Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...
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Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />
fache Erfahrung und mittlerweile auch e<strong>in</strong>ige Studien [...], dass Entscheidungen, Hand-<br />
lungen, Verzicht auf Maßnahmen oder die Geschw<strong>in</strong>digkeit der Hilfe nicht nur von<br />
harten mediz<strong>in</strong>ischen Fakten, sondern auch von sozialen, emotionalen, psychischen Ge-<br />
gebenheiten und Wertvorstellungen der Beteiligten bee<strong>in</strong>flusst werden.“ 391<br />
Als e<strong>in</strong> guter Fortschritt <strong>in</strong> diesem Bereich kann angesehen werden, dass Schulungen<br />
und Fortbildungen des RD-Personals <strong>in</strong> psychologischem Grundwissen und Basis-<br />
Krisen<strong>in</strong>tervention und die Beteiligung des KID oder der NFS bei problematischen E<strong>in</strong>-<br />
sätzen <strong>in</strong> vielen Gebieten <strong>im</strong>mer selbstverständlicher werden. 392<br />
4.1.2 Konsequenzen bei der Fürsorge für die E<strong>in</strong>satzkräfte<br />
Das ganzheitliche Menschenbild muss sich auch <strong>in</strong> der Fürsorge der Dienststellen für<br />
ihr RD-Personal und auch <strong>im</strong> Umgang der E<strong>in</strong>satzkräfte mit sich selbst widerspiegeln.<br />
Es gilt, dabei auch die Grenzen und Probleme der Helfer zu berücksichtigen. 393<br />
Die E<strong>in</strong>satznachsorge wird allerd<strong>in</strong>gs „nach wie vor als Stiefk<strong>in</strong>d behandelt.“ 394 Die<br />
Frage bleibt, <strong>in</strong>wiefern die RD-Mitarbeiter solche Angebote akzeptieren, für sich selbst<br />
als notwendig und hilfreich erachten und schließlich nutzen. Nicht selten werden <strong>im</strong> RD<br />
Gefühle und Befürchtungen als Schwächen verdrängt. Es wird versucht, e<strong>in</strong>fach zur<br />
Normalität zurückzukehren und sich dadurch von e<strong>in</strong>em erlebten Trauma abzulenken.<br />
Schließlich wird unter Umständen zu Alkohol oder Medikamenten gegriffen. 395<br />
Ausgabe s<strong>in</strong>d beide Formulierungen gegenübergestellt und können e<strong>in</strong>e Grundlage für die Zusammenarbeit<br />
bilden: Geme<strong>in</strong>sam den Menschen <strong>im</strong> Mittelpunkt.<br />
391 SALOMON: Das Menschenbild, 246. Vgl. dazu auch die deutliche Aussage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Leitfaden zur<br />
Ersten Hilfe: „Genauso wichtig wie e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Wundversorgung oder e<strong>in</strong>e lebensrettende Maßnahme<br />
ist <strong>im</strong>mer auch die psychische Betreuung des Notfallpatienten [...]. Bei allen Notfallsituationen<br />
trägt die psychische Betreuung zur Schockvorbeugung bei.“ (ASB: Erste Hilfe, 37.) Vgl. dazu<br />
auch Fragebogen RD 3 (13.1): „E<strong>in</strong> Gespräch und menschliche Zuwendung kann oft mehr bewirken<br />
als so manches Medikament.“ Ganz <strong>im</strong> Gegensatz dazu steht e<strong>in</strong>e Publikation von Gustav Zöch aus<br />
dem Jahr 1927, die <strong>im</strong> Rahmen von Erste-Hilfe-Maßnahmen überhaupt nicht auf psychische Betreuung<br />
e<strong>in</strong>geht und nur die physische Seite der Notfallversorgung kennt. Vgl. ZÖCH: Erste Hilfe .<br />
392 Natürlich gibt es noch e<strong>in</strong>iges auf diesen Gebieten zu verbessern und an der Diskrepanz zwischen<br />
Ideal und Praxis zu arbeiten, aber e<strong>in</strong> guter Anfang ist auf jeden Fall gemacht. Nicht unerwähnt ble iben<br />
soll an dieser Stelle, dass es <strong>in</strong> den vergangenen Jahren auch weiterh<strong>in</strong> Publikationen gab, die die<br />
psychische Betreuung u. ä. nicht berücksichtigen. So ist zum beispielsweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Leitfaden für<br />
E<strong>in</strong>satzorganisation bei Katastrophen (von 1996) ke<strong>in</strong>erlei H<strong>in</strong>weis auf psychische Belastungen,<br />
NFS, KID und Stressbearbeitung zu f<strong>in</strong>den, sondern nur e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> technische Abwicklung der Rettungsmaßnahmen.<br />
Der Aspekt der Betreuung me<strong>in</strong>t hier vor allem die Versorgung mit Lebensmitteln<br />
und Unterbr<strong>in</strong>gung von Hilfsbedürftigen; Köche u. ä. werden deshalb dafür bevorzugt benötigt. Vgl.<br />
BITTGER: Großunfälle und Katastrophen, bes. 52 u. 73.<br />
393 Vgl. SALOMON: Das Menschenbild, 245. Vgl. zur aktuellen Situation auch LOVENFOSSE / FALK:<br />
Mediatorenmodell <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong>, 376f. Auf die zahlreichen und vielfältigen Belastungen des<br />
<strong>Rettungsdienst</strong>es wurde bereits e<strong>in</strong>gegangen und die gängigen Methoden zur Stressbearbeitung belastender<br />
E<strong>in</strong>sätze (SbE ® ) <strong>im</strong> Rahmen e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>satznachsorge wurden vorgestellt. Vgl. dazu III, 3.4.2<br />
(zu den Belastungen <strong>im</strong> RD) und II, 3.1.1.3 (zur E<strong>in</strong>satznachsorge).<br />
394 FLATTEN: Der hilflose Helfer, 269.<br />
395 Vgl. STEPAN / JATZKO: Traumatherapie <strong>in</strong> der Diskussion, 547. Vgl. dazu auch III, 3.4.2.1.<br />
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