Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...

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07.01.2013 Aufrufe

Johannes Zepezauer Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - 17.03 Uhr Ankunft am Einsatzort. Lage: Ein Motorradfahrer (ca. 35 Jahre) ist auf einer Landstraße zwischen XY und XY von seinem Kraftrad gestürzt. Eine Ersthelferin hat bereits wertvolle Hilfe geleistet. Die bereits eingetroffene Polizei sperrt die Unfallstelle ab. Zahlreiche Gaffer sind am Ort und behindern sogar zum Teil die Rettungsarbeiten. Benötigte Geräte und Koffer: EKG, Beatmungsgerät, Notfallkoffer (für Atmung, Kreislauf und Wiederbelebung), Medikamentenkoffer und die elektronische Absaugpumpe. Da die Polizei bereits die Absicherung der Unfallstelle übernommen hat, verzichtet die Besatzung auf zusätzliche Warnwesten. Der RA und die Ersthelferin (mit RS-Ausbildung) nehmen den Schutzhelm des Patienten vorsichtig vom Kopf ab und schützen die Halswirbel mit Hilfe eines Stifneck ® vor weiteren Bewegungen. Der RH und der Praktikant kümmern sich währenddessen um die Ermittlung der Vitalparameter (HF: 80/min.; SpO2: 88%; RR: 110/70 mmHg; EKG: normaler Sinusrhythmus). Der Patient ist kaum ansprechbar und gibt gelegentlich Schmerzrufe von sich; mit beruhigenden Worten wird eine psychische Betreuung unternommen. - 17.07 Uhr Der NA trifft am Einsatzort ein. Aufgrund der schweren Verletzungen fordert der RA nach kurzer Beratung mit dem NA über Funk von der Leitstelle einen RTH nach; die Leitstelle alarmiert daraufhin den RTH XY aus XY. Der NA befreit den Mundraum des Patienten von dem bereits geronnen Blut; danach folgt die Intubation für die künstliche Beatmung. Intravenöse Zugänge werden gelegt; Ringer-Vollelektrolytlösung (insgesamt 3 Infusionen mit je 500 ml) und HAES-steril ® (500 ml) zur Therapie des Volumenmangels werden angehängt. Ferner werden das Hypnotikum Hypnomidate ® zur Narkose und das Analgetika Fentanyl ® zur Schmerzlinderung verabreicht. Mittlerweile treffen weitere Polizeibeamte ein, die mit der Zeugenbefragung und der Rekonstruktion des Unfalls beginnen. Die Besatzung eines zweiten Feuerwehrfahrzeugs steht für Aufräumarbeiten zur Verfügung. - ca. 17.23 Uhr Der RTH (Besatzung: NA, RA und Pilot) landet in unmittelbarer Nähe zur Unfallstelle. Die beiden Notärzte beraten das weitere Vorgehen. Über die Leitstelle wird ein Krankenhaus gesucht, das für die Aufnahme des sehr schwer verletzten Patienten vorbereitet ist. Der Patient wird mit Hilfe der Schaufeltrage auf eine Vakuummatratze gelegt, die unnötige Bewegungen beim Transport verhindert und dadurch eine zusätzliche Belastung der Wirbelsäule vermeidet. Anschließend wird er in den RTH getragen, der gegen 17.42 Uhr in Richtung Klinik abfliegt. Die Besatzung des RTW räumt danach die Geräte und Koffer wieder in ihren Einsatzwagen und entfernt die verbrauchten Kompressen und Verpackungen von der Straße. Dabei werden erste kurze Gedanken zum Einsatzablauf ausgetauscht. Anschließend steht die Besatzung noch kurz an der Einsatzstelle, spricht kurz mit den Polizeibeamten. Vor der Rückfahrt zur Wache lobt der RA seine Besatzung für die gute Zusammenarbeit. - 18.05 Uhr Abfahrt von der Einsatzstelle in Richtung Wache. Der Leitstelle werden per Funk die Rückmeldezahl (Aussagen über den Zustand des Patienten beim Eintreffen u. ä.) und Rückmelde-Indikation (Verkehrsunfall mit Motorradfahrer) mitgeteilt; der RTW wird als „Nicht einsatzbereit“ gemeldet, da die benutzten Geräte unbedingt desinfiziert werden müssen; außerdem müssen Medikamente, Infusionen, Verbandmaterial u. ä. aufgefüllt werden. - 18.19 Uhr Rückkehr auf der Wache. Der RTW wird gemeinsam mit der Besatzung der Nachtschicht ausgeräumt. Alle Flächen im RTW, die mit Blut in Berührung gekommen sind werden ebenso wie die Geräte desinfiziert; die verbrauchten Medikamente und Materialien werden aufgefüllt. Dabei kommt immer wieder der Einsatz zur Sprache. Der Einsatzbericht wird in das EDV-System eingegeben. - ca. 19.00 Uhr Die Besatzung der Nachtschicht übernimmt die restlichen anfallenden Arbeiten. Die Besatzung der Tagschicht beendet nach einem anstrengenden Arbeitstag mit mehr als einer Überstunde ihren Dienst. 132

