Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...
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Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />
E<strong>in</strong>ige Rettungskräfte, die <strong>in</strong> Eschede aktiv beteiligt waren, haben sich zu diesem An-<br />
gebot folgendermaßen geäußert: „Psychologische Betreuung vor Ort und E<strong>in</strong>satznach-<br />
sorge für die E<strong>in</strong>satzkräfte haben sich als wertvoll und notwendig bei diesem außerge-<br />
wöhnlich belastenden E<strong>in</strong>satz herausgestellt – zukünftig sollte dies zum regelhaften<br />
Bestandteil jeder E<strong>in</strong>satzplanung gehören und nicht dem Zufall überlassen bleiben.“ 347<br />
3.4.2.3 Helfersyndrom und Burnout-Gefahr<br />
Das Helfersyndrom und die Burnout-Gefahr s<strong>in</strong>d <strong>im</strong> Zusammenhang mit allen helfen-<br />
den Berufen zu nennen (und nicht nur mit diesen); sie s<strong>in</strong>d nicht rettungsdienstspezi-<br />
fisch und sollen deshalb hier eigens dargestellt werden.<br />
Das Helfersyndrom beschreibt e<strong>in</strong>e Situation, „<strong>in</strong> der die Hilfsbereitschaft weder spon-<br />
tan noch rollengebunden ist, sondern auf der Abwehr anderer Gefühle oder Handlungs-<br />
bereitschaften beruht.“ 348 Wer <strong>im</strong>mer nur der Stärkere, der Helfende und Gebende se<strong>in</strong><br />
will, hat e<strong>in</strong> ausgeprägtes Helfersyndrom und sucht se<strong>in</strong>e eigene Sicherheit dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>em<br />
Schwächeren helfen zu können. E<strong>in</strong>e Gefahr besteht dann, wenn e<strong>in</strong> „Helfersyndrom-<br />
Helfer“ 349 die eigene Hilfsbedürftigkeit und -losigkeit völlig verdrängt oder nicht wahr-<br />
n<strong>im</strong>mt, die Hilfe von anderen verweigert und somit selbst zu e<strong>in</strong>em hilflosen Helfer<br />
wird. 350<br />
Das zweite Phänomen, das Burnout-Syndrom, ist e<strong>in</strong> Reaktions-Syndrom und wurde<br />
vermutlich erstmals <strong>in</strong> der Erzählung A burn-out case (1961) von Graham Greene als<br />
solches bezeichnet. 351<br />
Darunter ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerer Prozess zu verstehen, bei dem e<strong>in</strong> Mensch, der anfänglich vor<br />
idealem Arbeitseifer sozusagen gebrannt hat, sich für unentbehrlich hielt und nie Zeit<br />
für sich hatte, auf e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e S<strong>in</strong>nkrise fällt und sich wie ausgebrannt fühlt, weil er<br />
dem (eigenen und fremden) Leistungsdruck und -anspruch nicht mehr standhalten kann<br />
und ke<strong>in</strong>en Erfolg <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit erkennt. 352 E<strong>in</strong>e emotionale Erschöpfung, die Deper-<br />
sonalisierung und die Reduktion der Leistungsfähigkeit oder -zufriedenheit s<strong>in</strong>d die<br />
wesentlichen Aspekte dieses Syndroms; Menschen mit Burnout haben sozusagen <strong>in</strong>ner-<br />
347<br />
DRK KREISVERBAND CELLE: Sanitätsorganisationen, 198. E<strong>in</strong>e beteiligte Feuerwehrstelle gibt fo lgendes<br />
Feedback zu diesem Aspekt: „Bewährt hat sich die möglichst frühzeitige Anwesenheit von<br />
<strong>Notfallseelsorge</strong>rn und psychologisch geschultem Betreuungspersonal vor Ort.“ (KREISFEUERWEHR<br />
DES LANDKREISES CELLE: Feuerwehr Celle, 210.)<br />
348<br />
SCHMIDBAUER: Helfersyndrom und Burnout-Gefahr, 4.<br />
349<br />
SCHMIDBAUER: Helfersyndrom und Burnout-Gefahr, 4f.<br />
350<br />
Vgl. SCHMIDBAUER: Helfersyndrom und Burnout-Gefahr, 5-8.<br />
351<br />
Vgl. SONNECK: Krisen<strong>in</strong>tervention, 40.<br />
352<br />
Vgl. SCHMIDBAUER: Helfersyndrom und Burnout-Gefahr, 15-18 und vgl. SONNECK: Krisen<strong>in</strong>terven-<br />
tion, 40-47.<br />
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