07.01.2013 Aufrufe

Das subjektive Rollenverständnis der Praxisanleiter in der ... - ÖGKV

Das subjektive Rollenverständnis der Praxisanleiter in der ... - ÖGKV

Das subjektive Rollenverständnis der Praxisanleiter in der ... - ÖGKV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Das</strong> <strong>subjektive</strong> <strong>Rollenverständnis</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung <strong>der</strong><br />

Gesundheits- und Krankenpflege<br />

Institut für Pflegewissenschaft<br />

<strong>der</strong> Privaten Universität für Gesundheitswissenschaften<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Informatik und Technik<br />

Magisterarbeit<br />

zur Erlangung des Titels<br />

„Magistra <strong>der</strong> Pflegewissenschaft“<br />

Betreuer<strong>in</strong><br />

Univ.- Prof. Dr. Christa Them<br />

vorgelegt von<br />

Ulrike Auböck<br />

Hall <strong>in</strong> Tirol, August, 2009


Betreuer<strong>in</strong> und erste Referent<strong>in</strong>: Univ.-Prof. Dr. Christa Them<br />

Annahme durch Prüfungssekretariat am……………………………………………..<br />

von………………………………………………………………………………………..


Danksagung<br />

Die vergangenen zwei Jahre, seit Studienbeg<strong>in</strong>n an <strong>der</strong> Umit <strong>in</strong> Hall <strong>in</strong> Tirol<br />

waren geprägt von großem Wissenszuwachs, neuen Lernerfahrungen und<br />

wertvollen Begegnungen. Rückblickend ist es mir e<strong>in</strong> Anliegen, jenen Menschen<br />

zu danken, die mich während des Studiums begleitet und unterstützt<br />

haben.<br />

Große Unterstützung kam von me<strong>in</strong>er Schuldirektor<strong>in</strong> Frau Dagmar E<strong>in</strong>schwanger,<br />

die me<strong>in</strong>e Anliegen stets offen aufnahm und immer Zeit für e<strong>in</strong><br />

Gespräch zur Motivation und Bestätigung fand.<br />

E<strong>in</strong> ganz beson<strong>der</strong>er Dank gilt me<strong>in</strong>er Betreuer<strong>in</strong> Frau Univ. Prof. Dr. Christa<br />

Them, die me<strong>in</strong>er Arbeit stets wohlwollend gegenüberstand. Durch ihr<br />

unerbittliches Streben nach Qualität bee<strong>in</strong>flusste sie den Fortschritt vorliegen<strong>der</strong><br />

Arbeit <strong>in</strong> außerordentlichem Maße. Ihre gewissenhafte Begleitung<br />

durch e<strong>in</strong> wertschätzendes und konstruktives Feedback, durch aufgezeigte<br />

Defizite und immer wie<strong>der</strong> gestellte Fragen ermöglichte erst das Zustandekommen<br />

<strong>der</strong> Studie.<br />

<strong>Das</strong> Studium konnte ich außerdem nur absolvieren, weil ich von me<strong>in</strong>em<br />

Gatten immer unterstützt wurde, weil er mir den benötigten Freiraum e<strong>in</strong>räumte<br />

und akzeptierte, dass die Zeit für geme<strong>in</strong>same Aktivitäten sehr<br />

spärlich war.<br />

Dank gebührt aber auch me<strong>in</strong>er Studienkolleg<strong>in</strong> Frau Petronella Spitzbart,<br />

die mir durch ausführliche Gespräche, Feedbacks und ständiges Nachfragen<br />

stets weiterhelfen konnte, wenn die Arbeit <strong>in</strong>s Stocken geriet.


Abstract<br />

H<strong>in</strong>tergrund: Die Ausbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesundheits- und Krankenpflege erfolgt<br />

<strong>in</strong> Österreich durch theoretische Wissensvermittlung und praktischen<br />

Kompetenzerwerb. Die Schüleranleitung im Praktikum unterliegt dabei diplomierten<br />

Pflegekräften, <strong>in</strong> vielen Fällen s<strong>in</strong>d dies speziell ausgebildete<br />

<strong>Praxisanleiter</strong>.<br />

Ziel <strong>der</strong> Untersuchung: Die vorliegende Arbeit fokussiert die <strong>subjektive</strong><br />

Wahrnehmung <strong>der</strong> Rolle von <strong>Praxisanleiter</strong>n. Es sollen die Zusammenhänge<br />

dargestellt werden zwischen organisatorisch-strukturellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

und daraus resultierendem <strong>subjektive</strong>m Empf<strong>in</strong>den <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong>.<br />

Konkrete, das Rollenbild prägende Befürchtungen, Erwartungen,<br />

Konfliktpotenziale und Ansprüche sollen identifiziert werden.<br />

Methodik: Nach Sichtung entsprechen<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationaler Forschungsliteratur<br />

und Formulierung <strong>der</strong> Forschungsfragen wurden sieben problemzentrierte Interviews<br />

mit ausgebildeten, erfahrenen <strong>Praxisanleiter</strong>n <strong>in</strong> Landeskrankenhäusern<br />

Oberösterreichs geführt. Diese Interviews wurden <strong>in</strong> Anlehnung an das<br />

Analyseschema <strong>der</strong> Grounded Theory von Glaser und Strauss (1994) ausgewertet.<br />

Ergebnisse: Die Auswertung ergab, dass die <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> ihrer Rolle aufgrund<br />

diametraler Erwartungen <strong>der</strong> verschiedenen Bezugsgruppen, fehlen<strong>der</strong><br />

Rollenbeschreibung und teilweise widriger Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />

von Konfliktpotenzialen ausgesetzt s<strong>in</strong>d, welche ihre Rollenidentifikation bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Schlussfolgerung mit Implikationen: Bezüglich <strong>der</strong> Rolle des <strong>Praxisanleiter</strong>s,<br />

welche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur als zentral bezeichnet wird, besteht die Notwendigkeit<br />

e<strong>in</strong>er Verän<strong>der</strong>ung h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Erstellung von zielführenden Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<br />

Ausbildungscurricula, Anfor<strong>der</strong>ungsprofile und e<strong>in</strong>er klar<br />

umrissene Kompetenz- und Aufgabenbeschreibung.<br />

Schlüsselwörter: Praxisanleitung, <strong>Rollenverständnis</strong>, Pflegeausbildung


Background. The education <strong>in</strong> car<strong>in</strong>g and nurs<strong>in</strong>g professions is realised <strong>in</strong><br />

Austria <strong>in</strong> a dual way of theory based knowledge transfer and a competence<br />

acquirement <strong>in</strong> practice, which the preceptors are responsible for.<br />

Aim. The purpose of this study was to exam<strong>in</strong>e the preceptors experience <strong>in</strong> his<br />

<strong>in</strong>struct<strong>in</strong>g role. The causal connection between framework and role expectations<br />

and requirements is to be shown.<br />

Design. A grounded theory approach was employed, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g seven semistructured,<br />

tape-recorded face-to-face <strong>in</strong>terviews with experienced and accomplished<br />

preceptors <strong>in</strong> Upper Austrian hospitals. The analysis of data is to be<br />

based on the Theory of open and theoretical selective cod<strong>in</strong>g of the grounded<br />

Theory.<br />

F<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs. Data revealed, that the preceptors are caught <strong>in</strong> a crossfire of many<br />

possibilities of conflicts, which reduce quality oft their work. The reasons therefore<br />

are several opposed occupational expectations, a lack of sufficient job<br />

specification and particularly constructive framework.<br />

Conclusions. The role of the preceptor, which is seen as particular important<br />

also <strong>in</strong> research literature – has to be strengthened through the implementation<br />

of targeted framework, curricula, requirement profiles and a clearly outl<strong>in</strong>ed description<br />

of function and capacity.<br />

Keywords: preceptorship, role perception, nurs<strong>in</strong>g education


Innerhalb <strong>der</strong> Arbeit hat sich die Autor<strong>in</strong> aus Gründen <strong>der</strong> sprachlichen<br />

Vere<strong>in</strong>fachung für die Verwendung <strong>der</strong> männlichen Form entschieden.<br />

Demzufolge s<strong>in</strong>d alle Aussagen <strong>in</strong> dieser Arbeit als geschlechtsneutral zu<br />

verstehen.<br />

Für die Bezeichnung „Diplomierte/r Gesundheits- und Krankenschwester/pfleger“<br />

werden <strong>in</strong> dieser Arbeit die Begriffe „Diplomierte Pflegeperson“<br />

o<strong>der</strong> „Pflegende“ verwendet. Schüler und Lernende f<strong>in</strong>den als synonyme<br />

Begriffe für Auszubildende im gehobenen Dienst für allgeme<strong>in</strong>e Gesundheits-<br />

und Krankenpflege Verwendung.


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1 EINLEITUNG............................................................................................................1<br />

1.1 PROBLEMSTELLUNG................................................................................................2<br />

1.2 ZIEL DER STUDIE .....................................................................................................6<br />

1.3 STRUKTUR UND AUFBAU DER ARBEIT ......................................................................7<br />

2 THEORETISCHER TEIL ..........................................................................................8<br />

2.1 LITERATURRECHERCHE ...........................................................................................9<br />

2.2 BEGRIFFSDEFINITIONEN.........................................................................................10<br />

2.2.1 PRAXISANLEITER ................................................................................................10<br />

2.2.2 DER BEGRIFF DER SOZIALEN ROLLE ....................................................................12<br />

2.3 DIE PRAXISANLEITUNG DURCH ANGEHÖRIGE DES GEHOBENEN DIENSTES FÜR<br />

GESUNDHEITS- UND KRANKENPFLEGE ............................................................................13<br />

2.3.1 DAS PRAKTIKUM ALS TEIL DER GESUNDHEITS- UND KRANKENPFLEGEAUSBILDUNG14<br />

2.3.2 ZIELSETZUNG DER PRAXISANLEITUNG .................................................................18<br />

2.3.3 AUFGABEN, KOMPETENZEN UND VERANTWORTUNGSBEREICH DES<br />

PRAXISANLEITERS ..........................................................................................................24<br />

2.3.4 MODELL DER PRAXISANLEITUNG .........................................................................25<br />

2.4 DIE ROLLE DES PRAXISANLEITERS.........................................................................26<br />

2.4.1 ROLLENERWARTUNGEN ......................................................................................27<br />

2.4.2 DER PROZESS DER ROLLENÜBERNAHME .............................................................28<br />

2.4.3 ROLLENKONFLIKTE .............................................................................................29<br />

2.4.4 DIE ROLLENVIELFALT DES PRAXISANLEITERS.......................................................30<br />

2.4.5 DIE ROLLENBELASTUNG......................................................................................33<br />

3 METHODIK ............................................................................................................34<br />

3.1 FORSCHUNGSFRAGEN ...........................................................................................34<br />

3.2 BEGRÜNDUNG DER ENTSCHEIDUNG FÜR EIN QUALITATIVES VORGEHEN .................35<br />

3.3 BEGRÜNDUNG DER ENTSCHEIDUNG FÜR DIE „GROUNDED THEORY“ GELEITETE<br />

VORGEHENSWEISE .........................................................................................................36<br />

3.3.1 DAS PROBLEMZENTRIERTE INTERVIEW IN DER QUALITATIVEN FORSCHUNG ...........40<br />

3.4 DIE DATENERHEBUNG ...........................................................................................43<br />

3.4.1 DIE STICHPROBE ................................................................................................43<br />

3.5 METHODISCHES VORGEHEN...................................................................................46<br />

4 ANALYSE DER INTERVIEWS ..............................................................................46<br />

4.1 DIE NÜTZLICHKEIT DER AUSBILDUNG ZUM PRAXISANLEITER...................................47<br />

4.2 SELBSTERWARTUNGEN .........................................................................................49<br />

4.3 DIE ERWARTUNGEN DER ANDEREN........................................................................51<br />

4.4 DIE FACHLICHE KOMPETENZ DER PRAXISANLEITER ................................................58<br />

4.5 MOTIVATIONSGRÜNDE, PRAXISANLEITER ZU WERDEN.............................................61


4.6 ROLLENRECHTE UND ROLLENPFLICHTEN ...............................................................63<br />

4.7 BEHINDERNDE ASPEKTE DER PRAXISANLEITUNG ...................................................64<br />

4.8 WAS PRAXISANLEITUNG GELINGEN LÄSST .............................................................69<br />

4.9 WAS DER PRAXISANLEITUNG ZU MEHR ERFOLG VERHELFEN WÜRDE.......................71<br />

4.10 DIE PERSÖNLICHE SICHTWEISE DER AUFGABEN UND PFLICHTERFÜLLUNG ............76<br />

5 ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE ........................................................80<br />

6 DISKUSSION .........................................................................................................84<br />

6.1 DIE PERSÖNLICHEN ERWARTUNGEN AN DIE EIGENEN FÄHIGKEITEN, EIGENSCHAFTEN<br />

UND FERTIGKEITEN DER PRAXISANLEITER.......................................................................84<br />

6.2 DIE ERWARTUNGEN DER UNTERSCHIEDLICHEN BEZUGSGRUPPEN AN DIE<br />

PRAXISANLEITER............................................................................................................85<br />

6.3 DIE FAKTOREN UND BEDINGUNGEN, WELCHE DIE PRAXISANLEITUNG BEHINDERN<br />

ODER ERSCHWEREN .......................................................................................................87<br />

6.4 FÖRDERNDE FAKTOREN UND BEDINGUNGEN FÜR DIE PRAXISANLEITUNG................89<br />

6.5 WAS PRAXISANLEITER BENÖTIGEN, UM ZUKÜNFTIG ZUFRIEDENHEIT IN DER AUFGABE<br />

DER SCHÜLERANLEITUNG ZU ERLANGEN .........................................................................91<br />

6.6 DIE ROLLENRECHTE UND ROLLENPFLICHTEN DER PRAXISANLEITER .......................92<br />

6.7 DIE ROLLENKONFLIKTE, DENEN DIE PRAXISANLEITER AUSGESETZT SIND UND IHRE<br />

AUSWIRKUNGEN AUF DIE QUALITÄT DER PRAXISANLEITUNG............................................93<br />

6.8 LIMITATION............................................................................................................97<br />

6.9 AUSBLICK .............................................................................................................98<br />

ALLEN, C.; SIMPSON, A. (2008): PEERS AND PARTNERS: WORKING TOGETHER TO<br />

STRENGTHEN PRECEPTORSHIP IN MENTAL HEALTH NURSING. IN: JOURNAL OF PSYCHIATRIC<br />

AND MENTAL HEALTH NURSING, 7 (6), S 505 – 514...........................................................1<br />

CORBIN, A.; STRAUSS, J. (1998): GROUNDED THEORY: GRUNDLAGEN<br />

QUALITATIVER SOZIALFORSCHUNG. BELTZ PVU; WEINHEIM .............................3<br />

CURRAN, C. (1991): WHY CAN'T THEY BE LIKE WE WERE? IN: NURSING<br />

ECONOMICS, 9(4), 231-232 ..........................................................................................3<br />

DAVIES, E. (2008): CLINICAL ROLE MODELLING: UNCOVERING HIDDEN KNOWLEDGE. IN:<br />

JOURNAL OF ADVANCED NURSING, 18 (4), S. 627-636 ......................................................3<br />

MAYRING, P. (2003): QUALITATIVE INHALTSANALYSE: GRUNDLAGEN UND<br />

TECHNIKEN. 8. AUFL., BELTZ, WEINHEIM ................................................................7<br />

YONGE, O.; KRAHN, H.; TROJAN, L.; REID, D.; HAASE, M. (2002): SUPPORTING<br />

PRECEPTORS. IN: JOURNAL FOR NURSES IN STAFF DEVELOPMENT, 18 (2), S. 73 – 77 ....11<br />

YONGE, O.; TROJAN, L. (1992): THE NURSING PERFORMANCE OF PRECEPTORED AND NON-<br />

PRECEPTORED BACCALAUREATE NURSING STUDENTS. IN: CANADIAN JOURNAL OF<br />

NURSING RESEARCH, 24 (4), S. 61 - 75 ..........................................................................11


1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Die Ausbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesundheits- und Krankenpflege erfolgt <strong>in</strong> Österreich<br />

laut Gesundheits- und Krankenpflegeausbildungsverordnung (GuK-AV<br />

1998) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dualen System <strong>der</strong> theoretischen Wissensvermittlung und<br />

des praktischen Kompetenzerwerbs. Die praktische Ausbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege<br />

muss dabei zum Großteil von diplomierten Pflegekräften - im Idealfall<br />

s<strong>in</strong>d dies <strong>Praxisanleiter</strong> – gewährleistet werden (Schwamberger, 2008).<br />

Da e<strong>in</strong>e konkrete konzeptualisierte Praxisanleitung <strong>in</strong> Österreich noch nicht<br />

gesetzlich geregelt ist, unterliegt die Schüleranleitung im Praktikum e<strong>in</strong>er<br />

Vielzahl von organisationalen und strukturellen Auslegungen und Interpretationen,<br />

welche <strong>in</strong> unterschiedlichen Konzepten und Modellen Ausdruck<br />

f<strong>in</strong>den. In <strong>der</strong> Funktion sowohl als Lehrer<strong>in</strong> im gehobenen Dienst <strong>der</strong> Gesundheits-<br />

und Krankenpflege als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit als Mentor<strong>in</strong> und Ausbildner<strong>in</strong><br />

von <strong>Praxisanleiter</strong>n erlebt die Autor<strong>in</strong> oft Problemsituationen und<br />

Schwierigkeiten von <strong>Praxisanleiter</strong>n und von Auszubildenden. E<strong>in</strong>ige dieser<br />

Probleme <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> stammen dabei nach Ansicht <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> aus<br />

e<strong>in</strong>er nicht o<strong>der</strong> nur vage def<strong>in</strong>ierten Rollenidentität <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> sowie<br />

aus Konfliktsituationen, die von unterschiedlichen Erwartungen und An-<br />

for<strong>der</strong>ungen und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen geprägt s<strong>in</strong>d.<br />

Zudem wird <strong>in</strong> zahlreichen persönlich geführten Gesprächen <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> mit<br />

Schülern <strong>der</strong> Gesundheits- und Krankenpflege transparent, dass diese die<br />

Schwierigkeiten <strong>der</strong> praktischen Ausbildungssituation wahrnehmen. Auszubildende<br />

erkennen die <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> ihrem Spannungsfeld und erleben,<br />

dass ihr persönlicher Lernfortschritt nur e<strong>in</strong>e oftmals unbeliebte und zeitraubende<br />

Zusatzbeschäftigung im Praxisteam darstellt. Dabei soll Praxisanleitung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflegeausbildung e<strong>in</strong>e sichere und effiziente Methode bieten,<br />

jungen Menschen Raum für Entwicklung und Lernfortschritt zu schaffen,<br />

wie schon Andrews und Chilton (2000) aufzeigten. Gut geschulte <strong>Praxisanleiter</strong><br />

s<strong>in</strong>d sich ihrer Rolle, Position und Aufgaben bewusst, setzen die Vor-<br />

1


ildfunktion gezielt e<strong>in</strong> und tragen so zur persönlichen Qualität <strong>der</strong> zukünftigen<br />

Pflegepersonen bei (Usher et al,1999; Andrews, Chilton, 2000).<br />

In vorliegen<strong>der</strong> Arbeit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die persönliche Auffassung und<br />

das <strong>subjektive</strong> Erleben von <strong>Praxisanleiter</strong>n bezüglich ihrer beruflich e<strong>in</strong>genommenen<br />

Rolle und Position im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Schüleranleitung<br />

im Praktikum von großem Interesse für die Autor<strong>in</strong>.<br />

1.1 Problemstellung<br />

Da sich die Ausbildung im gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege<br />

<strong>in</strong> theoretische und praktische Anteile glie<strong>der</strong>t, bedeutet dies für<br />

die Lernenden, dass die Kluft zwischen Theorie und Praxis überbrückt werden<br />

muss (Jung, Stähl<strong>in</strong>g, 1998). Theoretisches Wissen aus dem Unterricht<br />

<strong>der</strong> Schule soll im Praktikum erfahrbar und handhabbar werden (Holland,<br />

1999). Am Lernort Praktikum wird von den Schülern erwartet, dass sie ihre<br />

fachpraktischen, sozialen und persönlichen Kompetenzen erweitern und<br />

dadurch zielgerichtet die Qualifikation für e<strong>in</strong>en komplexen und anspruchs-<br />

vollen Beruf erwerben (Voraberger, 2007).<br />

In zahlreichen Gesprächen <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihrer Funktion als Lehrkraft <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gesundheits- und Krankenpflege mit Schülern wird aufgezeigt, dass diese<br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> praktischen Ausbildung nicht wohl fühlen, weil sie den Aufgaben<br />

im Praktikum oft nicht gewachsen s<strong>in</strong>d. Vor allem fühlen sie sich <strong>in</strong> ihrem<br />

Lern- und Erfahrungsprozess im Praktikum alle<strong>in</strong> gelassen. Gerade bei<br />

Schülern, die e<strong>in</strong>e Reihe von Wissensdefiziten, aber auch sozialen und<br />

persönlichkeitsbezogenen Defiziten aufweisen, ist beobachtbar, dass es<br />

durch die Doppelrolle als Lernende und gleichzeitig im Rout<strong>in</strong>estationsbetrieb<br />

Arbeitende sehr rasch entwe<strong>der</strong> zur Überfor<strong>der</strong>ung und Resignation<br />

o<strong>der</strong> zur Selbstüberschätzung mit oftmals fatalen Folgen für Patienten und<br />

Teammitglie<strong>der</strong>n kommt (Holland, 1999). Aber auch gute und selbstständige<br />

Schüler klagen über zu wenig gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gendes o<strong>der</strong> gar ke<strong>in</strong> Feed-<br />

2


ack, o<strong>der</strong> sie beschreiben die Anleitung e<strong>in</strong>fach als Mitlaufen und Zuschauen,<br />

wenn das Teampersonal se<strong>in</strong>e Arbeit erledigt.<br />

Die Schüler s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> jetzigen Form und Struktur <strong>der</strong> Pflegeausbildung <strong>in</strong><br />

das Rout<strong>in</strong>egeschehen e<strong>in</strong>er Praktikumsstelle e<strong>in</strong>bezogen. Sie erfahren<br />

berufliche Identifikation, <strong>in</strong>dem sie Fertigkeiten und Fähigkeiten erwerben<br />

und Normen, E<strong>in</strong>stellungen sowie Wertorientierungen übernehmen (Robert<br />

Bosch Stiftung, 2000). Demzufolge kommt e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuellen und kompetenten<br />

formalen und <strong>in</strong>formellen Anleitung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis e<strong>in</strong> hoher Stellenwert<br />

zu (Zimpher, Rieger, 2001).<br />

Für die praktische Ausbildung zeichnen e<strong>in</strong>erseits die Pflegekräfte aus <strong>der</strong><br />

Praxis und an<strong>der</strong>erseits die Lehrpersonen <strong>der</strong> Gesundheits- und Krankenpflege<br />

verantwortlich. Anleitung und Begleitung <strong>der</strong> Auszubildenden s<strong>in</strong>d<br />

hierbei als Aufgabe des eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereiches festgeschrieben<br />

(GuKG 1997, §14 (2), Ziffer 11). Im Idealfall übernehmen - wie<br />

jedoch gesetzlich nicht ausdrücklich gefor<strong>der</strong>t - speziell geschulte <strong>Praxisanleiter</strong><br />

die Aufgabe <strong>der</strong> Anleitung und Begleitung <strong>der</strong> Schüler. Dabei sollen<br />

die <strong>Praxisanleiter</strong> sowohl fachlichen als auch pädagogischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

gerecht werden. Neben ihrer täglichen Rout<strong>in</strong>earbeit mit den Patienten<br />

wird von <strong>Praxisanleiter</strong>n erwartet, noch ausreichend Zeitressourcen für e<strong>in</strong>e<br />

permanente und zielführende Schüleranleitung erübrigen zu können (Barrett,<br />

Myrick, 1997; Smith, 2006). Als Mitglied des Stationsteams für das<br />

Wohl des Patienten und die Sicherstellung <strong>der</strong> Rout<strong>in</strong>eabläufe <strong>der</strong> Station<br />

verantwortlich, sollen die <strong>Praxisanleiter</strong> die Aufgabe <strong>der</strong> Anleitung zumeist<br />

noch zusätzlich erfüllen (Öhrl<strong>in</strong>g, Hallberg, 2000).<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> s<strong>in</strong>d jedoch nicht nur Pflegepersonen im direkten Kontakt mit<br />

Patienten und Lehrpersonen sowie Rollenvorbil<strong>der</strong> für die Auszubildenden,<br />

son<strong>der</strong>n auch Kollegen im Stationsteam. In dieser Beziehung beispielsweise<br />

wird von ihnen, wie Dibert und Goldenberg (1994) sowie Smith (2006)<br />

feststellten, Sensibilität gegenüber den Gefühlen und Sichtweisen <strong>der</strong> Kollegen<br />

sowie Loyalität gefor<strong>der</strong>t. In <strong>der</strong> Studie von Smith (2006) wird zudem<br />

3


erichtet, dass gute <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> ihrer Rolle Kommunikations- und Führungskompetenz,<br />

die Fähigkeit zum kritischen Denken, Problemlösungskompetenz<br />

und Interesse an berufspolitischer Entwicklung besitzen sollen.<br />

Zudem sollen sie theoretisches Wissen über Lehrstrategien und Lernmodelle<br />

aufweisen.<br />

Ebenso wird von ihnen neben Gerechtigkeit und Unparteilichkeit noch Flexibilität,<br />

Anpassungsfähigkeit und Humor gefor<strong>der</strong>t. Nicht zu vergessen das<br />

fachliche Expertentum im betreffenden Praxisbereich sowie das Bewusstse<strong>in</strong><br />

über Verantwortung und Vorgehensweisen <strong>der</strong> Praxisanleitung (Beebe,<br />

2003; Smith, 2006). So f<strong>in</strong>den sich die <strong>Praxisanleiter</strong> wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Spannungsfeld nicht nur zwischen den unterschiedlichen Ansprüchen, son<strong>der</strong>n<br />

auch von verschiedenen Bezugsgruppen (Sobralsky, Naegele, 2001).<br />

Auch Allen (1999) stellt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Studie dar, dass die Erwartungshaltungen<br />

von unterschiedlichen Interaktionsgruppen stammen: von den Schülern,<br />

von den Teammitglie<strong>der</strong>n, von den Ausbildungsstellen und vom Krankenhausmanagement,<br />

um nur e<strong>in</strong>ige zu nennen. Diese teilweise unvere<strong>in</strong>baren<br />

und wi<strong>der</strong>sprüchlichen Erwartungen an die Rolle <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> bergen<br />

e<strong>in</strong> großes Potential an Rollenkonflikten (Ridley et al. 1994; Sobralsky,<br />

Naegele, 2001). Dazu kommen die oftmals überhöhten persönlichen Ansprüche<br />

an die eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Eigenschaften, wie <strong>in</strong><br />

Tabelle 1 dargestellt. Sie führen zusätzlich zu Inter- und Intrarollenkonflik-<br />

ten (Hayes, 1998; Simpson, 1979)<br />

Tabelle 1: Ansprüche an die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten (Hayes,1998)<br />

Erwartete Eigenschaften und Fähigkeiten: Erwartete Handlungen:<br />

E<strong>in</strong> begründetes persönliches Interesse am Auszubil- Angebote unterschiedlicher Möglichkeiten für die Studendendenten<br />

Vertrauen <strong>in</strong> die Fähigkeiten <strong>der</strong> Studenten den Studenten Sicherheit vermitteln, wenn sie überfor<strong>der</strong>t<br />

s<strong>in</strong>d<br />

Offenheit gegenüber den Studenten Berufliche Unterstützung und Weiterempfehlung<br />

Geduld, Freundlichkeiten und Wertschätzung dem An- Selbstbewusstes Rollenvorbild se<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> empathischen<br />

fänger gegenüber<br />

Pflege und Betreuung<br />

Die Freude am Unterrichten E<strong>in</strong> freundschaftliches Verhältnis zu den Studenten entwickeln<br />

4


Wie die Autor<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerhalb ihrer Ausbildungstätigkeit für <strong>Praxisanleiter</strong> zudem<br />

feststellen konnte, haben sich <strong>Praxisanleiter</strong> im Zuge ihres Ausbildungsauftrages<br />

an die vorgegebenen Curricula und Ausbildungsziele <strong>der</strong><br />

Ausbildungse<strong>in</strong>richtung zu orientieren. <strong>Das</strong>s <strong>der</strong>en Inhalte ihnen <strong>in</strong> den<br />

meisten Fällen jedoch nicht e<strong>in</strong>mal bekannt s<strong>in</strong>d, führt zu weiteren Problemen.<br />

Nach Öhrl<strong>in</strong>g und Hallberg (2000) besitzen <strong>Praxisanleiter</strong> auch e<strong>in</strong><br />

unklares Bild <strong>in</strong> Bezug auf ihre Aufgaben und Pflichten sowie über ihre<br />

Kompetenzen und Rechte.<br />

Weiters stellt Pankalla (2006) fest, dass es den <strong>Praxisanleiter</strong>n an Wissen<br />

und Können <strong>in</strong> pädagogisch-didaktischen Bereichen mangelt, was zusätzlich<br />

Fragen und Unsicherheiten aufwirft. Als notwendig erachtete Kompetenzen<br />

für e<strong>in</strong>e zielführende Anleitung fehlen, und <strong>in</strong> vielen Fällen s<strong>in</strong>d die<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> auch nicht über das theoretische Wissensausmaß ihrer zu<br />

begleitenden Schüler <strong>in</strong>formiert (Luker et al. 1996).<br />

Dennoch s<strong>in</strong>d sich die meisten <strong>Praxisanleiter</strong> ihrer Rollenvorbildwirkung<br />

bewusst, was laut Barrett und Myrick (1997) bei gleichzeitiger Übernahme<br />

<strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong> anfallenden Aufgaben als Teammitglied e<strong>in</strong>er Station zu großer<br />

Unzufriedenheit im Job beiträgt. Diese Unzufriedenheit erklärt auch folgenden<br />

Ansatz: Während gute Praxisanleitung als e<strong>in</strong>e lohnende Aufgabe<br />

und positive Erfahrung sowohl für die Anleitenden als auch die Angeleiteten<br />

bezeichnet wird, ist die Ausführung dieser Aufgabe mit e<strong>in</strong>er hohen Gefahr<br />

verbunden, <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Burnout zu geraten (Grealish, Carroll 1998).<br />

Da <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> Österreich noch ke<strong>in</strong>e explizite gesetzliche Regelung zur konzeptuellen,<br />

mittels Planstelle besetzten Praxisanleitung existiert, gibt es<br />

auch ke<strong>in</strong>e entsprechend e<strong>in</strong>heitlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Die <strong>Praxisanleiter</strong><br />

agieren teilweise <strong>in</strong>nerhalb sehr unterschiedlicher Zeitressourcen, mit<br />

unterschiedlichen Aufträgen und Ausbildungskonzepten und <strong>in</strong>nerhalb unterschiedlicher<br />

Anspruchsniveaus. Vor allem aber die Festlegung e<strong>in</strong>es<br />

konkret ausgewiesenen Zeitkont<strong>in</strong>gents für die Tätigkeiten <strong>der</strong> Praxisanlei-<br />

5


tung wird als Grundlage für e<strong>in</strong>e zufrieden stellende und effiziente Aufgabenerfüllung<br />

angesehen (Blum, Schilz, 2006).<br />

Die Ausbildung zum <strong>Praxisanleiter</strong> unterliegt ebenso noch ke<strong>in</strong>er gesetzlichen<br />

Regelung. We<strong>der</strong> <strong>in</strong> Bezug auf Form noch Ausmaß und Ausbildungs<strong>in</strong>halte<br />

gibt es e<strong>in</strong>heitliche Vorgaben im deutschsprachigen Raum (Ewers,<br />

2001). Die <strong>Praxisanleiter</strong> selbst erwarten <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e Ausbildung, <strong>in</strong><br />

welcher genau jene Kompetenzen vermittelt werden, welche zur Aufgabenerfüllung<br />

nötig s<strong>in</strong>d. In erster L<strong>in</strong>ie werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Studie von Suen und<br />

Chow (2001) von den <strong>Praxisanleiter</strong>n kommunikative und supervisorische<br />

Fähigkeiten <strong>in</strong> speziellen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs gefor<strong>der</strong>t. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong>artige Ausbildung soll<br />

nach Sobralsky und Naegele (2001) für Klarheit bezüglich allseitiger Rollenerwartungen,<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, Zielsetzungen, Vorteile, Grenzen<br />

und Aufgaben <strong>der</strong> Praxisanleitung sorgen. E<strong>in</strong>e Notwendigkeit, die Schulung<br />

und Ausbildung <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> zu überdenken und diese mittels<br />

e<strong>in</strong>es Curriculums zu vere<strong>in</strong>heitlichten, postuliert auch Pankalla (2006).<br />

Optimale Bed<strong>in</strong>gungen für die praktische Ausbildung sollen es ermöglichen,<br />

qualifiziertes, gut ausgebildetes Personal zur Verfügung zu stellen. In jedem<br />

Fall leistet e<strong>in</strong>e för<strong>der</strong>nde und effiziente Praxisanleitung dazu ihren<br />

Beitrag (Ewers, 2001). Entscheidend für e<strong>in</strong>e kompetente Aufgabenerfüllung<br />

<strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> ist jedoch nach Ansicht <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> die Zufriedenheit<br />

mit und <strong>in</strong> ihrer Rolle.<br />

1.2 Ziel <strong>der</strong> Studie<br />

Vor oben gezeigtem H<strong>in</strong>tergrund richtet die vorliegende Arbeit ihren Fokus<br />

auf die <strong>subjektive</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Rolle von <strong>Praxisanleiter</strong>n <strong>der</strong> Gesundheits-<br />

und Krankenpflege <strong>in</strong> Bezug auf ihre Aufgaben, Rechte und<br />

Pflichten. Es sollen die Zusammenhänge dargestellt werden zwischen organisatorisch-strukturellen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Praxisanleitung im<br />

Akutkrankenhaus und dem daraus resultierenden <strong>subjektive</strong>n, daher <strong>in</strong>dividuellen<br />

Empf<strong>in</strong>den <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong>.<br />

6


Darüber h<strong>in</strong>aus werden fassbare Informationen über Befürchtungen und<br />

Erwartungen, aber auch über unterschiedliche Konfliktpotenziale erwartet,<br />

welche dieses Rollenbild prägen. Ebenso s<strong>in</strong>d die persönlichen Ansprüche<br />

von <strong>Praxisanleiter</strong>n an sich selbst <strong>in</strong> Bezug auf ihre Fähigkeiten, Fertigkeiten<br />

und Eigenschaften Teil <strong>der</strong> Untersuchung.<br />

Weiteres Ziel <strong>der</strong> Untersuchung ist e<strong>in</strong>e Identifikation <strong>der</strong> för<strong>der</strong>lichen Bed<strong>in</strong>gungen,<br />

welche für Zufriedenheit <strong>in</strong>nnerhalb <strong>der</strong> beruflichen Aufgabe <strong>der</strong><br />

Praxisanleitung verantwortlich s<strong>in</strong>d.<br />

Die erfassten Informationen können dazu dienen, die <strong>der</strong>zeitige Situation<br />

<strong>der</strong> Praxisanleitung schärfer zu umreißen, um dadurch etwaige zukünftige<br />

Entscheidungen im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Praxisanleitung zu erleichtern.<br />

Die gewonnenen Erkenntnisse können <strong>in</strong> Zukunft hilfreich bei <strong>der</strong> Erstellung<br />

von zielführenden Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, von Ausbildungscurricula und Anfor<strong>der</strong>ungsprofilen<br />

sowie e<strong>in</strong>er klar umrissenen Kompetenz- und Aufgaben-<br />

beschreibung für die Praxisanleitung se<strong>in</strong>.<br />

1.3 Struktur und Aufbau <strong>der</strong> Arbeit<br />

Die Arbeit glie<strong>der</strong>t sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en theoretischen und e<strong>in</strong>en empirischen Teil.<br />

Nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitung, Problemstellung und Zielsetzung <strong>in</strong> Kapitel 1 folgen <strong>in</strong><br />

Kapitel 2 die Begriffsdef<strong>in</strong>itionen <strong>der</strong> Praxisanleitung und des Rollenbegriffs.<br />

Festgelegt werden anschließend die Ziele <strong>der</strong> Praxisanleitung und die<br />

gesetzlichen For<strong>der</strong>ungen zur praktischen Schüleranleitung. Anschließend<br />

folgen e<strong>in</strong>e Beschreibung <strong>der</strong> Aufgaben und Verantwortungen sowie e<strong>in</strong>e<br />

Erörterung <strong>der</strong> für e<strong>in</strong>e gute Praxisanleitung als notwendig erachteten<br />

Kompetenzen. Dieses Kapitel be<strong>in</strong>haltet ebenfalls e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem System <strong>der</strong> Praxisanleitung. Die rollentheoretischen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen<br />

<strong>in</strong> Bezug auf die Erwartungen und Konflikte unter dem Aspekt<br />

<strong>der</strong> Rollenvielfalt von <strong>Praxisanleiter</strong>n sowie e<strong>in</strong>e Darstellung des Prozesses<br />

<strong>der</strong> Rollenübernahme s<strong>in</strong>d ebenfalls Gegenstand des theoretischen Teils<br />

dieser Studie.<br />

7


In Kapitel 3 erfolgt die Darstellung und Begründung <strong>der</strong> verwendeten Methode.<br />

Nach Festlegung <strong>der</strong> Forschungsfragen f<strong>in</strong>det sich dort die Beschreibung<br />

und Begründung <strong>der</strong> verwendeten Forschungsmethode sowie<br />

im Anschluss e<strong>in</strong>e Darstellung des Interviewleitfadens. Die Festlegung <strong>der</strong><br />

Stichprobe und die Beschreibung <strong>der</strong> methodischen Vorgangsweise folgen.<br />

Um die festgelegten Fragen beantworten zu können, wurden sieben Interviews<br />

mit bereits ausgebildeten <strong>Praxisanleiter</strong>n geführt. Da sich die Studie<br />

auf die Praxisanleitung <strong>in</strong>nerhalb des Salzkammergutverbundes konzentriert,<br />

kamen nur <strong>Praxisanleiter</strong> aus den betreffenden Häusern <strong>in</strong> Frage. Die<br />

Interviews wurden mittels Diktiergerät aufgezeichnet und durch e<strong>in</strong> eigenes<br />

Analyseverfahren, welches sich an die Datenanalyse <strong>der</strong> Grounded Theory<br />

anlehnt, ausgewertet.<br />

Kapitel 4 und 5 dienen <strong>der</strong> Zusammenfassung, <strong>der</strong> Interpretation und Diskussion<br />

<strong>der</strong> gewonnenen Ergebnisse. Hier f<strong>in</strong>den sich die Antworten auf die<br />

Forschungsfragen auf Basis e<strong>in</strong>er kritischen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den<br />

Ergebnissen <strong>der</strong> aktuellen Literatur zu diesem Thema. Es werden die Limitationen<br />

<strong>der</strong> vorliegenden Studie angegeben und e<strong>in</strong> Ausblick für die Zu-<br />

kunft wird beschrieben.<br />

2 Theoretischer Teil<br />

<strong>Das</strong> folgende Kapitel glie<strong>der</strong>t sich <strong>in</strong> zwei Abschnitte, wobei im ersten Teil,<br />

anschließend an die Begriffsdef<strong>in</strong>itionen, das System <strong>der</strong> Praxisanleitung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> österreichischen Pflegeausbildung beschrieben wird. Dieser Teil be<strong>in</strong>haltet<br />

e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, e<strong>in</strong>em Modell<br />

<strong>der</strong> Praxisanleitung sowie den Zielen, Anfor<strong>der</strong>ungen, Aufgaben, und<br />

Kompetenzen <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong>.<br />

Der zweite Abschnitt widmet sich den Theorien <strong>der</strong> sozialen Rolle. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

werden hier die Rollenerwartungen und –konflikte sowie die Rollenübernahme<br />

behandelt. Abschließend wird aufgezeigt, <strong>in</strong> welcher Rollen-<br />

8


vielfalt Praxisanleitung stattf<strong>in</strong>det und welchen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>Praxisanleiter</strong><br />

unterliegen.<br />

2.1 Literaturrecherche<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurde vor allem nach Übersichtsarbeiten<br />

zu den Themen Organisation und Rahmenbed<strong>in</strong>gungen von Praxisanleitung,<br />

Rollenbild und Erwartungen an die <strong>Praxisanleiter</strong>, aber auch Erwartungen<br />

von Seiten <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> gesucht. Aufgrund <strong>der</strong> teilweise sehr<br />

unterschiedlichen Zielsetzungen <strong>der</strong> Publikationen wurden sowohl E<strong>in</strong>- als<br />

auch Ausschlusskriterien im Rahmen <strong>der</strong> Literaturrecherche def<strong>in</strong>iert.<br />

Tabelle 2: E<strong>in</strong>- und Ausschlusskriterien für die Stichprobenziehung (eigene Darstellung)<br />

E<strong>in</strong>schlusskriterien: Ausschlusskriterien:<br />

Sett<strong>in</strong>g <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege mit dem offiziellen Aufgabenbereich<br />

<strong>der</strong> Praxisanleitung im Akutbereich<br />

e<strong>in</strong>er Kl<strong>in</strong>ik o<strong>der</strong> im Langzeitbereich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Alteno<strong>der</strong><br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenpflege tätig<br />

Outcome Rollenbef<strong>in</strong>dlichkeiten, Konfliktpotentiale <strong>der</strong> sozialen<br />

