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Finanzen & Steuern – Bilanzierung
E-Bilanz
Nur Aufwand und Kosten
1,35 Millionen buchführungspfl ichtigen Unternehmen bleibt nur noch dieses Jahr,
um sich auf die E-Bilanz vorzubereiten. Die nötigen Umstellungen in Buchhaltung und
IT bedeuten für viele Mittelständler einen Kraftakt. VON SIGRUN AN DER HEIDEN
DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
Viele Unternehmen zögern wegen
des enormen Aufwands bisher mit der
Einführung einer E-Bilanz.
Mit der E-Bilanz verfolgt die Finanzverwaltung
auch das Ziel, möglichst viele
Daten für die Betriebsprüfung zu
erhalten.
Die Betriebe rechnen in der Anfangsphase
mit einem zusätzlichen Zeitaufwand
von bis zu 25 Prozent.
Unliebsame Themen will Florian Karges schnell vom Tisch haben.
Seit Monaten hat der Leiter Rechnungswesen des Finanzdienstleisters
FIHM Fonds und Immobilien Holding München
AG deshalb alle Hände voll zu tun. Er bereitet die mittelständische
Unternehmensgruppe auf die E-Bilanz vor. „Der Verwaltungsaufwand
wird auf die Unternehmen abgewälzt. Für
uns ergeben sich keine Vorteile, nur Kosten“, kritisiert Karges.
Der Teufel steckt im Detail, denn der Finanzverwaltung
reicht es nicht aus, wenn Betriebe ihren Jahresabschluss auf
elektronischem Weg ans Finanzamt schicken. Sie fragt gleich
eine Unmenge zusätzlicher Daten ab, die Karges nicht einfach
per Knopfdruck abrufen kann, weil sie nicht separat gebucht
werden.
Für den Handelbilanzabschluss reicht es aus, wenn der Buchhalter
62 Felder für die Bilanz und 31 für die Gewinn- und
Verlustrechnung (G&V) ausfüllt. Die E-Bilanz enthält dagegen
190 Pfl ichtpositionen, für die G&V kommen 227 weitere
hinzu. Karges hat sich deshalb Experten ins Haus geholt, die
ihm helfen, die Buchhaltung der fünf Tochtergesellschaften
zu durchleuchten und auf die neuen Anforderungen vorzubereiten.
„Wir müssen neue Konten in unseren Kontenrahmen
einpfl egen und die Mitarbeiter schulen“, berichtet der Leiter
Rechnungswesen. „Ein einfacher Buchhalter soll plötzlich
steuerlich relevante Buchungen erfassen. Es ist ein enormer
Aufwand für uns, dieses Spezialwissen zu vermitteln.“
Das hat inzwischen auch die Finanzverwaltung erkannt und
für das Jahr 2012 eine generelle Nichtbeanstandungsregel erlassen.
Zwar ist die E-Bilanz offi ziell schon für das laufende
Wirtschaftsjahr Pfl icht. Doch wer seine Bilanz und die G&V
noch einmal in Papierform abgibt, muss keine Sanktionen befürchten.
Ernst wird es damit erst im Jahr 2013. Dann sollte
die Buchführung stehen. „Damit das funktioniert, müssen
bilanzierungspfl ichtige Unternehmen jetzt mit der Umstellung
beginnen“, mahnt Horst Vinken, Präsident der Bundessteuerberaterkammer.
Es gibt viel zu tun: „Die bestehenden
Kontenpläne müssen mit der Steuertaxonomie der Finanzverwaltung
abgeglichen, Konten angepasst und zugeordnet werden“,
zählt Vinken auf. Wer selbst bucht, muss darauf achten,
dass alle Geschäftsvorfälle von Januar 2013 an richtig gebucht
werden, um teure Nacharbeiten zu vermeiden. Der Aufwand
ist enorm: „Je nach Unternehmensgröße kommen bis zu 120
neue Konten hinzu“, schätzt er.
Viele Unternehmen im Rückstand
Eile ist geboten, denn bisher haben viele der 1,35 Millionen
buchführungspfl ichtigen Einzelunternehmen, Kapital- und
Personengesellschaften, aber auch Selbstständige und Gewerbetreibende
damit gewartet, die Bilanzen aufzustellen.
Eine Umfrage im Auftrag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
BDO unter 300 E-Bilanz-Verantwortlichen ergab, dass
drei Viertel von ihnen Mitte des vergangenen Jahres noch
nicht mit der Umstellung begonnen hatten, mehr als zwei
Drittel fühlten sich unzureichend informiert. Zwar legte der
Gesetzgeber die Pfl icht zur elektronischen Abgabe von Bilanz
und G&V „nach amtlich vorgeschriebenem Datensatz“
42 ProFirma 04 2012