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IT & Investition – Qualitätsmanagement
Zertifi zierungen
Gut geprüft ist halb vermarktet
In vielen Branchen sind Zertifi zierungen unverzichtbar, um Qualität oder Sicherheit
nachzuweisen. Kunden und Geschäftspartner fordern sie ein. Doch längst nicht jedes
Gütesiegel ist sinnvoll. VON PETRA UHE
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
Zertifi zierungen sind ein wichtiges
Instrument, um die Qualität von Produkten,
Dienstleistungen und Prozessen
zu belegen – und damit die Kompetenz
eines Unternehmens. Häufi g werden
diese Nachweise von Kunden oder
Lieferanten verlangt, da sie die Einhaltung
bestimmter Standards garantieren.
Es gibt allerdings auch Beispiele, wo
Zertifi zierungen unnötig oder gar kontraproduktiv
sein können.
„Struktur und Qualität im Unternehmen
müssen gelebt werden“, sagt Markus
Dornseif, Gründer und Betriebsleiter
des Münsteraner Winterdiensts
Dornseif, „Zertifi zierungen sind nur das
sicht- und vorzeigbare Ergebnis.“ Der
gelernte Gas- und Wasserinstallateur
weiß, wovon er spricht: Neben zahlreichen
ISO-Zertifi zierungen – etwa
für Umwelt- und Arbeitsschutzmanagement
oder betriebliches Gesundheitsmanagement
(BGM) – erhielt der
Winterdienst diverse Auszeichnungen,
darunter den Haward-Health-Award
(ein Innovationspreis des Tüv Nord für
Unternehmen, die ihren Mitarbeitern
besonders gute Arbeitsbedingungen
bieten) und das Qualitätssiegel „Familienfreundlicher
Arbeitgeber“ der Ber-
telsmann-Stiftung. Die Anstrengungen
machen sich für Dornseif aber nicht nur
in Form von werbewirksamen Zertifi -
zierungen bezahlt. Auch die Motivation
der Mitarbeiter ist ein echter Mehrwert:
„In unserem Unternehmen sind die
Fehlzeiten niedrig, und die Mitarbeiter
setzen sich voll ein“, so der Firmenchef.
Zusammen mit seiner Frau Kirsten –
früher Bäckereifachverkäuferin und
heute Inhaberin des Unternehmens –
startete Markus Dornseif vor zehn Jahren
mit einem Großauftrag britischer
Offi ziere in die Selbstständigkeit: Rund
400 kasernennahe Grundstücke und
Häuser sollten regelmäßig von Schnee
und Eis befreit werden. Heute arbeitet
das Ehepaar bundesweit mit mehr als
700 Kooperationspartnern zusammen
und betreut öffentliche Gebäude, Einkaufscenter,
Kindergärten, Parkplätze
und öffentliche Gehwege. Das Unternehmen
mit seinen 26 Voll- und 60
Teilzeitbeschäftigten erzielte im vergangenen
Jahr rund sieben Millionen
Euro Umsatz.
Der Blick von außen hilft
Der Unternehmer ist überzeugt, dass
Zertifi zierungen nicht nur als Argumente
für Kunden, Geschäftspartner
oder dringend gesuchte Fachkräfte
wichtig sind: „Im Rahmen eines Zertifi
zierungsprozesses kann man viel lernen
– zum Beispiel, welche konkreten
Ziele das Unternehmen erreichen soll
oder welche Schwächen es gibt.“ Prof.
Dr. Martin Baxmann, Fachzahnarzt für
Kieferorthopädie, hat bei der Tüv-Zertifi
zierung seiner beiden Praxen in Kempen
und Geldern gelernt, seine Werte
klar zu defi nieren. „Man muss extrem
transparent und fokussiert sein“, sagt
der Kieferorthopäde aus Nordrhein-
Westfalen. Die Evaluation von außen
„Struktur und Qualität
im Unternehmen
müssen gelebt werden.“
MARKUS DORNSEIF, E. KFR., MÜNSTER
60 ProFirma 04 2012