Dr. Elfriede Wegricht - Begabungen verstehen, erkennen, fördern
Dr. Elfriede Wegricht - Begabungen verstehen, erkennen, fördern
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Mit Kindern in der Gegenwart leben<br />
um in Zukunft zu bestehen<br />
<strong>Begabungen</strong><br />
<strong>verstehen</strong>, <strong>erkennen</strong>, <strong>fördern</strong><br />
Univ. Lekt. Mag. <strong>Dr</strong>. <strong>Elfriede</strong> <strong>Wegricht</strong> 2010
Intelligenzdefinition - Stern<br />
Intelligenz ist die allgemeine<br />
Fähigkeit eines Individuums, sein<br />
Denken bewusst auf neue<br />
Forderungen einzustellen;<br />
sie ist die allgemeine geistige<br />
Anpassungsfähigkeit an neue<br />
Bedingungen des Lebens.
Mönks Mönks<br />
HB HB Kinder Kinder sind sind<br />
nicht nicht klüger, klüger,<br />
sondern sondern<br />
haben haben mehr mehr<br />
Möglichkeiten<br />
zu zu lernen.<br />
lernen.
Triadisches Interdependenzmodell<br />
Schule<br />
Motivation<br />
(Mönks)<br />
überdurchschnittliche<br />
überdurchschnittliche<br />
intellektuelle<br />
intellektuelle<br />
Fähigkeiten<br />
Fähigkeiten<br />
Familie<br />
Peergruppe<br />
Kreativität<br />
Hochbegabung
Zweifaktorenmodell - Cattell, 1965<br />
• Fluide Intelligenz: „..allgemeine Fähigkeit, in<br />
neuartigen Situationen und anhand von sprachfreiem,<br />
figuralem Material Denkprobleme zu erfassen,<br />
Beziehungen herzustellen, Regeln zu <strong>erkennen</strong>,<br />
Merkmale zu identifizieren und rasch wahrzunehmen…“<br />
• Kristalline Intelligenz: Produkt von flüssiger<br />
(fluider) Intelligenz und Sozialisationseinflüssen in<br />
bestimmten Leistungsbereichen; sie umfaßt damit unter<br />
anderem auch das über Erfahrung erworbene Wissen<br />
einer Person.
Entwicklung der Intelligenz<br />
steht in Zusammenhang mit:<br />
• Pränatalen Einflüssen auf die Entwicklung des Gehirns<br />
• Perinatalen Einflüssen auf die kognitive Entwicklung<br />
• Postnatalen Bedingungen auf die Entwicklung der Intelligenz
Neugeboren: 250g<br />
1. Jahr: 750g<br />
5. Jahr: 1.200g<br />
Frau: 1.245g<br />
Mann: 1.375g<br />
Wachstum: ½ Million / Minute<br />
Gene steuern das Wachstum von Axonen<br />
und Dendriten<br />
Die Umwelt prägt die Qualität und die<br />
Quantität<br />
Bei einem Zwei- bis <strong>Dr</strong>eijährigen gibt es etwa<br />
15.000 Verbindungen pro Nervenzelle mehr<br />
als bei einem Erwachsenen.<br />
Der Energieverbrauch ist etwa doppelt so hoch<br />
(Mönks)
Ablauf Ablauf der der Gehirnentwicklung<br />
Intelligenzentwicklung<br />
• Genetisch festgelegt<br />
• Alle gesunden Babys lernen etwa zur gleichen Zeit<br />
gehen, sprechen,…=„Sensible Zeitfenster“<br />
• Gene programmieren den Ablauf der normalen<br />
Entwicklung des Gehirns, sie sind kaum zu beeinflussen<br />
• Umweltfaktoren prägen die Qualität der Entwicklung,<br />
Umwelt beeinflusst prägend<br />
• Die Qualität der frühen Erfahrungen wirkt sich<br />
entscheidend auf die Entwicklung des kindlichen<br />
Gehirns aus.
Strukturentwicklung des des Gehirns Gehirns<br />
• Activating<br />
• Fixing<br />
• Protecting<br />
• Exercising<br />
• Stabilicing<br />
• Structuring<br />
• Motivating<br />
• Critical periods<br />
• Focusing
Gehirnentwicklung<br />
• Activating: Activating<br />
elektrochemische Zellaktivierung<br />
• Fixing:<br />
von Aktivierung zu stabiler neuronaler<br />
Verbindung – durch häufige Impulse in<br />
bestimmten Nervenbahnen wird die<br />
Synapsenbildung angeregt<br />
• Tuning:<br />
aus langsam wird schnell (Myelinisierung)
Gehirnentwicklung<br />
• Protecting: Protecting<br />
Myelinisierung erfolgt in bestimmter<br />
Reihenfolge<br />
• Exercising: Exercising<br />
aus unvollkommen wird vollkommen<br />
• Stabilizing: Stabilizing<br />
gut Ding braucht Weile – Stabilisierung<br />
der neuronalen Netzwerke
Gehirnentwicklung<br />
• Structuring:<br />
Structuring<br />
stabile Gedächtnisinhalte entstehen in einem<br />
definierten Netzwerk (Datenhighways = schnelles<br />
Abrufen von Wissen). In vorgefertigten Netzwerken wird<br />
Wissen schnell gespeichert (Ingendahl, 1998) und kann schnell<br />
abgerufen werden<br />
• Motivation:<br />
verrückt nach Stimulation – neuronale Netzwerke müssen überzeugt<br />
werden, dass sich Lernen lohnt (Botenstoffe Dopamin und<br />
Acetylcholin). Interessantes und Erfreuliches begünstigen diesen<br />
Vorgang<br />
• Critical Periods: Periods<br />
sensible Zeitfenster (auch komplexe Inhalte können das reifende<br />
Gehirn nicht überfordern!)