Johannes Zepezauer Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst Nachbemerkung: Dieser Einsatz war gewiss keine Routine und ging an der gesamten RTW- Besatzung nicht spurlos vorüber. Die große Frage am Abend dieses Tages war, ob der Patient nach diesen schweren Verletzungen überleben wird. Es blieb nur die Hoffnung. Bei den Aufräumarbeiten haben wir miteinander noch einmal über den Einsatz gesprochen. Auch die Kollegen von der Nachtschicht haben später auf der Wache verständnisvoll zugehört und uns einen großen Teil der Aufräumarbeiten abgenommen. Trotz aller Unklarheit bezüglich der Zukunft des Patienten hat mir das Lob des RA auf jeden Fall gut getan. Bericht B: Beispiel für den Verlauf einer Nachtschicht Tag: Donnerstag; Wache: XY Fahrzeug: XY, Schicht: 18.00 – 07.00 Uhr Besatzung: RA, RH, Praktikant 18.00 Uhr Dienstbeginn, Tagschicht, Fahrzeugcheck (Routineüberprüfung von RTW, den medizinischen Geräten wie EKG, Beatmungsgeräte und Absaugpumpe auf Funktion und dem Material auf Vollständigkeit). Anschließend Aufenthalt auf der Wache mit gemeinsamem Abendessen, Gesprächen und Fernsehen. 22.44 Uhr Alarmierung durch Leitstelle per FME: „Leitstelle XY mit Notfall für den XY.“ 22.45 Uhr Besetzung des RTW. Aufnahme des Funkkontaktes mit der Leitstelle (Angaben: Adresse in XY, Indikation: Internistischer Notfall), anschließend Abfahrt. 22.49 Uhr Ankunft am Einsatzort. Mitnahme von Notfall-Koffer (für AKW), EKG-Gerät und Medumat (Beatmungsgerät). Situation: Kaum ansprechbarer Patient (ca. 80 Jahre) mit Korsakow-Syndrom, akutem Flüssigkeitsmangel und Fieber. Nach der Überprüfung der Vitalparameter (HF: 98/min.; SpO2: 94%; RR: 140/100 mmHg; BZ: 123 mg/dl; EKG: normaler Sinusrhythmus) werden dem Patienten Sauerstoff (6 l/min) verabreicht und ein venöser Zugang gelegt. Über Telefon fordert der RH von der Leitstelle einen NA nach, da der Patient dringend eine Infusion benötigt, um den Flüssigkeitsmangel auszugleichen. 22.54 Uhr Alarmierung des NEF durch die Leitstelle. Während der Anfahrt des NEF wird der Patient für den Transport vorbereitet u. auf der Trage in den RTW gebracht. 23.07 Uhr Eintreffen des NEF am Einsatzort. Nach einer kurzen Besprechung mit dem RA untersucht der NA den Patienten und legt ihm eine Infusion an (500 ml Ringer- Laktat-Lösung), um den Flüssigkeits- und Elektrolytmangel auszugleichen. 23.23 Uhr Abfahrt (ohne NA und ohne Sonderrechte) zum Krankenhaus XY. Während der Fahrt wird der Patient betreut und die Vitalfunktionen überwacht. 23.41 Uhr Ankunft im Krankenhaus. Der Patient wird auf die zuständige Station gebracht und an das Pflegepersonal übergeben. Anschließend: Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft des RTW. 00.02 Uhr Abfahrt im Krankenhaus. Rückfahrt zur Wache. 00.23 Uhr Ankunft auf der Wache. Ausfüllen des Einsatzberichtes im EDV-System und Auffüllen der verbrauchten Materialien im RTW. Abschließend: Gespräche und Fernsehen im Wachraum. 01.15 Uhr Nachtruhe in den Schlafräumen. Die Funkmeldeempfänger stehen in den Ladegeräten neben den Betten. In dieser Nacht erfolgt keine weitere Alarmierung. 07.00 Uhr Ablösung durch die Tagschicht. Schichtende. Nachbemerkung: Der einzige Patient dieser Schicht war ein älterer Mensch. Während und nach diesem Notfall musste ich öfters daran denken, wie es wohl später einmal sein wird, wenn ich alt und vielleicht auch krank bin. Mir wurde wieder einmal deutlich, wie wichtig es ist, dankbar für das eigene Leben zu sein und im Umgang mit alten Menschen nicht zu vergessen, dass es mir selbst einmal ähnlich gehen kann. Diese Nachtschicht ist mit einem Notfall am späten Abend relativ ruhig geblieben. Es gibt aber auch Nächte oder Tage, an denen man kaum zur Ruhe kommt; Nächte, in denen man mitten aus dem Schlaf gerissen wird und innerhalb von kurzer Zeit 100% Leistung erbringen muss. Es gilt, immer bereit zu sein. In der Regel schlafe ich bei den Nachtdiensten unruhig – vermutlich, weil ich weiß, dass ich jeden Moment durch den FME geweckt und zu Menschen in Not gerufen werden kann; eventuell geht es dabei sogar um Leben und Tod. 133

Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />

- 17.03 Uhr Ankunft am E<strong>in</strong>satzort. Lage: E<strong>in</strong> Motorradfahrer (ca. 35 Jahre) ist auf e<strong>in</strong>er<br />

Landstraße zwischen XY und XY von se<strong>in</strong>em Kraftrad gestürzt. E<strong>in</strong>e Ersthelfer<strong>in</strong><br />

hat bereits wertvolle Hilfe geleistet. Die bereits e<strong>in</strong>getroffene Polizei sperrt<br />

die Unfallstelle ab. Zahlreiche Gaffer s<strong>in</strong>d am Ort und beh<strong>in</strong>dern sogar zum Teil<br />

die Rettungsarbeiten.<br />

Benötigte Geräte und Koffer: EKG, Beatmungsgerät, Notfallkoffer (für Atmung,<br />

Kreislauf und Wiederbelebung), Medikamentenkoffer und die elektronische<br />

Absaugpumpe. Da die Polizei bereits die Absicherung der Unfallstelle<br />

übernommen hat, verzichtet die Besatzung auf zusätzliche Warnwesten.<br />

Der RA und die Ersthelfer<strong>in</strong> (mit RS-Ausbildung) nehmen den Schutzhelm des<br />

Patienten vorsichtig vom Kopf ab und schützen die Halswirbel mit Hilfe e<strong>in</strong>es<br />

Stifneck ® vor weiteren Bewegungen. Der RH und der Praktikant kümmern sich<br />

währenddessen um die Ermittlung der Vitalparameter (HF: 80/m<strong>in</strong>.; SpO2: 88%;<br />

RR: 110/70 mmHg; EKG: normaler S<strong>in</strong>usrhythmus). Der Patient ist kaum ansprechbar<br />

und gibt gelegentlich Schmerzrufe von sich; mit beruhigenden Worten<br />

wird e<strong>in</strong>e psychische Betreuung unternommen.<br />

- 17.07 Uhr Der NA trifft am E<strong>in</strong>satzort e<strong>in</strong>. Aufgrund der schweren Verletzungen fordert<br />

der RA nach kurzer Beratung mit dem NA über Funk von der Leitstelle e<strong>in</strong>en<br />

RTH nach; die Leitstelle alarmiert daraufh<strong>in</strong> den RTH XY aus XY.<br />

