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Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...

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Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />

Aus den Fragebögen lassen sich folgende Methoden der Stressbewältigung bei den Be-<br />

fragten herauslesen: Gespräche <strong>im</strong> Rettungsteam und beziehungsweise mit Familienan-<br />

gehörigen oder Freunden, Musikhören oder e<strong>in</strong> Nachsorgegespräch mit e<strong>in</strong>em qualifi-<br />

zierten Kollegen (des KID). 396 Die Mehrheit der Befragten bewertet die bisherige Ak-<br />

zeptanz und Nutzung von Bewältigungsangeboten eher skeptisch. 397<br />

Natürlich kann ke<strong>in</strong> RD-Mitarbeiter zu e<strong>in</strong>er begleiteten Stressbearbeitung gezwungen<br />

werden, doch es ist s<strong>in</strong>nvoll, wenn die Dienststellen <strong>im</strong> Rahmen ihrer Fürsorge auch<br />

Stressbewältigungsangebote mit qualifizierten und erfahrenen Helfern ermöglichen. 398<br />

Innerhalb des <strong>Rettungsdienst</strong>es kann das so genannte Mediatorenmodell mit dem Leit-<br />

wort Mensch <strong>im</strong> Mittelpunkt, das 1994 vom MHD e<strong>in</strong>geführt wurde, e<strong>in</strong>e besondere<br />

Rolle bei der E<strong>in</strong>satznachsorge spielen. 399<br />

Das Modell ist aus sechs Handlungse<strong>in</strong>heiten zusammengesetzt, die <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander greifen:<br />

1) Bewusstse<strong>in</strong>sveränderung <strong>in</strong>nerhalb der jeweiligen RD-Organisation zu e<strong>in</strong>em<br />

neuen ethischen Verständnis (Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen, um dadurch<br />

Leistungsbereitschaft und Qualität zu steigern, vor allem <strong>im</strong> Bereich der Patien-<br />

tenbetreuung),<br />

2) Aufnahme von Lernzielen der Bereiche Ethik, Psychologie und Theologie <strong>in</strong> die<br />

RD-Ausbildung,<br />

3) Grundlagensem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Kommunikation (langfristig für jeden Mitarbeiter),<br />

396 Vgl. Fragebögen RD 1-3 (jeweils 15.2 u. 15.3). Der Fragebogen KID (12) nennt zusätzlich die Supervision<br />

und das „Auftanken“ be<strong>im</strong> Gottesdienst. Ergänzend seien hier die Ergebnisse der Umfrage<br />

von Denise Thomas genannt. Danach s<strong>in</strong>d für die befragten RD-Mitarbeiter nach e<strong>in</strong>em belastenden<br />

E<strong>in</strong>satz (Beispiel SIDS) die Gespräche mit den Kollegen am wichtigsten, ferner zusätzlich Gespräche<br />

mit dem Lebenspartner (55% der Befragten) und mit dem Freundeskreis (45%). Vgl. Denise Thomas<br />

<strong>in</strong> HELMERICHS: Erfahrungen des <strong>Rettungsdienst</strong>-Personals, 114. „Außerdem sche<strong>in</strong>t der Glaube bei<br />

der Verarbeitung e<strong>in</strong>e Rolle zu spielen. Sowohl der Tod an sich als auch der Tod e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des kann –<br />

so lautet das Auswertungsergebnis – mit Religiosität besser bewältigt werden.“ (Denise Thomas <strong>in</strong><br />

HELMERICHS: Erfahrungen des <strong>Rettungsdienst</strong>-Personals, 114.)<br />

397 Vgl. Fragebögen KID (13, 14.1 u. 14.2), NFS (11.2), RD 3 (15.5) und RD 1 (15.5 u. 14); lediglich<br />

Fragebogen RD 2 schreibt: „Die Mehrheit sieht eigentlich ke<strong>in</strong>e Heldentat mehr dar<strong>in</strong>, über Erlebnisse<br />

offen zu sprechen.“ (Fragebogen RD 2, 15.3.) Interessant ist zu diesem Aspekt auch die folgende<br />

Aussage über die RD-Kräfte von Hans Ulrich Giesen <strong>im</strong> Rahmen der E<strong>in</strong>satznachsorge von Eschede:<br />

„Vielfach fehlte jegliches Wissen über die Tatsache, daß es belastende Momente bei solchen E<strong>in</strong>sätzen<br />

gibt und daß es Maßnahmen zur Reduktion und Verkürzung der möglichen Störungen gibt... Lediglich<br />

bei den Malteser Kräften, die <strong>in</strong> das Projekt Mensch <strong>im</strong> Mittelpunkt e<strong>in</strong>gegliedert s<strong>in</strong>d, zeigte<br />

sich e<strong>in</strong> hoher Bekanntheitsgrad und Sensibilität für E<strong>in</strong>satznachsorge. Hier sche<strong>in</strong>t das Projekt mit<br />

dem Ziel, pro Dienststelle m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en Mediator zu haben, Früchte zu tragen.“ (GIESEN: E<strong>in</strong>satznachbereitung<br />

nach dem ICE-Unfall <strong>in</strong> Eschede, 8.) Das genannte Mediatorenmodell wird <strong>in</strong> diesem<br />

Abschnitt noch genauer vorgestellt.<br />

398 Vgl. STEPAN / JATZKO: Traumatherapie <strong>in</strong> der Diskussion, 547. Roman Lovenfosse und Bernd Falk<br />

sehen <strong>in</strong> der hohen Fluktuation <strong>im</strong> RD möglicherweise e<strong>in</strong>en Indikator für ungenügende Angebote<br />

auf diesem Gebiet Vgl. LOVENFOSSE / FALK: Mediatorenmodell <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong>, 377.<br />

399 Vgl. RUNGGALDIER: Psychologie, 856. Zur E<strong>in</strong>satznachsorge sei allgeme<strong>in</strong> weiter verwiesen auf<br />

WATERSTRAAT : Aspekte der E<strong>in</strong>satznachsorge nach e<strong>in</strong>em Massenanfall von Verletzten, bes. 4-8 und<br />

auf WATERSTRAAT : Der Mensch <strong>in</strong> der Katastrophe, 41-43.<br />

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