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Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...

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Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />

dung, Blutaustritt an Punktionsstellen oder bizarre Zuckungen der Extremitäten bei der<br />

Defibrillation s<strong>in</strong>d häufig unvermeidliche Begleitumstände e<strong>in</strong>es fachgerecht durchge-<br />

führten ärztlichen Wiederbelebungsversuches.“ 324<br />

Zu diesem Themenkomplex zählt für die E<strong>in</strong>satzkräfte „auch die traurige Gewißheit, <strong>im</strong><br />

E<strong>in</strong>zelfall möglicherweise ohne die Wiedererlangung personalen Menschse<strong>in</strong>s nur bio-<br />

logisches Leben bewahren oder wiederherstellen zu können.“ 325<br />

„Wenn der Tod nicht mehr zu bekämpfen ist“ 326 , ist das RD-Personal „aufgefordert,<br />

diese Grenze zu bejahen.“ 327 Wer <strong>im</strong> RD arbeitet, muss – wie jeder Mensch –akzeptie-<br />

ren lernen, dass Menschen sterblich s<strong>in</strong>d und jeder zu e<strong>in</strong>em ihm vorgegebenen Zeit-<br />

punkt auch e<strong>in</strong> Recht auf das Sterben hat, das nach dem christlichen Glauben nicht das<br />

Ende, sondern der Anfang e<strong>in</strong>es neuen, ewigen Lebens bei Gott <strong>in</strong> sich birgt. 328<br />

3.4.2.2 K<strong>in</strong>dernotfall<br />

K<strong>in</strong>dernotfälle (Patienten unter 14 Jahre) haben <strong>im</strong> RD nur e<strong>in</strong>en Anteil von 3 bis 7%<br />

aller E<strong>in</strong>sätze. Dadurch fehlt be<strong>im</strong> RD-Personal e<strong>in</strong>e gewisse Rout<strong>in</strong>e, da K<strong>in</strong>der auf-<br />

grund ihrer physiologischen und pathophysiologischen Besonderheiten bei der Notfall-<br />

versorgung nicht e<strong>in</strong>fach als kle<strong>in</strong>e Erwachsene behandelt werden können. Weiter wer-<br />

den K<strong>in</strong>dernotfälle meist durch e<strong>in</strong>e schwierige Kommunikation, unruhige, schreiende<br />

und verängstigte Patienten und besonders aufgeregte Angehörige mit zusätzlichem<br />

Stress für die E<strong>in</strong>satzkräfte belastet; ganz zu schweigen von den emotionalen Aspekten<br />

324 MOHR / KETTLER: Ethik <strong>in</strong> der Notfallmediz<strong>in</strong>, 120.<br />

325 MOHR / KETTLER: Ethik <strong>in</strong> der Notfallmediz<strong>in</strong>, 125. Geme<strong>in</strong>t ist folgender Sachverhalt: Bei pr<strong>im</strong>är<br />

erfolgreichen Rean<strong>im</strong>ationen kann es durchaus vorkommen, dass zwar der Herz-Kreislauf des Patienten<br />

wieder belebt werden kann, aber durch e<strong>in</strong>en zu langen Sauerstoffdefizit irreparable neurologische<br />

Schäden entstanden s<strong>in</strong>d, die nur noch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränkt selbständiges Leben zulassen. Vgl.<br />

MOHR / KETTLER: Ethik <strong>in</strong> der Notfallmediz<strong>in</strong>, 125. Vgl. dazu auch FALK: Ethische, psychologische<br />

und theologische Aspekte, 365. Dabei ist allerd<strong>in</strong>gs zu beachten, dass die Gegenüberstellung von personalem<br />

Menschse<strong>in</strong> und biologischem Leben aus (moral-) theologischer Sicht äußerst kritisch zu<br />

bewerten ist. Nach christlicher Auffassung kommt allem menschlichen Se<strong>in</strong> Personenwürde zu. Dies<br />

wird auch <strong>in</strong> Dokumenten des kirchlichen Lehramtes betont. So heißt es beispielsweise <strong>in</strong> der Enzyklika<br />

Evangelium vitae (1995): „Die Gesamtbotschaft, die das Neue Testament zur Vervollkommnung<br />

br<strong>in</strong>gen wird, ist e<strong>in</strong> mächtiger Appell zur Achtung und Unantastbarkeit des physischen Lebens<br />

und der persönlichen Integrität.“ (JOHANNES PAUL II.: Evangelium vitae, 51.) Weiter heißt es dort:<br />

„Das menschliche Leben ist <strong>in</strong> jedem Augenblick se<strong>in</strong>er Existenz [...] heilig und unantastbar. Der<br />

Mensch gehört vom Mutterschoß an Gott.“ (JOHANNES PAUL II.: Evangelium vitae, 75.)<br />

326 MOHR / KETTLER: Ethik <strong>in</strong> der Notfallmediz<strong>in</strong>, 125.<br />

327 MOHR / KETTLER: Ethik <strong>in</strong> der Notfallmediz<strong>in</strong>, 125. Die Entscheidung über das Beenden von Rean<strong>im</strong>ationsmaßnahmen<br />

liegt <strong>in</strong> den Händen des Arztes, doch fühlt sich das RD-Personal durch das aktive<br />

Abbrechen gewiss emotional daran nicht unbeteiligt. Zur ganzen ethischen Problematik dieser<br />

Entscheidung, die der Arzt <strong>in</strong>nerhalb kürzester Zeit zu treffen hat, sei auf den Beitrag von Michael<br />

Mohr und Dietrich Kettler h<strong>in</strong>gewiesen. Vgl. MOHR / KETTLER: Ethik <strong>in</strong> der Notfallmediz<strong>in</strong>.<br />

328 Im Gegensatz zur durchschnittlichen Bevölkerungen werden die RD-Kräfte aber ständig mit dem<br />

Tod konfrontiert. Vgl. zum Thema Tod <strong>im</strong> RD auch RUNGGALDIER: Tips für den <strong>Rettungsdienst</strong>alltag,<br />

21f und vgl. PÜSCHEL / SCHNEIDER: Sterben und Tod, 374f und vgl. ferner FALK: Ethische, psychologische<br />

und theologische Aspekte, 367f.<br />

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