdruckbed<strong>in</strong>gungen<br />

Der dunkle Streifen (Pfeil) im Thermogramm stellt e<strong>in</strong>e Abkühlung <strong>des</strong> Haustürrahmens<br />

<strong>in</strong>folge großer e<strong>in</strong>strömen<strong>der</strong> Kaltluftmengen von außen dar. Diese Haustür ist<br />

deutlich undichter als es für e<strong>in</strong> NEH-Gebäude angemessen wäre.<br />

Bei <strong>der</strong> Evaluation konnten <strong>in</strong>sgesamt fünf Haustüren mit Blower-Door-Messung bzw.<br />

Thermografie auf Dichtheit geprüft werden (bei den übrigen BDT musste die Blower-<br />

Door <strong>in</strong> die Haustüröffnung e<strong>in</strong>gebaut werden). Alle geprüften Haustüren waren sehr<br />

undicht. Aus dem Grund ist davon auszugehen, dass auch e<strong>in</strong> hoher Anteil <strong>der</strong> nicht<br />

geprüften Haustüren <strong>in</strong> den fertig erstellten Gebäuden Undichtheiten aufweist.<br />

Gute Beispiele:<br />

Gute Beispiele für die E<strong>in</strong>dichtung von Fensterrahmen an die Holzkonstruktion s<strong>in</strong>d bei<br />

den Untersuchten Holzstän<strong>der</strong>gebäuden durchgängig zu f<strong>in</strong>den. Beispielhaft ist e<strong>in</strong> Fenstertüranschluß<br />

<strong>in</strong> Bild 38 dargestellt.


102 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Bild 38: Normgerecht an e<strong>in</strong>e Holzstän<strong>der</strong>konstruktion angedichtetes<br />

Fenstertürelement<br />

9.5 Dächer<br />

Die Dachdämmung entsprach von <strong>der</strong> Dämmstoffdicke immer den planerischen Vorgaben.<br />

Bei e<strong>in</strong>em Dach war die Dämmstoffqualität mit WLG 035 geplant, e<strong>in</strong>gebaut wurde<br />

aber e<strong>in</strong> Dämmstoff mit <strong>der</strong> WLG 040. Die Dachdämmung wurde <strong>in</strong> Eigenleistung<br />

ausgeführt, den fachfremden Bauherren war <strong>der</strong> Mangel nicht aufgefallen, e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>weisung<br />

<strong>der</strong> Bauherren durch e<strong>in</strong>en Fachmann war nicht erfolgt. Die Bauherren wurden<br />

von den Gutachtern dah<strong>in</strong>gehend beraten, die Dachdämmung dicker auszuführen. Die<br />

Dachdämmung ist an allen Objekten gut ausgeführt worden.<br />

Gutes Beispiel:<br />

E<strong>in</strong> gutes Beispiel für e<strong>in</strong>en fachgerechten E<strong>in</strong>bau <strong>der</strong> Dachdämmung ist <strong>in</strong> Bild 39<br />

dargestellt.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 103<br />

Bild 39: Gut ausgeführte zweite Dämmebene e<strong>in</strong>er Dachdämmung<br />

In Bild 39 ist mit dem Ausstopfen <strong>der</strong> Fuge zwischen Pfette und <strong>der</strong> Unterkonstruktion<br />

(Pfeil) begonnen worden. Das zeigt e<strong>in</strong>e sorgfältige Arbeitsweise bei dem E<strong>in</strong>bau <strong>der</strong><br />

Dämmung.<br />

9.6 Luftdichtheit<br />

Um e<strong>in</strong> sicheres Ergebnis bei <strong>der</strong> Dichtheit e<strong>in</strong>es Gebäu<strong>des</strong> zu erreichen, ist e<strong>in</strong> Dichtheitskonzept<br />

nötig. Dies lag aber bei ke<strong>in</strong>em <strong>der</strong> Objekte explizit, d.h. <strong>in</strong> Anschlussdetails<br />

detailliert durchgeplant, vor. Bei zwei <strong>der</strong> Gebäude <strong>in</strong> Holzstän<strong>der</strong>bauweise konnte<br />

aus <strong>der</strong> Ausführung auf e<strong>in</strong> Dichtheitskonzept geschlossen werden. An e<strong>in</strong>em weiteren<br />

Objekt war im Holzbaubereich e<strong>in</strong> durchdachtes Konzept erkennbar, das aber durch<br />

e<strong>in</strong>en bauseitig luftdurchlässig e<strong>in</strong>gebauten Kam<strong>in</strong> nicht konsequent durchgeführt wurde.<br />

Bei drei Objekten war e<strong>in</strong> Konzept nur ansatzweise zu erkennen, was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall<br />

auch zu gravierenden Mängeln <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luftdichtung <strong>des</strong> Dachgeschosses führte.<br />

Drei <strong>der</strong> baubegleitend untersuchten Gebäude wurden mit e<strong>in</strong>em BDT auf Luftdichtheit<br />

untersucht. In <strong>der</strong> folgenden Tabelle s<strong>in</strong>d die Messergebnisse zusammengefasst.


