Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst - Notfallseelsorge in ...

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Johannes Zepezauer Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst Aufgabe des Seelsorgers ist es, den Menschen dabei zu begleiten und zu unterstützen, Gottes Spuren in seinem Leben zu entdecken und das zu entziffern, was Gott ihm aus Liebe ins Herz geschrieben hat (ähnlich wie der Purpurhändlerin Lydia in Apg 16,14). 494 Wegweisend für alle Seelsorger schreibt Karl Rahner in seiner Rede des Ignatius von Loyola an einen Jesuiten von heute: „Aber es bleibt: der Mensch kann Gott selbst erfah- ren. Und eure Seelsorge müßte immer und bei jedem Schritt dieses Ziel unerbittlich vor Augen haben.“ 495 Gerade der wertvolle Dienst am Nächsten und die damit verbundenen Gefahren und besonderen Belastungen sind nicht unbedeutend, wenn im Rahmen der seelsorglichen Begleitung eines RD-Mitarbeiters der persönlichen Botschaft Gottes an diesen Men- schen auf den Grund gegangen werden soll. Wunibald Müller schreibt dementspre- chend: „Menschen die Leben riskieren, dabei zu ihren inneren Tiefen vorstoßen und wieder zurückkommen, besitzen eine besondere Lebensqualität, die für ihr eigenes Le- ben von Bedeutung ist, die sie aber auch in besonderer Weise für einen helfenden Beruf befähigt. So steht das Bild vom verwundeten Heiler weiter für ein wesentliches Merk- mal des Helfers und der Helferin.“ 496 Selbstverständlich muss jeder Seelsorger seine eigenen Kompetenzen verantwortlich einschätzen. Falls ein RD-Mitarbeiter, den er pastoral begleitet, unter Posttraumati- schen Belastungsreaktionen (PTB) oder sogar -störungen (PTBS) oder sonstigen psy- chischen Einschränkungen (z. B. ausgeprägtes Helfer- oder Burnout-Syndrom) leidet, sollte er diesen fürsorglich an entsprechend ausgebildetes Fachpersonal weiterleiten. 497 494 Die Mystagogie bildet bei Karl Rahner „die prinzipielle Axiomatik, die seiner gesamten Theologie zugrunde liegt.“ (KNOBLOCH: Praktische Theologie, 189.) Er führt damit den Mystagogiebegriff, den Odo Casel und Romano Guardini im Rahmen der Liturgischen Bewegung in Anlehnung an die urchristliche Tradition der Mystagogischen Katechesen verwendet haben, weiter, indem er ihn „‚prinzipieller’ und näher am Menschen ansetzt.“ (KNOBLOCH: Praktische Theologie, 188.) Auf die Mystagogische Seelsorge kann hier leider nicht ausführlicher eingegangen werden. Verwiesen sei deshalb auf KNOBLOCH: Praktische Theologie, 188-202 und ZULEHNER: Pastoraltheologie, Bd. 2, 165f. 495 RAHNER: Rede des Ignatius von Loyola an einen Jesuiten von heute, 377. An anderer Stelle schreibt Karl Rahner ermahnend an die Seelsorger: „Stellt euch einmal [...] vor, ihr wäret keine Kirchenbeamten, ihr würdet auf der Straße spazieren gehen mit einem Brotverdienst wie ein Straßenkehrer oder wie (wenn das besser gefällt) ein Wissenschaftler in einem Labor für Plasmaphysik, wo den ganzen Tag lang nie ein Wort von Gott fällt und doch stolze Erfolge erzielt werden. Stellt euch vor, euer Kopf sei müde vom Straßenkehren oder von der Molekularphysik und ihrer Mathematik. Stellt euch vor, diese Situation dauere schon so ungefähr ein Leben lang und geschähe nicht aus euerer missionarischen Herablassung heraus. Und jetzt versucht, diesen Menschen dieser Umgebung die Botschaft des Christentums zu sagen, die Botschaft Jesu vom ewigen Leben zu predigen.“ (RAHNER: Strukturwandel der Kirche als Chance und Aufgabe, 101f.) 496 MÜLLER: Begegnung, die von Herzen kommt, 81. Zum Bild des verwundeten Arztes vgl. ferner ZULEHNER: Pastoraltheologie, Bd. 1, 93. 497 Wunibald Müller bemerkt dazu: „Sobald der Seelsorger klar festgestellt hat, daß die Hilfe, die er der ratsuchenden Person anbieten kann, nicht ausreicht, um ihr wirklich helfen zu können, sollten die 108

