Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...

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Johannes Zepezauer Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst Der ASB, so wird in seinen Grundsätzen deutlich, „ist eine freiwillige Wohlfahrtsorga- nisation und ein Wohlfahrtsverband – unabhängig, parteipolitisch neutral und konfes- sionell ungebunden.“ 426 Er versteht sich als eine Gemeinschaft von Menschen, „die an- deren Menschen helfen wollen. Auf dieser Grundlage beruht ein vielfältiges Angebot, das sich am Hilfebedarf und den Bedürfnissen der Menschen orientiert“ 427 , das an Qua- litätsstandards gebunden ist und ständig weiterentwickelt wird. 428 Auf seiner Bundeskonferenz im Jahr 1994 hat der ASB bei seinem Angebot ein Defizit im Bereich „der psychologischen und ethisch-moralischen menschlichen Begleitung und Krisenintervention“ 429 festgestellt und beschlossen, im Bereich der Aus- und Fort- bildung von RD-Mitarbeitern darauf zu reagieren. 430 Ebenso sollen flächendeckend KID-Teams zur Notfallnachsorge aufgebaut und an den RD-Standorten „Gesprächskrei- se unter fachlich qualifizierter Leitung“ 431 für die Einsatznachsorge (in Anlehnung an das CISM) eingerichtet werden. 432 Auf eine schriftliche Anfrage beim ASB-Bundesverband nach der Bereitschaft zu einer Zusammenarbeit mit der Kirche äußerte sich ein Sprecher positiv und verwies auf be- reits bestehende Kooperationen zwischen KID und NFS in einigen Regionen (bei- spielsweise München). Im Gesamtverband seien die Bereiche KID und Einsatznachsor- ge – laut der Stellungnahme des Sprechers – noch in der Anfangsphase, so dass eine bundesweite Zusammenarbeit mit Dritten bisher noch nicht in Betracht gezogen wurde; grundsätzlich könnte man sich aber auch hier ein Zusammenwirken mit den Kirchen vorstellen. 433 4.2.2.2 Deutsches Rotes Kreuz e. V. Das DRK hat sich im Rahmen der internationalen Rotkreuzbewegung (in islamisch ge- prägten Ländern Rothalbmondbewegung) entwickelt, deren internationales Komitee 1863 gegründet wurde. Maßgeblich war dabei der Schweizer Henri Dunant beteiligt, 426 ASB: Bundesrichtlinien, 7. Die Grundsätze in den Bundesrichtlinien entsprechen übrigens (bis auf Punkt 1) den zehn Punkten des Leitbildes. Vgl. ASB: Leitbild des Arbeiter-Samariter-Bundes. 427 ASB: Bundesrichtlinien, 7; eigene Hervorhebung. Im Leitbild heißt es an erster Stelle: „Helfen ist unsere Aufgabe!“ (ASB: Leitbild des Arbeiter-Samariter-Bundes.) 428 ASB: Bundesrichtlinien, 7. 429 FALK: Ethische, psychologische und theologische Aspekte, 371. 430 Vgl. FALK: Ethische, psychologische und theologische Aspekte, 371. So bietet der ASB unter anderem Seminare zu psychologischen, ethischen und moralischen Problemen, zum Umgang mit Schwerstkranken und Sterbenden, über Gesprächsstrategien, über Stressbewältigung und zur Bekämpfung von Burnout an. Vgl. FALK: Ethische, psychologische und theologische Aspekte, 370. 431 FALK: Ethische, psychologische und theologische Aspekte, 372. 432 Vgl. FALK: Ethische, psychologische und theologische Aspekte, 372. 90