104 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Gebäude mit Lüftungsanlage Gebäude mit Fensterlüftung<br />

Objekt Nr.<br />

Luftwechselrate<br />

II I V<br />

n50 gemessen<br />

n50, Grenzwert nach<br />

1,0 1,3 2,0<br />

DIN 4108-7<br />

n50 Grenzwert von<br />

1,5 3,0 3,0<br />

Gutachtern empfohlen 1,0 1,5 1,5<br />

Tabelle 17: Messergebnisse <strong>der</strong> BDT <strong>der</strong> im Bau bef<strong>in</strong>dlichen Gebäude<br />

Zum Betrieb e<strong>in</strong>er Lüftungsanlage gehört e<strong>in</strong> dichtes Gebäude mit e<strong>in</strong>em von den Gutachtern<br />

empfohlenen n50 ≤ 1,0 h -1 , damit die Luft im Gebäude entlang <strong>der</strong> geplanten<br />

Wege strömt. Damit ist e<strong>in</strong>e Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit <strong>der</strong> Lüftungsanlage<br />

erfüllt. Aus <strong>der</strong> Tabelle 17 ist ersichtlich, dass das Gebäude mit Lüftungsanlage<br />

den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> DIN 4108-7 und dem von den Gutachtern empfohlenen erhöhten<br />

Wert genügt. Die Gebäude mit Fensterlüftung erfüllen alle die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

DIN 4108-7, Gebäude I auch den von den Gutachtern empfohlenen erhöhten Wert von<br />

n50 ≤ 1,5 h -1 . Bei Gebäude V dagegen wurden erhebliche Mängel <strong>der</strong> Luftdichtungsebene<br />

im Dachgeschoss festgestellt.<br />

Bild 40: Anschlussdetail Fenster an die Luftdichtungsebene <strong>des</strong> Daches<br />

An dieser Stelle (s. Bild 40) fehlt die luftdichte Verb<strong>in</strong>dung zwischen <strong>der</strong> blauen Luftdichtungsfolie<br />

und dem Fensterrahmen. Das ist e<strong>in</strong> Mangel, <strong>der</strong> jedoch durch Nacharbeiten<br />

behoben werden kann.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 105<br />

Bild 41: Thermogramm e<strong>in</strong>er Dachschräge bei Unterdruckbed<strong>in</strong>gungen<br />

Auf dem Thermogramm s<strong>in</strong>d großflächige Abkühlungen durch Kaltluft-H<strong>in</strong>terströmungen<br />

e<strong>in</strong>er mit Gipskartonplatten verkleideten Dachschräge sichtbar.<br />

Zusammenfassend lagen bei drei von fünf Objekten mittelmäßige bis gute Konzepte<br />

vor, bei zwei Objekten gab es erhebliche Mängel im Luftdichtungskonzept, sowie bei<br />

e<strong>in</strong>em auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausführung.<br />

Gute Beispiele:<br />

In <strong>der</strong> Holzstän<strong>der</strong>bauweise wurden e<strong>in</strong>ige gute Beispiele für e<strong>in</strong>e fachgerecht ausgeführte<br />

Luftdichtungsebene gefunden. Beispielhaft sei hier e<strong>in</strong> Traufbereich dargestellt.<br />

Bild 42: Luftdichtungsebene aus Spanplatten mit abgeklebten Fugen und<br />

E<strong>in</strong>blaslöchern für den Dämmstoff


106 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

9.7 Wärmebrücken<br />

Die Objekte s<strong>in</strong>d durch Inaugensche<strong>in</strong>nahme auf Wärmebrücken untersucht worden.<br />

Die Objekte II und V s<strong>in</strong>d zusätzlich thermografisch auf Wärmebrücken untersucht<br />

worden.<br />

Bei den Leichtbauteilen <strong>der</strong> Gebäude wurden nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang Wärmebrücken<br />

festgestellt. An<strong>der</strong>s war das Bild bei den massiv erstellten Teilen <strong>der</strong> Gebäude. Hier<br />

wurde Perimeterdämmung nicht e<strong>in</strong>gebaut, <strong>in</strong> den beheizten Kellern waren an den<br />

Wandfußpunkten noch erhebliche (vermeidbare) Wärmebrücken.<br />

Bild 43: Vermeidbare Wärmebrücke <strong>in</strong> <strong>der</strong> unteren Außenwandecke e<strong>in</strong>es beheizten<br />

Kellers<br />

Bei den beiden verkl<strong>in</strong>kerten Bauten wurde e<strong>in</strong>e Wärmebrücke am Fußpunkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Fall konstruktiv reduziert, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Fall erfüllte <strong>der</strong> Fußpunkt nicht die normativen<br />

M<strong>in</strong><strong>des</strong>tanfor<strong>der</strong>ungen. Bei dem massiv erstellten Gebäude wurden <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

an den Deckenauflagern Wärmebrücken gefunden, die nicht den M<strong>in</strong><strong>des</strong>tanfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Norm entsprechen.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 107<br />

Bild 44: Thermogramm e<strong>in</strong>es Deckenanschlusses im Massivbau<br />

Die Abkühlung an <strong>der</strong> Decke <strong>in</strong> Bild 44 ist auf die nicht normgerechte Ausführung <strong>der</strong><br />

Wärmedämmung am Deckenrand <strong>des</strong> massiv erstellten Gebäu<strong>des</strong> zurückzuführen.<br />

Gutes Beispiel:<br />

In e<strong>in</strong>em Fall ist <strong>der</strong> Sockelpunkt e<strong>in</strong>er Verblendung besser als im Beiblatt 2 zur<br />

DIN 4108 ausgeführt worden. Die Wärmebrücke wurde durch das E<strong>in</strong>fügen e<strong>in</strong>es<br />

Schaumglasste<strong>in</strong>es m<strong>in</strong>imiert.<br />

Bild 45: Schnitt durch den wärmebrückentechnisch optimierten Sockelpunkt.