Johannes Zepezauer Kirchliche Seelsorge im Rettungsdienst 2.5.3 Liturgie Auch im Gottesdienst mit seinen zahlreichen Formen liturgischen Feierns liegen Chan- cen, den RD nicht ganz zu vergessen. So ist es beim Allgemeinen Gebet, den Fürbitten, durchaus angebracht, gelegentlich und vor allem nach (regionalen) Unglücksfällen und Katastrophen nicht nur für die Opfer, sondern auch für die zahlreichen Hilfskräfte zu beten. Ebenso ist es ein schönes Zeichen der Wertschätzung, wenn an Feiertagen (besonders am Heiligen Abend und an Silve- ster) auch für diejenigen gebetet wird, die in Krankhäusern, Polizei-, Feuer- und Ret- tungswachen ihren Dienst für andere Menschen – auch für die Gottesdienstgemeinde – verrichten und vielleicht deshalb die Liturgie nicht mitfeiern können. 498 Nach Katastrophen und schweren Unfällen oder anlässlich des Jahrestages von solchen kann es durchaus sinnvoll sein, in Absprache mit den Rettungsorganisationen einen Ge- denkgottesdienst oder eine Gedenkfeier für Angehörige und Helfer zu gestalten. Auch Jubiläumsgottesdienste und Segnungen von neuen Einsatzfahrzeugen, um die eine Ret- tungswache oder Hilfsorganisation gegebenenfalls bittet, sind hier anzuführen. 499 Gemäß der aktuellen liturgischen Leseordnung der katholischen Kirche wird am 15. Sonntag im Jahreskreis im Lesejahr C die Perikope vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25-37) als Evangelium verkündet. Hier bietet sich die Gelegenheit, in der Homilie oder Ansprache auch auf die modernen Berufsretter und ihren wichtigen Dienst am Nächsten einzugehen und die Mitfeiernden dazu zu ermutigen, selbst zu helfen und in Erste-Hilfe-Kursen das Know how des Helfens regelmäßig zu trainieren. Eventuell kann im Rahmen dieses Herrentages mit Rettungsdienstlern eine Aktion organisiert werden. Schließlich sei auch an das generelle Gebet erinnert. Durch ein spontanes Stoßgebet beim Hören eines Martinshornes bleiben wir nicht tatenlos und unbeteiligt, wenn ein betroffenen Personen von ihm erwarten können, daß er sie an geeignete Helfer weitervermittelt.“ (MÜLLER: Erkennen – unterscheiden – begegnen, 51f.) 498 Zu den Fürbitten bemerkt die Allgemeine Einführung in das Römische Meßbuch: „In den Fürbitten übt die Gemeinde durch ihr Beten für alle Menschen ihr priesterliches Amt aus. Dieses Gebet gehört für gewöhnlich zu jeder mit einer Gemeinde gefeierten Messe, damit Fürbitten gehalten werden für die heilige Kirche, die Regierenden, für jene, die von mancherlei Not bedrückt sind, für alle Menschen und das Heil der ganzen Welt.“ (ALLGEMEINE EINFÜHRUNG IN DAS RÖMISCHE MEßBUCH, Nr. 45; eigene Hervorhebungen.) Vgl. dazu auch ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL: Sacrosanctum Concilium, Nr. 53. 499 Vgl. zu Gedenkgottesdiensten auch SARBACH: Beispiel Gondo. Ferner sei verwiesen auf www.notfallseelsorge.de/gde.htm (vom 22.08.2003); dort sind zahlreiche Impulse und Vorschläge für verschiedene Gottesdienste und liturgische Feiern vorzufinden. 109

Johannes Zepezauer <strong>Kirchliche</strong> <strong>Seelsorge</strong> <strong>im</strong> <strong>Rettungsdienst</strong><br />

