Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...
Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ... Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...
Johannes Zepezauer Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst 5.2 Erwartungen und Wünsche an die Kirche Aufgrund der bereits genannten Unterstützung, die das RD-Personal durch die NFS bei verschiedenen Einsatzindikationen auf positive Weise wahrnimmt, ist wohl davon aus- zugehen, dass sich die Einsatzkräfte von der Kirche eine Fortführung der NFS erwarten und wünschen. Von den Notfallseelsorgern erwarten die befragten Rettungsdienstler, dass sie die fol- genden Eigenschaften besitzen: Fähigkeit zur Teamarbeit (inklusive Lernbereitschaft), Kompetenz, Verständnis, eine offene Art, Empathie, Kongruenz, Authentizität. 452 Die KID-Mitarbeiterin wünscht sich, dass Notfallseelsorger den Helfern des KID mehr Ver- und Zutrauen schenken und deren Dienst als gleichwertig anerkennen. 453 Die Befragten sehen im Bereich von Aus- und Fortbildungen einen Bedarf an ethischen, religiösen und psychologischen Einheiten und können sich vorstellen, dass sich auch Mitarbeiter der Kirche als Referenten einbringen. 454 Was die Beteiligung von kirchlichen Seelsorgern an Angeboten zur Bearbeitung bela- stender Einsätze angeht, äußern sich die Fragebögen etwas kritischer; der Kirche und ihren Mitarbeitern wird hier nur eine beschränkte Möglichkeit eingeräumt. 455 Interessant ist und bleibt in diesem Zusammenhang, wie das Sakrament der Krankensalbung überhaupt wahrgenommen wird. Anscheinend wird es noch (zu) oft als reines Sterbesakrament verstanden. Ähnlich stellen auch zwei Notfallseelsorger fest: „Erstaunlich viele Menschen, die der Kirche nahe stehen, aber auch Fernstehende, nehmen die Veränderung vom ‚Sterbesakrament’ zum Krankensakrament beharrlich nicht zur Kenntnis.“ (DIRNBERGER / MÜLLER-CYRAN: Notfallseelsorge, 1.) Es scheint für die meisten wohl so, dass die Krankensalbung nur oder erst dann angebracht ist, wenn es für alles andere zu spät ist. Im oben genannten Fall ist es natürlich für den RD unverständlich, dass der Priester keine Wiederbelebungsversuche unternommen hat. Hieran wird deutlich, dass in solchen Situationen zwei verschiedene Welten aufeinander treffen. Auf die Problematik des Verständnisses der Krankensalbung kann hier leider nicht weiter eingegangen werden; auch die Antworten zur Krankensalbung (in den Fragebögen) bieten dazu keine weiteren Anhaltspunkte. Vgl. Fragebögen RD 1-3 (jeweils 22) und KID (17). Ein Priester, der zugleich Sanitäter ist, empfiehlt aus eigener Erfahrung, in solchen Fällen wie dem oben angeführten sowohl die Krankensalbung als auch die Wiederbelebungsmaßnahmen durchzuführen; dies sei sogar möglich, wenn der Priester selbst die Reanimation vornimmt. Vgl. Tonque Langleder in WIETERSHEIM: Ruft mir bei Lebensgefahr einen Seelsorger, 136. Zum Verständnis des Sakramentes der Krankensalbung sei weiter verwiesen auf ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL: Sacrosanctum Concilium, Nr. 73 u. Nr. 75. 452 Vgl. Fragebögen RD 1-3 (jeweils 20). 453 Vgl. Fragebogen KID (10). 454 Vgl. Fragebögen RD 1-3 (jeweils 13.1-13.3). Für genaue Themenbereiche sei auf die jeweiligen Antworten verwiesen. Besonders Fragebogen RD 2 (13.2). RD 3 (13.3) hat eine Zusammenarbeit auf diesem Gebiet bereits erlebt. Vgl. dazu auch Fragebogen KID (8.4). 455 Vgl. Fragebögen RD 1-3 (jeweils 15.4) und KID (14.3). Bei der Formulierung der RD-Bögen wurde bewusst darauf geachtet, dass danach gefragt wird, ob sich die jeweilige Person vorstellen kann, dass kirchliche Mitarbeiter ihr persönlich bei der Stressbearbeitung helfen können. RD 1 antwortet darauf hingegen allgemein. RD 2 tendiert für sich zu einem SbE ® -Team, bei dem möglicherweise auch Notfallseelsorger beteiligt sind. RD 3 äußert sich hierzu gar nicht. KID räumt kirchlichen Mitarbeitern einen Platz „als gute Ansprechpartner“ in einer definierten SbE ® -Struktur ein. Nicht übersehen werden darf bei diesem Aspekt, dass ohnehin bei vielen Einsatzkräften gegenüber Angeboten zur Stressbearbeitung eine gewisse Skepsis und Zurückhaltung besteht, die bereits (unter III, 4.1.2) erwähnt wurde. 94
