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Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...

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Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />

Bereits e<strong>in</strong>e syrische Kirchenordnung aus dem fünften Jahrhundert, Testamentum Do-<br />

m<strong>in</strong>i (Vermächtnis des Herrn), gibt klare Anweisungen für das Amt des Diakons, das<br />

sozusagen der Kirche ihr Grundpr<strong>in</strong>zip der Diakonie ständig vor Augen führen und sie<br />

an die fürsorgliche Nächstenliebe er<strong>in</strong>nern soll. 83<br />

In Testamentum Dom<strong>in</strong>i heißt es, der Diakon „ist Ratgeber des ganzen Klerus und so<br />

etwas wie das S<strong>in</strong>nbild der ganzen Kirche. Er pflegt die Kranken, kümmert sich um die<br />

Fremden [...] und geht <strong>in</strong> den Häusern der Armen aus und e<strong>in</strong>, um festzustellen, ob es<br />

niemanden gibt, der <strong>in</strong> Angst, Krankheit oder Not geraten ist [...]. Er bekleidet und<br />

‚schmückt’ die verstorbenen Männer, er begräbt die Fremden, er n<strong>im</strong>mt sich derer an,<br />

die ihre He<strong>im</strong>at verlassen haben oder aus ihr vertrieben wurden. Er macht der Geme<strong>in</strong>de<br />

die Namen derer bekannt, die der Hilfe bedürfen.“ 84<br />

Diese Fürsorge des Diakons beschränkt sich aber nicht auf Christen. Die alte Kir-<br />

chenordnung fordert den Diakon ausdrücklich dazu auf, die gestrandeten Leichen von<br />

(unbekannten) Schiffbrüchigen ordentlich zu bestatten und auch <strong>in</strong> den Unterkünften<br />

der Fremden nach Notleidenden, Kranken und Verstorbenen zu suchen, damit sich die<br />

Geme<strong>in</strong>de um diese entsprechend sorgen kann. 85<br />

Testamentum Dom<strong>in</strong>i bezeichnet den Diakon sogar als „Auge der Kirche“ 86 . Das be-<br />

deutet für die christliche Geme<strong>in</strong>de, dass sie ihre Augen (und Ohren) den Menschen<br />

zuwenden soll, die Not an Leib und Seele erleiden. 87<br />

Auch das Zweite Vatikanische Konzil äußert sich e<strong>in</strong>deutig zur christlichen Caritas und<br />

Nächstenliebe. So heißt es <strong>in</strong> Lumen gentium:<br />

„Christus wurde vom Vater gesandt, ‚den Armen frohe Botschaft zu br<strong>in</strong>gen, zu heilen, die<br />

bedrückten Herzens s<strong>in</strong>d’ (Lk 4,18), ‚zu suchen und zu retten, was verloren war’ (Lk 19,10).<br />

In ähnlicher Weise umgibt die Kirche alle mit ihrer Liebe, die von menschlicher Schwachheit<br />

angefochten s<strong>in</strong>d, ja <strong>in</strong> den Armen und Leidenden erkennt sie das Bild dessen, der sie<br />

gegründet hat und selbst e<strong>in</strong> Armer und Leidender war. Sie müht sich, deren Not zu erleichtern,<br />

und sucht Christus <strong>in</strong> ihnen zu dienen.“ 88<br />

Im Dekret über das Apostolat der Laien, Apostolicam actuositatem, s<strong>in</strong>d die folgenden<br />

Aussagen zu f<strong>in</strong>den, die mit dem Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe, der soli-<br />

83<br />

Vgl. ZULEHNER: Pastoraltheologie, Bd. 2, 124. Vgl. dazu auch ZERFAß: Lebensnerv Caritas, 57-67.<br />

84<br />

TESTAMENTUM DOMINI (I. 34,1), 265f.<br />

85<br />

Vgl. TESTAMENTUM DOMINI (I. 34,3), 266.<br />

86<br />

TESTAMENTUM DOMINI (I. 35), 266. So gibt dieses Dokument wertvolle H<strong>in</strong>weise für die Grundaufgaben<br />

und Handlungsorte aller, die zum diakonischen Dienst bestellt s<strong>in</strong>d. Leider s<strong>in</strong>d die Diakone<br />

teilweise zu e<strong>in</strong>er Art Priesterersatz geworden. Ihre eigentliche Berufung zum Dienst an den Armen<br />

und Kranken, aus dem heraus auch ihre liturgische Assistenz (am Altar) zu verstehen ist, geriet dadurch<br />

bedauerlicherweise <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund. Vgl. dazu auch ZULEHNER: Dienende Männer, bes. 60.<br />

87<br />

Vgl. ZULEHNER: Pastoraltheologie, Bd. 2, 124.<br />

88<br />

ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL: Lumen gentium, Nr. 8; eigene Hervorhebung. Vgl. dazu auch<br />

DIRNBERGER / MÜLLER-CYRAN: <strong>Notfallseelsorge</strong>, 2.<br />

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