Rollen von <strong>Praxisanleiter</strong>n, <strong>subjektive</strong>s Rollenempf<strong>in</strong>den<br />

und <strong>Rollenverständnis</strong>, Bedürfnisse und<br />

Problemfel<strong>der</strong>, Aufgaben, Zielsetzungen, Organisationsformen<br />

und Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Praxisanleitung,<br />

rollentheoretische Grundlagen<br />

9<br />

Anleitende Personen, die ke<strong>in</strong>en formalen Auftrag<br />

besitzen, son<strong>der</strong>n sich nur <strong>in</strong>formell dieser<br />

Tätigkeit widmen<br />

paramediz<strong>in</strong>ische Berufe<br />

Zeitraum Studien ab dem Jahr 1980 An<strong>der</strong>e Zeiträume<br />

Sprache Deutsch und Englisch An<strong>der</strong>e Sprachen<br />

Individuelle Berichte über Konzepte <strong>der</strong> Praxisanleitung,<br />

durchgeführte Projekte, Ergebnisse<br />

von Verän<strong>der</strong>ungsprojekten im <strong>in</strong>dividuellen<br />

Kontext<br />

Lernmodelle und Theorien <strong>der</strong> Erziehung und<br />

des Lernens<br />

Die Schwerpunkte <strong>der</strong> Literaturrecherche lagen auf den Onl<strong>in</strong>e-<br />

Datenbanken Medl<strong>in</strong>e, C<strong>in</strong>ahl und Academic Search Elite. Auch <strong>in</strong> Google<br />

Scholar wurden Suchabfragen durchgeführt. Ebenso wurde <strong>in</strong> den Fachzeitschriften<br />

„PRInternet“, „Pflege – Fachzeitschrift für stationäre und ambulante<br />

Pflege“ aus dem Hans Huber Verlag sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitschrift „Pfle-


ge, die wissenschaftliche Zeitschrift“ aus dem Kohlhammer Verlag recherchiert.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Vielzahl englischsprachiger Veröffentlichungen über Praxisanleitung<br />

im angloamerikanischen und skand<strong>in</strong>avischen Sprachraum war e<strong>in</strong>e<br />

vollständige Berücksichtigung dieser Publikationen nicht möglich.<br />

Insgesamt wurden mehr als 400 Studien zur Thematik Praxisanleitung und<br />

Rollentheorie identifiziert. In vorliegen<strong>der</strong> Arbeit f<strong>in</strong>den lediglich 49 Studien<br />

Berücksichtigung aufgrund <strong>der</strong> Tatsache, dass viele Artikel und Berichte<br />

entsprechend den Ausschlusskriterien nur <strong>in</strong>dividuelle Vorgehensweisen<br />

und anwendungsorientierte Konzepte <strong>in</strong> spezifischen Kl<strong>in</strong>iken und Krankenhäusern<br />

dokumentieren. Ke<strong>in</strong>e Verwendung fanden ebenfalls Studien,<br />

<strong>in</strong> denen die Praxisanleitung nicht als spezielle Aufgabe von geschulten<br />

Pflegepersonen wahrgenommen worden ist.<br />

2.2 Begriffsdef<strong>in</strong>itionen<br />

Um das <strong>subjektive</strong> Rollenbild <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> Österreich darstellen zu<br />

können, ist es zunächst wichtig, Praxisanleitung generell zu def<strong>in</strong>ieren.<br />

Auch <strong>der</strong> soziale Rollenbegriff an sich ist, um im Sett<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Praxisanleitung<br />

richtig e<strong>in</strong>geordnet werden zu können, e<strong>in</strong>er Def<strong>in</strong>ition zu unterziehen.<br />

2.2.1 <strong>Praxisanleiter</strong><br />

Der Begriff „<strong>Praxisanleiter</strong>“ wird def<strong>in</strong>iert als jene diplomierte Pflegeperson,<br />

die im Rahmen <strong>der</strong> pflegerischen Ausbildung Anleitungsfunktionen wahrnimmt.<br />

Der <strong>Praxisanleiter</strong> ist für die Ausbildung von Schülern am Lernort<br />

Praxis verantwortlich und gilt als direkte Ansprechperson bzw. Kontaktperson<br />

zum Lernort Schule (Voraberger, 2008 zit. nach Gnamm, 2003).<br />

Die Rolle des <strong>Praxisanleiter</strong>s wird auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en unterschiedlichen Quellen<br />

als Schlüsselposition und verb<strong>in</strong>dendes Element zwischen Theorie und<br />

Praxis beschrieben (Ewers, 2001). Auch Öhrl<strong>in</strong>g und Hallberg (2000) zei-<br />

10


gen auf, dass erst durch die Errichtung e<strong>in</strong>es geschützten Rahmens zur<br />

Praxisanleitung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuelle Lernfortschritt unter Beachtung <strong>der</strong> theoretischen<br />

Lern<strong>in</strong>halte ermöglicht wird, und Deiser<strong>in</strong>g und Alves (1997), beschreiben<br />

die Rolle <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> als Schlüsselposition mit großer Verantwortung.<br />

Für Barrett und Myrick (1997) be<strong>in</strong>haltet die Rolle <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> sowohl<br />

lehrende, beurteilende und unterstützende Faktoren, sie fungieren als Rollenvorbild<br />

und kooperieren eng mit den Ausbildungsstätten. Pankalla,<br />

(2006) def<strong>in</strong>iert die Tätigkeit <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> Deutschland als pädagogisch<br />

geleitete Interaktion von Pflegekräften mit Auszubildenden mit dem<br />

Ziel, durch den Erwerb von spezifischen Fertigkeiten und Fähigkeiten die<br />

pflegerische Handlungskompetenz zu erweitern. Die Def<strong>in</strong>ition des Deutschen<br />

Bildungsrates für Pflegeberufe sieht Praxisanleitung als geplante und<br />

zielgerichtete Aktivität, <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong>er die Lernenden an <strong>in</strong>dividuelles Pflegehandeln<br />

herangeführt werden (Thiel, 2005).<br />

Was auffällt, ist die fehlende Differenzierung <strong>der</strong> Term<strong>in</strong>ologie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur.<br />

So f<strong>in</strong>den synonyme Begriffe wie <strong>Praxisanleiter</strong>, Mentor, Kontaktschwester,<br />

aber auch die Bezeichnungen kl<strong>in</strong>ische Unterrichtskräfte o<strong>der</strong><br />

Lehrbeauftragte nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Verwendung. Ewers (2001, S. 9) spricht <strong>in</strong><br />

diesem Zusammenhang von „e<strong>in</strong>em Def<strong>in</strong>itions-Sumpf, <strong>in</strong> dem Orientierung<br />

schwer fällt.“<br />

Im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Arbeit ist nach Ansicht <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> unter <strong>der</strong> Bezeichnung<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> folgende, aus den unterschiedlichen vorangegangenen<br />

Def<strong>in</strong>itionen entnommene Def<strong>in</strong>ition zu verstehen: Der <strong>Praxisanleiter</strong><br />

ist e<strong>in</strong>e diplomierte Pflegeperson, die als Rollenvorbild im Rahmen <strong>der</strong><br />

pflegerisch-praktischen Ausbildung <strong>der</strong> Schüler Anleitungsfunktion wahrnimmt,<br />

mit dem Ziel, durch den Erwerb von sozialer Kompetenz, Fach-,<br />

Selbst- und Methodenkompetenz die pflegerische Handlungskompetenz zu<br />

erweitern und dabei eng mit den theoretischen Ausbildungsstätten zu kooperieren<br />

(Oelke, 1998).<br />

11


2.2.2 Der Begriff <strong>der</strong> sozialen Rolle<br />

Laut Def<strong>in</strong>ition des amerikanischen Anthropologen Ralph L<strong>in</strong>ton stellt die<br />

soziale Rolle die Gesamtheit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>em sozialen Status zugeschriebenen<br />

kulturellen Modelle dar (Petzol, Mathias, 1982). Dazu gehören <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e:<br />

vom sozialen System abhängige Erwartungen, Werte, Handlungsmuster<br />

und Verhaltensweisen. Normen haben also <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel spezifische Adressaten,<br />

an die sie sich richten, was mit dem Begriff <strong>der</strong> sozialen Rolle umschrieben<br />

wird (Siegrist, 1995). Diesen Anfor<strong>der</strong>ungen muss sich e<strong>in</strong> sozialer<br />

Akteur entsprechend se<strong>in</strong>er Position stellen. Diese Verhaltenserwartungen<br />

stellen vom Individuum, also Rollen<strong>in</strong>haber, pr<strong>in</strong>zipiell unabhängige<br />

Verhaltensvorschriften dar. Diese können positionell verfestigt von formeller<br />

Natur se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> <strong>in</strong>formell von <strong>der</strong> Gruppe selbst entwickelt werden. Von Interesse<br />

ist hier, dass die Rolle nicht gleichgesetzt werden kann mit <strong>der</strong> Position<br />

e<strong>in</strong>er Person, denn die Rolle gibt vielmehr an, wie sich <strong>der</strong> Träger<br />

e<strong>in</strong>er Position verhalten soll. So gesehen ist das Rollenbild o<strong>der</strong> <strong>Rollenverständnis</strong><br />

das B<strong>in</strong>deglied zwischen den Individuen und <strong>der</strong> Gruppe (Siegrist,<br />

1995).<br />

Jedes Individuum jedoch ist <strong>in</strong>sgesamt Inhaber von mehreren sozialen Rollen,<br />

wie Altersrollen o<strong>der</strong> Geschlechterrollen <strong>in</strong> den unterschiedlichen Institutionen,<br />

wie beispielsweise Familie, Beruf, Bildung, Sport und Freundeskreis.<br />

Dabei ist zu beachten, dass es auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachen gesellschaftlichen<br />

Konstellationen zu Überlagerungen zwischen alters-, geschlechts- und ar-<br />

beitsspezifischen Rollen kommt (Siegrist, 1995)<br />

Bereits aus <strong>der</strong> Tatsache <strong>der</strong> Rollenüberlagerung ist zu erwarten, dass es<br />

zwischen den oben genannten Positionen zu Störungen kommen kann. Es<br />

entsteht e<strong>in</strong> Intra-Rollenkonflikt, wenn wi<strong>der</strong>sprüchliche Erwartungen und<br />

Ansprüche auf e<strong>in</strong>e Rolle bezogen s<strong>in</strong>d. Beziehen sich unvere<strong>in</strong>bare Ansprüche<br />

auf verschiedene Rollen, die e<strong>in</strong> Mensch gleichzeitig <strong>in</strong>nehat, so ist<br />

von Inter- Rollenkonflikten die Rede (L<strong>in</strong>ton, 1936; Siegrist, 1995).<br />

12


„Pr<strong>in</strong>zipiell versucht jede Gesellschaft, durch e<strong>in</strong>e zeitliche Staffelung <strong>der</strong><br />

Übernahme <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Rollen, fundamentale Inter-Rollenkonflikte zu<br />

reduzieren, <strong>in</strong>dem sie zeitliche o<strong>der</strong> materielle Restriktionen für die Übernahme<br />

neuer Rollen festlegt, aber dennoch s<strong>in</strong>d solche Konflikte für viele<br />

Bereiche unseres <strong>Das</strong>e<strong>in</strong>s von Bedeutung“ (Siegrist, 1995, S. 99).<br />

Individuen besitzen <strong>in</strong> Abhängigkeit ihrer gesellschaftlichen Zugehörigkeit<br />

und Verortung differenzierte und unterschiedlich ausgeprägte Rollenhaushalte.<br />

Je größer die Anzahl <strong>der</strong> von e<strong>in</strong>em Individuum übernommenen Rollen<br />

ist, desto höher ist auch die zumeist subjektiv empfundene Rollenbelastung<br />

und damit das Potenzial für Konflikte (Siegrist, 1995; Dahrendorf,<br />

1958). Auch Sa<strong>der</strong> (2002) spricht <strong>in</strong> diesem Zusammenhang von e<strong>in</strong>er zunehmenden<br />

Vielzahl an Rollen und Rollenerwartungen <strong>in</strong> unserer Gesellschaft<br />

und <strong>der</strong> Notwendigkeit e<strong>in</strong>er dementsprechend zu erwerbenden Rollenflexibilität.<br />

Die Rollenflexibilität ist jedoch determ<strong>in</strong>iert vom unterschiedlichen und <strong>in</strong>dividuellen<br />

Handlungsspielraum, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Rollenträger zur Verfügung steht.<br />

Damit wird die Rolle nicht nur von den Bezugsgruppen normiert, son<strong>der</strong>n ist<br />

auch vom Rollen<strong>in</strong>haber <strong>in</strong>terpretierbar und damit <strong>in</strong> Folge gestaltbar (Wilker<br />

et al., 1994).<br />

2.3 Die Praxisanleitung durch Angehörige des gehobenen<br />

Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege<br />

Vor <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem System <strong>der</strong> Praxisanleitung soll <strong>in</strong><br />

folgendem Abschnitt das Praktikum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung<br />

näherer Betrachtung unterzogen werden. Die Zielsetzung von<br />

Praxisanleitung ist ebenso Gegenstand <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung wie die<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong>en <strong>Praxisanleiter</strong> ihre Aufgaben ausführen.<br />

<strong>Das</strong> Hauptaugenmerk liegt dabei sowohl auf dem gesetzlichen als<br />

auch auf dem strukturell-organisatorischen Rahmen. Anschließend wird <strong>der</strong><br />

Versuch unternommen, e<strong>in</strong> Aufgaben- und Verantwortungsprofil <strong>in</strong> Ausei-<br />

13


nan<strong>der</strong>setzung mit den erwünschten und benötigten Kompetenzen e<strong>in</strong>es<br />

<strong>Praxisanleiter</strong>s zu erstellen. Da Praxisanleitung von Institution zu Institution<br />

unterschiedlich gehandhabt und organisiert wird, soll abschließend modellhaft<br />

dargestellt werden, wie Praxisanleitung effizient durchführbar wäre.<br />

2.3.1 <strong>Das</strong> Praktikum als Teil <strong>der</strong> Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung<br />

Die praktische Ausbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesundheits- und Krankenpflege <strong>in</strong> Österreich<br />

wird an unterschiedlichen Praktikumsabteilungen durchgeführt, welche<br />

gesetzlich vorgeschriebene Voraussetzungen erfüllen müssen. Praktika<br />

s<strong>in</strong>d zu absolvieren im operativen und konservativen Fachbereich, im<br />

Langzeitbereich und im Extramuralbereich, wobei sich die vorliegende Arbeit<br />

nur auf den Akutbereich e<strong>in</strong>er Krankenanstalt bezieht. Als Ausbildungse<strong>in</strong>richtungen<br />

gelten Fachabteilungen und sonstige Organisationse<strong>in</strong>heiten<br />

e<strong>in</strong>er Krankenanstalt, E<strong>in</strong>richtungen, die <strong>der</strong> stationären Betreuung<br />

pflegebedürftiger Menschen dienen, sowie E<strong>in</strong>richtungen, die Hauskrankenpflege,<br />

an<strong>der</strong>e Gesundheitsdienste o<strong>der</strong> soziale Dienste anbieten.<br />

Dabei obliegt dem Direktor <strong>der</strong> Ausbildungsstätte die Auswahl <strong>der</strong> geeigneten<br />

Praktikumsstellen, die Kontrolle und Sicherung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> praktischen<br />

Ausbildung sowie die Planung, Organisation und Koord<strong>in</strong>ation <strong>der</strong><br />

gesamten Ausbildung. (<strong>ÖGKV</strong>, 2001; Schwammberger, 2008).<br />

Um Ausbildungserfolg und -qualität zu sichern, s<strong>in</strong>d an jede <strong>der</strong> oben genannten<br />

Praktikumsstellen bestimmte Qualitätskriterien zu stellen. Dementsprechend<br />

müssen die Fachkräfte auf dem neuesten Stand <strong>der</strong> Pflege nach<br />

vorhandenen Pflegestandards und gültigen Hygienevorschriften arbeiten<br />

und an den vorgeschriebenen Fortbildungsveranstaltungen teilnehmen. Die<br />

Pflege <strong>der</strong> Klienten erfolgt nach fachlichen und wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

und Erfahrungen. Die gesetzlichen Grundlagen <strong>der</strong> Ausbildung<br />

und Ausübung <strong>der</strong> Gesundheits- und Krankenpflege s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zuhalten und<br />

sowohl die fachbereichsspezifischen als auch die <strong>in</strong>dividuellen Ausbildungsziele<br />

s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Praktikumsstelle bekannt (<strong>ÖGKV</strong>, 2001)<br />

14


Der Lernende wird beim Erreichen <strong>der</strong>selben unterstützt und wird entsprechend<br />

dem Ausbildungsstand e<strong>in</strong>gesetzt und nur zu Tätigkeiten, die im unmittelbaren<br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> Ausbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesundheits- und<br />

Krankenpflege stehen und die zur Erreichung <strong>der</strong> Ausbildungsziele erfor<strong>der</strong>lich<br />

s<strong>in</strong>d, herangezogen. Der Lernende hat Zugang zu Fachliteratur und<br />

Lehrmaterial <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praktikumsstelle (<strong>ÖGKV</strong>, 2001).<br />

Die Praktikumsstelle verfügt über e<strong>in</strong>e ausreichende Anzahl an diplomierten<br />

Pflegepersonen, Ärzten und sonstigen qualifizierten Angehörigen von Gesundheits-<br />

und Sozialberufen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en e<strong>in</strong>schlägigen Berufen, die die<br />

Aufsicht und Anleitung <strong>der</strong> Lernenden gewährleisten können. <strong>Das</strong> Führen<br />

von Gesprächen zur Evaluation und Beurteilung nach Zeitvere<strong>in</strong>barung<br />

zwischen <strong>der</strong> verantwortlichen Fachkraft und dem Lernenden ist sichergestellt.<br />

Der Ausbildungserfolg des Lernenden wird <strong>in</strong> geeigneter Form als<br />

Grundlage für die Bewertung dokumentiert. Die praktische Ausbildung orientiert<br />

sich laut Gesundheits- und Krankenpflegegesetz (GuKG, 1997) am<br />

zukünftigen Berufsbild <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Sparten <strong>der</strong> Gesundheits- und Kran-<br />

kenpflege.<br />

Laut Weiss-Fassb<strong>in</strong><strong>der</strong> (2006) s<strong>in</strong>d Lernende bereits im ersten Ausbildungsjahr<br />

berechtigt, unter Anleitung und Aufsicht <strong>der</strong> Lehr- und Fachkräfte<br />

Tätigkeiten im eigenverantwortlichen und im <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Tätigkeitsbereich<br />

durchzuführen. Im zweiten und dritten Ausbildungsjahr s<strong>in</strong>d Lernende<br />

zur Durchführung von Tätigkeiten im mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich<br />

nach ärztlicher Anordnung am Klienten berechtigt. Der anordnende Arzt<br />

trägt demnach die Verantwortung für die Anordnung, <strong>der</strong> Angehörige des<br />

gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege trägt die Verantwortung<br />

für die Durchführung <strong>der</strong> angeordneten Tätigkeit (GuKG, 1997, §<br />

15, (2)). Hierbei muss jede ärztliche Anordnung schriftlich vorliegen und die<br />

erfolgte Durchführung ist durch e<strong>in</strong>e Unterschrift des Angehörigen des gehobenen<br />

Pflegedienstes zu bestätigen (GuKG, 1997, § 15, (3)). Für Auszubildende<br />

wurden vom Gesetzgeber diesbezüglich ke<strong>in</strong>e geson<strong>der</strong>ten Rege-<br />

15


lungen getroffen. Deshalb ist den Ausbildungsstätten angeraten, <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit den Praktikumse<strong>in</strong>richtungen Regelungen für die Lernenden<br />

zu treffen (Weiss, Fassb<strong>in</strong><strong>der</strong>, 2006).<br />

An den Praktikumsstellen müssen geeignete Lehr- und Fachkräfte zur Verfügung<br />

stehen, wobei <strong>der</strong> Gesetzgeber Fachkräfte folgen<strong>der</strong>maßen def<strong>in</strong>iert:<br />

Angehörige des Gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege,<br />

die über die erfor<strong>der</strong>liche fachliche und pädagogische Eignung verfügen<br />

(Schwamberger, 2008). Um die gefor<strong>der</strong>te Qualität <strong>der</strong> praktischen<br />

Ausbildung zu gewährleisten, werden Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege<br />

nur <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Krankenanstalten errichtet, welche die<br />

notwendigen Fachabteilungen vorweisen können. Innerhalb <strong>der</strong> praktischen<br />

Ausbildung ist jede diplomierte Pflegeperson für die Anleitung verantwortlich,<br />

denn im GuKG (1997) ist die Anleitung und Begleitung von Schülern im<br />

eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich def<strong>in</strong>iert (Schwamberger, 2008). Im<br />

Rahmen <strong>der</strong> praktischen Ausbildung sollen die theoretischen Inhalte des<br />

Unterrichtes <strong>in</strong> den Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege <strong>in</strong> die berufliche<br />

Praxis umgesetzt werden, wobei e<strong>in</strong>e umfassende Anleitung, Unterstützung<br />

und Kontrolle <strong>der</strong> Schüler zu gewährleisten ist (Weiss-<br />

Faßb<strong>in</strong><strong>der</strong>, 2006).<br />

Folgende didaktische Grundsätze des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes<br />

haben auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> praktischen Ausbildung Anwendung zu f<strong>in</strong>den:<br />

� Dem Unterricht s<strong>in</strong>d die Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Methodenvielfalt, <strong>der</strong> Lebensnähe,<br />

<strong>der</strong> Anschaulichkeit, <strong>der</strong> Schülerselbstständigkeit und -<br />

selbstverantwortung zugrunde zu legen, wobei dem Erarbeiten und<br />

Verstehen von grundlegenden Lehr<strong>in</strong>halten gegenüber e<strong>in</strong>er vielfältigen<br />

oberflächlichen Wissensvermittlung <strong>der</strong> Vorzug zu geben ist.<br />

� In allen Unterrichtsfächern ist das soziale Lernen zu för<strong>der</strong>n, wobei<br />

die Schüler zur Kommunikation, Eigenständigkeit und zu tolerantem<br />

Verhalten sowie zum Anwenden vorhandener Hilfsmittel und Erarbeiten<br />

neuer Lösungsmodelle zu befähigen s<strong>in</strong>d. Hiezu ist e<strong>in</strong>e Unter-<br />

16


ichtsform zu wählen, die den Schüler während <strong>der</strong> gesamten Ausbildung<br />

aktiv am Unterrichtsgeschehen und -ablauf teilhaben lässt.<br />

� Die Schüler s<strong>in</strong>d zu e<strong>in</strong>em partnerschaftlichen, verantwortungsvollen<br />

Umgang mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> anzuhalten, um sie zu e<strong>in</strong>em ebensolchen Umgang<br />

mit an<strong>der</strong>en Menschen unter Beachtung <strong>der</strong> Gleichstellung von<br />

Mann und Frau zu befähigen.<br />

� Aus <strong>der</strong> Struktur des Berufsfeldes auftretende Spannungen und Wi<strong>der</strong>stände<br />

s<strong>in</strong>d aufzuzeigen, um die Schüler bei <strong>der</strong> konstruktiven<br />

Bewältigung beruflicher Belastungen zu unterstützen.<br />

� Die Schüler s<strong>in</strong>d für die Bildung <strong>der</strong> eigenen Persönlichkeit zu sensibilisieren,<br />

um ihnen für die Berufsausübung <strong>der</strong> Gesundheits- und<br />

Krankenpflege e<strong>in</strong> höchstmögliches Maß an Innovation, Offenheit,<br />

Toleranz und Akzeptanz gegenüber <strong>der</strong> Vielfalt an soziokulturellen<br />

H<strong>in</strong>tergründen von Menschen zu vermitteln.<br />

� In <strong>der</strong> praktischen Ausbildung ist den Schülern Gelegenheit zu geben,<br />

Kont<strong>in</strong>uität und Erfolg ihrer Pflege und Betreuung zu erleben,<br />

wobei e<strong>in</strong>e positive Verarbeitung <strong>der</strong> Erlebnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis im<br />

Rahmen von Gesprächsführung und Praxisreflektion zu ermöglichen<br />

ist.<br />

� Der Unterricht ist auch fächerübergreifend sowie <strong>in</strong> Form von Sem<strong>in</strong>aren<br />

o<strong>der</strong> Projektunterricht unter Berücksichtigung aktueller Fragen<br />

und Tagesereignisse mit verschiedenen Lehrmitteln, e<strong>in</strong>schließlich<br />

ergänzen<strong>der</strong> und weiterführen<strong>der</strong> Literatur, durchzuführen, um die<br />

speziellen Neigungen und Interessen <strong>der</strong> Lernenden zu för<strong>der</strong>n und<br />

ihnen zu helfen, komplexe Probleme zu erfassen, eigenständig zu<br />

bearbeiten und lösen zu lernen.<br />

� Der Lehrplan ist dem Unterricht als Rahmen zugrunde zu legen, <strong>der</strong><br />

es ermöglicht, Verän<strong>der</strong>ungen und Neuerungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege und<br />

Mediz<strong>in</strong>, <strong>in</strong> Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur zu berücksichtigen<br />

(GuKG -AV § 3, 1999).<br />

17


2.3.2 Zielsetzung <strong>der</strong> Praxisanleitung<br />

Die Zielsetzung <strong>der</strong> Praxisanleitung orientiert sich an den Ausbildungszielen<br />

<strong>der</strong> praktischen Ausbildung, daher ist es wichtig, diese Ziele generell zu<br />

betrachten. Die Gesundheits- und Krankenpflegeausbildungsverordnung<br />

GuKG -AV § 2 (1999) gibt Leitziele für die gesamte Pflegausbildung vor.<br />

Welche Ziele, <strong>in</strong> welcher Dimension und Ausprägung und vor allem zu welchem<br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> Ausbildung und <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit welchem Ausbildungsstand<br />

<strong>der</strong> Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> praktischen Ausbildung vermittelt und erreicht<br />

werden sollen, ist jedoch nicht def<strong>in</strong>iert. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschsprachigen<br />

Literatur werden diesbezüglich wenige Angaben gemacht. Arets et al.<br />

(1999) jedoch unterscheiden beispielsweise zwischen begleitenden, beratenden<br />

und <strong>in</strong>strumentell-technischen Fertigkeiten und Fähigkeiten, welche<br />

den Schülern zu vermitteln s<strong>in</strong>d.<br />

In <strong>der</strong> Gesundheits- und Krankenpflegeausbildungsverordnung (1999) werden<br />

hochgesteckte Ziele genannt, wie die Befähigung <strong>der</strong> Auszubildenden<br />

zur Übernahme und Durchführung sämtlicher Tätigkeiten des Berufsbildes<br />

im Gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege o<strong>der</strong> die Vermittlung<br />

e<strong>in</strong>er geistigen Grundhaltung <strong>der</strong> Achtung vor dem Leben, <strong>der</strong><br />

Würde und den Grundrechten jedes Menschen, ungeachtet <strong>der</strong> Nationalität,<br />

<strong>der</strong> ethnischen Zugehörigkeit, <strong>der</strong> Religion, <strong>der</strong> Hautfarbe, des Alters, des<br />

Geschlechtes, <strong>der</strong> Sprache, <strong>der</strong> politischen E<strong>in</strong>stellung und <strong>der</strong> sozialen<br />

Zugehörigkeit und e<strong>in</strong>es verantwortungsbewussten, selbstständigen und<br />

humanen Umganges mit gesunden, beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten, kranken und sterbenden<br />

Menschen. E<strong>in</strong>e weitere For<strong>der</strong>ung betrifft die Ausrichtung <strong>der</strong> Pflege an<br />

wissenschaftlich anerkannten Pflegetheorien und e<strong>in</strong> zielgerichtetes und<br />

eigenverantwortliches pflegerisches Handeln, ausgerichtet an e<strong>in</strong>em analytischen,<br />

problemlösenden Prozessmodell. Darüber h<strong>in</strong>aus wird noch die<br />

Vermittlung von Kenntnissen für die Planung, Ausführung, Dokumentation<br />

und Evaluierung e<strong>in</strong>er optimalen Pflege unter Berücksichtigung <strong>der</strong> physischen,<br />

psychischen und sozialen Aspekte des Lebens, sofern sie Gesund-<br />

18


heit, Krankheit, Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und Sterben betreffen, gefor<strong>der</strong>t (Weiss-<br />

Faßb<strong>in</strong><strong>der</strong>, 2006).<br />

Auf diesem H<strong>in</strong>tergrund betrachtet ist das Ziel <strong>der</strong> Praxisanleitung, effektives<br />

Lernen und optimale E<strong>in</strong>arbeitungsprozesse zu ermöglichen. Dabei<br />

s<strong>in</strong>d die zu vermittelnden Kompetenzen bereits Bestandteil des Curriculums,<br />

aber nicht o<strong>der</strong> nur begrenzt <strong>in</strong> <strong>der</strong> theoretischen Ausbildung zu erwerben.<br />

Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, ist e<strong>in</strong>e mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

kont<strong>in</strong>uierliche Beziehung zwischen <strong>Praxisanleiter</strong> und Auszubildendem<br />

hilfreich (Fox, Hen<strong>der</strong>son, Malko-Nyhan, 2006).<br />

Anleitung dient demnach „<strong>der</strong> Vertiefung und/o<strong>der</strong> Optimierung beruflicher<br />

Handlungskompetenz, zu <strong>der</strong> sowohl technisch-<strong>in</strong>strumentelle Fertigkeiten<br />

als auch kognitive, soziale, kommunikative und methodische Fähigkeiten<br />

zählen“ (Ewers, 2001, S.6). Zielgruppe <strong>der</strong>, als Praxisanleitung bezeichneten<br />

Form <strong>der</strong> Anleitung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundausbildung o<strong>der</strong> Weiterbildung be-<br />

f<strong>in</strong>dliche Pflegekräfte.<br />

Konsens besteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur (Benner, 1997; Schwarz-Govaers, 1996)<br />

dah<strong>in</strong>gehend, dass sich als Ziel von Praxisanleitung e<strong>in</strong> stufenweiser Erwerb<br />

<strong>der</strong> fachpraktischen Kompetenzen sowohl an den <strong>in</strong>dividuellen Möglichkeiten<br />

und Voraussetzungen <strong>der</strong> Lernenden als auch am Ausbildungsniveau<br />

orientieren muss. So vollzieht sich <strong>der</strong> Lernprozess vom E<strong>in</strong>fachen<br />

zum Komplexen, das heißt vom Beobachten über das Imitationslernen zur<br />

selbstständigen Durchführung <strong>in</strong>nerhalb komplexer Situationen bis zur Korrektur<br />

und Adaption <strong>in</strong> neuen unbekannten Situationen (Reetz, 1990). Auch<br />

Benner (1997) stellt <strong>in</strong> ihrem Stufenmodell die Entwicklung vom Anfänger<br />

zum Experten <strong>in</strong> den Mittelpunkt.<br />

Schwarz-Govaers et al., (1996) beschreiben <strong>in</strong> ihrem Modell die schrittweise<br />

Verschiebung <strong>in</strong> die entgegengesetzte Richtung: Die Verantwortung für<br />

das pflegerische Handeln übernimmt zunehmend <strong>der</strong> Lernende von <strong>der</strong> Ex-<br />

19


pert<strong>in</strong>. <strong>Praxisanleiter</strong> fungieren <strong>in</strong>nerhalb dieses Modells als Begleiter und<br />

zielen auf e<strong>in</strong>en mehrstufigen Lernprozess ab.<br />

Generell ist unter dem Begriff Anleitung e<strong>in</strong>e pädagogisch geleitete Interaktion<br />

zu verstehen, welche auf die Entwicklung und För<strong>der</strong>ung spezieller Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten mit dem Ziel <strong>der</strong> Erhöhung von Handlungskompetenz<br />

abzielt. Dabei bezeichnet Anleitung e<strong>in</strong>en geplanten und reflektiven<br />

Prozess, <strong>der</strong> mit Blick auf die jeweilige Zielgruppe spezifischen Lernzielen<br />

folgt und mittels didaktisch-methodischen Vorgehens Entscheidungen trifft.<br />

Im Zuge dessen wird <strong>der</strong> Lernfortschritt durch geeignete Instrumente evaluiert<br />

(Ewers, 2001, zit. nach Brunen, Herold, 1995).<br />

Vermittlungsverfahren bei <strong>der</strong> Anleitung s<strong>in</strong>d die Demonstration und die<br />

Erläuterung o<strong>der</strong> Erklärung des Handlungs<strong>in</strong>haltes mit angeschlossener<br />

Übung (<strong>ÖGKV</strong>, 2001).<br />

Der folgende Abschnitt glie<strong>der</strong>t sich <strong>in</strong> zwei Kapitel. Erstens werden die gesetzlichen<br />

Vorgaben zur praktischen Ausbildung dargestellt. Der zweite Teil<br />

befasst sich mit den strukturellen und organisatorischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<br />

unter denen die Schüler im Praktikum angeleitet werden.<br />

2.3.2.1 Gesetzliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

Innerhalb <strong>der</strong> 2480 Stunden praktischer Ausbildung ist je<strong>der</strong> Pflegende für<br />

die Anleitung und Begleitung <strong>der</strong> Schüler zuständig. Dazu heranzuziehen<br />

ist jede diplomierte Pflegeperson, die die geeignete fachliche und pädagogische<br />

Qualifikation aufweist (Weiss-Faßb<strong>in</strong><strong>der</strong>, 2006). Innerhalb <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Grundlagen für die praktische Pflegeausbildung ist die Rolle des<br />

<strong>Praxisanleiter</strong>s jedoch nicht explizit def<strong>in</strong>iert. So existieren ke<strong>in</strong>e detaillierten<br />

gesetzlichen Vorgaben, wie z. B. e<strong>in</strong>e festgelegte Anzahl an Jahren <strong>der</strong><br />

Berufserfahrung, obwohl Ryan, Brewer (1997) bereits feststellten, dass<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> ältere Pflegekräfte se<strong>in</strong> sollten, mit e<strong>in</strong>er längeren Berufserfahrung.<br />

Entsprechende Fort- und Weiterbildung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> festgelegtes Kon-<br />

20


t<strong>in</strong>gent <strong>der</strong> zeitlichen Ressourcen für die Anleitungstätigkeit s<strong>in</strong>d ebenfalls<br />

nicht gesetzlich geregelt. Demzufolge existieren auch ke<strong>in</strong>e Angaben bezüglich<br />

e<strong>in</strong>er notwendigen pädagogischen Weiterqualifizierung (Voraberger,<br />

2007).<br />

Ähnlich verschwommen s<strong>in</strong>d die Aussagen über e<strong>in</strong>e formelle Qualifikation<br />

von Pflegekräften, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aus- und Weiterbildung anleitend im Nachbarland<br />

Deutschland tätig s<strong>in</strong>d. Dort wird e<strong>in</strong>e Festlegung über Qualifikationsform,<br />

-ausmaß, und –<strong>in</strong>halte <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> selten und nur über län<strong>der</strong>spezifische<br />

Weiterbildungsverordnungen vorgenommen. Auch aus wissenschaftlicher<br />

Sicht ist festzustellen, dass e<strong>in</strong>er Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem<br />

Thema Praxisanleitung im deutschsprachigen Raum bisher kaum Aufmerksamkeit<br />

gewidmet wurde. <strong>Das</strong> vertieft den E<strong>in</strong>druck, dass es sich bei <strong>der</strong><br />

Praxisanleitung um e<strong>in</strong>en mehr o<strong>der</strong> weniger <strong>in</strong>tegrativen Teil <strong>der</strong> Pflegeausbildung<br />

handelt, <strong>der</strong>en <strong>in</strong>dividuelle didaktisch-methodische Gestaltung<br />

den e<strong>in</strong>zelnen Ausbildungsstätten obliegt (Ewers, 2001).<br />

2.3.2.2 Strukturell-organisatorische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

In Österreich haben <strong>Praxisanleiter</strong> zumeist ke<strong>in</strong>e ausgewiesene Funktionsstelle<br />

<strong>in</strong>ne, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sie ausschließlich anleitungsbezogenen Aufgaben nachkommen.<br />

In vielen Fällen haben <strong>Praxisanleiter</strong> e<strong>in</strong>e externe Weiterbildung<br />

absolviert. Diese weisen jedoch <strong>in</strong> Abhängigkeit zum Krankenhausträger<br />

aufgrund fehlen<strong>der</strong> gesetzlich verankerter Rahmenbed<strong>in</strong>gungen deutliche<br />

Unterschiede bezüglich <strong>der</strong> Inhalte, des Umfangs, <strong>der</strong> Prüfungsbestimmungen<br />

auf. Wie Voraberger (2007, S. 29) aufzeigt, gibt es „auch <strong>in</strong> Österreich<br />

sehr unterschiedliche Qualifizierungsangebote nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Fehlende<br />

gesetzlich verankerte Rahmenbed<strong>in</strong>gungen führen dazu, dass von diversen<br />

Bildungse<strong>in</strong>richtungen unterschiedliche Ausbildungsformen für <strong>Praxisanleiter</strong><br />

konzipiert und angeboten werden. Diese Unterschiede betreffen die zeitliche<br />

Dauer - von wenigen Tagen bis zu e<strong>in</strong>em Jahr – und demzufolge auch<br />

die Inhalte des Bildungsangebotes.“<br />

21


Dies führt - ähnlich wie <strong>in</strong> Deutschland - zu e<strong>in</strong>em Wildwuchs an Ausbildungsangeboten<br />

von verschiedenen Bildungse<strong>in</strong>richtungen (Ewers, 2001).<br />

Aufgezeigt wird, dass die im Kapitel 2.3.1. angegebenen didaktischen<br />

Grundsätze für die Ausbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesundheits- und Krankenpflege hohe<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die anleitenden Fachkräfte stellen und die <strong>Praxisanleiter</strong><br />

- lediglich mit dem Wissen und Können <strong>der</strong> eigenen absolvierten<br />

Grundausbildung ausgestattet - überfor<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d (Atk<strong>in</strong>s, Williams, 1995).<br />

Praxisanleitung f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Österreich vorrangig <strong>in</strong> Akutbereichen statt, da <strong>der</strong><br />

Hauptteil <strong>der</strong> praktischen Ausbildung ebendort zu absolvieren ist. Wie <strong>der</strong><br />

Autor<strong>in</strong> aus eigener Erfahrung im Zusammenhang mit <strong>Praxisanleiter</strong>treffen<br />

auf nationaler Ebene bekannt ist, wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> extramuralen Pflege und im<br />

Langzeitbereich die Aufgabe zwar zögerlich wahrgenommen, aber diese<br />

anleitenden Pflegepersonen haben ke<strong>in</strong>erlei Ausbildung im Bereich <strong>der</strong> An-<br />

leitung.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Punkt, <strong>der</strong> <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem Thema Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

erwähnenswert ist, stellt die Frage nach Anerkennung <strong>in</strong> Form von f<strong>in</strong>anziellem<br />

o<strong>der</strong> materiellem Ausgleich dar. Da Praxisanleitung fast immer mit<br />

zusätzlichem Aufwand verbunden ist, wird materielle und/o<strong>der</strong> nichtmaterielle<br />

Zuwendung als e<strong>in</strong>deutige Intensivierung <strong>der</strong> Rollenidentifikation <strong>der</strong><br />

<strong>Praxisanleiter</strong> angesehen (Usher et al., 1998). Im deutsch-österreichischen<br />

Sprachraum ist jedoch wenig über e<strong>in</strong> System von Anerkennung für die zusätzliche<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Praxisanleitung zu f<strong>in</strong>den (Ewers, 2001). Auch<br />

Campbell und Hawk<strong>in</strong>s (2006) stellen dar, dass es <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>igen Staaten<br />

von Amerika Unterschiede zwischen e<strong>in</strong>zelnen E<strong>in</strong>richtungen gibt. E<strong>in</strong>ige<br />

Krankenhäuser nehmen Gehaltsanpassungen vor, an<strong>der</strong>e <strong>Praxisanleiter</strong><br />

erhalten Renumerationen <strong>in</strong> Form von Gutsche<strong>in</strong>en, E<strong>in</strong>ladungen zu diversen<br />

Veranstaltungen o<strong>der</strong> sonstige Vergünstigungen und Privilegien. Die<br />

Studie von Dibert und Goldenberg (1995) zeigte, dass durch Benefits wie<br />

Belohnung und Anerkennung e<strong>in</strong>e wesentlich größere Rollenidentifikation<br />

<strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> erfolgt. Auch <strong>der</strong> Frage, welchen Status die Praxisanlei-<br />

22


ter im Team genießen, wird <strong>in</strong>ternational Aufmerksamkeit geschenkt. So<br />

berichten Stevenson et al. (1995), dass Selbstwert und Integrität <strong>der</strong> Person<br />

des <strong>Praxisanleiter</strong>s durch verstärkte Anerkennung sowie <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sisch motivierte<br />

Zufriedenheit durch die Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten an<br />

zukünftige Kollegen verstärkt werden.<br />

Angesichts <strong>der</strong> diffusen Stellung, die Praxisanleitung <strong>in</strong> Österreich e<strong>in</strong>nimmt,<br />

stellt sich die Frage nach dem professionellen Selbstverständnis<br />

von Pflegekräften, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anleitung tätig s<strong>in</strong>d (Ewers, 2001). Unter<br />

Selbstverständnis wird e<strong>in</strong> komplexes, vielschichtiges und verän<strong>der</strong>bares<br />

System von Interpretationen verstanden, das sich laufend entwickelt und<br />

sich <strong>in</strong> den Interaktionen <strong>der</strong> Individuen mit ihrer Umwelt wi<strong>der</strong>spiegelt<br />

(Herkner, 2001).<br />

Fehlende Unterstützung vom Management für <strong>Praxisanleiter</strong> und ger<strong>in</strong>ges<br />

