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Vom ethischen Han<strong>de</strong>ln im Geschäftsleben war in dieser Kolumne<br />
schon öfters die Re<strong>de</strong>. Heute soll es um die Frage gehen,<br />
ob ethisches Han<strong>de</strong>ln eigentlich ein heimliches Erfolgsrezept<br />
ist o<strong>de</strong>r ob die ethisch fundierte Geschäftsführung, die<br />
sich nach eigenen o<strong>de</strong>r übernommenen Prinzipien ausrichtet,<br />
auch mit Kosten und mit Schmerzen verbun<strong>de</strong>n sein kann.<br />
Das Magazin Harvard Business Manager widmete im vorigen<br />
Jahr zehn Seiten <strong>de</strong>m Thema Ethik im Business. Es ging dabei<br />
um die Frage, ob es wohl möglich sei, im Geschäftsleben immer<br />
(o<strong>de</strong>r je<strong>de</strong>nfalls fast immer) ethisch zu han<strong>de</strong>ln und trotz<strong>de</strong>m<br />
erfolgreich zu sein o<strong>de</strong>r zu bleiben. Hochinteressant. Es<br />
gab kluge Gedanken, aber keine einfachen Antworten.<br />
Seit <strong>de</strong>n Veröffentlichungen <strong>de</strong>s Soziologen Max Weber zu<br />
Beginn <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts wissen wir, dass Wertesysteme<br />
und ethische Normen auch etwas mit wirtschaftlichem Han<strong>de</strong>ln<br />
und mit Erfolg zu tun haben. Religiöse und kulturelle<br />
Traditionen sind eben nicht nur Schall und Rauch, son<strong>de</strong>rn<br />
sie prägen – bewusst o<strong>de</strong>r unbewusst – das Denken und Han<strong>de</strong>ln<br />
<strong>de</strong>r Akteure. Das gilt sogar dann, wenn die han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />
Personen diese geistesgeschichtlichen Wurzeln nicht mehr<br />
bewusst kennen o<strong>de</strong>r benennen können. Die wirtschaftliche<br />
Entwicklung ganzer Staaten und Erdteile wird davon beeinfl<br />
usst. Die Erfolgreichen haben diese Position nicht nur, weil<br />
sie wertvolle Bo<strong>de</strong>nschätze o<strong>de</strong>r eine i<strong>de</strong>ale Infrastruktur aufweisen<br />
– manchmal ist das Gegenteil <strong>de</strong>r Fall. Sie sind erfolgreich,<br />
weil ihre Kultur Leistung för<strong>de</strong>rt und belohnt.<br />
Was verstehen wir eigentlich heute unter ethischem Han<strong>de</strong>ln<br />
im Geschäftsleben? In erster Linie sind es Tugen<strong>de</strong>n, die etwas<br />
altmodisch anmuten. Begegnet man ihnen aber in <strong>de</strong>r Praxis,<br />
ist man in <strong>de</strong>r Regel sehr froh über ihre Existenz und genießt<br />
sie. Wo sie nicht anzutreffen sind, wird das Geschäftsleben<br />
erschwert. Einige Beispiele: Verlässlichkeit, Respekt vor an<strong>de</strong>ren<br />
Menschen und ihrer Leistung, Klarheit und Wahrheit im<br />
ProFirma 04 2011<br />
Quer<strong>de</strong>nker<br />
Martin Beck Der Unternehmensberater<br />
ist Großhan<strong>de</strong>lskaufmann, Diplom-<br />
Betriebswirt (FH) und Honorarprofessor<br />
an <strong>de</strong>r Hochschule Nürtingen.<br />
www.prof-beck.net<br />
Tut ethisches Han<strong>de</strong>ln weh?<br />
Von Professor Martin Beck<br />
Re<strong>de</strong>n und Tun, Transparenz von Entscheidungsprozessen<br />
und Interessen, also eigentlich traditionelle Kaufmannstugen<strong>de</strong>n,<br />
wie wir sie bei Thomas Mann in <strong>de</strong>n „Bud<strong>de</strong>nbrooks“<br />
in vielen Facetten nachlesen können. Große Firmen, die ihre<br />
weltweiten Aktivitäten auch wegen <strong>de</strong>r kulturellen Unterschie<strong>de</strong><br />
nur mühsam und mit mancherlei Kompromissen zusammenhalten<br />
können, setzen heute auch auf „Compliance“.<br />
Das ist zwar noch nicht direkt Ethik, aber die freiwillige und<br />
aktive Beachtung von Gesetzen und Regelwerken, wie man<br />
Compliance vereinfacht beschreiben könnte, hat eine ganz<br />
ähnliche Wirkung: Sie schafft Vertrauen, sie stiftet Verlässlichkeit<br />
und damit die Basis für eine ge<strong>de</strong>ihliche geschäftliche<br />
Zusammenarbeit.<br />
Die jeweilige Geschäftsethik kann religiös o<strong>de</strong>r philosophisch<br />
o<strong>de</strong>r politisch begrün<strong>de</strong>t sein. Für diejenigen, die von einer soli<strong>de</strong>n<br />
ethischen Grundlage profi tieren, zum Beispiel die Mitarbeiter,<br />
die Kun<strong>de</strong>n und die Lieferanten, ist die Grundlegung<br />
nicht so wichtig. Viel wichtiger ist ihnen die Praxis, vor allem<br />
die Handlungspraxis <strong>de</strong>r Führungsleute. Sie sind Vorbil<strong>de</strong>r –<br />
im Guten wie im Schlechten.<br />
Wer als Unternehmer nicht nur um je<strong>de</strong>n Preis Geld machen<br />
will, wer sich morgens freundlich im Spiegel anschauen können<br />
will, wer nachhaltig und vielleicht über Generationen hinweg<br />
Geschäfte betreiben und sichern will, <strong>de</strong>r muss manchmal<br />
auch einen Preis für seine standhafte Haltung zahlen. Der<br />
Preis kann hoch sein und Geld kosten, er kann aber auch ganz<br />
diskret zu zahlen sein, zum Beispiel angesichts überlegen lächeln<strong>de</strong>r<br />
Konkurrenten o<strong>de</strong>r erfolgsorientierter Mitarbeiter,<br />
die nicht verstehen, warum <strong>de</strong>r Chef (wie<strong>de</strong>r) eine einmalige<br />
Chance sausen lässt. Da muss man durch, wenn man Werte<br />
respektiert und sie auch leben will! Und wahrscheinlich<br />
stimmt am En<strong>de</strong> auch die Balance zwischen Geld und Gefühl.<br />
Das ist dann das Optimum.<br />
Kolumne<br />
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