108 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Bild 46: Sockelpunkt während <strong>der</strong> Bauausführung<br />

Auf beiden Darstellungen ist <strong>der</strong> Schaumglasste<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>en Pfeil gekennzeichnet.<br />

Durch e<strong>in</strong>e konsequente Bauleitung wurden die guten planerischen Vorgaben <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis durchgesetzt.<br />

9.8 Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend läßt sich h<strong>in</strong>sichtlich <strong>des</strong> baulichen Wärmeschutzes <strong>der</strong> im Bau<br />

bef<strong>in</strong>dlichen Gebäude sagen, dass<br />

• die Dämmung <strong>der</strong> Außenwände, soweit diese überprüfbar war, den planerischen<br />

Vorgaben entsprach,<br />

• die Fenster bis auf Kellerfenster i.d.R. fachgerecht ausgeführt waren,<br />

• die Dächer ebenso bzgl. <strong>der</strong> Dämmung fachgerecht ausgeführt waren,<br />

• die Kellerdämmung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fläche überwiegend den Planvorgaben entsprach,<br />

• die Wärmebrückensituation an allen Massivbauteilen durch entsprechende, frühzeitige<br />

Planungen deutlich verbesserbar gewesen wäre.<br />

H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Luftdichtheit gab es durchgängig Probleme mit den Haustüren und<br />

vere<strong>in</strong>zelt leicht behebbare Mängel an Fenstertüren. Dächer von Leichtbauten, die als<br />

Bausystem geplant und aufgestellt wurden, waren <strong>in</strong> Ordnung. Dort, wo <strong>in</strong>dividuell<br />

geplant wurde, egal ob im Leicht- o<strong>der</strong> Massivbau, lag die Qualität <strong>der</strong> Luftdichtungsebene<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand <strong>der</strong> Ausführenden, was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall zu gravierenden Leckagen und


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 109<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Fall nach <strong>der</strong> Sichtkontrolle durch die Gutachter zu noch akzeptablen<br />

Ergebnissen führte. Dies bestätigt die Erkenntnis, die die Gutachter aus an<strong>der</strong>en Tätigkeiten<br />

haben, dass zurzeit Handwerker und Architekten noch Probleme bei <strong>der</strong> luftdichten<br />

Konstruktion und Ausführung von Gebäuden haben, während Systemhausanbieter<br />

die Konstruktionen z.T. schon versiert luftdicht ausführen. Hier gibt es erst Probleme,<br />

wenn Dritte, die das Thema Luftdichtheit noch nicht kennen, selbstständig auf<br />

<strong>der</strong> Baustelle agieren.<br />

Auch bei den im Bau bef<strong>in</strong>dlichen Gebäuden bestätigte sich das, was bereits bei den<br />

fertig erstellten Gebäuden aufgefallen war: während <strong>der</strong> bauliche Wärmeschutz bei <strong>der</strong><br />

Ausführung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fläche alle<strong>in</strong> durch den Dämmstoff und se<strong>in</strong>e Stärke gewährleistet<br />

ist, bestehen noch erhebliche Probleme bei Anschlüssen unterschiedlicher Bauteile ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />

bei <strong>der</strong> Vermeidung von Wärmebrücken <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e an den massiv erstellten<br />

Gebäudeteilen. E<strong>in</strong>e baubegleitende Qualitätssicherung ersche<strong>in</strong>t unbed<strong>in</strong>gt nötig, um<br />

zu vermeiden, dass NEH mit e<strong>in</strong>er „bus<strong>in</strong>ess-as-usual“-Haltung erstellt werden, da nicht<br />

nachkontrolliert wird.<br />

Hier gelten die entsprechenden Empfehlungen, wie sie bei den fertig erstellten Gebäuden<br />

gemacht wurden (s. Kapitel 8.1.8).


110 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

10 Anhang 3: Begehung <strong>der</strong> Heizungsanlagen<br />

10.1 Untersuchte Anlagentypen<br />

Zusätzlich zu dem baulichen Zustand <strong>der</strong> untersuchten Gebäude wurden auch die Heizungsanlagen<br />

<strong>in</strong> die Untersuchung mit e<strong>in</strong>bezogen, da <strong>der</strong> tatsächliche Energieverbrauch<br />

e<strong>in</strong>es Gebäu<strong>des</strong> außer durch die bauliche Qualität auch wesentlich durch die<br />

Qualität <strong>der</strong> Ausführung <strong>der</strong> Heizungsanlage bestimmt wird. Hier ist e<strong>in</strong>e Überprüfung<br />

und Bewertung alle<strong>in</strong> durch Inaugensche<strong>in</strong>nahme gut möglich ist.<br />

Bei <strong>der</strong> Begehung <strong>der</strong> Gebäude wurden bzgl. <strong>der</strong> Heizungsanlage folgende Daten erhoben:<br />

• Energieträger bzw. Art <strong>des</strong> Heizungssystems (Fernwärme o<strong>der</strong> Gas; bei Gas: NT-<br />

Heizung o<strong>der</strong> Brennwert-Heizung)<br />

• Art <strong>der</strong> Warmwasserbereitung (zentral/dezentral/Solaranlage)<br />

• Umfang und Stärke <strong>der</strong> Rohrleitungsdämmung<br />

• Armaturendämmung vorhanden?<br />

• Pumpenleistung, sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spannweite ihrer E<strong>in</strong>stellungsmöglichkeiten (M<strong>in</strong>imum<br />

... Maximum) als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> tatsächlich e<strong>in</strong>gestellten Pumpenleistung<br />

• Warmwasserzirkulationspumpe vorhanden?<br />

Bereits hierdurch ließen sich mit vertretbarem Aufwand <strong>der</strong> Zustand <strong>des</strong> Heizungssystems<br />

sowie die Frage, ob die Anlage vorschriftsgerecht errichtet wurde, e<strong>in</strong>schätzen.<br />

Die folgende Tabelle zeigt e<strong>in</strong>en Überblick über die Heizungsanlagen sowie vorhandene<br />

Solar- und Lüftungsanlagen.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 111<br />

