Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...
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Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />
für die RD-Mitarbeiter (beispielsweise durch die Er<strong>in</strong>nerung an die eigenen K<strong>in</strong>der und<br />
deren Schutzlosigkeit). 329<br />
In Deutschland sterben jährlich ungefähr 18.000 K<strong>in</strong>der und Jugendliche. 330 Laut dem<br />
Statistischem Bundesamt starben <strong>im</strong> Jahr 2001 <strong>in</strong> der BRD alle<strong>in</strong> 3.163 Säugl<strong>in</strong>ge (bis 1<br />
Jahr), davon 429 am Sudden Infant Death Syndrome (SIDS), dem so genannten Plötzli-<br />
chen K<strong>in</strong>dstod. 331 SIDS, auch als Krippentod bezeichnet, ist „e<strong>in</strong> plötzlich u. unvermutet<br />
e<strong>in</strong>tretender Tod <strong>im</strong> Säugl<strong>in</strong>gs- und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>desalter, bei dem ke<strong>in</strong>e ausreichend erklä-<br />
rende Todesursache nachgewiesen werden kann“ 332 , schreibt e<strong>in</strong> kl<strong>in</strong>isches Wörterbuch.<br />
Bei Vermutung e<strong>in</strong>es SIDS-E<strong>in</strong>satzes ist es s<strong>in</strong>nvoll, wenn die Leitstelle bereits parallel<br />
zum RD die NFS oder den KID alarmiert, um die Betreuung der Eltern sicherzustellen,<br />
damit sich die E<strong>in</strong>satzkräfte alle<strong>in</strong> auf das K<strong>in</strong>d konzentrieren können. 333 Allerd<strong>in</strong>gs<br />
kann K<strong>in</strong>dern mit SIDS „selbst durch den schnellsten und qualifiziertesten Rettungs-<br />
dienste<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> aller Regel nicht geholfen werden.“ 334<br />
Nach erfolglosen Wiederbelebungsversuchen ist es dann die Aufgabe des Notarztes, den<br />
Eltern den Tod ihres K<strong>in</strong>des mitzuteilen. Bei Verdacht auf SIDS muss der Arzt <strong>im</strong> To-<br />
tensche<strong>in</strong> die Todesursache als nicht aufgeklärt angeben; <strong>in</strong> den meisten Bundesländern<br />
ist daraufh<strong>in</strong> die Polizei zu verständigen, die gegebenenfalls e<strong>in</strong>e Obduktion veran-<br />
lasst. 335<br />
Gerade diese bürokratischen und gesetzlichen Regelungen benötigen e<strong>in</strong>e sensible Vor-<br />
bereitung, Information und Begleitung der Eltern (durch die NFS oder den KID), da<br />
sich diese oft schuldig am Tod ihres K<strong>in</strong>des fühlen, ohne es wirklich zu se<strong>in</strong>. 336<br />
„Das Thema Plötzlicher Säugl<strong>in</strong>gstod stößt <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong> auf sehr großes Interesse<br />
und sche<strong>in</strong>t dennoch e<strong>in</strong> Tabuthema zu se<strong>in</strong>“ 337 , stellt e<strong>in</strong>e Rettungssanitäter<strong>in</strong> und zu-<br />
329<br />
Vgl. HEINZ: Das K<strong>in</strong>d als Notfallpatient, 273-276. Vgl. ferner auch GERDTS: Pädiatrische Notfälle,<br />
475. In allen drei Fragebögen RD haben die Befragten die K<strong>in</strong>dernotfälle zu den E<strong>in</strong>sätzen gezählt,<br />
die sie am meisten belasten. Vgl. Fragebögen RD 1-3 (jeweils 15.1).<br />
330<br />
Vgl. DASCHNER: KIT – Krisen<strong>in</strong>tervention <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong>, 80.<br />
331<br />
Vgl. www.destatis.de/basis/d/gesu/gesutab.21.thm (vom 07.08.2003).<br />
332<br />
Pschyrembel Kl<strong>in</strong>isches Wörterbuch, 1578f.<br />
333<br />
In RD-Kreisen ist es umstritten, ob man die Eltern bei den Rean<strong>im</strong>ationsversuchen an ihrem K<strong>in</strong>d<br />
beteiligen oder davon abschirmen soll. Vgl. dazu Denise Thomas <strong>in</strong> HELMERICHS: Erfahrungen des<br />
<strong>Rettungsdienst</strong>-Personals, 112. Die Mehrheit (der von Denise Thomas Befragten) tendiert dazu, die<br />
Eltern aus e<strong>in</strong>er Entfernung bei den Rettungsmaßnahmen zuschauen zu lassen, damit sie sehen, dass<br />
alles Menschenmögliche für ihr K<strong>in</strong>d getan wird. Vgl. Denise Thomas <strong>in</strong> HELMERICHS: Erfahrungen<br />
des <strong>Rettungsdienst</strong>-Personals, 112 und vgl. HELMERICHS: Plötzlicher Säugl<strong>in</strong>gstod, 107.<br />
334<br />
HELMERICHS: Plötzlicher Säugl<strong>in</strong>gstod, 107.<br />
335<br />
Vgl. BÖHMER: Kurzer <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer Leitfaden, 34.<br />
336<br />
Vgl. HELMERICHS: Plötzlicher Säugl<strong>in</strong>gstod, 108-111. Es empfiehlt sich auch deshalb hier die NFS<br />
oder den KID <strong>in</strong> Anspruch zu nehmen, weil die RD-Kräfte nach den erfolglosen Rean<strong>im</strong>ationsversuchen<br />
e<strong>in</strong> Gespräch mit den Angehörigen als sehr belastend erleben. Vgl. HELMERICHS: Plötzlicher<br />
Säugl<strong>in</strong>gstod, 104. Vgl. zur Krisen<strong>in</strong>tervention nach SIDS ferner DASCHNER: KIT – Krisen<strong>in</strong>tervention<br />
<strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong>, 80-84.<br />
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