Johannes Zepezauer Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst Von Seelsorgern, die sich in diesem Bereich engagieren, werden vor allem eine entspre- chende Kompetenz (besonders auf den Gebieten Stressbewältigung und Kommunikati- on) und Offenheit erwartet. Sie sollen den Menschen und nicht die Kirche in den Mit- telpunkt stellen und sich die notwendige Zeit nehmen, wenn sie ein Begleitungsge- spräch führen. Seelsorger sollten aber auch in der Lage sein, zu akzeptieren, wenn je- mand ihre Hilfe nicht annimmt. 456 Wichtig erscheint gleichfalls, dass ein Seelsorger, der RD-Mitarbeiter pastoral begleitet, auch Kenntnisse vom RD (Organisation, Arbeitswei- se, Berufsstressoren u. ä.) hat. 457 Erwartungen und Wünsche an die Kirchengemeinde am Ort der Rettungswache oder am Wohnort wurden in den Fragebögen nicht geäußert. 458 6 Zusammenfassung In der Kairologie wurde die Organisation des Rettungsdienstes in ihren vielfältigen Fa- cetten ansatzweise dargestellt. Ein besonderes Augenmerk galt den zahlreichen Bela- stungen und Gefahren im physischen und psychischen Bereich, mit denen die Einsatz- kräfte in ihrem Dienst teilweise täglich konfrontiert werden. Im RD geht es um das menschliche Leben und dessen Grenzen. Rettungskräfte sind Lebensretter, die aber auch lernen müssen damit umzugehen, dass sie nicht immer hel- fen und retten können. Die Kairologie hat zudem gezeigt, dass in der Bevölkerung größtenteils kein realistisches Bild vom RD und seinen Mitarbeitern vorherrscht, son- dern vielmehr alte Klischees und Vorurteile dominieren. Neben diesen belastenden und eher negativen Seiten kann aber auch festgehalten wer- den, dass im RD ein Arbeitsplatz gegeben ist, der Sinn verleihen kann, Verantwortung verlangt und zutraut, der eigene Fähigkeiten und Entscheidungen fordert und fördert. Nicht unerwähnt bleiben darf ferner, dass im RD ein kollegialer Umgang und die per- sönliche Ebene eine bedeutende Rolle spielen. 456 Vgl. Fragebögen RD 1-3 (jeweils 15.6) und KID (14.4). RD 1 äußert sich eher klischeehaft (kein „steifes-Priester-Gemeindemitglied-Verhältnis“ und keine „versteiften alten Priester“). RD 3 fordert, dass „keine christliche Dominanz “ diese seelsorgliche Begleitung prägt. KID erwartet „den Mut, mit in Einsätze zu gehen und hinterher einfach da zu sein.“ 457 Vgl. dazu Fragebogen RD 1 (15.4): „Das schwierigste ist, glaub ich, ein Gespräch mit einer Person zu führen, die von der eigentlichen Materie Rettungsdienst ‚keine Ahnung’ hat.“ 458 Vgl. Fragebögen RD 1-3 (jeweils 24) und KID (18). Auch werden in den Antworten keine konkreten Möglichkeiten der Zusammenarbeit genannt. Fragebogen RD 1 macht das auch von den jeweiligen Verantwortlichen vor Ort abhängig. Fragebogen KID sieht eine richtige Zusammenarbeit als Traum an, bezieht sich dabei aber wohl vor allem auf die Kooperation von KID und NFS („Teams zusammenlegen“). 95
- Seite 43 und 44: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 45 und 46: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 47 und 48: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 49 und 50: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 51 und 52: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 53 und 54: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 55 und 56: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 57 und 58: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 59 und 60: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 61 und 62: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 63 und 64: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 65 und 66: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 67 und 68: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 69 und 70: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 71 und 72: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 73 und 74: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 75 und 76: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 77 und 78: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 79 und 80: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 81 und 82: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 83 und 84: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 85 und 86: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 87 und 88: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 89 und 90: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 91 und 92: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 93: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 97 und 98: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 99 und 100: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 101 und 102: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 103 und 104: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 105 und 106: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 107 und 108: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 109 und 110: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 111 und 112: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 113 und 114: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 115 und 116: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 117 und 118: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 119 und 120: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 121 und 122: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 123 und 124: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 125 und 126: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 127 und 128: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 129 und 130: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 131 und 132: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