Obj.-Nr. Energieträger Heizungsart Solar- Lüftungsanlage<br />

Fern- Holz Gas Nie<strong>der</strong>- Brenn- anlage ohne mit<br />

wärme temp. wert WRG WRG<br />

1 x x x<br />

2 x x x<br />

3 x x x<br />

4 x<br />

5 x x x x<br />

6 x<br />

7 x<br />

8 x x<br />

9 x<br />

10 x x<br />

11 x<br />

12 x x x x<br />

13 x x x<br />

14 x x<br />

15 x x x<br />

16 x x<br />

17 x x<br />

18 x x<br />

19 x<br />

20 x<br />

21 x x<br />

22 x<br />

23 x<br />

24 x x x<br />

I x x<br />

II x x x<br />

III x x<br />

IV x x x x<br />

V x x<br />

VI x x<br />

Summe 11 1 18 6 12 8 5 3<br />

Anteil [%] 36,7% 3,3% 60,0% 20,0% 40,0% 26,7% 16,7% 10,0%<br />

Tabelle 18: Überblick über die Heizungsanlagen, Solar- und Lüftungsanlagen<br />

Die überwiegende Mehrzahl <strong>der</strong> Gebäude ist gasbeheizt. 2/3 <strong>der</strong> Gasheizungen s<strong>in</strong>d<br />

Brennwertgeräte. E<strong>in</strong> gutes Viertel <strong>der</strong> Gebäude verfügt über e<strong>in</strong>e Solaranlage zur<br />

Warmwasserbereitung. E<strong>in</strong> gutes Viertel <strong>der</strong> Gebäude hat e<strong>in</strong>e Lüftungsanlage, davon<br />

knapp 2/3 ohne Wärmerückgew<strong>in</strong>nung.


112 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

10.2 Ausführung <strong>der</strong> Anlagen<br />

Die Begehung zeigte e<strong>in</strong>e sehr breite Spannweite <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausführung <strong>der</strong> Heizungsanlagen:<br />

während e<strong>in</strong>zelne ausgesprochen übersichtlich ausgeführt und vorbildlich isoliert<br />

waren, machten an<strong>der</strong>e Anlagen e<strong>in</strong>en sehr unübersichtlichen E<strong>in</strong>druck, bzw. entsprachen<br />

bei weitem nicht den geltenden Vorschriften.<br />

Bild 47: Heizungsanlagen <strong>in</strong> fertig erstellten NEH<br />

In den meisten Gebäuden war die Heizung im Keller untergebracht. Die l<strong>in</strong>ke Anlage <strong>in</strong><br />

Bild 47 (im Keller) ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausführung <strong>der</strong> Dämmung vorbildlich (sauber zugeschnitten,<br />

kaum Fehlstellen, Dämmblöcke für die Armaturen), allerd<strong>in</strong>gs ist hier die<br />

Dämmstoffstärke an den Rohrleitungen mit 1 cm unzureichend (2 cm s<strong>in</strong>d mit<br />

WLG 035 s<strong>in</strong>d erfor<strong>der</strong>lich, marktgängige Rohrleitungsdämmstoffe haben WLG 040<br />

und 035).<br />

Lediglich <strong>in</strong> zwei Gebäuden befand sich e<strong>in</strong>e Heizzentrale unter dem Dach. Da diese<br />

dort jedoch <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Nischen bzw. Kammern untergebracht waren (Bild 47, rechts),<br />

war für e<strong>in</strong>e saubere Ausführung <strong>der</strong> Anlage zu wenig Platz vorhanden, so dass die<br />

Rohrleitungen <strong>in</strong> mehreren Ebenen vor- und h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verlegt werden mussten.<br />

Außerdem ist die Anlage unzureichend gedämmt (Fehlstellen, unzureichende Dämmstoffstärke)<br />

und bei Reparaturen schwer zugänglich. Dies erzeugt nicht nur optisch e<strong>in</strong><br />

unschönes Bild, son<strong>der</strong>n erschwert auch zukünftige Reparaturen. Hier handelt es sich


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 113<br />

um e<strong>in</strong>en Planungsfehler <strong>des</strong> Architekten, <strong>der</strong> dem Heizungsbauer e<strong>in</strong>en zu kle<strong>in</strong>en<br />

Raum als Heizraum zugewiesen hat.<br />

Alle Gebäude verfügten über e<strong>in</strong>e zentrale Warmwasser-Bereitung, die - wie erwähnt –<br />

bei e<strong>in</strong>em guten Viertel <strong>der</strong> Gebäude durch e<strong>in</strong>e Solaranlage unterstützt wurde.<br />

10.3 Rohrleitungs- und Armaturendämmung<br />

Obwohl die HeizAnlV <strong>in</strong> § 6 e<strong>in</strong>e umfassende Dämmung von Rohrleitungen und Armaturen<br />

und e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong><strong>des</strong>tdämmstoffstärke von 2 cm mit WLG 035 for<strong>der</strong>t, fand sich<br />

bei <strong>der</strong> Begehung ke<strong>in</strong>e Heizungsanlage, die all diesen Anfor<strong>der</strong>ungen entsprach. Vielmehr<br />

zeigten sich folgende Schwachstellen:<br />

• Mit Ausnahme von sieben Gebäuden betrug die Dämmstoffstärke <strong>der</strong> Rohrleitungsdämmung<br />

nur 1-1,5 cm.<br />

• Mit Ausnahme von zwei Gebäuden waren kle<strong>in</strong>e und z.T. sogar größere Rohrleitungsstrecken<br />

ungedämmt.<br />

• Nur <strong>in</strong> drei Gebäuden fanden die Gutachter gedämmte Armaturen vor.<br />

Offenbar wird die HeizAnlV <strong>in</strong> diesen Punkten flächendeckend unterlaufen.<br />

Bild 48: Übliche Ausführung von Heizungsanlagen<br />

Obwohl die <strong>in</strong> Bild 48 gezeigte Anlage ist neu <strong>in</strong>stalliert ist, s<strong>in</strong>d größere Rohrleitungsstrecken<br />

sowie alle Armaturen ungedämmt, die Dämmstoffstärke entspricht nicht den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>des</strong> HeizAnlV.


