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Wellness · Gesundheit · Freizeit - St. Peter-Ording

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Kulinarisch<br />

Das gab der<br />

Smutje seinen<br />

Matrosen<br />

Vom Seefahrer-Pamps zur<br />

Delikatesse: Labskaus<br />

Aus der Speisekarte des „Benen Diken“<br />

Neulinge an Bord werden noch heute bisweilen mit folgendem Scherz willkommen<br />

geheißen: Jemand füllt eine kleine Menge Labskaus in eine Papiertüte und<br />

rennt damit zur Reling. Dort tut er so, als würde er sich in die Tüte übergeben.<br />

Wenig später isst er das „Erbrochene“ mit den Worten: „Eigentlich zu schade<br />

zum Wegschmeißen.“ Schön sieht Labskaus, in dem fast alle Zutaten zu einem<br />

festen, klumpigen, rotbraunen Brei verarbeitet werden, nun wirklich nicht aus.<br />

Aber der Vergleich mit Erbrochenem geht dann doch zu weit. Nachdem einst das<br />

Gericht als Arme-Leute-Essen verschrien war, fehlt es heute auf keiner<br />

Speisekarte traditionsbewusster norddeutscher Restaurants.<br />

Und es schmeckt lecker. Es ist aber auch im Laufe der Jahrhunderte zunehmend<br />

verfeinert worden. Bestand der Seefahrer-Pamps, den der Smutje den Matrosen<br />

quasi als „täglich Brot“ darbot, weil seine Grundbestandteile gut haltbar waren,<br />

ursprünglich nur aus aufgekochtem Pökelfleisch mit gestampften Kartoffeln,<br />

Zwiebeln und Speck, später dann mit gehackten Salzhering, Zwiebeln und zerkleinerten<br />

Salzgurken verfeinert, wird Labskaus heute meist mit Rollmops, Rote-<br />

Beete-Gemüse und mit einem Spiegelei serviert. Weil alle Zutaten durch den<br />

Wolf gedreht werden, ist das unappetitliche Aussehen geblieben. Doch den Gast<br />

muss das nicht stören. „Wir überdecken die so genannte Pampe mit zwei<br />

Spiegeleiern und bemühen uns bei der Garnitur, mit Gurke, Rote Beete,<br />

Zwiebeln und den Heringen, um ein ästhetisches Aussehen“, betont der Inhaber<br />

und Küchenchef des traditionsbewussten Wanlik Hüs, Otto Braun. Labskaus ist<br />

heute eine norddeutsche Delikatesse und längst kein billiges Resteessen mehr,<br />

das dem Koch beim Sparen hilft. „Die <strong>Gesundheit</strong>sbestimmungen sind so streng<br />

geworden, dass alles vom Gekochten, was an einem Tag nicht verkauft wird,<br />

sowieso nicht mehr verwendet werden darf.“ Der gebürtige Südtiroler Braun<br />

macht „seinen“ Klassiker mit Schweineschmalz an und verarbeitet zum<br />

Pökelfleisch hinzu auch noch Rinderbrust. Etymologisch bedeutet Labskaus, das<br />

erstmals 1701 in englischen Schriften erwähnt wird, so viel wie „Speisegang für<br />

derbe Männer“. Und wer isst heute vor allem Labskaus? Brauns Erfahrung: „Es<br />

sind 60 Prozent Leute, die das Gericht kennen, und mindestens 20, 30 Prozent<br />

junge Leute, die neugierig sind, dann begeistert und ihn deshalb immer wieder<br />

essen.“<br />

Labskaus - Kleine Übung in Sachen Platt<br />

„Dat is een Gericht, dor kann ik op af.<br />

Gifft jo Lü, de meen, dat kiekt rinn as rut ut.<br />

<strong>St</strong>immt nich. Is man so, dat een nich so veel<br />

met sien Teihn moken mutt. Un kanns dorum<br />

mehr freten as wenn Du ierst all´ns met ´n Meß<br />

snieden mutts.“ (Quelle: www.plattmaster.de)<br />

MAGAZIN ST. PETER-ORDING 35

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