Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...
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Johannes Zepezauer Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst dann auf vier verschiedene Schichten (Tag-, Nacht-, Kurz- und „Dialyse“ 378 -Dienst) wie folgt übertragen: Schicht Fahrzeug Dienstzeit Angerechnete Arbeitszeit T-Schicht (täglich): Hu 85/83 07-18 Uhr 08,8 von 11,0 Stunden N-Schicht (täglich): Hu 85/83 18-07 Uhr 10,4 von 13,0 Stunden D-Schicht (Mo.-Do.): Hu 85/86 06-13 Uhr 07,0 von 07,0 Stunden D-Schicht (Fr.): Hu 85/86 06-12 Uhr 06,0 von 06,0 Stunden D-Schicht (Sa.): Hu 85/86 07-14 Uhr 07,0 von 07,0 Stunden K-Schicht (Mo.-Do.): Hu 85/84 09-16 Uhr 07,0 von 07,0 Stunden K-Schicht (Fr.): Hu 85/84 09-15 Uhr 06,0 von 06,0 Stunden K-Schicht (Sa.): Hu 85/84 10-19 Uhr 07,2 von 09,0 Stunden Im Jahr 2002 absolvierte das Personal der Großkrotzenburger Wache insgesamt 2.304 Alarmierungen (davon 1.613 Einsätze und Notfälle, 374 Krankentransporte und 317 Fehleinsätze 379 ). Vom 1. Januar bis zum 30. Juni 2003 waren es 919 Einsätze und Not- fälle, 481 Krankentransporte und 211 Fehleinsätze und 12.990 gefahrene Kilometer. 380 Das Wachgebäude bietet dem Personal neben dem Wach- und Aufenthaltsraum mit TV- und Musik-Anlage auch ein Ausbildungszimmer und weitere Sozialräume (Umkleide- raum, eine kleine Küche, zwei Ruheräume, Toiletten und Dusche). Für die haupt- und ehrenamtlichen Helfer gibt es auf der Wache unter anderem die fol- genden Angebote: ein wöchentlicher Treffpunkt am Abend, monatliche Fortbildungen, Ausbildungen und Übungen für Rettungs-, Sanitätsdienst und Katastrophenschutz. Für die Stressbearbeitung und Gespräche nach belastenden Einsätzen wird auf das Ver- antwortungsbewusstsein des jeweiligen Rettungsteams vertraut. Ein in CISM 381 ausge- bildeter Rettungsassistent, zwei wachinterne Helfer des Kriseninterventionsdienstes und die beiden Ortspfarrer (von evangelischer und katholischer Seite) stehen auf Anfrage jederzeit für Gespräche zur Verfügung; allerdings wird auf diese Angebote nicht (mehr) durch einen ständigen Aushang an der Informationswand hingewiesen. 378 Bei der Einrichtung dieser Schicht wurde damit gerechnet, dass vor allem Transporte von Dialysepatienten von diesem Dienst durchzuführen sind. 379 Fehleinsätze sind Fahrten, die ohne Transport eines Patienten beendet worden sind, weil der Patient diesen verweigert hat, verstorben ist oder weil am Einsatzort keine Rettungsdienstindikation vorlag oder die Leitstelle den Einsatz abgebrochen hat. Die Kosten dieser Fahrten können nicht mit den Krankenkassen abgerechnet werden und müssen somit von der Rettungswache getragen werden. 380 Bei diesen Zahlen ist zu berücksichtigen, dass bis Dezember 2002 nur zwei RTW im Dienst waren, die in drei Schichten (Hu 85/84: täglich Tag- und Nachtschicht; Hu 85/83: montags bis freitags Kurzschicht von 9-17 Uhr) eingeteilt worden sind. 381 Auf das Critical Incident Stress Management wurde bereits in II, 3.1.1.3 eingegangen. 80