114 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

Typische Stellen für e<strong>in</strong>e fehlende Rohrleitungsdämmung s<strong>in</strong>d schwer zugängliche<br />

Stellen wie h<strong>in</strong>ter Warmwasserspeichern.<br />

Bild 49: Ungedämmte Rohrleitung h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Warmwasserspeicher<br />

Dass Rohrleitungsdämmung auch an<strong>der</strong>s ausgeführt werden kann, zeigt die folgende<br />

Abbildung. Hier ist die Ausführung (mit Ausnahme <strong>der</strong> Armaturen) vorbildlich.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 115<br />

Bild 50: Vorbildlich ausgeführte Rohrleitungsdämmung<br />

Dies war nur bei sieben Objekten (23 % <strong>der</strong> Gebäude) <strong>der</strong> Fall.<br />

Lediglich <strong>in</strong> drei Fällen fand sich e<strong>in</strong>e Armaturendämmung.<br />

Bild 51: Umwälzpumpe mit gedämmtem Deckel<br />

Die <strong>in</strong> Bild 51 gezeigte Umwälzpumpe hat ausnahmsweise e<strong>in</strong>e Dämmung. Diesseits<br />

und jenseits <strong>der</strong> werkseitig gelieferten Dämmung h<strong>in</strong>gegen fehlt die Rohrleitungsdämmung<br />

bzw. ist sie nur 1 cm stark.


116 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

10.4 Thermostatventile<br />

Nicht zuletzt <strong>der</strong> H<strong>in</strong>weis zweier Hausbesitzer darauf, dass Heizkörper gar nicht o<strong>der</strong><br />

nur sehr langsam heiß wurden, führte zur Frage <strong>des</strong> hydraulischen Abgleichs. Dieser ist<br />

nach u.a. VOB Vorschrift und mit vertretbarem Aufwand nur über vore<strong>in</strong>stellbare<br />

Thermostatventile möglich. Vor Ort zeigte sich, dass nur gut die Hälfte aller Heizungsanlagen<br />

über diese Ventile verfügen. E<strong>in</strong> hydraulischer Abgleich ist bei allen an<strong>der</strong>en<br />

Anlagen (mit nicht vore<strong>in</strong>stellbaren Thermostatventilen) aller Voraussicht nach nicht<br />

erfolgt. Allerd<strong>in</strong>gs zeigt die Erfahrung aus an<strong>der</strong>en Projekten, dass unabhängig von <strong>der</strong><br />

Art <strong>der</strong> Thermostatventile <strong>in</strong> über 95% aller Neubauten im E<strong>in</strong>familienhausbereich ke<strong>in</strong><br />

hydraulischer Abgleich erfolgt. Daher wurde unterstellt, dass auch dort, wo vore<strong>in</strong>stellbare<br />

Thermostatventile vorhanden waren, ebenfalls ke<strong>in</strong> hydraulischer Abgleich durchgeführt<br />

worden war. Dies hat nicht nur negative Auswirkungen auf den Heizkomfort<br />

(schwankende Raumtemperaturen, Rauschen o<strong>der</strong> Pfeifen <strong>der</strong> Thermostatventile), son<strong>der</strong>n<br />

kann auch den Heizenergieverbrauch erhöhen (die Höhe ist jedoch im Rahmen<br />

dieser Untersuchung nicht quantifizierbar).<br />

10.5 Heizungspumpen/Regelung<br />

Die HeizAnlV schreibt <strong>in</strong> § 7 Satz 4 vor, dass Umwälzpumpen nach den technischen<br />

Regeln zu dimensionieren s<strong>in</strong>d. Für NEH, die mit e<strong>in</strong>er Ausnahme Reihenendhäuser<br />

bzw. Reihenmittelhäuser s<strong>in</strong>d, reicht nach überschlägiger Abschätzung e<strong>in</strong>e Umwälzpumpenleistung<br />

von 20 W pro Gebäude völlig aus. Die folgende Grafik zeigt die vorgefundenen<br />

Pumpenleistungen im Mittel <strong>der</strong> untersten, <strong>der</strong> höchst möglichen sowie <strong>der</strong><br />

tatsächlichen E<strong>in</strong>stellung im Vergleich zu den geschätzten 20 W.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 117<br />

Pumpenleistung [W]<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

NEH Münster<br />

Leistung <strong>der</strong> Heizungspumpen<br />

benötigte Leistung Ø Leistung m<strong>in</strong>imal Ø Leistung e<strong>in</strong>gestellt Ø Leistung maximal<br />

Bild 52: Pumpenleistungen <strong>in</strong> NEH <strong>in</strong> Münster<br />

Das Mittel <strong>der</strong> untersten E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> Pumpen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel mehrstufig s<strong>in</strong>d, liegt<br />

bereits um 70% über <strong>der</strong> benötigten E<strong>in</strong>stellung. Die tatsächlich e<strong>in</strong>gestellte Pumpenleistung<br />

liegt bereits um rd. 180% und die maximal mögliche Leistung um rd. 300% über<br />

<strong>der</strong> benötigten Leistung. Vor Ort konnte festgestellt werden, dass die niedrigste Pumpenleistung<br />

