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Wir Unternehmer – Re<strong>de</strong>zeit<br />
Dr. Andreas Kabisch<br />
Alles an<strong>de</strong>rs – überall<br />
Wird das Arbeitsleben ein einziges Change-Management-Projekt? Wer sein Unternehmen sinnvoll<br />
umbauen will, kommt um einige Vorarbeiten und Hausaufgaben nicht herum.<br />
Schon beim bloßen Überfl iegen <strong>de</strong>r<br />
Wirtschaftspresse stößt man auf zwei<br />
Lieblingsthemen <strong>de</strong>r Autoren und Leser:<br />
Change Management und Rating. Zum<br />
einen wird alles geratet, also eingestuft.<br />
Ob in Politik o<strong>de</strong>r Wirtschaft, ob in <strong>de</strong>r<br />
Finanzkrise o<strong>de</strong>r in Personalfragen –<br />
ständig stolpert man über Ranglisten.<br />
Zum an<strong>de</strong>ren scheinen sich alle Unternehmen<br />
im Change-Management<br />
Wahn zu befi n<strong>de</strong>n. Change: Das be<strong>de</strong>utet<br />
Verän<strong>de</strong>rung, das steht für Zukunftsorientierung<br />
und Verbesserung.<br />
Und ist es nicht so, dass im westlichen<br />
Verständnis die Zukunft, <strong>de</strong>r Fortschritt<br />
und die Weiterentwicklung als erstrebenswert<br />
gelten? Vom iPhone zum<br />
iPad. Vom Campus-Netzwerk zum Börsengiganten.<br />
Vom Land <strong>de</strong>r Dichter und<br />
Denker zu Europas Rettungsschirmhalter.<br />
Ist es da nicht gera<strong>de</strong>zu paradiesisch,<br />
dass eine solche Verän<strong>de</strong>rung<br />
auch noch hieb- und stichfest gemanagt<br />
wer<strong>de</strong>n kann?<br />
Hatte das Konzept zunächst einen regelrechten<br />
Siegeszug angetreten, wird<br />
heute infl ationär mit <strong>de</strong>m Begriff umgegangen.<br />
Scheinbar je<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rung<br />
ist in Unternehmen nur noch mit Change<br />
Management realisierbar: Eine neue<br />
Führungsstruktur, die Eroberung neuer<br />
Märkte, die Suche nach Fachkräften.<br />
„Über Erfolg und Misserfolg<br />
je<strong>de</strong>r Unternehmensstrategie<br />
entschei<strong>de</strong>t die Kommunikation<br />
– das gilt beson<strong>de</strong>rs<br />
beim Management größerer<br />
Verän<strong>de</strong>rungen.“<br />
Dr. Andreas Kabisch<br />
ist Senior Manager im Beratungshaus Detego in Wiesba<strong>de</strong>n.<br />
Dort setzt er sich mit <strong>de</strong>n Erfolgshebeln im Change<br />
Management auseinan<strong>de</strong>r. www.<strong>de</strong>tego.eu<br />
Gerne übersehen wird dabei: All das<br />
braucht soli<strong>de</strong> Grundlagenarbeit. Bevor<br />
ein Change-Management-Projekt<br />
beginnt, sind die Hausaufgaben zu erledigen:<br />
1. Voraussetzung für ein gelungenes<br />
Change Management ist ein stabiles<br />
Projektmanagement. Dazu gehören<br />
neben <strong>de</strong>r konkreten Zuordnung von<br />
Aufgaben und Verantwortlichkeiten<br />
auch ausreichen<strong>de</strong> Kapazitäten. Zusätzlich<br />
zu <strong>de</strong>n Linienaufgaben auch noch<br />
eine große Verän<strong>de</strong>rung zu stemmen<br />
– das ist ohnehin ein Kraftakt. Ohne<br />
funktionieren<strong>de</strong>s Projektmanagement,<br />
ohne entsprechen<strong>de</strong> Freiräume für<br />
die Projektverantwortlichen wird eine<br />
Verän<strong>de</strong>rung immer misslingen. Sie ist<br />
eben nichts „für nebenbei“.<br />
2. Wie sieht es mit <strong>de</strong>n Prozessen im<br />
Unternehmen aus? Theoretisch dienen<br />
sie als Arbeitsgrundlage und bestimmen<br />
so, wie effi zient die angestrebten Verän<strong>de</strong>rungsansätze<br />
sein können. Praktisch<br />
neigen sie jedoch oft dazu, als dicke<br />
Ordner im Schrank zu verstauben. Für<br />
die tägliche Umsetzung sind sie schon<br />
zu komplex, zu undurchsichtig und wenig<br />
attraktiv für Mitarbeiter.<br />
Eine Aufgabe <strong>de</strong>s Change Managements<br />
ist es dann, sich zunächst diesem Prozessaktendschungel<br />
zu widmen. Und<br />
fast nebenher können dabei neue Verän<strong>de</strong>rungsenergie<br />
und Motivation bei<br />
<strong>de</strong>n Mitarbeitern gewonnen wer<strong>de</strong>n.<br />
3. Über Erfolg und Misserfolg je<strong>de</strong>r<br />
Unternehmensstrategie entschei<strong>de</strong>t<br />
die Kommunikation – das gilt beson<strong>de</strong>rs<br />
beim Management von Verän<strong>de</strong>rungen.<br />
Alle wichtigen Führungspersonen<br />
müssen sich über das „Ob und<br />
Wie“ <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung einig sein. Alle<br />
Mitarbeiter, also letztlich die Umsetzer,<br />
müssen umfassend informiert sein. Und<br />
Ängsten, Sorgen und Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>n muss<br />
immer wie<strong>de</strong>r aktiv begegnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Auch wenn eigentlich keine Zeit dafür ist.<br />
Was bleibt: Es nützt nichts, über Change<br />
zu re<strong>de</strong>n, wenn die Hausaufgaben nicht<br />
gemacht sind. Erst die Pfl icht, dann<br />
die Kür. An<strong>de</strong>renfalls riskiert auch ein<br />
Change-Management-Projekt ein En<strong>de</strong><br />
als Aktenordner.<br />
10 ProFirma 04 2012<br />
Foto: privat