Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...
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Johannes Zepezauer Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst Im Hinblick auf die Belastungen der Einsatzkräfte ist das DRK gleichfalls aktiv gewor- den und arbeitet an einem System, das RD-Mitarbeiter zum einen in der Aus- und Fort- bildung auf belastende Situationen vorbereiten (präventiv) und zum anderen begleitend in Form von Einsatznachsorge (auf der Basis von SbE ® -Teams und CISM) psychosozial unterstützen soll. 441 Dabei wird auf die Zusammenarbeit mit Dritten, namentlich auch mit der Kirche und ihren Seelsorgern (als Referenten und Begleiter), hingewiesen. 442 Das DRK hat sich in diesem Bereich eine Aufgabe gesetzt und will „zunehmend sein Profil in der Art schärfen, dass es Experte für psychologische Unterstützung sowohl im nationalen als auch im internationalen Kontext wird.“ 443 5 Begegnungen und Zusammenarbeit mit der Kirche An dieser Stelle der Untersuchungen sollen Erfahrungen von RD-Mitarbeitern mit der Kirche und ihre Erwartungen an die Kirche behandelt werden. Natürlich hängen diese Einschätzungen von persönlichen Umständen ab. Auch sind die hier angeführten Aus- sagen (der Fragebögen) nicht repräsentativ; dennoch spiegeln sie als Meinungen von Einzelpersonen einen Teil der Wirklichkeit wider. 444 5.1 Erfahrungen mit der Kirche bes. 4-6. Vgl. dazu auch FALK: Ethische, psychologische und theologische Aspekte, 373. Im Hinblick auf die Notfallnachsorge wird ausdrücklich die Zusammenarbeit mit der Kirche genannt, an deren Mitarbeiter gegebenenfalls Klienten weitervermittelt werden können. Vgl. INSTITUT FÜR RETTUNGS- WESEN DES DRK: Notfallnachsorge, 9. 441 Vgl. DRK: DRK-Position, 5 und vgl. INSTITUT FÜR RETTUNGSWESEN DES DRK: 3. Entwurf der Rahmenkonzeption, bes. 14-19. Das DRK schreibt: „Der Belastung von Einsatzkräften wurde im DRK lange nur unzureichend Rechnung getragen. Versuche, hieran etwas zu ändern, verliefen entweder im Sande oder blieben auf bestimmte Regionen oder Gruppen begrenzt. Die Bereitschaft, sich über alle Verbandsstufen hinweg mit dieser Thematik ernsthaft und kontinuierlich zu beschäftigen, änderte sich erst in Folge eines schweren Zugunglücks im Sommer 1998 [...]. Zum ersten Mal in Deutschland wurde deshalb eine organisationenübergreifende Einsatznachsorge unter Federführung des DRK aufgebaut [...]. Ziel [...] ist es, ein System der psychosozialen Unterstützung für alle ehrenamtlichen, hauptamtlichen und Zivildienst leistenden Einsatzkräfte zu entwickeln.“ (DRK: DRK-Position, 5.) 442 Vgl. dazu INSTITUT FÜR RETTUNGSWESEN DES DRK: 3. Entwurf der Rahmenkonzeption, 17 u. 20. Aufgrund der folgenden Aussage in den DRK-Leitlinien kann auf eine grundsätzliche Möglichkeit der Zusammenarbeit zwischen DRK und Kirche geschlossen werden: „Zur Erfüllung unserer Aufgaben kooperieren wir mit allen Institutionen und Organisationen aus Staat und Gesellschaft, die uns in Erfüllung der selbstgesteckten Ziele und Aufgaben behilflich oder nützlich sein können und/oder vergleichbare Zielsetzungen haben. Wir bewahren dabei unsere Unabhängigkeit.“ (DRK-GENERAL- SEKRETARIAT : Leitsatz und Leitbild des Deutschen Roten Kreuzes, Leitlinien.) 443 DRK: DRK-Position, 5. 444 In diesem Rahmen soll die durchgeführte Umfrage verstanden werden, die zu den genannten Aspekten eine Fülle an Informationsmaterial ergeben hat. Jedoch kann in dieser Arbeit nicht auf jede Einzelheit eingegangen werden. Verwiesen sei deshalb auf die Fragebögen RD 1-3 (besonders jeweils 7, 13.3, 15.4, 15.6, 16.1, 16.2, 20, 22-24) und KID (besonders 7, 9.2, 14.3-18). Bei der Formulierung 92