<strong>in</strong> 45% <strong>der</strong> Fälle e<strong>in</strong>gestellt war, die höchste E<strong>in</strong>stellung dagegen <strong>in</strong> 55%.<br />

E<strong>in</strong> ähnliches Bild ergab sich bei den vorgefundenen 9 Warmwasser-Zirkulationspumpen.<br />

Auch hier ist e<strong>in</strong>e Pumpenleistung von 20 W als mehr als ausreichend anzusehen.<br />

(Diese Leistung ist immer noch zu hoch, entspricht jedoch <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>sten zurzeit am<br />

Markt verfügbaren Zirkulationspumpe.) Der Durchschnitt <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gestellten Pumpenleistung<br />

lag jedoch bei 36 W, d.h. rund 80% über dem Durchschnitt <strong>der</strong> <strong>in</strong>stallierten m<strong>in</strong>imalen<br />

Pumpenleistung. Obendre<strong>in</strong> ist <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familienhäusern <strong>der</strong> E<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>er Zirkulationspumpe<br />

aus energetischen und wirtschaftlichen Gründen nicht empfehlenswert.<br />

Die meisten Hausbesitzer gaben an, dass ihre Heizungsanlage auf e<strong>in</strong>e Nachtabsenkung<br />

e<strong>in</strong>gestellt sei. Lediglich bei 1/4 <strong>der</strong> Gebäudebesitzer erfolgt e<strong>in</strong>e Nachtabschaltung,<br />

d.h. e<strong>in</strong>e komplette Abschaltung <strong>der</strong> Heizung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund,<br />

dass e<strong>in</strong> NEH selbst bei e<strong>in</strong>er völligen Heizungsabschaltung nachts kaum auskühlt<br />

kann, ist es nicht erfor<strong>der</strong>lich, die Pumpen durchlaufen lassen. E<strong>in</strong>e Nachtabschaltung<br />

spart nicht nur Heizenergie und Pumpstrom e<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n verlängert auch die Lebensdauer<br />

<strong>der</strong> Pumpe und sollte daher grundsätzlich <strong>in</strong> jedem NEH aktiviert se<strong>in</strong>.


118 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

10.6 Zusammenfassung und Empfehlungen<br />

Im Ergebnis wurden die gesetzlichen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Heizanlagenverordnung (HeizAnlV)<br />

<strong>in</strong> 93 % <strong>der</strong> Gebäude nicht e<strong>in</strong>gehalten. Es zeigten sich vor allem folgende<br />

Schwachstellen:<br />

• unzureichende Dämmstoffstärke <strong>der</strong> Rohrleitungsdämmung von nur 1-1,5 cm.<br />

• ungedämmte Rohrleitungsstrecken<br />

• fehlende Armaturendämmung<br />

• überdimensionierte und <strong>in</strong> ihrer Leistung zu hoch e<strong>in</strong>gestellte Heizungs- und Warmwasserzirkulationspumpen<br />

• da bei <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Gebäude vore<strong>in</strong>stellbare Thermostatventile fehlen, ist bei diesen<br />

Gebäuden e<strong>in</strong> hydraulischer Abgleich (nach VOB Vorschrift) relativ umständlich<br />

und unterbleibt daher<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund, dass die HeizAnlV klare und e<strong>in</strong>deutige Anfor<strong>der</strong>ungen an Heizungsanlagen<br />

stellt, ist die weit überwiegende Nichte<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> HeizAnlV sowie <strong>der</strong><br />

VOB als gravieren<strong>der</strong> Mangel zu bewerten. Die Planung und Ausführung erfolgt i.d.R.<br />

über Heizungsbauer. E<strong>in</strong>e echte Abnahme durch den Architekten o<strong>der</strong> Bauträger, wie<br />

dies bei den übrigen Bauleistungen die Regel ist, erfolgt nicht o<strong>der</strong> unzureichend.<br />

Vom Architekten ist dafür Sorge zu tragen, dass ausreichend Platz für die Heizungsanlage<br />

sowie die Rohrleitungsführung vorhanden ist. Dachheizzentralen, so sehr sie auch<br />

aus Kostengründen zu wünschen s<strong>in</strong>d, dürfen nicht <strong>in</strong> irgendwelche Ecken gequetscht<br />

werden.


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 119<br />

Für weitere Vorhaben nach dem NEH-Standard wird bezüglich <strong>der</strong> Heizungsanlage<br />

Folgen<strong>des</strong> empfohlen:<br />

E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> EnEV:<br />

� M<strong>in</strong><strong>des</strong>tdämmstoffstärke von 2 cm für die Rohrleitungsdämmung<br />

� vollständige Dämmung <strong>der</strong> Rohrleitungsstrecken<br />

� vollständige Armaturendämmung<br />

� richtige Dimensionierung <strong>der</strong> Pumpenleistung<br />

� Installation vore<strong>in</strong>stellbarer Thermostatventile<br />

� Durchführung e<strong>in</strong>es hydraulischen Abgleichs<br />

Auch bei Heizungsanlagen ist e<strong>in</strong>e überschlägige Überprüfung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> geltenden<br />

Vorschriften und Vertragsbed<strong>in</strong>gungen an Hand folgen<strong>der</strong> Checkliste möglich:<br />

� Wurden alle Rohrleitungsstrecken komplett gedämmt?<br />

� Beträgt die Dämmstoffstärke m<strong>in</strong><strong>des</strong>tens 2 cm WLG 035?<br />

� S<strong>in</strong>d alle Armaturen gedämmt?<br />

� Gibt es Fehlstellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dämmung?<br />

� Wurde e<strong>in</strong> hydraulischer Abgleich durchgeführt (Protokoll, Dokumentation <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>stellwerte)?


