Mädchen und junge Frauen mit Behinderung - bifos e.V.
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informationsblatt der<br />
b<strong>und</strong>es organisationsstelle<br />
behinderte frauen<br />
ein Projekt des B<strong>und</strong>esministeriums für Famile, Senioren, <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Jugend<br />
in der Trägerschaft des <strong>bifos</strong> e.V.<br />
Nr. 10 / Juni 2002 kostenlos<br />
H 52767<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />
von Franziska Swars<br />
In diesem Artikel kann nur ein Ausschnitt<br />
zur Situation der <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>mit</strong> unterschiedlichen <strong>Behinderung</strong>en<br />
wiedergegeben werden. Es geht<br />
vorwiegend um <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong><br />
<strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> körperlicher, Lern- oder<br />
sogenannter geistiger <strong>Behinderung</strong> -<br />
bzw. einer Mehrfachbehinderung.<br />
Die Entwicklungen von <strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>Behinderung</strong>en sind vom Umfang ihrer<br />
Beeinträchtigungen geprägt <strong>und</strong><br />
davon, wie groß die Bereitschaft <strong>und</strong><br />
die Fähigkeit des Umfeldes ist, sich<br />
auf ein <strong>Mädchen</strong>/eine <strong>junge</strong> Frau <strong>mit</strong><br />
<strong>Behinderung</strong> einzustellen, <strong>und</strong> sie<br />
<strong>mit</strong> ihren Fähigkeiten zu akzeptieren.<br />
Gesellschaftliche Bedingungen <strong>und</strong><br />
die Infrastruktur sind ebenso bestimmende<br />
Faktoren.<br />
In ländlichen Gegenden sind meist<br />
weite Strecken zur Kontaktaufnahme<br />
<strong>mit</strong> Gleichaltrigen bzw. den Fre<strong>und</strong>innen<br />
<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en zu bewältigen.<br />
Dies bedeutet für <strong>Mädchen</strong>, die Assistenz<br />
benötigen, dass sie auf die<br />
Unterstützung der Familie angewiesen<br />
sind. Die Fahrtwege in die Sonderschulen<br />
sind in der Regel lang<br />
<strong>und</strong> der Alltag ist vom Hin- <strong>und</strong> Rückweg<br />
<strong>und</strong> langen Abwesenheiten vom<br />
sozialen Umfeld bestimmt. <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong>, die den ganzen<br />
Tag Sondereinrichtungen besuchen,<br />
müssen ihr soziales Umfeld meist in<br />
der Schule aufbauen.<br />
Haben die <strong>Mädchen</strong>/<strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong><br />
umfassendere Beeinträchtigungen,<br />
so sind sie oft in hohem Maß von<br />
dem abhängig, was ihre Eltern für<br />
sie bestimmen. Der Ablöseprozess<br />
von den Eltern ist durch deren offene<br />
oder abhängig machende Haltung<br />
geprägt. Oft beantragen Eltern<br />
die gesetzliche Betreuung, wenn ihre<br />
Tochter volljährig wird <strong>und</strong> meist wird<br />
sie ihnen auch zugesprochen. Die<br />
Erfahrung zeigt, dass eine gute Ab-<br />
Fortsetzung auf Seite 2<br />
Liebe Leserin, lieber Leser!<br />
Das Ziel der Kinder- <strong>und</strong> Jugendpolitik ist<br />
es, Kinder <strong>und</strong> Jugendliche zu fördern,<br />
Jugendarbeitslosigkeit abzubauen <strong>und</strong><br />
<strong>junge</strong>n Erwachsenen gute Berufs- <strong>und</strong><br />
Lebenschancen zu eröffnen. Die Notwendigkeit<br />
einer Kinder- <strong>und</strong> Jugendpolitik<br />
wird oft da<strong>mit</strong> begründet, dass Kinder<br />
die beste Investition in unsere Zukunft<br />
seien. Sie ist aber auch wichtig,<br />
weil sie Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen Freiräume<br />
<strong>und</strong> Schutzräume schaffen kann,<br />
in denen sie ihre Interessen formulieren<br />
können <strong>und</strong> in denen ihre Selbstbestimmung<br />
geachtet wird.<br />
Zielgruppe von Kinder- <strong>und</strong> Jugendpolitik<br />
<strong>und</strong> deren Maßnahmen sind gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
alle <strong>junge</strong>n Menschen. Da sich<br />
die b<strong>und</strong>esorganisationsstelle <strong>mit</strong> der Situation<br />
behinderter <strong>Frauen</strong> befasst, interessiert<br />
uns, wie <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong><br />
<strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> in der konkreten<br />
Praxis in Kinder- <strong>und</strong> Jugendangebote<br />
einbezogen werden. Haben behinderte<br />
<strong>Mädchen</strong> die gleichen Chancen<br />
wie nichtbehinderte Kinder <strong>und</strong> Jugendliche,<br />
ihre Potentiale zu entdecken <strong>und</strong><br />
zu entwickeln? Welche Wünsche, Träume<br />
<strong>und</strong> Forderungen haben sie ? Stehen<br />
ihnen allgemeine Kinder- <strong>und</strong> Jugendangebote<br />
offen? Können sie gleichberechtigt<br />
am Leben teilhaben? Um diesen<br />
Fragen intensiver nachgehen zu können,<br />
widmen wir dem Thema „<strong>Mädchen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>“ ein ganzes „info“. Im<br />
Innenteil dieses Heftes kommen daher<br />
die <strong>Mädchen</strong> selbst zu Wort: die Mitglieder<br />
einer <strong>Mädchen</strong>gruppe aus Bremen<br />
schreiben über ihre Wünsche <strong>und</strong> Träu-<br />
Gisela Hermes<br />
Leiterin der b<strong>und</strong>es<br />
organisationsstelle<br />
behinderte frauen<br />
me. Außerdem setzen sich verschiedene<br />
Fachfrauen aus ihrer Sicht <strong>mit</strong> der Situation<br />
von behinderten <strong>Mädchen</strong> auseinander.<br />
Unsere Autorin Hedwig Kaster-Bieker<br />
wollte herausfi nden, welche Bilder von<br />
behinderten <strong>Mädchen</strong> in der heutigen<br />
Kinder- <strong>und</strong> Jugendliteratur ver<strong>mit</strong>telt<br />
werden, <strong>und</strong> hat sich auf die Suche begeben.<br />
Sie eine Vielzahl an Büchern gef<strong>und</strong>en,<br />
die Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
das Thema <strong>Behinderung</strong> auf realistische<br />
<strong>und</strong> einfühlsame Weise näher bringen.<br />
Eine Beschreibung der Bücher <strong>und</strong> Literaturangaben<br />
hat sie in einem Artikel für<br />
Sie zusammengestellt.<br />
Schon im letzten „info“ hatten wir angekündigt,<br />
die Situation von <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong><br />
sogenannter geistiger <strong>Behinderung</strong> stärker<br />
in unser Heft <strong>mit</strong> einbeziehen zu wollen.<br />
Es war nicht leicht, eine Künstlerin<br />
<strong>mit</strong> sogenannter geistiger <strong>Behinderung</strong><br />
zu fi nden, die zu Berühmtheit gelangt ist,<br />
aber Anneliese Mayer hatte Erfolg bei ihrer<br />
intensiven Nachforschung. Sie stellt<br />
Ihnen die Malerin Alida Schaap aus den<br />
Niederlanden vor.<br />
Wie immer haben wir auch in dieser Ausgabe<br />
wieder Veranstaltungstipps für Sie<br />
zusammengestellt.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.<br />
Gisela Hermes
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />
2<br />
Fortsetzung:<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />
klärung der Situation vor der auto<br />
ung der Betreuung stattfi nden sollte.<br />
Wenn <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en<br />
von ihren Eltern als Hilfskraft<br />
genutzt, als „Dazuverdienst“ durch<br />
das Pfl egegeld oder als Gewaltobjekt<br />
missbraucht werden, so ist es<br />
für die Töchter fast unmöglich, sich<br />
diesen Umständen wieder zu entziehen,<br />
wenn den Eltern die Betreuungsrechte<br />
übertragen wurden.<br />
Die Rechtslage zur Unterstützung<br />
behinderter <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong>r<br />
<strong>Frauen</strong> Jugendlicher ist leider bis<br />
heute noch immer nicht eindeutig<br />
geregelt.<br />
Im Ersten Kapitel des KJHG (Kinder<strong>und</strong><br />
Jugendhilfegesetz oder auch<br />
SGB VIII), das für alle Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendlichen gilt, steht: „Jeder <strong>junge</strong><br />
Mensch hat ein Recht auf Förderung<br />
seiner Entwicklung <strong>und</strong> auf Erziehung<br />
zu einer eigenveerantwortlichen<br />
<strong>und</strong> gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“<br />
(§ 1 Absatz 1 KJHG).<br />
Das liest sich als wäre dDa<strong>mit</strong> ist jedes<br />
<strong>junge</strong> <strong>Mädchen</strong>/Frau <strong>und</strong> jeder<br />
Junge/Mann gemeint.§ 9 des KJHG<br />
gibt zusätzlich vor, dass die Gr<strong>und</strong>richtung<br />
der Erziehung „Gleichberechtigung<br />
von Jungen <strong>und</strong> <strong>Mädchen</strong>“<br />
sein soll: „die unterschiedlichen<br />
Lebenslagen von <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>und</strong> Jungen sind zu berücksichtigen,<br />
Benachteiligungen abzubauen <strong>und</strong><br />
die Gleichberechtigung von <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>und</strong> Jungen zu fördern.“ Im §<br />
10 Abs. 2 KJHG wird dannjedoch<br />
festgestellt, dass die Eingliederungshilfe<br />
des BSHG (B<strong>und</strong>essozialhilfegesetzes)<br />
für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche,<br />
die körperlich oder geistig behindert,<br />
oder von einer solchen <strong>Behinderung</strong><br />
bedroht sind, Vorrang vor<br />
den Leistungen des KJHG haben.<br />
‚info‘ - b<strong>und</strong>es organisationsstelle behinderte frauen<br />
Tatsächlich müssen die Leistungen<br />
des KJHG auch <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> Jungen<br />
<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en diesen Kindern<br />
<strong>und</strong> Jugendlichen in vollem Umfang<br />
zur Verfügung gestellt werden.<br />
Nur in wenigen Bereichen decken<br />
sich die Leistungen der Eingliederungshilfe<br />
<strong>mit</strong> der der Kinder- <strong>und</strong><br />
Jugendhilfe<br />
Im Alltag wird jedoch deutlich, dass<br />
vor allem der § 10 des KJHG im Hinblick<br />
auf behinderte <strong>Mädchen</strong> keine<br />
Berücksichtigung fi ndet. Die Interessen<br />
von <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong><br />
<strong>mit</strong> Körper-, geistiger oder Mehrfachbehinderung<br />
<strong>Behinderung</strong>werden in<br />
den Angeboten der Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe<br />
nicht berücksichtigt, <strong>und</strong><br />
bestehende Angebote sind nicht auf<br />
ihre Bedürfnisse ausgerichtet. Da<strong>mit</strong><br />
sind behinderten <strong>Mädchen</strong> die<br />
meisten Angebote für Beruf, Beratung<br />
<strong>und</strong> Wohnen der Jugendhilfe<br />
versperrt.<br />
Die Folgen für <strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />
<strong>Behinderung</strong>en sind:<br />
- Kaum Aufnahme in Schutzstellen<br />
für (nichtbehinderte) <strong>Mädchen</strong>,<br />
wenn sie Gewalt ausgesetzt sind;<br />
- Kaum ein adäquates Angebot in<br />
Beratungsstellen, die ansonsten<br />
nichtbehinderte <strong>Mädchen</strong>/<strong>junge</strong><br />
<strong>Frauen</strong> beraten;<br />
- Kaum integrative Wohnangebote,<br />
während für nichtbehinderte <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> ein recht<br />
breites Spektrum angeboten wird;<br />
- Exotinnen in Freizeiteinrichtungen,<br />
die in großem Umfang für nichtbehinderte<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
zur Verfügung stehen;<br />
- Exotinnen in den Angeboten der<br />
<strong>Mädchen</strong>arbeit (usw.)<br />
In Zukunft können sich <strong>Mädchen</strong>/<br />
<strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en,<br />
bzw. deren Eltern, eherstärker auf<br />
den Verbleib im sozialen Umfeld <strong>und</strong><br />
die gemeinsame Erziehung <strong>mit</strong> nichtbehinderten<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> Jungen<br />
Kindern berufen. Diese Möglichkeit<br />
wurde durch den § 4 Abs. 3 des SGB<br />
IX geschaffen, welches am 1. Juli<br />
2001 in Kraft trat. Ob <strong>und</strong> welche<br />
Folgen dies hat, kann jedoch erst<br />
in einigen Jahren überprüft werden,<br />
da das Gesetz noch sehr neu ist –<br />
sicher werden einige Kämpfe nötig<br />