Johannes Zepezauer Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst Die drei befragten Personen aus dem RD identifizieren sich nicht mit der Kirche, dafür aber die befragte KID-Mitarbeiterin. 445 Neben diesen persönlichen Grundeinstellungen soll auf Begegnungen mit der Kirche, vor allem in der Person von Seelsorgern, im Rahmen des Rettungsdienstes eingegangen werden. In der Zusammenfassung der Krite- riologie wurde festgehalten, dass die kirchliche Einrichtung der NFS sowohl bei der Bevölkerung als auch bei den Einsatzkräften überwiegend positiv wahrgenommen wird. 446 Diese positiven Erfahrungen der Zusammenarbeit und Begegnungen hatten bei den Befragten aber anscheinend keine Auswirkungen auf das Kirchenbild, das bei ihnen eher auf Institution und so genannte Amtskirche reduziert bleibt. 447 In den Bögen wurde bewusst nach negativen Erfahrungen bei RD-Einsätzen in kirchli- chen Räumen oder mit kirchlichen Mitarbeitern gefragt, da es in diesem Bereich auch weniger gute Begegnungen gegeben hat. So stritten beispielsweise Mitte der 1980er Jahre ein Sanitäter und ein Seelsorger vor Gericht, wer in Notfallsituationen mehr Recht auf den Platz am Kopf des Patienten hat. 448 In Fragebogen RD 3 wird von einem Pfarrer berichtet, der nicht bereit war, mitten in der Nacht zu einem Einsatzort zu kommen, obwohl Gemeindemitglieder darum gebeten haben. 449 In Fragebogen RD 1 ist die Rede von einer Reanimation in einer Kirche, bei der die Rettungsarbeiten teilweise behindert wurden und das Gebet anscheinend miss- braucht wurde, um näher am Einsatzort sein zu können. Die Frage des Pfarrers, ob er die Krankensalbung spenden dürfe, wurde während der Rettungsmaßnahmen vom be- fragten RA als „unangebracht“ 450 erlebt. Ferner wird im gleichen Fragebogen von einem Priester berichtet, der einem reanimationspflichtigen Patienten die Krankensalbung ge- spendet und das hinzukommende RD-Personal bei den Rettungsmaßnahmen behindert hat. 451 der Fragebögen wurde in der Regel bewusst nur von Kirche (als solcher) gesprochen, um den Antwortenden ihrem Verständnis von Kirche möglichst viel Freiraum zu lassen. 445 Vgl. Fragebögen RD-13 (jeweils 7) und KID (7); RD 1+2 sind zwar römisch-katholisch, fühlen sich aber nicht mit der Kirche verbunden. RD 3 bezeichnet sich als Atheist. 446 In diesem Zusammenhang wurde bereits auf die Fragebögen verwiesen (vgl. Anm. 208). Nur Fragebogen RD 2 (16.1) berichtet auch von negativen Erfahrungen mit Notfallseelsorgern. 447 Vgl. Fragebögen RD 1-3 (16.2). Lediglich Fragebogen KID (9.2) bezeichnet die NFS als „ureigene Aufgabe der Kirche“ und merkt kritisch an, dass die Kirche Seelsorgern die Ausübung dieser Aufgabe erschwert und das Pfarrersein anscheinend auf einen Beruf reduziert wurde. 448 Vgl. Tonque Langleder in WIETERSHEIM: Ruft mir bei Lebensgefahr einen Seelsorger, 134. Es ist wohl auch schon vorgekommen, dass eine hl. Messe einfach weitergefeiert wurde, während im Kirchenschiff reanimiert wurde; das RD-Personal fühlte sich nach eigenen Angaben dabei fehl am Platz. 449 Vgl. Fragebogen RD 3 (23.1). 450 Fragebogen RD 1 (23.1). 451 Vgl. Fragebogen RD 1 (23.1). Die Fragebögen RD 2 (23.1) und KID (16.1) nennen keine besonderen Vorkommnisse, RD 2 weist allerdings auf Unsicherheiten hin. Zu Möglichkeiten, solche unguten Begegnungen zu vermeiden vgl. Fragebögen RD 1-3 (jeweils 23.2) und KID (16.2) und NFS (16). 93
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Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />
Die drei befragten Personen aus dem RD identifizieren sich nicht mit der Kirche, dafür<br />
aber die befragte KID-Mitarbeiter<strong>in</strong>. 445 Neben diesen persönlichen Grunde<strong>in</strong>stellungen<br />
soll auf Begegnungen mit der Kirche, vor allem <strong>in</strong> der Person von <strong>Seelsorge</strong>rn, <strong>im</strong><br />
Rahmen des <strong>Rettungsdienst</strong>es e<strong>in</strong>gegangen werden. In der Zusammenfassung der Krite-<br />
riologie wurde festgehalten, dass die kirchliche E<strong>in</strong>richtung der NFS sowohl bei der<br />
Bevölkerung als auch bei den E<strong>in</strong>satzkräften überwiegend positiv wahrgenommen<br />
wird. 446 Diese positiven Erfahrungen der Zusammenarbeit und Begegnungen hatten bei<br />
