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Schluss mit lustig<br />
Business affairs<br />
Showdown in<br />
<strong>de</strong>r Hotelbar<br />
Weit weg von zu Hause sucht Unternehmer<br />
Mathias Bach wie<strong>de</strong>r einmal das erotische<br />
Abenteuer. Er hat eine höchst reizvolle<br />
Assistentin. Und er verfolgt ein festes Ziel.<br />
VON MICHAEL BAHNERTH<br />
Es gab Momente, da dachte Bach an seine Frau, aber er verdrängte<br />
sie, in<strong>de</strong>m er kurz einen Blick auf die Beine seiner<br />
Assistentin warf. Ihre Beine und auch alles, was sich darüber<br />
befand, waren eine Sün<strong>de</strong> wert, fand Bach. Endlich eine Sün<strong>de</strong><br />
wert. Zwölf Jahre Ehe, zwei Kin<strong>de</strong>r, immer treu gewesen,<br />
aber seit vier Monaten keinen Sex mehr mit <strong>de</strong>r Ehefrau, nicht<br />
mal ein Gespräch darüber, weil ... das wusste er auch nicht so<br />
genau. Noch im Hotelzimmer hatte er sich moralisch alles zurechtgelegt;<br />
dass sein Leben wie<strong>de</strong>r einmal einen Höhepunkt<br />
„Und, äh, ich bin nicht so gut<br />
in Worten, aber, Du, Du bist so<br />
wun<strong>de</strong>rvoll, und ich dachte ...“<br />
verdient hätte, dass ihn seine neue Assistentin nun schon<br />
zwei Monate, ja, aufreizte, dass es nicht mehr zum Aushalten<br />
war. Dass es nur um Sex ginge. Dass es an<strong>de</strong>re auch tun und<br />
trotz<strong>de</strong>m eine gute Ehe führen, und dass er in Paris ist, also<br />
weit weg.<br />
Manchmal berührte er wie aus Versehen das schwarz bestrumpfte<br />
Bein seiner Assistentin, und er fand, dass sie es nicht<br />
schnell genug wegzog, um „Nein“ zu sagen. Sie waren mittlerweile<br />
beim vierten Glas Champagner, und seine Assistentin<br />
machte keine Anstalten zu gehen. Auch ein gutes Zeichen,<br />
fand Bach. „Ohne Sie“, sagte er ihr, „ohne Dich, wenn Du erlaubst,<br />
hätten wir die Verhandlungen nie so glatt gestalten<br />
IM NÄCHSTEN HEFT: Olaf Gut und die unverstan<strong>de</strong>ne Kunst seiner Frau.<br />
können. Dieser Monsieur Depuis hatte nur Augen für Dich.<br />
Das war unsere Chance. Ich heiße übrigens Mathias.“ „Ulrike“,<br />
sagte die Assistentin, „freut mich.“ „Die Freu<strong>de</strong> ist auf meiner<br />
Seite, Ulrike. Und jetzt müssen wir uns küssen.“<br />
Er spürte, wie sein Herz pochte. Wenn sie mich auf die Lippen<br />
küsst, ist alles klar, dachte er. Bitte küss’ mich auf die<br />
Lippen, aber es kam nur eine Backe. „Komm, Ulrike, wir<br />
bestellen noch ein Glas, ja?“ „Ich weiß nicht, Mathias, ich<br />
wollte eigentlich noch meinen Freund anrufen.“ „Deinen<br />
Freund?“ „Ja, genauer gesagt: meinen Verlobten.“ „Ich verstehe<br />
das. Aber fi n<strong>de</strong>st Du nicht, wir sollten <strong>de</strong>n Moment genießen,<br />
seine Einzigartigkeit, seine Unwie<strong>de</strong>rbringlichkeit?“<br />
„Also gut. Aber nur noch ein kleines Glas.“ Ja, dachte Mathias,<br />
ja!<br />
„Ulrike, was ich schon immer sagen wollte, ist“, sagte Mathias,<br />
„dass es mich zu Dir, wie soll ich sagen, hinzieht, über die<br />
Maßen also, und, äh, ich bin nicht so gut mit Worten, aber,<br />
Du, Du bist so wun<strong>de</strong>rvoll, und ich dachte ...“ „Willst Du mit<br />
mir schlafen, Mathias, ist es das?“ „Welcher Mann möchte das<br />
nicht?“ „Mathias, Du bist mein Chef, und ich ...“ „Du musst<br />
jetzt nichts sagen, Ulrike, jetzt nicht. Weil ich muss mal auf<br />
Toilette, Du entschuldigst mich?“<br />
60 zu 40, re<strong>de</strong>te er sich ein. 60, dass es klappt. Es war, so fand<br />
er, sein Tag; die richtigen Sätze bei <strong>de</strong>r Verhandlung gefun<strong>de</strong>n,<br />
die richtigen Worte bei Ulrike. „So, Ulrike“, sagte er, „da bin<br />
ich wie<strong>de</strong>r. Wo waren wir stehen geblieben?“, fragte er und<br />
legte seine Hand auf ihren Oberschenkel. „Mathias, Du hast<br />
Dein Handy hier liegen lassen. Gera<strong>de</strong> vor mir. Eine SMS. Von<br />
Deiner Frau. Sie sagt, sie und die Kin<strong>de</strong>r lieben und vermissen<br />
Dich.“ „Ja, das schreibt meine Frau immer, Ulrike. Das ist jetzt<br />
nicht so wichtig.“ „Bist Du Dir da sicher, Mathias?“<br />
74 ProFirma 04 2012<br />
Teil 3<br />
Illustration: Reinhold Harwath