2.5.3 Liturgie<br />

Auch <strong>im</strong> Gottesdienst mit se<strong>in</strong>en zahlreichen Formen liturgischen Feierns liegen Chan-<br />

cen, den RD nicht ganz zu vergessen.<br />

So ist es be<strong>im</strong> Allgeme<strong>in</strong>en Gebet, den Fürbitten, durchaus angebracht, gelegentlich und<br />

vor allem nach (regionalen) Unglücksfällen und Katastrophen nicht nur für die Opfer,<br />

sondern auch für die zahlreichen Hilfskräfte zu beten. Ebenso ist es e<strong>in</strong> schönes Zeichen<br />

der Wertschätzung, wenn an Feiertagen (besonders am Heiligen Abend und an Silve-<br />

ster) auch für diejenigen gebetet wird, die <strong>in</strong> Krankhäusern, Polizei-, Feuer- und Ret-<br />

tungswachen ihren Dienst für andere Menschen – auch für die Gottesdienstgeme<strong>in</strong>de –<br />

verrichten und vielleicht deshalb die Liturgie nicht mitfeiern können. 498<br />

Nach Katastrophen und schweren Unfällen oder anlässlich des Jahrestages von solchen<br />

kann es durchaus s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> Absprache mit den Rettungsorganisationen e<strong>in</strong>en Ge-<br />

denkgottesdienst oder e<strong>in</strong>e Gedenkfeier für Angehörige und Helfer zu gestalten. Auch<br />

Jubiläumsgottesdienste und Segnungen von neuen E<strong>in</strong>satzfahrzeugen, um die e<strong>in</strong>e Ret-<br />

tungswache oder Hilfsorganisation gegebenenfalls bittet, s<strong>in</strong>d hier anzuführen. 499<br />

Gemäß der aktuellen liturgischen Leseordnung der katholischen Kirche wird am 15.<br />

Sonntag <strong>im</strong> Jahreskreis <strong>im</strong> Lesejahr C die Perikope vom barmherzigen Samariter (Lk<br />

10,25-37) als Evangelium verkündet. Hier bietet sich die Gelegenheit, <strong>in</strong> der Homilie<br />

oder Ansprache auch auf die modernen Berufsretter und ihren wichtigen Dienst am<br />

Nächsten e<strong>in</strong>zugehen und die Mitfeiernden dazu zu ermutigen, selbst zu helfen und <strong>in</strong><br />

Erste-Hilfe-Kursen das Know how des Helfens regelmäßig zu tra<strong>in</strong>ieren. Eventuell kann<br />

<strong>im</strong> Rahmen dieses Herrentages mit <strong>Rettungsdienst</strong>lern e<strong>in</strong>e Aktion organisiert werden.<br />

Schließlich sei auch an das generelle Gebet er<strong>in</strong>nert. Durch e<strong>in</strong> spontanes Stoßgebet<br />

be<strong>im</strong> Hören e<strong>in</strong>es Mart<strong>in</strong>shornes bleiben wir nicht tatenlos und unbeteiligt, wenn e<strong>in</strong><br />

betroffenen Personen von ihm erwarten können, daß er sie an geeignete Helfer weitervermittelt.“<br />

(MÜLLER: Erkennen – unterscheiden – begegnen, 51f.)<br />

498 Zu den Fürbitten bemerkt die Allgeme<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das Römische Meßbuch: „In den Fürbitten<br />

übt die Geme<strong>in</strong>de durch ihr Beten für alle Menschen ihr priesterliches Amt aus. Dieses Gebet gehört<br />

für gewöhnlich zu jeder mit e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de gefeierten Messe, damit Fürbitten gehalten werden für<br />

die heilige Kirche, die Regierenden, für jene, die von mancherlei Not bedrückt s<strong>in</strong>d, für alle Menschen<br />

und das Heil der ganzen Welt.“ (ALLGEMEINE EINFÜHRUNG IN DAS RÖMISCHE MEßBUCH, Nr.<br />

45; eigene Hervorhebungen.) Vgl. dazu auch ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL: Sacrosanctum Concilium,<br />

Nr. 53.<br />

499 Vgl. zu Gedenkgottesdiensten auch SARBACH: Beispiel Gondo. Ferner sei verwiesen auf<br />

www.notfallseelsorge.de/gde.htm (vom 22.08.2003); dort s<strong>in</strong>d zahlreiche Impulse und Vorschläge<br />

für verschiedene Gottesdienste und liturgische Feiern vorzuf<strong>in</strong>den.<br />

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