Verständnis für <strong>der</strong>en Aufgaben wird von Dibert und Goldenberg (1995) als<br />

Grund für fehlendes Selbstverständnis <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> genannt und als<br />

vergebliche Investition bezeichnet. Demnach wird e<strong>in</strong> ausreichendes Commitment<br />

durch die Ausbildungsstätte und durch das Management als Voraussetzung<br />

angegeben, um <strong>der</strong> Praxisanleitung Nachhaltigkeit zu gewährleisten<br />

Den Führungskräften und unmittelbar Vorgesetzten kommt daher<br />

die wichtige Aufgabe zu, im Pflegealltag mehr Zeit für die Wahrnehmung<br />

von Anleiteraufgaben zur Verfügung zu stellen (Ewers,2001).<br />

Nach Ewers (2001, zit. nach Reher, 1993, S. 13) wurde auf <strong>der</strong> ersten<br />

Fachtagung für <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> Hamburg die Praxisanleitung als „undef<strong>in</strong>ierte<br />

Tätigkeit an <strong>der</strong> Schnittstelle zwischen Interessen <strong>der</strong> Auszubildenden,<br />

Pflegeschulen, Stationen und Pflegedienstleitung“ bezeichnet. Bemängelt<br />

werden die Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen. Fehlende Stellenbeschreibungen,<br />

ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Regelung für zeitliche Freistellung, ke<strong>in</strong>e tarifliche Anerkennung<br />

<strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong>ausbildungen, e<strong>in</strong> Mangel an regelmäßigen und<br />

zweckdienlichen Fortbildungsangeboten sowie die fehlende Möglichkeit<br />

23


zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch s<strong>in</strong>d die hauptsächlichen Kritikpunkte<br />

(Hell, 1993).<br />

2.3.3 Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortungsbereich des <strong>Praxisanleiter</strong>s<br />

Per Gesetz wird <strong>in</strong> Österreich die Position vertreten, dass jede ausgebildete<br />

diplomierte Pflegeperson <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage se<strong>in</strong> sollte, Anleitung wahrzunehmen<br />

(<strong>ÖGKV</strong>, 2001). Diese Tatsache ist umso erstaunlicher, als die Aufgaben<br />

und Anfor<strong>der</strong>ungen an die Praxisanleitung <strong>der</strong>art mannigfaltig und komplex<br />

s<strong>in</strong>d, dass sie ke<strong>in</strong>eswegs <strong>in</strong> <strong>der</strong> pflegerischen Grundausbildung erworben<br />

werden können (Benner, 1984).<br />

Zu den charakteristischen Aufgaben von <strong>Praxisanleiter</strong>n gehören e<strong>in</strong>e Reihe<br />

patientenbezogener, betriebsbezogener und personalbezogener Tätig-<br />

keiten (Hell, 1993).<br />

Ergänzend zu dem <strong>in</strong> Tabelle 3 dargestellten breiten Aufgabenspektrum<br />

werden die Bedeutung <strong>der</strong> Persönlichkeit sowie die sozialen und personalen<br />

Kompetenzen des <strong>Praxisanleiter</strong>s hervorgehoben. Es wird deutlich,<br />

dass <strong>Praxisanleiter</strong> auch spezifische Kenntnisse <strong>in</strong> Bezug auf die pädagogische<br />

Interaktion benötigen, um Lern- und Entwicklungsprozesse zu <strong>in</strong>itiie-<br />

ren und systematisch zu unterstützen (Benner et al., 2000).<br />

Tabelle 3: Aufgaben e<strong>in</strong>es <strong>Praxisanleiter</strong>s (eigene Darstellung nach Ewers 2001)<br />

Planung und Strukturierung des Praktikumse<strong>in</strong>satzes mit<br />

dem Lernenden<br />

24<br />

z.B.: Führen von Gesprächen zur E<strong>in</strong>führung, Standortbestimmung<br />

und Evaluation, Kritik- und Abschlussgespräche<br />

Planung, Durchführung und Überprüfung von Lernse- z.B.: E<strong>in</strong>schätzen des Lernenden h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er<br />

quenzen<br />

<strong>in</strong>dividuellen Voraussetzungen, Formulieren von Lernzielen,<br />

entsprechende Methoden auswählen, Lernerfolge<br />

überprüfen<br />

Beratung und Begleitung <strong>der</strong> Lernenden z.B.: mündliche und schriftliche Beurteilung, Mitwirken bei<br />

praktischen Prüfungen<br />

Entwicklung und Weiterentwicklung des verwendeten z.B.: E<strong>in</strong>richten von und Mitwirken an Arbeitskreisen zur<br />

Konzeptes <strong>der</strong> Praxisanleitung<br />

praktischen Ausbildung<br />

Kooperation mit an<strong>der</strong>en Berufsangehörigen z.B.: regelmäßige Treffen mit den Ausbildungsstätten


Trotz <strong>der</strong> genannten hohen Anfor<strong>der</strong>ungen an <strong>Praxisanleiter</strong> entwickelt sich<br />

das <strong>subjektive</strong> Verständnis von Anleitung durch Verarbeitungsprozesse <strong>der</strong><br />

eigenen Berufserfahrungen, was bewirkt, dass anleitende Pflegekräfte die<br />

Aufgabe, entsprechend ihrer <strong>subjektive</strong>n Erfahrungen, nicht systematisch<br />

erfüllen, son<strong>der</strong>n sehr <strong>in</strong>dividuell <strong>in</strong>terpretieren. Dies spricht dafür, dass sie<br />

selbst kaum systematische Anleitung erfahren haben (Ewers, 2001, zit.<br />

nach Mamier, Ried, 1997).<br />

Auch im angloamerikanischen Sprachraum entspricht die Aufgabenverteilung<br />

<strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong>, Preceptors genannt, e<strong>in</strong>em komplexen und ke<strong>in</strong>eswegs<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Grundausbildung erlernbaren Beruf. Aufgaben und<br />

Tätigkeiten, wie professionelle Beziehungsarbeit, Integration von Auszubildenden<br />

<strong>in</strong> das Team, Supervision, <strong>in</strong>dividuelle Beratung und Begleitung des<br />

Lernprozesses, die Vermittlung von so genannten „nurs<strong>in</strong>g practical skills“,<br />

die Vermittlung von Orientierung und Sicherheit, För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> pflegerischen<br />

Professionalität, die Entwicklung und För<strong>der</strong>ung von kommunikativen<br />

Kompetenzen sowie die Evaluation und Lernzielkontrolle s<strong>in</strong>d von ihrer Anfor<strong>der</strong>ung<br />

anspruchsvoll und nur mit entsprechen<strong>der</strong> Ausbildung und Erfah-<br />

rung zu bewältigen (Lewis, 1990).<br />

E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Bedeutung kommt jedoch <strong>der</strong> Aufgabe zu, als <strong>Praxisanleiter</strong><br />

<strong>in</strong>nerhalb von Pflegee<strong>in</strong>richtungen als Rollenmodell h<strong>in</strong>sichtlich beruflicher<br />

und sozialer Kompetenzen zu fungieren (Barett, Myrick, 1997; Usher<br />

et al., 1998).<br />

2.3.4 Modell <strong>der</strong> Praxisanleitung<br />

Im Praxishandbuch, das vom Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverband<br />

(<strong>ÖGKV</strong>) 2001 herausgegeben wurde, wird versucht, durch<br />

umfassende Qualitätskriterien modellhaft darzustellen, wie praktische Ausbildung<br />

effizient und zielführend durchzuführen ist. <strong>Das</strong> Handbuch soll dabei<br />

allen Personen, die mit <strong>der</strong> praktischen Ausbildung befasst s<strong>in</strong>d, als<br />

Orientierung und Nachschlagewerk dienen (<strong>ÖGKV</strong>, 2001).<br />

25


Dar<strong>in</strong> f<strong>in</strong>den sich folgende Aussagen, die Praxisanleitung betreffend:<br />

� Die Ausbildungsstelle verfügt über m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>en ausgebildeten<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> und/o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e verantwortliche Bezugsperson<br />

� Die Planung und Koord<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> Anleitung wird vom <strong>Praxisanleiter</strong><br />

vorgenommen und dieser steht als Ansprechperson zur Verfügung,<br />

<strong>in</strong>dem er den Lernenden <strong>in</strong> konkreten Lernsituationen Feedback gibt<br />

über Fähigkeiten, Stärken und Defizite<br />

� Der <strong>Praxisanleiter</strong> hält zudem Kontakt zur Ausbildungse<strong>in</strong>richtung<br />

und hat Kenntnisse über den Ablauf <strong>der</strong> Ausbildung<br />

� Er beteiligt sich an <strong>der</strong> Erstellung und laufenden Adaption von Praktikumszielen<br />

und ist <strong>in</strong>teressiert an Neuerungen und Entwicklungstendenzen<br />

<strong>der</strong> Pflege (<strong>ÖGKV</strong>, 2001)<br />

Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) als Dachverband <strong>der</strong><br />

Krankenhausträger Deutschlands macht <strong>in</strong> ihrem Positionspapier Aussagen<br />

zum E<strong>in</strong>satz, zur Qualifizierung und zur Personalberechnung von <strong>Praxisanleiter</strong>n.<br />

Als M<strong>in</strong>deststundenanzahl wird dort 300 Stunden theoretischer und<br />

praktischer Ausbildung empfohlen. E<strong>in</strong>e Reihe von unterschiedlichen Qualifizierungsangeboten<br />

mit unterschiedlichen Orientierungen existiert heute <strong>in</strong><br />

Deutschland nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Dabei reichen die Möglichkeiten von <strong>der</strong> berufspädagogischen<br />

Sichtweise über die pflegepädagogische bis zur anthroposophisch<br />

orientierten Sichtweise <strong>der</strong> Qualifizierungsmaßnahmen. Es existieren<br />

aber auch Ausbildungsangebote im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Organisationsent-<br />

wicklung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ausbil<strong>der</strong>eignungsverordnung (Ewers, 2001).<br />

2.4 Die Rolle des <strong>Praxisanleiter</strong>s<br />

Um sich dem Thema „<strong>subjektive</strong>s <strong>Rollenverständnis</strong> von <strong>Praxisanleiter</strong>n“<br />

annähern zu können, ist es wichtig, sich mit dem theoretischen Konstrukt<br />

<strong>der</strong> sozialen Rolle ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen. Wie diese determ<strong>in</strong>iert ist, wie sie<br />

zustande kommt und welchen Bed<strong>in</strong>gungen sie unterliegt, ist Inhalt folgenden<br />

Abschnittes. Die Übertragung <strong>in</strong> das Sett<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Praxisanleitung erfolgt<br />

26


im Anschluss an die theoretischen Ausführungen und ist das Ergebnis persönlicher<br />

Erfahrungen <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong>.<br />

2.4.1 Rollenerwartungen<br />

Darunter versteht die Soziologie e<strong>in</strong>erseits Ansprüche an das Rollenverhalten<br />

an<strong>der</strong>erseits aber auch an die Rollenattribute (Dahrendorf, 1977; Merton,<br />

1976; Siegrist, 1995). Konkret heißt dies, dass sich <strong>der</strong> Träger e<strong>in</strong>er<br />

sozialen Rolle Ansprüchen se<strong>in</strong>er Umwelt gegenübergestellt sieht. Und<br />

zwar Ansprüchen, die se<strong>in</strong> Handeln betreffen, aber auch Ansprüchen an<br />

se<strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ungsbild und se<strong>in</strong>e Persönlichkeit. Rollenerwartungen s<strong>in</strong>d<br />

dabei so gut wie immer mit Sanktionen verknüpft und beziehen sich nicht<br />

nur auf beobachtbares Verhalten, son<strong>der</strong>n auch auf <strong>in</strong>nere E<strong>in</strong>stellungen<br />

und Überzeugungen (Merton, 1976).<br />

Erwartungen an e<strong>in</strong>e soziale Rolle s<strong>in</strong>d vom Akteur selber nicht bee<strong>in</strong>flussbar,<br />

son<strong>der</strong>n werden von <strong>der</strong> Gesellschaft zugeschrieben und auch von<br />

dieser verän<strong>der</strong>t. Deshalb s<strong>in</strong>d Rollenerwartungen für die Akteure verb<strong>in</strong>dlich.<br />

Dahrendorf (1977) spricht dabei nur von teilweiser Verb<strong>in</strong>dlichkeit.<br />

Teilweise deshalb, weil von verschiedenen Arten von Rollenerwartungen<br />

die Sprache ist. Es wird <strong>in</strong> Kann-, Muss-, und Sollerwartungen unterschieden.<br />

Kann-Erwartungen stellen die schwächste Position dar. E<strong>in</strong>e Nichterfüllung<br />

dieser Erwartungen zieht ke<strong>in</strong>e Sanktionen nach sich, aber jener<br />

Rollen<strong>in</strong>haber, <strong>der</strong> diesen Erwartungen entspricht, steigert se<strong>in</strong> eigenes<br />

Ansehen und erfährt positives Feedback (Dahrendorf, 1977).<br />

Soll-Erwartungen s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen bereits <strong>der</strong> härtere Kern <strong>der</strong> Pflichten e<strong>in</strong>es<br />

Akteurs, jedoch noch nicht unbed<strong>in</strong>gt rechtlich festgelegt. Werden sie nicht<br />

erfüllt, drohen mit Sicherheit negative soziale Folgen (Dahrendorf, 1977).<br />

Bei den Muss-Erwartungen handelt es sich nach Dahrendorf (1977) um die<br />

Pflichten e<strong>in</strong>es Rollenträgers, welche rechtsverb<strong>in</strong>dlich festgelegt s<strong>in</strong>d. Bei<br />

Nichterfüllung drohen nicht nur sozial negative Sanktionen, son<strong>der</strong>n Strafe.<br />

27


Da sich nun soziale Akteure ihr Leben lang <strong>in</strong> unterschiedlichen sozialen<br />

Rollen bef<strong>in</strong>den, zumeist sogar <strong>in</strong> mehreren Rollen und sozialen Fel<strong>der</strong>n<br />

gleichzeitig agieren, die sich teilweise wenig o<strong>der</strong> gar nicht überschneiden,<br />

s<strong>in</strong>d die Erwartungen sehr vielschichtig und von unterschiedlichen Aspekten<br />

bee<strong>in</strong>flusst. Diese Aspekte s<strong>in</strong>d unterschiedliche, oft sogar gegensätzliche<br />

determ<strong>in</strong>ierende Normen, e<strong>in</strong>e Reihe von eigenen o<strong>der</strong> fremden Erwartungen,<br />

bee<strong>in</strong>flussende Sanktionen o<strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuelle Bedürfnisse und führen<br />

zu daraus resultierenden Rollenkonflikten (Abels, 2001; Dahrendorf,<br />

1982).<br />

2.4.2 Der Prozess <strong>der</strong> Rollenübernahme<br />

Nach Katz und Kahn (1978) lässt sich <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Rollenübernahme<br />

mit dem Konzept <strong>der</strong> Rollenepisode anschaulich beschreiben.<br />

Dabei bündeln sich bestimmte Erwartungen von den Gruppenmitglie<strong>der</strong>n an<br />

das Verhalten e<strong>in</strong>es Rollenempfängers, die auf <strong>der</strong> Organisationsumgebung<br />

basieren. Diese Erwartungen werden dem Rollen<strong>in</strong>haber durch digitale<br />

und analoge Kommunikation mitgeteilt, zusammen mit <strong>der</strong> Annahme,<br />

dass dieser auch bereit ist, den gesendeten Erwartungen zu entsprechen<br />

(Katz, Kahn, 1978).<br />

Der Rollenempfänger versucht, die Botschaften mehr o<strong>der</strong> weniger treffend<br />

zu entschlüsseln. Dazu benötigt <strong>der</strong> Rollen<strong>in</strong>haber h<strong>in</strong>reichendes Situationswissen<br />

und Interpretationsvermögen, um als Antwort auf die gesendeten<br />

Signale se<strong>in</strong> persönliches, aus dem Verständnis <strong>der</strong> Botschaft entstandenes<br />

Rollenverhalten zu gestalten. <strong>Das</strong> gezeigte Rollenverhalten wird von<br />

den Sen<strong>der</strong>n registriert, mit den Erwartungen verglichen und eventuell mit<br />

Korrektur<strong>in</strong>formationen als erneutes Feedback zurückgesendet (O´Shea,<br />

1984). So können Rollen auf Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Organisation, <strong>der</strong> Technologie<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gruppendynamik aktiv reagieren o<strong>der</strong> passiv verän<strong>der</strong>t werden.<br />

Die Rollenepisode wird von Kontextfaktoren, wie organisationale Um-<br />

28


welt, Persönlichkeitsmerkmale, <strong>in</strong>terpersonale Beziehungen, überlagert<br />

(Katz, Kahn, 1978).<br />

Von großer Bedeutung ist dieses Konzept, wenn es darum geht, Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> Gruppen verstehen zu können. (Koschnick, 1996).<br />

2.4.3 Rollenkonflikte<br />

Rollen werden durch "Bündel" von Erwartungen def<strong>in</strong>iert, und weil diese<br />

verschiedenen Erwartungen nicht e<strong>in</strong>heitlich s<strong>in</strong>d, führen sie zu e<strong>in</strong>em Rollenkonflikt.<br />

E<strong>in</strong> solcher entsteht also immer dann, wenn implizite und explizite<br />

Erwartungen an das Individuum als Rollenträger gegensätzlich o<strong>der</strong><br />

zum<strong>in</strong>dest unvere<strong>in</strong>bar s<strong>in</strong>d (Petzold, Mathias, 1982). Zu unterscheiden<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anlehnung an Merton (1949); Siegrist (1995) Intrarollenkonflikte von<br />

Interrollenkonflikten.<br />

2.4.3.1 Intrarollenkonflikte<br />

Wenn e<strong>in</strong> Rollen<strong>in</strong>haber <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong>selben Rolle verschiedenen, ja wi<strong>der</strong>sprüchlichen<br />

Erwartungen von unterschiedlichen Bezugspersonen gerecht<br />

werden soll, entsteht für den Rollenakteur e<strong>in</strong> Intrarollenkonflikt. Bei <strong>Praxisanleiter</strong>n<br />

ist diese Tatsache rollenimmanent, denn die Bezugsgruppen <strong>der</strong><br />

Rolle s<strong>in</strong>d vielfältig, ebenso die Erwartungen, die Normen und Werte, welche<br />

teilweise selbst- oftmals aber fremdbestimmt s<strong>in</strong>d (Merton, 1967).<br />

In die Realität des Untersuchungsfeldes Praxisanleitung übertragen, bedeutet<br />

dies, dass e<strong>in</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> Wi<strong>der</strong>spruch gerät zu den Erwartungen,<br />

welche von den unterschiedlichen Bezugsgruppen an ihn herantragen werden.<br />

Als Bezugsperson für die Schüler braucht <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> ausreichend<br />

Zeit, um e<strong>in</strong>e för<strong>der</strong>nde Atmosphäre aufbauen zu können und den<br />

Schülern <strong>in</strong> <strong>der</strong>en <strong>in</strong>dividuellem Lerntempo Entwicklungsmöglichkeiten zu<br />

schaffen (Öhrl<strong>in</strong>g, Hallberg, 2000). Allen (1999) stellt fest, dass an<strong>der</strong>erseits<br />

die Stationsleitung von den <strong>Praxisanleiter</strong>n for<strong>der</strong>t, e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>destmaß an<br />

Zeitaufwand für den jeweiligen Schüler nicht zu überschreiten. Gleichzeitig<br />

29


gibt es aber auch Erwartungen von den Teammitglie<strong>der</strong>n an die Rolle <strong>der</strong><br />

Praxisanleitung. Etwa die For<strong>der</strong>ung, dass die Auszubildenden bereits nach<br />

zwei Tagen E<strong>in</strong>führungszeit Stationsablauf, Rout<strong>in</strong>etätigkeiten und Hilfstätigkeiten<br />

beherrschen und so zu e<strong>in</strong>er unterstützenden Arbeitskraft auf <strong>der</strong><br />

Station werden (Perrone, 1993; Knoch, Klün<strong>der</strong>, 2005). Nicht zuletzt trägt<br />

auch die Ausbildungsstätte Erwartungen an die <strong>Praxisanleiter</strong> heran. Dort<br />

wird e<strong>in</strong> e<strong>in</strong> langsames Heranführen <strong>der</strong> Schüler an zunehmend komplexe<br />

Situationen, Selbstständigkeit, die Fähigkeit zu h<strong>in</strong>terfragen und e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> nötigen Qualifikationen und Kompetenzen<br />

erwartet (Simpson, 1998, zit. nach Allen, 1999).<br />

2.4.3.2 Interrollenkonflikt<br />

E<strong>in</strong> Interrollenkonflikt entsteht, wenn sich e<strong>in</strong> Akteur <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Rollen e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ausschließenden o<strong>der</strong> unvere<strong>in</strong>baren Erwartungen gegenübergestellt<br />

sieht (Merton, 1949). Es handelt sich also um oft wi<strong>der</strong>sprüchliche<br />

Erwartungen, die an die verschiedenen Rollen, welche täglich von Individuen<br />

e<strong>in</strong>genommen werden, gerichtet s<strong>in</strong>d (Petzold, Mathias, 1982;<br />

Siegrist, 1995).<br />

Die Person des <strong>Praxisanleiter</strong>s ist den Erfahrungen <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> zufolge<br />

gleichzeitig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em so genannten Rollenset tätig und muss e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />

an For<strong>der</strong>ungen gerecht werden. E<strong>in</strong> Ungleichgewicht zwischen Rollenrechten<br />

und Rollenpflichten trägt zu zusätzlichem Konfliktpotenzial bei. Im nachfolgenden<br />

Kapitel wird das Rollenset e<strong>in</strong>es <strong>Praxisanleiter</strong>s näher beleuch-<br />

tet.<br />

2.4.4 Die Rollenvielfalt des <strong>Praxisanleiter</strong>s<br />

Praxisanleitung ist e<strong>in</strong>e adm<strong>in</strong>istrative, pädagogische, unterstützende, analytische<br />

und e<strong>in</strong>sichtsför<strong>der</strong>nde Tätigkeit (Benner et al., 2000). Je nach Orientierung<br />

<strong>der</strong> Anleitung und Funktion des Anleiters lässt sich die Anleitung<br />

enger o<strong>der</strong> weiter bestimmen. Anleiter s<strong>in</strong>d berufliche Vorbil<strong>der</strong>, Arbeits-<br />

30


partner, Kollegen, Kontroll<strong>in</strong>stanz und nehmen supervisorische Aufgaben<br />

wahr, wobei die Rolle und Position des Anleiters durch die jeweilige Arbeitssituation<br />

und das Beziehungsgefüge bestimmt wird (Sowan et al.,<br />

2004).<br />

E<strong>in</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> hat unterschiedliche Positionen e<strong>in</strong>zunehmen, darf aber<br />

<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er permanent verharren. In verschiedenen Anleitungssituationen wird<br />

die e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Komponente stärker hervortreten (Pankalla, 2006).<br />

Die unterschiedlichen Erwartungen s<strong>in</strong>d vor<strong>der</strong>gründig diametral, zum Teil<br />

muss <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong>nerhalb kurzer Zeit zwischen den unterschiedlichen<br />

Rollengefügen wechseln, was eben oft zu den oben genannten Rollenkonflikten<br />

führt (Barrett, Myrick, 1997).<br />

2.4.4.1 Die Rolle als Teammitglied und Kollege<br />

Als Kollege ist <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Arbeitsteam e<strong>in</strong>gebunden und ist<br />

dort e<strong>in</strong> Kollege unter vielen. Er ist für die Pflege von Patienten verantwortlich,<br />

übernimmt Aufgaben im Team und <strong>in</strong>teragiert mit Menschen, die ihm<br />

für längere Zeit schon bekannt s<strong>in</strong>d. Zu e<strong>in</strong>igen dieser Individuen unterhält<br />

<strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> dabei freundschaftliche Beziehungen, verbr<strong>in</strong>gt auch Teile<br />

se<strong>in</strong>es Privatlebens mit ihnen. Hier werden vom <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie Unterstützung bei den täglichen pflegerischen und adm<strong>in</strong>istrativen<br />

Aufgaben des Stationsteams erwartet (Allen, 1999).<br />

2.4.4.2 Die Rolle als Pflegeperson <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verantwortung dem Klienten ge-<br />

genüber<br />

Als Pflegeperson im alltäglichen Kontakt zum Klienten nimmt <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong><br />

das gesamte Spektrum <strong>der</strong> Pflege und Betreuung wahr. Geregelt<br />

werden diese Aufgaben durch das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz<br />

(GuKG, §13 bis §22). <strong>Das</strong> schließt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie den Beziehungsaufbau<br />

zum kranken, <strong>der</strong> Hilfe bedürftigen Menschen e<strong>in</strong> sowie das Erkennen und<br />

Wahrnehmen dessen Bedürfnisse. (Thiel, 2005).<br />

31


2.4.4.3 Die Rolle des Pädagogen<br />

Als Lehrer betrachtet <strong>der</strong> Anleiter den Schüler als Handelnden h<strong>in</strong>sichtlich<br />

se<strong>in</strong>er Durchführung von Aufgaben an <strong>der</strong> Praktikumsstelle. <strong>Das</strong> heißt, diese<br />

Rolle besteht aus Tätigkeiten wie Standortbestimmungen, Anleiten und<br />

Vorzeigen, Feedbacks an den Schüler <strong>in</strong> Form von Kommentaren, Ratschlägen,<br />

Anweisungen und <strong>der</strong>gleichen (Benner et al., 2000). Der Lehrer lässt<br />

den Schüler aber auch teilhaben an se<strong>in</strong>em Erfahrungsschatz und Berufswissen.<br />

In dieser Rolle ist <strong>der</strong> Anleiter aber auch Vorbild für den Schüler im<br />

Prozess <strong>der</strong> beruflichen Sozialisation (Benner, 1997). Er bezieht sich dabei<br />

auch auf die Vorstellungen des Schülers über diese Aufgaben und dessen<br />

Patientenbeziehungen. In dieser Funktion wird vom <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie kompetente pädagogische Anleitung und Vermittlung von praktischen<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten erwartet (Barrett, Myrick, 1997).<br />

2.4.4.4 Die Rolle <strong>der</strong> Vertrauensperson<br />

Zu nachfolgendem Thema führte Ellis (1993) e<strong>in</strong>e Studie durch und kam zu<br />

folgenden Ergebnissen: Als Begleiter betrachtet und för<strong>der</strong>t <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong><br />

das Selbstbild des Schülers als Person <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er künftigen beruflichen<br />

Sozialisation. Dabei kommt vor allem die Anleiter-Schüler-Beziehung zum<br />

Tragen. Die Beziehung <strong>der</strong> Schüler zum Team und zu den Patienten wird<br />

evaluiert und Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt. In Konflikt- und Krisensituationen<br />

ist <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> Vertrauensperson und hat die Aufgabe,<br />

die Position des Schülers gerecht und möglichst unparteiisch dem Team<br />

gegenüber wahrzunehmen (Ellis, 1993).<br />

2.4.4.5 Die Rolle <strong>der</strong> Kontaktperson <strong>der</strong> Schule<br />

Der Praxisanleitung als Schlüsselposition <strong>in</strong> <strong>der</strong> Überbrückung von Theorie<br />

und Praxis kommt große Verantwortung zu (Usher et al., 1998). Die theoretischen<br />

Inhalte <strong>der</strong> Ausbildung sollen <strong>in</strong> den Praktika <strong>in</strong> möglichst umfangreichem<br />

Maße umgesetzt werden (Benner, 1997). Die Ausbildungsstätten<br />

32


erwarten dabei, dass die <strong>Praxisanleiter</strong> als Ausbildungspartner und Kontaktpersonen<br />

an den Praktikumsstellen fungieren und im praktischen Unterricht<br />

Fertigkeiten und Fähigkeiten parallel zu den Theorie<strong>in</strong>puts vermitteln<br />

(Gnamm, Denzel, 2003).<br />

2.4.4.6 Die Rolle des Mitarbeiters <strong>der</strong> Organisation<br />

Für das Management stellt <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>en Mitarbeiter<br />

dar, <strong>der</strong> sowohl die Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> direkten Pflege als auch die Ableitung<br />

von Schülern als stations<strong>in</strong>tegrativer Bestandteil des allgeme<strong>in</strong>en Arbeitspensums<br />

erledigt (Barrett, Myrick, 1997). Dabei darf ke<strong>in</strong>esfalls die Patientenversorgung<br />

qualitativ darunter leiden. Teilweise wird jedoch bereits<br />

transparent, dass nur durch gute Praxisanleitung auch zukünftig für gut<br />

ausgebildetes, motiviertes und engagiertes Personal gesorgt werden kann<br />

(Sobralsky, Naegele, 2001).<br />

2.4.5 Die Rollenbelastung<br />

Stress und Belastung durch übernommene Rollen kann auf verschiedenen<br />

Ebenen entstehen. Es existieren bei den Rollenhandelnden im Zuge <strong>der</strong><br />

Rollenübernahme Unklarheiten <strong>in</strong> Bezug auf die Erwartungen. Dazu kommen<br />

oftmals Überlastungen bei Aufgaben- und Pflichtenerfüllung, welche<br />

die Rolle erfor<strong>der</strong>t. Und nicht zuletzt existiert nach Herkner (2001) e<strong>in</strong> Ungleichgewicht<br />

zwischen Rollenrechten und Rollenpflichten o<strong>der</strong> es gibt kei-<br />

nerlei Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den Rechten und Pflichten.<br />

Individuen reagieren unterschiedlich auf Rollendruck. Es existiert e<strong>in</strong>erseits<br />

e<strong>in</strong> nutzentheoretischer Ansatz, <strong>der</strong> besagt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e soziale Rolle nicht mehr<br />

zu <strong>in</strong>vestieren als die Rolle an Nutzen für das Individuum abwirft. Der an<strong>der</strong>e<br />

Ansatz besagt, dass die Inhalte und Regeln <strong>der</strong> Rolle erst durch Verhandlungen<br />

festgestellt werden und von Beziehung zu Beziehung neu gestaltbar<br />

s<strong>in</strong>d (Goode, 1960).<br />

33


3 Methodik<br />

Der folgende Abschnitt glie<strong>der</strong>t sich daher <strong>in</strong> die Beschreibung und Begründung<br />

für das qualitative Vorgehen <strong>der</strong> Grounded Theory sowie e<strong>in</strong>e<br />

Kurzdarstellung des verwendeten Erhebungs<strong>in</strong>strumentes. Abschließend<br />

erfolgt die Darstellung des methodischen Vorgehens und <strong>der</strong> Teilnehmerauswahl.<br />

Dabei orientiert sich die Methodik an den nachfolgenden Forschungsfragen.<br />

3.1 Forschungsfragen<br />

Da das übergeordnete Ziel <strong>der</strong> Arbeit e<strong>in</strong>e Klärung und Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit dem <strong>subjektive</strong>n, daher <strong>in</strong>dividuellen Empf<strong>in</strong>den <strong>der</strong> Situation von<br />

<strong>Praxisanleiter</strong>n ist soll folgende Frage e<strong>in</strong>er Beantwortung zugeführt wer-<br />

den:<br />

„Wie ist die <strong>subjektive</strong> Sichtweise <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>der</strong> Gesundheits-<br />

und Krankenpflege <strong>in</strong> Bezug auf ihre Rolle <strong>der</strong> praktischen Schüleran-<br />

leitung?“<br />

Um die Forschungsfrage zufrieden stellend beantworten zu können, s<strong>in</strong>d<br />

folgende Detailfragen notwendig:<br />

Mit welchen Erwartungen, von welchen Bezugsgruppen sehen sich die <strong>Praxisanleiter</strong><br />

<strong>in</strong>nerhalb ihres Aufgabengebietes <strong>der</strong> Praxisanleitung und <strong>in</strong> ih-<br />

rem Rollenset konfrontiert?<br />

Welche persönlichen Erwartungen <strong>in</strong> Bezug auf Fähigkeiten, Eigenschaften<br />

und Fertigkeiten haben die <strong>Praxisanleiter</strong> an sich selbst?<br />

Wieweit kennen die <strong>Praxisanleiter</strong> ihre Rollenrechte und Rollenpflichten<br />

und <strong>in</strong>wieweit nehmen sie diese wahr?<br />

34


Welche <strong>der</strong> strukturell-organisatorischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen sehen die<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> als för<strong>der</strong>nd, welche als beh<strong>in</strong><strong>der</strong>nd für ihre berufliche Aufgabe<br />

an?<br />

Was benötigen <strong>Praxisanleiter</strong>, um zukünftig Zufriedenheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen<br />

Aufgabe des <strong>Praxisanleiter</strong>s zu erlangen?<br />

Welchen Rollenkonflikten sehen sich die <strong>Praxisanleiter</strong> ausgesetzt und wodurch<br />

entstehen diese Konflikte?<br />

Wie wirken sich die Rollenkonflikte auf die Arbeitsweise und Qualität <strong>der</strong><br />

Praxisanleitung aus?<br />

3.2 Begründung <strong>der</strong> Entscheidung für e<strong>in</strong> qualitatives<br />

Vorgehen<br />

Qualitative Forschung will Lebenswelten zunächst aus Sicht <strong>der</strong> handelnden<br />

Menschen beschreiben, um so e<strong>in</strong>en Beitrag zu e<strong>in</strong>em besseren Verständnis<br />

<strong>der</strong>en sozialer Wirklichkeit zu leisten. Die Zielsetzung qualitativ<br />

orientierter Forschung besteht im Aufbau e<strong>in</strong>es theoretischen Verständnisses<br />

des Untersuchungsbereiches (Froschauer, Lueger, 2003). In vorliegendem<br />

Fall bezieht sich <strong>der</strong> Untersuchungsbereich auf den beruflich-<br />

kulturellen Kontext <strong>der</strong> Gesundheits- und Krankenpflege.<br />

Aus dem untersuchten Bereich soll sich entsprechend <strong>der</strong> Forschungs<strong>in</strong>tention<br />

<strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> herauskristallisieren, ob und welche Phänomene sich am<br />

vorhandenen theoretischen Bezugsrahmen <strong>der</strong> Rollentheorie orientieren.<br />

Die <strong>subjektive</strong> Sichtweise <strong>der</strong> untersuchten Personen, ihre Perspektive und<br />

ihre Darstellungs- und Erklärungsmuster stellen dabei die Datenquelle dar<br />

und werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Auswertungsprozess <strong>in</strong>terpretiert.<br />

Wahrnehmungen und E<strong>in</strong>flüsse <strong>der</strong> Untersucher s<strong>in</strong>d dabei nicht Störquellen,<br />

son<strong>der</strong>n werden durch kont<strong>in</strong>uierliche Reflexion zu Erkenntnisquellen<br />

(Legewie, 1987). Dadurch ist e<strong>in</strong>e Annäherung an die zu untersuchenden<br />

35


Situationen, Prozesse, Personen und das Verständnis <strong>der</strong> Gesamtheit <strong>der</strong><br />

sozialen Wirklichkeit möglich (Polit et al., 2004). E<strong>in</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Untersuchung<br />

fokussiertes soziales System soll also den Vorstellungen <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong><br />

nach dem Verstehen zugänglich gemacht werden. In vorliegen<strong>der</strong> Studie<br />

lenkt dieser Ansatz die Aufmerksamkeit auf die Gestaltung und Entwicklung<br />

<strong>der</strong> sozialen Rollen und auf die Erkundung von Zusammenhängen <strong>in</strong>dividuellen<br />

Empf<strong>in</strong>dens und Handelns <strong>in</strong> Abhängigkeit <strong>in</strong>dividueller Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />

3.3 Begründung <strong>der</strong> Entscheidung für die „Grounded Theory“<br />

geleitete Vorgehensweise<br />

„Grounded Theory“ bezeichnet e<strong>in</strong>e qualitative Untersuchungsstrategie zur<br />

Entwicklung gegenstandsbegründeter Theorien (Grounded Theories), die<br />

von Glaser und Strauss <strong>in</strong> den frühen 60er Jahren entwickelt wurde (Mayer,<br />

2007).<br />

Die „Grounded Theory“ erwartet vom Untersucher, die Wirklichkeit möglichst<br />

unvore<strong>in</strong>genommen nachzuvollziehen. Kreativität, Offenheit und Assoziationsvermögen<br />

haben dabei hohe Bedeutung. Kennzeichnend für die<br />

Intention <strong>der</strong> Grounded Theory ist, dass <strong>der</strong> Forscher nicht frei von jeglichem<br />

Vorwissen bzw. Vorannahmen <strong>in</strong>s Feld geht. Er muss sich aber von<br />

Bee<strong>in</strong>flussung des Forschungsfeldes distanzieren. Entsprechend „respektlos“<br />

<strong>in</strong> wissenschaftstheoretischer H<strong>in</strong>sicht geht <strong>der</strong> Forscher daran, Materialien<br />

ausf<strong>in</strong>dig zu machen, zusammenzutragen o<strong>der</strong> zu generieren (Corb<strong>in</strong>,<br />

Strauss, 1998).<br />

Die Fähigkeit, zu erkennen, was <strong>in</strong> den Daten wichtig ist, und den Zusammenhängen<br />

e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n zu geben, speist sich aus <strong>der</strong> kont<strong>in</strong>uierlichen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit den Daten. Die „Grounded Theory“ bietet ke<strong>in</strong> strenges<br />

Regelsystem, son<strong>der</strong>n methodologische Leitl<strong>in</strong>ien, die nicht Vorschriften,<br />

son<strong>der</strong>n Orientierungshilfen s<strong>in</strong>d (Polit, Beck, Hungler, 2004).<br />

36


Die Autor<strong>in</strong> hat sich deshalb die wissenschaftliche Freiheit genommen, im<br />

vorliegenden Forschungsvorhaben, abweichend vom eigentlichen Vorgehen<br />

<strong>der</strong> „Grounded Theory“, vorzugehen. In Abgrenzung zum ursprünglichen<br />

Ziel <strong>der</strong> Theoriegenerierung wird von <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> <strong>in</strong> vorliegen<strong>der</strong> Arbeit ke<strong>in</strong>e<br />

Theorieentwicklung angestrebt. Dies entspräche we<strong>der</strong> dem zeitlichen<br />

noch dem personellen Rahmen <strong>der</strong> Studie.<br />

Am deutlichsten tritt dies bei <strong>der</strong> Datenanalyse zu Tage. Dem Ziel <strong>der</strong> Untersuchung<br />

entsprechend, werden nicht alle Schritte streng nach den Kodierparadigmen<br />

nach Glaser und Strauss (2008) durchgeführt. Vielmehr<br />

konzentriert sich die Auswertung auf das offene und axiale Kodieren <strong>der</strong><br />

Interviewdaten. Kodieren bedeutet hierbei e<strong>in</strong> analytisches Betrachten, Erschließen<br />

und Interpretieren <strong>der</strong> transkribierten Interviews, was zu e<strong>in</strong>em<br />

tieferen Verständnis <strong>der</strong> untersuchten Phänomene beitragen soll. In diesem<br />

Zusammenhang kann zwischen unterschiedlichen Formen von Kodes unterschieden<br />

werden. Kodes können von den Interpreten selbst gebildet werden,<br />

aus <strong>der</strong> theoretischen H<strong>in</strong>tergrundliteratur stammen o<strong>der</strong> direkt aus<br />

den Äußerungen <strong>der</strong> Befragten selbst hergeleitet werden. So g<strong>in</strong>g die Autor<strong>in</strong><br />

von <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Theorie <strong>der</strong> sozialen Rolle aus und formuliert ihre<br />

Fragen aus dem Kontext des theoretischen Backgrounds. Die Autor<strong>in</strong> folgt<br />

nach <strong>der</strong> Transkription <strong>der</strong> Interviews, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geglätteten Form <strong>der</strong><br />

Umgangssprache abgefasst s<strong>in</strong>d, dem offenen Kodierschema, <strong>in</strong>dem die<br />

Daten l<strong>in</strong>e-by-l<strong>in</strong>e und nahe am Datenmaterial analytisch aufgeschlüsselt<br />

und <strong>in</strong> Begriffe gefasst werden. Als ersten Schritt verstehen Strauss und<br />

Corb<strong>in</strong> (1990) das Aufbrechen e<strong>in</strong>es Satzes o<strong>der</strong> Abschnitts und das Vergeben<br />

von Begriffen o<strong>der</strong> Paraphrasen für die enthaltenen Vorfälle und Ereignisse.<br />

Daraus entstehen anschließend Kodes, welche e<strong>in</strong>e Systematisierung<br />

<strong>der</strong> Texte<strong>in</strong>heiten ermöglichen und zur Kategorienbildung führen. Um<br />

<strong>der</strong> Gefahr zu entgehen, dass die Überbegriffe zu abstrakt s<strong>in</strong>d, werden<br />

Begrifflichkeiten und Redewendungen aus dem Datenmaterial direkt übernommen.<br />

Dies sichert letztendlich die Datenbasiertheit <strong>der</strong> Theorie und<br />

m<strong>in</strong><strong>der</strong>t die Gefahr, sich <strong>in</strong> re<strong>in</strong> <strong>subjektive</strong>n Interpretationen zu verlieren,<br />

37


was <strong>der</strong> Authentizität <strong>der</strong> Analyse und <strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>ten Güte <strong>der</strong> argumentativen<br />

Interpretationsabsicherung zugutekommt. Die extrahierten Kodes<br />

wurden <strong>in</strong> vorliegen<strong>der</strong> Arbeit entsprechend <strong>der</strong> axialen Kodierung weiter<br />

analysiert und unter an<strong>der</strong>em folgenden Fragen unterworfen: Ursachen,<br />