sein, um dieses Recht in der täglichen<br />
Praxis durchzusetzen.<br />
Die Praxis der Nichtaussonderung<br />
<strong>und</strong> auch die gesellschaftlichen Normen<br />
verändern sich nur langsam,<br />
auch wenn immer wieder Ansätze<br />
<strong>und</strong> Gesetzesgr<strong>und</strong>lagen dafür entstehen.<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> <strong>und</strong> ihrdem da<strong>mit</strong><br />
verb<strong>und</strong>enen Pfl ege- <strong>und</strong> Assistenzbedarf<br />
sind in hohem Maße von der<br />
Offenheit <strong>und</strong> dem Zusammenwir-
ken verschiedener Einrichtungen<br />
abhängig. Gr<strong>und</strong>legende Veränderungen<br />
sind unverzichtbar. Es ist<br />
notwendig, dass sich die Sondereinrichtungen<br />
<strong>mit</strong> den Standards<br />
zur geschlechtsspezifi sch-differenzierten<br />
Arbeit auseinandersetzen,<br />
die im § 9 Abs. 3 KJHG vorgegeben<br />
sind. Sie sind gefordert die allgemeinen<br />
Diskussionen der Kinder-<br />
<strong>und</strong> Jugendhilfe, der <strong>Mädchen</strong>arbeit,<br />
zum Gender mMainstreaming etc.<br />
aufzugreifen. Es müssen – analog<br />
zur Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe – Standards<br />
diskutiert werden für die Qualität<br />
der Arbeit, den Schutz vor Gewalt<br />
usw.. Die Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe<br />
<strong>und</strong> die Einrichtungen der Behindertenhilfe<br />
sind gefordert, sich auszutauschen;<br />
die unterschiedlichen<br />
Schulen <strong>und</strong> Einrichtungen sollten<br />
sich stärker den anstehenden Diskussionen<br />
öffnen <strong>und</strong> zur Kooperation<br />
bereit sein.<br />
Um Angebote auch für <strong>Mädchen</strong>/<br />
<strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> entsprechend<br />
ihren Wünschen <strong>und</strong> Bedürfnissen<br />
nutzbar zu machen, sind<br />
Ideen <strong>und</strong> Innovationen gefragt. Alle<br />
Angebote in den Bereichen der Kinder-<br />
<strong>und</strong> Jugendhilfe müssen daraufhin<br />
überprüft werden, was sie<br />
für <strong>Mädchen</strong>/<strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />
bieten bzw. ob sie diese<br />
einbeziehen. Solange die meisten<br />
<strong>Mädchen</strong>/<strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />
in Sondereinrichtungen beschult<br />
<strong>und</strong> betreut werden, ist es<br />
wichtig, dass dort Angebote der<br />
<strong>Mädchen</strong>arbeit <strong>und</strong> auch der Schulsozialarbeit<br />
gemacht werden. Experimentierfreude<br />
<strong>und</strong> immer wieder<br />
neue kreative Ideen sind bei der Gestaltung<br />
solcher Angebote gefragt.<br />
Die Verankerung parteilicher <strong>Mädchen</strong>arbeit<br />
in der Schule, Veränderung<br />
der Komm-Struktur in der Kinder-<br />
<strong>und</strong> Jugendhilfe <strong>und</strong> ein Zugehen<br />
auf Sondereinrichtungen sind einige<br />
Möglichkeiten.<br />
Die berufl ichen Möglichkeiten sind<br />
für viele <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en stark eingeschränkt.<br />
Dieses Wissen prägt die<br />
Zukunftsvorstellungen der <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong> entscheidend.<br />
Für viele <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> umfassenden<br />
Beeinträchtigungen ist der Weg<br />
in die Werkstatt für Behinderte (WfB)<br />
scheinbar automatisch der „richtige“.<br />
Für eine wirklich gleichberechtigte<br />
Teilhabe am Leben ist es unabdingbar,<br />
dass die Integration von <strong>junge</strong>n<br />
<strong>Frauen</strong> in unterschiedlichen Bereichen<br />
des ersten Arbeitsmarktes vorangetrieben<br />
wird <strong>und</strong> neue Modelle<br />
zur berufl ichen Integration entwickelt<br />
werden. Das Engagement aller, die<br />
am Prozess der Berufs- <strong>und</strong> Arbeits-<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />
fi ndung beteiligt sind, müsste dahin<br />
gehen, die Interessen <strong>und</strong> Berufswünsche<br />
der <strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong> stärker<br />
zu unterstützen <strong>und</strong> ihnen Alternativen<br />
zur WfB anzubieten. Für <strong>junge</strong><br />
<strong>Frauen</strong>, die in der WfB arbeiten, müssen<br />
die dortigen Bedingungen frauengerechter<br />
gestaltet werden. Dazu<br />
gehören unter anderem Maßnahmen<br />
zum Schutz vor Gewalt. Durch das<br />
SGB IX wurden hierfür Gr<strong>und</strong>lagen<br />
geschaffen - jetzt ist eine Umsetzung<br />
angesagt!<br />
In den letzten Jahren lässt sich zunehmend<br />
eine positive Entwicklung<br />
verzeichnen. In vielen Städten erschließen<br />
sich vor allem körper- <strong>und</strong><br />
sinnesbehinderte <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong><br />
<strong>Frauen</strong> die „Welten“, in denen<br />
Nichtbehinderte bisher unter sich<br />
waren. Sie besuchen verstärkt Regelschulen<br />
<strong>und</strong> Vereinzelte wagen<br />
sich in Jugendtreffs. Auch tauchen<br />
Angebote auf, die sich speziell an<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> richten<br />
(so z.B. Mixed Pickles in Lübeck, Autonom<br />
Leben in Hamburg...). Die Integration<br />
behinderter <strong>Mädchen</strong> wird<br />
verstärkt in der <strong>Mädchen</strong>- <strong>und</strong> Jugendarbeit<br />
diskutiert, das WIE bleibt<br />
jedoch häufi g offen. Es lässt sich<br />
eine größere Offenheit der nichtbehinderten<br />
Fachkräfte in der Kinder<strong>und</strong><br />
Jugendhilfe feststellen. Hier ist<br />
es hilfreich, wenn Fachfrauen <strong>mit</strong><br />
<strong>Behinderung</strong>en den Austausch <strong>mit</strong><br />
nichtbehinderten Pädagoginnen vertiefen<br />
<strong>und</strong> gemeinsame Modelle entwickeln.<br />
Das Modellprojekt des B<strong>und</strong>esverbandes<br />
für Körper- <strong>und</strong> Mehrfachbehinderte<br />
„Mittendrin“ hat durch seinedie<br />
Begleitung von Fachfrauen <strong>und</strong><br />
<strong>Mädchen</strong>angeboten, insbesondere<br />
<strong>und</strong>den b<strong>und</strong>esweiten <strong>Mädchen</strong>kon-<br />
‚info‘ - b<strong>und</strong>es organisationsstelle behinderte frauen<br />
3
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />
4<br />
ferenzen, Eeiniges bewegt. <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> sehr unterschiedlichen<br />
<strong>Behinderung</strong>en konnten<br />
sich austauschen, haben ihre<br />
Power wahrgenommen <strong>und</strong> erlebt,<br />
dass sie nicht alleine sondern das<br />
viele sind.<br />
Durch das Engagement einzelner<br />
Fachkräfte eröffnen sich für <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en in Sondereinrichtungen<br />
neue Möglichkeiten.<br />
Es entstehen Projekte in Jugendeinrichtungen,<br />
vereinzelt entwickeln<br />
sich Mischformen zwischen offener<br />
<strong>und</strong> schulischer Arbeit. <strong>Mädchen</strong>gruppen<br />
in Schulen werden angeboten,<br />
die Strukturen werden immer öfter<br />
geschlechtsspezifi schspezifi schdifferenziert<br />
refl ektiert,. Sexuelle, körperliche<br />
<strong>und</strong> seelische Gewalt an<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />
<strong>Behinderung</strong>en wird<br />
immer häufi ger thematisiert <strong>und</strong><br />
Schutzmaßnahmen diskutiert, bzw.<br />
konkrete Hilfen angeboten. Rechtsanwältinnen<br />
werden sensibilisiert<br />
<strong>und</strong> bilden sich weiter.<br />
Die Frage, wie kann Gesellschaft gestaltet<br />
werden, dass alle an einem gemeinsamen<br />
Leben Teil haben, steht<br />
zunehmend im Vordergr<strong>und</strong> derer,<br />
die Entscheidungen über Werdegänge<br />
<strong>und</strong> berufl iche Laufbahnen treffen.<br />
Die Frage, wie die Gesellschaft gestaltet<br />
werden muss, da<strong>mit</strong> alle Menschen<br />
gleichberechtigt am Leben<br />
teilhaben können, steht zunehmend<br />
im Vordergr<strong>und</strong> derer, die Erntscheidungen<br />
über Werdegänge <strong>und</strong> berufl<br />
iche Laufbahnen behinderter <strong>junge</strong>r<br />
<strong>Frauen</strong> treffen.<br />
Die Kämpfe von <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en<br />
tragen langsam aber stetig<br />
dazu bei, dass <strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en<br />
als <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong><br />
<strong>Frauen</strong> wahrgenommen werden <strong>und</strong><br />
nicht mehr nur ihre <strong>Behinderung</strong> im<br />
Vordergr<strong>und</strong> steht.<br />
Es gelingt immer häufi ger, dass <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>mit</strong> Körper- <strong>und</strong> Sinnesbehinderungen<br />
Regelschulen besuchen<br />
können. Diese Möglichkeit hängt jedoch<br />
von den Schulgesetzen des jeweiligen<br />
B<strong>und</strong>eslandes ab. , nicht<br />
alle Länder verfolgen einen integrativen<br />
Ansatz, manche setzen weiterhin<br />
stark auf Aussonderung . Wenn<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en<br />
fast ausschließlich un-<br />
‚info‘ - b<strong>und</strong>es organisationsstelle behinderte frauen<br />
ter Nichtbehinderten sind, dann muss<br />
es darum gehen, ihnen auch Möglichkeiten<br />
des Austausches <strong>und</strong> der<br />
Solidarität <strong>mit</strong> anderen <strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>Behinderung</strong> zu ermöglichen. Hier<br />
sind vor allem erwachsene <strong>Frauen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> <strong>mit</strong> ihrer Vorbildfunktion<br />
wichtig.<br />
Durch die der Integration in die Regelschule<br />
wird behinderten <strong>Mädchen</strong><br />
neben den besseren Berufschancen<br />
der selbstverständliche Umgang <strong>mit</strong><br />
Gleichaltrigen ermöglicht. Gleichzeitig<br />
sollten sie durch den Kontakt<br />
zu anderen behinderten Menschen<br />
lernen, Solidarität untereinander zu<br />
üben <strong>und</strong> ihre eigenen Einschränkungen<br />
zu akzeptieren.<br />
Die Entwicklungsmöglichkeiten <strong>und</strong><br />
die Zukunftschancen für <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />
sind von der Umgestaltung der Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> der Einbeziehung ihrer<br />
Interessen abhängig. Die <strong>junge</strong>n<br />
<strong>Frauen</strong> können benötigen die Unterstützung<br />
von erwachsenen <strong>Frauen</strong><br />
<strong>und</strong> Männern – <strong>mit</strong> <strong>und</strong> ohne <strong>Behinderung</strong><br />
– um gr<strong>und</strong>sätzliche Veränderungen<br />
für sich zu erkämpfen.<br />
Es wurden durch die politischen For-<br />
derungen <strong>und</strong> das Engagement der<br />
<strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en bereits<br />
einige Fortschritte erreicht. Erwachsenen<br />
<strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>und</strong> ohne <strong>Behinderung</strong>en<br />
sind gefordert, das, was<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> an Bedürfnissen<br />
ausdrücken, ernst zu nehmen<br />
<strong>und</strong> sich verstärkt für die Jüngeren<br />
<strong>und</strong> deren Lebensbedingungen<br />
einzusetzen. dazu aufgefordert,<br />
sich noch stärker <strong>mit</strong> den Wünschen<br />
<strong>und</strong> den Bedürfnissen der Jüngeren<br />
<strong>und</strong> <strong>mit</strong> deren Lebensbedingungen<br />
auseinander- <strong>und</strong> sich für sie einzusetzenFür<br />
Forscherinnen sollte es<br />
zur Selbstverständlichkeit werden,<br />
zu prüfen, welche Relevanz ihre Fragen<br />
für das Leben von <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />
<strong>Behinderung</strong>en haben. Nur so<br />
können wichtige Erkenntnisse gewonnen<br />
<strong>und</strong> Änderungsvorschläge<br />
entwickeltwerden. In der nächsten<br />
Shell-Studie, zur Situation von Kindern<br />
<strong>und</strong> Jugendlichen, erwarten wir<br />
auch konkrete Aussagen über behinderte<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong>.<br />
(<strong>und</strong> selbstverständlich auch Jungen)!
