Schwarzbuch Hund - Problemhundtherapie in NRW
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A U S G A B E 3 / 2 0 0 9 S E I T E 1 6<br />
Erregbarkeit & Motivation<br />
Der Podenco, z.B., e<strong>in</strong>e spanische, noch sehr ursprüngliche<br />
Rasse, zeichnet sich durch se<strong>in</strong>en<br />
starken Jagdtrieb aus. Er ist Teil se<strong>in</strong>er<br />
„angeborenen Persönlichkeit“; das, was die Rasse<br />
an sich auszeichnet.<br />
Motivation h<strong>in</strong>gegen kann mit der Triebveranlagung<br />
zusammen fallen, aber auch „erlernt“ werden,<br />
auch dann, wenn e<strong>in</strong>em <strong>Hund</strong> bestimmte<br />
Handlungsweisen nicht <strong>in</strong> die Wiege gelegt wurden.<br />
Bei e<strong>in</strong>em Podenco, z.B. gehen Triebveranlagung<br />
und die Motivation zum Jagen Hand <strong>in</strong><br />
Hand, da der Jagdtrieb e<strong>in</strong> selbstbelohnendes<br />
Verhalten für den <strong>Hund</strong> darstellt. Auch e<strong>in</strong>em<br />
Retriever muss man <strong>in</strong> aller Regel das Apportieren<br />
an sich nicht erst „beibr<strong>in</strong>gen“… auch er<br />
br<strong>in</strong>gt Veranlagung und Motivation gleichermaßen<br />
mit. E<strong>in</strong> Mops, der apportieren soll, benötigt<br />
höchstwahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>en Anreiz, um es se<strong>in</strong>en<br />
Artgenossen gleich zu tun… er kann das Apportieren<br />
lernen, jedoch eher mittels „Sekundär-<br />
Belohnung“ (z.B. Futterbestätigung), denn er<br />
würde das Apportholz weniger des Apportieren<br />
willens holen. Hier ist das Futter der<br />
„Motivator“.<br />
Motivation kann nicht erzwungen werden – als<br />
Halter formt man e<strong>in</strong>e entsprechende Motivationslage<br />
beim <strong>Hund</strong> und setzt <strong>in</strong> der Regel auf<br />
Aktivitäten, die dem natürlichen Verhalten des<br />
<strong>Hund</strong>es/der Rasse am nächsten ist. Motivation<br />
dient meistens als Verstärker für das Triebverhalten:<br />
e<strong>in</strong> Podenco an sich jagt bereits sehr gerne,<br />
aber durch e<strong>in</strong>en gezielten Reiz aus se<strong>in</strong>em<br />
„Beuteschema“ erhöht sich die Motivation und<br />
verstärkt den Trieb weiter.<br />
Viele Halter entscheiden sich für Rassen, deren<br />
Fähigkeiten sie für e<strong>in</strong> bestimmtes Hobby (z.B.<br />
<strong>Hund</strong>esport) nutzen wollen. Im Bereich Agility<br />
und VPO, gerade auch im Leistungsbereich<br />
(Turniere, Meisterschaften etc.), z.B. fallen immer<br />
wieder ganz bestimmte Rassen auf: Border<br />
Collies, Australian Shepherds und zunehmend<br />
Mal<strong>in</strong>ois, belgische Schäferhunde. E<strong>in</strong>es haben<br />
sie geme<strong>in</strong>: kle<strong>in</strong> – mittelgroß, kompakt, schnell,<br />
führig… die idealen Voraussetzungen also, um<br />
erfolgreich zu se<strong>in</strong> – für den Halter! An sich ist<br />
dieses Ziel aus Haltersicht nicht verwerflich, jedoch<br />
fällt ebenfalls e<strong>in</strong>es immer deutlicher auf:<br />
abseits des <strong>Hund</strong>eplatzes haben so manche hündische<br />
„Profi-Sportler“ immense Probleme.<br />
„Platzidioten“ nannte man solche <strong>Hund</strong>e früher<br />
(heute mitunter auch noch, nur darf man „es“<br />
nicht mehr so deutlich aussprechen…); <strong>Hund</strong>e<br />
also, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten Umgebung nach<br />
dem Schema F bed<strong>in</strong>gungslos und zu 100% bee<strong>in</strong>druckend<br />
funktionieren, aber außerhalb dieser<br />
künstlichen Welt ihre Veranlagungen auf<br />
„natürliche“ Weise zeigen, sehr zum Ärgernis<br />
von Halter und Umwelt.<br />
Border Collies z.B. – nicht alle s<strong>in</strong>d klassische<br />
„Hüter“ und benötigen Vieh zur Glückseligkeit.<br />
Aber viele… zu viele, wenn man sich e<strong>in</strong>mal die<br />
Abgabe-Statistik der e<strong>in</strong>schlägigen BC-<br />
Notvermittlungen anschaut. Ob Welpe oder<br />
Junghund, 3-jährig oder 10+ Jahre… die Abgabestatistik<br />
lässt Bauklötze staunen. Und die Naivität,<br />
mit der solche Rassen angeschafft werden,<br />
nicht m<strong>in</strong>der: eben oftmals die typische „wir<br />
wollten e<strong>in</strong>en agilen <strong>Hund</strong>“ oder „ich fahre gerne<br />
lange Fahrrad und suche e<strong>in</strong>en lauffreudigen Begleiter“<br />
oder eben auch die „ich möchte gerne<br />
Agility mit ihm machen“ Aussage. Die Veranlagung<br />
des <strong>Hund</strong>es an sich, auch oder gerade abseits<br />
der „2-<strong>Hund</strong>esport-Stunden“ die Woche,<br />
wird <strong>in</strong> der Regel völlig unterschätzt, ausgeblendet,<br />
schön geredet… Und die Realität schlägt<br />
schnell zu, erbarmungslos, besonders für den<br />
<strong>Hund</strong>. Endstation Tierschutz – schon lange ke<strong>in</strong>e<br />
Ausnahme mehr. In gravierenderen Fällen droht<br />
dann auch schnell mal die Euthanasie für den<br />
„durchgeknallten“ <strong>Hund</strong> und ke<strong>in</strong> Alter, vom<br />
Junghund bis zum Senior, ist davor gefeit.<br />
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