Kontextbed<strong>in</strong>gungen, Interaktionsstrategien, Konsequenzen. Dadurch wird<br />

es möglich, systematisch über die Daten nachzudenken. Daraus entstanden,<br />

wie <strong>in</strong> Tabelle 6 ersichtlich, die Konzepte.<br />

In e<strong>in</strong>em dritten Schritt werden die Konzepte geclustert und zu Kategorien<br />

zusammengefasst. Die Kategorien werden <strong>in</strong> vorliegen<strong>der</strong> Studie jedoch<br />

durch den theoretischen Bezugsrahmen begrenzt und gleichzeitig benannt.<br />

Die Autor<strong>in</strong> gesteht e<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e <strong>der</strong>artige Vorgehensweise nicht unproblematisch<br />

ist, da e<strong>in</strong>e <strong>der</strong>art theoriegeleitete Formulierung <strong>der</strong> Kategorien<br />

möglicherweise <strong>der</strong> paradigmatischen For<strong>der</strong>ung nach e<strong>in</strong>er Offenheit <strong>der</strong><br />

Erhebung und Auswertung qualitativer Daten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grounded Theory nicht<br />

vollständig entspricht.<br />

Trotz dieser E<strong>in</strong>schränkung stellt die Vorgehensweise nach <strong>der</strong> Grounded<br />

Theory nach Ansicht <strong>der</strong> Forscher<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e geeignete Methode dar, weil sie<br />

dazu beitragen kann, vorläufige Interpretationen <strong>der</strong> untersuchten Phänomene<br />

zu f<strong>in</strong>den. <strong>Das</strong> methodische Vorgehen ist dem systematischen Ansatz<br />

verpflichtet, begründet somit die Interpretationen ausreichend und erfüllt<br />

die methodologische For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> systematischen E<strong>in</strong>beziehung des<br />

gesamten theoretischen Wissens. Die For<strong>der</strong>ung nach e<strong>in</strong>em theoriegeleiteten<br />

Herangehen betont die Notwendigkeit, an vorhandenes theoretisches<br />

Wissen über den Untersuchungsgegenstand anzuschließen, da nur so auch<br />

zu diesem Wissen beigetragen werden kann (Mayr<strong>in</strong>g, 2003). Ausdrücklich<br />

soll betont werden, dass <strong>in</strong> vorliegen<strong>der</strong> Arbeit ke<strong>in</strong> Analyseraster verwendet<br />

wird. Es werden lediglich die grundsätzlichen Konzepte zur Kategorienbenennung<br />

verwendet und diese Kategorien anschließend mit transparenten<br />

Ankerbeispielen versehen. Als Erhebungsmethode verwendet die For-<br />

38


scher<strong>in</strong> das problemzentrierte Leitfaden<strong>in</strong>terview, weil damit das Gespräch<br />

auf die <strong>in</strong>teressierenden Informationen fokussiert werden kann.<br />

Nach Corb<strong>in</strong> und Strauss (1990) s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s zwei grundlegende Paradigmen<br />

<strong>der</strong> „Grounded Theory“ ausschlaggebend für die Verwendung <strong>in</strong><br />

vorliegen<strong>der</strong> Studie:<br />

� Problemzusammenhänge, Prozesse und Handeln von Menschen s<strong>in</strong>d<br />

nur durch e<strong>in</strong>e Untersuchung von realen Kontexten zu verstehen.<br />

Der Forscher muss <strong>in</strong>s Feld gehen.<br />

� Die „Grounded Theory“ besagt, dass es <strong>in</strong>nerhalb von Individuen,<br />

Gruppen o<strong>der</strong> Kollektiven immer Handlung und Interaktion gibt, „die<br />

auf e<strong>in</strong> Phänomen gerichtet ist, auf den Umgang mit ihm und se<strong>in</strong>e<br />

Bewältigung, die Ausführung o<strong>der</strong> die Reaktion darauf“ (Corb<strong>in</strong>,<br />

Strauss, 1998, S. 83).<br />

Fragestellungen, die mit <strong>der</strong> „Grounded Theory“ zu untersuchen s<strong>in</strong>d, befassen<br />

sich demnach mit Individuen und Interaktionen zwischen Individuen,<br />

mit sozialen Beziehungen und Prozessen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten strukturellen,<br />

gesellschaftlichen o<strong>der</strong> kulturellem Rahmen stattf<strong>in</strong>den (Polit, et al.,<br />

2004)<br />

Die vorliegende Studie stellt nach Ansicht <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> die zu untersuchende<br />

Gruppe <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> dar, die <strong>in</strong>nerhalb des kulturellen Rahmens <strong>der</strong><br />

Gesundheits- und Krankenpflege im sozialen Gefüge e<strong>in</strong>es Arbeitsteams<br />

e<strong>in</strong>er Krankenhausstation tätig s<strong>in</strong>d. Die nachgefragte Interaktion erfolgt mit<br />

den dargestellten unterschiedlichen Bezugsgruppen. Dabei läuft sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Spannungsfeld unterschiedlicher, zum Teil divergieren<strong>der</strong> Erwartungen<br />

und unter nicht homogenen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen ab.<br />

Beson<strong>der</strong>s geeignet ist die „Grounded Theory“ für Untersuchung von Phänomenen<br />

o<strong>der</strong> Prozessen, bei denen die Art <strong>der</strong> persönlichen sozialen Erfahrungen<br />

bedeutungsvoll ist (Eyles et al. 2009). Die vorliegende Studie<br />

39


untersucht dementsprechend das <strong>subjektive</strong> Erfahren und Empf<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>er<br />

sozialen Rolle, wobei Rolle als e<strong>in</strong> vom sozialen System abhängiges Konglomerat<br />

an Erwartungen, Werten, Handlungsmustern und Verhaltensweisen<br />

verstanden werden muss. Die Untersuchung e<strong>in</strong>er gegenstandsbezogenen<br />

Theorie über Rolle, Rollensicht und Rollenempf<strong>in</strong>den aus dem Bereich <strong>der</strong><br />

Praxisanleitung soll, <strong>der</strong> Intention <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> entsprechend, Aufschluss<br />

geben über typische Sichtweisen, Problemfel<strong>der</strong> und Handlungsmuster.<br />

Daraus soll Verständnis für den Untersuchungsgegenstand aus <strong>der</strong> Innensicht<br />

<strong>der</strong> Akteure geschaffen werden, um daraus eventuell e<strong>in</strong>e Entwicklungsdynamik<br />

für die <strong>Praxisanleiter</strong> und <strong>der</strong>en Aufgaben ableiten zu können.<br />

3.3.1 <strong>Das</strong> problemzentrierte Interview <strong>in</strong> <strong>der</strong> qualitativen Forschung<br />

Es bietet sich an dieser Stelle an, das methodische Vorgehen dieser Untersuchung<br />

zu reflektieren. Allgeme<strong>in</strong> lässt sich festhalten, dass sich das Vorgehen<br />

nach dem leitfadengestützten problemzentrierten Interview als geeignet erwiesen<br />

hat. Aufgrund <strong>der</strong> flexiblen Interviewdurchführung war es möglich, dass die<br />

Befragten selbst den Verlauf des Interviews mitbestimmten sowie eigene<br />

Schwerpunkte setzen konnten. Für die Interviewer<strong>in</strong> ermöglichte <strong>der</strong> Leitfaden<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Gesprächsstruktur, ohne gleichzeitig starr e<strong>in</strong> Frageschema abarbeiten<br />

zu müssen. Allerd<strong>in</strong>gs ist e<strong>in</strong>schränkend zu erwähnen, dass diese Flexibilität<br />

von <strong>der</strong> Interviewer<strong>in</strong> gleichzeitig e<strong>in</strong> hohes Maß an Kompetenz abverlangte,<br />

um die eigenen Themenschwerpunkte verfolgen zu können und den-<br />

noch reflexiv auf das Gesagte e<strong>in</strong>gehen zu können.<br />

Im Zentrum qualitativer Interviews steht die Frage, was die befragten Personen<br />

für relevant erachten, wie sie ihre Welt beobachten und was ihre Lebenswelt<br />

charakterisiert. <strong>Das</strong> qualitative Interview eröffnet daher die Möglichkeit,<br />

aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> befragten Person heraus den für sie bedeutsamen<br />

Kontext zu untersuchen. E<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>tergrund bilden<br />

die kurz umrissenen theoretischen Annahmen über den Gegenstandsbe-<br />

40


eich, die e<strong>in</strong>e qualitative Forschungsstrategie leiten (Froschauer, Lueger,<br />

2003).<br />

Da Phänomene nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kommunikativen Prozess zur Geltung kommen,<br />

s<strong>in</strong>d die Handlungsweisen von Individuen nicht nur als Resultat <strong>subjektive</strong>r<br />

Denkprozesse und Planungen zu verstehen. Vielmehr s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong>tegriert<br />

und gegenseitig bee<strong>in</strong>flusst von e<strong>in</strong>er kollektiv geformten lebensweltlichen<br />

Umgebung aus Bedeutsamkeiten, Werten, Rollenzuweisungen<br />

und Typisierungen (Britten, 1995). Dies rückt die Pr<strong>in</strong>zipien sozialer Beziehungen<br />

und die Bed<strong>in</strong>gungen und Formen <strong>der</strong> Verständigung <strong>in</strong> das Zentrum<br />

qualitativer Studien. Die Perspektive von Individuen ist folglich nur <strong>der</strong><br />

Ausgangspunkt für die Analyse, die <strong>in</strong> die Konstruktion von subjektunabhängigen<br />

Regeln für das gesamte untersuchte soziale System mündet<br />

(Froschauer, Lueger, 2003).<br />

<strong>Das</strong> problemzentrierte Leitfaden<strong>in</strong>terview soll <strong>in</strong> vorliegen<strong>der</strong> Studie die <strong>in</strong>dividuellen<br />

Handlungen sowie <strong>subjektive</strong>n Wahrnehmungen und Verarbeitungsweisen<br />

gesellschaftlicher Realität erfassen, wobei e<strong>in</strong>e vorher explizierte<br />

Theorie mite<strong>in</strong>bezogen wird. Es handelt sich um e<strong>in</strong> dialogisches<br />

Verfahren, das die Befragten als Experten ihrer Orientierungen und Handlungen<br />

versteht (Britten, 1995). Um se<strong>in</strong>en Erkenntnisfortschritt zu optimieren,<br />

komb<strong>in</strong>iert <strong>der</strong> Interviewer deshalb das Zuhören mit Nachfragen (Burnard,<br />

1991). Aus den oben bereits erwähnten Pr<strong>in</strong>zipien abgeleitet, ergeben<br />

sich <strong>in</strong> Bezug auf vorliegende Arbeit relevante Gründe für die Anwendung<br />

problemzentrierter qualitativer Interviews.<br />

<strong>Das</strong> Interview kann durch die Verwendung e<strong>in</strong>es Kurzfragebogens nach<br />

den sozialdemografischen Daten von denjenigen Fragen entlastet werden,<br />

die als Frage-Antwort-Schema aufgebaut s<strong>in</strong>d. Darüber h<strong>in</strong>aus können die,<br />

im Kurzfragebogen enthaltenen Informationen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation<br />

mit e<strong>in</strong>er offenen Frage, e<strong>in</strong>en Gespräche<strong>in</strong>stieg ermöglichen (Froschauer,<br />

Lueger, 2003). Die vom Befragten akzeptierte Aufzeichnung des<br />

Interviews erlaubt die authentische und präzise Erfassung des Kommunika-<br />

41


tionsprozesses; sie ist anschließend vollständig zu transkribieren. Der Interviewer<br />

kann sich ganz auf das Gespräch sowie auf Beobachtungen situativer<br />

Bed<strong>in</strong>gungen und nonverbaler Äußerungen konzentrieren (Froschauer,<br />

Lueger, 2003).<br />

<strong>Das</strong> Fundament aller sozialen Systeme bildet die Kommunikation, weil dadurch<br />

Individuen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e wechselseitige Beziehung zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> treten. Damit<br />

diese Kommunikation möglichst reibungslos funktioniert und die Verständigung<br />

sicherstellt, bedient sich die Befragung kommunikativer Grundregeln<br />

(Helfferich, 2005). <strong>Das</strong> Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Offenheit gegenüber dem Interviewpartner,<br />

e<strong>in</strong> großes Maß an Interesse und Neugier sowie e<strong>in</strong>e möglichst große<br />

Vorurteilsfreiheit s<strong>in</strong>d grundlegend für e<strong>in</strong>e Gesprächshaltung, die das Interviewklima<br />

günstig bee<strong>in</strong>flusst (Helfferich, 2005).<br />

Im Leitfaden vorliegen<strong>der</strong> Arbeit, <strong>der</strong> sich vollständig im Anhang wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>det,<br />

s<strong>in</strong>d die Forschungsthemen theoriegeleitet als Gedächtnisstütze und<br />

Orientierungsrahmen zur Sicherung <strong>der</strong> Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Interviews<br />

festgehalten. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Fragemöglichkeiten zur E<strong>in</strong>leitung<br />

e<strong>in</strong>zelner Themenbereiche enthalten. Zunächst ist die unmittelbare Kontaktaufnahme<br />

Teil des Interviewablaufs. Die weitere Gestaltung des Gesprächs<br />

erfolgt dann zum e<strong>in</strong>en mit erzählungsgenerierenden und zum an<strong>der</strong>en<br />

mit verständnisgenerierenden Kommunikationsstrategien. E<strong>in</strong>e vorformulierte<br />

E<strong>in</strong>leitungsfrage ist nach Froschauer, Lueger (2003) e<strong>in</strong> Mittel<br />

<strong>der</strong> Zentrierung des Gesprächs auf das zu untersuchende Problem. Im vorliegenden<br />

Fall war das die Frage nach <strong>der</strong> Motivation <strong>der</strong> Befragten, <strong>Praxisanleiter</strong><br />

zu werden bzw. seit wann die Befragten <strong>Praxisanleiter</strong> s<strong>in</strong>d und<br />

was ihnen an dieser Rolle gefällt o<strong>der</strong> nicht gefällt.<br />

Im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Kommunikation ist es dem Interviewer möglich, die<br />

thematischen Aspekte <strong>der</strong> folgenden Erzählsequenz aufzugreifen, um mit<br />

entsprechendem Nachfragen den roten Faden weiterzusp<strong>in</strong>nen und zu detaillieren<br />

(Froschauer, Lueger, 2003). Ad-hoc-Fragen werden dann notwendig,<br />

wenn bestimmte Themenbereiche, die auch die Vergleichbarkeit <strong>der</strong><br />

42


Interviews sichern, von den Interviewten ausgeklammert wurden. Sie ergeben<br />

sich aus Stichworten im Leitfaden o<strong>der</strong> können auch e<strong>in</strong>zelne standardisierte<br />

Fragen be<strong>in</strong>halten (Helfferich, 2005).<br />

Dem Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Gegenstandsorientierung entsprechend bilden vollständig<br />

transkribierte Interviews die Grundlage <strong>der</strong> Auswertungsarbeit (Appleton,<br />

2006).<br />

Die hier verwendete theoriegeleitete Analyse versteht sich an die Methode<br />

<strong>der</strong> Grounded Theory angelehnt und unterwirft sich deshalb <strong>in</strong> Grundzügen<br />

den dort üblichen Kodiervorschriften.<br />

3.4 Die Datenerhebung<br />

<strong>Das</strong> Erheben von Daten, ihre Interpretation und das Verfassen von Kommentaren<br />

erfolgen, dem Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> „Grounded Theory“ folgend, nicht <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er l<strong>in</strong>earen, zeitlichen Abfolge. Die Forscher<strong>in</strong> erhebt zwischenzeitlich<br />

aufgrund von Auswertungsergebnissen neue Daten und formuliert Auswertungsergebnisse<br />

so lange, bis e<strong>in</strong> Sättigungspunkt erreicht ist. Teilweise<br />

ergaben sich aber auch völlig neue Aspekte und Zusammenhänge, welche<br />

erst im Zuge <strong>der</strong> Analyse klar zutage getreten waren. Diese neuen Inhalte<br />

wurden <strong>in</strong> die Fragestellungen <strong>der</strong> anschließenden Interviews e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Zur E<strong>in</strong>grenzung <strong>der</strong> Willkürlichkeit <strong>der</strong> Ergebnisse wurden des Weiteren die<br />

Interviewdaten teilweise <strong>in</strong> Interpretationstreffen mit <strong>in</strong>teressierten Studienkollegen<br />

<strong>in</strong> Bezug auf mögliche S<strong>in</strong>n- und Strukturzusammenhänge diskutiert. Die<br />

Ergebnisse dieser Treffen wurden teilweise <strong>in</strong> die Auswertung mit e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Es hat sich gezeigt, dass eigene Vorannahmen und e<strong>in</strong>seitige Sichtweisen dadurch<br />

bewusst gemacht und reduziert werden konnten.<br />

3.4.1 Die Stichprobe<br />

In <strong>der</strong> qualitativen Forschung steht die For<strong>der</strong>ung nach <strong>in</strong>haltlicher Repräsentativität,<br />

die über e<strong>in</strong>e angemessene Zusammenstellung <strong>der</strong> Stichprobe<br />

43


erfüllt werden soll, im Vor<strong>der</strong>grund (Lamnek, 2005). Folgende Überlegungen<br />

zur Auswahl <strong>der</strong> Stichprobe wurden mite<strong>in</strong>bezogen:<br />

Da <strong>in</strong> <strong>der</strong> qualitativen Forschung Zufallsstichproben kontra<strong>in</strong>diziert s<strong>in</strong>d,<br />

bediente sich die Autor<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bewussten kriteriengesteuerten Fallauswahl,<br />

bei <strong>der</strong> die Berücksichtigung <strong>der</strong> relevanten Fälle sichergestellt wurde.<br />

Angemessenheit wird erreicht durch die Methodik <strong>der</strong> Stichprobendef<strong>in</strong>ition,<br />

welche auf das Ziel <strong>der</strong> Studie abgestimmt ist. Die Autor<strong>in</strong> erwartet, dass<br />

durch die Stichprobe so viele Informationen vorliegen, dass e<strong>in</strong>e Beschreibung<br />

des Phänomens möglich ist und Datensättigung e<strong>in</strong>tritt.<br />

Adäquatheit wird durch die Auswahlstrategie erreicht. Da die Stichprobengröße<br />

verhältnismäßig kle<strong>in</strong> ist, sollten die gewählten Informanten e<strong>in</strong>en<br />

hohen Grad an Nützlichkeit aufweisen. <strong>Das</strong> bedeutet <strong>in</strong> vorliegendem Fall,<br />

gezielt Personen auszuwählen, die wertvolle Aussagen zum Thema liefern.<br />

Es handelt sich bei den Interviewpartern um <strong>Praxisanleiter</strong> aus Landeskrankenhäusern<br />

im Salzkammergut. Zu allen Gesprächspartnern wurde <strong>der</strong><br />

erste Kontakt telefonisch hergestellt, <strong>in</strong> welchem geme<strong>in</strong>sam <strong>der</strong> Gesprächsrahmen<br />

(Ort, Zeitpunkt, Dauer) festgelegt wurde.<br />

3.4.1.1 Aufbau des Interviewleitfadens<br />

Der Interviewleitfaden glie<strong>der</strong>t sich <strong>in</strong> drei Teile, wobei <strong>der</strong> erste Teil die<br />

soziodemografischen Daten und den allgeme<strong>in</strong>en Gesprächse<strong>in</strong>stieg zum<br />

Interview erfasst. Dort f<strong>in</strong>den sich Aussagen und Informationen über:<br />

� Aufklärung über Ziel und Gegenstand <strong>der</strong> Studie<br />

� Zusicherung <strong>der</strong> Vertraulichkeit und Anonymität <strong>der</strong> Daten<br />

� Aufzeichnung mittels Diktiergerät<br />

� Vorstellung me<strong>in</strong>er Person und Erreichbarkeit<br />

� Recht <strong>der</strong> Befragten auf Abbruch, Ablehnung o<strong>der</strong> spätere Rücknahme<br />

des E<strong>in</strong>verständnisses<br />

44


Die Fragenbereiche und Themen des Hauptteiles im Interviewleitfaden ergaben<br />

sich aus den recherchierten theoretischen H<strong>in</strong>tergründen. Zudem<br />

wurde die Erstellung des Leitfadens von den Ergebnissen e<strong>in</strong>er Studie bee<strong>in</strong>flusst,<br />

welche im Rahmen des Bachelor-Studienganges Pflegewissenschaft<br />

an <strong>der</strong> Hochschule Neubrandenburg durchgeführt wurde. In dieser<br />

Untersuchung zu den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Tätigkeit von <strong>Praxisanleiter</strong>n<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Altenpflegausbildung wurden 40 <strong>Praxisanleiter</strong> aus kooperierenden<br />

E<strong>in</strong>richtungen des Bildungszentrums Teterow des Deutschen Roten<br />

Kreuzes befragt. Dort f<strong>in</strong>den sich unter an<strong>der</strong>em Aussagen zu den Themengebieten<br />

rechtliche Voraussetzungen, strukturell-organisatorische Situation<br />

<strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen, Zusammenarbeit mit den Schulen, Zukunftswünsche-<br />

und Vorstellungen <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong>. So ergeben sich für den<br />

Hauptteil des Interviewleitfadens folgende Orientierungspunkte:<br />

� Beweggründe und Motivation, <strong>Praxisanleiter</strong> zu se<strong>in</strong><br />

� Persönliche Sicht <strong>der</strong> Rollenaufgaben (Pflichten) und Rollenrechte<br />

� Zufriedenheit, Sicherheit und Selbstvertrauen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anleitungstätigkeit<br />

� Erwartungen von Bezugspersonen und persönliche Erwartungen an<br />

sich selbst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rolle des <strong>Praxisanleiter</strong>s<br />

� Erwartungen an Personen <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> ihren unterschiedlichen<br />

beruflichen Rollen<br />

� Die Nützlichkeit und Hilfestellung durch die absolvierte Ausbildung<br />

zum <strong>Praxisanleiter</strong><br />

� Belastungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rolle des <strong>Praxisanleiter</strong>s<br />

� För<strong>der</strong>liche o<strong>der</strong> h<strong>in</strong><strong>der</strong>nde Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

� Erwartungen und Wünsche für die Zukunft<br />

Der dritte Abschnitt des Leitfadens behandelt wichtige Themen die eventuell<br />

noch nicht erwähnt wurden, reflektiert die Gesprächssituation und gibt<br />

Raum für offen gebliebene Fragen und Wünsche.<br />

45


3.5 Methodisches Vorgehen<br />

Für die vorliegende Studie ergibt sich folgende methodische Arbeitsweise:<br />

Nach e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven <strong>in</strong>ternationalen Literaturrecherche zu den Themen<br />

Praxisanleitung und Rollentheorie erfolgten die ersten beiden Interviews mit<br />

Mentoren <strong>der</strong> Praxisanleitung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Landeskrankenhaus im Salzkammergut,<br />

wobei die Themen und Fragestellungen des Interviewleitfadens an<br />

den theoretischen Ergebnissen <strong>der</strong> Literaturrecherche ausgerichtet worden<br />

waren. Die Befragten gehören e<strong>in</strong>er Gruppe von Mentoren an, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

<strong>Praxisanleiter</strong>projekt im Salzkammergutverbund e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d. Diese<br />

Mentoren stellen die Schlüsselpersonen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Praxisanleitung dar.<br />

Sie s<strong>in</strong>d selbst <strong>Praxisanleiter</strong>, die durch zusätzliche Ausbildung die Qualifikation<br />

zur Schulung ihrer zukünftigen anleitenden Kollegen im Salzkammergut<br />

besitzen. Von diesen Mentoren wurden Empfehlungen bezüglich<br />

<strong>der</strong> weiteren Interviewpartner abgegeben.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> ersten beiden Interviews hatten e<strong>in</strong>e teilweise Ergänzung<br />

des Interviewleitfadens zur Folge. Weitere Interviews wurden mit fünf<br />

<strong>Praxisanleiter</strong>n aus den Landeskrankenhäusern im Salzkammergutverbund<br />

geführt.<br />

4 Analyse <strong>der</strong> Interviews<br />

In den folgenden Abschnitten werden die gewonnenen Kategorien aus den<br />

Interviews dargestellt. Die Präsentation des Kategoriensystems <strong>in</strong> nachstehen<strong>der</strong><br />

Tabelle 4 gibt e<strong>in</strong>e Übersicht über alle gewonnenen Kategorien. Die<br />

ausführliche Beschreibung und Darstellung erfolgt <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Kapitel 4.1<br />

bis 4.10 und enthält die Subkategorien, welche sich aus den paraphrasierten<br />

Aussagen <strong>der</strong> Interviewpartner ergeben. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d die relevanten<br />

Ankerbeispiele angegeben. Die Transkriptionsbezeichnung für die<br />

verwendeten Textpassagen f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> tabellarischer Form im Anhang.<br />

46


Tabelle 4: Kategoriensystem <strong>der</strong> Interviews e<strong>in</strong>s bis zehn (eigene Darstellung)<br />

4.1 Die Nützlichkeit <strong>der</strong> Ausbildung zum <strong>Praxisanleiter</strong><br />

4.2 Die Selbsterwartungen<br />

4.3 Die Erwartungen <strong>der</strong> An<strong>der</strong>en<br />

4.4 Umgang mit fachlichem Knowhow<br />

4.5 Die Motivation, <strong>Praxisanleiter</strong> zu werden<br />

4.6 Rollenrechte und Rollenpflichten<br />

4.7 Die beh<strong>in</strong><strong>der</strong>nden Faktoren<br />

4.8 Die för<strong>der</strong>nden Faktoren<br />

4.9 Wünsche für die Zukunft<br />

4.10 Die persönliche Sicht <strong>der</strong> Aufgabe<br />

4.1 Die Nützlichkeit <strong>der</strong> Ausbildung zum <strong>Praxisanleiter</strong><br />

Es bestand bei den Teilnehmern E<strong>in</strong>igkeit darüber, dass die <strong>Praxisanleiter</strong><br />

zum damaligen Zeitpunkt froh waren, zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e m<strong>in</strong>imale Basis an<br />

theoretischem Wissen und praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten erwer-<br />

ben zu können. Die Basisausbildung wird deshalb als Erleichterung erlebt:<br />

„Ich hab diese fünftägige Ausbildung zum <strong>Praxisanleiter</strong> gemacht. Die<br />

war <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z, vor fünf Jahren hab ich die absolviert. Wie gesagt, ich war<br />

damals froh, überhaupt etwas darüber zu lernen. <strong>Das</strong> war für uns e<strong>in</strong>e<br />

große Erleichterung, dass man da e<strong>in</strong> wenig H<strong>in</strong>tergrund hat über die<br />

ganze Praxisanleitung im Gesamten wie auch auf Stationsbereich.“ (1)<br />

Als hilfreich werden die kommunikativen Inhalte <strong>der</strong> Ausbildung beschrieben.<br />

Vor allem aber wurde <strong>der</strong> Austausch mit den an<strong>der</strong>en <strong>Praxisanleiter</strong>n<br />

während <strong>der</strong> Sem<strong>in</strong>are als gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend bezeichnet:<br />

„<strong>Das</strong> Wichtige bei <strong>der</strong> Ausbildung ist für mich persönlich auch <strong>der</strong> Austausch<br />

mit an<strong>der</strong>en. Wie funktioniert es da, wie machen die es bei gewissen<br />

D<strong>in</strong>gen! (....) Auch zum Ideensammeln ist die Ausbildung gut.“(2)<br />

47


An<strong>der</strong>erseits gaben die Teilnehmer an, die Ausbildung unter den jetzigen<br />

Gesichtspunkten <strong>in</strong> dieser Form nicht mehr machen zu wollen.<br />

„Sie ist zwar zwei Jahre her, und ich tät´ sie nicht mehr machen, weil ich<br />

es jetzt wahrsche<strong>in</strong>lich an<strong>der</strong>s seh´.“ (3)<br />

Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Absolvierung <strong>der</strong> Ausbildung bestand auch noch die Erwartung<br />

e<strong>in</strong>er praktischen Umsetzbarkeit <strong>der</strong> großteils theoretischen Inhalte.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> erwarteten Inhalte wurde von fertigen, umsetzungsreifen<br />

Rezepten für die tägliche Anwendung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxisanleitung ausgegangen.<br />

Umso größer bezeichneten die Teilnehmer daher die Enttäuschung, dass <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong>ausbildung nur theoretische H<strong>in</strong>tergründe und Anhaltspunkte<br />

vermittelt wurden:<br />

„Ich hab gedacht, dass man das dann auch umsetzen kann <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis.<br />

[…] Man kriegt halt nur Ideen und Leitl<strong>in</strong>ien, man muss alles selbst praktisch<br />

umsetzen. […] Da wären konkrete Antworten gut, wie man reagie-<br />

ren hätte sollen, aber das kann Dir auch dort niemand sagen.“ (4)<br />

Was <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Ausbildung noch an Fragen und Wünschen offen blieb<br />

und deshalb als Mangel erlebt wird, betraf sowohl kommunikative als auch<br />

pädagogische Inhalte. Die verkürzte Vermittlung von e<strong>in</strong>zelnen konkreten<br />

Themen, wie „Umgang mit Konflikt, Krisen und Mobb<strong>in</strong>g“, begründet den<br />

Wunsch <strong>der</strong> Teilnehmer nach mehr Wissen:<br />

„Ich denke oft, ich bräuchte als Lehrbeauftragte, wenn ich das mal so<br />

nennen darf, e<strong>in</strong> pädagogisches Grundwissen, was ich für sehr zielführend<br />

halt´. Und dann bräuchte ich e<strong>in</strong>e Art Kommunikationsausbildung,<br />

dann auch Konfliktmanagement. <strong>Das</strong> wäre das Wesentliche für alle <strong>Praxisanleiter</strong>.“<br />

(5)<br />

„Wo die Probleme allerd<strong>in</strong>gs angehen, ist die ganze Kommunikation, die<br />

ganzen Themen zu kritischen Situationen, zu Konflikten und Mobb<strong>in</strong>g.<br />

48


Überall, wo man e<strong>in</strong> wenig Psychologie im H<strong>in</strong>tergrund brauchen würde.<br />

<strong>Das</strong> ist sicher absolut zu wenig.“ (6)<br />

E<strong>in</strong>e fragmentarische Reduktion auf Grundlagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong>ausbildung<br />

sowie e<strong>in</strong> Fehlen von entsprechenden Übungsmöglichkeiten zur<br />

Umsetzung erfor<strong>der</strong>n, dem Empf<strong>in</strong>den <strong>der</strong> Teilnehmer nach, e<strong>in</strong>en zusätzlichen<br />

Mehraufwand des <strong>in</strong>tensiven Selbststudiums:<br />

„Es wird vieles nur angerissen. Es werden nur e<strong>in</strong>ige Grundlagen vermittelt,<br />

man lernt und übt nicht ausreichend, wie genau geht e<strong>in</strong> Kritikgespräch<br />

o<strong>der</strong> wie verhalte ich mich <strong>in</strong> Konflikten. […] Im Endeffekt muss<br />

man hergehen und vieles im Selbststudium nachlernen.“ (7)<br />

Auch die Dauer <strong>der</strong> Ausbildung wird als zu kurz bezeichnet und die Inhalte<br />

können deshalb nur rudimentär angeschnitten werden. Demzufolge soll die<br />

Ausbildung eklatant auf das Niveau e<strong>in</strong>er Weiterbildung nach dem Gesund-<br />

heits- und Krankenpflegegesetz angehoben werden:<br />

<strong>Das</strong> wär irgendwie e<strong>in</strong>e richtige Ausbildung und ich glaub schon, dass<br />

das etwas Gutes wär´ und dass das als Weiterbildung etwas br<strong>in</strong>gen<br />

würde.“ (8)<br />

Die For<strong>der</strong>ung nach regelmäßiger Reflexion drückt das Interesse <strong>der</strong> Teilnehmer<br />

an vertieftem und erweitertem Wissens- und Kompetenzerwerb<br />

aus:<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Ausbildung hätt´ ich mir gewünscht mehr Reflexionstage.<br />

Ich hab´ e<strong>in</strong>en Reflexionstag miterlebt, und ich hätte das gerne e<strong>in</strong>mal<br />

im Jahr.“ (11)<br />

4.2 Selbsterwartungen<br />

Subjektive, für e<strong>in</strong>e kompetente Praxisanleitung benötigte Fähigkeiten, Fertigkeiten<br />

und Charaktereigenschaften werden <strong>in</strong> unterschiedlicher Ausprä-<br />

49


gung und Qualität def<strong>in</strong>iert. Viele dieser Fähigkeiten und Fertigkeiten s<strong>in</strong>d<br />

mitzubr<strong>in</strong>gen und können nicht o<strong>der</strong> nur unzureichend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausbildung<br />

erworben werden.<br />

„Nicht je<strong>der</strong> ist automatisch für die Praxisanleitung geeignet und da hilft<br />

mir dann auch die Ausbildung nichts. Man muss schon e<strong>in</strong>iges mitbr<strong>in</strong>gen<br />

und aufgeschlossen se<strong>in</strong> für Neues.“ (1)<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> implizierten Fähigkeiten liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorbildwirkung, welche die<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> auf die Schüler haben sollen:<br />

„Und irgendwie sehe ich die Schüler immer irgendwie als unsere Küken,<br />

die e<strong>in</strong>fach Mitläufer s<strong>in</strong>d, aber die me<strong>in</strong>en Lebensstil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit selbst<br />

irgendwann verwirklichen sollen. Die schauen sich auch me<strong>in</strong>en Stil ab,<br />

wie ich mit Leuten umgeh´, wie ich mit Leuten kommuniziere, was ich ihnen<br />

beibr<strong>in</strong>ge, die schau´ n mir auf die..… ich me<strong>in</strong>´, ich b<strong>in</strong> ja irgendwie<br />

e<strong>in</strong> Vorbild mit Anführungsstrichen für die Kle<strong>in</strong>en und das möchte´ ich ja<br />

irgendwie verwirklichen.“ (2)<br />

Die konkreten Eigenerwartungen f<strong>in</strong>den sich übersichtlich <strong>in</strong> anschließen<strong>der</strong><br />

Tabelle 5 mit den Eigenschaften und Kompetenzen, welche die Teilnehmer<br />

als wichtig für die Aufgabenerfüllung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxisanleitung erach-<br />

ten.<br />

Tabelle 5: Von den Interviewteilnehmern konkret formulierte Selbsterwartungen (eigene Darstellung)<br />

Fähigkeiten und Kompetenzen(erwerbbar): Eigenschaften(Teil <strong>der</strong> Persönlichkeit):<br />

Hohe Sozialkompetenz besitzen Geduldig se<strong>in</strong><br />

Sich selbst zurücknehmen können Persönliche Stabilität<br />

Aus <strong>der</strong> Rout<strong>in</strong>e aussteigen können Beobachtungsgabe<br />

Kommunikative Fähigkeiten besitzen Selbstidentifikation<br />

Den Wissensstand des Schülers e<strong>in</strong>schätzen können Konfliktfähigkeit<br />

Sattelfestes Wissen und Fachkenntnisse besitzen Mit beiden Be<strong>in</strong>en auf <strong>der</strong> Erde stehen<br />

Aufgabe des Anleitens bewusst wahrnehmen Guter Zugang zu jungen Menschen<br />

Die Aufgaben genau kennen Verständnis<br />

50


Immer Zeit nehmen für die Schüler, wenn die es benötigen Vorbild für junge Menschen<br />

Allparteiliche Haltung e<strong>in</strong>nehmen können Vertrauenswürdigkeit<br />

Auch schwächeren Schülern genügend Zeit geben können Freude am Beruf<br />

Nicht unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> Helfersyndrom haben Freude an <strong>der</strong> Weitergabe des Wissens<br />

Nicht von e<strong>in</strong>em Idealmaß ausgehen Offenheit<br />

Die eigenen Rechte auch im Team formulieren Motivationsfähigkeit<br />

E<strong>in</strong>gehen können auf den Schüler Ehrlichkeit<br />

Wertschätzung dem An<strong>der</strong>en gegenüber Engagement<br />

4.3 Die Erwartungen <strong>der</strong> An<strong>der</strong>en<br />

Grundsätzlich identifizieren die Studienteilnehmer fünf Bezugsgruppen, die<br />

an die <strong>Praxisanleiter</strong> Ansprüche haben: die Teamkollegen, die Schüler, die<br />

Leitung auf Stations- und Organisationsebene, die Ausbildungsstelle und<br />

die zu betreuenden Patienten sowie <strong>der</strong>en Angehörige.<br />

In erster L<strong>in</strong>ie werden die <strong>Praxisanleiter</strong> als Kollegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen Pflegearbeit<br />

gesehen. In dieser Funktion erwartet sich das Team die zuverlässige<br />

und kompetente Aufgabenerfüllung im Rahmen <strong>der</strong> pflegerischen Tätigkeiten.<br />

Der Stationsalltag ist zu bewältigen und die zusätzliche Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Praxisanleitung darf nicht zu e<strong>in</strong>er Mehrbelastung <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong><br />

führen:<br />

„Als Teamkolleg<strong>in</strong> erwarten sie sich sicher, dass nebenbei me<strong>in</strong>e Arbeit<br />

auch geschieht, dass das Hand und Fuß auch hat. Wenn ich Visite gehe,<br />

dass das nicht darunter leidet, dass das passt und ich ke<strong>in</strong>e Arbeiten an<br />

die an<strong>der</strong>en abschiebe, weil ich nicht dazu komme. Wenn am nächsten<br />

Tag e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er die Gruppe übernimmt, soll die Arbeit korrekt geschehen<br />

se<strong>in</strong>, dass das nicht leidet.“ (1)<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Funktion des Anleiters wird erwartet, dass die <strong>Praxisanleiter</strong><br />

dafür sorgen, dass die Schüler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em möglichst kurzen Zeitraum vollwertig<br />

e<strong>in</strong>setzbar s<strong>in</strong>d.<br />

„Druck entsteht durch die Erwartung me<strong>in</strong>er Kollegen, die Schüler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

gewissen Zeitraum bis zu e<strong>in</strong>em bestimmten Punkt zu br<strong>in</strong>gen.“ (2)<br />

51


„Also wie gesagt, von den Teamkollegen kommt, möglichst schnell e<strong>in</strong>en<br />

guten Mitarbeiter auf die Füße zu stellen, vollwertig zum E<strong>in</strong>setzen und<br />

das <strong>in</strong> e<strong>in</strong> paar Tagen, wenn möglich.“ (3)<br />

Auch die Integration <strong>in</strong>s Stationsteam wird als Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong><br />

angesehen. Möglichst rasch sollen nicht nur teamspezifische Arbeitsabläufe<br />

und Regeln, son<strong>der</strong>n Rollenverteilung, Hierarchie und Wertesystem <strong>der</strong><br />

Teams von den Schülern verstanden, akzeptiert und übernommen werden:<br />

„Ja, ich denk mir, dass sie sich von mir als <strong>Praxisanleiter</strong><strong>in</strong> schon erwarten,<br />

dass man die Schüler gut e<strong>in</strong>führt, damit die e<strong>in</strong>fach gut <strong>in</strong>s Team<br />

passen und <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>geglie<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d, damit sie möglichst bald<br />

den Tagesablauf kennen, damit man sich auf die Schüler verlassen<br />

kann, damit sie wirklich möglichst bald selbstständig arbeiten können. (4)<br />

In den Teams wird die vorherrschende Me<strong>in</strong>ung vertreten, dass be<strong>in</strong>ahe<br />

ausschließlich die <strong>Praxisanleiter</strong> für den Ausbildungsfortschritt <strong>der</strong> Schüler<br />

im Praktikum verantwortlich s<strong>in</strong>d. Dabei werden den <strong>Praxisanleiter</strong>n bevorzugt<br />

diffizile und komplexe Lern<strong>in</strong>halte überlassen. Viele <strong>der</strong> Stationskollegen<br />

wollen sich nach Ansicht <strong>der</strong> Befragten Anleitungssituationen nicht stellen:<br />

„<strong>Das</strong>, was wirklich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis also auch auf theoretischer Basis <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis umgesetzt werden muss, wird erwartet von me<strong>in</strong>en Kollegen, dass<br />

ich das automatisch übernimm. Also es ist ganz klar, z.B. Verbände,<br />

Port-System, ich mach das e<strong>in</strong>mal, dann schau´ n wir mal, wenn sie es<br />

vorher mit mir noch nicht gemacht hat, dann braucht sie (die Schüler<strong>in</strong>,<br />

Anm. <strong>der</strong> Verfasser<strong>in</strong>) es auch noch nicht.“ (5)<br />

Dabei empf<strong>in</strong>den die <strong>Praxisanleiter</strong> diese E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> Kollegen als e<strong>in</strong>e<br />

Art Verantwortung abschieben. Wobei die Befragten angeben, das Feedback<br />

zu erhalten, dass den Teamkollegen bewusst sei, von gut ausgebildeten<br />

Schülern zu profitieren. E<strong>in</strong>igkeit herrscht darüber, dass <strong>der</strong> Rout<strong>in</strong>esta-<br />

52


tionsbetrieb ohne Schüler teilweise wesentlich schwieriger aufrechtzuerhalten<br />

wäre:<br />

„Sie erwarten von Dir, dass Du den Schülern die D<strong>in</strong>ge beibr<strong>in</strong>gst, damit<br />

sie es nicht tun müssen. Damit de<strong>in</strong>e Kollegen dann von gut ausgebildeten<br />

