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Unternehmensführung – Vertrieb<br />

Verkaufsgespräche<br />

Der Kostendrücker kommt<br />

Bei <strong>de</strong>r Beschaffung geben inzwischen in vielen Unternehmen professionelle Einkäufer<br />

statt Fachabteilungen <strong>de</strong>n Ton an. Mittelständische Lieferanten müssen sich auf kritische<br />

Fragen zu <strong>de</strong>n Preisen und auf härtere Verhandlungen vorbereiten. VON STEFAN BOTTLER<br />

Wenn Vertriebsmitarbeiter <strong>de</strong>r Weber<br />

Hydraulik GmbH in Güglingen die<br />

Kun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Lkw-, Gabelstapler- und<br />

Landmaschinenindustrie von ihren Produkten<br />

überzeugen wollen, sprechen<br />

sie in <strong>de</strong>r Regel mit Geschäftsführern<br />

und Produktmanagern. In jüngster Zeit<br />

treten aber zusätzlich an<strong>de</strong>re leiten<strong>de</strong><br />

Angestellte als Verhandlungsführer auf<br />

– Einkäufer, die streng auf die Kosten<br />

achten, auf Sofortlieferung bestehen und<br />

beson<strong>de</strong>re Zusatzservices wünschen.<br />

„Viele Gesprächspartner for<strong>de</strong>rten außer<strong>de</strong>m<br />

Auskunft, wie unser Haus sicherstellt,<br />

dass bei allen geschäftlichen<br />

Entscheidungen gelten<strong>de</strong> Gesetze und<br />

Normen beachtet wer<strong>de</strong>n“, berichtet<br />

Vorstand Frank Schmid. Gewünscht<br />

war ein „Co<strong>de</strong> of Conduct“, dass Weber<br />

Hydraulik keine Bestechungsversuche<br />

dul<strong>de</strong>t, im Wettbewerb kartellrechtlich<br />

einwandfrei agiert und sich auch beim<br />

Umwelt- und Arbeitsschutz nichts zuschul<strong>de</strong>n<br />

kommen lässt.<br />

Als Konsequenz trat das Unternehmen<br />

<strong>de</strong>r Compliance-Initiative <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sverbands<br />

Materialwirtschaft, Einkauf<br />

und Logistik (BME) bei, die zahlreiche<br />

Konzerne unterstützen. Weitaus<br />

schwieriger fi elen Antworten auf Preis-<br />

und Lieferwünsche aus, die überzogen<br />

wirkten. Anfang vorigen Jahres formulierte<br />

Weber Hydraulik seine Verkaufs-<br />

und Lieferkonditionen neu: Liefertermine<br />

wer<strong>de</strong>n entsprechend verlängert,<br />

wenn aus Grün<strong>de</strong>n, die nicht von We-<br />

ber zu vertreten sind, „technische Probleme<br />

bzw. Fragen“ auftreten, heißt<br />

es da unter an<strong>de</strong>rem: Wenn Einkäufer<br />

allein verhan<strong>de</strong>ln, bleibt erfahrungsgemäß<br />

manches Fachthema offen.<br />

Eine neue Macht im Unternehmen<br />

Mit solchen Erkenntnissen stehen die<br />

Schwaben nicht allein da. Im Einkauf<br />

liegt <strong>de</strong>r Gewinn, heißt es. Viele Konzerne<br />

nehmen dieses uralte Sprichwort<br />

neuerdings sehr ernst und haben als<br />

Folge <strong>de</strong>r vorigen Wirtschaftskrise eine<br />

zentrale Einkaufsabteilung aufgebaut,<br />

die auch die Etats von Nie<strong>de</strong>rlassungen<br />

und Fachabteilungen verantwortet –<br />

egal, ob Sanitärartikel, Werkzeuge,<br />

Produktzubehör o<strong>de</strong>r Maschinen angeschafft<br />

wer<strong>de</strong>n. Bei nahezu je<strong>de</strong>m<br />

Lieferantengespräch hat <strong>de</strong>r Einkauf<br />

die Fe<strong>de</strong>rführung. In manchen Konzernen<br />

verantwortet er fast zwei Drittel<br />

<strong>de</strong>r Jahresetats. Vor wenigen Jahren<br />

war meistens die Fachabteilung erster<br />

Ansprechpartner. Wenn es um hohe<br />

Summen o<strong>de</strong>r Schlüsselinvestitionen<br />

ging, schaltete sich auch die Geschäfts-<br />

führung ein. Der Einkauf hingegen<br />

kümmerte sich um Lieferfristen, Rechnungsprüfungen<br />

und an<strong>de</strong>re nachgeordnete<br />

Vorgänge.<br />

Heute jedoch setzen immer mehr Konzerne<br />

<strong>de</strong>n Einkauf als Schlüsselabteilung<br />

gegen Kostensteigerungen an. Wenn<br />

<strong>de</strong>ssen Mitarbeiter niedrigere Preise,<br />

Mengenrabatte o<strong>de</strong>r längere Zahlungsfristen<br />

durchsetzen, erhalten sie häufi g<br />

Prämien. Auch kurze Lieferfristen gelten<br />

als probates Mittel, weil dies Lagerkosten<br />

reduziert. Die Folgen bekommt<br />

„Auch kleine Lieferanten müssen zunehmend<br />

beim Thema Compliance Flagge zeigen.“<br />

SEBASTIAN SCHRÖDER, BME, FRANKFURT<br />

mancher Lieferant in Euro und Cent zu<br />

spüren. „Wir haben wie<strong>de</strong>rholt Aufträge<br />

verloren, weil wir unsere Vorlaufzeiten<br />

nicht verkürzen konnten“, sagt Daniela<br />

Albrecht, Inhaberin <strong>de</strong>s gleichnamigen<br />

Feinwerkmechanikunternehmens in<br />

Planegg bei München. „Von <strong>de</strong>n fachlichen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an unsere Produkte<br />

haben viele Verhandlungspartner<br />

einfach keine Ahnung.“<br />

Ein professioneller Einkäufer nutzt je<strong>de</strong><br />

Chance zum Kostensparen: Als unlängst<br />

das Schrauben- und Werkzeug-<br />

privat<br />

han<strong>de</strong>lshaus Würth seinen rund 1.800 Foto:<br />

36 ProFirma 04 2012

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