Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...
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Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />
Nachbemerkung: Dieser E<strong>in</strong>satz war gewiss ke<strong>in</strong>e Rout<strong>in</strong>e und g<strong>in</strong>g an der gesamten RTW-<br />
Besatzung nicht spurlos vorüber. Die große Frage am Abend dieses Tages war, ob der Patient<br />
nach diesen schweren Verletzungen überleben wird. Es blieb nur die Hoffnung.<br />
Bei den Aufräumarbeiten haben wir mite<strong>in</strong>ander noch e<strong>in</strong>mal über den E<strong>in</strong>satz gesprochen.<br />
Auch die Kollegen von der Nachtschicht haben später auf der Wache verständnisvoll zugehört<br />
und uns e<strong>in</strong>en großen Teil der Aufräumarbeiten abgenommen. Trotz aller Unklarheit bezüglich<br />
der Zukunft des Patienten hat mir das Lob des RA auf jeden Fall gut getan.<br />
Bericht B: Beispiel für den Verlauf e<strong>in</strong>er Nachtschicht<br />
Tag: Donnerstag; Wache: XY<br />
Fahrzeug: XY, Schicht: 18.00 – 07.00 Uhr<br />
Besatzung: RA, RH, Praktikant<br />
18.00 Uhr Dienstbeg<strong>in</strong>n, Tagschicht, Fahrzeugcheck (Rout<strong>in</strong>eüberprüfung von RTW, den<br />
mediz<strong>in</strong>ischen Geräten wie EKG, Beatmungsgeräte und Absaugpumpe auf<br />
Funktion und dem Material auf Vollständigkeit). Anschließend Aufenthalt auf<br />
der Wache mit geme<strong>in</strong>samem Abendessen, Gesprächen und Fernsehen.<br />
22.44 Uhr Alarmierung durch Leitstelle per FME: „Leitstelle XY mit Notfall für den XY.“<br />
22.45 Uhr Besetzung des RTW. Aufnahme des Funkkontaktes mit der Leitstelle (Angaben:<br />
Adresse <strong>in</strong> XY, Indikation: Internistischer Notfall), anschließend Abfahrt.<br />
22.49 Uhr Ankunft am E<strong>in</strong>satzort. Mitnahme von Notfall-Koffer (für AKW), EKG-Gerät<br />
und Medumat (Beatmungsgerät). Situation: Kaum ansprechbarer Patient (ca. 80<br />
Jahre) mit Korsakow-Syndrom, akutem Flüssigkeitsmangel und Fieber.<br />
Nach der Überprüfung der Vitalparameter (HF: 98/m<strong>in</strong>.; SpO2: 94%; RR:<br />
140/100 mmHg; BZ: 123 mg/dl; EKG: normaler S<strong>in</strong>usrhythmus) werden dem<br />
Patienten Sauerstoff (6 l/m<strong>in</strong>) verabreicht und e<strong>in</strong> venöser Zugang gelegt. Über<br />
Telefon fordert der RH von der Leitstelle e<strong>in</strong>en NA nach, da der Patient dr<strong>in</strong>gend<br />
e<strong>in</strong>e Infusion benötigt, um den Flüssigkeitsmangel auszugleichen.<br />
22.54 Uhr Alarmierung des NEF durch die Leitstelle. Während der Anfahrt des NEF wird<br />
der Patient für den Transport vorbereitet u. auf der Trage <strong>in</strong> den RTW gebracht.<br />
23.07 Uhr E<strong>in</strong>treffen des NEF am E<strong>in</strong>satzort. Nach e<strong>in</strong>er kurzen Besprechung mit dem RA<br />
untersucht der NA den Patienten und legt ihm e<strong>in</strong>e Infusion an (500 ml R<strong>in</strong>ger-<br />
Laktat-Lösung), um den Flüssigkeits- und Elektrolytmangel auszugleichen.<br />
23.23 Uhr Abfahrt (ohne NA und ohne Sonderrechte) zum Krankenhaus XY.<br />
Während der Fahrt wird der Patient betreut und die Vitalfunktionen überwacht.<br />
23.41 Uhr Ankunft <strong>im</strong> Krankenhaus. Der Patient wird auf die zuständige Station gebracht<br />
und an das Pflegepersonal übergeben. Anschließend: Wiederherstellung der<br />
E<strong>in</strong>satzbereitschaft des RTW.<br />
00.02 Uhr Abfahrt <strong>im</strong> Krankenhaus. Rückfahrt zur Wache.<br />
00.23 Uhr Ankunft auf der Wache. Ausfüllen des E<strong>in</strong>satzberichtes <strong>im</strong> EDV-System und<br />
Auffüllen der verbrauchten Materialien <strong>im</strong> RTW. Abschließend: Gespräche und<br />
Fernsehen <strong>im</strong> Wachraum.<br />
01.15 Uhr Nachtruhe <strong>in</strong> den Schlafräumen. Die Funkmeldeempfänger stehen <strong>in</strong> den Ladegeräten<br />
neben den Betten. In dieser Nacht erfolgt ke<strong>in</strong>e weitere Alarmierung.<br />
07.00 Uhr Ablösung durch die Tagschicht. Schichtende.<br />
Nachbemerkung:<br />
Der e<strong>in</strong>zige Patient dieser Schicht war e<strong>in</strong> älterer Mensch. Während und nach diesem Notfall<br />
musste ich öfters daran denken, wie es wohl später e<strong>in</strong>mal se<strong>in</strong> wird, wenn ich alt und vielleicht<br />
auch krank b<strong>in</strong>. Mir wurde wieder e<strong>in</strong>mal deutlich, wie wichtig es ist, dankbar für das eigene<br />
Leben zu se<strong>in</strong> und <strong>im</strong> Umgang mit alten Menschen nicht zu vergessen, dass es mir selbst e<strong>in</strong>mal<br />
ähnlich gehen kann. Diese Nachtschicht ist mit e<strong>in</strong>em Notfall am späten Abend relativ ruhig<br />
geblieben. Es gibt aber auch Nächte oder Tage, an denen man kaum zur Ruhe kommt; Nächte,<br />
<strong>in</strong> denen man mitten aus dem Schlaf gerissen wird und <strong>in</strong>nerhalb von kurzer Zeit 100% Leistung<br />
erbr<strong>in</strong>gen muss. Es gilt, <strong>im</strong>mer bereit zu se<strong>in</strong>. In der Regel schlafe ich bei den Nachtdiensten<br />
unruhig – vermutlich, weil ich weiß, dass ich jeden Moment durch den FME geweckt und<br />
zu Menschen <strong>in</strong> Not gerufen werden kann; eventuell geht es dabei sogar um Leben und Tod.<br />
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