Schülern etwas haben. Wenn Schüler gut angeleitet werden, geht es<br />

den Mitarbeitern auf <strong>der</strong> Station besser.“ (6)<br />

E<strong>in</strong>e weitere Anfor<strong>der</strong>ung für die <strong>Praxisanleiter</strong> seitens <strong>der</strong> Teamkollegen<br />

stellt <strong>der</strong> Umgang mit allen Arten <strong>der</strong> Kommunikation dar. Als beson<strong>der</strong>s<br />

unbeliebt <strong>in</strong> den Teams werden Kritik- und Konfliktgespräche mit den Schülern<br />

bezeichnet. Aber auch Feedbackgespräche, die Lob und Anerkennung<br />

be<strong>in</strong>halten, werden nur allzu gern an die <strong>Praxisanleiter</strong> delegiert:<br />

„Wenn es aber was zu kritisieren gibt, [...] dann kommen Aussagen wie<br />

Du bist doch <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong>, mach doch Du das!“ (7)<br />

„Erwartungen s<strong>in</strong>d immer da bei brenzligen Gesprächssituationen. <strong>Das</strong><br />

ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wichtigsten Sachen, auch Feedback geben. Es wird eher mir<br />

gesagt, bevor sie es dem Schüler selber sagen, wenn die Situation passiert.“<br />

(8)<br />

In Konfliktsituationen zwischen Schüler und Stationspersonal werden Erwartungen<br />

<strong>der</strong> Kollegen angesprochen, dass <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> auf ihrer<br />

Seite steht und e<strong>in</strong>en Konflikt auch <strong>in</strong> ihrem S<strong>in</strong>ne regelt:<br />

„Und dass ich dann die Zufriedenheit von beiden Parteien wie<strong>der</strong> herstelle,<br />

funktioniert auch meist gar nicht. Weil, ich verstehe ja me<strong>in</strong>e Teamkollegen,<br />

aber sehr wohl auch den Schüler und genau umgekehrt. Und es<br />

wird ja auch erwartet, dass ich das dann natürlich regle für sie.“ (9)<br />

Die Schulen, als theoretische Ausbildungsverantwortliche, for<strong>der</strong>n <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie, die Theorie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis fortzusetzen. Demnach sehen sich die <strong>Praxisanleiter</strong><br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Brückenfunktion zwischen Theorie und Praxis und identi-<br />

53


fizieren diese For<strong>der</strong>ung als die Hauptaufgabe <strong>der</strong> Praxisanleitung aus <strong>der</strong><br />

Sicht <strong>der</strong> Schule. E<strong>in</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>driften <strong>der</strong> tatsächlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

auf <strong>der</strong> Station von den idealtypischen Vorstellungen <strong>der</strong> Schule<br />

bedeutet für viele <strong>Praxisanleiter</strong> e<strong>in</strong>e tägliche Herausfor<strong>der</strong>ung:<br />

„Man wird sich halt erwarten, dass man natürlich als <strong>Praxisanleiter</strong> im<br />

Grunde genommen genauso weiterführt, wie es bei den kl<strong>in</strong>ischen Unterrichten<br />

abläuft. Aber da kann man halt lei<strong>der</strong> nicht immer alles so korrekt<br />

machen, wie man es halt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule lernt, obwohl die das gerne hätten.“<br />

(10)<br />

Zudem kommen von den Ausbildungsstellen zahlreiche Vorgaben, <strong>der</strong>en<br />

E<strong>in</strong>haltung für die <strong>Praxisanleiter</strong> oftmals e<strong>in</strong>en gemessen am tatsächlich für<br />

Anleitung zur Verfügung stehenden Zeitkont<strong>in</strong>gent; unverhältnismäßig großen<br />

Zeitaufwand darstellt:<br />

„Diese kommen von <strong>der</strong> Schule, <strong>in</strong>dem zahlreiche D<strong>in</strong>ge vorgegeben<br />

werden, welche sehr zeitaufwändig s<strong>in</strong>d. Aber irgendwann musst Du auf<br />

Dich selber auch schauen und was man dann sagt ist: „Es tut mir leid.“,<br />

man kann ja dabei höflich bleiben, aber man muss e<strong>in</strong>fach sagen, ich<br />

kann jetzt nicht und es ist e<strong>in</strong>fach irgendwann genug, da gibt es Gren-<br />

zen.“ (11)<br />

In zwei <strong>der</strong> drei untersuchten Schulen im Salzkammergut werden regelmäßige<br />

Besprechungen und Treffen abgehalten. Zu diesen Treffen gibt es ebenfalls<br />

geteilte Me<strong>in</strong>ungen. E<strong>in</strong>erseits bezeichnen die <strong>Praxisanleiter</strong> e<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong>tensiven Kontakt mit den Schulen und Lehrkräften als gut und hilfreich,<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Austausch mit den an<strong>der</strong>en <strong>Praxisanleiter</strong>n wird als lohnend<br />

empfunden. An<strong>der</strong>erseits werden die Treffen als zusätzlicher, zeitlicher<br />

Aufwand bezeichnet :<br />

„Wobei ich sagen muss, mittlerweile läuft das ganz gut. Seit jetzt die regelmäßigen<br />

Treffen und <strong>der</strong> gute Kontakt besteht und auch die Vere<strong>in</strong>ba-<br />

54


ungen gelten, wenn e<strong>in</strong> Problemschüler da ist, dass man sich e<strong>in</strong>fach<br />

zusammenredet, muss ich sagen, seit dem Zeitpunkt läuft das e<strong>in</strong>fach<br />

besser.“ (12)<br />

„Der Austausch ist halt immer wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Zeitproblem. <strong>Das</strong> „Intesiver-<br />

Kontakt-mit-<strong>der</strong>-Schule-haben“ ist nicht immer möglich, weil wir von <strong>der</strong><br />

Station oft nicht weg können.“ (13)<br />

Kontakte mit den Ausbildungsstellen werden aber nicht ausschließlich positiv<br />

gesehen. So glauben zwei <strong>Praxisanleiter</strong>, dass <strong>der</strong> Kontakt mit <strong>der</strong><br />

Schule nur <strong>in</strong> problematischen Fällen hilfreich ist und zum Lösen <strong>der</strong> Probleme<br />

mit den Schülern beiträgt. Darüber h<strong>in</strong>aus wird enges Zusammenarbeiten<br />

mit den Schulen nicht als nötig erachtet und auch die Besprechungs-<br />

term<strong>in</strong>e nur als Pflichtübung verstanden:<br />

„Ich muss sagen, von <strong>der</strong> Schule her habe ich überhaupt ke<strong>in</strong>e Probleme.<br />

Also ich persönlich habe ke<strong>in</strong>e solchen Konfrontationen,[...] es gibt ja<br />

auch Stationen, die mehr Kontakt mit Euch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule haben, weil es<br />

sehr viele Probleme gibt.[…] Ich kann mich nur an e<strong>in</strong>en Problemfall bis<br />

jetzt er<strong>in</strong>nern, wo es um e<strong>in</strong>e bestimmte Schüler<strong>in</strong> gegangen ist, die sehr<br />

schwierig war, da hatte ich mehr Kontakt. Aber ansonsten haben wir das<br />

immer so lösen können[…], dass wir die Schule nicht dazu benötigt haben.<br />

Bei den <strong>Praxisanleiter</strong>besprechungen wechseln wir uns ab, das ist<br />

das ger<strong>in</strong>gste Problem.“ (14)<br />

Die Bezugsgruppe, von welcher die meisten Erwartungen an die <strong>Praxisanleiter</strong><br />

beschrieben werden, s<strong>in</strong>d aber zweifellos die Auszubildenden. So<br />

sieht sich <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als e<strong>in</strong>e Ansprechperson,<br />

die ständig greifbar ist <strong>in</strong> allen Fragen und so e<strong>in</strong>e Vertrauensstellung<br />

e<strong>in</strong>nimmt:<br />

„Ich denke, die erwarten e<strong>in</strong>fach `mal die Begleitung durch mich, dass ich<br />

für sie da b<strong>in</strong> und sie mich fragen können.“ (15)<br />

55


„<strong>Das</strong>s ich für die Schüler greifbar b<strong>in</strong> und dass sie auch je<strong>der</strong>zeit zu mir<br />

kommen können. Zum Beispiel bei Dienstwechsel. Wenn ich aus <strong>der</strong><br />

Nacht gehe, und sie kommen <strong>in</strong> den Tagdienst, und es gibt etwas, no na,<br />

natürlich reden wir da drüber.“ (16)<br />

E<strong>in</strong>e weitere sehr wichtige Funktion <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> den Schülern gegenüber<br />

wird folgen<strong>der</strong>maßen kommuniziert: Sie sollen das B<strong>in</strong>deglied zwischen<br />

den Schülern und den Pflegepersonen im Team darstellen. Daher<br />

übernehmen die <strong>Praxisanleiter</strong> die E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das Team, E<strong>in</strong>weisung <strong>in</strong><br />

Gepflogenheiten und Eigenheiten <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong>:<br />

„Die erwarten auch die E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das Team, das ist ganz wichtig,<br />

dass sie im Team aufgenommen werden. Sie wollen auch von mir e<strong>in</strong><br />

Feedback, wie sie im Team gesehen werden, das machen wir immer <strong>in</strong><br />

den Teambesprechungen, da fragen sie immer.“ (17)<br />

Die <strong>Praxisanleiter</strong> wissen um die Erwartungen von den Schülern, dass sie<br />

ihnen viel zeigen und erklären sollen. Aber auch <strong>in</strong> diesem Punkt gibt es<br />

unterschiedliche Me<strong>in</strong>ungen. Während die e<strong>in</strong>en das Gefühl haben, dass<br />

sie die Schüler ständig an <strong>der</strong> Hand nehmen und ihnen die D<strong>in</strong>ge genau<br />

nach ihrem Handlungsverständnis vorzeigen o<strong>der</strong> vorleben müssen, s<strong>in</strong>d<br />

die an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, dass die Schüler ihre eigenen Erfahrungen machen<br />

sollen und nur dann e<strong>in</strong>zugreifen ist, wenn es droht, schief zu gehen.<br />

Die letztere Vorgehensweise wird jedoch eher im Zusammenhang mit guten<br />

Schülern genannt:<br />

„Ich nehme sie bei <strong>der</strong> Hand und zeige ihne, was gut o<strong>der</strong> nicht so gut ist<br />

und wie sie es machen sollen. Ich soll auch dafür sorgen, dass man ihnen<br />

genau zeigt, wie man die D<strong>in</strong>ge praktisch tut, und ihnen Verbesserungen<br />

zeigen.“ (18)<br />

56


„Dann gibt es aber auch durchwegs engagierte Schüler, das s<strong>in</strong>d die, die<br />

mir am liebsten s<strong>in</strong>d, weil sie e<strong>in</strong>fach kommen und auch etwas e<strong>in</strong>for<strong>der</strong>n<br />

Und die lasse ich ihre eigenen Erfahrungen machen.“ (19)<br />

Was als immer wie<strong>der</strong>kehrende For<strong>der</strong>ung deklariert wurde, betrifft den<br />

Umgang mit Lob und Anerkennung. In diesem Punkt gibt die Mehrheit <strong>der</strong><br />

Befragten jedoch selbstkritisch zu, dass wesentlich öfter kritisiert als gelobt<br />

wird:<br />

„Sie erwarten auch Lob von mir, wenn etwas gut gelaufen ist, das vergessen<br />

wir aber sehr oft.“ (20)<br />

Durch die Bezugsgruppe <strong>der</strong> Vorgesetzten machen die <strong>Praxisanleiter</strong> die<br />

Erfahrung, dass auf dieser Ebene vor allem Entlastung des Teams erwartet<br />

wird. Im Zentrum <strong>der</strong>en Interessen stehen die Versorgung <strong>der</strong> Patienten<br />

sowie die organisatorischen Abläufe e<strong>in</strong>es Krankenhauses. Die adm<strong>in</strong>istrativ-organisatorische<br />

und pflegerische Arbeit darf ke<strong>in</strong>esfalls durch e<strong>in</strong>e Anleitung<br />

von Schülern zu kurz kommen o<strong>der</strong> zu Überstunden führen. Äußerungen<br />

<strong>in</strong> dieser Richtung hören die <strong>Praxisanleiter</strong> oft, was sie zu <strong>der</strong> Annahme<br />

führt, dass die Aufgabe <strong>der</strong> Schüleranleitung ke<strong>in</strong>en großen Stel-<br />

lenwert <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Leitungsebene besitzt:<br />

„Von me<strong>in</strong>er Stationsleitung her soll es laufen, aber mit möglichst wenig<br />

Aufwand. Me<strong>in</strong>e Arbeit soll geschehen und das an<strong>der</strong>e soll me<strong>in</strong>e Arbeit<br />

nicht beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.[…] Also es ist schon so, man merkt e<strong>in</strong>fach heraus, das<br />

ist nicht so wichtig. <strong>Das</strong> empf<strong>in</strong>det man dann als nicht gerade hilfreich.“<br />

(21)<br />

„Und me<strong>in</strong>e Leitung erwartet auch das von mir, dass ich me<strong>in</strong>e Arbeit erledige,<br />

ohne dauernd für die Praxisanleitung Überstunden zu machen, <strong>in</strong><br />

den Mittagspausen o<strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Dienstzeit.“ (22)<br />

Zu den Erwartungen <strong>der</strong> ihnen anvertrauten Patienten und <strong>der</strong>en Angehörigen<br />

ergaben sich die Erwartungen, dass die Pflege und Betreuung fehlerlos<br />

57


und korrekt ablaufen müsse und ausreichend Zeit für die Belange <strong>der</strong> Patienten<br />

vorhanden ist. Diese Anfor<strong>der</strong>ungen werden als zunehmend schwieriger<br />

erfüllbar bezeichnet. Als Grund wird die steigende Informiertheit und<br />

Kritikfreudigkeit <strong>der</strong> Patienten und <strong>der</strong>en Angehörigen angegeben:<br />

„Ja, da s<strong>in</strong>d ja noch me<strong>in</strong>e Patienten. Die erwarten […], dass die Pflege h<strong>in</strong>haut,<br />

die ich bei ihnen mache, dass ich mich um sie richtig kümmere und für<br />

sie Zeit habe, dass ich nichts vergesse bei ihrer Pflege [...] und <strong>der</strong> Patient<br />

ist ja auch kritischer geworden und auch die Angehörigen wollen immer<br />

besser und mehr aufgeklärt und beraten werden, wobei die Angehörigen<br />

fast noch kritischer s<strong>in</strong>d.“ (23)<br />

4.4 Die fachliche Kompetenz <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong><br />

<strong>Praxisanleiter</strong> und <strong>der</strong>en Umgebung setzen fachliche Sicherheit voraus, da<br />

diese e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Grundlagen <strong>der</strong> Anleitungskompetenz darstellt. E<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />

Kernpunkte zum Thema fachliche Versiertheit ist die Frage nach den Wissensdefiziten<br />

<strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> und wie diese sich <strong>in</strong> ihrer Rolle fühlen,<br />

wenn sie mit Schülern konfrontiert s<strong>in</strong>d und die Fragen <strong>der</strong> Schüler nicht<br />

beantwortet werden können. Dazu gibt es pr<strong>in</strong>zipiell geteilte Me<strong>in</strong>ungen.<br />

Drei <strong>der</strong> Befragten geben an, dass nicht beantwortbare o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest<br />

nicht sofort beantwortbare Fragen <strong>der</strong> Schüler e<strong>in</strong> Problem für sie darstel-<br />

len:<br />

„Da kommt das hervor, selber zu wenig Wissen, vor allem theoretisches<br />

Wissen und Fachwissen zu haben und zu glauben, dass man blöd dasteht,<br />

wenn die Schüler e<strong>in</strong>en etwas fragen, was sie selber nicht wissen.“(1)<br />

E<strong>in</strong> Teilnehmer hält diese Tatsache auch für e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> vorrangigen Gründe,<br />

warum die Aufgabe <strong>der</strong> Praxisanleitung von den Pflegepersonen als nicht<br />

sehr beliebt bezeichnet wird:<br />

58


„Von vielen Kollegen hab ich schon gehört, das würden sie nicht machen.<br />

Die haben selber Angst e<strong>in</strong>fach davor, dass sie die Fragen <strong>der</strong><br />

Schüler nicht beantworten könnten“.(2)<br />

Als Grund für Wissensdefizite vor allem <strong>in</strong> fachlicher H<strong>in</strong>sicht wird die Tatsache<br />

angesehen, dass sich die <strong>Praxisanleiter</strong> oft auf e<strong>in</strong>em veralteten<br />

Wissensstand bef<strong>in</strong>den und nicht o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest nicht regelmäßig Weiterbildungen<br />

besuchen.<br />

„Sie s<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>em alten Stand des Wissens, haben vor etlichen Jahren<br />

diplomiert und ke<strong>in</strong>e Weiterbildung <strong>in</strong> fachlicher H<strong>in</strong>sicht mehr besucht.<br />

Es entsteht e<strong>in</strong> Kampf mit dem aktuellen Wissensstand <strong>der</strong> Schüler.“(3)<br />

E<strong>in</strong> höherer theoretischer Wissensstand <strong>der</strong> Schüler wird von e<strong>in</strong>em Teilnehmer<br />

sogar als Bedrohung beschrieben, was zu Interesselosigkeit an <strong>der</strong><br />

Aufgabe und zum Rückzug aus <strong>der</strong> Praxisanleitung führen kann:<br />

„Manche stehen dazu und fragen. Manche ziehen sich zurück […], weil<br />

es als bedrohlich empfunden wird.“(4)<br />

Alternativ wird die Me<strong>in</strong>ung vertreten, dass es wichtig ist, zu den eigenen<br />

Wissensdefiziten zu stehen und diese den Schülern gegenüber offen zuzugeben.<br />

Die rasche Verän<strong>der</strong>ung, die gerade die Gesundheitsberufe betrifft,<br />

ist <strong>der</strong> Grund, dass es nicht möglich ist, permanent auf dem neuesten<br />

Stand <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge zu se<strong>in</strong>:<br />

„Ich hab‘ mit dem absolut ke<strong>in</strong> Problem, wenn ich `mal was gefragt werde,<br />

was ich nicht sofort beantworten kann. Da habe ich ke<strong>in</strong> schlechtes<br />

Gefühl, weil ich mir denke, es än<strong>der</strong>t sich alles. Ich me<strong>in</strong>e, es ist genauso<br />

wie e<strong>in</strong> Modetrend, es s<strong>in</strong>d immer neue Sachen“(5)<br />

„Es kann ke<strong>in</strong>er alles wissen, und ich sag, da müssen wir nachschauen<br />

o<strong>der</strong> denjenigen fragen, <strong>der</strong> es weiß.“(6)<br />

59


Allerd<strong>in</strong>gs existiert <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wand, dass e<strong>in</strong> vorhandenes Wissensdefizit nicht<br />

ständig transparent werden dürfe, dies vermittelt den E<strong>in</strong>druck <strong>der</strong> fachlichen<br />

Inkompetenz:<br />

„Es sollte allerd<strong>in</strong>gs nicht ständig <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong>, dass ich Schülerfragen<br />

nicht beantworten kann, zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Bereich nicht.“(7)<br />

E<strong>in</strong> wechselseitiges Profitieren von <strong>der</strong> Schüler–<strong>Praxisanleiter</strong>-Beziehung<br />

setzt nach Me<strong>in</strong>ung e<strong>in</strong>er Befragten e<strong>in</strong> hohes Maß an Selbstverständnis<br />

und Sicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rolle voraus. Die anzuleitenden Schüler über Neuerungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> theoretischen Ausbildung zu befragen, wird als Möglichkeit <strong>in</strong><br />

Betracht gezogen, um beruflich wissenstheoretisch auf dem Laufenden zu<br />

bleiben:<br />

„Aber ich versuche mich stets auf dem neuesten Stand zu halten, und<br />

ich denke, da br<strong>in</strong>gt mir die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit den Schülern auch<br />

für me<strong>in</strong>en täglichen Beruf mit den Patienten was.“(8)<br />

„Ich hab überhaupt ke<strong>in</strong> schlechtes Gewissen, weil ich mir denk: das ist<br />

jetzt neu, das lass ich mir gerne zeigen.[…] Und das hat mir viele Mög-<br />

lichkeiten eröffnet und dann haben wir das auch seitdem so gemacht.“(9)<br />

E<strong>in</strong>en weiteren Kernaspekt im Umgang mit Wissen, vor allem <strong>in</strong> fachlicher<br />

H<strong>in</strong>sicht, stellt <strong>der</strong> laufende Erwerb von neuem Wissen dar. Der Großteil<br />

<strong>der</strong> Befragten sieht dabei im täglichen Auffrischen des fachspezifischen<br />

Wissens und Könnens e<strong>in</strong>en laufenden Prozess. Hierzu dienen Gespräche<br />

mit Ärzten und fachkompetenten Kollegen sowie Fachvorträge und Fortbildungen.<br />

„Immer wenn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit etwas Neues kommt, fragen! Da <strong>in</strong>teressiert<br />

auch mal e<strong>in</strong> Fachvortrag o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Gespräch mit den Ärzten:“(10)<br />

Als das gängigste Verfahren, se<strong>in</strong> persönliches Wissensrepertoire ständig<br />

zu adaptieren, wird die Recherche <strong>in</strong> <strong>der</strong> zugänglichen Literatur bezeichnet:<br />

60


„Ich <strong>in</strong>formiere mich halt immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur und verknüpfe das<br />

Neue mit bereits Rout<strong>in</strong>ewissen und Können.“(11)<br />

Die For<strong>der</strong>ung, sich ständig auf e<strong>in</strong>em möglichst neuen Wissensstand zu<br />

halten, stellt allerd<strong>in</strong>gs für die Befragten e<strong>in</strong> Problem dar. Während <strong>der</strong><br />

Dienstzeit ist e<strong>in</strong>e Literaturrecherche nicht o<strong>der</strong> nur sehr selten möglich,<br />

deshalb wird sehr oft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeit nach Informationen gesucht und Literatur<br />

studiert. E<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressanter Aspekt wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interview ganz klar<br />

angesprochen. Als Freizeit wird von <strong>der</strong> betreffenden Teilnehmer<strong>in</strong> nur die<br />

Zeit außerhalb des Krankenhauses gesehen. Pausen o<strong>der</strong> Zeit nach o<strong>der</strong><br />

vor dem eigentlichen Dienst werden von ihr nicht als Freizeit bezeichnet:<br />

„<strong>Das</strong> mach ich allerd<strong>in</strong>gs nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeit, e<strong>in</strong> „Spazi“ ist immer<br />

mal. Und wenn es halt auch mal die Mittagspause ist o<strong>der</strong> nach dem<br />

Dienst noch“.(12)<br />

„Sofern es möglich ist – was <strong>in</strong> den seltensten Fällen geht - suche ich<br />

auf <strong>der</strong> Station <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur, die wir hier haben, o<strong>der</strong> ich muss halt zuhause<br />

nachschauen. Im Internet o<strong>der</strong> <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en privaten Fachbüchern.<br />

Aber das mache ich halt <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Freizeit. Überstunden s<strong>in</strong>d nicht so<br />

gerne gesehen im Unternehmen. Aber das ist halt auch e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Auf-<br />

gabe, das hab ich vorh<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>t mit Aufwand.“(13)<br />

4.5 Motivationsgründe, <strong>Praxisanleiter</strong> zu werden<br />

Bei den meisten Befragten ergab sich, dass sie bereits ohne Ausbildung mit<br />

<strong>der</strong> Anleitung von Schülern begonnen haben. Zumeist relativ bald nach <strong>der</strong><br />

Diplomierung, oft mit dem kommunizierten H<strong>in</strong>tergrund, dass als Frischdiplomierte<br />

noch genaue Kenntnisse vorhanden wären, wie gute Anleitung<br />

durchzuführen sei. Sehr oft wurde diese Aufgabe nicht aus Interesse des<br />

befragten <strong>Praxisanleiter</strong>s übernommen, son<strong>der</strong>n weil von dritten Personen<br />

<strong>der</strong> Vorschlag kam. Teilweise waren dies Vorgesetzte, aber auch <strong>Praxisanleiter</strong>,<br />

die diese Aufgabe nicht mehr ausfüllen wollten o<strong>der</strong> konnten:<br />

61


„Relativ bald nach me<strong>in</strong>er Diplomierung auf <strong>der</strong> Internen schon hab ich<br />

mich um die Schüler gekümmert, allerd<strong>in</strong>gs ist das alles noch ohne Ausbildung<br />

gewesen.“(1)<br />

„Und dann ist im Rahmen des Mitarbeitergespräches gefragt worden, ob<br />

ich das übernehmen möchte.“(2)<br />

„Und e<strong>in</strong>e sehr liebe Kolleg<strong>in</strong>, die auch e<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> von mir ist, hat das<br />

damals <strong>der</strong> Stationsleitung vorgeschlagen […] und die hat gesagt, das ist<br />

e<strong>in</strong>e gute Idee und so b<strong>in</strong> ich eigentlich durch me<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong> auf das gekommen.“(3)<br />

Zur Motivation, die Aufgabe <strong>der</strong> Praxisanleitung zu übernehmen, wurde als<br />

bevorzugter Grund genannt, das eigene Wissen und die eigenen Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten weitergeben zu können. Darüber h<strong>in</strong>aus bezeichnen<br />

die <strong>Praxisanleiter</strong> die Aufgabe, auf diese Weise gut für die Ausbildung <strong>der</strong><br />

zukünftigen Kollegen zu sorgen, als reizvoll:<br />

„Es hat schon se<strong>in</strong>e Reize, e<strong>in</strong>fach Wissen weiterzugeben und zu se-<br />

hen, wie sich dadurch die neuen Schüler entwickeln.“(4)<br />

Teilweise f<strong>in</strong>den sich auch Aussagen, denen zufolge generell positives Interesse<br />

an <strong>der</strong> Arbeit mit jungen Menschen schon länger bestanden habe. So<br />

werden Freude und Interesse am Umgang mit den Schülern als Motivationsgrund<br />

angegeben, und dies als Ausgleich zum Rout<strong>in</strong>ealltag auf <strong>der</strong><br />

Station bezeichnet:<br />

„<strong>Das</strong> war eigentlich, wo ich mich sehr engagiert hab. Es macht mir Freude,<br />

wenn die Schüler mitgegangen s<strong>in</strong>d, wo me<strong>in</strong>e Stärken waren. <strong>Das</strong><br />

war immer gleich viel <strong>in</strong>teressanter und hat den Alltag aufgelockert.“(5)<br />

62


4.6 Rollenrechte und Rollenpflichten<br />

Nach den Rechten <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> befragt, reagieren die Befragten zumeist<br />

mit Erstaunen und Nachfragen nach dem genauen H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong><br />

Frage. Die Antworten beziehen sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf das Recht, die erste<br />

Ansprechperson im Team für die Schüler zu se<strong>in</strong>. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d wohl<br />

ke<strong>in</strong>e weiteren Rechte bekannt o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest wurden ke<strong>in</strong>e näheren Gedanken<br />

darüber geäußert:<br />

„Da hab ich mir noch nie Gedanken gemacht. <strong>Das</strong> Thema Rechte wurde<br />

von niemand angesprochen, das ist jetzt neu für mich, dass ich als <strong>Praxisanleiter</strong><br />

auch Rechte haben soll. Ich glaube nicht, mehr Rechte zu haben,<br />

ke<strong>in</strong>e Son<strong>der</strong>rechte im Team.“(1)<br />

An<strong>der</strong>s sieht es mit den Pflichten <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> aus. Hier ist <strong>in</strong> erster<br />

L<strong>in</strong>ie die gesetzliche Verpflichtung zur Schüleranleitung bekannt:<br />

„Mir ist bewusst geworden, dass es per Gesetz festgelegt ist, dass ich als<br />

Diplomkrankenschwester anleiten muss. Es steht <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Berufsgesetz,<br />

dass ich die Praxisanleitung durchzuführen habe im gehobenen<br />

Dienst.“(2)<br />

Als weiteren Aspekt <strong>der</strong> beruflichen Pflichterfüllung wird die For<strong>der</strong>ung<br />

nach <strong>der</strong> permanenten Fortbildung angesehen. Die <strong>Praxisanleiter</strong> verstehen<br />

dies allerd<strong>in</strong>gs als Berufspflicht im Gehobenen Dienst <strong>der</strong> Gesundheits-<br />

und Krankenpflege:<br />

„Und ich muss mich als Diplomkrankenschwester auf dem letzten wissenschaftlichen<br />

Stand halten und danach arbeiten, das ist me<strong>in</strong>e Berufspflicht,<br />

mich selber zu <strong>in</strong>formieren, sowieso. Und so gesehen kann man<br />

es eigentlich nicht alle<strong>in</strong>e auf die Rolle <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> beziehen.“(3)<br />

Drei <strong>der</strong> befragen Teilnehmer gaben auch an, dass es für e<strong>in</strong>e zufrieden<br />

stellende und effiziente Praxisanleitung generell wichtig wäre, wenn es e<strong>in</strong>e<br />

63


konkrete Stellenbeschreibung dafür gäbe. In dieser sollten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

und Ausbildung, Ziele, Pflichten und Rechte, Aufgaben und Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

genau festgelegt werden.<br />

„Ich glaub, das erste wäre, dass ich e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e gute und klare Beschreibung<br />

me<strong>in</strong>er Aufgabe als <strong>Praxisanleiter</strong> habe. So etwas, das def<strong>in</strong>iert,<br />

was s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>e Rechte und me<strong>in</strong>e Pflichten. Was hat me<strong>in</strong>e Stelle<br />

überhaupt <strong>in</strong>ne? Was s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>e Tätigkeiten und wofür b<strong>in</strong> ich verantwortlich?<br />

Wer unterstützt mich, wem darf ich was sagen und delegieren?“(4)<br />

„Zu den Pflichten <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> gibt es lei<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e Stellenbeschreibung,<br />

die wäre sehr hilfreich, um diese Frage zu klären. Dann wäre klar,<br />

was man zu tun hat, was man dafür benötigt und wofür man verantwortlich<br />

ist. O<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Anfor<strong>der</strong>ungsprofil. […] Aber ich habe ke<strong>in</strong>e<br />

Stellenbeschreibung, die mir Rechte zuschreibt. <strong>Das</strong> wäre gut, aber es<br />

gibt noch ke<strong>in</strong>e. Es wäre sehr positiv, aber man versperrt sich dem ge-<br />

genüber. Da hätte ich auch e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Stellung im Team.“(5)<br />

4.7 Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>nde Aspekte <strong>der</strong> Praxisanleitung<br />

Als e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> vorrangig empfundenen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen wird von den Befragten<br />

e<strong>in</strong>e falsch o<strong>der</strong> gar nicht verstandene Zielsetzung <strong>der</strong> Praxisanleitung<br />

angegeben. Hier s<strong>in</strong>d es beson<strong>der</strong>s die unmittelbaren Vorgesetzten auf<br />

Stationsebene, welche ihre persönlichen Handlungs- und Weisungsbefugnisse<br />

und Kompetenzen durch die <strong>Praxisanleiter</strong> beschnitten o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Frage<br />

gestellt sehen.<br />

„Sie tun oft so, als ob man den Stationsleitungen etwas wegnimmt von<br />

wichtigen Aufgaben.“(1)<br />

64


Aber auch die Kollegen im Team verstehen den S<strong>in</strong>n und die Aufgaben <strong>der</strong><br />

<strong>Praxisanleiter</strong> nicht immer ganz richtig. Zumeist wird über e<strong>in</strong> Abschieben<br />

<strong>der</strong> gesamten Ausbildungsverantwortung an die <strong>Praxisanleiter</strong> geklagt:<br />

„Der Schüler wird als Belastung gesehen, den schieben sie gerne ab. Ja,<br />

wie schaut es denn wirklich aus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis? Um Himmels willen, jetzt<br />

kommt schon wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Schüler, jetzt müssen wir dem schon wie<strong>der</strong> alles<br />

zeigen, <strong>der</strong> kann das ja nicht, jetzt müssen wir uns wie<strong>der</strong> damit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen.“(2)<br />

Auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>adäquate Auswahl von <strong>Praxisanleiter</strong>n wird kritisiert. Wo ke<strong>in</strong>erlei<br />

pädagogische o<strong>der</strong> sonstige Eignung e<strong>in</strong>gefor<strong>der</strong>t wird, gerät die<br />

Auswahl zum <strong>Praxisanleiter</strong> zu e<strong>in</strong>er Art Glücksspiel, gibt e<strong>in</strong> Teilnehmer<br />

an. Lediglich die Bereitschaft, überhaupt die Aufgabe zu übernehmen, und<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Zeit, welche an <strong>der</strong> betreffenden Dienststelle zugebracht wor-<br />

den ist, stellen die dürftigen Auswahlkriterien dar.<br />

„Es wird nicht auf pädagogische Eignung geschaut, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong>, <strong>der</strong> halt<br />

schon am längsten da ist, <strong>der</strong> den Betrieb kennt, <strong>der</strong> wird geschickt.“(3)<br />

„Da wird nicht ausgesucht, wer am geeignetsten ist, Praxisanleitung ist<br />

nicht unbed<strong>in</strong>gt das, was alle gerne tun möchten. Deshalb muss man<br />

froh se<strong>in</strong>, überhaupt wen zu bekommen.“(4)<br />

E<strong>in</strong> massives Problem für die Ausübung <strong>der</strong> Anleitungsaufgabe s<strong>in</strong>d jedenfalls<br />

die oftmals als stark beh<strong>in</strong><strong>der</strong>nd bezeichneten organisationalen Bed<strong>in</strong>gungen,<br />

unter denen Praxisanleitung stattf<strong>in</strong>det. Alle Teilnehmer s<strong>in</strong>d sich<br />

e<strong>in</strong>ig, dass e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> ganz großen Probleme <strong>in</strong> den fehlenden o<strong>der</strong> nicht<br />

zur Verfügung stehenden Zeitressourcen liegt. So entwickelt sich bei den<br />

<strong>Praxisanleiter</strong>n das Gefühl, dass sie stets nur im Vorbeigehen o<strong>der</strong> nebenbei<br />

Schüleranleitung übernehmen:<br />

65


„Und da weiß ich eben, es ist e<strong>in</strong>fach h<strong>in</strong><strong>der</strong>lich, wenn Du e<strong>in</strong>fach zum<br />

Anleiten da bist, aber nicht von den normalen Arbeiten freigespielt. Die<br />

bekommen ke<strong>in</strong>e Zeit für Anleitung freigestellt.“(5)<br />

„E<strong>in</strong> absoluter Zeitfaktor, weil ich mich selber damit stresse, ich tue mir<br />

selber nichts Gutes und kann dann ja auch nichts weitervermitteln. Also<br />

es ist e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Zeit-Geschichte.“(6)<br />

Aber nicht nur für die tatsächliche Tätigkeit des Anleitens bemängeln die<br />

Befragten zu wenig zur Verfügung stehende Zeit. Auch für die Weiterentwicklung<br />

von Anleitungskonzepten, für den Austausch mit An<strong>der</strong>en o<strong>der</strong> für<br />

entsprechende Freiräume, um sich mit den Schülern ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen,<br />

gibt es nicht ausreichend Zeitressourcen:<br />

„Man bekommt ke<strong>in</strong>e Zeit für Konzeptentwicklung, also es wird oft, wobei<br />

es e<strong>in</strong> bissel besser ist <strong>in</strong> manchen Häusern, ke<strong>in</strong>e Zeit gegeben um mit<br />

an<strong>der</strong>en zu reden o<strong>der</strong> sich was von dort abzuschauen.“(7)<br />

Die Befragten geben aber auch an, zu wenige Kompetenzen e<strong>in</strong>geräumt zu<br />

bekommen. Die Dienste<strong>in</strong>teilung wird nach wie vor von den Stationsleitungen<br />

durchgeführt, ohne auf die Anleitertätigkeit Rücksicht zu nehmen. <strong>Das</strong>s<br />

den <strong>Praxisanleiter</strong>n ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>flussnahme auf die Dienstplangestaltung zugestanden<br />

wird, sehen die Teilnehmer kritisch. Als wichtig sehen sie an,<br />

wenn <strong>Praxisanleiter</strong> zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den ersten Praktikumstagen und dann <strong>in</strong><br />

regelmäßigen Abständen mit dem Dienst des Schülers parallel und zusätz-<br />

lich zum üblichen Personalstand e<strong>in</strong>geteilt s<strong>in</strong>d:<br />

„<strong>Das</strong> heißt, die dürfen oft nicht <strong>in</strong> den Dienstplan. <strong>Das</strong> heißt, die haben<br />

nicht die Kompetenz, den Dienstplan mitzugestalten, wenn Schüler<br />

kommen. Es wird zwar schon geschaut, dass <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> da ist,<br />

falls es irgendwie geht, aber zusätzlich ist <strong>der</strong> auch nicht e<strong>in</strong>geteilt.“(8)<br />

Wenn Stationskollegen ihre gesetzlich gefor<strong>der</strong>te Anleitungsaufgabe nicht<br />

wahrnehmen, stellt dies ebenfalls e<strong>in</strong>e Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung für die Arbeit <strong>der</strong> Pra-<br />

66


xisanleiter dar. Hier werden <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie fehlendes Interesse <strong>der</strong> Kollegen<br />

als Grund genannt und dass diese sich nicht an die Ausbildungskriterien<br />

und Vere<strong>in</strong>barungen zwischen Schule und Station halten.<br />

„Wenn da absolut nicht geschaut wird o<strong>der</strong> ich me<strong>in</strong>e, es so e<strong>in</strong> wenig<br />

schleifen gelassen wird, wenn sie nicht so dah<strong>in</strong>ter s<strong>in</strong>d, ist das für mich<br />

total demotivierend. Wo ich <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung b<strong>in</strong>, dass zu wenig geschaut<br />

wird, dass es so läuft, wie wir eigentlich vere<strong>in</strong>bart hätten. Ich me<strong>in</strong>, wir<br />

haben gewisse Kriterien, was sie im ersten, zweiten, dritten Ausbildungsjahr<br />

können sollen, und so können wir auf ke<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ie kommen.“(9)<br />

E<strong>in</strong> Faktor, <strong>der</strong> im Zusammenhang mit den Rahmenbed<strong>in</strong>gungen ebenfalls<br />

kritisch gesehen wird, ist e<strong>in</strong>e oftmals sehr verspätete Ausbildung für <strong>Praxisanleiter</strong>.<br />

Viele <strong>Praxisanleiter</strong> müssen sich erst e<strong>in</strong>mal durch learn<strong>in</strong>g-bydo<strong>in</strong>g<br />

Anleitungskompetenz erwerben, bevor ihnen e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Ausbildung geboten wird:<br />

„Und wichtig f<strong>in</strong>d ich auch, dass man die Ausbildung bald macht, nicht<br />

erst nach e<strong>in</strong> paar Jahren, wenn man sich schon selber was zusammengelernt<br />

hat und das dann so nach Bauchgefühl macht, da kann e<strong>in</strong>e gute<br />

Ausbildung schon viel helfen, dass man die Sache richtig sieht.“(10)<br />

Als zusätzlich sehr frustrierend erlebt <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> Befragten die fehlende<br />

Anerkennung für ihre Leistungen im Bereich <strong>der</strong> Schülerausbildung und<br />

-anleitung. Sie erhalten we<strong>der</strong> von den Kollegen noch von den Leitungen<br />

Wertschätzung für diesen, ihrer Me<strong>in</strong>ung nach so wichtigen Teil <strong>der</strong> Berufsausübung.<br />

Sie erleben ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> nur spärlich Anerkennung für den oft<br />

großen Idealismus. Ihr hohes persönliches Engagement <strong>in</strong> Form von teilweise<br />

privaten f<strong>in</strong>anziellen und zeitlichen Investitionen wird nicht anerkannt:<br />

„Aber ich denke mir, es gehört schon wirklich honoriert […] Statt dass e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>mal sagen würde: De<strong>in</strong> Engagement ist wirklich super o<strong>der</strong> so, e<strong>in</strong><br />

Lob alle<strong>in</strong> hätte mich schon drei Meter wachsen lassen […], weil es ist ja<br />

67


auch nie e<strong>in</strong> Dankeschön gekommen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Art Entschädigung, weil<br />

ich nicht so viele Wochenenden und Nachtdienste mache. Außerdem<br />

nehme ich mir viel Arbeit für zu Hause mit, von den Vorbereitungen für<br />

Gespräche bis zum Recherchieren von neuen Methoden. Und oft muss<br />

ich mir die Zeitschriften und Bücher auch privat bezahlen.“(11)<br />

„Vielleicht, dass das auch von <strong>der</strong> Obrigkeit so gesehen wird, dass Praxisanleitung<br />

<strong>der</strong> immanent wichtige, vielleicht <strong>der</strong> wichtigste Punkt überhaupt<br />

ist. <strong>Das</strong> s<strong>in</strong>d unsere zukünftigen Schwestern und Kollegen, und<br />

wenn ich ihnen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulzeit nichts Gescheites lerne, dann kann ich<br />

auch nicht erwarten, dass sie es später g´scheit können. <strong>Das</strong> ist eigentlich<br />

e<strong>in</strong> ganz, ganz wichtiger Punkt.“(12)<br />

In den drei untersuchten Häusern s<strong>in</strong>d auch sehr unterschiedliche Strukturen<br />

und Fortschritte <strong>in</strong> Bezug auf die <strong>Praxisanleiter</strong> zu erkennen. Was aber<br />

dennoch häufig von den Befragten angegeben wird, ist, dass es e<strong>in</strong>e wenig<br />

transparente Abgrenzung von Anleitertätigkeit und normalen pflegerischen<br />

Teamaufgaben gibt. So ist es den meisten Kollegen nicht bewusst o<strong>der</strong> bekannt,<br />

wann <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> im normalen Dienst ist und wann er mit <strong>der</strong><br />

Schülerausbildung befasst ist.<br />

„Und dann wäre gut, wenn es ganz klar ist für me<strong>in</strong>e Kollegen, wann ich<br />

als <strong>Praxisanleiter</strong> unterwegs b<strong>in</strong>, denn dann sollten sie mich mit Stationsfragen<br />