Der NA befreit den Mundraum des Patienten von dem bereits geronnen Blut;<br />

danach folgt die Intubation für die künstliche Beatmung. Intravenöse Zugänge<br />

werden gelegt; R<strong>in</strong>ger-Vollelektrolytlösung (<strong>in</strong>sgesamt 3 Infusionen mit je 500<br />

ml) und HAES-steril ® (500 ml) zur Therapie des Volumenmangels werden angehängt.<br />

Ferner werden das Hypnotikum Hypnomidate ® zur Narkose und das<br />

Analgetika Fentanyl ® zur Schmerzl<strong>in</strong>derung verabreicht. Mittlerweile treffen<br />

weitere Polizeibeamte e<strong>in</strong>, die mit der Zeugenbefragung und der Rekonstruktion<br />

des Unfalls beg<strong>in</strong>nen. Die Besatzung e<strong>in</strong>es zweiten Feuerwehrfahrzeugs steht<br />

für Aufräumarbeiten zur Verfügung.<br />

- ca. 17.23 Uhr Der RTH (Besatzung: NA, RA und Pilot) landet <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe zur Unfallstelle.<br />

Die beiden Notärzte beraten das weitere Vorgehen. Über die Leitstelle<br />

wird e<strong>in</strong> Krankenhaus gesucht, das für die Aufnahme des sehr schwer verletzten<br />

Patienten vorbereitet ist.<br />

Der Patient wird mit Hilfe der Schaufeltrage auf e<strong>in</strong>e Vakuummatratze gelegt,<br />

die unnötige Bewegungen be<strong>im</strong> Transport verh<strong>in</strong>dert und dadurch e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />

Belastung der Wirbelsäule vermeidet. Anschließend wird er <strong>in</strong> den RTH<br />

getragen, der gegen 17.42 Uhr <strong>in</strong> Richtung Kl<strong>in</strong>ik abfliegt.<br />

Die Besatzung des RTW räumt danach die Geräte und Koffer wieder <strong>in</strong> ihren<br />

E<strong>in</strong>satzwagen und entfernt die verbrauchten Kompressen und Verpackungen<br />

von der Straße. Dabei werden erste kurze Gedanken zum E<strong>in</strong>satzablauf ausgetauscht.<br />

Anschließend steht die Besatzung noch kurz an der E<strong>in</strong>satzstelle,<br />

spricht kurz mit den Polizeibeamten. Vor der Rückfahrt zur Wache lobt der RA<br />

se<strong>in</strong>e Besatzung für die gute Zusammenarbeit.<br />

- 18.05 Uhr Abfahrt von der E<strong>in</strong>satzstelle <strong>in</strong> Richtung Wache. Der Leitstelle werden per<br />

Funk die Rückmeldezahl (Aussagen über den Zustand des Patienten be<strong>im</strong> E<strong>in</strong>treffen<br />

u. ä.) und Rückmelde-Indikation (Verkehrsunfall mit Motorradfahrer)<br />

mitgeteilt; der RTW wird als „Nicht e<strong>in</strong>satzbereit“ gemeldet, da die benutzten<br />

Geräte unbed<strong>in</strong>gt des<strong>in</strong>fiziert werden müssen; außerdem müssen Medikamente,<br />

Infusionen, Verbandmaterial u. ä. aufgefüllt werden.<br />

- 18.19 Uhr Rückkehr auf der Wache. Der RTW wird geme<strong>in</strong>sam mit der Besatzung der<br />

Nachtschicht ausgeräumt. Alle Flächen <strong>im</strong> RTW, die mit Blut <strong>in</strong> Berührung gekommen<br />

s<strong>in</strong>d werden ebenso wie die Geräte des<strong>in</strong>fiziert; die verbrauchten Medikamente<br />

und Materialien werden aufgefüllt. Dabei kommt <strong>im</strong>mer wieder der<br />

E<strong>in</strong>satz zur Sprache. Der E<strong>in</strong>satzbericht wird <strong>in</strong> das EDV-System e<strong>in</strong>gegeben.<br />

- ca. 19.00 Uhr Die Besatzung der Nachtschicht übern<strong>im</strong>mt die restlichen anfallenden Arbeiten.<br />

Die Besatzung der Tagschicht beendet nach e<strong>in</strong>em anstrengenden Arbeitstag<br />

mit mehr als e<strong>in</strong>er Überstunde ihren Dienst.<br />

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