Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...
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Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />
Wer bei allen se<strong>in</strong>en Entscheidungen die eigene Sterblichkeit als Mahnung vor Augen<br />
hat, wird entsprechend handeln und <strong>im</strong> Alter dankbar und zufrieden auf e<strong>in</strong> erfülltes und<br />
an guten Taten reiches Leben zurückblicken können. 58<br />
Wer also e<strong>in</strong> Leben nach JHWHs Gesetz führen will, hat se<strong>in</strong>en Platz an Sterbebetten,<br />
an Unfallorten und überall dort, wo psychische und physische Hilfe und menschliche<br />
Begleitung benötigt wird. Er meidet solche Orte nicht und trägt die Sorgen und Gefühle<br />
dieser Menschen mit. 59<br />
2.2 Kriterien <strong>in</strong> der kirchlichen Tradition<br />
Ad fontes – Anhand e<strong>in</strong>iger wichtiger Quellen der kirchlichen Tradition sollen nun<br />
weitere theologische Grundlagen für die Zusammenarbeit zwischen Kirche und RD dar-<br />
gestellt werden. In e<strong>in</strong>em Kirchenbild aus der Zeit der Kirchenväter und <strong>in</strong> den drei we-<br />
sentlichen Pr<strong>in</strong>zipen der christlichen Geme<strong>in</strong>de sollen wichtige Kriterien gefunden und<br />
mit Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) bekräftigt werden.<br />
2.2.1 Kirche als Instrument Christi<br />
E<strong>in</strong> Fresko <strong>in</strong> den römischen Domitilla-Katakomben überträgt den Orpheus-Mythos der<br />
Antike auf Christus und die Menschheit. 60 Das frühchristliche Gemälde zeigt Christus<br />
als Orpheus mit e<strong>in</strong>er Leier und e<strong>in</strong>em Spielblättchen (Plektron) <strong>in</strong> der Hand.<br />
Im Vergleich zum Orpheus des Mythos hat es Christus aber geschafft, se<strong>in</strong>e Geliebte,<br />
die Menschheit, aus dem Reich des Todes zu befreien. Se<strong>in</strong> Instrument – die Leier –<br />
hilft ihm dabei, das befreiende „Lied des Lebens, des Lachens, der Hoffnung und der<br />
Auferweckung“ 61 zu spielen. 62<br />
Zwei Kirchenväter, Ignatius von Antiochien und Clemens von Alexandrien, sahen <strong>in</strong> der<br />
Leier die christliche Geme<strong>in</strong>de symbolisiert, deren Aufgabe es ist, Christus bei der Be-<br />
freiung der Menschheit als Instrument und Werkzeug zu dienen. Durch den Heiligen<br />
58 Vgl. SCHREINER: Jesus Sirach, 54.<br />
59 E<strong>in</strong>e knappe Zusammenfassung dieses und des folgenden Abschnitts erfolgt <strong>in</strong> II, 2.3.<br />
60 Vgl. dazu ZULEHNER: Pastoraltheologie, Bd. 2, 70f und ZULEHNER / BRANDNER: GottesPastoral, 58-<br />
60. Der genannte griechische Mythos erzählt von dem Spielmann Orpheus, der aus Liebe zu Eurydike,<br />
mit se<strong>in</strong>er Lyra (Leier) den Weg <strong>in</strong> die Unterwelt wagt, um die Verstorbene von den Fesseln des<br />
Todes zu befreien. Die Götter s<strong>in</strong>d von se<strong>in</strong>en herzerweichenden Liedern und se<strong>in</strong>er Liebe zu dieser<br />
Frau so bee<strong>in</strong>druckt, dass sie ihm erlauben, Eurydike aus dem Totenreich herauszuführen. Orpheus<br />
darf auf dem Rückweg allerd<strong>in</strong>gs nicht zurückschauen, um zu prüfen, ob ihm se<strong>in</strong>e Geliebte auch<br />
folgt. Doch aus Zweifel, ob sie h<strong>in</strong>ter ihm ist, dreht er sich deshalb – entgegen der Vere<strong>in</strong>barung –<br />
unterwegs um und verliert se<strong>in</strong>e Geliebte so für <strong>im</strong>mer. Vgl. ZULEHNER: Pastoraltheologie, Bd. 2, 70<br />
und vgl. ZULEHNER / BRANDNER: GottesPastoral, 58.<br />
61 ZULEHNER: Pastoraltheologie, Bd. 2, 70.<br />
62 Vgl. ZULEHNER: Pastoraltheologie, Bd. 2, 70 und vgl. ZULEHNER / BRANDNER: GottesPastoral, 58.<br />
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