Folge 57 - Louise Otto- Louise Aston - Kathinka Zitz
Folge 57 - Louise Otto- Louise Aston - Kathinka Zitz
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Gott dankend, dass die Qual nun aus!<br />
Seht Ihr sie sitzen am Klöppelkissen?<br />
Und fühlt kein Erbarmen in solcher Zeit?<br />
Dann werde Euer Sterbekissen<br />
Der Armut Fluch und all ihr Leid!<br />
Eine andere Dichterin aus dieser Zeit ist <strong>Louise</strong> <strong>Aston</strong>. Sie ist 1814 in Berlin geboren und als<br />
17-Jährige wird sie mit dem englischen Fabrikanten <strong>Aston</strong> zwangsverheiratet. Sie löst sich<br />
aber aus dieser Ehe und schließt sich der Berliner Vormärzbewegung an. Sie propagiert die<br />
freie Liebe und praktiziert sie auch. Sie geht rauchend und in Männerhosen gekleidet Unter<br />
den Linden spazieren und gibt im Ein-Frau-Betrieb die Zeitschrift Der Freischärler heraus.<br />
Sie wird verhaftet und schließlich der Stadt verwiesen. Sie lässt sich in Bremen nieder,<br />
heiratet dort den Chefarzt des städtischen Krankenhauses, bekommt in Bremen ähnliche<br />
Probleme, verlässt mit ihren Mann Deutschland und verstummt im Exil. Ihre Spur verliert<br />
sich. Ich zumindest weiß nicht, wann und wo sie gestorben ist.<br />
Nachtphantasien von <strong>Louise</strong> <strong>Aston</strong><br />
Ich liebe die Nacht! Ich liebe die Nacht!<br />
Doch nicht die einsame, trübe!<br />
Nein, die aus seligen Augen lacht,<br />
In flammender Pracht, in Zaubermacht,<br />
Die heilige Nacht der Liebe.<br />
Es mahne der Tod mich, der finstere bleiche,<br />
An das Leben, das lichte, das reiche,<br />
An den heiteren Genius der Welt!<br />
Drum hab ich ein knöchern Beingerippe<br />
Mit Kruzifix und drohender Hippe<br />
In meinem Zimmer aufgestellt.<br />
Fest schau ich es an bei Mondenscheine,<br />
Wenn ich in verzweifeltem Schmerze weine.<br />
Ein kämpfendes Kind der kämpfenden Zeit!<br />
Dann tauml ich empor in wildem Entzücken,<br />
Das Leben noch einmal ans Herz zu drücken,<br />
Bevor es vernichtendem Tode geweiht!<br />
Ja, kühlen in frischen Lebensfluten<br />
Will ich der lodernden Seele Gluten!<br />
Ich will, vor Sünde und Kreuz bewahrt,<br />
Stark durch des eigenen Geistes Ringen,<br />
Mich aus Fesseln und Banden schwingen<br />
Auf zu begeisterter Himmelfahrt!<br />
Sie merken schon an <strong>Louise</strong> <strong>Otto</strong>s Klöpplerinnen und <strong>Louise</strong> <strong>Aston</strong>s Nachtphantasien, dass<br />
da zwei unterschiedliche Temperamente die Welt beschreiben. Will die eine beharrlich Stufe<br />
für Stufe die Stellung der Frauen verbessern, will es die andere spontan und als<br />
’Freischärlerin.