<strong>in</strong> Ruhe lassen. <strong>Das</strong> weiß ich dann nicht. Sie müssen wissen,<br />

wann ich <strong>Praxisanleiter</strong> b<strong>in</strong> und wann nicht.“(13)<br />

Als hemmend für die Entwicklung e<strong>in</strong>er guten Praxisanleitung wird zudem<br />

e<strong>in</strong>e oftmals fehlende konstruktive Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Schule gesehen.<br />

So berichten die meisten <strong>der</strong> Befragten, dass ihnen oft zu wenig von<br />

den theoretischen Unterrichts<strong>in</strong>halten bekannt ist und dass sie oft auch unzureichend<br />

über die Schüler <strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d:<br />

68


„Was ich auch sagen möchte, dass die Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Schule<br />

sehr wichtig ist, dass man zum Beispiel teilweise auch im theoretischen<br />

Unterricht dabei se<strong>in</strong> kann, wenn die wie<strong>der</strong> was Neues lernen, damit<br />

man wirklich weiß, wo stehen die denn mit ihrem Wissen?“(14)<br />

4.8 Was Praxisanleitung gel<strong>in</strong>gen lässt<br />

Als beson<strong>der</strong>s hilfreich und för<strong>der</strong>lich für die Praxisanleitung sehen die<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> die persönlich empfundene Zufriedenheit an, wobei Zufriedenheit<br />

<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie durch die bei den Schülern erzielten Erfolge entsteht:<br />

„<strong>Das</strong>s ich merke, dass mich die Schüler annehmen, akzeptieren, dass<br />

wir gut mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> arbeiten können. […] E<strong>in</strong>fach diese Erfolge mit den<br />

Schülern selber. Die Zufriedenheit, die Erfolge, dass sie etwas gelernt<br />

haben, das ist für mich me<strong>in</strong>e persönliche Zufriedenheit.“(1)<br />

För<strong>der</strong>lich im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Entlastung bezeichnen die Teilnehmer auch die<br />

Unterstützung durch ihre Pflegedienstleitungen. Wenn diese im betreffenden<br />

Haus die praktische Schüleranleitung zum wichtigen Thema macht,<br />

fühlen sich die <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> ihrer Wertigkeit bestätigt. Aber auch wenn<br />

das gesamte Unternehmen <strong>der</strong> Praxisanleitung durch Anerkennung positiv<br />

gegenübersteht, wird dies als wertschätzend gesehen:<br />

„För<strong>der</strong>lich ist auch, dass bei uns im Haus gesehen wird, wie die Wertig-<br />

keit von e<strong>in</strong>em <strong>Praxisanleiter</strong> steht.“(2)<br />

„Me<strong>in</strong> Unternehmen sieht die <strong>Praxisanleiter</strong> sicherlich als wichtigen<br />

Punkt, für unsere zukünftigen Mitarbeiter, die hier s<strong>in</strong>d. <strong>Das</strong> bekräftigt<br />

mich schon <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Bemühungen.“(3)<br />

Aber auch die Akzeptanz und Unterstützung <strong>der</strong> Teamkollegen stellt e<strong>in</strong>en<br />

för<strong>der</strong>lichen Aspekt dar. Erfolgt e<strong>in</strong>e Anerkennung <strong>der</strong> Leistungen <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong>,<br />

wird das Bemühen um die Schüler im Team positiv gesehen und<br />

nehmen die Kollegen dann die Verantwortung für die Schüler wahr, stellt<br />

69


dies e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> wichtigsten Motivationsfaktoren für die Befragten dar. Beson<strong>der</strong>s<br />

hervorgehoben wird auch die Unterstützung durch die an<strong>der</strong>en<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> auf <strong>der</strong> Station, jedoch nur, wenn diese <strong>in</strong> ihren Zielen und<br />

Handlungen e<strong>in</strong>er grundsätzlich gleichen Ausrichtung unterliegen:<br />

„<strong>Das</strong> wäre gut für mich und me<strong>in</strong>en Selbstwert, wenn ich gemerkt hätte,<br />

dass die Kollegen me<strong>in</strong>e Begeisterung für die Anleitung auch teilen und<br />

das gut f<strong>in</strong>den, was und wie ich das mache, und auch <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne<br />

handeln.“(4)<br />

„Also… ganz konkret s<strong>in</strong>d es drei Kollegen, die dieselbe Schiene fahren<br />

wie ich. Die e<strong>in</strong>en gewissen Standard haben wollen, von dem auch nicht<br />

heruntersteigen. Wo ich weiß, mit denen b<strong>in</strong> ich auf e<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>ie und da<br />

funktioniert das auch.“(5)<br />

E<strong>in</strong> Belohnungssystem wird als wichtig erachtet, wobei nur <strong>in</strong> zwei Fällen<br />

monetärer Ausgleich darunter verstanden wird. Bedeutsamer ist die Anerkennung<br />

<strong>der</strong> Leistungen, aber diese könnte auch auf an<strong>der</strong>em Wege erfolgen.<br />

<strong>Das</strong> würde sicherstellen, dass die <strong>Praxisanleiter</strong> sich engagieren und<br />

versuchen ihre Sache gut zu machen:<br />

„Wer freut sich nicht, wenn das <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Art und Weise honoriert<br />

wird? <strong>Das</strong> lässt sich nicht von <strong>der</strong> Hand weisen. Wobei ich sagen muss,<br />

dass alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tätigkeit schon sehr viel Kraft und Motivation liegt,<br />

wenn e<strong>in</strong>fach neue Schüler kommen, die sagen, es hat mir so gut gefallen,<br />

es war super bei Euch, und ich habe viel gelernt. Aber auch die Anerkennung<br />

von <strong>der</strong> Leitung und auch von <strong>der</strong> Schule täte ganz gut, wenn<br />

da mal jemand sagt, das macht ihr gut.“(6)<br />

Als hilfreich wird auch erlebt, wenn den neuen <strong>Praxisanleiter</strong>n Zeit gegeben<br />

wird, <strong>in</strong> die Anleiterposition h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuwachsen, und sie dabei Unterstützung<br />

von verschiedenen Fachleuten und Spezialisten erfahren. Verstanden wer-<br />

70


den darunter Psychologen, aber auch Lehrer <strong>der</strong> Schule und Kommunikationstra<strong>in</strong>er.<br />

„Wichtig f<strong>in</strong>de ich, dass man Zeit bekommt sich an die Aufgabe zu gewöhnen<br />

und dass e<strong>in</strong>en die Leute aus <strong>der</strong> Ausbildung unterstützen.“(7)<br />

Als motivierend und lohnend bezeichnen die Teilnehmer, wenn die anzuleitenden<br />

Schüler Engagement und Interesse an ihren Ausführungen und Erklärungen<br />

zeigen. <strong>Das</strong>s die Schüler dabei vom Wissen und Können <strong>der</strong><br />

<strong>Praxisanleiter</strong> profitieren und dieses dann auch richtig anwenden und wie<strong>der</strong>geben<br />

können, wird als beson<strong>der</strong>s wichtiger Punkt hervorgehoben. <strong>Das</strong><br />

positive Feedback <strong>der</strong> Schüler wird von den meisten Befragten als e<strong>in</strong>zige<br />

Möglichkeit bezeichnet, Anerkennung für ihre Arbeit mit den Schülern zu<br />

bekommen:<br />

„Mir gefällt das, wenn man ihnen was erklärt, und sie nehmen das an und<br />

machen das dann auch, führen es aus und nehmen es wahr. So hat man<br />

das Gefühl, die haben jetzt was gelernt, die hat Freude damit, man kann<br />

sich darauf verlassen.“(8)<br />

Positiv und wertschätzend im Bewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> hat sich auch<br />

die Tatsache verankert, dass durch die Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> die Zukunft<br />

<strong>der</strong> Pflege mitgestaltbar wird und so e<strong>in</strong> wichtiger Beitrag für e<strong>in</strong> auch<br />

zukünftig kompetentes Team geleistet wird:<br />

„Dann die reifere Überlegung, dass man se<strong>in</strong>e zukünftigen Kollegen ausbildet!<br />

[…] E<strong>in</strong>fach, weil ich auch <strong>in</strong> Zukunft Kollegen haben möchte, die<br />

kompetent s<strong>in</strong>d und drum ist mir das wichtig, diese Aufgabe.“(9)<br />

4.9 Was <strong>der</strong> Praxisanleitung zu mehr Erfolg verhelfen würde<br />

Die <strong>in</strong> den Interviews am häufigsten genannten Wünsche für die Zukunft<br />

betreffen die Regelung e<strong>in</strong>es ausgewiesenen Zeitrahmens für die Praxisanleitung.<br />

Entsprechend den aufgezeigten Problemen <strong>der</strong> zu ger<strong>in</strong>gen Zeit-<br />

71


essourcen wünschen sich die <strong>Praxisanleiter</strong> mehr und vor allem <strong>in</strong> diesem<br />

Rahmen ausschließlich Zeit für die Tätigkeiten <strong>der</strong> Anleitung und Ausbildung.<br />

E<strong>in</strong>e genaue Festlegung des Zeitkont<strong>in</strong>gents wird auch für die Vermeidung<br />

e<strong>in</strong>er Reihe von Konflikten mit den vorgesetzten Stationsleitungen<br />

als unerlässlich erachtet:<br />

„Also gut wäre, wenn <strong>der</strong> Zeitrahmen genau geregelt ist. <strong>Das</strong>s es e<strong>in</strong>fach<br />

ke<strong>in</strong>e Diskussion mehr mit <strong>der</strong> Leitung darüber gibt, auf e<strong>in</strong>igen Stationen<br />

gibt es drei Tage und ich muss um e<strong>in</strong>en Tag kämpfen.“(1)<br />

Für die <strong>Praxisanleiter</strong> ist zudem von großer Bedeutung, dass durch e<strong>in</strong>e<br />

genaue Kennzeichnung auf dem Dienstplan allen Stationsmitglie<strong>der</strong>n und<br />

Schülern bekannt ist, wann <strong>der</strong> betreffende <strong>Praxisanleiter</strong> ausschließlich <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Anleitungsfunktion arbeitet und wann er für die stationsüblichen Rout<strong>in</strong>eaufgaben<br />

zur Verfügung steht:<br />

„Vielleicht wäre ganz toll, wenn man e<strong>in</strong>en Teil se<strong>in</strong>er Zeit auf dem<br />

Dienstplan ausgewiesen bekommt, die nur für Schüler da ist, wo man nur<br />

Praxisanleitung macht und da b<strong>in</strong> ich nicht für die normale Pflege da,<br />

son<strong>der</strong>n ich me<strong>in</strong>e nur für die Schüler um ihnen was zu zeigen o<strong>der</strong> auch<br />

mal etwas abzufragen o<strong>der</strong> zu beobachten, wie sie sich anstellen.“(2)<br />

Hand <strong>in</strong> Hand mit <strong>der</strong> obigen For<strong>der</strong>ung geht auch <strong>der</strong> Wunsch nach e<strong>in</strong>er<br />

freien Zeite<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong>. Begründet wird dieser Wunsch damit,<br />

dass die <strong>Praxisanleiter</strong> die Ressourcen und Defizite <strong>der</strong> Schüler am<br />

besten kennen und daher auch den Lernfortschritt am besten steuern und<br />

begleiten könnten. Allerd<strong>in</strong>gs nur, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt im<br />

Dienst wären. Auch für die diversen Gespräche vor, während und nach dem<br />

Praktikum s<strong>in</strong>d entsprechende Dienste<strong>in</strong>teilungen hilfreich.<br />

„Ich glaube, dass die <strong>Praxisanleiter</strong> selber am besten wissen, wann sie<br />

mit den Schülern arbeiten müssen und wann nicht. Da könnte ich mir<br />

vorstellen, dass ich me<strong>in</strong>en Dienstplan selber e<strong>in</strong>teile, weil ich weiß,<br />

72


wann neue Schüler kommen o<strong>der</strong> wenn Beurteilungen anstehen o<strong>der</strong><br />

wenn die e<strong>in</strong>e Prüfung haben, die praktische Diplomprüfung zum Beispiel.<br />

An dem Tag will ich mit dem Schüler arbeiten, an dem an<strong>der</strong>en<br />

Tag mit den an<strong>der</strong>en aus dem zweiten Jahr und so weiter.“(3)<br />

Auch e<strong>in</strong> zeitkont<strong>in</strong>gentiertes Freispielen von den stations<strong>in</strong>tegrativen Aufgaben,<br />

um e<strong>in</strong>e effektive und zielführende Praxisanleitung durchführen zu<br />

können, kennzeichnet das Bedürfnis von vier Teilnehmern. Dah<strong>in</strong>ter steht<br />

die Ansicht, dass <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> nicht gleichzeitig organisatorische und<br />

pflegerische Aufgaben am Patienten und gute Anleitung und Ausbildung mit<br />

dem Schüler durchführen kann. Dazu wünschen sich die <strong>Praxisanleiter</strong> das<br />

Commitment ihrer Kollegen und <strong>der</strong> Vorgesetzten und e<strong>in</strong>en Ersatz für ihre<br />

entfallende Arbeitskraft, damit diese nicht auf die Kollegen umverteilt wird:<br />

„Es müssten aber dazu alle an<strong>der</strong>en im Team mitspielen […] das wäre<br />

wichtig, dass alle an<strong>der</strong>en me<strong>in</strong>e Son<strong>der</strong>aufgabe respektieren und unterstützen.<br />

[…] <strong>Das</strong>s vielleicht statt me<strong>in</strong>er Stunden e<strong>in</strong>e 20-Stundenkraft<br />

kommt o<strong>der</strong> so. Da muss man halt zeigen, dass es wichtig ist dem Unternehmen.<br />

Aber me<strong>in</strong>e Kollegen dürfen nicht me<strong>in</strong>e Arbeit mitmachen<br />

müssen, das wäre nicht gut, auch für me<strong>in</strong>e Position nicht.“(4)<br />

Auch die Wichtigkeit <strong>der</strong> Aufgabe <strong>der</strong> Praxisanleitung sollte nach Auffassung<br />

<strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> Zukunft transparenter se<strong>in</strong> und mehr Wertschätzung<br />

erfahren. Dazu halten es die Befragten für unumgänglich, die Praxisanleitung<br />

konzeptuell <strong>in</strong> <strong>der</strong> Organisation zu implementieren. Am dr<strong>in</strong>glichsten<br />

werden aber die Anerkennung und das Verständnis <strong>der</strong> unmittelbar<br />

Vorgesetzten und Kollegen gefor<strong>der</strong>t:<br />

„<strong>Das</strong> Verständnis von me<strong>in</strong>er Chef<strong>in</strong>, die das sehr abblockt mittlerweile,<br />

das wäre schon noch sehr wichtig.“(5)<br />

„Es war da jetzt so im Rahmen <strong>der</strong> Mentorenausbildung, dass man das<br />

auch angesprochen hat, dass das (die Praxisanleitung, Anm. d. Verfas-<br />

73


ser<strong>in</strong>) wirklich von oben anerkannt wird. Vom Unternehmen her me<strong>in</strong>e<br />

ich und auch von <strong>der</strong> Leitung im Haus.“(6)<br />

Ebenso steht e<strong>in</strong> persönliches Feedback von den Bezugsgruppen auf <strong>der</strong><br />

Liste <strong>der</strong> Wünsche für die Zukunft. Dieses sollte von den Schulen genauso<br />

kommen wie von den Vorgesetzten <strong>der</strong> verschiedenen Ebenen. Als gangbarer<br />

Weg wird <strong>in</strong> diesem Zusammenhang von e<strong>in</strong>er Teilnehmer<strong>in</strong> e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> die Kommission <strong>der</strong> praktischen Diplomprüfungen angesprochen.<br />

Hier zeigt sich, ob und was die Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> praktischen Ausbildung gelernt<br />

haben, und so erhalten die <strong>Praxisanleiter</strong> ihrer Me<strong>in</strong>ung nach das<br />

wichtige Feedback für die Qualität ihrer Tätigkeit:<br />

„Sie bemühen sich sehr viel, sie <strong>in</strong>vestieren sehr viel, sie bekommen<br />

nichts dafür und es wäre ihnen wichtig, dass sie z.B. als Teil <strong>der</strong> Kommission<br />

dr<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d. In <strong>der</strong> praktischen Ausbildung, wo sie sagen, da<br />

erhalten sie dann auch e<strong>in</strong> Feedback, wie ist es. E<strong>in</strong>e Art Erfolgsmel-<br />

dung, ohne die man irgendwann nicht mehr mag.“(7)<br />

In diesem S<strong>in</strong>ne ist auch die For<strong>der</strong>ung nach e<strong>in</strong>er verantwortlichen Bezugsperson<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule zu verstehen. Von dort wird nicht nur Feedback<br />

erwartet, son<strong>der</strong>n auch Unterstützung <strong>in</strong> allen fachlichen Fragen. Informationen<br />

über Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung sowie Kenntnisse über die Inhalte<br />

von Fachvorträgen werden ebenfalls als hilfreich angesehen. Diese konkrete<br />

Kontaktperson soll auch als Anlaufstelle bei Problemen o<strong>der</strong> Unklarheiten<br />

mit Schülern fungieren und die <strong>Praxisanleiter</strong> über die Inhalte <strong>der</strong> theo-<br />

retischen Ausbildung auf dem Laufenden halten:<br />

„Wünschen täte ich mir, dass für mich, also wenn z. B: aus <strong>der</strong> Schulsicht<br />

es e<strong>in</strong>en Lehrer gibt, <strong>der</strong> für uns zuständig ist. Zu dem ich auch gehen<br />

kann, bei dem ich nachfragen kann und wo ich nicht nur die allgeme<strong>in</strong>en<br />

Informationen kriege von <strong>der</strong> Schule, wie´ s denn se<strong>in</strong> sollte,<br />

son<strong>der</strong>n auch mal sagen kann, so o<strong>der</strong> so passt das jetzt nicht.“(8)<br />

74


„<strong>Das</strong> wäre schon gut, wenn ich wüsste, was sie bei Euch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule<br />

da gelernt haben.“(9)<br />

E<strong>in</strong> weiterer Wunsch <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> betrifft die Vere<strong>in</strong>heitlichung <strong>der</strong><br />

Richtl<strong>in</strong>ien zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> gleichen E<strong>in</strong>richtung. E<strong>in</strong>heitliche Vorgehensweisen<br />

und Richtl<strong>in</strong>ien sollen helfen, Unsicherheiten zu vermeiden.<br />

Diesbezüglich geben die <strong>Praxisanleiter</strong> Erfahrungen an, dass die Stationsleitung<br />

oft nicht h<strong>in</strong>ter dem vere<strong>in</strong>barten Konzept <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> steht,<br />

wenn es ke<strong>in</strong>e direkte Anordnung von hierarchisch höherer Stelle gibt:<br />

„Was ich mir wünschen würde, wäre e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heitlichkeit im Haus, […]<br />

dass das vielleicht von oberster Stelle kommt, ob das jetzt das Unternehmen<br />

ist o<strong>der</strong> die Pflegedirektion.“(10)<br />

Es besteht auch <strong>der</strong> dr<strong>in</strong>gende Wunsch nach Zusatzqualifikationen <strong>der</strong><br />

<strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> Form von laufenden Fortbildungen. Spezielle Fortbildungen<br />

mit Inhalten <strong>in</strong> Bezug auf Interaktion und Pädagogik, aber auch fachtheoretische<br />

Weiterbildung empf<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>ige Befragte als Unterstützung<br />

ihrer Aufgabe.<br />

„Ja, und dann wäre auch noch e<strong>in</strong>e ganz gute Sache, wenn man dann<br />

eben die Möglichkeit hätte, speziell gezielt e<strong>in</strong>fach dann Fortbildungen <strong>in</strong><br />

die Richtung zu kriegen. Weil es entwickelt sich alles so rasant und<br />

schnell, dass man selber da gar nicht mehr nachkommt. […] Da wünsche<br />

ich mir fachliche Fortbildung, aber auch zum Thema <strong>Praxisanleiter</strong> so<br />

Kommunikation und Pädagogik.“(11)<br />

Auch <strong>der</strong> Ansatz e<strong>in</strong>es Belohnungs- o<strong>der</strong> Ausgleichssystems wird von dem<br />

Großteil <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> als sehr motivierend bezeichnet. Lediglich e<strong>in</strong>mal<br />

wird e<strong>in</strong> monetärer Ausgleich als Entschädigung für die fehlenden Möglichkeiten<br />

angesehen, nicht so viele Nacht- und Wochenenddienste machen<br />

zu können wie die Kollegen. E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Teilnehmer<strong>in</strong> sieht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Aus-<br />

75


gleichszahlung eher die Anerkennung für Mehrleistungen auch außerhalb<br />

<strong>der</strong> Dienstzeiten:<br />

„Aber ich möchte auch irgendwie e<strong>in</strong>en f<strong>in</strong>anziellen Ausgleich dafür haben.<br />

E<strong>in</strong>e Entschädigung für die Wochenenden und Nachtdienste, die ich<br />

nicht so machen kann.“(12)<br />

„<strong>Das</strong>s ich oft zu Hause über etwas nachschauen muss. Und ich muss<br />

mich auch oft vorbereiten, das geht alles <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeit […]. Und ich<br />

komme manchmal auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> dienstfreien Zeit here<strong>in</strong>, um Gespräche<br />

o<strong>der</strong> Beurteilungen zu führen.“(13)<br />

Zwei Teilnehmern war es wichtig, <strong>in</strong> Zukunft e<strong>in</strong>e Art Tutorenkonzept für die<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> e<strong>in</strong>zuführen. Die Tutoren sollen dabei e<strong>in</strong>e wesentlich umfassen<strong>der</strong>e<br />

Ausbildung erhalten und als Hilfestellung für die <strong>Praxisanleiter</strong><br />

im gesamten Haus fungieren:<br />

„E<strong>in</strong>en Mentor o<strong>der</strong> Tutor o<strong>der</strong> so was. Also <strong>der</strong> müsste doch sehr gut<br />

ausgebildet se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> sich dann um die Kollegen annimmt und <strong>der</strong> se<strong>in</strong><br />

Wissen auch weitergibt. Der bräuchte dann schon mehr als 5 Tage Aus-<br />

bildung.“(14)<br />

4.10 Die persönliche Sichtweise <strong>der</strong> Aufgaben und Pflichter-<br />

füllung<br />

In allen Interviews wurde dargestellt, dass die <strong>Praxisanleiter</strong> für ihre Aufgabe<br />

großen Idealismus als unumgänglich ansehen. Darüber h<strong>in</strong>aus wird e<strong>in</strong>e<br />

Freiwilligkeit <strong>der</strong> Aufgabenerfüllung als grundlegend bezeichnet sowie die<br />

Bereitschaft zu großem zeitlichem und persönlichem Engagement. Dabei ist<br />

die aufgewendete Zeit sehr oft nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dienstzeit enthalten, viele Tätigkeiten<br />

und Vorbereitungen müssen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeit absolviert werden:<br />

„Ich denk mir, man muss so etwas freiwillig machen und aus voller Überzeugung.<br />

Wenn ich etwas mache, dann mache ich das halt gerne, aber<br />

76


ich b<strong>in</strong> sehr oft privat here<strong>in</strong>gekommen. Ob das nun für e<strong>in</strong>e Beurteilung<br />

war, o<strong>der</strong> weil ich gewusst hab´, dass e<strong>in</strong>e Prüfung ansteht.“(1)<br />

Zudem erheben die <strong>Praxisanleiter</strong> den Anspruch, <strong>in</strong> ihrer Anleitungsfunktion<br />

so oft wie möglich für den Schüler greifbar zu se<strong>in</strong>. Gleichzeitig wird bekannt,<br />

dass diese Sichtweise e<strong>in</strong>e sehr persönliche ist und nicht von allen<br />

geteilt wird:<br />

„Ich b<strong>in</strong> wirklich e<strong>in</strong> greifbarer <strong>Praxisanleiter</strong>, hab´ mir nie die Stunden<br />

aufgeschrieben, das war viel Freizeit. Aber ich wollte das halt so. Die<br />

Kollegen belächeln das Ganze, jetzt hast Du schon ke<strong>in</strong>e Freizeit mehr<br />

und so ähnlich.“(2)<br />

Als e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> vorrangigen Aufgaben <strong>der</strong> Praxisanleitung wird angesehen,<br />

dass die Schüler ihre praktischen Ausbildungsziele erreichen. In diesem<br />

Zusammenhang sehen sich die Teilnehmer gefor<strong>der</strong>t, ihr eigenes Wissen<br />

und Können stets auf dem Laufenden zu halten. Darüber h<strong>in</strong>aus benötigen<br />

die <strong>Praxisanleiter</strong> Wissen über die theoretischen Inhalte und über das <strong>in</strong>dividuelle<br />

Ausbildungsniveau <strong>der</strong> Schüler:<br />

„Wenn man nicht weiß, was die Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Theorie lernen, kann ich<br />

auch nicht das Richtige <strong>in</strong> die Praxis umsetzen. Ich muss auch das Ausbildungsniveau<br />

vom Schüler berücksichtigen und se<strong>in</strong>e persönlichen Fä-<br />

higkeiten.“(3)<br />

Als Grundlage ihrer Arbeit verstehen die <strong>Praxisanleiter</strong> auch ihre Beziehung<br />

zu den Schülern. Freundlichkeit, Wohlwollen und Wertschätzung sehen sie<br />

als Basis für den Vertrauensaufbau und e<strong>in</strong>e positive Beziehung zu den<br />

Schülern an, um den Lernerfolg und auch persönliche Entwicklung zu sichern:<br />

„Vor allem ist es mir auch wichtig, dass die Schüler Betreuung haben und<br />

Vertrauen zu e<strong>in</strong>er Person o<strong>der</strong> zu zwei Personen, an die sie sich wenden<br />

können, wenn es Probleme gibt. […] Ja das wichtigste ist, dass die<br />

77


Schüler bei uns willkommen s<strong>in</strong>d auf <strong>der</strong> Station, das ist e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> wichtigsten<br />

Kriterien überhaupt.“(4)<br />

Hier wird auch transparent, dass <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> ihrer eigenen Ausbildung<br />

oft diese persönliche Begleitung vermisst haben, was als<br />

problematisch und oft diskrim<strong>in</strong>ierend erlebt wurde. Gleichzeitig wird<br />

jedoch diese persönlich erlebte Beziehungslosigkeit als Motivation<br />

angegeben, <strong>Praxisanleiter</strong> zu werden und so etwas zu verän<strong>der</strong>n.<br />

„Ich b<strong>in</strong> halt viel h<strong>in</strong>unter getreten worden (…) es ist mir so gegangen,<br />

dass ich mich <strong>in</strong> vielen Praktika nicht wohl gefühlt habe, nicht gut aufgehoben<br />

war. <strong>Das</strong>s nur die Me<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Kollegen gezählt hat und nicht<br />

me<strong>in</strong>e als Schüler (…) und deshalb habe ich mir gedacht, es muss halt<br />

e<strong>in</strong>fach an<strong>der</strong>s gehen.“(5)<br />

„Und vielleicht auch aus <strong>der</strong> Erfahrung, wie man selber angefangen hat.<br />

Es nicht so zu machen, wie man es selber erlebt hat, son<strong>der</strong>n es an<strong>der</strong>s<br />

zu machen, besser zu machen.“(6)<br />

Zwei <strong>der</strong> befragten <strong>Praxisanleiter</strong> erwähnen das <strong>subjektive</strong> Gefühl, dass die<br />

Schüler zu kurz kommen und mehr Zeit brauchen würden. Dies sei aber oft<br />

nicht möglich, weil die Arbeit auf <strong>der</strong> Station mit den Patienten stets an ers-<br />

ter Stelle stehe und e<strong>in</strong>e größere Wertigkeit <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Station besitze:<br />

„Wobei ich da e<strong>in</strong> ganz schlechtes Gefühl und e<strong>in</strong> schlechtes Gewissen<br />

habe, weil ich mir denke, die bräuchten mehr, aber man kann nicht so<br />

viel für sie da se<strong>in</strong>, weil e<strong>in</strong>fach die Arbeit Vorrang hat.“(7)<br />

Die befragten <strong>Praxisanleiter</strong> sehen ihre Aufgabe auch dar<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en Beitrag<br />

zur Vermittlung zwischen den unterschiedlichen Interessen und Personengruppen<br />

zu leisten. Dabei wird auch über Gefühle, zwischen den Fronten<br />

zu stehen, berichtet. In drei Fällen sehen sich die Befragten dabei als Fürsprecher<br />

<strong>der</strong> Schüler:<br />

78


„Also, Kommunikationsgeschichten zwischen Teammitglie<strong>der</strong>n und<br />

Schülern, die s<strong>in</strong>d dann sehr schwierig.“(8)<br />

„Auch wenn die Schüler nicht so gut waren, muss man auf ihrer Seite<br />

stehen. Da werden dann zum Beispiel Argumente nötig, warum <strong>der</strong>jenige<br />

mehr Zeit zum Lernen benötigt als an<strong>der</strong>e.“(9)<br />

Die <strong>Praxisanleiter</strong> empf<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausübung ihrer unterschiedlichen Aufgaben<br />

e<strong>in</strong>e Divergenz, <strong>der</strong> sie jedoch oft nicht gewachsen s<strong>in</strong>d. Vor allem<br />

die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen werden oft als störend und unzureichend empfunden.<br />

„Da ist zuerst e<strong>in</strong>mal die Rolle <strong>der</strong> Pflegeperson für den Patienten, als<br />

Berater für die Angehörigen, (…) Ansprechpartner für die Besucher, die<br />

Rolle <strong>der</strong> Kolleg<strong>in</strong>, die Rolle des <strong>Praxisanleiter</strong>s für den Schüler, die Rolle<br />

als Ansprechperson und Mitarbeiter<strong>in</strong> im <strong>in</strong>terprofessionellen Team,<br />

die Rolle <strong>der</strong> Dienstnehmer<strong>in</strong> des Hauses (…) was fällt mir noch e<strong>in</strong>? (...)<br />

Ja, vielleicht, dass man im Kontakt mit <strong>der</strong> Ausbildungsstelle ist. <strong>Das</strong> ist<br />

natürlich wichtig.“(10)<br />

„Und nebenbei soll ich gute Qualität leisten. Überall, nicht nur als Praxi-<br />

sanleiter.“(11)<br />

In Bezug auf die tatsächliche Anleitung <strong>der</strong> Schüler s<strong>in</strong>d sich die Befragten<br />

e<strong>in</strong>ig, dass es sehr schwierig für sie ist, den pädagogischen Auftrag zu erfüllen.<br />

Gerechtigkeit und Fairness, aber auch die Beachtung <strong>der</strong> notwendigen<br />

Qualitätskriterien stellen dabei die Grundlage <strong>der</strong> Arbeit mit den Schülern<br />

dar:<br />

„Wenn man wenig o<strong>der</strong> gar ke<strong>in</strong>e pädagogische Bildung hat, ist es sehr<br />

schwer, den Auszubildenden die D<strong>in</strong>ge richtig zu vermitteln. Man darf<br />

auch nicht zu nachsichtig se<strong>in</strong> und auch nicht zu unerbittlich.“(12)<br />

79


5 Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Die zusammenfassende Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse rückt e<strong>in</strong>deutig die<br />

Tatsache <strong>in</strong> den Mittelpunkt, dass die <strong>Praxisanleiter</strong> e<strong>in</strong>er Vielzahl von Konfliktpotenzialen<br />

ausgesetzt s<strong>in</strong>d. Zumeist s<strong>in</strong>d unvere<strong>in</strong>bare und wi<strong>der</strong>sprüchliche<br />

Erwartungen von den Bezugsgruppen im beruflichen Kontext<br />

die Ursachen für die Konflikte. In <strong>der</strong> Untersuchung konnte aufgezeigt werden,<br />

welche Erwartungen von welchen Personengruppen stammen und wie<br />

die daraus entstehenden Konflikte die Arbeit <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Die daraus resultierende hohe Arbeitsbelastung entsteht vorrangig<br />

durch mangelnde Zeitressourcen und ungewöhnlich viele parallele Rollenaufgaben.<br />

An<strong>der</strong>erseits konnten aus Sicht <strong>der</strong> Teilnehmer zufriedenzufrieden<br />

stellende und positive Faktoren isoliert werden. Zu diesen zählen vorrangig:<br />

Freude an <strong>der</strong> Wissensvermittlung und an <strong>der</strong> Gestaltungsmöglichkeit<br />

<strong>der</strong> Pflege <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft, Austauschmöglichkeiten mit an<strong>der</strong>en <strong>Praxisanleiter</strong>n<br />

und positives Feedback und Anerkennung von Schülern und Kollegen.<br />

Aber auch beh<strong>in</strong><strong>der</strong>nde Faktoren und Bed<strong>in</strong>gungen für die Praxisanleitung<br />

konnten eruiert werden. In diesem Zusammenhang werden beson<strong>der</strong>s<br />

die oft fehlende Anerkennung, Akzeptanz und Wertschätzung durch<br />

die Bezugsgruppen genannt. Dazu kommen e<strong>in</strong>e nicht ausreichend auf die<br />

komplexe Aufgabe vorbereitende Ausbildung, e<strong>in</strong> Fehlen von Aufgabeno<strong>der</strong><br />

Stellenbeschreibungen sowie mangelnde Zeitressourcen für e<strong>in</strong>e effiziente<br />

Anleitung. E<strong>in</strong> weiteres Ergebnis betraf das Selbstverständnis <strong>der</strong><br />

<strong>Praxisanleiter</strong> durch das Bewusstse<strong>in</strong> von Rollenrechten und Rollenpflichten.<br />

Es herrscht sowohl über die Pflichten e<strong>in</strong>es <strong>Praxisanleiter</strong>s Unklarheit<br />

als auch über die Rechte, welche dieser Rolle zugeschrieben s<strong>in</strong>d. Zum<br />

Thema Selbstverständnis konnte auch aufgezeigt werden, dass die Erwartungen<br />

an die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen oftmals überhöht<br />

s<strong>in</strong>d. Diese werden <strong>in</strong> großer Anzahl und Ausprägung beschrieben und s<strong>in</strong>d<br />

großteils schon von den <strong>Praxisanleiter</strong>n mitzubr<strong>in</strong>gen. Wünsche, For<strong>der</strong>ungen<br />

und Verbesserungsvorschläge für e<strong>in</strong>e zukünftig effizientere Aufga-<br />

80


enerfüllung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Praxisanleitung konnten ebenfalls durch die<br />

Studie identifiziert werden und betreffen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie ausreichend Zeit für<br />

die Arbeit mit den Schülern, Abgrenzung <strong>der</strong> Anleitertätigkeit von <strong>der</strong> Stationsrout<strong>in</strong>earbeit,<br />

e<strong>in</strong>e Ausbildung, welche <strong>in</strong> kommunikativer und pädagogischer<br />

H<strong>in</strong>sicht auf die Anleitertätigkeit vorbereitet, e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Anerkennung <strong>der</strong> Aufgabe sowie mögliche Entschädigungen o<strong>der</strong> Belohnungen<br />

für die zusätzlichen Aufwand. Was Diplompflegepersonal motiviert,<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> zu werden, ist ebenfalls Gegenstand <strong>der</strong> Studie. Freude an<br />

<strong>der</strong> Weitergabe eignen Wissens und eigener Kompetenzen sowie Ausgleich<br />

zum Rout<strong>in</strong>ealltag, aber auch e<strong>in</strong> Versuch <strong>der</strong> Aufarbeitung <strong>der</strong> selbst erlebten<br />

praktischen Ausbildung s<strong>in</strong>d die hervorstechenden Merkmale. Idealismus,<br />

persönliches Engagement, Verantwortungsgefühl und die Möglichkeit,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Entwicklung mitzuwirken, kennzeichnen als letzten<br />

Punkt <strong>der</strong> Studie das persönliche Verständnis <strong>der</strong> Aufgabe Praxisanleitung.<br />

In Tabelle 6 wurden den theoriegeleiteten Kategorien ihre konkreten Konzepte<br />

zugeordnet. In dieser Form soll so die Vielzahl <strong>der</strong>, aus den Interviews stam-<br />

menden Bedeutungen <strong>der</strong> Begriffe übersichtlich abgebildet werden.<br />

Tabelle 6: Darstellung <strong>der</strong> Kategorien und konkreten Subkategorien (eigene Darstellung)<br />

Konzepte, durch welche die Kategorien abgebildet werden: Kategorien:<br />

Erleichterung durch Basisausbildung<br />

Austausch mit an<strong>der</strong>en <strong>Praxisanleiter</strong>n<br />

Kommunikative Inhalte<br />

Erwartete umsetzungsreife, handlungsleitende Rezepte<br />

Pädagogisch-didaktische Inhalte<br />

Fragmenthafte Reduktion auf Grundlagen<br />

Übungsmöglichkeiten zur Umsetzung<br />

Dauer, Umfang und Struktur <strong>der</strong> Ausbildung<br />

Fähigkeiten, Fertigkeiten, Charaktereigenschaften (siehe Tab. 5)<br />

Mitzubr<strong>in</strong>gende Kompetenzen<br />

Funktion als Rollenvorbild<br />

81<br />

Die Nützlichkeit <strong>der</strong><br />

Ausbildung zum <strong>Praxisanleiter</strong><br />

für die Aufgabenerfüllung<br />

Die Selbsterwartungen


Konzepte, durch welche die Kategorien abgebildet werden: Kategorien:<br />

Arbeitsleistung und Entlastung des Teampersonals <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege<br />

Die Erwartungen <strong>der</strong><br />

Mehrbelastung <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong> durch Schüleranleitung<br />

E<strong>in</strong>setzbarkeit <strong>der</strong> Patienten/<strong>in</strong>nen auf <strong>der</strong> Station<br />

Integration <strong>der</strong> Patienten/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>s Stationsteam<br />

Verantwortung <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> für die Ausbildung <strong>der</strong> Patienten/<strong>in</strong>nen<br />

im Praktikum<br />

Profit <strong>der</strong> Teamkollegen von gut ausgebildeten Patienten/<strong>in</strong>nen<br />

Wahrnehmen <strong>der</strong> Kommunikation mit den Patienten/<strong>in</strong>nen<br />

Stellung <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> Konflikten<br />

Brückenfunktion zwischen Theorie und Praxis<br />

Die schulischen Vorgaben und Erwartungen<br />

Die Funktionen und Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> für den Patienten/<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> allen Fragen.<br />

B<strong>in</strong>deglied zwischen Patienten/<strong>in</strong>nen und den Pflegepersonen im<br />

Team<br />

Die Arbeit als Lehrer<br />

Authentizität<br />

Anfallen von Überstunden<br />

Qualitatität <strong>der</strong> Pflege und Betreuung<br />

Zeit für die Belange <strong>der</strong> Patienten/<strong>in</strong>nen<br />

An<strong>der</strong>en<br />

Mit Wissensdefiziten umgehen<br />

Erwerb neuen Wissens<br />

Folgen von ger<strong>in</strong>ger fachlicher Kompetenz<br />

Weitergabe von eigenem Wissen, eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten<br />

Ausbildung <strong>der</strong> zukünftigen Kollegen<br />

Generell positives Interesse an <strong>der</strong> Arbeit mit jungen Menschen<br />

Ausgleich zum Rout<strong>in</strong>ealltag auf <strong>der</strong> Station<br />

Berufspflichten als Rollenpflichten<br />

Wissen über Rechte <strong>der</strong> Rolle<br />

82<br />

Umgang mit fachlichem<br />

Know-how<br />

Die Motivation, <strong>Praxisanleiter</strong><br />

zu werden<br />

Rollenrechte und Rollenpflichten


Konzepte, durch welche die Kategorien abgebildet werden: Kategorien:<br />

Zielsetzung <strong>der</strong> Praxisanleitung<br />

Die beh<strong>in</strong><strong>der</strong>nden Faktoren<br />

Die organisatorischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

Abgrenzung von Anleitertätigkeit zu den normalen Teamaufgaben<br />

Rollenbewusstse<strong>in</strong> und Eigenmotivation<br />

Wertschätzung, Anerkennung <strong>der</strong> Tätigkeiten und Leistungen<br />

Grenzen durch die Vorgesetzte<br />

Empf<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>es Spannungsfeldes<br />

Aufgabenbeschreibung<br />

Akzeptanz <strong>der</strong> Kollegen und Stationsleitung<br />

Wissen über und Interesse <strong>der</strong> Kollegen an <strong>der</strong> Praxisanleitung<br />

Konflikte und <strong>der</strong>en Potentiale und Auslöser<br />

Unterstützung durch die Leitung<br />

Existenz von Auswahlkriterien für die <strong>Praxisanleiter</strong><br />

Existenz e<strong>in</strong>es Systems <strong>der</strong> Anerkennung<br />

Starthilfe durch Bezugspersonen<br />

Flexible und selbstständige Zeite<strong>in</strong>teilung<br />

Zufriedenheit durch Akzeptanz aller Bezugsgruppen<br />

Mitgestalten <strong>der</strong> Zukunft <strong>der</strong> Pflege<br />

Gut ausgebildete Schüler als Arbeitskraft<br />

Konzepte als Basis <strong>der</strong> Praxisanleitung<br />

Austausch mit den an<strong>der</strong>en <strong>Praxisanleiter</strong>n<br />

Wertschätzung <strong>der</strong> Praxisanleitung gegenüber<br />

Persönliches Feedback von den Bezugsgruppen<br />

Teilnahme an den Diplomprüfungen<br />

Regelung des Zeitrahmens für Praxisanleitung<br />

Vere<strong>in</strong>heitlichung <strong>der</strong> Richtl<strong>in</strong>ien <strong>in</strong>nerhalb des Hauses<br />

