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Finanzen & Steuern – Finanzierung
Factoring
Schneller ans Geld
Der Verkauf von Forderungen gilt bei vielen Unternehmen
als teurer Spaß. Firmenchefs, die genauer rechnen,
möchten auf die Vorteile aber nicht mehr verzichten.
VON EVA NEUTHINGER
Lange Zahlungsziele von 60 Tagen gehören
für Hans Theodor Wegener zum
guten Service. Der Geschäftsführer des
Traditionsunternehmens R & M Wegener
GmbH & Co. KG im hessischen
Lauterbach produziert und vertreibt
Hüte und Mützen. Zu seinen Kunden
zählen in erster Linie Einzel- und Großhandelsunternehmen.
Wegener kann
sich so viel Großzügigkeit leisten. Denn
er verkauft seine Forderungen an die
Deutsche Factoring Bank in Bremen.
„Diese Finanzierungsform hat sich für
FACTORING:
Formen und Formalien
mich bewährt“, sagt Wegener. Jeden
Montag versendet er elektronisch seine
Rechnungen an die Gesellschaft. „Wenige
Tage später habe ich das Geld auf
meinem Konto“, so der Unternehmer.
Auch für seine Kunden ist der Verkauf
der Forderungen kein Problem: „Bisher
hat noch niemand negativ reagiert.“
Wohl auch deshalb, weil viele seiner
Abnehmer selbst Factoring zur Finanzierung
nutzen. „Es ist in unserer Branche
schon lange kein Makel mehr, Forderungen
zu verkaufen“, so Wegener.
Full-Service-, stilles oder Ausschnitts-Factoring – Unternehmer können verschiedene
Varianten wählen. Die wichtigsten Details:
Full-Service: Der Factor übernimmt die Finanzierung, das Delkredere, das Mahnwesen
und die Debitorenbuchhaltung. Im Mittelstand kommt diese Variante häufi g vor.
Ausschnitts-Factoring: Der Unternehmer verkauft nicht seinen gesamten, sondern
nur den Forderungsbestand bestimmter Schuldner. Je mehr Debitoren der Factor aber
übernimmt, desto geringer ist sein Risiko und desto niedrigere Gebühren fallen für
den Firmenchef an.
Stilles und offenes Factoring: Bei Ersterem erfährt der Debitor nichts vom Verkauf
der Forderung. Das wird der Factor nur bei guten Kunden mit entsprechender Bonität
und Zahlungsmoral akzeptieren. Beim offenen Factoring werden die Kunden schriftlich
informiert, sie überweisen direkt an die Finanzierungsgesellschaft.
Die Formalien: Der durchschnittliche Rechnungswert sollte bei mehr als 250 Euro, im
Exportgeschäft bei rund 1.500 Euro liegen. Dabei muss es sich immer um gewerbliche
Kunden und einen weitgehend festen Abnehmerkreis handeln.
Vor allem in der Textilwirtschaft, aber
auch in der Automobilindustrie wird
dieses Instrument besonders häufi g
eingesetzt. „Von immer mehr Firmen
genutzt, hat sich das Image von Factoring
verbessert“, sagt Hendrik Harms,
Geschäftsführer der Deutschen Factoring
Bank.
Factoring bietet viele Vorteile. Ganz
oben steht die Verbesserung der Eigenkapitalstruktur.
Denn durch den Ver-
48 ProFirma 04 2012