„Ich habe <strong>mit</strong> meinen Klassenkameradinnen<br />
<strong>mit</strong>gemacht, weil ich es<br />
gut fi nde, dass sich jemand für unsere<br />
Gedanken interessiert.“, schrieb<br />
Sabrina K. als Begründung für ihre<br />
Teilnahme am Gestaltungswettbewerb<br />
für <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>. Der Gestaltungswettbewerb<br />
bildete gemeinsam<br />
<strong>mit</strong> der <strong>Mädchen</strong>konferenz 1998 den<br />
Auftakt des Projektes „Mittendrin –<br />
Lebenswelten behinderter <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>junge</strong>r <strong>Frauen</strong>“, <strong>mit</strong> dem der<br />
B<strong>und</strong>esverbandes für Körper- <strong>und</strong><br />
Mehrfachbehinderte e.V. verschiedene<br />
Konzepte zur Arbeit <strong>mit</strong> behinderten<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong> in<br />
der Jugend- <strong>und</strong> Behindertenarbeit<br />
entwickeln <strong>und</strong> erproben wollte. Hintergr<strong>und</strong><br />
des Projektes war die Feststellung,<br />
dass sich in der Behindertenhilfe<br />
– im Gegensatz zur Jugendhilfe,<br />
wo sich in den letzten Jahren<br />
der Bereich der <strong>Mädchen</strong>arbeit stark<br />
entwickelt <strong>und</strong> in Teilbereichen bereits<br />
durchgesetzt hat – bis zu diesem<br />
Zeitpunkt kaum Ansätze zur geschlechtsspezifi<br />
schen Arbeit <strong>mit</strong> Kindern<br />
<strong>und</strong> Jugendlichen existierten.<br />
Gleichzeitig standen aber die vorhandenen<br />
Angebote der <strong>Mädchen</strong>arbeit<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> nur in Einzelfällen<br />
offen, denn:<br />
� die Räumlichkeiten des <strong>Mädchen</strong>treffs<br />
sind in der Regel nicht rollstuhlgerecht,<br />
� zu den regelmäßigen Öffnungszeiten<br />
sind behinderte <strong>Mädchen</strong><br />
oftmals noch in der (Ganztags-)<br />
Schule,<br />
� <strong>Mädchen</strong>, die auf den Rollstuhl angewiesen<br />
sind, können mangels<br />
behindertengerechter Verkehrs<strong>mit</strong>tel<br />
nicht zum Veranstaltungsort gelangen,<br />
� offene Angebote entsprechen nicht<br />
den Bedürfnissen der behinderten<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong><br />
Jung – weiblich<br />
– behindert?!<br />
Im Rahmen des Projektes fanden<br />
verschiedene Aktionen auf B<strong>und</strong>esebene<br />
statt: Mit dem Gestaltungswettbewerb<br />
„Jung – weiblich – behindert?!“<br />
waren <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong><br />
<strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> aufgerufen,<br />
ihre Lebenswelten darzustellen. Die<br />
Teilnehmerinnen erzählten über die<br />
Beziehung zu ihre Eltern, Geschwistern<br />
<strong>und</strong> (nichtbehinderten) SchulkameradInnen,<br />
sie setzten sich <strong>mit</strong><br />
den herrschenden Schönheitsidealen,<br />
den Schwierigkeiten bei der<br />
Berufswahl <strong>und</strong> der Freizeitgestaltung<br />
auseinander <strong>und</strong> machten deutlich,<br />
wie sie sich ihre Zukunft vor-<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />
stellen: Sie wünschen sich ein von<br />
ihren Eltern unabhängiges Leben in<br />
einer eigenen Wohnung oder Wohngemeinschaft,<br />
gemeinsam <strong>mit</strong> einem<br />
Partner <strong>und</strong> eventuell einem Kind –<br />
Wünsche <strong>und</strong> Träume in Bezug auf<br />
die persönliche Zukunft von <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>, die sich nicht<br />
gr<strong>und</strong>legend von denen von <strong>Mädchen</strong><br />
ohne <strong>Behinderung</strong> unterscheiden.<br />
Dies steht im Gegensatz zu ihre<br />
Lebenslagen, die <strong>mit</strong> dem Besuch<br />
von Sondereinrichtungen <strong>und</strong> den<br />
eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten<br />
differieren.<br />
Mittendrin<br />
Lebenswelten behinderter <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>junge</strong>r <strong>Frauen</strong><br />
von Heide Adam-Blaneck<br />
Aus dem Gestaltungswettbewerb<br />
entstand eine Ausstellung, die erstmals<br />
auf der <strong>Mädchen</strong>konferenz<br />
1998 gezeigt wurde. Zur <strong>Mädchen</strong>konferenz<br />
kamen <strong>mit</strong> 200 Teilnehmerinnen<br />
doppelt so viele Interessentinnen<br />
wie geplant. Sie reisten<br />
aus ganz Deutschland an, um erstmals<br />
nur unter <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong>n<br />
<strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> zu diskutieren,<br />
neue Dinge auszuprobieren,<br />
sich auszutauschen <strong>und</strong> neue<br />
Fre<strong>und</strong>schaften zu schließen. Die<br />
<strong>Mädchen</strong>gruppen, die in der Folgezeit<br />
entstanden <strong>und</strong> sich am Projekt<br />
beteiligten, waren in Einrichtungen<br />
der Behindertenhilfe (Schulen, Tagesstätten<br />
etc.) oder in (integrativen)<br />
Freizeitstätten <strong>und</strong> <strong>Mädchen</strong>treffs<br />
angesiedelt <strong>und</strong> spiegelten so<strong>mit</strong><br />
alle Bereiche wieder, in denen<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />
anzutreffen sind. Genauso vielfältig<br />
wie die Ansätze, nach<br />
denen die Gruppen arbeiten,<br />
sind auch die<br />
Erfahrungen, die gemacht<br />
wurden.<br />
Den offi ziellen Abschluss<br />
des Projektes<br />
bildete die <strong>Mädchen</strong>konferenz<br />
2000<br />
<strong>mit</strong> einem breitgefächerten<br />
Workshopangebot,<br />
‚info‘ - b<strong>und</strong>es organisationsstelle behinderte frauen<br />
5
6<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />
<strong>Mädchen</strong>band <strong>und</strong> Disco. Durch die<br />
öffentliche Präsentation der Ergebnisse<br />
aus den Workshops <strong>und</strong> der<br />
einzelnen regionalen Projekten<br />
zeigte die Veranstaltung<br />
den Teilnehmerinnen,<br />
dass<br />
sie <strong>mit</strong> ihren Interessen<br />
<strong>und</strong> Anliegen<br />
ernst genommenwerden<br />
<strong>und</strong> sich<br />
gemeinsam Gehör<br />
verschaffen<br />
können.<br />
Die b<strong>und</strong>esweiten<br />
Veranstaltungen waren<br />
die “Highlights” im<br />
Modellprojekt, boten sie<br />
doch den <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong>n<br />
<strong>Frauen</strong> die seltenen Gelegenheiten,<br />
außerhalb ihrer gewohnten Umgebung<br />
<strong>mit</strong> anderen „Gleichbetroffenen“<br />
zusammenzukommen, sich auszutauschen<br />
<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaften zu<br />
schließen. Darüber hinaus stellten<br />
die <strong>Mädchen</strong>konferenzen eine wichtige<br />
Ergänzung zu den regionalen<br />
<strong>Mädchen</strong>projekten dar, da sie sowohl<br />
den <strong>Mädchen</strong> als auch den Betreuerinnen<br />
Anregungen für die örtliche<br />
Arbeit boten.<br />
Das Projekt<br />
„Mittendrin“ ist zu Ende,<br />
die Aktivitäten bleiben!<br />
Im Modellprojekt ”Mittendrin” standen<br />
erstmals behinderte <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> im Mittelpunkt des<br />
Geschehens. Das Projekt richtete<br />
sich an ihren Interessen aus <strong>und</strong><br />
die <strong>Mädchen</strong> machten deutlich, dass<br />
sie auf diese Angebote gewartet hatten.<br />
Die Nachfrage nach den beiden<br />
b<strong>und</strong>esweiten <strong>Mädchen</strong>konferenzen<br />
überstieg die Planungszahl jeweils<br />
um mehr als das Doppelte. Durch<br />
Partizipation sowohl auf regionaler<br />
Ebene als auch auf B<strong>und</strong>esebene<br />
machten die <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong>n<br />
<strong>Frauen</strong> deutlich, was sie wollen <strong>und</strong><br />
wie sie sich ihre Zukunft vorstellen.<br />
<strong>Mädchen</strong>gruppen entstanden, weil<br />
die <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong> diese<br />
Angebote für sich einforderten.<br />
Dies führte dazu, dass neben den regionalen<br />
<strong>Mädchen</strong>gruppen auch die<br />
Aktivitäten auf B<strong>und</strong>esebene über<br />
das Projektende weitergeführt werden.<br />
Hierzu zählt die Zeitschrift MiM-<br />
‚info‘ - b<strong>und</strong>es organisationsstelle behinderte frauen<br />
Mi <strong>und</strong> die <strong>Mädchen</strong>konferenzen, die<br />
auch zukünftig alle zwei Jahre stattfi<br />
nden werden.<br />
MiMMi –<br />
das Mitmach-<strong>Mädchen</strong>magazin-Mittendrin<br />
Anfang 1999 entstand die “MiMMi”,<br />
das Mitmach <strong>Mädchen</strong>magazin Mittendrin.<br />
Zunächst als Projektzeitschrift<br />
konzipiert, <strong>mit</strong> der Zwischenergebnisse<br />
bereits im Projektverlauf<br />
präsentiert <strong>und</strong> Interessierten zugänglich<br />
gemacht werden sollten,<br />
hat sich die MiMMi zu einer eigenständigen<br />
Zeitschrift von <strong>und</strong> für<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> (<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>)<br />
entwickelt. Die MiMMi erscheint<br />
zweimal jährlich <strong>und</strong> bietet<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong> eine<br />
Plattform, ihre Lebenswelten <strong>und</strong> Interessen<br />
für Außenstehende sichtbar<br />
zu machen <strong>und</strong> gleichzeitig untereinander<br />
Kontakte zu knüpfen <strong>und</strong><br />
sich auszutauschen. Es zeigte sich,<br />
dass <strong>mit</strong> der Zeitschrift MiMMi ein<br />
Medium gef<strong>und</strong>en wurde, das sowohl<br />
bei den “Endverbraucherinnen”,<br />
den behinderten <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong>n<br />
<strong>Frauen</strong>, als auch bei den Pädagoginnen<br />
in der Behindertenhilfe,<br />
aber auch zunehmend in der Jugendhilfe<br />
auf Interesse stößt. Die<br />
Beteiligung stieg von Heft zu Heft.<br />
Inzwischen stammen die Beiträge<br />
in der MiMMi fast ausnahmslos von<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>.<br />
Einige beteiligen sich regelmäßig,<br />
andere wiederum nur sporadisch.<br />
Die große Resonanz hatte<br />
zur Folge, dass die MiMMi über den<br />
Projektrahmen hinaus weitergeführt<br />
<strong>und</strong> im Juni 2002 das 7. Heft <strong>mit</strong> dem<br />
Schwerpunkt „Träume werden wahr“<br />
erscheinen wird. Beiträge für die zukünftigen<br />
Hefte sind immer willkommen.<br />
<strong>Mädchen</strong>konferenz 2002<br />
„Wir lassen uns nicht behindern – die<br />
Zukunft gehört uns!“ Unter diesem<br />
Motto fi ndet in diesem Jahr vom 25.<br />
bis 27. Oktober die 3. <strong>Mädchen</strong>konferenz<br />
für <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> statt. Auf dem<br />
Programm stehen wiederum Workshops,<br />
die im aktiv-kreativen Bereich<br />
von Theater, Trommeln, Tanzen,<br />
Radio, Malen hin zu Reiten <strong>und</strong><br />