<strong>Dr</strong>. Ch. Perleth<br />
Focusing<br />
Die umfassende Förderung<br />
liegt im Herausfinden von<br />
Begabungs- und<br />
Interessensschwerpunkten<br />
Kinder sollen nie gebremst werden
Eltern, Erzieher und<br />
die Gesellschaft<br />
haben eine<br />
ungeheure Macht,<br />
das Universum im<br />
Kopf jedes Kindes zu<br />
formen und damit<br />
die Person, die es<br />
letztlich wird.<br />
Kinder sind wie Fackeln, die entzündet werden wollen und<br />
nicht wie Fässer, die gefüllt werden sollen!
Gehirnentwicklung -- Intelligenz<br />
• Flynn – Effekt:<br />
wir werden immer intelligenter!
DIE BEDEUTUNG DER FRÜHKINDLICHEN<br />
FR HKINDLICHEN<br />
BINDUNG<br />
…EMOTION ist die BASIS für die KOGNITION…
Bindungsverhalten - Explorationsverhalten<br />
� Bindungsverhalten: Herstellen von Nähe in einer neuen<br />
oder bedrohlichen Situation zu einer wichtigen<br />
Bezugsperson (weinen, rufen, anklammern, nachfolgen)<br />
ist angeboren, da in gefährlichen Situationen wichtig für<br />
das Überleben<br />
� Explorationsverhalten: Neugieriges Auskundschaften<br />
und Erkunden der Umgebung bei sicher gebundenen<br />
Kindern.<br />
� Wechselwirkung zwischen beiden
Zusammenhänge Zusammenh nge zwischen frühem fr hem Bindungsverhalten und dem<br />
Verhalten von Kindern, Jugendlichern & Erwachsenen<br />
Bowlby:<br />
„inner working models“ werden gebildet, werden stabil<br />
repräsentiert (abgebildet), beinhalten die individuellen<br />
frühen Bindungserfahrungen sowie die daraus<br />
abgeleiteten Erwartungen, die ein Kind gegenüber<br />
menschlichen Beziehungen hegt (Vertrauen auf…, sich<br />
verlassen können auf…)<br />
„Inner working models“ dienen dazu, das Verhalten der<br />
Bindungsperson zu interpretieren und ihr Verhalten<br />
vorherzusagen. Sie werden zunehmend nach dem ersten<br />
Lebensjahr stabiler
BINDUNGSSICHERHEIT BEEINFLUSSENDE FAKTOREN
Unsichere Bindung als disponierender Faktor<br />
� Weniger Phantasie im Spiel<br />
� Kürzere Aufmerksamkeitsspanne<br />
Unsicher gebundene Kinder :<br />
� Schwierigkeiten im Sozialverhalten<br />
� Mangelnde Impulskontrolle
Auswirkungen der frühkindlichen fr hkindlichen Bindung<br />
…der wichtigste Antrieb zum Lernen hat seine Wurzeln in<br />
der Art der zwischenmenschlichen Beziehungen, die dem<br />
Kind vom Beginn seines Lebens an zur Verfügung<br />
stehen (Kellmer –Pringle 1979)<br />
Frühkindliche Wahrnehmungsprozesse stellen die<br />
Grundlage für die weitere kognitive Entwicklung dar.<br />
Intelligenz wird bereits gefördert, wenn sich ein Kind<br />
angstfrei, neugierig und selbstbewusst entwickeln<br />
kann!