120 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

11 Anhang 4: Fragebogen zu NEH <strong>in</strong> Münster<br />

Name:<br />

Datum:<br />

Fehlende Unterlagen<br />

O WSV-Nachweis<br />

O Pläne<br />

O Abrechnung Kellerdecke<br />

O Abrechnung Außenwand<br />

O Abrechnung Dach(ausbau)<br />

O Abrechnung Fenster<br />

1. Warum haben Sie e<strong>in</strong> NEH gekauft?<br />

O persönliches Interesse<br />

O Anfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Stadt Münster<br />

O Empfehlung e<strong>in</strong>es Bekannten / Architekten<br />

O Sonstiges................................................................<br />

2. Wie ist <strong>der</strong> Architekt/Bauträger mit den NEH-Anfor<strong>der</strong>ungen zurecht gekommen?<br />

O ke<strong>in</strong>e Angaben/nichts bekannt<br />

O problemlos<br />

O mit e<strong>in</strong>igen Problemen<br />

O Architekt war abgeneigt/unwillig, weil: .......................................................<br />

3. Wie s<strong>in</strong>d die Handwerker mit den NEH-Anfor<strong>der</strong>ungen zurecht gekommen?<br />

O ke<strong>in</strong>e Angaben/nichts bekannt


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 121<br />

O alle problemlos<br />

O e<strong>in</strong>ige hatten Probleme und zwar:..................................................................<br />

O alle sahen Schwierigkeiten, weil: ..................................................................<br />

4. Was waren – wenn vorhanden - die größten Bedenken?<br />

................................................................................<br />

................................................................................<br />

................................................................................<br />

................................................................................<br />

5. Wie s<strong>in</strong>d Sie mit dem Bauablauf zufrieden bezogen auf den NEH-Standard?<br />

O sehr zufrieden<br />

O nur teilweise zufrieden wegen: ...................................................................<br />

O unzufrieden wegen: .....................................................................................<br />

.........................................................................................................................<br />

6. Wie s<strong>in</strong>d Sie mit dem NEH zufrieden?<br />

- baulicher Wärmeschutz<br />

O ke<strong>in</strong>e Beanstandungen<br />

- Probleme<br />

O im Sommer mit .....................................<br />

O im W<strong>in</strong>ter mit .....................................<br />

- gibt es Feuchteprobleme?<br />

O ja, und zwar: ........................................................................................................<br />

O ne<strong>in</strong><br />

- S<strong>in</strong>d Sie mit <strong>der</strong> Raumluftqualität zufrieden?<br />

O ja


122 <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht GERTEC / IGBEU<br />

O ne<strong>in</strong><br />

- Heizung/Warmwasserbereitung<br />

O ke<strong>in</strong>e Beanstandungen<br />

- Probleme<br />

O im Sommer mit .....................................<br />

O im W<strong>in</strong>ter mit .....................................<br />

-Lüftungsanlage<br />

O ke<strong>in</strong>e Beanstandungen<br />

- Probleme<br />

O im Sommer mit .....................................<br />

O im W<strong>in</strong>ter mit .....................................<br />

7. Haben Sie durch das NEH spürbare Mehrkosten gehabt?<br />

O ne<strong>in</strong><br />

O nicht quantifizierbar/weiß nicht<br />

O ja, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Größenordnung von DM: ...............................................................<br />

8. Hat die NEH-Bauweise e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Gestaltung gehabt?<br />

O ne<strong>in</strong><br />

O ja, und zwar: ...............................................................<br />

9. Hat die NEH-Bauweise irgend e<strong>in</strong>e sonstige Belastung bedeutet?<br />

O ne<strong>in</strong><br />

O ja, teilweise, und zwar: ...............................................................<br />

O ja, weil: .......................................................................................................


GERTEC / IGBEU <strong>Evaluierung</strong> NEH-Standard Münster - Endbericht 123<br />

10. Hat es nach <strong>der</strong> Bauanzeige irgendwelche Än<strong>der</strong>ungen an <strong>der</strong> Plaung <strong>des</strong> Hauses<br />

gegeben (an<strong>der</strong>e Fenster, zusätzliche Dachgauben, o.Ä.)?<br />

O ne<strong>in</strong><br />

O ja, und zwar: ..................................................................................................<br />

...........................................................................................................................<br />

11. Würden Sie e<strong>in</strong> NEH weiter empfehlen?<br />

O ja, une<strong>in</strong>geschränkt<br />

O ja, mit E<strong>in</strong>schränkungen, und zwar: ...............................................................<br />

O ne<strong>in</strong>, weil: .......................................................................................................<br />

12. Fanden Sie es gerechtfertigt, dass die Stadt Münster Ihnen den NEH-Standard<br />

vorgeschrieben hat?<br />

O ne<strong>in</strong>, weil: ...........................................................................................................<br />

O ja, weil: ...............................................................................................................


In <strong>der</strong> Reihe ”Werkstattberichte zum Umweltschutz” s<strong>in</strong>d bisher folgende Titel erschienen<br />

Luftmeßkonzept 1/1988*)<br />

Altlastenbericht, 1. Fortschreibung 1/1989*)<br />

Luftqualtität <strong>in</strong> Münster - April 1988 - März 1989 - 2/1989*)<br />

Bodenbelastungsbericht - Schwermetalle und pH-Werte - 3/1989*)<br />

Möglichkeiten zur Bewertung von Wasserschutzgebieten <strong>in</strong> Verdichtungsräumen 4/1989*)<br />

Gewässeruntersuchung Meckelbach 5/1989*)<br />

Grundwassergütebericht - Zwischenbericht 6/1989*)<br />

Gewässeruntersuchung Edelbach 1/1990*)<br />

Gewässeruntersuchung Gievenbach 2/1990*)<br />

Luftqualität <strong>in</strong> Münster - April 1989 - März 1990 - 3/1990*)<br />

