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Wellness · Gesundheit · Freizeit - St. Peter-Ording

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Leute<br />

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„Ich nehme es, wie es kommt“<br />

Die Romanautorin Constanze Wilken über Wind und Wetter,<br />

das Schreiben, ihr neues Buch und über das Leben in <strong>St</strong>. <strong>Peter</strong>. Geführt<br />

wurde das Gespräch auf dem Deich bei gefühlter Windstärke 10.<br />

Es ist ein stürmischer Herbsttag. Wolken eilen über den Himmel, so als<br />

wollten sie heute noch ganz woanders hin. Die Temperaturen sind noch<br />

erträglich. Dennoch wundere ich mich schon ein wenig, dass Constanze<br />

Wilken mit einer für meine Begriffe viel zu leichten Baumwolljacke zum<br />

Interview erscheint. Wir hatten uns schließlich nicht im Cafe verabredet,<br />

sondern wollten uns auf dem Deich treffen.<br />

Denn wo lässt es sich für jemanden, der in <strong>St</strong>. <strong>Peter</strong>-<strong>Ording</strong> aufgewachsen<br />

ist und noch immer hier die meiste Zeit des Jahres lebt, besser über<br />

das Klima, die <strong>St</strong>immung und die besondere Aura dieses Ortes sprechen<br />

als auf dem Deich? Denn auf dem Deich spürt man etwas. Der<br />

Blick Richtung Meer verheißt Weite, gibt eine Ahnung von Freiheit. Im<br />

Rücken liegt der Ort, 4000 Einwohner, dörfliche Enge, Kontrolle, der<br />

ewige <strong>St</strong>ress der Einheimischen im Sommer. Man muss nicht darüber<br />

reden, um zu wissen, was es heißt, „hoch im Norden, hinter den<br />

Deichen“, wie Udo Lindenberg einst sang, geboren zu sein.<br />

Deshalb also der Deich. Dass der Heimatspaziergang heute regelrecht<br />

zum Balanceakt wird, das ist dann aber ein wenig zu viel des<br />

Symbolischen. Also beginnen wir besser ganz unverfänglich. Der Wind<br />

verhindert, dass ich auch nur einen einzigen Blick auf meinen<br />

Spickzettel werfen kann. Ja, ja, der Herbstwind! „Für mich gehört der<br />

Wind zum Herbst. Ich liebe es, wenn es so stürmt wie jetzt. Wenn ich an<br />

den <strong>St</strong>rand gehe und so richtig durchgepustet werde – das ist wunderbar<br />

und sehr erfrischend.“<br />

Doch man muss sich eben drauf einlassen. „Wenn ich dagegen nur<br />

Spazierengehen oder Fahrradfahren möchte, dann nervt der Wind<br />

natürlich schon manchmal.“ So wie jetzt, ich bin gespannt, was am Ende<br />

auf meinem Diktiergerät zu hören sein wird. „Ich erinnere mich, als ich<br />

noch zur Schule gegangen bin: auf dem Weg hin hatte ich Gegenwind,<br />

auf dem Weg zurück seltsamerweise auch.“ Vom Wind ist der Weg nicht<br />

weit zur guten Luft. Die muss jeder spüren, der in <strong>St</strong>. <strong>Peter</strong>-<strong>Ording</strong><br />

bewusst atmet. Der Brustkorb hebt sich und es ist eine Wonne. „Wenn<br />

ich einige Tage weg war, zieht es mich sofort an die frische Luft. In<br />

Hamburg beispielsweise schmeckt die Luft einfach anders, sie ist<br />

schmutzig. Ich kann mich daran nur schwer gewöhnen. Deshalb komme<br />

ich auch immer wieder gern nach <strong>St</strong>. <strong>Peter</strong>-<strong>Ording</strong> zurück. Es sind schon<br />

neun, zehn Monate, die ich hier verbringe.“<br />

Der Wind bläst weiter, und wir taumeln den Deich entlang. Im<br />

Schneckentempo. Kalt ist es Constanze Wilken nicht. Wer in<br />

Nordfriesland groß geworden ist, der kann schon ’ne steife Brise ab.<br />

„Ich finde es viel reizvoller, wenn es bisschen rauer ist. Die Ostsee ist<br />

dagegen für mich kein richtiges Meer. Es muss toben, es muss tosen,<br />

dazu die salzige Luft, die man hier ja so richtig auf der Haut spüren<br />

kann.“ Auch die irische See hat es ihr angetan. In der beschaulichen<br />

Küstenstadt Aberystwyth schrieb sie ihre Promotion in<br />

Kunstgeschichte. Sie war verzaubert von Wales. Hier empfand sie das<br />

Zusammenspiel von Landschaft und Klima, das Sanfte und das Raue,<br />

als besonders angenehm. Hier reifte auch der Entschluss,<br />

Schriftstellerin zu werden. Die Idee für ihren ersten Roman „Die Frau<br />

aus Martinique“ hatte sie schon länger im Kopf. Die Geschichte von<br />

einer Malerin, die einer mysteriösen Botschaft aus dem Jahr 1841 nachspürt<br />

und ein Geheimnis aufdeckt, das sie auch nach Paris und in die<br />

Karibik führt, beginnt in jenem Aberystwyth, das sie selbst so gut kennt.<br />

Noch heute, vier Romane später, recherchiert sie viel. „Am Anfang steht

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