den Befragten aber ansche<strong>in</strong>end ke<strong>in</strong>e Auswirkungen auf das Kirchenbild, das bei ihnen<br />
eher auf Institution und so genannte Amtskirche reduziert bleibt. 447<br />
In den Bögen wurde bewusst nach negativen Erfahrungen bei RD-E<strong>in</strong>sätzen <strong>in</strong> kirchli-<br />
chen Räumen oder mit kirchlichen Mitarbeitern gefragt, da es <strong>in</strong> diesem Bereich auch<br />
weniger gute Begegnungen gegeben hat. So stritten beispielsweise Mitte der 1980er<br />
Jahre e<strong>in</strong> Sanitäter und e<strong>in</strong> <strong>Seelsorge</strong>r vor Gericht, wer <strong>in</strong> Notfallsituationen mehr Recht<br />
auf den Platz am Kopf des Patienten hat. 448<br />
In Fragebogen RD 3 wird von e<strong>in</strong>em Pfarrer berichtet, der nicht bereit war, mitten <strong>in</strong> der<br />
Nacht zu e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>satzort zu kommen, obwohl Geme<strong>in</strong>demitglieder darum gebeten<br />
haben. 449 In Fragebogen RD 1 ist die Rede von e<strong>in</strong>er Rean<strong>im</strong>ation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kirche, bei<br />
der die Rettungsarbeiten teilweise beh<strong>in</strong>dert wurden und das Gebet ansche<strong>in</strong>end miss-<br />
braucht wurde, um näher am E<strong>in</strong>satzort se<strong>in</strong> zu können. Die Frage des Pfarrers, ob er<br />
die Krankensalbung spenden dürfe, wurde während der Rettungsmaßnahmen vom be-<br />
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Priester berichtet, der e<strong>in</strong>em rean<strong>im</strong>ationspflichtigen Patienten die Krankensalbung ge-<br />
spendet und das h<strong>in</strong>zukommende RD-Personal bei den Rettungsmaßnahmen beh<strong>in</strong>dert<br />
hat. 451<br />
der Fragebögen wurde <strong>in</strong> der Regel bewusst nur von Kirche (als solcher) gesprochen, um den Antwortenden<br />
ihrem Verständnis von Kirche möglichst viel Freiraum zu lassen.<br />
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Vgl. Fragebögen RD-13 (jeweils 7) und KID (7); RD 1+2 s<strong>in</strong>d zwar römisch-katholisch, fühlen sich<br />
aber nicht mit der Kirche verbunden. RD 3 bezeichnet sich als Atheist.<br />
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In diesem Zusammenhang wurde bereits auf die Fragebögen verwiesen (vgl. Anm. 208). Nur Fragebogen<br />
RD 2 (16.1) berichtet auch von negativen Erfahrungen mit <strong>Notfallseelsorge</strong>rn.<br />
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Vgl. Fragebögen RD 1-3 (16.2). Lediglich Fragebogen KID (9.2) bezeichnet die NFS als „ureigene<br />
Aufgabe der Kirche“ und merkt kritisch an, dass die Kirche <strong>Seelsorge</strong>rn die Ausübung dieser Aufgabe<br />
erschwert und das Pfarrerse<strong>in</strong> ansche<strong>in</strong>end auf e<strong>in</strong>en Beruf reduziert wurde.<br />
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Vgl. Tonque Langleder <strong>in</strong> WIETERSHEIM: Ruft mir bei Lebensgefahr e<strong>in</strong>en <strong>Seelsorge</strong>r, 134. Es ist<br />
wohl auch schon vorgekommen, dass e<strong>in</strong>e hl. Messe e<strong>in</strong>fach weitergefeiert wurde, während <strong>im</strong> Kirchenschiff<br />
rean<strong>im</strong>iert wurde; das RD-Personal fühlte sich nach eigenen Angaben dabei fehl am Platz.<br />
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Vgl. Fragebogen RD 3 (23.1).<br />
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Fragebogen RD 1 (23.1).<br />
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Vgl. Fragebogen RD 1 (23.1). Die Fragebögen RD 2 (23.1) und KID (16.1) nennen ke<strong>in</strong>e besonderen<br />
Vorkommnisse, RD 2 weist allerd<strong>in</strong>gs auf Unsicherheiten h<strong>in</strong>. Zu Möglichkeiten, solche unguten<br />
Begegnungen zu vermeiden vgl. Fragebögen RD 1-3 (jeweils 23.2) und KID (16.2) und NFS (16).<br />
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