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Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...

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Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />

In dieser Perikope, die sich an die Bergpredigt anschließt, begegnet Jesus e<strong>in</strong>em Aus-<br />

sätzigen. 14 Dieser Aussätzige ist e<strong>in</strong> Mensch, der durch se<strong>in</strong>e Krankheit zum Tod ver-<br />

urteilt ist und dessen Heilung der Auferweckung e<strong>in</strong>es Toten gleichkommen würde. 15<br />

Neben der physischen Krankheit belastet ihn zudem auch die soziale Isolation; denn für<br />

die Gesellschaft ist er aufgrund se<strong>in</strong>er Krankheit e<strong>in</strong>em Toten vergleichbar. Ke<strong>in</strong>er will<br />

und darf etwas mit ihm zu tun haben.<br />

Jesus steigt vom Berg herab und geht zu diesem Menschen, der sich <strong>im</strong> tiefsten Tal des<br />

Lebens, mitten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schweren Krise bef<strong>in</strong>det. Dieser kranke Mann vertraut auf die<br />

Hilfe von Jesus. Und der Menschensohn, so schildert es der Evangelist Markus <strong>in</strong> der<br />

älteren Parallelerzählung (Mk 1,40-45), „hatte Mitleid“ (Mk 1,41) mit dem Aussätzigen.<br />

Genauer übersetzt „erregt “16 ihn dessen Schicksal, es geht ihm an das Herz; 17 Jesus lei-<br />

det also mit diesem Menschen.<br />

Jesus tritt aber auch für ihn e<strong>in</strong>: Er berührt ihn und spricht zu dem Ausgegrenzten. Er<br />

schenkt ihm das Ansehen wieder, das dieser Kranke verloren hatte, und die Zuwendung,<br />

die dieser lange vermisst hatte. Jesus heilt also nicht nur die körperliche Krankheit, son-<br />

dern geht auch auf die seelischen Bedürfnisse dieses Menschen e<strong>in</strong>. 18 Jesus wird so zum<br />

Heiland für Leib und Seele 19 und schenkt ihm e<strong>in</strong>en Ort zum Heilwerden, e<strong>in</strong> „Heil-<br />

Land“ 20 . So kann dieser wieder une<strong>in</strong>geschränkt am Leben des Volkes teilnehmen. 21<br />

E<strong>in</strong> weiterer Blick soll auf die Menschen gelenkt werden, die Jesus vom Berg „folgten“<br />

(Mt 8,1). Dieses Leitverb „kennzeichnet sie als potentielle Kirche“ 22 . Wer Jesus nach-<br />

14<br />

Die Parallelstellen zu Mt 8,1-4 f<strong>in</strong>den sich bei Mk 1,40-45 und Lk 5,12-16. Zu Mt 8,1-4 vgl. auch<br />

ZULEHNER: Pastoraltheologie, Bd. 1, 16-24 und vgl. ZULEHNER / BRANDNER: GottesPastoral, 71-76.<br />

15<br />

Vgl. LUZ: Das Evangelium nach Matthäus, 9 (dort Anm. 8).<br />

16<br />

Übersetzung bei PESCH: Das Markusevangelium, 141; <strong>im</strong> Griechischen heißt es: „sp?a????s?e?? “.<br />

17<br />

Mt und Lk lassen diese Gemütsbewegung wahrsche<strong>in</strong>lich weg, um die Souveränität Jesu nicht zu<br />

schmälern (vgl. LUZ: Das Evangelium nach Matthäus, 10). Aus heutiger, humanistisch aufgeklärter<br />

Sicht machen aber gerade diese Gefühle Jesus sympathisch, ja sogar souverän. Auch JHWH lässt<br />

sich u. a. <strong>in</strong> Ex 3,7-10 von den Schreien se<strong>in</strong>es leidenden Volkes berühren und hat Mitleid. „Gott ist<br />

leidempf<strong>in</strong>dlich“ (ZULEHNER / BRANDNER: GottesPastoral, 128) und greift rettend e<strong>in</strong>.<br />

18<br />

In der Auslegungsgeschichte der Kirche wurde der Aussatz oft als Synonym für die tödliche Sünde<br />

angesehen, so zum Beispiel bei August<strong>in</strong>us und Johannes Calv<strong>in</strong>. Die Heilung des Körpers und deren<br />

soziale D<strong>im</strong>ension wurden bis zum Humanismus und der Aufklärung oft übersehen. Vgl. LUZ: Das<br />

Evangelium nach Matthäus, 11.<br />

19<br />

Die Liturgiekonstitution bezeichnet Jesus <strong>in</strong> Anlehnung an e<strong>in</strong> Zitat des Ignatius von Antiochien als<br />

„den Arzt für Leib und Seele“. (ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL: Sacrosanctum Concilium, Nr. 5.)<br />

20<br />

Das Wortspiel „Heil-Land“ stammt von Markus Beranek. Vgl. ZULEHNER / BRANDNER: GottesPastoral,<br />

75. Ebenso muss auch die Kirche <strong>in</strong> der Nachfolge Jesu e<strong>in</strong> Ort se<strong>in</strong>, an dem sich Heilung ereignet<br />

und Menschen He<strong>im</strong>at f<strong>in</strong>den. Vgl. hierzu ZULEHNER: Pastoraltheologie, Bd. 1, 90-94.<br />

21<br />

Vgl. ZULEHNER / BRANDNER: GottesPastoral, 74.<br />

22<br />

LUZ: Das Evangelium nach Matthäus, 9.<br />

14

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