Ontogenetische Entwicklung<br />
� Signifikante Zusammenhänge zwischen Bindungsqualität<br />
im Alter von einem Jahr und einer Psychopathologie im<br />
Kindesalter (Alter von ca. 6 Jahren…)<br />
� Signifikante Zusammenhänge zwischen sicherer<br />
Bindung und psychischer Stabilität Stabilit bzw. unsicherer<br />
Bindung und psychopathologischen Störungen<br />
(Borderline, Angststörung, Impulskontrollstörung,<br />
Abhängigkeitserkrankungen,…)
Die fünf Dimensionen emotionaler Intelligenz<br />
Die eigenen Emotionen<br />
kennen<br />
seine inneren Zustände, Ressourcen<br />
und Intuitionen wahrnehmen<br />
Umgang mit Beziehungen<br />
gewünschte Reaktionen in<br />
anderen hervorrufen<br />
Emotionen in die Tat umsetzen<br />
Emotionen in den Dienst der<br />
Zielerreichung stellen<br />
Emotionen handhaben<br />
die eigenen Emotionen<br />
regulieren<br />
Empathie<br />
die Gefühle, Bedürfnisse und<br />
Sorgen anderer wahrnehmen
Verhaltensmerkmale hb hb<br />
Vorschulkinder<br />
Nicht alle Eigenarten sind bei allen HB zu beobachten, sie sind z. Teil auch<br />
bei überdurchschnittlich Begabten vorhanden:<br />
• Genaue Beobachtung<br />
• Überragende Lern- und Begriffsleistung<br />
• Hohe Lerngeschwindigkeit bei sie interessierenden Aufgaben<br />
• Erkennen von Strukturen<br />
• Außergewöhnliche Gedächtnisleistung<br />
• Schneller und früher Spracherwerb<br />
• Richtige Anwendung komplizierter Sprachregeln (Grammatik)<br />
• Intensive (freiwillige) Beschäftigung mit Symbolen<br />
• Hohes Konzentrationsvermögen<br />
• Fokussierung und Beharrungsvermögen zumindest bei selbst gestellten<br />
Aufgaben<br />
• Hohe Sensibilität (Lärm, Geruch, Farbempfindungen, Ungerechtigkeit..)<br />
• Gefühl der Andersartigkeit<br />
• Eigenwilligkeit im Sinn der „Selbststeuerung“<br />
• Abneigung gegen physische Auseinandersetzung
Verhaltensmerkmale<br />
hochbegabter Kinder<br />
Förderung Nichtförderung<br />
lieben alles Neue<br />
schlafen oft wenig<br />
Hang zur Perfektion<br />
stellen unentwegt Fragen<br />
entwickeln soziale Kompetenz<br />
wirken ausgeglichen<br />
lieben Herausforderungen<br />
hohe Leistungsfähigkeit<br />
lieben unübliche Lösungsvorschläge<br />
schnelle Auffassungsgabe<br />
spielen lieber mit älteren Kindern<br />
treffende Situationsanalyse<br />
stellen jegliche Neugierde ein<br />
äußern Unmut über Langeweile<br />
schreiben schlechte Arbeiten<br />
wirken provokant und aggressiv<br />
versuchen, nicht aufzufallen<br />
entwickeln Angstzustände, psych. Probleme<br />
werden zum Anstrengungsvermeider<br />
Schulversager!!<br />
„keiner versteht mich“<br />
werden zum Klassenclown<br />
ziehen sich von Gleichaltrigen zurück<br />
verlieren jegliches Interesse
Entscheidend für f r den Schulerfolg ist<br />
nicht nur momentanes Wissen<br />
sondern der Erfolg des Vorwissens!
Typische Probleme hochbegabter Kinder
Andere<br />
Denkstrukturen<br />
Unterforderung<br />
Intellektuell und<br />
sozial um Jahre<br />
voraus<br />
Leidensweg Leidensweg von von hochbegabten Kindern Kindern<br />
Kaum Zwischenschritte<br />
(z.B. Mathematik)<br />
Langeweile<br />
Gefühl nicht<br />
verstanden und<br />
akzeptiert zu<br />
werden<br />
Kaum Kontakte<br />
zu Gleichartigen<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Dr</strong>. Rahe Rahe<br />
Erwartungen der<br />
Lehrer nicht erfüllt<br />
Abschalten<br />
Träumen<br />
Klassenkaspar<br />
Aggression<br />
Gefühl der<br />
Isolation<br />
Schlechte Noten<br />
Keine geistige Teilnahme<br />
am Unterricht<br />
Verhaltensauffälligkeiten<br />
Depression<br />
Real-<br />
Hauptschule<br />
Sonderschule<br />
Nicht indizierte<br />
psychiatrische<br />
Behandlung<br />
Suizid<br />
gefahr
Maslow´s Bedürfnishierarchie<br />
Selbstentfaltung<br />
Bedürfnis nach Selbstachtung<br />
und sozialer Anerkennung<br />
Wunsch, mit sich eins zu sein,<br />
Orientierung an eigenen Werten<br />
Soziale Bedürfnisse<br />
Kontakt, Zugehörigkeit, Freundschaft<br />
Wunsch nach Akzeptanz und Liebe<br />
Sicherheitsbedürfnisse<br />
Schutz vor physischer und psychischer Bedrohung<br />
Physiologische Bedürfnisse<br />
Hunger, Durst, Müdigkeit, Ruhe, Obdach, Bewegung
das Leben will<br />
belebt<br />
die Seele<br />
beseelt<br />
und der Geist<br />
begeistert werden<br />
Elazar Benyoez
Es ist wichtig,<br />
dass der Mensch viel kann und viel<br />
weiß.<br />
Noch wichtiger ist,<br />
dass der, der viel kann und viel weiß<br />
ein Mensch ist.<br />
Erich Fried
Univ. Lekt. Mag. <strong>Dr</strong>. <strong>Elfriede</strong> <strong>Wegricht</strong><br />
www.begabt.at<br />
elfriede.wegricht@univie.ac.at<br />
Mobiltel.: +43 650 4100313