Johannes Zepezauer Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst Die Aufgaben der NFS und des KID wurden bereits in Fortbildungseinheiten vorge- stellt. Die Nachforderung von NFS und KID über die Leitstelle bleibt dem jeweiligen Rettungsteam überlassen. 382 4 Mensch und Kirche im Rettungsdienst 4.1 Menschenbild im Rettungsdienst Das Menschenbild, das eine Person oder Organisation hat, prägt nicht nur deren Ver- ständnis von den Mitmenschen und von sich selbst, sondern auch deren Umgangswei- sen mit sich und den anderen. 383 Die Medizin und somit auch die Notfallmedizin sind vom naturwissenschaftlichen Denkansatz des René Descartes (1596-1650) geprägt, der den Menschen als Dualismus von Körper und Geist ansieht. Sie hatte ihr Menschenbild immer mehr auf den Körper reduziert und diesen, angelehnt an Descartes, als eine Art reparable Maschine betrach- tet. Die Notfallmedizin konzentrierte sich demnach vor allem auf die Vitalfunktionen. 384 Ungefähr seit Mitte der 1980er Jahre hat allmählich ein Umdenkprozess stattgefunden. Seitdem wird immer mehr Wert darauf gelegt, dass der Mensch auch im RD und in der Notfallmedizin nicht mehr auf seine Vitalfunktionen reduziert, sondern wieder ganz- heitlich als ein Geschöpf mit vielen Dimensionen und Bedürfnissen (vor allem physi- scher, psychischer, sozialer, kultureller und auch spiritueller Art) wahrgenommen und behandelt wird, „als Einheit von Körper, Geist und Seele.“ 385 Diese Rückbesinnung hat im RD das Patientenbild und das Mitarbeiterbild immer mehr verändert und dadurch Konsequenzen – sowohl für die Patientenbetreuung als auch in 382 Im Main-Kinzig-Kreis gibt es ferner eine Arbeitsgemeinschaft Krisenintervention, Notfallseelsorge und Stressbewältigung unter der Leitung des ärztlichen Leiters für den RD, in der Mitglieder aus dem RD, der Feuerwehr, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und der NFS gemeinsam an einem Tisch sitzen und beraten. 383 Vgl. SALOMON: Das Menschenbild, 242. 384 Vgl. SALOMON: Das Menschenbild, 242f. Fred Salomon verweist dabei auf Descartes’ Meditationen über die Erste Philosophie (1642). Salomon bemerkt ferner, dass „die Konzentration auf die lebenswichtigen Systeme von Herz-Kreislauf, Atmung und Gehirn [...] eine Schutzmauer gegen das Hervorbrechen von Gefühlen und Erfahrungen der eigenen Betroffenheit, eine Schutzmauer gegen die Konfrontation mit der eigenen Verletzlichkeit“ (SALOMON: Das Menschenbild, 243) bietet. Diese Schutzmauern sind aber zu hinterfragen, sobald „sie die Selbstwahrnehmung oder die Beziehung zu anderen Menschen beeinträchtigen.“ (SALOMON: Das Menschenbild, 243.) 385 KARUTZ: Mit dem Notfallpatienten einen „PAKT“ schließen, 212. Vgl. dazu auch FALK: Ethische, psychologische und theologische Aspekte, 361f und vgl. auch SALOMON: Das Menschenbild. Im RD kam und kommt es auch heute noch vor, dass in der Kommunikation Patienten oft auf ihre Krankheit oder Verletzung reduziert werden. So wird zum Beispiel von manchem RD-Personal eine Lungenentzündung oder eine Kopfplatzwunde im Krankenhaus angemeldet – für die Ärzte ist es natürlich hilfreich, wenn zusätzlich auch der dazugehörige Patient mitgebracht wird. 81
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Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />
Die Aufgaben der NFS und des KID wurden bereits <strong>in</strong> Fortbildungse<strong>in</strong>heiten vorge-<br />
stellt. Die Nachforderung von NFS und KID über die Leitstelle bleibt dem jeweiligen<br />
Rettungsteam überlassen. 382<br />
4 Mensch und Kirche <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />
4.1 Menschenbild <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />
Das Menschenbild, das e<strong>in</strong>e Person oder Organisation hat, prägt nicht nur deren Ver-<br />
ständnis von den Mitmenschen und von sich selbst, sondern auch deren Umgangswei-<br />
sen mit sich und den anderen. 383<br />