- Seite 133: Johannes Zepezauer Kirchliche Seels
Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />
Von <strong>Seelsorge</strong>rn, die sich <strong>in</strong> diesem Bereich engagieren, werden vor allem e<strong>in</strong>e entspre-<br />
chende Kompetenz (besonders auf den Gebieten Stressbewältigung und Kommunikati-<br />
on) und Offenheit erwartet. Sie sollen den Menschen und nicht die Kirche <strong>in</strong> den Mit-<br />
telpunkt stellen und sich die notwendige Zeit nehmen, wenn sie e<strong>in</strong> Begleitungsge-<br />
spräch führen. <strong>Seelsorge</strong>r sollten aber auch <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, zu akzeptieren, wenn je-<br />
mand ihre Hilfe nicht ann<strong>im</strong>mt. 456 Wichtig ersche<strong>in</strong>t gleichfalls, dass e<strong>in</strong> <strong>Seelsorge</strong>r, der<br />
RD-Mitarbeiter pastoral begleitet, auch Kenntnisse vom RD (Organisation, Arbeitswei-<br />
se, Berufsstressoren u. ä.) hat. 457<br />
Erwartungen und Wünsche an die Kirchengeme<strong>in</strong>de am Ort der Rettungswache oder am<br />
Wohnort wurden <strong>in</strong> den Fragebögen nicht geäußert. 458<br />
6 Zusammenfassung<br />
In der Kairologie wurde die Organisation des <strong>Rettungsdienst</strong>es <strong>in</strong> ihren vielfältigen Fa-<br />
cetten ansatzweise dargestellt. E<strong>in</strong> besonderes Augenmerk galt den zahlreichen Bela-<br />
stungen und Gefahren <strong>im</strong> physischen und psychischen Bereich, mit denen die E<strong>in</strong>satz-<br />
kräfte <strong>in</strong> ihrem Dienst teilweise täglich konfrontiert werden.<br />
Im RD geht es um das menschliche Leben und dessen Grenzen. Rettungskräfte s<strong>in</strong>d<br />
Lebensretter, die aber auch lernen müssen damit umzugehen, dass sie nicht <strong>im</strong>mer hel-<br />
fen und retten können. Die Kairologie hat zudem gezeigt, dass <strong>in</strong> der Bevölkerung<br />
größtenteils ke<strong>in</strong> realistisches Bild vom RD und se<strong>in</strong>en Mitarbeitern vorherrscht, son-<br />
dern vielmehr alte Klischees und Vorurteile dom<strong>in</strong>ieren.<br />
Neben diesen belastenden und eher negativen Seiten kann aber auch festgehalten wer-<br />
den, dass <strong>im</strong> RD e<strong>in</strong> Arbeitsplatz gegeben ist, der S<strong>in</strong>n verleihen kann, Verantwortung<br />
verlangt und zutraut, der eigene Fähigkeiten und Entscheidungen fordert und fördert.<br />
Nicht unerwähnt bleiben darf ferner, dass <strong>im</strong> RD e<strong>in</strong> kollegialer Umgang und die per-<br />
sönliche Ebene e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle spielen.<br />
456 Vgl. Fragebögen RD 1-3 (jeweils 15.6) und KID (14.4). RD 1 äußert sich eher klischeehaft (ke<strong>in</strong><br />
„steifes-Priester-Geme<strong>in</strong>demitglied-Verhältnis“ und ke<strong>in</strong>e „versteiften alten Priester“). RD 3 fordert,<br />
dass „ke<strong>in</strong>e christliche Dom<strong>in</strong>anz “ diese seelsorgliche Begleitung prägt. KID erwartet „den Mut, mit<br />
<strong>in</strong> E<strong>in</strong>sätze zu gehen und h<strong>in</strong>terher e<strong>in</strong>fach da zu se<strong>in</strong>.“<br />
457 Vgl. dazu Fragebogen RD 1 (15.4): „Das schwierigste ist, glaub ich, e<strong>in</strong> Gespräch mit e<strong>in</strong>er Person<br />
zu führen, die von der eigentlichen Materie <strong>Rettungsdienst</strong> ‚ke<strong>in</strong>e Ahnung’ hat.“<br />
458 Vgl. Fragebögen RD 1-3 (jeweils 24) und KID (18). Auch werden <strong>in</strong> den Antworten ke<strong>in</strong>e konkreten<br />
Möglichkeiten der Zusammenarbeit genannt. Fragebogen RD 1 macht das auch von den jeweiligen<br />
Verantwortlichen vor Ort abhängig. Fragebogen KID sieht e<strong>in</strong>e richtige Zusammenarbeit als Traum<br />
an, bezieht sich dabei aber wohl vor allem auf die Kooperation von KID und NFS („Teams zusammenlegen“).<br />
95