Johannes Zepezauer Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst geprägt von seinen Erlebnissen auf dem Schlachtfeld von Solferino (1859), auf dem zahlreiche Verwundete schließlich ihren Verletzungen erlagen, weil keine effektive Hil- fe und Versorgung organisiert war. 434 Laut seinem Leitsatz tritt das DRK „im Zeichen der Menschlichkeit [...] für das Leben, die Gesundheit, das Wohlergehen, den Schutz, das friedliche Zusammenleben und die Würde aller Menschen ein“ 435 und gewährt „Opfern von Konflikten und Katastrophen sowie anderen bedürftigen Menschen unterschiedslos Hilfe [...] allein nach dem Maß ihrer Not.“ 436 Zu den DRK-Leitlinien zählen unter anderem der hilfebedürftige Mensch, die unparteiliche Hilfeleistung, die Neutralität (auch auf religiöser Ebene) „im Zeichen der Menschlichkeit“ 437 , die eigenen Mitarbeiter (besonders die ehrenamtlichen) und die Qualität der Leistungen des DRK. 438 Hieraus lässt sich bereits ablesen, dass der Mensch (als Hilfeempfänger oder als Mitarbeiter) und die Menschlichkeit eine zentrale Rolle beim DRK spielen. Auch dem DRK ist längst bewusst geworden, dass im Rahmen der Versorgung von Notfallpatienten nicht nur die medizinisch-technischen Maßnahmen wichtig sind, son- dern auch menschliche Zuwendung und weitere psychologische Aspekte. 439 Seitdem wird sowohl in Erste-Hilfe-Kursen als auch in der RD-Ausbildung und -fortbildung verstärkt auf diesen Bereich eingegangen; ebenso werden KID-Teams gegründet. 440 433 Diese Auskunft wurde vom Leiter des Referates Notfallvorsorge beim ASB-Bundesverband in Köln erteilt. 434 Vgl. FALK: Ethische, psychologische und theologische Aspekte, 360 und vgl. METZSCH: Menschen helfen Menschen, 71 u. 73. Hinzuweisen ist noch darauf, dass im Freistaat Bayern nicht das DRK, sondern das Bayerische Rote Kreuz (BRK) als eigenständige Organisation aktiv ist. 435 DRK-GENERALSEKRETARIAT : Leitsatz und Leitbild des Deutschen Roten Kreuzes, Leitsatz; eigene Hervorhebung. Dazu schreibt die DRK-Satzung: „Das DRK nimmt die Interessen derjenigen wahr, die der Hilfe und Unterstützung bedürfen, um soziale Benachteiligungen, Not und menschenunwürdige Situationen zu beseitigen sowie auf die Verbesserung der individuellen, familiären und sozialen Lebensbedingungen hinzuwirken.“ (DRK: Satzung des Deutschen Roten Kreuzes, § 1 [3].) 436 DRK-GENERALSEKRETARIAT : Leitsatz und Leitbild des Deutschen Roten Kreuzes, Leitsatz; eigene Hervorhebung. Die DRK-Satzung sieht u. a. eine Aufgabe des DRK darin, „menschliche Leiden, die sich aus Krankheit, Verletzung, Behinderung oder Benachteiligung ergeben, zu verhindern und zu lindern.“ (DRK: Satzung des Deutschen Roten Kreuzes, § 2.) 437 DRK-GENERALSEKRETARIAT : Leitsatz und Leitbild des Deutschen Roten Kreuzes, Leitlinien. 438 Vgl. DRK-GENERALSEKRETARIAT : Leitsatz und Leitbild des Deutschen Roten Kreuzes, Leitlinien. Vgl. dazu auch die sieben Grundsätzen der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung, die auch für das DRK gelten: Menschlichkeit, Unabhängigkeit, Neutralität, Unparteilichkeit, Freiwilligkeit, Einheit, Universalität. Vgl. DRK: Satzung des Deutschen Roten Kreuzes, §1 [5]. 439 Vgl. dazu DRK: DRK-Position, 2f u. 5f. Dort heißt es u. a.: „Die Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz haben sich diese Aufgabe erst relativ spät und zögerlich zu eigen gemacht und dies zunächst mehr als Aufgabe der kirchlichen Seelsorge gesehen. Inzwischen entstanden beim DRK jedoch zunehmend lokale oder regionale Gruppen, die mit sehr unterschiedlichen Konzepten und auch in sehr unterschiedlicher Qualität die Leistung Notfallnachsorge anbieten, teilweise in Kooperation mit den Kirchen.“ (DRK: DRK-Position, 5.) 440 Vgl. DRK: DRK-Position, 3f (zur Erste-Hilfe-Ausbildung) und vgl. INSTITUT FÜR RETTUNGSWESEN DES DRK: 3. Entwurf der Rahmenkonzeption, 12-14 (zur RD-Ausbildung) und zur Notfallnachsorge vgl. DRK: DRK-Position, 3f und vgl. INSTITUT FÜR RETTUNGSWESEN DES DRK: Notfallnachsorge, 91

Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />

Der ASB, so wird <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Grundsätzen deutlich, „ist e<strong>in</strong>e freiwillige Wohlfahrtsorga-<br />

nisation und e<strong>in</strong> Wohlfahrtsverband – unabhängig, parteipolitisch neutral und konfes-<br />

sionell ungebunden.“ 426 Er versteht sich als e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft von Menschen, „die an-<br />

deren Menschen helfen wollen. Auf dieser Grundlage beruht e<strong>in</strong> vielfältiges Angebot,<br />

das sich am Hilfebedarf und den Bedürfnissen der Menschen orientiert“ 427 , das an Qua-<br />

litätsstandards gebunden ist und ständig weiterentwickelt wird. 428<br />

Auf se<strong>in</strong>er Bundeskonferenz <strong>im</strong> Jahr 1994 hat der ASB bei se<strong>in</strong>em Angebot e<strong>in</strong> Defizit<br />

<strong>im</strong> Bereich „der psychologischen und ethisch-moralischen menschlichen Begleitung<br />

und Krisen<strong>in</strong>tervention“ 429 festgestellt und beschlossen, <strong>im</strong> Bereich der Aus- und Fort-<br />

bildung von RD-Mitarbeitern darauf zu reagieren. 430 Ebenso sollen flächendeckend<br />

KID-Teams zur Notfallnachsorge aufgebaut und an den RD-Standorten „Gesprächskrei-<br />

se unter fachlich qualifizierter Leitung“ 431 für die E<strong>in</strong>satznachsorge (<strong>in</strong> Anlehnung an<br />

das CISM) e<strong>in</strong>gerichtet werden. 432<br />

Auf e<strong>in</strong>e schriftliche Anfrage be<strong>im</strong> ASB-Bundesverband nach der Bereitschaft zu e<strong>in</strong>er<br />

Zusammenarbeit mit der Kirche äußerte sich e<strong>in</strong> Sprecher positiv und verwies auf be-<br />

reits bestehende Kooperationen zwischen KID und NFS <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Regionen (bei-<br />

spielsweise München). Im Gesamtverband seien die Bereiche KID und E<strong>in</strong>satznachsor-<br />

ge – laut der Stellungnahme des Sprechers – noch <strong>in</strong> der Anfangsphase, so dass e<strong>in</strong>e<br />

bundesweite Zusammenarbeit mit Dritten bisher noch nicht <strong>in</strong> Betracht gezogen wurde;<br />

grundsätzlich könnte man sich aber auch hier e<strong>in</strong> Zusammenwirken mit den Kirchen<br />

vorstellen. 433<br />

4.2.2.2 Deutsches Rotes Kreuz e. V.<br />

Das DRK hat sich <strong>im</strong> Rahmen der <strong>in</strong>ternationalen Rotkreuzbewegung (<strong>in</strong> islamisch ge-<br />

prägten Ländern Rothalbmondbewegung) entwickelt, deren <strong>in</strong>ternationales Komitee<br />

1863 gegründet wurde. Maßgeblich war dabei der Schweizer Henri Dunant beteiligt,<br />

426 ASB: Bundesrichtl<strong>in</strong>ien, 7. Die Grundsätze <strong>in</strong> den Bundesrichtl<strong>in</strong>ien entsprechen übrigens (bis auf<br />

Punkt 1) den zehn Punkten des Leitbildes. Vgl. ASB: Leitbild des Arbeiter-Samariter-Bundes.<br />

427 ASB: Bundesrichtl<strong>in</strong>ien, 7; eigene Hervorhebung. Im Leitbild heißt es an erster Stelle: „Helfen ist<br />

unsere Aufgabe!“ (ASB: Leitbild des Arbeiter-Samariter-Bundes.)<br />

428 ASB: Bundesrichtl<strong>in</strong>ien, 7.<br />

429 FALK: Ethische, psychologische und theologische Aspekte, 371.<br />

430 Vgl. FALK: Ethische, psychologische und theologische Aspekte, 371. So bietet der ASB unter anderem<br />

Sem<strong>in</strong>are zu psychologischen, ethischen und moralischen Problemen, zum Umgang mit<br />

Schwerstkranken und Sterbenden, über Gesprächsstrategien, über Stressbewältigung und zur Bekämpfung<br />

von Burnout an. Vgl. FALK: Ethische, psychologische und theologische Aspekte, 370.<br />

431 FALK: Ethische, psychologische und theologische Aspekte, 372.<br />

432 Vgl. FALK: Ethische, psychologische und theologische Aspekte, 372.<br />

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