Akrobatik reichen. In themenzentrierten<br />
Workshops stehen die Ablösung<br />
vom Elternhaus, Sexualität <strong>und</strong> Partnerschaft,<br />
Selbstbehauptung <strong>und</strong> die<br />
Suche nach den eigenen verborgenen<br />
Schätzen im Mittelpunkt. Interessentinnen<br />
sollten sich umgehend<br />
an die Kontaktadresse wenden, da<br />
die Plätze einerseits begrenzt, andererseits<br />
aber sehr gefragt sind. (siehe<br />
Termine)
Behindert <strong>und</strong> bezaubert<br />
Im BDP-<strong>Mädchen</strong>kulturhaus in Bremen trifft sich regelmässig eine<br />
Gruppe behinderter <strong>Mädchen</strong> ab 12 Jahren. Die <strong>Mädchen</strong> haben ganz<br />
unterschiedliche <strong>Behinderung</strong>en. Einige können nicht gut lesen <strong>und</strong><br />
schreiben, aber sie haben trotzdem für das info aufgeschrieben, was<br />
sie sich wünschen <strong>und</strong> wovon sie in ihrem Leben träumen.<br />
Michele (17 Jahre)<br />
Wünsche:<br />
ein Popstar (Tänzerin) oder eine Schauspielerin<br />
zu werden<br />
Ich wünsche mir sehnlichst Kinder<br />
einen Fre<strong>und</strong>, <strong>mit</strong> dem ich kuscheln <strong>und</strong><br />
glücklich sein kann<br />
Träume:<br />
Endlich meinen Traummann zu treffen<br />
Eine gute Mutter <strong>und</strong> Hausfrau werden<br />
Ich möchte gerne die Band von „Westlife“ kennen lernen <strong>und</strong> am meisten<br />
Kian Egan<br />
Britta (17 Jahre)<br />
Wünsche:<br />
Wenn ich 18 bin, möchte ich in die Stadt<br />
umziehen<br />
Alleine <strong>mit</strong> der Straßenbahn fahren<br />
Alleine kochen<br />
Alleine einkaufen gehen<br />
Ich möchte ganz viel alleine machen<br />
Träume:<br />
Ganz viel Geld haben, um mir eine Wohnung zu kaufen<br />
Nina (20 Jahre)<br />
Wünsche:<br />
Frieden<br />
kein Anschreien<br />
viele Fre<strong>und</strong>e<br />
keinen Streit mehr<br />
keinen Stress mehr<br />
kein Geschimpfe mehr<br />
dass sich mein Fre<strong>und</strong> keine andere sucht<br />
mehr dürfen<br />
Träume:<br />
heiraten<br />
für immer <strong>mit</strong> Micha zusammen bleiben<br />
liebe Schwiegereltern haben<br />
aus der WG ausziehen<br />
<strong>mit</strong> meinem Fre<strong>und</strong> eine schöne Wohnung haben<br />
eine schöne Beziehung<br />
mehr Freiheit<br />
Saskia<br />
(20 Jahre)<br />
Wünsche:<br />
ein tolles Brautkleid<br />
Ich möchte<br />
Markus (meinen<br />
Fre<strong>und</strong>) nicht<br />
verlieren<br />
mich schön schminken<br />
Träume:<br />
ich möchte ein Star werden<br />
Sängerin sein!!!<br />
Berühmt sein!!!<br />
Süreyya<br />
(18 Jahre)<br />
Wünsche:<br />
Ins Kino gehen<br />
Im Restaurant<br />
essen gehen<br />
Nach Griechenland<br />
fahren, weil es<br />
dort viel Sonne gibt<br />
<strong>und</strong> warm ist<br />
Im Kaiserstift sein, weil es mir dort gefällt<br />
Baguette essen<br />
schönen Schmuck kaufen<br />
soviel essen können, wie ich will<br />
Mit einem Zug fahren<br />
Träume:<br />
Mit den Ottifanten essen gehen<br />
Model werden<br />
Kontakt:<br />
BDP-<strong>Mädchen</strong>kulturhaus<br />
Heike Forberger<br />
Heinrichstr. 21<br />
28203 Bremen<br />
Tel.: 0421/328798<br />
‚info‘ - b<strong>und</strong>es organisationsstelle behinderte frauen<br />
7
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />
8<br />
Ein Plädoyer<br />
für feministische <strong>Mädchen</strong>arbeit in Kindergärten<br />
von Kathrin Ziese*<br />
Das Schreiben über praxisorientierte<br />
Erfahrungen in der Arbeit <strong>mit</strong> <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en läßt mich<br />
zunächst an die Widerstände <strong>und</strong><br />
Schwierigkeiten denken, die sich mir<br />
in den Weg stellten. Ist feministische<br />
<strong>Mädchen</strong>arbeit doch vielerorts in aller<br />
M<strong>und</strong>e <strong>und</strong> gerne auf die Fahnen<br />
einzelner Institutionen geschrieben,<br />
erweist sich eine feministisch orientierte<br />
Sozialarbeit innerhalb der Einrichtungen<br />
der sog. Behindertenhilfe<br />
noch nicht einmal als loses Lippenbekenntnis.<br />
Geschlechtsspezifi sche<br />
Ansätze sind fast immer abhängig<br />
vom Engagement einzelner <strong>Frauen</strong><br />
<strong>und</strong> lassen sich nur unter den wohl<br />
bekannten Schwierigkeiten durchsetzen.<br />
Und trotzdem gibt es sie - positive<br />
Erfahrungen innerhalb der Arbeit <strong>mit</strong><br />
<strong>Mädchen</strong>/<strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en,<br />
die sich sowohl am Selbstbestimmt-<br />
Leben Gedanken orientieren<br />
als auch an der feministischen<br />
<strong>Mädchen</strong>arbeit.<br />
Feministische <strong>Mädchen</strong>arbeit <strong>mit</strong><br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en stellt<br />
sich zunächst in einem Punkt als<br />
unterschiedlich dar: Die Pädagogin<br />
muss die <strong>Mädchen</strong> aufsuchen, denn<br />
nur wenige kommen in die <strong>Mädchen</strong>treffs<br />
durch Bekanntmachen eben<br />
dieser. Dies liegt zum einen sicherlich<br />
darin begründet, dass <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en in einem ‚zeitli-<br />
‚info‘ - b<strong>und</strong>es organisationsstelle behinderte frauen<br />
chen Korsett‘ stecken, zum anderen<br />
aber auch, dass <strong>Mädchen</strong>treffs nur<br />
selten barrierefrei sind. Dabei verstehe<br />
ich unter barrierefrei nicht nur behindertengerechte<br />
Räume, sondern<br />
auch - <strong>und</strong> gerade - dass <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> <strong>mit</strong> ihren spezifi -<br />
schen Lebenslagen <strong>mit</strong>gedacht <strong>und</strong><br />
explizit angesprochen werden. So<br />
entspricht feministische <strong>Mädchen</strong>arbeit<br />
<strong>mit</strong> <strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en<br />
nicht der herkömmlichen Form<br />
der <strong>Mädchen</strong>arbeit, wie sie in Räumen<br />
der <strong>Mädchen</strong>- <strong>und</strong> Jugendarbeit<br />
stattfi ndet - jedenfalls so lange<br />
nicht, wie <strong>Mädchen</strong>arbeiterinnen<br />
sich nicht ihrer Ausgrenzungstendenzen<br />
gewahr werden.<br />
So bedeutet feministische <strong>Mädchen</strong>arbeit<br />
<strong>mit</strong> <strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en<br />
konkret, dort tätig zu sein, wo<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en leben,<br />
also in der Familie oder in Einrichtungen<br />
der sog. Behindertenhilfe. Es<br />
bedeutet, in den Kindergarten <strong>und</strong> in<br />
die Schule zu gehen oder dorthin,<br />
wo sie ihre Freizeit gestalten. Genau<br />
dies sind die Orte, die die Lebenswelten<br />
von <strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en<br />
gr<strong>und</strong>legend bestimmen.<br />
Dort tätig zu sein, heißt die Lebenssituation<br />
der <strong>Mädchen</strong> ernst zu nehmen,<br />
sie zu begreifen <strong>und</strong> von ihrem<br />
Standpunkt aus Handlungsperspektiven<br />
<strong>mit</strong> ihnen zu entwickeln,<br />
um ihre Lebenssituation zu verbessern.<br />
Beispielhaft möchte ich von einer<br />
Honorartätigkeit als sog. Stützpädagogin<br />
in einem Kindertagesheim<br />
berichten.(1) Mein Aufgabenbereich<br />
war die Betreuung eines fünfjährigen<br />
<strong>Mädchen</strong>s <strong>mit</strong> einer Fehlbildung,<br />
die sich dahingehend äußert,<br />
dass sie nur einen Arm hat, innerhalb<br />
eines ganztägigen Regelkindergartens.<br />
Zielsetzung dieser Integrationsmaßnahme<br />
war, dass ich<br />
dem <strong>Mädchen</strong> den Umgang <strong>mit</strong> einer<br />
Armprothese die ihr den fehlenden<br />
Arm ersetzen sollte, näher bringe<br />
(2). Geschehen sollte dies durch<br />
Separation aus der Gruppe. Paula(3),<br />
so wurde mir gesagt, würde<br />
ihre Prothese voll als ihren zweiten<br />
Arm akzeptieren.<br />
Im Laufe meiner Arbeit <strong>mit</strong> dem <strong>Mädchen</strong><br />
wurde mir nach <strong>und</strong> nach vor<br />
Augen geführt, dass die mir zugedachte<br />
Aufgabenstellung dem Bedürfnis<br />
von Paula entgegenlief. Für<br />
mich am eindrucksvollsten waren<br />
die Bilder, die Paula malte. Meist<br />
malte sie sich nur einarmig, manchmal<br />
auch <strong>mit</strong> zwei Armen, wobei sie<br />
den Prothesenarm nach dem Malen<br />
durchstrich. In einer <strong>Mädchen</strong>gruppe<br />
hatte ich viel zu Körperwahrnehmung<br />
gearbeitet, unter anderem hatten<br />
wir unsere Körperumrisse abgezeichnet<br />
<strong>und</strong> unseren Körper nach<br />
unseren Vorstellungen ausgemalt.<br />
Ich hatte vor, dies <strong>mit</strong> Paula zu wiederholen.<br />
Paula war begeistert von
der Idee, sich lebensgroß zu malen<br />
<strong>und</strong> zu sehen. Sie legte sich auf die<br />
ausgebreitete Tapetenrolle, <strong>und</strong> ich<br />
begann, ihre Abrisse abzumalen. Sie<br />
unterbrach mich <strong>und</strong> fragte, ob sie<br />
ihre Prothese abmachen dürfte, da<br />
„die ja nicht echt sei“.<br />
Von diesem Zeitpunkt an, sprachen<br />
wir viel über ihre Beeinträchtigung<br />
<strong>und</strong> auch über all die Dinge, die ihr<br />
vermeintlich verschlossen blieben.<br />
Sie fragte mich, ob ich <strong>mit</strong> ihr Klettern<br />
üben könnte - denn alle Kinder<br />
könnten die Sprossenwand hochklettern,<br />
nur sie nicht. Ich zögerte, denn<br />
auch mein erster Gedanke war, wie<br />
sie dies <strong>mit</strong> einem Arm bewerkstelligen<br />
könnte - zumal die Prothese<br />
sie beim Klettern behinderte. In der<br />
Turnhalle legte sie ihre Prothese,<br />
nach mehrmaligen Versuchen die<br />
Wand hochzuklettern, ab. Ich war<br />
gespannt, was nun passieren würde.<br />
Mit leichter Angst - sie könnte ja<br />
herunterfallen - beobachtete ich, wie<br />
sie nun ohne Prothese versuchte zu<br />
klettern. Meine Angst war unberechtigt:<br />
Paula konnte Gefahren gut einschätzen<br />
<strong>und</strong> kletterte nur so weit,<br />
wie sie sich das zutraute - aber sie<br />
kletterte höher als je <strong>mit</strong> Prothese.<br />
Mir wurde durch Paula immer deutlicher<br />
vor Augen geführt, dass sie<br />
in ihrem alltäglichen Kindergartenleben<br />
wenig durch ihre Einarmigkeit<br />
behindert wurde. Jedoch sehr durch<br />
die Prothese, die ihr Körpergefühl<br />
erheblich einschränkte, ihre Bewegungsfreiheit<br />
zusammenschrumpfen<br />
ließ <strong>und</strong> sie beim Spielen <strong>und</strong> Klettern<br />
behinderte. Paulas Umfeld achtete<br />
bisher verstärkt darauf, dass sie<br />
die Prothese trug, <strong>und</strong> Paula kam<br />
diesem Wunsch in der Regel nach.<br />
Auch meine Aufgabe wirkte hier als<br />
Verstärkerin, reduzierte sie Paula<br />
doch auf ihre Prothese <strong>und</strong> <strong>Behinderung</strong>.<br />
Paula hatte bisher keine andere<br />
Wahlmöglichkeit gehabt, als die Prothese<br />