Freispielen von stations<strong>in</strong>tegrativen Aufgaben <strong>in</strong> ausgewiesenen<br />

Zeiten<br />

Verantwortliche Bezugsperson aus <strong>der</strong> Schule<br />

Idealismus, Freiwilligkeit und persönliches Engagement<br />

Zielerreichung <strong>der</strong> Schüler ist vorrangig<br />

Auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Schüler stehen<br />

Wichtigkeit <strong>der</strong> guten Beziehung zu den Schülern<br />

Persönliche Verantwortung im Umgang mit Zeitressourcen<br />

Fachliche Versiertheit und die Folgen<br />

Selbstverständnis aus <strong>der</strong> eigenen Vergangenheit<br />

83<br />

Die för<strong>der</strong>nden<br />

Faktoren<br />

Wünsche für die Zukunft<br />

Die persönliche Sicht<br />

<strong>der</strong> Aufgabe


6 Diskussion<br />

Der folgende Abschnitt reflektiert die gewonnenen Ergebnisse <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Studie im H<strong>in</strong>blick auf die präsente Literatur. E<strong>in</strong>erseits lassen sich<br />

anhand <strong>der</strong> Ergebnisse das Selbstverständnis, die Motivation und die positiven<br />

Aspekte <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong>nerhalb ihrer Aufgabe <strong>der</strong> Schüleranleitung<br />

aufzeigen. An<strong>der</strong>erseits können unterschiedliche Problemfel<strong>der</strong> und<br />

Defizite, unbefriedigte Bedürfnisse aber auch Entwicklungsmöglichkeiten<br />

identifiziert werden.<br />

Anschließend s<strong>in</strong>d die Limitationen <strong>der</strong> Studie angeführt und e<strong>in</strong> Ausblick<br />

beschreibt mögliche zukünftige Entwicklungen für die Praxisanleitung.<br />

6.1 Die persönlichen Erwartungen an die eigenen Fähigkeiten,<br />

Eigenschaften und Fertigkeiten <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong><br />

Wie die Autor<strong>in</strong> aus <strong>der</strong> Untersuchung ableitet, betreffen die Erwartungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> an sich selbst hauptsächlich jene Fähigkeiten, Fertigkeiten<br />

und Charaktereigenschaften, die es ihnen ermöglichen, e<strong>in</strong> positives<br />

Rollenvorbild zu se<strong>in</strong>. Geduld, Respekt, Beziehungsfähigkeit, kritisches<br />

Denken, persönliche Stabilität, kommunikative Fähigkeiten, Motivationsfähigkeit<br />

und Vertrauenswürdigkeit, um nur e<strong>in</strong>ige zu nennen. Ähnliche Erfahrungen<br />

machte auch Hayes (1998) <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Studie, <strong>in</strong> <strong>der</strong> er zehn grundlegende<br />

Charaktereigenschaften und Fertigkeiten identifizierte, von denen<br />

die <strong>Praxisanleiter</strong> glauben, sie besitzen zu müssen, um e<strong>in</strong> guter Anleiter<br />

zu se<strong>in</strong>. Offenheit, Vertrauenswürdigkeit, Geduld, Freundlichkeit, Wertschätzung<br />

und Interesse s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> aufgezählten Kompetenzen,<br />

von denen die Teilnehmer überzeugt s<strong>in</strong>d, dass diese nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Ausbildung<br />

zu erwerben s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n dass sie, wie auch Öhrl<strong>in</strong>g und Hallberg<br />

(2001) feststellten, schon mitzubr<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d. Ergebnis <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit<br />

war aber auch die For<strong>der</strong>ung nach ausreichen<strong>der</strong> Fach- und Metho-<br />

84


denkompetenz und genug Selbstbewusstse<strong>in</strong>, welches e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>gestehen <strong>der</strong><br />

eigenen Wissensdefizite und <strong>der</strong>en Kommunikation den Schülern gegenüber<br />

ermöglicht. Diese Kompetenzen gelten als <strong>in</strong>tegrale Bestandteile <strong>der</strong><br />

<strong>Praxisanleiter</strong>persönlichkeit. Gleichzeitig tritt jedoch zutage, dass sich Eigenerwartungen<br />

im Licht e<strong>in</strong>es fehlenden Vorbildes <strong>in</strong>nerhalb ihrer eigenen<br />

Ausbildung <strong>in</strong> oftmals überhöhter Weise entwickeln. Auch Mamier, Ried<br />

(1997) beschreiben, dass Pflegekräfte, die nicht nach professionellen<br />

Grundlagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anleitung ausgebildet werden, durch <strong>subjektive</strong> Verarbeitungsprozesse<br />

eigener Berufserfahrungen e<strong>in</strong> abgehobenes Anleitungsverständnis<br />

entwickeln, was auf fehlende Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsbiografie<br />

zurückzuführen ist.<br />

6.2 Die Erwartungen <strong>der</strong> unterschiedlichen Bezugsgruppen<br />

an die <strong>Praxisanleiter</strong><br />

In <strong>der</strong> Funktion <strong>der</strong> anleitenden Pflegefachkraft wird von den <strong>Praxisanleiter</strong>n<br />

erwartet, dass sie die Schüler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em möglichst kurzen Zeitraum zu<br />

selbstständigen und e<strong>in</strong>satzfähigen Stationsmitarbeitern machen (Curran,<br />

1991; Sobralsky, Naegele, 2001). Dies spiegelt sich auch <strong>in</strong> den Ergebnissen<br />

<strong>der</strong> Studie wi<strong>der</strong>, und zudem sollen sie rasch nicht nur teamspezifische<br />

Arbeitsabläufe und Gepflogenheiten, son<strong>der</strong>n auch die Aufgabenverteilung,<br />

Hierarchie und Wertesysteme <strong>der</strong> Teams verstehen und übernehmen. So<br />

beschreibt auch Allen (1999), dass frisch diplomierte o<strong>der</strong> graduierte Pflegekräfte<br />

mit Hilfe <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> möglichst rasch zu selbstständigen,<br />

eigenverantwortlichen und für das Team entlastenden Pflegepersonen werden<br />

sollen. Auch im Bereich <strong>der</strong> Kommunikation werden die Aufgaben nur<br />

allzu gern an die <strong>Praxisanleiter</strong> delegiert und <strong>in</strong> Konflikten mit den Schülern<br />

wird vom <strong>Praxisanleiter</strong> erwartet, wie auch Dibert und Goldenberg (1994)<br />

feststellten, dass er auf Seiten <strong>der</strong> Teamkollegen steht. Die Autor<strong>in</strong> konnte<br />

ermitteln, dass die <strong>Praxisanleiter</strong> von den Schulen jedoch <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

erfahren, dass sie den Graben zwischen Theorie und Praxis überbrücken<br />

sollen, was sie zuweilen vor massive Probleme stellt, zu welchem Ergebnis<br />

85


auch Rolfe (1996) kommt. In diesem S<strong>in</strong>ne stellten auch Hawk<strong>in</strong>s et al.<br />

(2006) fest, dass sich die <strong>Praxisanleiter</strong> ihrer Aufgabe bewusst s<strong>in</strong>d, die<br />

Schüler zu unterstützen, das Ideal <strong>der</strong> Theorie mit <strong>der</strong> Realität <strong>der</strong> Praxis<br />

zu verb<strong>in</strong>den. Auch Rolfe (1993) sieht im Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>klaffen <strong>der</strong> tatsächlichen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen auf <strong>der</strong> Station und den idealtypischen Vorstellungen<br />

<strong>der</strong> Schule das Potenzial für massive Konflikte. Auch <strong>der</strong> relativ hohe<br />

Zeitaufwand, den die Ausbildungsstellen mit ihren Vorgaben von den<br />

<strong>Praxisanleiter</strong>n for<strong>der</strong>n, ist den Erfahrungen <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> nach als konfliktträchtig<br />

anzusehen, da <strong>der</strong> tatsächlich zur Verfügung stehende Zeitrahmen<br />

sehr ger<strong>in</strong>g ist, ke<strong>in</strong>e Überstunden anfallen dürfen und dadurch den <strong>Praxisanleiter</strong>n<br />

ke<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Handlungsspielraum zur Verfügung steht, als die<br />

Angelegenheiten <strong>der</strong> Schüleranleitung oft <strong>in</strong> die Freizeit zu verlagern. Zu<br />

dem gleichen Ergebnis kommt Carr (1982) <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Studie. Bei Carr (1982)<br />

ist aber auch zu f<strong>in</strong>den, dass <strong>Praxisanleiter</strong> den <strong>in</strong>tensiven Kontakt mit den<br />

Schulen sowie den Austausch mit den an<strong>der</strong>en <strong>Praxisanleiter</strong>n hilfreich<br />

empf<strong>in</strong>den. Die Studie ergibt auch, dass die <strong>Praxisanleiter</strong> bezüglich <strong>der</strong><br />

auszubildenden Schüler <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Ansprech- und Vertrauenspersonen<br />

<strong>in</strong> allen Fragen s<strong>in</strong>d und ständig greifbar se<strong>in</strong> sollten. Auch bei Beebe<br />

(2003) und Suen, Chow (2001) wird über die Funktion <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> als<br />

B<strong>in</strong>deglied zwischen Schülern und den Stationskollegen berichtet, wodurch<br />

die <strong>Praxisanleiter</strong> e<strong>in</strong>e Vertrauensstellung für die Schüler e<strong>in</strong>nehmen. Die<br />

vorliegende Studie zeigt auch auf, dass weitere Erwartungen, die von den<br />

Auszubildenden ausgehen, Authentizität, e<strong>in</strong> umfangreiches Wissen, Fairness<br />

und Lob und Anerkennung betreffen. <strong>Das</strong>s e<strong>in</strong>e positive und kont<strong>in</strong>uierliche<br />

Beziehung zwischen <strong>Praxisanleiter</strong> und Auszubildendem hilfreich<br />

ist, postulieren auch Fox et al. (2006). Von den Vorgesetzten ergeht laut<br />

Studienergebnisse an die <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>der</strong> Auftrag, dass <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die<br />

stations<strong>in</strong>tegrativen Aufgaben nicht durch die Praxisanleitung geschmälert<br />

werden o<strong>der</strong> dadurch e<strong>in</strong>e Mehrleistung an Stunden erfor<strong>der</strong>lich wird. Dementsprechend<br />

tritt auch <strong>in</strong> den Studien von Allen (1999) sowie MacLeod-<br />

Clarc et al. (2008) zutage, dass die Aufgabe <strong>der</strong> Praxisanleitung <strong>in</strong>tegraler<br />

Bestandteil <strong>der</strong> Rolle als Pflegefachkraft se<strong>in</strong> sollte, <strong>der</strong> Praxisanleitung<br />

86


jedoch nicht zusätzliche Zeitressourcen zur Verfügung gestellt werden können.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Ergebnis <strong>der</strong> Studie war, dass <strong>in</strong> Bezug auf die den <strong>Praxisanleiter</strong>n<br />

anvertrauten Patienten die berechtigte Erwartung e<strong>in</strong>er fehlerlosen<br />

und zielführenden Pflege und Betreuung existiert. In <strong>der</strong> Studie von<br />

Davies (2008) wird e<strong>in</strong>e vorbildliche Pflege an den Klienten sogar als wichtiger<br />

Aspekt für den Vertrauensaufbau und die Akzeptanz des <strong>Praxisanleiter</strong>s<br />

durch den Schüler bezeichnet.<br />

6.3 Die Faktoren und Bed<strong>in</strong>gungen, welche die Praxisanlei-<br />

tung beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n o<strong>der</strong> erschweren<br />

Die Analyse <strong>der</strong> Daten führte zum Ergebnis, dass e<strong>in</strong>e falsch o<strong>der</strong> gar nicht<br />

verstandene Zielsetzung <strong>der</strong> Praxisanleitung sowie e<strong>in</strong> dadurch verursachtes<br />

fehlendes Commitment, beson<strong>der</strong>s von den unmittelbaren Vorgesetzten<br />

auf Stationsebene, für be<strong>in</strong>ahe alle <strong>der</strong> befragten <strong>Praxisanleiter</strong> e<strong>in</strong> großes<br />

Problem darstellt. Zu diesem Ergebnis kommen auch Usher et al. (1999),<br />

Hyrkäs, Schoemaker (2007) sowie Voraberger (2007). In ihren Studien wird<br />

die For<strong>der</strong>ung nach e<strong>in</strong>er klaren Unterstützung sowie nach e<strong>in</strong>em kommunizierten<br />

E<strong>in</strong>verständnis <strong>der</strong> Stationsleitungen gestellt. E<strong>in</strong> weiterführendes<br />

Ergebnis <strong>der</strong> Studie ist, dass ebenfalls die Stationskollegen im Team den<br />

S<strong>in</strong>n und die Aufgaben <strong>der</strong> Praxisanleitung nicht immer verstehen. Die<br />

Teamkollegen nehmen die Anleitung <strong>der</strong> Schüler nicht o<strong>der</strong> nur mangelhaft<br />

wahr und sehen die Anleitung als alle<strong>in</strong>ige Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> an,<br />

was zu wie<strong>der</strong>holten Missverständnissen und Missstimmungen führt, wie<br />

auch von Dunn, Hansford (1997) berichtet wird. Auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>adäquate<br />

Auswahl von <strong>Praxisanleiter</strong>n durch fehlende Anfor<strong>der</strong>ungsprofile und Auswahlkriterien<br />

schafft erschwerende Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, was für die Autor<strong>in</strong><br />

klar erkennbar ist. Als Grund dafür wurde <strong>in</strong> den Studien von Yonge und<br />

Trojan (1992) sowie Zilembo und Monterosso (2008 a) angegeben, dass<br />

nicht motivierte und nicht geeignete <strong>Praxisanleiter</strong>kollegen ihre Aufgabe<br />

nicht erfüllen und so ke<strong>in</strong>e Unterstützung darstellen. Als gravierendster Kritikpunkt<br />

stellt die vorliegende Studie jedoch die fehlenden o<strong>der</strong> zur Verfü-<br />

87


gung stehenden Zeitressourcen <strong>in</strong> den Mittelpunkt. Denen zufolge wird Anleitung<br />

nur nebenbei und im Vorbeigehen durchgeführt. Yonge et al. (2002)<br />

kommen <strong>in</strong> ihrer Studie ebenfalls zum Ergebnis, dass fehlende Zeit e<strong>in</strong>e<br />

Überlastung <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> hervorruft, welche die Qualität <strong>der</strong> Anleitung<br />

bee<strong>in</strong>flusst. In diesem Zusammenhang ist auch das Problem <strong>der</strong> oft nicht<br />

transparenten Abgrenzung von Anleitertätigkeit und normalen pflegerischen<br />

Teamaufgaben zu sehen (Yonge et al., 2002). Die ger<strong>in</strong>gen Zeitressourcen<br />

für die Anleitungsaufgabe s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> nach aber auch <strong>der</strong> Grund für<br />

die fehlende Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit vertieftem und erweitertem Wissen,<br />

welches laut Schwammberger (2008) gesetzlich gefor<strong>der</strong>t ist und zudem<br />

e<strong>in</strong>e Stärkung des Selbstverständnisses <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> darstellen würde.<br />

Zilembo und Monterosso (2008 b) schreiben, dass präsentes Wissen für<br />

e<strong>in</strong>e gute Anleitung unerlässlich ist und viel zum positiven Rollenbild <strong>der</strong><br />

<strong>Praxisanleiter</strong> beiträgt. Ebenso ist nach Ansicht <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> die oftmals fehlende<br />

Anerkennung für die Leistungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> praktischen Schülerausbildung<br />

e<strong>in</strong> Grund zu Frustration und Ausstieg aus <strong>der</strong> Praxisanleitung. So zeigen<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> Bereitschaft zu großem zeitlichen und persönlichen Engagement<br />

und beweisen zumeist für ihre Aufgabe großen Idealismus, <strong>in</strong>dem viele<br />

Tätigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeit absolviert werden. In diesem Zusammenhang<br />

wurde von e<strong>in</strong>er Teilnehmer<strong>in</strong> angegeben, dass Pausen nicht als Freizeit<br />

von ihr gesehen werden und daher für Tätigkeiten <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> zur<br />

Verfügung stehen. Auch Allen (2002) kommt zu dem Schluss, dass große<br />

private, f<strong>in</strong>anzielle und zeitliche Investitionen nicht o<strong>der</strong> zu wenig anerkannt<br />

werden. Dazu gesellt sich als Ergebnis <strong>der</strong> Studie die Tatsache, dass den<br />

<strong>Praxisanleiter</strong>n zu wenig Kompetenzen und Rechte, vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> flexiblen<br />

und selbstständigen Dienste<strong>in</strong>teilung, e<strong>in</strong>geräumt werden. Auch bei<br />

Cooper und Palmer (1993) f<strong>in</strong>den sich Aussagen, dass stark beschnittene<br />

Rechte die Aufgabe <strong>der</strong> Schüleranleitung gravierend bee<strong>in</strong>flussen. Als weiteres<br />

großes Manko <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Organisation <strong>der</strong> Praxisanleitung <strong>in</strong> den<br />

untersuchten Häusern stellt e<strong>in</strong>e oftmals verspätete Ausbildung <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong><br />

dar, wobei die zurzeit angebotene <strong>Praxisanleiter</strong>ausbildung auch<br />

<strong>in</strong>haltlich nicht o<strong>der</strong> nur unzureichend den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong><br />

88


entspricht. E<strong>in</strong> Fehlen von sowohl vertieften kommunikativen als auch pädagogischen<br />

Inhalten sowie von ausreichend Übungsmöglichkeiten und<br />

e<strong>in</strong>e fragmenthafte Reduktion auf zumeist re<strong>in</strong> theoretische Grundlagen ist<br />

ebenfalls e<strong>in</strong> Grund, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rolle des <strong>Praxisanleiter</strong>s wenig Selbstvertrauen<br />

aufbauen zu können. Auch zur Dauer <strong>der</strong> Ausbildung äußert die Studie Kritikpunkte.<br />

In zahlreichen Untersuchungen wird aber konkret e<strong>in</strong>e umfassende<br />

Ausbildung, welche die <strong>Praxisanleiter</strong> auf die Anleitungsaufgabe<br />

vorbereitet, möglichst zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Anleitungstätigkeit als Basis für e<strong>in</strong><br />

sicheres <strong>Rollenverständnis</strong> bezeichnet (Zilembo, Monterosso, 2008 a;<br />

Gleeson, 2008). Als weiteres Problem ist, wie auch Frances und Humphries<br />

(1998) <strong>in</strong> ihrer Studie angeben, die zumeist mangelnde konstruktive Zusammenarbeit<br />

<strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> mit den Ausbildungsstellen anzusehen.<br />

Was ebenfalls die <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung verunsichert<br />

o<strong>der</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, s<strong>in</strong>d teilweise Wissensdefizite, die mit e<strong>in</strong>em veralteten<br />

Wissenstand o<strong>der</strong> nicht regelmäßig besuchten Fortbildungen begründet<br />

werden. Dabei wird e<strong>in</strong> theoretisch höherer Wissenstand <strong>der</strong> Schüler als<br />

Bedrohung empfunden, was <strong>in</strong> manchen Fällen zur Interesselosigkeit an<br />

<strong>der</strong> Aufgabe und zum Rückzug des <strong>Praxisanleiter</strong>s führt, was auch Luker et<br />

al. (1996) <strong>in</strong> ihrer Studie schon nachweisen konnten.<br />

6.4 För<strong>der</strong>nde Faktoren und Bed<strong>in</strong>gungen für die Praxisanlei-<br />

tung<br />

Alle befragten Teilnehmer s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, dass persönlich empfundene<br />

Zufriedenheit e<strong>in</strong> grundlegend för<strong>der</strong>licher Faktor ist. In erster L<strong>in</strong>ie ist die<br />

Zufriedenheit mit <strong>der</strong> Aufgabe auf die bei den Auszubildenden erreichten<br />

Erfolge zurückzuführen, und das positive Feedback <strong>der</strong> Schüler stellt oft die<br />

e<strong>in</strong>zige Möglichkeit dar, Anerkennung für ihre Anleitertätigkeit zu bekommen,<br />

was auch Allen, Simpson (2008) bereits beschrieben. Als för<strong>der</strong>nden<br />

Faktor br<strong>in</strong>gt die Untersuchung auch zutage, dass sowohl Vorgesetzte als<br />

auch die Leitung des Unternehmens Schüleranleitung zum wichtigen Thema<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege erheben. Dibert und Goldenberg (199) s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>selben An-<br />

89


sicht, dass sich <strong>Praxisanleiter</strong> durch Anerkennung <strong>der</strong> Leistung und durch<br />

e<strong>in</strong>e positive Sichtweise <strong>der</strong> praktischen Schüleranleitung <strong>in</strong> ihrer persönlichen<br />

und beruflichen Wertigkeit bestätigt fühlen. So stellt auch die vorhandene<br />

Akzeptanz <strong>der</strong> Teamkollegen e<strong>in</strong>en hohen Unterstützungsfaktor dar.<br />

Allen (1999) stellt fest, dass beson<strong>der</strong>s Lob und Anerkennung für die gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gende<br />

Anleitung motivierend s<strong>in</strong>d. Dieselbe Studie, aber auch<br />

Campbell und Hawk<strong>in</strong>s (2006) kommen zu dem Ergebnis, dass e<strong>in</strong> Belohnungssystem<br />

positiv motiviert, wobei die monetäre Belohnung gegenüber<br />

den ideellen Belohnungsformen ke<strong>in</strong>e Präferenzen zugeschrieben wird.<br />

Wenn man den <strong>Praxisanleiter</strong>n ausreichend Zeit lässt, <strong>in</strong> die Aufgabe h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuwachsen,<br />

und ihnen dabei Unterstützung durch verschiedene Fachleute<br />

und Spezialisten gewährt, ist ebenfalls von positiven Erfahrungen die<br />

Rede (Allen, 1999). Als weiterer för<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Faktor wird von <strong>der</strong> Untersuchung<br />

e<strong>in</strong>e grundsätzlich gleiche Ausrichtung <strong>der</strong> Zielsetzungen, Vorgehensweisen<br />

und Auffassungen aller <strong>Praxisanleiter</strong> zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>richtungen angesehen, was sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Studie von Sobralsky, Naegele<br />

(2001) zeigt. Dort wird die Ansicht vertreten, dass e<strong>in</strong>e dr<strong>in</strong>gliche Notwendigkeit<br />

<strong>der</strong> gezielten, evaluierten und mittels Curriculum vere<strong>in</strong>heitlichten<br />

Ausbildung besteht und dass e<strong>in</strong>e <strong>der</strong>artige Ausbildung für Klarheit bezüglich<br />

allseitiger Rollenerwartungen, Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, Zielsetzungen,<br />

Vorteile, Grenzen und Aufgaben <strong>der</strong> Praxisanleitung sorgen könnte. Die<br />

vorliegende Studie ergab auch, dass die Ausbildung zum <strong>Praxisanleiter</strong><br />

zum<strong>in</strong>dest zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Absolvierung e<strong>in</strong>e Basis an theoretischem<br />

Wissen herstellt. Die kommunikativen Grundlagen sowie die Möglichkeit<br />

zum Austausch mit an<strong>der</strong>en <strong>Praxisanleiter</strong>n werden als hilfreich und gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend<br />

bezeichnet. Als för<strong>der</strong>nd und motivierend ist auch anzusehen,<br />

dass Praxisanleitung den Ausführenden Freude bereitet, weil dadurch Weitergabe<br />

von eigenem Wissen und Können möglich ist, was auch nach<br />

Campbell et al. (1994), Hyrkas und Shoemaker (2007) sowie Sobralsky und<br />

Naegele (2001) als die reizvolle Aufgabe <strong>der</strong> Nachwuchsför<strong>der</strong>ung und -<br />

ausbildung angesehen wird.<br />

90


6.5 Was <strong>Praxisanleiter</strong> benötigen, um zukünftig Zufriedenheit<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Aufgabe <strong>der</strong> Schüleranleitung zu erlangen<br />

Die Regelung e<strong>in</strong>es ausgewiesenen Zeitrahmens für die <strong>Praxisanleiter</strong> und<br />

vor allem Transparenz im Team, wann <strong>der</strong> betreffende <strong>Praxisanleiter</strong> ausschließlich<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Anleitungsfunktion arbeitet, stellt <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Studie die dr<strong>in</strong>glichste For<strong>der</strong>ung für e<strong>in</strong>e zufrieden stellende Aufgabenerfüllung<br />

dar. E<strong>in</strong> Freispielen von den stations<strong>in</strong>tegrativen Aufgaben zu<br />

den ausgewiesenen Zeiten soll e<strong>in</strong>er Überlastung vorbeugen und effiziente<br />

Anleitung ermöglichen. Auch Barret und Myrick (1997) beschreiben die<br />

Schüleranleitung neben den pflegespezifischen Aufgaben als zusätzliche<br />

Arbeitsbelastung, was e<strong>in</strong>e besorgniserregende Entwicklung darstellt und<br />

<strong>der</strong> Grund für Unzufriedenheit im Job ist. Weiters ist die Autor<strong>in</strong> <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung,<br />

dass auch für jenen Anteil an Aufgaben <strong>in</strong> <strong>der</strong> direkten Pflege, welche<br />

von den <strong>Praxisanleiter</strong>n nicht mehr durchgeführt werden können, zusätzliches<br />

Personal zur Verfügung zu stellen ist, damit dieser nicht von den<br />

Kollegen kompensiert werden muss. E<strong>in</strong>e Kompensation <strong>der</strong> entfallenden<br />

Arbeitsleistung durch Teamkollegen sorgt für zusätzliche Spannungen und<br />

steigert die Ablehnung gegenüber <strong>der</strong> Praxisanleitung. Auch die For<strong>der</strong>ung<br />

nach e<strong>in</strong>er freien und flexiblen Zeite<strong>in</strong>teilung <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> entspr<strong>in</strong>gt<br />

dem Wunsch, durch geme<strong>in</strong>same Dienstzeiten mit dem Schüler dessen<br />

Lernfortschritt besser steuern und begleiten zu können. Zu <strong>der</strong> gleichen<br />

Ansicht kommen Barett und Myrick (1997), <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Studie <strong>Praxisanleiter</strong><br />

den Anspruch erheben, <strong>in</strong> ihrer Anleitungsfunktion so oft wie möglich für<br />

den Schüler greifbar se<strong>in</strong> zu können. Als beson<strong>der</strong>s hilfreich für die Zukunft<br />

ist laut Studienergebnis auch e<strong>in</strong>e konkrete Stellenbeschreibung für die<br />

Praxisanleitung anzusehen, <strong>in</strong> welcher Ziele, Voraussetzungen, Rechte,<br />

Aufgaben und Rahmenbed<strong>in</strong>gungen beschrieben s<strong>in</strong>d. Bereits Kramer<br />

(1993) postulierte die Wichtigkeit, die Rollen und Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong><br />

grundsätzlich zu def<strong>in</strong>ieren und strukturierte Konzepte zu schaffen. In<br />

diesem Zusammenhang ist auch <strong>der</strong> Wunsch nach Transparenz über die<br />

Wertigkeit <strong>der</strong> Schüleranleitung zu sehen sowie nach Anerkennung und<br />

91


Unterstützung durch die Kollegen und Vorgesetzten (Usher et al., 1999).<br />

Ergebnis <strong>der</strong> Untersuchung ist auch die For<strong>der</strong>ung nach e<strong>in</strong>er verantwortlichen<br />

Bezugsperson <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule sowie nach Unterstützung <strong>in</strong> allen fachlichen<br />

Fragen und Problemen, ergänzt durch den Wunsch nach regelmäßigem<br />

Feedback und Austausch mit den Lehrpersonen. Auch Voraberger<br />

(2007) zeigt dies <strong>in</strong> ihrer Studie auf. Ba<strong>in</strong> (1996) geht aber noch e<strong>in</strong>en<br />

Schritt weiter und for<strong>der</strong>t sogar Supervision zur Unterstützung. Zum Thema<br />

Feedback besteht ebenfalls das Bedürfnis <strong>der</strong> Studienteilnehmer <strong>der</strong> aktuellen<br />

Untersuchung, dieses regelmäßig, persönlich und von allen Bezugsgruppen<br />

zu erhalten. E<strong>in</strong> expliziter Wunsch besteht auch, wie schon<br />

Sobralske und Naegele (2001) feststellten, nach weiterführen<strong>der</strong> spezifischer<br />

Ausbildung für die Aufgabe <strong>der</strong> Schüleranleitung und nach permanenter<br />

Reflexion und Adaption (Davis et al., 1993). E<strong>in</strong> ebenfalls <strong>in</strong> vorliegen<strong>der</strong><br />

Untersuchung zu Tage getretener Wunsch betrifft die Schaffung<br />

e<strong>in</strong>es Anerkennungssystems, wodurch zusätzlicher Mehraufwand belohnt<br />

und Verdienstentgang durch weniger Son<strong>der</strong>dienste entschädigt wird, was<br />

ebenfalls bei Campbell, Hawk<strong>in</strong>s (2006) und Usher et al. (1998) beschrie-<br />

ben wird.<br />

6.6 Die Rollenrechte und Rollenpflichten <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong><br />

E<strong>in</strong>er zentralen Erkenntnis <strong>der</strong> Untersuchung nach räumt die Aufgabe e<strong>in</strong>er<br />

offiziellen Schüleranleitung im Praktikum den <strong>Praxisanleiter</strong>n ke<strong>in</strong>erlei Son<strong>der</strong>rechte<br />

gegenüber den Stationskollegen e<strong>in</strong>. Sie s<strong>in</strong>d den an<strong>der</strong>en<br />

Teammitglie<strong>der</strong>n völlig gleichgestellt und haben ke<strong>in</strong>e weiterreichenden<br />

Kompetenzen und Befugnisse <strong>in</strong> Bezug auf Delegation von Tätigkeiten und<br />

Anweisungen an die Kollegen. Zu diesem Ergebnis kommen auch Morton-<br />

Cooper und Palmer (1993). Hyrkas und Shoemaker (2007) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer<br />

Studie jedoch <strong>der</strong> Ansicht, dass gerade e<strong>in</strong>e konkrete Identifikation von<br />

Rechten und Pflichten <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> e<strong>in</strong> wichtiger und gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gen<strong>der</strong><br />

Aspekt <strong>der</strong> Unterstützung darstellt. Als aufgabenimmanente Pflichten<br />

s<strong>in</strong>d den <strong>Praxisanleiter</strong>n nach Ansicht <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> lediglich die For<strong>der</strong>ung<br />

92


nach laufen<strong>der</strong> Fortbildung sowie die generelle Verpflichtung zur Schüleranleitung<br />

als Berufspflichten bekannt. Auch diese Pflichten weichen von<br />

den grundlegenden Berufspflichten e<strong>in</strong>er diplomierten Gesundheits- und<br />

Krankenschwester nicht ab, was den Schluss zulässt, dass die <strong>Praxisanleiter</strong><br />

selbst ihre Aufgabe <strong>der</strong> Schüleranleitung als e<strong>in</strong>en, <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> Pflegeperson<br />

<strong>in</strong>tegrativen Teil ansehen. Diesbezüglich kommt Mundy (1997) zu<br />

dem Ergebnis, dass zu wenig Wissen über die Rolle des <strong>Praxisanleiter</strong>s<br />

und dessen Aufgaben und Rechte die Praxisanleitung zu e<strong>in</strong>er zusätzlichen<br />

Belastung im Pflegeberuf werden lässt. Für diesen Ansatz spricht nach Voraberger<br />

(2007) auch, dass ke<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>en Rechte aus <strong>der</strong> Rolle erkennbar<br />

s<strong>in</strong>d, auch wenn die Aufgabe e<strong>in</strong>e sehr viel weitere und tiefere<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> beruflichen Rolle sowie e<strong>in</strong> teilweise gänzlich<br />

abweichendes und an<strong>der</strong>es Wissen erfor<strong>der</strong>t. In diesem S<strong>in</strong>ne sieht die Autor<strong>in</strong><br />

<strong>Praxisanleiter</strong> als Experten mit erweitertem Wissen und e<strong>in</strong>em zusätzlichen<br />

Verantwortungsbereich an und unterstützt die For<strong>der</strong>ung nach weiterreichenden<br />

Rechten, Kompetenzen und Befugnissen.<br />

6.7 Die Rollenkonflikte, denen die <strong>Praxisanleiter</strong> ausgesetzt<br />

s<strong>in</strong>d und ihre Auswirkungen auf die Qualität <strong>der</strong> Praxisan-<br />

leitung<br />

E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> vorrangigen Faktoren für Rollenkonflikte <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong>, die<br />

diese Untersuchung aufzeigt, ist e<strong>in</strong>e relativ hohe Arbeitsbelastung durch<br />

mangelnde Zeitressourcen und parallele Rollenaufgaben. Während die<br />

Ausbildungsstellen ausreichend Zeit für die Anleitung for<strong>der</strong>n, sehen die<br />

Vorgesetzten <strong>der</strong> praktikumsgebenden E<strong>in</strong>richtungen ke<strong>in</strong>e Notwendigkeit<br />

für konkret ausgewiesene zusätzliche Zeitkont<strong>in</strong>gente für die <strong>Praxisanleiter</strong>.<br />

Die Vorgesetzten stellen die Praxisanleitung als stations<strong>in</strong>tegrative Aufgabe<br />

dar, wobei die Qualität <strong>der</strong> Pflege nicht durch die Schüleranleitung reduziert<br />

werden darf. Bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Untersuchung von Sobralsky und Naegele,<br />

(2001) zeigte sich, dass dadurch bei den <strong>Praxisanleiter</strong>n e<strong>in</strong>erseits das Gefühl<br />

<strong>der</strong> Überlastung an<strong>der</strong>erseits <strong>der</strong> Unzulänglichkeit <strong>in</strong> Bezug auf die An-<br />

93


leitung von Schülern entsteht. <strong>Das</strong> Problem <strong>der</strong> zu hohen Arbeitsbelastung<br />

wird nach Ansicht <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> noch verschärft durch e<strong>in</strong>e oftmals nicht adäquate<br />

Auswahl <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong>, was zur Folge hat, dass Kollegen, die für<br />

die Praxisanleitung nicht o<strong>der</strong> nur bed<strong>in</strong>gt geeignet s<strong>in</strong>d, ke<strong>in</strong>e Unterstützung<br />

darstellen. Auch das, nach Weiss-Faßb<strong>in</strong><strong>der</strong>, Lust (2006 b) gesetzlich<br />

gefor<strong>der</strong>te präsente Wissen auf dem letzten Stand <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge br<strong>in</strong>gt die<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> Zeitkonflikte. E<strong>in</strong>erseits ist <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Stationsrout<strong>in</strong>e<br />

ke<strong>in</strong>e Zeit, um Recherchen durchzuführen, an<strong>der</strong>erseits dürfen ke<strong>in</strong>e Überstunden<br />

anfallen, was die <strong>Praxisanleiter</strong> dazu nötigt, ihr Wissen oftmals <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Freizeit zu vertiefen. Aber auch an<strong>der</strong>e Tätigkeiten, wie beispielsweise<br />

Gespräche mit Schülern o<strong>der</strong> Beurteilungen werden oft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeit<br />

durchgeführt. Nach den Ausführungen von Allen (1999) trägt auch die Vorgehensweise<br />

vieler Teamkollegen nicht unbed<strong>in</strong>gt zur gerechten Zeitverteilung<br />

bei, wenn alles, was mit dem Schüler zu tun hat, an die <strong>Praxisanleiter</strong><br />

abgeschoben wird. Als weiterer Faktor für zeitliche Engpässe ist - den Studienergebnissen<br />

entsprechend - e<strong>in</strong>e allerd<strong>in</strong>gs von beiden Seiten gewünschte<br />

konstruktive Zusammenarbeit <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> mit den Ausbildungsstellen<br />

zu identifizieren. Für <strong>in</strong>tensive, aber gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gende Kontakte<br />

ist die Zeit zu knapp, hier erleben die <strong>Praxisanleiter</strong> Zeitdruck, wenn sie<br />

für Gespräche mit <strong>der</strong> Schule ihren Kollegen zusätzlich ihre Arbeit übertragen<br />

müssen. Gegenteilig s<strong>in</strong>d auch die Erwartungen an die Praxisanleitung<br />

bezüglich ihrer Zielsetzung. Während die Kollegen - wie bereits bei Perrone<br />

(1993) und He<strong>in</strong>emann-Knoch et al. (2005) aufgezeigt - erwarten, dass mit<br />

Hilfe <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> die Schüler möglichst rasch zu e<strong>in</strong>er selbstständigen,<br />

eigenverantwortlichen und für das Team entlastenden Pflegeperson<br />

werden, for<strong>der</strong>t die Schule den kont<strong>in</strong>uierlichen Theorie-Praxistransfer, <strong>der</strong><br />

sich am Curriculum und an den <strong>in</strong>dividuellen Fähigkeiten <strong>der</strong> Schüler orientiert.<br />

Ergebnis <strong>der</strong> Studie ist auch, dass die Vorgesetzten erwarten, dass<br />

ke<strong>in</strong>e Überstunden anfallen, während die Schüler ständig greifbare<br />

Ansprech- und Vertrauenspersonen wollen, zu denen sie positive und kont<strong>in</strong>uierliche<br />

Beziehung aufbauen können. Die gleichen Unvere<strong>in</strong>barkeiten<br />

zwischen den Erwartungen <strong>der</strong> Bezugsgruppen wurden schon bei Ridley et<br />

94


al. (1994) ausführlich beschrieben. E<strong>in</strong> weiterer Konfliktauslöser stellt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

aktuellen Studie die oftmals fehlende Anerkennung für die Leistungen <strong>der</strong><br />

<strong>Praxisanleiter</strong> dar. Während die <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>der</strong> Ansicht s<strong>in</strong>d, dass ihr<br />

zusätzliches, freiwilliges Engagement und <strong>der</strong> Mehraufwand belohnt und<br />

Verdienstentgang durch weniger Son<strong>der</strong>dienste entschädigt werden sollte,<br />

vertreten die Vorgesetzten die Me<strong>in</strong>ung, dass die Aufgabe wie jede an<strong>der</strong>e<br />

Tätigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege anzusehen ist und deshalb ke<strong>in</strong>er Belohnung bedarf.<br />

Dementsprechend berichten Stevenson et al. (1995), dass Selbstwert und<br />

Integrität <strong>der</strong> Person des <strong>Praxisanleiter</strong>s durch positive Anerkennung und<br />

Wertschätzung verstärkt werden, und nach Campbell und Hawk<strong>in</strong>s (2006)<br />

stellt e<strong>in</strong> Fehlen <strong>der</strong> Anerkennung und Belohnung e<strong>in</strong>en Grund zu Frustration<br />

und Ausstieg aus <strong>der</strong> Praxisanleitung dar. Auch bezüglich <strong>der</strong> Ausbildung<br />

zum <strong>Praxisanleiter</strong> differieren die Standpunkte <strong>der</strong> Studienteilnehmer<br />

vorliegen<strong>der</strong> Untersuchung <strong>in</strong> folgenden Bereichen: Während die <strong>Praxisanleiter</strong><br />

e<strong>in</strong>e umfassende Ausbildung erwarten, die auf die Anleitungsaufgabe<br />

vorbereitet und e<strong>in</strong>e Basis für e<strong>in</strong> sicheres <strong>Rollenverständnis</strong> darstellen<br />

soll, entspricht die zurzeit <strong>in</strong>nerhalb des Unternehmens angebotene <strong>Praxisanleiter</strong>ausbildung<br />

we<strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlich noch vom Umfang her den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

und Erwartungen <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong>. So stellten auch Thiel (2005) und<br />

Lewis (1990) zur Diskussion, dass Praxisanleitung als geplante und zielgerichtete<br />

Aktivitäten, <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong>er die Lernenden an <strong>in</strong>dividuelles Pflegehandeln<br />

herangeführt werden, zu verstehen ist und e<strong>in</strong>e dementsprechende<br />

Ausbildung benötigt. Die Untersuchung konnte auch aufzeigen, dass fehlendes<br />

Wissen und Können <strong>in</strong> Bereichen wie Pädagogik und Kommunikation<br />

die <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> unterschiedliche Konfliktsituationen br<strong>in</strong>gt, was bereits<br />

bei Deiser<strong>in</strong>g und Alves (1997) belegt wurde, die for<strong>der</strong>ten, dass die<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> neben akademischem Expertenwissen kommunikative Fähigkeiten,<br />

wie Beratungskompetenz und unterstützende, för<strong>der</strong>nde und for<strong>der</strong>nde<br />

Fähigkeiten und pädagogisch didaktisches Können, benötigen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ergibt sich aus <strong>der</strong> vorliegenden Studie, dass fehlendes<br />

E<strong>in</strong>verständnis und mangelnde Unterstützung durch die Vorgesetzten ebenfalls<br />

Konfliktpotenzial für die <strong>Praxisanleiter</strong> schaffen. E<strong>in</strong> transparentes Bei-<br />

95


spiel dafür ist die fehlende Bereitschaft, den <strong>Praxisanleiter</strong>n zusätzliche<br />

Kompetenzen und Rechte e<strong>in</strong>zuräumen. Nach Öhrl<strong>in</strong>g und Hallberg (2000)<br />

fehlt <strong>in</strong> vielen Fällen e<strong>in</strong>e klare Kompetenzverteilung, sie diskutieren <strong>in</strong> ihrer<br />

Studie unter an<strong>der</strong>em, wieweit die <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> organisatorischen Belangen<br />

Autonomie o<strong>der</strong> Mitsprache besitzen und wie weit sie von an<strong>der</strong>en<br />

