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Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...

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Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />

Bezug auf die Fürsorge für die E<strong>in</strong>satzkräfte – mit sich gebracht, auf die <strong>in</strong> den weiteren<br />

Unterpunkten e<strong>in</strong>gegangen werden soll. 386<br />

4.1.1 Konsequenzen <strong>in</strong> der Patientenbetreuung<br />

Durch die oben genannte Tendenz, <strong>im</strong> RD den Menschen wieder ganzheitlich zu be-<br />

trachten, wurde Ende der 1980er Jahre <strong>im</strong>mer mehr auch die Lücke der psychischen<br />

beziehungsweise seelsorglichen Betreuung <strong>im</strong> RD wahrgenommen. In vielen Regionen<br />

s<strong>in</strong>d daher der KID (bzw. die KIT), die NFS und die SbE ® e<strong>in</strong>gerichtet worden. 387<br />

In zahlreichen Publikationen, <strong>in</strong> den Hilfsorganisationen und be<strong>im</strong> RD-Personal wird<br />

seitdem <strong>im</strong>mer mehr die Me<strong>in</strong>ung vertreten, dass es <strong>im</strong> RD nicht darum gehen kann,<br />

sich bei der Versorgung auf die mediz<strong>in</strong>ischen Parameter zu beschränken. Mehr und<br />

mehr wird darauf geachtet, auch die seelischen Zustände (wie Angst, E<strong>in</strong>samkeit und<br />

Ungewissheit etc.) und Bedürfnisse (zum Beispiel nach Zuwendung) des Patienten und<br />

gegebenenfalls se<strong>in</strong>er Angehörigen <strong>in</strong> den Blick zu nehmen und darauf e<strong>in</strong>zugehen. 388<br />

„Immer mehr <strong>Rettungsdienst</strong>mitarbeiter erkennen, dass die qualifizierte psychotrauma-<br />

tologische Intervention <strong>im</strong> Rahmen e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>satzgeschehens <strong>in</strong>tegraler Bestandteil des<br />

rettungsdienstlichen Auftrags ist. <strong>Rettungsdienst</strong> wird damit nicht auf e<strong>in</strong>e Vitalfunkti-<br />

onsmechanik reduziert, sondern hält e<strong>in</strong> ganzheitliches Menschenbild <strong>im</strong> Blick“ 389 , so<br />

Andreas Müller-Cyran. Demnach steht also „<strong>im</strong> Zentrum der Bemühungen der Notfall-<br />

mediz<strong>in</strong> [...] der hilfsbedürftige Mensch. Er braucht die Kompetenz der Helfer als Vital-<br />

funktionsexperten und ebenso ihre persönliche Zuwendung.“ 390 Weiter zeigen „mannig-<br />

386<br />

FALK: Ethische, psychologische und theologische Aspekte, 362f.<br />

387<br />

Die genannten E<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d bereits unter II, 3.1.1 dargestellt worden. Vgl. zu dieser Thematik<br />

auch GIERING: Lücke <strong>im</strong> Gefüge der <strong>Rettungsdienst</strong>e.<br />

388<br />

Vgl. SALOMON: Das Menschenbild, 245. Als Publikationen seien stellvertretend PETER: Der Betreuungse<strong>in</strong>satz<br />

und FERTIG / WIETERSHEIM: Menschliche Begleitung und Krisen<strong>in</strong>tervention <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />

und BENGEL: Psychologie <strong>in</strong> Notfallmediz<strong>in</strong> und <strong>Rettungsdienst</strong> und KARUTZ: Mit dem<br />

Notfallpatienten e<strong>in</strong>en „PAKT“ schließen genannt. Auf die e<strong>in</strong>zelnen Hilfsorganisationen wird später<br />

noch näher e<strong>in</strong>gegangen. Vgl. auch Fragebögen RD 1-3 (jeweils 12). Diese bestätigen tendenziell die<br />

genannte Entwicklung, vor allem RD 3; RD 1 geht eher auf Emotionen und die Distanz e<strong>in</strong> als auf<br />

se<strong>in</strong> Patientenbild; was se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach „das Beste“ für den Patienten ist, beantwortet er nicht.<br />

RD 2 beschränkt sich <strong>in</strong> der akuten Notsituation vor allem auf die Vitalparameter, sieht aber generell<br />

<strong>im</strong> Patienten e<strong>in</strong>en ganzheitlichen Menschen.<br />

389<br />

Andreas Müller-Cyran <strong>in</strong> DASCHNER: KIT – Krisen<strong>in</strong>tervention <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong>, 8. Weiter heißt es<br />

dort: „In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die psychologisch-humanitäre Kompetenz e<strong>in</strong> wesentlicher<br />

Bestandteil des Berufsbildes ‚Rettungsassistent’ geworden ist. Die berufliche Identität des<br />

Rettungsassistenten erschöpft sich nicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er wesentlichen Zuordnung als Assistent des (Not-)<br />

Arztes. Es gehört nunmehr zum beruflichen Profil [...], psychisch traumatisierte und trauernde Menschen<br />

<strong>in</strong> der Akutsituation zu identifizieren und selbst verantwortlich zu <strong>in</strong>tervenieren.“ (Andreas<br />

Müller-Cyran <strong>in</strong> DASCHNER: KIT – Krisen<strong>in</strong>tervention <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong>, 8f.)<br />

390<br />

SALOMON: Das Menschenbild, 245. Vgl. zum ersten Teil des Zitats die bereits <strong>in</strong> der Kriteriologie<br />

(unter II, 2.2.1) angeführte Aussage der Pastoralkonstitution: „Der Mensch also, der e<strong>in</strong>e und ganze<br />

Mensch, mit Leib und Seele, Herz und Gewissen, Vernunft und Willen steht <strong>im</strong> Mittelpunkt unserer<br />

Ausführungen.“ (ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL: Gaudium et spes, Nr. 3.) Auf Seite 2 dieser<br />

82

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