gemäß dem Wunsch ihres<br />
Umfeldes zu tragen. Desweiteren<br />
fand ich es sehr problematisch, dass<br />
ich Paula von der Gruppe separieren<br />
sollte, um <strong>mit</strong> ihr zu arbeiten.<br />
Dies führte dazu, dass Paula in ihrer<br />
Sonderrolle bestätigt wurde <strong>und</strong><br />
die Berührungsängste der anderen<br />
Kinder zunahmen. Außerdem waren<br />
viele Kinder neidisch auf die Sonderbehandlung<br />
von Paula.<br />
In Teamgesprächen thematisierte ich<br />
diese Problematik. Gemeinsam erarbeiteten<br />
wir Handlungsmöglichkeiten.<br />
Unsere Vorstellung war, dass<br />
ich <strong>mit</strong> Paula nicht mehr allein arbeiten<br />
sollte, sondern <strong>mit</strong> anderen <strong>Mädchen</strong><br />
aus der Kindergartengruppe.<br />
Dafür stand uns entweder die sog.<br />
Kinderküche oder die Turnhalle zur<br />
Verfügung. Ferner sollte Ziel meiner<br />
Tätigkeit nicht weiter die Einübung<br />
des Umgangs <strong>mit</strong> der Prothese sein.<br />
Vielmehr wollten wir Paula die Wahlmöglichkeit<br />
zwischen dem Tragen<br />
der Prothese <strong>und</strong> dem Weglassen<br />
der Prothese aufzeigen <strong>und</strong> sie da<strong>mit</strong><br />
befähigen, selber eine Entscheidung<br />
zu treffen. Paula war während all<br />
dieser Teamgespräche anwesend,<br />
spielte oder malte <strong>und</strong> schaltete sich<br />
ab <strong>und</strong> an in unser Gespräch ein.<br />
Wichtig war uns, Paula in unser Vorhaben<br />
<strong>mit</strong>einzubeziehen <strong>und</strong> sie als<br />
Expertin ihrer Situation anzuerkennen.<br />
Paula, der nicht zuletzt durch<br />
die Separationsmaßnahme Kontakte<br />
zu anderen <strong>Mädchen</strong> aus dem<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />
Kindergarten fehlten, war von der<br />
Idee begeistert, <strong>mit</strong> anderen <strong>Mädchen</strong><br />
aus ihrer Gruppe etwas zu machen.<br />
Der normale Tagesablauf sah dann<br />
so aus, dass ich zur Morgenr<strong>und</strong>e<br />
erschien, gemeinsam <strong>mit</strong> den <strong>Mädchen</strong><br />
überlegte, ob sie in die Küche<br />
wollten, um zu basteln oder in die<br />
Turnhalle, um zu spielen oder zu turnen.<br />
Paula fragte ich zunächst vor<br />
jeder Aktivität, ob sie die Prothese<br />
tragen möchte oder nicht. Fast immer<br />
entschied sie sich gegen sie -<br />
nur bei Außenaktivitäten schien die<br />
Prothese ihr einen Schutz vor „blöden<br />
Blicken“ zu geben. Nach kurzer<br />
Zeit sagte sie mir, dass ich sie<br />
nicht immer fragen solle - sie wüßte,<br />
wann sie die Prothese tragen wolle<br />
<strong>und</strong> wann nicht!<br />
Für die anderen <strong>Mädchen</strong> war es zunächst<br />
ungewohnt, Paula ohne Prothese<br />
zu sehen, <strong>und</strong> der Anblick ihrer<br />
Person <strong>mit</strong> fehlendem Arm löste<br />
Angst in ihnen aus. Aber die meisten<br />
Kinder hatten nun die Gelegenheit<br />
zu fragen <strong>und</strong> den Stumpf anzufassen.<br />
Nur ein <strong>Mädchen</strong> mochte Paula<br />
nicht anfassen. Die anderen <strong>Mädchen</strong><br />
fassten Paula ohne zu zögern<br />
bei Kreisspielen dort an, wo ihr Arm<br />
aufhörte. Durch ein Spiel, in dem sich<br />
alle anderen <strong>Mädchen</strong> eine Hand<br />
auf den Rücken binden <strong>und</strong> da<strong>mit</strong><br />
laufen, springen, klettern <strong>und</strong> spielen<br />
sollten, wurde den <strong>Mädchen</strong> bewußt,<br />
welche Leistung Paula jeden<br />
Tag vollbringt, <strong>und</strong> es wurde für sie<br />
nachvollziehbar, warum Paula manche<br />
Dinge nicht so machte, wie sie<br />
es gewohnt waren bzw. es selber taten.<br />
Für mich waren die Erfahrungen in<br />
‚info‘ - b<strong>und</strong>es organisationsstelle behinderte frauen<br />
9
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />
10<br />
diesem Kindergarten die beeindrukkendsten<br />
in der Arbeit <strong>mit</strong> <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en. Bewusst wurde<br />
mir auch mein eigenes Gedankengefängnis.<br />
Selbst nach jahrelanger<br />
Arbeit <strong>mit</strong> Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en<br />
ertappte ich mich dabei, wie<br />
gesellschaftliche Zuschreibungsprozesse<br />
an Menschen <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en<br />
sich in mir widerspiegelten <strong>und</strong><br />
zum Behüten-wollen <strong>und</strong> zum Nichtzutrauen<br />
führten. So war die Arbeit<br />
<strong>mit</strong> Paula spannend <strong>und</strong> sehr lehrreich.<br />
b<strong>und</strong>es organisationsstelle<br />
behinderte frauen<br />
Für alle Fans unserer Serie<br />
„Berühmte behinderte <strong>Frauen</strong>“!<br />
Brandneu erschienen ist nun, auf vielfachen<br />
Wunsch, das ausführliche Buch zur Serie!<br />
Sechzehn bekannte <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />
werden in „Berühmt - Beliebt - Behindert“ -<br />
Außerordentliche <strong>Frauen</strong> im Porträt von unseren<br />
beiden Autorinnen Hedwig Kaster-Bieker<br />
<strong>und</strong> Anneliese Mayer porträtiert. Sie können<br />
die Schrift gegen eine Versandkostenpauschale<br />
von 2.50 € in unserer Geschäftsstelle<br />
bestellen.<br />
‚info‘ - b<strong>und</strong>es organisationsstelle behinderte frauen<br />
Außerdem wurde mir bewusst, wie<br />
wichtig eine frühzeitig beginnende<br />
Arbeit <strong>mit</strong> <strong>Mädchen</strong> ist. In diesem Alter<br />
<strong>mit</strong> ihnen zu arbeiten, birgt viele<br />
Chancen in sich, sind doch die meisten<br />
noch nicht so starr in ihren Rollen<br />
festgelegt bzw. ‚zugerichtet‘.<br />
Paula wird nächstes Jahr in eine Regelschule<br />
gehen, <strong>und</strong> ich hoffe, dass<br />
sie sich ihre Entscheidungsfähigkeit,<br />
ob <strong>mit</strong> oder ohne Prothese, nicht<br />
nehmen lassen wird.<br />
Anmerkungen:<br />
(1) den Träger dieser Maßnahme verschweige<br />
ich an dieser Stelle, um Rückschlüsse<br />
auf das betreffende <strong>Mädchen</strong><br />
zu vermeiden.<br />
(2) Ich wiederhole an dieser Stelle in kursiver<br />
Schrift bewußt die Sprache der<br />
Institution. Sie spiegelt eine defi zitorientierte<br />
Sichtweise wider <strong>und</strong> macht<br />
deutlich, <strong>mit</strong> welcher Sicht auf <strong>Behinderung</strong><br />
gearbeitet wird.<br />
(3) Name ist von mir geändert worden.<br />
* Dieser Artikel wurde bereits veröffentlicht in: T.<br />
Kuhne/A.Mayer: Kissenschlacht <strong>und</strong> Minigolf. Zur<br />
Arbeit <strong>mit</strong> <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />
<strong>Behinderung</strong>en <strong>und</strong> Fähigkeiten. <strong>bifos</strong><br />
Schriftenreihe. Kassel 1998<br />
ANKÜNDIGUNG<br />
Am 30./31. August 2002 führt die<br />
‚b<strong>und</strong>es organisationsstelle behinderte<br />
frauen‘ in Kassel eine Fortbildung<br />
für Beraterinnen <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong><br />
aus verschiedenen Berufsgruppen<br />
durch, die <strong>mit</strong> dem Thema<br />
„Sexuelle Gewalt bei behinderten<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong>“ zu tun haben.<br />
Thema der zweitägigen Veranstaltung:<br />
Die Situation von behinderten<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong> im Strafverfahren<br />
bei (sexueller) Gewalt<br />
- Opferschutz zwischen Sozialarbeit<br />
<strong>und</strong> Justiz.<br />
Fortbildung<br />
Die Situation<br />
von behinderten<br />
<strong>Mädchen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Frauen</strong><br />
im Strafverfahren bei<br />
(sexueller) Gewalt<br />
30./31.8.2002<br />
in Kassel<br />
Nähere Informationen <strong>und</strong> Anmeldung<br />
b<strong>und</strong>es organisationsstelle behinderte frauen<br />
Kölnische Strasse 99<br />
34119 Kassel<br />
T: 0561 - 7 28 85 45<br />
F: 0561 - 7 28 85 44<br />
e.mail: service@<strong>bifos</strong>.de
Es ist bekannt, dass Kinder, denen<br />
vorgelesen wird, <strong>und</strong> die später<br />
selbst lesen, ihren Horizont erweitern<br />
<strong>und</strong> sensibler für andere Menschen<br />
<strong>und</strong> Lebensweisen werden.<br />
Deshalb ist es begrüßenswert, dass<br />
seit etwa Anfang der 70er Jahre<br />
Themen, von denen man lange annahm,<br />
sie seien Heranwachsenden<br />
nicht zuzumuten, allmählich Einzug<br />
in das Kinder- <strong>und</strong> Jugendbuch gehalten<br />
haben. Zunehmend spiegelt<br />
sich auch hier die Realität, sachlich<br />
<strong>und</strong> ungeschönt, wider.<br />
hat ein <strong>junge</strong>s, sportliches <strong>Mädchen</strong><br />
bei einem Unfall ein Bein verloren.<br />
Die Autorin schildert sehr realistisch,<br />
wie sich alle an das neue Leben <strong>mit</strong><br />
dem „Beinstumpf“ gewöhnen müssen.<br />
Streckenweise wird in diesem<br />
frühen realistischen Buch zum Thema<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> noch<br />
zu viel psychologisiert. Ein wenig<br />
penetrant ist auch der häufi ge Hinweis<br />
auf das „Da<strong>mit</strong>-fertig-werdenmüssen“,<br />
als könne man je <strong>mit</strong> einer<br />
solchen <strong>Behinderung</strong> „fertig werden“<br />
<strong>und</strong> sie dann sozusagen ad acta le-<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />
erzählt auf eindringliche Weise, wie<br />
einem <strong>Mädchen</strong> in Mosambik durch<br />
Landminen beide Beine abgerissen<br />
werden <strong>und</strong> wie sie <strong>mit</strong> dieser starken<br />
Beeinträchtigung ihren Platz in<br />
der Gesellschaft fi ndet.<br />
Bereits für ganz kleine Kinder gibt<br />
es phantasievolle, gut gemachte Bilderbücher,<br />
die auf spielerisch-leichte<br />
Art etwas vom Anders- <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
doch ganz Normalsein behinderter<br />
Menschen ver<strong>mit</strong>teln. An erster<br />
Stelle zu nennen ist hier das<br />
in diesem Jahr wieder neu aufgeleg-<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> <strong>und</strong> chronischer<br />
Krankheit im aktuellen Kinder- <strong>und</strong> Jugendbuch<br />
von Hedwig Kaster-Bieker<br />
Man hat jedoch auch erkannt, dass<br />
Literatur mehr ist als Sozialreportage<br />
– sie darf nicht nur belehrend<br />
sein, nein, sie muss, um überhaupt<br />
zur Kenntnis genommen zu werden,<br />
in erster Linie gut unterhalten. Nichts<br />
stört den Leser <strong>und</strong> die Leserin mehr,<br />
als der didaktisch erhobene Zeigefi<br />
nger. Will ein Autor oder eine Autorin<br />
eine „Botschaft“ <strong>mit</strong> einem Buch<br />
aussenden, muss diese geschickt<br />
verpackt werden. Im deutschsprachigen<br />
Raum haben mehrere renommierte<br />
Jugendbuchautoren <strong>und</strong> -autorinnen<br />
<strong>Behinderung</strong>en <strong>und</strong> chronische<br />
Krankheiten bei Kindern als<br />