Umwelterziehung 4/1990*)<br />

Gewässerschutzprogramme für landwirtschaftliche Intensivgebiete 5/1990*)<br />

Gewässerunterhaltung im Spannungsfeld zwischen Landwirtschaft, Wasserwirtschaft und Naturschutz 6/1990*)<br />

Der Schutz <strong>des</strong> Hiltuper Sees 7/1990*)<br />

Umwelterheblichkeitsstudie Preussen-Stadion 8/1990*)<br />

Umweltpädagogik Son<strong>der</strong>h. '91*)<br />

Kle<strong>in</strong>kläranlagen <strong>in</strong> Münster 1/1991*)<br />

Bodenschutzkonzept 2/1991*)<br />

Local solutions to global pollution - global denken,lokal handeln 3/1991*)<br />

Gewässerbericht 1991 4/1991*)<br />

Luftqualität <strong>in</strong> Münster - April 1990 - März 1991 - 5/1991*)<br />

Stadtklima Münster 1/1992*)<br />

Umweltverträgliche Landwirtschaft 2/1992*)<br />

Gewässeruntersuchung Getterbach 3/1992*)<br />

Grundwassergütebericht 4/1992*)<br />

Benzoluntersuchung <strong>in</strong> Münster 1/1993*)<br />

Zwischenbericht <strong>des</strong> Beirats für Klima und Energie <strong>der</strong> Stadt Münster 2/1993*)<br />

Verkehrsbeschränkungen bei hoher Luftbelastung - Rechtsgutachten zu § 40 Abs. BImSchG 2 -<br />

Umweltbericht 1993<br />

3/1993*)<br />

Gewässergütebericht 1994 1/1994*)<br />

DV-Grobkonzept 2/1994*)<br />

Verzicht auf FCKW- und HFCKW-haltige Baustoffe <strong>in</strong> Münster 3/1994*)<br />

Gewässeruntersuchung Nienberger Bach 4/1994*)<br />

Umwelterziehung ( Aktual. Nachdruck v. 4/1990) 1/1995*)<br />

Aa-Konferenz - Dokumentation 2/1995*)<br />

Endbericht <strong>des</strong> Beirates für Klima und Energie <strong>der</strong> Stadt Münster 1995 Teil 1 3/1995*)<br />

Stillgewässer - Lebensräume für Pflanzen und Tiere 5/1995*)<br />

Endbericht <strong>des</strong> Beirates für Klima und Energie <strong>der</strong> Stadt Münster Teil 2 - Erläuterungen 6/1995*)<br />

Endbericht <strong>des</strong> Beirates für Klima und Energie <strong>der</strong> Stadt Münster Teil 3 - Dokumente 7/1995*)<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>er ökologisch orientierten Landwirtschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region Münster 1/1996*)<br />

Luftqualität <strong>in</strong> Münster - Grundlagen und Zusammenfassung <strong>der</strong> Meßergebnisse bis 1995<br />

Bericht über das Grobscreen<strong>in</strong>g zu Erfassung <strong>der</strong> durch verkehrsbed<strong>in</strong>gte Luftschadstoffe hoch belasteten<br />

2/1996*)<br />

Straßen <strong>in</strong> Münster 3/1996*)<br />

Marktchancen und Vermarktungsstrategien für Erzeugnisse <strong>der</strong> Ökologischen Landwirtschaft 4/1996*)<br />

Umweltplan Münster 5/1996<br />

Gewässergütebericht 6/1996*)<br />

Modellprojekt Verwaltungsreform im Umweltamt - Zwischenbericht 7/1996*)<br />

Umweltschutz im Internet - Kurzfassung 1996 8/1996*)<br />

Luftqualität <strong>in</strong> Münster - Meßergebnisse April - September 1996 1/1997*)<br />

Luftqualität <strong>in</strong> Münster - Meßergebnisse Oktober - Dezember 1996 2/1997*)<br />

Luftqualität <strong>in</strong> Münster - Meßergebnisse Januar - März 1997 3/1997*)<br />

Altbausanierung Heer<strong>des</strong>traße 4/1997*)<br />

Das Umweltbüro <strong>in</strong> Münster - Schnittstelle zwischen Umweltdezernat und Bevölkerung 5/1997*)<br />

Kommunale Umweltplanung auf dem Weg zur Naturhaushaltswirtschaft (Tagungsbericht) 1/1998<br />

Ökologische Baustoffe <strong>in</strong> kommunalen Gebäuden im Bereich Neubau und Instandhaltung 2/1998*)<br />

Gewässerbericht 1998<br />

Umweltbericht 1998<br />

Natürlich draußen – Unterricht im Wienburgppark<br />

3/1998<br />

Bericht zur Versiegelung von Flächen <strong>in</strong> Münster<br />

<strong>Evaluierung</strong> <strong>der</strong> <strong>Festsetzung</strong> <strong>des</strong> <strong>Niedrigenergiehaus</strong>-<strong>Standards</strong> <strong>in</strong> den Grundstückskaufverträgen<br />

1/2001<br />

<strong>der</strong> Stadt Münster<br />

*) Die vergriffenen Werkstattberichte können im Umweltbüro, He<strong>in</strong>rich-Brün<strong>in</strong>g-Str. 8, e<strong>in</strong>gesehen werden<br />

Ab Heft 3/1995 s<strong>in</strong>d alle Broschüren kostenpflichtig!<br />

1/2003


Diese Druckschrift wird im Rahmen <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit <strong>der</strong> Stadt Münster herausgegeben. Sie darf we<strong>der</strong> von Parteien noch<br />

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