Die Mediz<strong>in</strong> und somit auch die Notfallmediz<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d vom naturwissenschaftlichen<br />
Denkansatz des René Descartes (1596-1650) geprägt, der den Menschen als Dualismus<br />
von Körper und Geist ansieht. Sie hatte ihr Menschenbild <strong>im</strong>mer mehr auf den Körper<br />
reduziert und diesen, angelehnt an Descartes, als e<strong>in</strong>e Art reparable Masch<strong>in</strong>e betrach-<br />
tet. Die Notfallmediz<strong>in</strong> konzentrierte sich demnach vor allem auf die Vitalfunktionen. 384<br />
Ungefähr seit Mitte der 1980er Jahre hat allmählich e<strong>in</strong> Umdenkprozess stattgefunden.<br />
Seitdem wird <strong>im</strong>mer mehr Wert darauf gelegt, dass der Mensch auch <strong>im</strong> RD und <strong>in</strong> der<br />
Notfallmediz<strong>in</strong> nicht mehr auf se<strong>in</strong>e Vitalfunktionen reduziert, sondern wieder ganz-<br />
heitlich als e<strong>in</strong> Geschöpf mit vielen D<strong>im</strong>ensionen und Bedürfnissen (vor allem physi-<br />
scher, psychischer, sozialer, kultureller und auch spiritueller Art) wahrgenommen und<br />
behandelt wird, „als E<strong>in</strong>heit von Körper, Geist und Seele.“ 385<br />
Diese Rückbes<strong>in</strong>nung hat <strong>im</strong> RD das Patientenbild und das Mitarbeiterbild <strong>im</strong>mer mehr<br />
verändert und dadurch Konsequenzen – sowohl für die Patientenbetreuung als auch <strong>in</strong><br />
382 Im Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreis gibt es ferner e<strong>in</strong>e Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Krisen<strong>in</strong>tervention, <strong>Notfallseelsorge</strong><br />
und Stressbewältigung unter der Leitung des ärztlichen Leiters für den RD, <strong>in</strong> der Mitglieder aus dem<br />
RD, der Feuerwehr, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und der NFS geme<strong>in</strong>sam<br />
an e<strong>in</strong>em Tisch sitzen und beraten.<br />
383 Vgl. SALOMON: Das Menschenbild, 242.<br />
384 Vgl. SALOMON: Das Menschenbild, 242f. Fred Salomon verweist dabei auf Descartes’ Meditationen<br />
über die Erste Philosophie (1642). Salomon bemerkt ferner, dass „die Konzentration auf die lebenswichtigen<br />
Systeme von Herz-Kreislauf, Atmung und Gehirn [...] e<strong>in</strong>e Schutzmauer gegen das Hervorbrechen<br />
von Gefühlen und Erfahrungen der eigenen Betroffenheit, e<strong>in</strong>e Schutzmauer gegen die<br />
Konfrontation mit der eigenen Verletzlichkeit“ (SALOMON: Das Menschenbild, 243) bietet. Diese<br />
Schutzmauern s<strong>in</strong>d aber zu h<strong>in</strong>terfragen, sobald „sie die Selbstwahrnehmung oder die Beziehung zu<br />
anderen Menschen bee<strong>in</strong>trächtigen.“ (SALOMON: Das Menschenbild, 243.)<br />
385 KARUTZ: Mit dem Notfallpatienten e<strong>in</strong>en „PAKT“ schließen, 212. Vgl. dazu auch FALK: Ethische,<br />
psychologische und theologische Aspekte, 361f und vgl. auch SALOMON: Das Menschenbild. Im RD<br />
kam und kommt es auch heute noch vor, dass <strong>in</strong> der Kommunikation Patienten oft auf ihre Krankheit<br />
oder Verletzung reduziert werden. So wird zum Beispiel von manchem RD-Personal e<strong>in</strong>e Lungenentzündung<br />
oder e<strong>in</strong>e Kopfplatzwunde <strong>im</strong> Krankenhaus angemeldet – für die Ärzte ist es natürlich<br />
hilfreich, wenn zusätzlich auch der dazugehörige Patient mitgebracht wird.<br />
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