Thema aufgegriffen. Den Anfang<br />
machten mehrere <strong>mit</strong>tlerweile zu<br />
„Klassikern“ gewordene Bücher -<br />
sie stehen auf Lektüreplänen im<br />
Deutschunterricht! - von Peter Härtling,<br />
Max von der Grün <strong>und</strong> Mirjam<br />
Pressler, sowie Cordula Zickgrafs Mit<br />
einem Bein im Leben. Im letztgenannten,<br />
1991 erschienenen Buch<br />
gen. Positiv bleibt jedoch festzuhalten:<br />
Ein Anfang ist gemacht. <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>en werden<br />
ernst genommen, sind nicht mehr<br />
ausschließlich – man denke an die<br />
gelähmte Klara in Johanna Spyris<br />
berühmtem Klassiker Heidi von 1880<br />
– Gegenstand des allgemeinen Mitleides.<br />
Fahndet man in den Neuerscheinungen<br />
der letzten Jahre etwas genauer<br />
nach Büchern über behinderte<br />
<strong>Mädchen</strong>, kann man einige interessante<br />
Entdeckungen machen. Zunächst<br />
einmal: Es gibt sie häufi ger<br />
als vermutet. Und zum zweiten: Es<br />
sind etliche sehr gute Bücher darunter,<br />
die <strong>mit</strong> diversen Literaturpreisen<br />
ausgezeichnet wurden. Der Schwede<br />
Henning Mankell beispielsweise,<br />
bekannt in erster Linie als Krimiautor,<br />
bekam 1999 für sein Jugendbuch<br />
Das Geheimnis des Feuers unter<br />
anderem den Katholischen Kinder-<br />
<strong>und</strong> Jugendbuchpreis. Mankell<br />
te Buch Kathrin spricht <strong>mit</strong> den Augen<br />
von Kathrin Lemler <strong>und</strong> Stefan<br />
Gemmel. Aus der Perspektive eines<br />
schwer körperlich behinderten <strong>Mädchen</strong>s<br />
erfährt man – unterstützt von<br />
anschaulichen Illustrationen -, was<br />
es bedeutet, sich nicht über die übliche<br />
Lautsprache <strong>mit</strong>teilen zu können.<br />
Im Bilderbuch werden menschliche<br />
Probleme oft ins Tierreich verlegt,<br />
weshalb bei Büchern für Kinder im<br />
Vorschulalter selten geschlechtsspezifi<br />
sch differenziert wird, d.h. der<br />
Hase auf Rädern oder der kleine<br />
Spatz kann Junge <strong>und</strong> <strong>Mädchen</strong> sein<br />
(siehe unten: „Empfehlenswerte Bilderbücher“).<br />
Interessante Bücher für Kinder von<br />
etwa 8 –11 Jahren, in denen behinderte<br />
<strong>Mädchen</strong> eine wichtige Rolle<br />
spielen, sind schon vor einigen<br />
Jahren erschienen. Dazu gehören<br />
Martina Dierks Rollstuhlprinzessin<br />
(1997), Moritz Gleitzmans Quassel-<br />
‚info‘ - b<strong>und</strong>es organisationsstelle behinderte frauen<br />
11
„Berühmte“ behinderte <strong>Frauen</strong><br />
12<br />
strippe (1998) über ein nicht sprechendes<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> Heidi Hassenmüllers<br />
Kein Beinbruch (1999).<br />
Hier wird ein <strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong> sogenannter<br />
geistiger <strong>Behinderung</strong> allmählich<br />
von ihrem nicht behindertem<br />
Zwillingsbruder akzeptiert.<br />
Bei den Neuerscheinungen ab dem<br />
Jahr 2000 für Leser <strong>und</strong> Leserinnen<br />
ab ca. 13/14 Jahren gibt es<br />
mehrere sehr bemerkenswerte Bücher:<br />
Der Fall Mary-Lou des Schweden<br />
Stefan Casta wurde 2001 <strong>mit</strong> der<br />
„Silbernen Feder“ des „Deutschen<br />
Ärztinnenb<strong>und</strong>es“ * prämiert. In diesem<br />
Roman geht es sensibel <strong>und</strong><br />
unsentimental um ein <strong>junge</strong>s <strong>Mädchen</strong>,<br />
das seit zwei Jahren auf den<br />
Rollstuhl angewiesen ist. Alleine <strong>mit</strong><br />
einem Fre<strong>und</strong>, den sie noch aus der<br />
Zeit vor ihrem Unfall kennt, verbringt<br />
sie ein paar Ferienwochen in einem<br />
Sommerhaus am Meer. Beide lernen<br />
sich <strong>und</strong> den anderen besser<br />
kennen, doch verzichtet der Autor<br />
auf ein plattes Happy-End. Sehr vielschichtig<br />
ist der Roman von Martina<br />
Dierks Romeos Küsse. Ob sich die<br />
Autorin deshalb so gut in die Gefühlswelt<br />
eines fünfzehnjährigen <strong>Mädchen</strong>s<br />
<strong>mit</strong> Spastik versetzen kann,<br />
weil ihre eigene Tochter <strong>mit</strong> dieser<br />
<strong>Behinderung</strong> lebt? Gute Unterhaltung<br />
bietet das fl ott geschriebene<br />
Buch von Tor Seidler Das Geheimnis<br />
der Luft. Es handelt von einem<br />
couragierten <strong>Mädchen</strong>, das stottert.<br />
Unübersehbar bei Büchern für Jugendliche<br />
ist ein Trend, den es so<br />
leider auch in der Realität gibt: die<br />
Zunahme psychischer Probleme verschiedenster<br />
Art. Da gibt es magersüchtige<br />
<strong>Mädchen</strong>, etwa bei Heidi<br />
Hassenmüller Majas Macht <strong>und</strong><br />
Moïra Müllers Ich hatte Anorexie.<br />
Packend geschildert werden <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>mit</strong> Angstneurosen, beispielsweise<br />
von der Engländerin Rosie<br />
‚info‘ - b<strong>und</strong>es organisationsstelle behinderte frauen<br />
Rushton Wer hält mich, wenn ich<br />
falle? oder Verrückt vor Angst von<br />
Jana Frey, die schon <strong>mit</strong> einigen<br />
„Problembüchern“ Aufmerksamkeit<br />
erregte. Im jüngsten Werk aus ihrer<br />
Feder, Der verlorene Blick, schildert<br />
sie eine Heranwachsende, deren Augen<br />
bei einem Autounfall irreparabel<br />
geschädigt werden. Das Buch beschreibt<br />
vor allem die erste Zeit nah<br />
dem Unfall. Die 15-Jährige durchlebt<br />
extreme Gefühlsschwankungen,<br />
von Wut, Selbsthass <strong>und</strong> Depression<br />
bis zur allmählichen Annäherung<br />
<strong>und</strong> Akzeptanz der Tatsache,<br />
dass sie blind ist. Jana Freys Bücher<br />
sind aus Gesprächen <strong>mit</strong> betroffenen<br />
<strong>Mädchen</strong> entstanden, sie<br />
wirken überwiegend sehr überzeugend,<br />
doch leiden sie manchmal<br />
an einer Problemüberfrachtung <strong>und</strong><br />
dem zwanghaft wirkenden guten<br />
Ausgang.<br />
Psychologisch eindringlich <strong>und</strong><br />
gleichzeitig aus medizinischer Sicht<br />
sehr kompetent, schildert die Amerikanerin<br />
Terry Spencer Hesser in Tyrannen<br />
im Kopf, was es bedeutet, an<br />
OCD zu leiden, einer sogenannten<br />
Zwangserkrankung.<br />
Eine ganz andere Atmosphäre<br />
herrscht in Ruth Whites – ebenfalls<br />
Amerikanerin - Helle Sonne, dunkler<br />
Schatten: Poetisch <strong>und</strong> <strong>mit</strong> großem<br />
Mitgefühl erinnert sich eine Dreizehnjährige<br />
an ihre ältere Schwester,<br />
die unheilbar an Schizophrenie<br />
erkrankte.<br />
Sehr spannend erzählt <strong>und</strong> sowohl<br />
thematisch als auch erzähltechnisch<br />
hochinteressant ist Adriana Sterns<br />
Buch Hannah <strong>und</strong> die Anderen. Die<br />
vielen Ich-Perspektiven entsprechen<br />
hier den verschiedenen Personen,<br />
die ein <strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong> Multipler Persönlichkeit<br />
in sich vereinigt.<br />
Auch das Thema der Euthanasie behinderter<br />
Menschen fi ndet sich in<br />
Jugendbüchern wieder. Lois Lowrys<br />
Auf der Suche nach dem Blau ist<br />
ein sehr ernstes <strong>und</strong> auch umstrittenes<br />
Buch. Von manchen Rezensenten<br />
als zu deprimierend abgelehnt,<br />
wurde es von anderen hochgelobt<br />
<strong>und</strong> als „Buch des Monats“ ausgezeichnet.<br />
In poetischer Form wird<br />
dargestellt, wie das Ausmerzen Arbeitsunfähiger<br />
eine brutale Zukunftswelt<br />
beherrscht, in der nur Außenseiter<br />
- unter ihnen die hinkende<br />
Kira - ein wenig Humanität gerettet<br />
haben.<br />
Ganz realistisch, ohne jede Beschönigung,<br />
greift ein anderes Buch die<br />
Themen Schwerstbehinderung <strong>und</strong><br />
Euthanasie auf: Cornelia Kurth in Ein<br />
Jahr <strong>mit</strong> 90 Tagen. Gerade für behinderte<br />
LeserInnen dürfte dieses Buch<br />
„starker Tobak“ sein, denn streckenweise<br />
artikuliert hier die 19-jährige<br />
Palma, eine Behindertenassistentin,<br />
unverblümt ihren Hass auf pfl egebedürftige<br />
Menschen. Nur allmählich<br />
entwickelt sich bei dieser Figur eine<br />
humanere Einstellung.<br />
Wie selbstverständlich Heranwachsende<br />
<strong>mit</strong> einem Handicap leben<br />
können, schildert dagegen Doris<br />
Meißner-Johannknecht in E-M@il<br />
in der Nacht. Durch einen besonderen<br />
Überraschungseffekt erfährt<br />
man erst am Schluss des Buches,<br />
dass die Hauptperson, die Farbige<br />
Rosanna, nicht laufen kann.<br />
Nicht unerwähnt bleiben darf die<br />
neueste einfühlsame Biografi e über<br />
Helen Keller, die in einem Jugendbuchverlag<br />
erschienen ist <strong>und</strong> vor<br />
allem die frühen Jahre der weltbekannten<br />
taubblinden Amerikanern<br />
schildert: Katja Behrens, Alles Sehen<br />
kommt von der Seele.<br />
Fazit: Es lohnt sich, Bücher über<br />
<strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> <strong>und</strong> chronischer<br />
Krankheit zu lesen. Zwar<br />
wirkt – wie so oft im Jugendbuch –<br />
manches noch leicht geschönt <strong>und</strong><br />
vielleicht auch zu optimistisch (die
vielen verständnisvollen Eltern <strong>und</strong><br />
Fre<strong>und</strong>e!, die häufi g zum Teil an<br />
den Haaren herbeigezogenen glücklichen<br />
Zufälle!), aber: <strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>Behinderung</strong> werden als ganz „normale“<br />
Jugendliche erkannt – <strong>und</strong><br />
auch ihnen wird zugestanden, sich<br />
zu verlieben, wütend zu sein, ratlos,<br />
traurig <strong>und</strong> lebensfroh.<br />
Und ganz zum Schluss noch ein<br />
Buch, das niemanden kalt lassen<br />
dürfte: Gabor Steingast zeichnet<br />
in Die stumme Prinzessin die Geschichte<br />
der gehörlosen elfjährigen<br />
Danijela auf, die auf der Flucht aus<br />
Ex-Jugoslawien in einer Hamburger<br />
Obdachlosensiedlung gelandet ist.<br />
Das Buch ist ganz aus der Perspektive<br />
des Kindes erzählt <strong>und</strong> kann<br />
deshalb auch mühelos von Jugendlichen<br />
verstanden werden. Fesselnd<br />
geschrieben, sachlich <strong>und</strong> poetisch<br />
gleichermaßen, ist das Buch hervorragend<br />
geeignet, Vorurteile abzubauen.<br />
Danijela darf in Deutschland<br />
zum ersten Mal eine Schule für Gehörlose<br />
besuchen. Eine neue Welt<br />
eröffnet sich ihr. Diese Erfahrung<br />
wird zu einem w<strong>und</strong>erbaren Plädoyer<br />
für die Gebärdensprache:<br />
„Diese Sprache ist wie Malen, nur<br />
ohne Farbe <strong>und</strong> ohne Papier, sie besteht<br />
aus feinen <strong>und</strong> groben Pinselstrichen,<br />
die <strong>mit</strong> der Hand direkt in<br />
die Luft gezeichnet werden...Dieser<br />
Schleier, der sich so oft über die Dinge<br />
legt, der in meinem Leben vieles<br />
unklar <strong>und</strong> unscharf, manches komplett<br />
unverständlich gemacht hat, ist<br />
plötzlich wie weggerissen. Endlich<br />
