Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...
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Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />
Er versorgte die Wunden des Verletzten nach damaligem Wissen und Brauch professio-<br />
nell mit Öl und We<strong>in</strong> zur Re<strong>in</strong>igung, Des<strong>in</strong>fektion und Schmerzl<strong>in</strong>derung. 32 Der Helfer<br />
transportierte ihn anschließend auf se<strong>in</strong>em Reittier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Herberge und sorgte dort<br />
weiter für ihn. Erst am nächsten Tag setzte er se<strong>in</strong>e Reise fort, nachdem er den Wirt mit<br />
der Weiterversorgung beauftragt und die Kosten dafür übernommen hatte.<br />
Im Anschluss an diese Beispielgeschichte, die die Sympathie der Hörer leicht auf die<br />
Seite des Verletzten und vor allem des Samariters lenkt, folgt die Po<strong>in</strong>te des Streitge-<br />
sprächs: Jesus dreht die Frage des Schriftgelehrten um und fragt diesen selbst, wer sich<br />
dem Hilfsbedürftigen als Nächster erwiesen habe. 33 Der Schriftgelehrte verweist auf den<br />
Helfer, der barmherzig an dem Verletzten gehandelt hat (vgl. Lk 10,37b) und dessen<br />
Volkszugehörigkeit offenbar ke<strong>in</strong>e Rolle dabei spielte. Was alle<strong>in</strong> zählt, ist die Barm-<br />
herzigkeit und diese „ist e<strong>in</strong>e Eigenschaft Gottes [...]. Barmherzigkeit ist der ungeschul-<br />
dete Dienst.“ 34 Nach der Antwort des Schriftgelehrten fordert Jesus diesen und damit<br />
auch alle anderen auf: „Dann geh und handle genauso!“ (Lk 10,37b).<br />
Jesus fordert alle auf, die das Gebot Gottes erfüllen wollen, sich den Hilfsbedürftigen<br />
als Nächste zu erweisen und wie der Samariter nicht nach Ausreden zu suchen, sondern<br />
sensibel und nach bestem Wissen und Gewissen aktiv zu helfen. Gottes- und Nächsten-<br />
liebe können nicht vone<strong>in</strong>ander getrennt werden.<br />
Interessant ist <strong>in</strong> diesem Zusammenhang die Darstellung dieser Beispielgeschichte <strong>im</strong><br />
Codex Rossanensis aus dem 6. Jahrhundert. 35 Sie zeigt den Samariter mit dem<br />
Kreuzn<strong>im</strong>bus Christi, der sich professionell um den verletzten Menschen <strong>in</strong> der Mitte<br />
sorgt und von e<strong>in</strong>er weißen Gestalt, e<strong>in</strong>em Engel gleich, dabei assistierend unterstützt<br />
wird. 36 Nach diesem Bild hilft jeder an Jesu Christi Statt, der wie der Samariter e<strong>in</strong>em<br />
Menschen <strong>in</strong> Not beisteht.<br />
Aufgabe der Kirche ist es, diese Forderung Jesu <strong>in</strong> ihr und <strong>in</strong> der Welt wach zu halten<br />
und die Hilfeleistungen wohlwollend und – wie der Engel <strong>in</strong> der oben genannten Dar-<br />
stellung – fördernd zu unterstützen. 37<br />
2.1.3 Werke der Barmherzigkeit (Mt 25,31-40)<br />
32<br />
Vgl. BOVON: Das Evangelium nach Lukas, 91 (dort Anm. 43) und vgl. METZSCH: Menschen helfen<br />
Menschen, 19.<br />
33<br />
Die Frage lautet also, wer sich wie der Samariter als Nächster erweist und nicht wer e<strong>in</strong>em selbst der<br />
Nächste ist.<br />
34<br />
ADAMS: Die Kunst des Helfens, 20.<br />
35<br />
Der betreffende Ausschnitt der Darstellung ist auf Seite 2 der vorliegenden Arbeit abgedruckt.<br />
36 Vgl. METZSCH: Menschen helfen Menschen, 76.<br />
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