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Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...

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Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />

Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und g<strong>in</strong>g weiter. 33 Dann kam e<strong>in</strong> Mann aus Samarien,<br />

der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, 34 g<strong>in</strong>g zu ihm h<strong>in</strong>, goß Öl und We<strong>in</strong><br />

auf se<strong>in</strong>e Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf se<strong>in</strong> Reittier, brachte ihn zu e<strong>in</strong>er<br />

Herberge und sorgte für ihn. 35 Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem<br />

Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen,<br />

wenn ich wiederkomme. 36 Was me<strong>in</strong>st du: Wer von diesen dreien hat sich als der<br />

Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? 37 Der Gesetzeslehrer<br />

antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh<br />

und handle genauso! (Lk 10,25-37)<br />

Der barmherzig und hilfsbereit handelnde Samariter, den Jesus <strong>in</strong> dieser bekannten Bei-<br />

spielgeschichte <strong>im</strong> Rahmen e<strong>in</strong>es Streitgespräches mit e<strong>in</strong>em Gesetzeslehrer schildert,<br />

ist zum „Kernbild der christlichen Ethik“ 25 geworden. 26<br />

Der Ausgangspunkt für diese Geschichte Jesu ist die Frage e<strong>in</strong>es Schriftgelehrten: „Und<br />

wer ist me<strong>in</strong> Nächster?“ (Lk 10,29b). Jesus erzählt darauf von e<strong>in</strong>em Mann, der <strong>im</strong> Wadi<br />

Quilt zwischen Jerusalem und Jericho unterwegs war und überfallen wurde. E<strong>in</strong> Priester<br />

und e<strong>in</strong> Levit, die nache<strong>in</strong>ander an dem Schwerverletzten vorüberg<strong>in</strong>gen, sahen diesen<br />

Hilflosen zwar, beachteten ihn aber nicht.<br />

Jesus selbst spricht nicht von den Gründen dieser jüdischen Kultbeamten für die unter-<br />

lassene Hilfeleistung. Heute wird dieses Fehlverhalten oft mit der Bewahrung kultischer<br />

Re<strong>in</strong>heit, mit Erfahrungsmangel <strong>im</strong> Umgang mit Verletzten oder mit bloßer Angst zu<br />

erklären versucht. 27 Statt ihren Gottesdienst <strong>im</strong> Tempel mit der Nächstenliebe zu ver-<br />

b<strong>in</strong>den, unterlassen die beiden Männer das geforderte barmherzige Handeln. 28 Ihr passi-<br />

ves Vorübergehen ist „unentschuldbar“ 29 , ist unbegründbar und provoziert.<br />

E<strong>in</strong> Samariter, für die jüdischen Hörer Jesu e<strong>in</strong> Fremder und Verachteter, kam als dritte<br />

Person an dem schwer verletzten Mann vorbei. Auch er sah ihn, aber er g<strong>in</strong>g nicht vor-<br />

über. Er hatte – ebenso wie Jesus bei dem Aussätzigen <strong>in</strong> Mk 1,40-45 – Mitleid mit die-<br />

sem Menschen. François Bovon übersetzt: Der Samariter „war <strong>im</strong> Innersten berührt“ 30 ,<br />

so dass e<strong>in</strong>e Beziehung zwischen den beiden Menschen entstehen konnte. 31 Der Sama-<br />

riter war sensibel für das Leid des Überfallenen, der vermutlich bewusstlos am Weg lag.<br />

25 WIETERSHEIM: Der barmherzige Samariter, 36. Später wird <strong>in</strong> der Kairologie darauf e<strong>in</strong>gegangen,<br />

welche wesentliche Bedeutung diese Perikope für die Hilfsorganisationen hat.<br />

26 Zu Lk 10,25-37 vgl. auch METZSCH: Menschen helfen Menschen, bes. 8-27 und vgl. auch WIE-<br />

TERSHEIM: Der barmherzige Samariter, 35f und vgl. auch REUTER: <strong>Notfallseelsorge</strong>, 53f.<br />

27 Vgl. METZSCH: Menschen helfen Menschen, 17.<br />

28 Vgl. BOVON: Das Evangelium nach Lukas, 89.<br />

29 Vgl. BOVON: Das Evangelium nach Lukas, 90.<br />

30 BOVON: Das Evangelium nach Lukas, 81. Friedrich-August von Metzsch weist auf folgende Übersetzungsmöglichkeit<br />

h<strong>in</strong>: „Be<strong>im</strong> Anblick (des Verletzten) drehten sich ihm Magen und E<strong>in</strong>geweide <strong>im</strong><br />

Leib um.“ (METZSCH: Menschen helfen Menschen, 19.) Der Samariter ist also betroffen vom Leid<br />

des andern, das ihm sogar auf den Magen schlägt, so dass er mit ihm mit leidet.<br />

31 Bovon bemerkt dazu: „Der verletzliche Leib des e<strong>in</strong>en weckt das aufmerksame Herz des andern.“<br />

(BOVON: Das Evangelium nach Lukas, 90.)<br />

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