habe ich eine klare Sicht...“<br />
* Der Deutsche Ärztinnenb<strong>und</strong> zeichnet Kinder-<br />
<strong>und</strong> Jugendbücher aus, die sich im weitesten<br />
Sinne <strong>mit</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Krankheit befassen.<br />
Eine Dokumentation „25 Jahre Silberne<br />
Feder 1976-2001“ kann gegen eine Schutzgebühr<br />
von 3 Euro plus Portokosten angefordert<br />
werden bei: Dr. Barbara von Korff<br />
Schmising, Königstr. 56, 53115 Bonn, Tel.<br />
0228/327808, Fax: 0228/2424549; e-mail:<br />
bschmising@aol.com<br />
Besprochene Bücher (ab etwa 13/14 Jahre)<br />
(erschienen 2000 bis 2002)<br />
„Berühmte“ behinderte <strong>Frauen</strong><br />
Behrens, Katja: Alles Sehen kommt von der Seele.<br />
Die Lebensgeschichte der Helen Keller Weinheim, Beltz & Gelberg, 2001<br />
Casta, Stefan: Der Fall Mary-Lou.<br />
Aus dem Schwedischen von Angelika Kutsch. Hamburg, Oetinger, 2000<br />
Dierks, Martina: Romeos Küsse. Berlin/München, Altberliner Verlag, 2000<br />
Frey, Jana: Der verlorene Blick: Leonies Geschichte. Ein <strong>Mädchen</strong> erblindet. Bindlach,<br />
Loewe, 2002 (Adressen von Beratungsstellen im Anhang)<br />
Frey, Jana: Verrückt vor Angst: Noras Geschichte.<br />
Ein <strong>Mädchen</strong> in der Jugendpsychiatrie. Bindlach, Loewe, 2001 (Adressen von Beratungsstellen<br />
im Anhang)<br />
Hassenmüller, Heidi: Majas Macht. Hamburg, Ellermann, 2001<br />
Hesser, Terry Spencer: Tyrannen im Kopf. Taras Geschichte. Aus dem amerikan. Engl.<br />
von Petra Koob-Pawis. Mit einem Nachwort von Dipl.-Psych. Dr. Jutta Herrlich. Aarau/<br />
Frankfurt/M, Sauerländer, 2001 (Adressen von Beratungsstellen im Anhang)<br />
Kurth, Cornelia: Ein Jahr <strong>mit</strong> 90 Tagen. Reinbek bei Hamburg, Rowohlt Taschenbuch Verlag<br />
GmbH, 2001<br />
Lowry; Lois: Auf der Suche nach dem Blau. Aus dem Amerikan. von Henning Ahrens. Hamburg,<br />
Carlsen Verlag, 2001<br />
Meißner-Johannknecht: E-M@il in der Nacht. Hamburg, Ellermann, 2002<br />
Müller, Moïra:„Ich hatte Anorexie“. Tagebuch einer Heilung. Aus dem Niederländischen von<br />
Marianne Holberg. Stuttgart, Verlag Urachhaus, 2001<br />
Rushton, Rosie: Wer fängt mich wenn ich falle? Aus dem Englischen von Stephanie von<br />
Selchow. München, C. Bertelsmann Jugendbuch Verlag, 2001<br />
Seidler, Tor: Das Geheimnis der Luft. München, C. Bertelsmann Jugendbuch Verlag, 2000<br />
Steingart, Gabor: Die stumme Prinzessin. Ein Leben in Deutschland. München, List Verlag,<br />
2002<br />
Stern, Adriana: Hannah <strong>und</strong> die Anderen. Hamburg, Argument Verlag, 2001. Mit einem<br />
Nachwort der Autorin <strong>und</strong> Adressen von Beratungsstellen im Anhang<br />
White, Ruth: Helle Sonne, dunkler Schatten. Aus dem amerikan. Englisch von Eva Riekkert.<br />
Stuttgart, Verlag Freies Geistesleben, 2002<br />
Empfehlenswerte neue Bilderbücher (ab ca. 4/5 Jahre)<br />
Lemler, Kathrin / Stefan Gemmel: Kathrin spricht <strong>mit</strong> den Augen. Wie ein behindertes Kind<br />
lebt. Kevelaer, Verlag Butzon & Bercker, 2002<br />
Pieper, Christiane: Josefi ne, der Bär <strong>und</strong> Bär.<br />
Wuppertal, Peter Hammer Verlag, 2001<br />
Solotareff, Grégoire: Rollstiefelchen. Aus dem Französischen von Karl A. Klever. Frankfurt<br />
/M.: Moritz Verlag, 2000<br />
Weninger, Brigitte/Julia Ginsbach: Lauf, kleiner Spatz! Zürich, Atlantis, pro juventute, 2001<br />
(<strong>mit</strong> Begleitbroschüre: lernen <strong>mit</strong> einem handicap zu leben)<br />
Willis, Jeanne/ Ross, Tony: Susi lacht. Deutsch von Peter Baumann. Oldenburg, Lappan<br />
Verlag, 2000<br />
‚info‘ - b<strong>und</strong>es organisationsstelle behinderte frauen<br />
13
„Berühmte“ behinderte <strong>Frauen</strong><br />
14<br />
‚info‘ - b<strong>und</strong>es organisationsstelle behinderte frauen<br />
In allen vorangegangenen Ausgaben<br />
des info wurde eine berühmte<br />
Frau <strong>mit</strong> einer <strong>Behinderung</strong> porträtiert.<br />
Denjenigen, die das Heft regelmäßig<br />
lesen, ist dabei sicherlich aufgefallen,<br />
dass die vorgestellten <strong>Frauen</strong><br />
<strong>mit</strong> den unterschiedlichsten <strong>Behinderung</strong>en<br />
leb(t)en. Auffällig dabei<br />
ist, dass wir bislang über keine Frau<br />
<strong>mit</strong> einer geistigen <strong>Behinderung</strong> geschrieben<br />
haben <strong>und</strong> es stellt sich<br />
die Frage, ob es überhaupt berühmte<br />
<strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> einer geistigen <strong>Behinderung</strong><br />
gibt.<br />
Ich habe mich auf die Suche begeben<br />
<strong>und</strong> festgestellt, dass es ein<br />
schwieriges Unterfangen ist, eine<br />
Frau <strong>mit</strong> einer sogenannten geistigen<br />
<strong>Behinderung</strong> zu fi nden, die <strong>mit</strong> einer<br />
künstlerischen oder anderen Begabung<br />
nennenswert in Erscheinung<br />
getreten ist. Auch bei Menschen <strong>mit</strong><br />
geistiger <strong>Behinderung</strong> lässt sich das<br />
gleiche Phänomen beobachten wie<br />
bei Körperbehinderten: die Männer<br />
werden eher gefördert <strong>und</strong> treten an<br />
die Öffentlichkeit. Erinnert sei hier<br />
nur an den autistischen Autor Birger<br />
Sellin oder an die beiden Schauspieler<br />
<strong>mit</strong> Down Syndrom, Bobby Brederlow<br />
(Deutschland) <strong>und</strong> Christian<br />
Polster (Österreich). Auch bei den<br />
inzwischen zahlreichen Bands <strong>mit</strong><br />
geistigbehinderten Musikern fi nden<br />
wir hauptsächlich männliche Mitglieder<br />
an den Instrumenten, während<br />
<strong>Frauen</strong> allenfalls in der altbewährten<br />
Rolle als Sängerin auftreten. Eine<br />
Ausnahme bildet meiner Kenntnis<br />
nach die Londoner Gruppe „Heart`n<br />
Soul“, bei der sowohl <strong>Frauen</strong> als<br />
auch Männer <strong>mit</strong> einer lern- oder<br />
geistigen <strong>Behinderung</strong> als aktive InterpretInnen<br />
auftreten.<br />
Dennoch: Bei genauerem Hinsehen<br />
fi nden sich auch <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> einer<br />
mentalen Einschränkung, die künstlerisch<br />
tätig sind. Eine von ihnen<br />
ist die Niederländerin Alida Schaap,<br />
die vor zwei Jahren für ihre Bilder<br />
<strong>mit</strong> dem damals neu eingerichteten<br />
EUWARD ausgezeichnet wurde. Der<br />
EUWARD ist ein europäischer Kunst-<br />
preis, der an MalerInnen <strong>und</strong> ZeichnerInnen<br />
aus Kunstwerkstätten für<br />
Behinderte vergeben wird. Der Preis<br />
wurde von der Kunstwerkstatt des<br />
Heilpädagogischen Centrum Augustinum<br />
in München ins Leben gerufen.<br />
Alle zwei Jahre fi ndet sich eine<br />
Jury, bestehend aus drei renommierten<br />
KünstlerInnen, zusammen, um<br />
aus den eingeschickten Bildern <strong>und</strong><br />
Collagen drei Personen für den Preis<br />
zu benennen. Der EUWARD ist insgesamt<br />
auf 19000 Euro dotiert <strong>und</strong><br />
wird dieses Jahr im Sommer erneut<br />
vergeben. 1 Bedauerlich ist, dass nunmehr<br />
die Schirmherrschaft von der<br />
Kulturpolitik in den Bereich der Behindertenpolitik<br />
gewechselt hat. Dieses<br />
Jahr übernimmt sie der B<strong>und</strong>esbeauftragte<br />
für die Belange der Behinderten<br />
<strong>und</strong> nicht mehr der zuständige<br />
Staatsminister für Kunst <strong>und</strong><br />
Kultur.<br />
Bei der ersten Preisverleihung, im<br />
Jahr 2000, kamen 19 von 750<br />
BewerberInnen in die Vorauswahl.<br />
„Berühmte“ behinderte <strong>Frauen</strong><br />
Die Malerin Alida Schaap *1960<br />
von Anneliese Mayer<br />
Die AnwärterInnen für den EU-<br />
WARD stammten hauptsächlich aus<br />
Deutschland, Frankreich, Belgien,<br />
den Niederlanden <strong>und</strong> England. Unter<br />
den 19 BewerberInnen waren lediglich<br />
drei <strong>Frauen</strong> vertreten: Alida<br />
Schaap, Natalie van de Kaa <strong>und</strong><br />
Fernanda Reyns. Alida Schaap erhielt<br />
den 1. Preis, der 2. <strong>und</strong> 3. Preis<br />
ging an ihre männlichen Kollegen<br />
Edm<strong>und</strong> Krengel <strong>und</strong> Adolf Beutler<br />
aus Deutschland.<br />
.<br />
Alida Schaap’s Bilder beeindrucken<br />
durch ihre Direktheit, sie malt <strong>und</strong><br />
gestaltet sehr plastisch. Die Themen<br />
befassen sich vor allem <strong>mit</strong> Sexualität<br />
<strong>und</strong> Tod. Dass Alidas Bilder<br />
eine große Eigenwilligkeit aufweisen,<br />
ist unverkennbar. Sie macht es der<br />
Betrachterin nicht einfach. Es sind<br />
Zeichnungen oder Collagen, die auf<br />
den ersten Blick zwar unschuldig<br />
<strong>und</strong> naiv wirken, wie es oft von geistig<br />
behinderten KünstlerInnen erwartet<br />
wird. Bei genauerer Betrachtung<br />
fi ndet sich jedoch eine tiefe<br />
Hintergründigkeit in ihren Kunstwer-
ken. Ihre Bilder wirken irritierend <strong>und</strong><br />
schockierend. Sie eröffnen Einblicke<br />
<strong>und</strong> wahren kein Geheimnis. Alida<br />
lässt uns hinter die Fassade blicken,<br />
sie schiebt die Vorhänge beiseite,<br />
öffnet die Fenster <strong>und</strong> konfrontiert<br />
uns <strong>mit</strong> den „nackten“ Tatsachen.<br />
Alida Schaap wurde am 27. Oktober<br />
1960 geboren. Sie lebt in Den Haag<br />
<strong>und</strong> arbeitet seit dessen Gründung<br />
1995 im „Atelier de Haagse School“,<br />
einer Kunstwerkstatt für geistigbehinderte<br />
Menschen. Seit 1996 zeigte<br />
sie ihre Bilder bei Ausstellungen<br />
der Kunstwerkstatt in Den Haag <strong>und</strong><br />
Utrecht. Im Jahr 2000 hatte sie eine<br />
Einzelausstellung in Amsterdam am<br />
Theater „de Trust“ <strong>mit</strong> ihren „Zeichnungen<br />
über Dr. Bock“. Zuletzt waren<br />
ihre Bilder von November 2001<br />
bis Februar 2002 in der von der B<strong>und</strong>esvereinigung<br />
LEBENSHILFE organisierten<br />
Ausstellung „Femme enciente<br />
á l‘oiseau“ in Marburg zu sehen.<br />
Als ich <strong>mit</strong> der Bitte um Ver<strong>mit</strong>tlung<br />
an die Leiterin der Kunstwerkstatt<br />
schrieb <strong>und</strong> nähere Informationen<br />
über das Leben von Alida einholen<br />
wollte, bekam ich eine Absage. Alida<br />
war nicht da<strong>mit</strong> einverstanden,<br />
dass über sie ein Artikel geschrieben<br />
werden sollte, in einer Sprache,<br />
die sie nicht versteht. Sie hatte nach<br />
der Preisverleihung negative Erfahrungen<br />
<strong>mit</strong> der Presse gemacht. Ich<br />
kann diese Vorbehalte Alidas sehr<br />
gut verstehen <strong>und</strong> möchte deshalb<br />
hier ein Interview wiedergeben, das<br />
sie <strong>mit</strong> den beiden Leitern des „Atelier<br />
de Haagse School“, Lauri Kramer<br />
<strong>und</strong> Peke Hofmann, vor einiger<br />
Zeit geführt hat <strong>und</strong> das in drei Sprachen<br />
- Niederländisch, Deutsch <strong>und</strong><br />
Englisch - im Ausstellungskatalog zu<br />
fi nden ist: 2<br />
„Ich möchte gerne mein eigenes<br />
Atelier haben, später. Aber es ist noch<br />
viel zu tun. Zum Beispiel möchte ich<br />
besser Porträtieren lernen <strong>und</strong><br />
perspektivisches Zeichnen. Oder <strong>mit</strong><br />
Kollegen (Marianne) gemeinsam künstlerisch<br />
arbeiten, dann kann man richtig<br />
was auf die Beine stellen. Und das<br />
Thema ‚kleine Kinder‘. Ich liebe kleine<br />
Kinder. Und Landschaften wie das eine<br />
Mal bei der Projektwoche in Villers.<br />
Ich habe so viele Ideen <strong>und</strong> aus jeder<br />
Idee möchte ich etwas machen.“<br />
P.H.: „Alida, du malst gerne Porträts von<br />
Menschen, die gestorben sind.“<br />
A.S.: „Es ist eine wertvolle Erinnerung<br />
an diese Menschen, <strong>und</strong> es wird mir<br />
richtig warm ums Herz, wenn ich die<br />
Porträts anschaue.“<br />
L.K.: „Eine deiner bevorzugten Arbeiten<br />
ist das Porträt deines Vaters?“<br />
A.S.: „Es ist das Beste, was ich je gemacht<br />
habe. Es ist sehr schwer, die<br />
Hautfarbe hinzukommen <strong>und</strong> vom Hellen<br />
ins Dunkeln zu arbeiten. Das fi nde<br />
ich schwierig <strong>und</strong> brauche immer sehr<br />
lange dazu. Aber man kann gut sehen,<br />
dass es mein Vater ist, es gleicht ihm<br />
sehr. Es ist ein sehr persönliches Gemälde,<br />
denn so kann er immer bei mir <strong>und</strong><br />
bei meiner Mutter sein.“(Anmerkung:<br />
Der Vater ist gestorben. AM)<br />
L.K.: „Ein anderes von dir bevorzugtes<br />
Thema ist Pornografi e. Vor kurzem hast<br />
du an einem Projekt in Zusammenarbeit<br />
<strong>mit</strong> dem ‚Theater de Trust‘ in Amsterdam<br />
gearbeitet, wo du dieses Thema<br />
entwickelt hast.“ (Alida Schaap war von<br />
einem Charakter aus einem der Stücke<br />
inspiriert. Es handelt sich um Dr. Bock<br />
aus dem Stück „Die Hochzeit“ von Elias<br />
Canetti. Für sie ist Dr. Bock ein ganz gemeiner<br />
Mann. Er kann die <strong>Frauen</strong> nicht<br />
in Ruhe lassen <strong>und</strong> zwingt sie zu Sex.<br />
Alida benutzte ihre Phantasie <strong>und</strong> gab<br />
Dr. Bock ein Eigenleben. Sie machte ihn<br />
deshalb zum Besitzer eines Sexshops,<br />
der sonderbare Dinge verkauft.)<br />
A.S.: „Ich fi nde es lustig, Sexuelles zu<br />
zeichnen. Es ist spannend, gefährlich<br />
<strong>und</strong> vor allem auch spaßig.“<br />
„Berühmte“ behinderte <strong>Frauen</strong><br />
P.H.: „Gefahr, das ist ein anderer Begriff,<br />
der <strong>mit</strong> deinem Werk assoziiert werden<br />
kann. Deine Lieblingstiere sind Raubtiere<br />
wie Haie, Raubvögel, Würgeschlangen<br />
<strong>und</strong> Löwen.“<br />
A.S.: „Ich fi nde, das sind w<strong>und</strong>erbare<br />
Tiere. Es ist spannend, wenn Tiere so<br />
stark sind, das sie andere Tiere töten<br />
können.“<br />
P.H.: „Alida, du verwendest gerne ganz<br />
verschiedene Materialien, <strong>mit</strong> denen du<br />
dich in deiner Arbeit auszudrücken versuchst.<br />
Am Anfang deiner Arbeit hast<br />
du die Acrylfarbe für dich entdeckt, jetzt<br />
aber bevorzugst du Mischtechniken. In<br />
den letzten Jahren hast du Collagen<br />
für dich entdeckt. Wie kamst du dazu,<br />
<strong>mit</strong> verschiedenen Materialien zu experimentieren?“<br />
A.S.: „Ich mag Materialien wie Glas,<br />
Streichhölzchen, Spiegelscherben, Stoffe,<br />
Holz <strong>und</strong> Klebeplastik. Ich mag auch<br />
Überraschungen wie kleine Türen in<br />
meiner Arbeit, die man öffnen kann,<br />
wohinter sich ein Witz verbirgt. Mein<br />
Hobby ist, auf dem Flohmarkt zu bummeln.<br />
Mein Zimmer ist voll <strong>mit</strong> merkwürdigen<br />
Sachen, die ich auf dem Markt<br />
erstanden habe, wie Kuscheltiere, Sparschweine<br />
<strong>und</strong> mein größter Stolz ist eine<br />
Gießkanne, in Form eines Penis.“<br />
L.K.: „Bevor du endgültig ein Gemälde<br />
anfängst, machst du meistens eine Anzahl<br />
von Skizzen?“<br />
A.S.: „Im Atelier habe ich gelernt, Skizzen<br />
zu machen. Skizzen helfen, die guten<br />
Formen zu fi nden <strong>und</strong> eine Komposition<br />
zu machen. Aber es macht auch<br />
Spaß, gleich sauber zu arbeiten. Dann<br />
benutze ich ganz einfach viel meinen<br />
Radiergummi Meine Betreuer fi nden es<br />
nicht gut, wenn ich viel wegradiere. Ich<br />
verstehe eigentlich nicht warum sie das<br />
nicht gut fi nden.“<br />
L.K.: „Künstler zu sein bedeutet nun ja,<br />
mehr als nur regelmäßig ins Atelier zu<br />
gehen.“<br />
A.S.: „Im Kopf bin ich immer <strong>mit</strong> meiner<br />
Arbeit beschäftigt. Wenn ich abends zu<br />
Bett gehe, mache ich mir Gedanken<br />
über meine Gemälde. Welche Farben<br />
ich verwenden werde <strong>und</strong> wie ich es<br />
besser machen kann.“<br />
(Footnotes)<br />
1 Nähere Informationen über die Preisverleihung <strong>und</strong> diesjährige Ausstellung der Werke<br />
der nominierten KünstlerInnen vom 7.-25. August in der Galerie der Künste in München<br />
sind über die Kunstwerkstatt des HPCA. Klaus Mecherlein, Hirschplanallee 2, 85764<br />
Oberschleißheim zu erfragen oder über die homepage www.euward.de abzurufen<br />
2 Heilpädagogisches Centrum Augustinum: EUWARD XXXart. Alida Schaap – Edm<strong>und</strong><br />
Krengel – Adolf Beutler. 1. Europäischer Kunstpreis Malerei <strong>und</strong> Graphik von Künstlern<br />
<strong>mit</strong> geistiger <strong>Behinderung</strong>. Ausstellungskatalog. München 2000.<br />
‚info‘ - b<strong>und</strong>es organisationsstelle behinderte frauen<br />
Die Bilder sind Reproduktionen aus dem Ausstellungskatalog zum EUWARD, Heilpädagogisches Centrum Augustinum München, 2000<br />
15
Termine<br />
16<br />
14.06.2002 in Mainz<br />
„Sexualisierte Gewalt an <strong>Frauen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Mädchen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>“<br />
Veranstaltungsort:<br />
<strong>Frauen</strong>zentrum Mainz, Walpodenstr.10,<br />
55116 Mainz<br />
Nähere Informationen <strong>und</strong> Anmeldung:<br />
ZsL Mainz e.V./ KOBRA,<br />
Rheinstr. 43-45,<br />
Petra Jakobs / Jessica Hesse.<br />
Tel.: 06131 / 14 67 4-45 o. 46<br />
E-Mail: zsl@mainz-online.de<br />
Juni 2002 in Berlin<br />
„Selbstverteidigung für <strong>Frauen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>und</strong> ohne <strong>Behinderung</strong>“<br />
Nähere Informationen <strong>und</strong> Anmeldung:<br />
FSK <strong>Frauen</strong>sport u. Kampfkunst<br />
e.V., Amendestr. 79, 13409 Berlin.<br />
Tel.: 030/ 49 86 27 13, E-Mail:<br />
frauensport.kampfkunst@berlin.de<br />
10. Juni .2002 in München<br />
„Die „Chancen“ der Manipulation<br />
des Lebens“ Einführung in die<br />
Thematik <strong>und</strong> den Diskussionsstand<br />
zum Thema Gentechnik<br />
Nähere Informationen <strong>und</strong> Anmeldung:<br />
Netzwerk von <strong>und</strong> für <strong>Frauen</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong> in Bayern c/o LAGH<br />
,Orleansplatz 3, 81666 München.<br />
Tel: 089/ 45 99 24 27; Fax:<br />
089/ 45 99 24 28, E-Mail:<br />
frauennetzwerk@lagh-bayern.de<br />
oder: IMMA, Frau Kuhne, Jahnstr. 38,<br />
80469 München. Fax: 089/ 23 8 8 91 15,<br />
E-Mail: info.imma.kuhne@gmx.net<br />
20. Juli. – 28.Juli .2002 in<br />
Lützensömmern/Thüringen<br />
„Schwul-Lesbisches Sommercamp<br />
für Jugendliche <strong>mit</strong> <strong>und</strong><br />
ohne <strong>Behinderung</strong>“<br />
Informationen <strong>und</strong> Anmeldung: Jugendnetzwerk<br />
Lambda e.V<br />
Rittergut, 99955 Lützensömmern<br />
Tel.: 036041/ 44 983;<br />
Fax: 036041/ 44 020<br />
E-Mail: bgs@lambda-online.de<br />
03.09. – 05.09.2002 in Mainz<br />
„Bewerbungstraining<br />
für <strong>Frauen</strong> aus Einrichtungen“<br />
Mitveranstalter: Landeszentrale für<br />
Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />
Nähere Informationen <strong>und</strong> Anmeldung:<br />
ZsL Mainz e.V./ KOBRA,<br />
Rheinstr. 43-45,<br />
Petra Jakobs / Jessica Hesse<br />
Tel.: 06131 / 14 67 4-45 o. 46<br />
E-Mail: zsl@mainz-online.de<br />
11.07.2002 in München<br />
„Selbstbestimmtes Leben<br />
für <strong>Mädchen</strong> <strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong>“<br />
Was können Fachkräfte tun, da<strong>mit</strong><br />
behinderte <strong>Mädchen</strong> u. <strong>Frauen</strong> ihre<br />
Ziele erreichen?<br />
Nähere Informationen <strong>und</strong> Anmeldung:<br />
Netzwerk von u. für <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong><br />
in Bayern c/o LAGH, Orleansplatz<br />
3, 81666 München<br />
Tel: 089/ 45 99 24 27; Fax: 089/ 45<br />
99 24 28<br />
E-Mail: frauennetzwerk@laghbayern.de<br />
oder: IMMA, Frau Kuhne, Jahnstr. 38,<br />
80469 München<br />
Fax: 089/ 23 88 91 15<br />
E-Mail: info.imma.kuhne@gmx.net<br />
25.10 – 27.10.2002 in Mössingen<br />
„3. <strong>Mädchen</strong>konferenz für <strong>Mädchen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> <strong>Behinderung</strong>“<br />
Wir lassen uns nicht behindern,<br />
die Zukunft gehört uns.<br />
Veranstaltungsort:<br />
Körperbehindertenförderung Neckar-<br />
Alb, Schule/ Internat f. Körperbehinderte,<br />
In Rosenbenz 12, 72116 Mös-<br />
15.06. / 16.06. 2002 in Hamburg<br />
singen<br />
„Selbstbehauptung u. Selbstver-<br />
Nähere Informationen <strong>und</strong> Anmelteidigung<br />
für <strong>Frauen</strong> <strong>mit</strong> geistiger<br />
dung: B<strong>und</strong>esverband für Körper-<br />
<strong>und</strong> mehrfacher <strong>Behinderung</strong>“<br />
u. Mehrfachbehinderte e.V.; Heide<br />
Nähere Informationen <strong>und</strong> Anmel-<br />
Adam-Blaneck<br />
dung: Kulturtreff Knöterich <strong>und</strong> Rau-<br />
Tel.: 0211 / 6 40 04-16;<br />
hen Hauses,<br />
Fax: 0211 / 6 40 04-20<br />
Maren Röse,<br />
E-Mail:<br />
22111 Hamburg.<br />
heide.adam-blaneck@bvkm.de<br />
Tel.: 040/655 64 36<br />
‚info‘ - b<strong>und</strong>es organisationsstelle behinderte frauen<br />
<strong>bifos</strong> e.V., Kölnische Strasse 99, 34119 Kassel<br />
PVSt, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, H52767<br />
Informationsschrift<br />
der ‚b<strong>und</strong>es organisationsstelle<br />
behinderte frauen‘<br />
- ein Projekt des<br />
B<strong>und</strong>esministeriums<br />
für Familie, Senioren,<br />
<strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Jugend (BMFSFJ)<br />
in Trägerschaft von <strong>bifos</strong> e.V.<br />
Erscheinungsweise:<br />
vierteljährlich<br />
Aufl age: 5.000 Exemplare,<br />
Verteilung kostenlos<br />
Herausgeberin:<br />
<strong>bifos</strong> e.V.<br />
Kölnische Straße 99<br />
34119 Kassel<br />
Tel: 0561/ 7 28 85 40<br />
Fax: 0561/ 7 28 85 44<br />
e.mail:<br />
service@behindertefrauen.de<br />
website:<br />
www.behindertefrauen.org<br />
Layout: Jörg Fretter,Kassel<br />
V.i.S.d.P.: Gisela Hermes