Aufgaben entbunden werden sollen. Nach Ansicht <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gt vor<br />

allem e<strong>in</strong>e unflexible und unselbstständige Dienste<strong>in</strong>teilung die <strong>Praxisanleiter</strong><br />

<strong>in</strong> Schwierigkeiten, wenn sie dem Auftrag <strong>der</strong> Schulen nach kont<strong>in</strong>uierlicher<br />

und regelmäßiger Begleitung, Anleitung und Evaluierung <strong>der</strong> Schüler<br />

im Praktikum gerecht werden sollen und wollen. <strong>Das</strong> entspricht auch <strong>der</strong><br />

Ansicht von Hell (1993), <strong>der</strong> die Praxisanleitung als e<strong>in</strong>e wenig unterstützte<br />

aber mannigfaltig gefor<strong>der</strong>te Tätigkeit an <strong>der</strong> Schnittstelle zwischen Interessen<br />

<strong>der</strong> Auszubildenden, Pflegeschulen, Stationen und Pflegedienstleitung<br />

bezeichnet. In diesem Problembereich angesiedelt, sieht die Verfasser<strong>in</strong><br />

auch die zu ger<strong>in</strong>ge o<strong>der</strong> nicht transparente Abgrenzung <strong>der</strong> Anleitertätigkeit<br />

von <strong>der</strong> Stationsrout<strong>in</strong>earbeit. Dadurch kommen die <strong>Praxisanleiter</strong><br />

ständig <strong>in</strong> Konfliktsituationen, weil die oft diametralen Erwartungen <strong>der</strong> Bezugsgruppen<br />

durch unklare Verantwortlichkeiten unmittelbar aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

treffen, parallel laufen und die Situationen unüberschaubar machen. Die<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> kommentieren diese Situationen mit den Gefühlen, zwischen<br />

den Fronten zu stehen. Der von Simpson et. al. (1998) durchgeführten Studie<br />

nach fällt es dem Pflegepersonal durch zahlreiche unklare Erwartungen<br />

zwischen den eigenen Ansprüchen, denen <strong>der</strong> Studierenden und den Vere<strong>in</strong>barungen<br />

mit ihren Arbeitgebern schwer, die Rolle <strong>der</strong> Praxisanleitung<br />

zufrieden stellend zu übernehmen und auszufüllen. Als letzten, aber nicht<br />

weniger bedeutsamen Konfliktauslöser <strong>in</strong>nerhalb vorliegen<strong>der</strong> Studie ist<br />

das Verhältnis zu den Schülern anzusehen. Wenn die <strong>Praxisanleiter</strong> ihrem<br />

Auftrag <strong>der</strong> Schüleranleitung mit dem Schaffen e<strong>in</strong>er positiven, wertschätzenden,<br />

beziehungsorientierten und fairen Atmosphäre nachkommen, entsteht,<br />

wie auch Sowan et al. (2004) aufzeigen, oft <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck bei Kollegen,<br />

dass die <strong>Praxisanleiter</strong> auch ungerechtfertigt auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Schüler<br />

stehen. In Konfliktsituationen zwischen Teammitglie<strong>der</strong>n und Schülern wird<br />

96


dann von den <strong>Praxisanleiter</strong>n erwartet, eher auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Kollegen zu<br />

stehen und <strong>der</strong>en Partei zu ergreifen.<br />

6.8 Limitation<br />

In Bezug auf vorliegende Arbeit ergeben sich die folgenden Limitationen:<br />

Trotz e<strong>in</strong>er relativ kle<strong>in</strong>en Stichprobe (n = 7) wurde sowohl e<strong>in</strong>e theoretische<br />

Sättigung als auch großteils Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>der</strong> erhaltenen Forschungsergebnisse<br />

mit jenen aus <strong>der</strong> Literatur erzielt. Obwohl die ger<strong>in</strong>ge<br />

Größe <strong>der</strong> Stichprobe ke<strong>in</strong>e generelle Übertragbarkeit auf die Gesamtpopulation<br />

zulässt, gibt die Studie dennoch E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das <strong>subjektive</strong> Erleben<br />

und Empf<strong>in</strong>den <strong>der</strong> Rolle von <strong>Praxisanleiter</strong>n <strong>der</strong> Gesundheits- und Kran-<br />

kenpflege <strong>in</strong> Bezug auf die praktische Schüleranleitung.<br />

Die Situation <strong>der</strong> praktischen Pflegeausbildung wurde zudem nur im Akutpflegebereich<br />

erhoben, wobei die Schüler auch Praktika im Langzeitpflegebereich<br />

und im extramuralen Fachbereich zu absolvieren haben, was <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Untersuchung nicht berücksichtigt wurde.<br />

Bei den Befragten handelt es sich, um <strong>in</strong>haltliche Repräsentativität durch<br />

e<strong>in</strong>e kriteriengesteuerte Fallauswahl zu erreichen, um ausgewählte E<strong>in</strong>zel-<br />

fälle, die nur ihre eigenen <strong>subjektive</strong>n Erfahrungen wie<strong>der</strong>geben konnten.<br />

Vergleichbare Daten zum Thema „Rollenempf<strong>in</strong>den <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong>“ liegen<br />

<strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> Österreich nicht vor. Zudem s<strong>in</strong>d die Ergebnisse auf an<strong>der</strong>e Krankenhäuser<br />

nicht o<strong>der</strong> nur teilweise übertragbar, da es sehr unterschiedliche Konzepte<br />

und Vorgehensweisen gibt. Daher ist e<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> vorliegenden Studie<br />

mit an<strong>der</strong>en Studien <strong>in</strong>sgesamt kritisch zu betrachten.<br />

Durch die Beschränkung <strong>der</strong> Datenerhebung auf die Krankenhäuser im Salzkammergut<br />

bezog die Untersuchung sich nur auf e<strong>in</strong>en stark begrenzten Teil<br />

<strong>der</strong> Praktikumsstellen <strong>der</strong> österreichischen Pflegelandschaft. Dennoch weist die<br />

97


überwiegende Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>der</strong> Befragten zum Großteil <strong>der</strong> Themen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Richtung.<br />

6.9 Ausblick<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> vorliegenden Studie können <strong>in</strong> zwei denkbare Richtungen<br />

zur Entwicklung <strong>der</strong> Thematik Praxisanleitung beitragen.<br />

Wissen um die bee<strong>in</strong>flussenden Faktoren und Verständnis für die Rolle <strong>der</strong><br />

<strong>Praxisanleiter</strong> können als Grundlagen angesehen werden, um zukünftig zielführende<br />

und gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gende Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, Anfor<strong>der</strong>ungsprofile und<br />

Stellenbeschreibungen zu entwickeln und zu vere<strong>in</strong>heitlichen.<br />

Zum e<strong>in</strong>en können die Ergebnisse für Studien quantitativer Art herangezogen<br />

werden, um allgeme<strong>in</strong>gültige Aussage zu diesem Thema zu liefern. Vor allem <strong>in</strong><br />

Bezug auf e<strong>in</strong>e wesentlich umfangreichere und mehrdimensionale Stichprobe.<br />

So könnten die Ergebnisse verifiziert und quantifiziert werden, <strong>in</strong>dem sich die<br />

Erhebung über ganz Österreich erstreckt und verschiedene Träger bzw. Arten<br />

und Größenordnungen von Krankenhäusern umfasst.<br />

Zum an<strong>der</strong>en können die vorliegenden Ergebnisse dazu dienen, die <strong>der</strong>zeitige<br />

Situation <strong>der</strong> Praxisanleitung schärfer zu umreißen. Die Relevanz und die<br />

Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong>tätigkeit muss <strong>in</strong>nerhalb des Pflegeberufes<br />

und <strong>der</strong> Ausbildung erkannt und gesteigert werden.<br />

Etwaige zukünftige Entscheidungen im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Praxisanleitung<br />

sollen durch das Wissen um die bee<strong>in</strong>flussenden Faktoren und des<br />

Verständnis für die Rolle <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> erleichtert werden. So können<br />

die vorliegenden Ergebnisse als Grundlage angesehen werden, um zukünftig<br />

zielführende und gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gende Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, Anfor<strong>der</strong>ungsprofile,<br />

Ausbildungscurricula sowie klar umrissene Kompetenz- und Aufgabenbeschreibungen<br />

für die Praxisanleitung zu entwickeln und zu vere<strong>in</strong>heitlichen.<br />

98


Geför<strong>der</strong>t werden soll mit <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit auch e<strong>in</strong> ständiger Austausch<br />

und das gegenseitige Verständnis zwischen Ausbildungsstellen und<br />

den praktikumgebenden Krankenhäusern, was im weitesten S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>em<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>rücken von Theorie und Praxis gegensteuern soll.<br />

99


Literaturverzeichnis<br />

Abels, H. (2001): E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Soziologie. Band 2: Die Individuen <strong>in</strong> Ihrer<br />

Gesellschaft. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden<br />

Allen C. (1999): Peers and partners: a stakehol<strong>der</strong> evaluation of preceptorship<br />

<strong>in</strong> mental health nurs<strong>in</strong>g. In: Nurse Researcher, 9 (3), S. 68-84<br />

Allen, C.; Simpson, A. (2008): Peers and partners: work<strong>in</strong>g together to<br />

strengthen preceptorship <strong>in</strong> mental health nurs<strong>in</strong>g. In: Journal of Psychiatric and<br />

Mental Health Nurs<strong>in</strong>g, 7 (6), S 505 – 514<br />

Andrews, M; Chilton, F. (2000): Student and mentor perceptions of mentor<strong>in</strong>g<br />

effectiveness. In: Nurse Education Today 20, S. 555–562<br />

Appleton, J. V. (2006): Analys<strong>in</strong>g qualitative <strong>in</strong>terview data: address<strong>in</strong>g issues<br />

of validity andreliability. In: Journal of Advanced Nurs<strong>in</strong>g, 22 (5), S.993–997<br />

Arets, J.; Obex, F.; Ortmans, L.; Wagner, F. (1999): Professionelle Pflege.<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten. Huber Verlag, Bern, Gött<strong>in</strong>gen, Toronto, Seattle<br />

Atk<strong>in</strong>s, S., Williams, A. (1995): Registered nurses experiences oft mentor<strong>in</strong>g<br />

un<strong>der</strong>graduate nurs<strong>in</strong>g students. In: Journal of Advanced Nurs<strong>in</strong>g, 21, S. 1006 –<br />

1015<br />

Ba<strong>in</strong>, L. (1996): Preceptorship: a review of literature. In: Journal of Advanced<br />

Nurs<strong>in</strong>g, 24, S. 104-107<br />

Barrett C.; Myrick M. (1997): Job satisfaction an it´s effect on the cl<strong>in</strong>ical performance<br />

of the preceptee. In: Journal of Advanced Nurs<strong>in</strong>g, 27/1998,<br />

S. 354-371<br />

Beebe, R. (2003): Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g our Future: Preceptor Roles and Responsibilities,<br />

Penn Well Publish<strong>in</strong>g Co, 11/12, S 43 – 45<br />

- 1 -


Benner, P. (1997): Stufen zur Pflegekompetenz. From Novice to Expert. Hans<br />

Huber Verlag, Bern, Gött<strong>in</strong>gen, Toronto, Seattle<br />

Benner,P.; Tanner, Ch. A.; Chesla, C.A. (2000): Pflegeexperten. Hans<br />

Huber Verlag, Bern, Gött<strong>in</strong>gen, Toronto, Seattle<br />

Blum K.; Schilz P. (2006 a): Die neue Pflegeausbildung aus Sicht <strong>der</strong> Krankenhäuser,<br />

In: Die Schwester Der Pfleger, 45(7)2006, S. 312-317<br />

Blum K.; Schilz P. (2006 b): Strukturen s<strong>in</strong>d oft noch heterogen, In: Pflege-<br />

Zeitschrift, Fachzeitschrift für stationäre und ambulante Pflege, 59(8)2006,<br />

S. 509-512<br />

Bosch, R.; (Hrsg) Stiftung (2000): Pflege neu denken. Zur Zukunft <strong>der</strong> Pflege-<br />

ausbildung. Schattauer, Stuttgart, New York<br />

Burnard, P. (1991): A method of analys<strong>in</strong>g <strong>in</strong>terview transcripts <strong>in</strong> qualitative<br />

research. In: Nurse Education Today, 11(6), S. 461-466<br />

Burns, C.; Beauchesne, M.; Ryan-Krause, P.; Saw<strong>in</strong>, K. (2006): Master<strong>in</strong>g<br />

the preceptor role: challenges of cl<strong>in</strong>ical teach<strong>in</strong>g. In: Journal of Pediatric Health<br />

Care, 20(3), S. 172-83<br />

Britten, N. (1995): Education and debate Qualitative Research: Qualitative <strong>in</strong>-<br />

terviews. In: Medical Research, 311. S. 251-253<br />

Campbell H.; Hawk<strong>in</strong>s J. (2006): Receptor rewards: how to say “Thank you”<br />

for mentor<strong>in</strong>g the next generation of nurse practitioners. In: Journal of the<br />

American Academy of Nurse Practitioners, 19/2007, S. 24-29<br />

Campbell, H.S.; McBean, M.; Bryant, H: (1994): Teach<strong>in</strong>g medical students<br />

how to perform a cl<strong>in</strong>ical breast exam<strong>in</strong>ation. In: Academic Medic<strong>in</strong>e, 69 (12), S.<br />

993 - 995<br />

- 2 -


Carr, W. (1982): Treat<strong>in</strong>g the symptoms, neglect<strong>in</strong>g the cause, diagnos<strong>in</strong>g the<br />

problem of theory and practice. In: Journal of Further and Higher Education,<br />

6(2), S. 19-29.<br />

Corb<strong>in</strong>, J.; Strauss, A. (1990): Grounded Theory Research: Procedures, Canons<br />

and Evaluative Criteria. In: Zeitschrift für Soziologie 19, 1990, S. 418-427<br />

Corb<strong>in</strong>, A.; Strauss, J. (1998): Grounded Theory: Grundlagen Qualitativer Sozialforschung.<br />

Beltz PVU; We<strong>in</strong>heim<br />

Curran, C. (1991): Why can't they be like we were? In: Nurs<strong>in</strong>g Economics,<br />

9(4), 231-232<br />

Dahrendorf, R. (1977): Homo sociologicus. E<strong>in</strong> Versuch zur Geschichte, Bedeutung<br />

und Kritik <strong>der</strong> Kategorie <strong>der</strong> sozialen Rolle. 15. Auflage, Opladen,<br />

Wiesbaden<br />

Dahrendorf, R. (1982): Konflikt und Freiheit. Auf dem Weg zur Dienstklassen-<br />

gesellschaft. Piper Verlag GmbH, München<br />

Davies, E. (2008): Cl<strong>in</strong>ical role modell<strong>in</strong>g: Uncover<strong>in</strong>g hidden knowledge. In:<br />

Journal of Advanced Nurs<strong>in</strong>g, 18 (4), S. 627-636<br />

Davis, M.S.; Saw<strong>in</strong>, K.J.; Dunn, M. (1993): Teach<strong>in</strong>g strategies used by expert<br />

nurse practitioner preceptors: a qualitative study. In: , 5(1) S: 27-33<br />

Deiser<strong>in</strong>g, L. F.; Alves, S. L. (1997). The expand<strong>in</strong>g role of the cl<strong>in</strong>ical coord<strong>in</strong>ator.<br />

In: Journal of the American Association of Nurse Anesthetists, 65(1), S.<br />

48-51<br />

Dibert, C., Goldenberg, D. (1994): Preceptors Perceptions of benefits, rewards,<br />

supports and commitment to the preceptor role. In: Journal of Advanced<br />

Nurs<strong>in</strong>g 21, S. 1144 – 1151<br />

- 3 -


Dunn, S.; Hansford, B. (1997): Un<strong>der</strong>graduate nurs<strong>in</strong>g students' perceptions of<br />

their cl<strong>in</strong>ical learn<strong>in</strong>g environment. In: Journal of Advanced Nurs<strong>in</strong>g, 25(6), S.<br />

1299-1306<br />

Ellis, H. (1993): Teach<strong>in</strong>g roles <strong>in</strong> critical care--the mentor and preceptor. In:<br />

Intensive Critical Care Nurs<strong>in</strong>g, 9(3), S. 152-156<br />

Ewers, M. (2001): Anleitung als Aufgabe <strong>der</strong> Pflege. Ergebnisse e<strong>in</strong>er Literaturanalyse.<br />

Institut für Pflegewissenschaft an <strong>der</strong> Universität Bielefeld<br />

Eyles, C.; Walker, J.; Brien, S. (2009): Homeopathic Practitioner’s Experiences<br />

of the Homeopathic Consultation: A Protocol of a Grounded Theory<br />

Study. In: the Journal of Alternative and Complementary Medic<strong>in</strong>e, 15 (4), S.<br />

347-352<br />

Fox, R.; Hen<strong>der</strong>son, A.; Malko-Nyhan, K. (2006): A Comparison of Preceptor<br />

and Preceptee`s Perceptions of how the Preceptor´s role is operationalized. In:<br />

Journal of cl<strong>in</strong>ical Nurs<strong>in</strong>g, 15, S. 361 – 364<br />

Francis, B.; Humphries, J. (1998): Commission<strong>in</strong>g nurse education. In:<br />

Nurs<strong>in</strong>g Standard, 12(23), S. 45-47<br />

Fried, L. (2002): Pädagogisches Professionswissen und Schulentwicklung. E<strong>in</strong>e<br />

systemtheoretische E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> Grundkategorien <strong>der</strong> Schultheorie. Juventa<br />

Verlag, We<strong>in</strong>heim, München<br />

Froschauer, U.; Lueger, M.(2003): <strong>Das</strong> Qualitative Interview. Facultas Verlag,<br />

Wien<br />

Glaser, B.G.; Strauss, A. L.(2008): Grounded Theory: Strategien qualitativer<br />

Forschung. 2., korr. Aufl., Hans Huber Verlag, Bern, Gött<strong>in</strong>gen, Toronto, Seattle<br />

Gleeson, M. (2008): Preceptorship: facilitat<strong>in</strong>g student nurse education <strong>in</strong> the<br />

Republic of Ireland. In: British Journal of Nurs<strong>in</strong>g, 17 (6), S. 376-380<br />

- 4 -


Gnamm, E.; Denzel, S. (1997): Praxisanleitung – beim Lernen begleiten.<br />

Thieme Verlag, Stuttgart<br />

Goode, W.J. (1960). Theories of role stra<strong>in</strong>. In: American sociological review,<br />

25, S. 483-486<br />

Grealish, L; Carroll, G. (1998): Beyond preceptorship and supervision: a third<br />

cl<strong>in</strong>ical teach<strong>in</strong>g model emerges for Australian nurs<strong>in</strong>g education. In: Australian<br />

Journal of Advanced Nurs<strong>in</strong>g, 15, S. 3–11<br />

Bundesgesetz über Gesundheits- und Krankenpflegeberufe<br />

(Gesundheits- und Krankenpflegegesetz - GuKG) BGBl I 108/1997 idgF BGBl l<br />

95/1998<br />

Hayes, E. F.(1998): Mentor<strong>in</strong>g and Nurse Practitioner Student Self-Efficacy.<br />

Western Journal of Nurs<strong>in</strong>g Research, 20 (5), 521-535<br />

Hawk<strong>in</strong>s J.W.; Burke P.J.; Ste<strong>in</strong>berg S. (2006): Integrat<strong>in</strong>g practice issues <strong>in</strong><br />

managed care <strong>in</strong>to the curriculum: A Delphi survey. In: Journal of the American<br />

Academy of Nurse Practitioners, 18 (2006), S. 582 – 590<br />

Hell, D. (1993): Praxisanleitung – E<strong>in</strong>arbeitung mit Perspektive. Die Schwester/Der<br />

Pfleger, 32, Nr. 10, S. 894-895<br />

Helfferich, C. (2005): Die Qualität qualitativer Daten. Manual für die Durchführung<br />

qualitativer Interviews. Opladen: VS Verlag für Sozialwissenschaften,<br />

Wiesbaden<br />

Herkner, W. (2001): Lehrbuch <strong>der</strong> Sozialpsychologie, 2.unverän<strong>der</strong>te Aufl.<br />

Hans Huber Verlag, Bern, Gött<strong>in</strong>gen, Toronto, Seattle<br />

H<strong>in</strong>ghofer-Szalkay I., Wiltsche W. (2006): Traditionelle und alternative Mentor<strong>in</strong>g-Modelle<br />

für die professionelle Pflege (MMP). In: PriInterNet, 10/2006, S.<br />

517- 521<br />

- 5 -


Hyrkas, K.; Shoemaker, M. (2007): Changes <strong>in</strong> the preceptor role: re-visit<strong>in</strong>g<br />

preceptors’ perceptions of benefits, rewards, support and commitment to the<br />

role. In: Journal of Advanced Nurs<strong>in</strong>g, 60(5), S. 513–524<br />

Holland, K. (1999): A journey to becom<strong>in</strong>g: the student nurse <strong>in</strong> transition. In:<br />

Journal of Advanced Nurs<strong>in</strong>g, 29 (1), S. 229 – 236<br />

Jung, H.; Stähl<strong>in</strong>g, E. (1998): Gestaltungsmerkmale und Qualität <strong>der</strong> praktischen<br />

Ausbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krankenpflege. E<strong>in</strong>e empirische Untersuchung. Melsungen,<br />

Bibliomed – Mediz<strong>in</strong>ische Verlagsgesellschaft<br />

Katz, D.; Kahn, R.L. (1978): The social Psychology of organizations, 2. Aufl.,<br />

Wiley-Blackwell VCH, New York<br />

Koschnick, W. J. (1998): Management: Enzyklopädisches Lexikon. De Gruyter<br />

Verlag, Berl<strong>in</strong><br />

He<strong>in</strong>emann-Knoch, M.; Korte, E.; Heus<strong>in</strong>ger, J.; Klün<strong>der</strong>, M.; Knoch, T.<br />

(2005): Kommunikationsschulung <strong>in</strong> <strong>der</strong> stationären Altenpflege. In: Zeitschrift<br />

für Gerontologie und Geriatrie, 38 (1), S. 40 - 46<br />

Kramer, N. (1993): Preceptorship policy. A tool for success. In: The Journal of<br />

Cont<strong>in</strong>u<strong>in</strong>g Education <strong>in</strong> Nurs<strong>in</strong>g, 24 (6), S. 274-278<br />

Lamnek, S. (2005): Qualitative Sozialforschung. Lehrbuch. Beltz-PVU Verlag,<br />

We<strong>in</strong>heim, Basel<br />

Lasch<strong>in</strong>ger, H. K. S.; MacMaster, E. (1992). Effect of pregraduate preceptorship<br />

experience on development of adaptive competencies of baccalaureate<br />

nurs<strong>in</strong>g students. In: Journal of Nurs<strong>in</strong>g Education, 31(6), S. 258-264<br />

Legewie, H. (1987): Theoretische Grundlagen psychologischer Forschungsmethoden,<br />

In: K.P. Kisker et al. (Hrsg), Psychiatrie <strong>der</strong> Gegenwart, Grundlagen<br />

und Methoden <strong>der</strong> Psychiatrie, Teil 1. Spr<strong>in</strong>ger Verlag, Berl<strong>in</strong><br />

- 6 -


Lewis, K.E. (1990): University-based preceptor programs: solv<strong>in</strong>g the problems.<br />

In: Journal of Nurs<strong>in</strong>g Staff Development, 6(1), S. 17-20<br />

LoBiondo-Wood, G.; Haber, J. (1996): Pflegeforschung. Methoden, kritische<br />

E<strong>in</strong>schätzung, Anwendung. Zegel<strong>in</strong>, A. (Hrsg). Ullste<strong>in</strong> Mosby Verlag, Berl<strong>in</strong>,<br />

Wiesbaden<br />

Luker, K.; Carlisle, C.; Riley, E.; Stilwell, J.; Wilson, R.; Davies, C. (1996):<br />

Project 2000 Fitness for Purpose. Report to the Department of Health. Universities<br />

of Liverpool and Warwick.<br />

Mamier, I.; Ried, S. (1997): Anleiteverständnis und Aspekte <strong>der</strong> Anleitepraxis<br />

von exam<strong>in</strong>ierten Pflegepersonen <strong>in</strong> <strong>der</strong> ambulanten Pflege. Institut für Mediz<strong>in</strong>/Pflegepädagogik<br />

und Pflegewissenschaft. Universität Bielefeld. Diplomarbeit<br />

Mayer, H. (2007): Pflegeforschung anwenden. Elemente und Basiswissen für<br />

Studium und Weiterbildung. 2., aktualisierte und überarbeitete Auflage., Facul-<br />

tas Verlag. Wien<br />

Mayr<strong>in</strong>g, P. (2003): Qualitative Inhaltsanalyse: Grundlagen und Techniken. 8.<br />

Aufl., Beltz, We<strong>in</strong>heim<br />

McNamara, A. (2000): M<strong>in</strong>d the gap: transitions <strong>in</strong> nurs<strong>in</strong>g education and care<br />

delivery systems. In: Nurs<strong>in</strong>g Adm<strong>in</strong>istration, Quarterly 25, S. 39–50<br />

Macleod-Clark, J.; Maben, J.; Jones, K. (2008): Project 2000: perceptions of<br />

the philosophy and practice of nurs<strong>in</strong>g: shift<strong>in</strong>g perceptions—a new practitioner?<br />

In: Journal of Advanced Nurs<strong>in</strong>g, 26 (1), S. 161 - 168<br />

Merton, R. K. (1967): Der Rollen-Set. Probleme <strong>der</strong> soziologischen Theorie.<br />

In: H. Hartmann (Hrsg.): Mo<strong>der</strong>ne amerikanische Soziologie. Neuere Beiträge<br />

zur soziologischen Theorie. Enke Verlag, Stuttgart; S. 255- 267<br />

Morton-Cooper, A.; Palmer; A. (1993): Mentor<strong>in</strong>g and Preceptorship. A Guide<br />

to Support Roles <strong>in</strong> Cl<strong>in</strong>ical Practice. Blackwell Scientific Publications, Oxford<br />

- 7 -


Morton-Cooper, A.; Palmer; A. (2000): Mentor<strong>in</strong>g, Preceptorship and cl<strong>in</strong>ical<br />

Supervision. A Guide to Professional Support Roles <strong>in</strong> Cl<strong>in</strong>ical Practice. Blackwell<br />

Scientific Publications, Oxford<br />

Mundy, A. (1997): Motivat<strong>in</strong>g staff nurses to serve as cl<strong>in</strong>ical preceptors. In:<br />

Nurs<strong>in</strong>g Management. 28(6). S. 66<br />

Oelke, U. (1998): Schlüsselqualifikationen als Bildungsziele für Pflegende. In:<br />

Pflegepädagogik, 2/1998<br />

<strong>ÖGKV</strong> (Hrsg). (2001): Österreichische Pflegezeitschrift. Extra-Ausgabe. Handbuch<br />

für die praktische Ausbildung. <strong>ÖGKV</strong> Eigenverlag, Wien<br />

Öhrl<strong>in</strong>g K.; Hallberg I.R. (2000): The mean<strong>in</strong>g of preceptorship: nurses´ lived<br />

experience of be<strong>in</strong>g a preceptor, In: Journal of Advanced Nurs<strong>in</strong>g, 33(4), S:<br />

530-540<br />

Oliver, C.; Aggleton, P. (2002): Mentor<strong>in</strong>g for professional development <strong>in</strong><br />

health promotion: a review of issues raised by recent research. In: Journal of<br />

Health Education. 102 (1), 30 – 38<br />

O´Shea, D. W. (1984): Teacher Education: An empirical Study of Problems and<br />

Possibilities. In: Journal of Education for Teach<strong>in</strong>g: International research and<br />

pedagogy, 10 (1), S. 1 - 23<br />

Pankalla, A. (2006): Schüleranleitung - Kompetenzför<strong>der</strong>ung durch Anleitung.<br />

In: Die Schwester/Der Pfleger, 45(4), S. 312-317<br />

Perrone, D. (1993): Counsell<strong>in</strong>g Nurses effectively. How to turn a frustrat<strong>in</strong>g<br />

experience as a preceptor <strong>in</strong>to a reward<strong>in</strong>g one, In: Nurs<strong>in</strong>g, 4., S. 100-108<br />

Petzold, H.; Mathias, U. (Hrsg.) (1982): Rollenentwicklung und Identität. Von<br />

den Anfängen <strong>der</strong> Rollentheorie zum sozialpsychiatrischen Rollenkonzept Morenos.<br />

Junferman Verlag, Pa<strong>der</strong>born<br />

- 8 -


Polit, D. F.; Beck, Ch. T.; Hungler, B. P. (2004): Lehrbuch Pflegeforschung.<br />

Methodik, Beurteilung und Anwendung. Verlag Hans Huber, Bern, Gött<strong>in</strong>gen,<br />

Toronto, Seattle<br />

Pousset, R. (Hrsg.) (2006): Handwörterbuch für Erzieher<strong>in</strong>nen und Erzieher.<br />

Beltz Verlag, We<strong>in</strong>heim, Basel<br />

Reetz, L. (1990): Zur Bedeutung von Schlüsselqualifikationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsausbildung.<br />

In: Reetz, L.; Reitmann, T. (Hrsg.): Dokumentation des Symposions<br />

<strong>in</strong> Hamburg, “Schlüsselqualifikationen, Fachwissen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise?" Feldhaus<br />

Verlag, Hamburg<br />

Ridley M. J.; Spence-Lasch<strong>in</strong>ger H. K.; Goldenberg D. (1994): The effect of<br />

a senior preceptorship on the adaptive competencies of college nurs<strong>in</strong>g stu-<br />

dents, In Journal of Advanced Nurs<strong>in</strong>g, 22/1995, S. 58-65<br />

Rolfe, G. (1993): Clos<strong>in</strong>g the theory-practice gap: a model of nurs<strong>in</strong>g praxis. In:<br />

Journal of Cl<strong>in</strong>ical Nurs<strong>in</strong>g, 2, S. 173-177<br />

Rolfe, G. (1996): Go<strong>in</strong>g to extremes: action research, grounded practice and<br />

the theory-practice gap <strong>in</strong> nurs<strong>in</strong>g. In: Journal of Advanced Nurs<strong>in</strong>g, 24(6), S.<br />

1315-1320<br />

Ryan, D.; Brewer, K: (1997): Mentorship and professional role development <strong>in</strong><br />

un<strong>der</strong>graduate nurs<strong>in</strong>g education. In: Nurse Educator, 22 (6), S: 20-24<br />

Sa<strong>der</strong>, M. (2002): Psychologie <strong>der</strong> Gruppe. We<strong>in</strong>heim Verlag; München<br />

Schwamberger, H. (2008): Bundesgesetz über Gesundheits- und Krankenpflegeberufe.<br />

Verlag Österreich, Wien<br />

Schwarz-Govaers, R. (1996): Pflege- und Lernkompetenz Modell. In: Journal<br />

SRK, 2, Hrsg: ‚Schweizerisches Rotes Kreuz, Department<br />

Siegrist, J. (2005): Mediz<strong>in</strong>ische Soziologie. Urban und Fischer Verlag,<br />

München<br />

- 9 -


Simpson, I. (1979): From Student to Nurse: A longitud<strong>in</strong>al Study of Socialisation.<br />

In: Cambridge University Press; Cambridge<br />

Simpson, D. E.; Quirk, M. E. (1998): Organiz<strong>in</strong>g Longitud<strong>in</strong>al Faculty (Community<br />

Preceptor) Development Programs to Meet Your Institutional Needs.<br />

U.S. Department of Health and Human Services. Orlando. S. 150-153.<br />

Sobralsky M.; Naegele L. M. (2001): Worth Their Weight <strong>in</strong> Gold: The Role of<br />

Cl<strong>in</strong>ical Coord<strong>in</strong>ator <strong>in</strong> Family Nurse Practitioner Program, In: Journal of the<br />

American Academy of Nurse Practitioners, 13(12), S. 537-544<br />

Smith, L. S. (2006): The joys and responsibilities of preceptors, In: Med/Surg.<br />

Insi<strong>der</strong>, Nurs<strong>in</strong>g and Health Sciences, 8, S. 120–124<br />

Sowan, N. A.; Moffatt, S. G.; Canutes, M. K.(2006): Creat<strong>in</strong>g a Mentor<strong>in</strong>g<br />

Partnership Model. In: Family Community Health, 27 (4), S. 326-337<br />

Stevenson, B.; Doorley, J.; Moddeman, G.; Benson-Landau, M. (1995): The<br />

preceptor experience: a qualitative study of perceptions of nurse preceptors<br />

regard<strong>in</strong>g the preceptor role. In: Journal of Nurs<strong>in</strong>g Staff Development, 11 (3),<br />

S. 160-165<br />

Strauss, A.; Corb<strong>in</strong>, J. (1990): Basics of Qualitative Research. Techniques<br />

and Procedures for develop<strong>in</strong>g Grounded Theory. Sage Publications Interna-<br />

tional, London, New Delhi<br />

Stutsky, B. J.; Spence- Lasch<strong>in</strong>ger, H. K. (1994): Changes <strong>in</strong> student learn<strong>in</strong>g<br />

styles and adaptive learn<strong>in</strong>g competencies follow<strong>in</strong>g a senior preceptorship experience.<br />

In: Journal of Advanced Nurs<strong>in</strong>g, 21, S. 143-153<br />

Suen L. K. P.; Chow F. L. W. (2001): Students perceptions of the effectiveness<br />

of mentors <strong>in</strong> an un<strong>der</strong>graduate nurs<strong>in</strong>g programme <strong>in</strong> Hong Kong, In: Journal<br />

of Advanced Nurs<strong>in</strong>g, 36(4), S. 505-511<br />

- 10 -


Thiel, V. (2005): "Lehrer ans Bett!?" In: Die Schwester/Der Pfleger 10/2005,<br />

S.760-765<br />

Usher, K.; Nolan, C. A.; Reser, P.; Owens, J.; Tollefson, J. (1999) An exploration<br />

of the preceptor role: preceptor’s perceptions of benefits, rewards, supports<br />

and commitment to the preceptor role, In: Journal of Advanced Nurs<strong>in</strong>g,<br />

29, S. 506–514<br />

Voraberger, A. (2007): Zur Situation <strong>der</strong> praktischen Pflegeausbildung <strong>in</strong> Oberösterreich.<br />

E<strong>in</strong>e deskriptive Studie zur Erlangung des Titels Magistra <strong>der</strong><br />

Pflegewissenschaft. Hall <strong>in</strong> Tirol<br />

Weiss-Faßb<strong>in</strong><strong>der</strong>, S.; Lust A. (2006 a): Gesundheits- und Krankenpflegegesetz<br />

– GuKG samt ausführlicher Erläuterungen. 5. überarb. und akt. Auflage.<br />

Manzsche Verlags- und Universitätsbuchhandlung, Wien<br />

Weiss-Faßb<strong>in</strong><strong>der</strong>, S., Lust A. (2006 b): Gesundheits- und Krankenpflegegesetz.<br />

Durchführungsverordnungen. Manzsche Verlags- und Universitätsbuch-<br />

handlung, Wien<br />

Yonge, O.; Krahn, H.; Trojan, L.; Reid, D.; Haase, M. (2002): Support<strong>in</strong>g Preceptors.<br />

In: Journal for Nurses <strong>in</strong> Staff Development, 18 (2), S. 73 – 77<br />

Yonge, O.; Trojan, L. (1992): The nurs<strong>in</strong>g performance of preceptored and<br />

non-preceptored baccalaureate nurs<strong>in</strong>g students. In: Canadian Journal of Nurs-<br />

<strong>in</strong>g Research, 24 (4), S. 61 - 75<br />

Zimpher, N., Rieger, S. (2001): Theory <strong>in</strong>to practice, In: Journal of Advanced<br />

Nurs<strong>in</strong>g, 27 (3), S 175 – 182<br />

Zilembo, M.; Monterosso, L. (2008 a): Nurs<strong>in</strong>g students’ perceptions of desirable<br />

lea<strong>der</strong>ship qualities of nurse preceptors: A descriptive survey. In: Contemporary<br />

Nurse, 27 (2), S. 194 – 206<br />

- 11 -


Zilembo, M.; Monterosso, L. (2008 b): Towards a conceptual framework for<br />

preceptorship <strong>in</strong> the cl<strong>in</strong>ical education of un<strong>der</strong>graduate nurs<strong>in</strong>g students. In:<br />

Contemporary Nurse, 30 (1), S. 89-94<br />

- 12 -


Eidesstattliche Erklärung<br />

Hiermit erkläre ich, dass die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst wurde und nur<br />

die angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet wurden. Diese Arbeit wurde noch<br />

nicht an<strong>der</strong>weitig als Arbeit e<strong>in</strong>gereicht.<br />

Hall <strong>in</strong> Tirol, im August 2009<br />

Ulrike Auböck


Anhang<br />

Interviewleitfaden für e<strong>in</strong> problemzentriertes Interview zum Thema:<br />

<strong>Das</strong> <strong>subjektive</strong> Rollenempf<strong>in</strong>den <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflegeausbildung<br />

Vorbereitung <strong>der</strong> Gespräche:<br />

� Telefonische Kontaktaufnahme mit den gewünschten Gesprächspartnern:<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> KH Salzkammergut; die ersten beiden Interviews werden mit<br />

Schlüsselpersonen geführt.(Mentoren <strong>der</strong> Praxisanleitung)<br />

� Geme<strong>in</strong>same Festlegung des Gesprächsrahmens (Ort, Zeitpunkt, Dauer)<br />

Me<strong>in</strong>e Verhaltenspr<strong>in</strong>zipien als Forscher<strong>in</strong>:<br />

� <strong>in</strong>teressierte, Anteil nehmende Zuhörer<strong>in</strong> (Blickkontakt, Körperhaltung)<br />

� ke<strong>in</strong>e Wertungen des Gesagten e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />

� Abwarten können, Pausen aushalten (Überlegungsphasen)<br />

� auf gegebene Antworten zurückgreifen, paraphrasieren<br />

� Nachfragen (Missverständnissen vorbeugen, Interesse bekunden)<br />

� Exkurse zulassen, allerd<strong>in</strong>gs auf das Ausmaß <strong>der</strong> Abschweifung achten<br />

� Anregen zum Erzählen<br />

� Die eigenen Vorurteile ausklammern<br />

� Die Reihenfolge des Leitfadens nicht starr anwenden, auf Vergessenes zurückkommen<br />

� Von Beg<strong>in</strong>n an auf e<strong>in</strong>e entspannte Atmosphäre achten<br />

� Es gelten die kommunikativen Grundregeln<br />

Interview-E<strong>in</strong>stieg:<br />

� Vorstellung me<strong>in</strong>er Person mit Angabe <strong>der</strong> Erreichbarkeit<br />

� Aufklärung über Ziel und Grund <strong>der</strong> Forschung sowie über Gegenstand und<br />

Inhalt des Interviews<br />

� Zusicherung <strong>der</strong> Vertraulichkeit und Anonymität <strong>der</strong> Daten (evtl. kurze Erklärung<br />

über die Kodierung <strong>der</strong> Daten)<br />

� Recht <strong>der</strong> Befragten auf Abbruch, Ablehnung und auch spätere Rücknahme<br />

des E<strong>in</strong>verständnisses ansprechen<br />

� Über die Aufzeichnung mittels Diktiergerät <strong>in</strong>formieren und Zustimmung e<strong>in</strong>holen<br />

Themen: Repertoire an Fragemöglichkeiten:<br />

Beweggründe für die Entscheidung,<br />

als <strong>Praxisanleiter</strong> zu fungieren<br />

� Seit wann s<strong>in</strong>d Sie als <strong>Praxisanleiter</strong> tätig?<br />

� Wer brachte Sie auf die Idee?<br />

� Was hat Ihnen an dem Gedanken gefallen, als<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> tätig zu se<strong>in</strong>?<br />

� Welche Herausfor<strong>der</strong>ungen haben Sie <strong>in</strong> dieser<br />

Tätigkeit gesehen?


Persönliche Sicht <strong>der</strong> Aufgaben<br />

(Pflichten) und Rechte e<strong>in</strong>es <strong>Praxisanleiter</strong>s<br />

� Beschreiben Sie, welche Aufgaben Sie als <strong>Praxisanleiter</strong><br />

haben.<br />

� Wie sieht z.B. e<strong>in</strong> Tag mit e<strong>in</strong>er Schüler<strong>in</strong> aus,<br />

die neu auf die Station kommt, beurteilt werden<br />

soll, För<strong>der</strong>ung benötigt,…<br />

� Welche Rechte werden Ihnen als <strong>Praxisanleiter</strong><br />

e<strong>in</strong>geräumt?<br />

� Welchen Handlungsspielraum besitzen Sie?<br />

Zufriedenheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> beruflichen Rolle � Beschreiben Sie Begebenheit(en) o<strong>der</strong> Situation(en)<br />

aus Ihrer Praxisanleitungstätigkeit, die<br />

Sie als beson<strong>der</strong>s positiv empfunden haben.<br />

� Was machte Sie <strong>in</strong> diesen Situationen zufrieden?<br />

� An welche Situation(en) können Sie sich er<strong>in</strong>nern,<br />

<strong>in</strong> denen es für Sie sehr unangenehm war,<br />

<strong>Praxisanleiter</strong> zu se<strong>in</strong><br />

� Was rief diese Unzufriedenheit hervor?<br />

� Wie haben Sie die Schwierigkeiten <strong>in</strong> diesem<br />

konkreten Fall gelöst?<br />

Sicherheit und Selbstvertrauen � Wie sicher fühlen Sie sich <strong>in</strong> Ihrer Rolle?<br />

� Wie selbstbewusst gehen Sie an die Aufgabe<br />

heran?<br />

� Inwieweit besitzen Sie ausreichend theoretisches<br />

H<strong>in</strong>tergrundwissen?<br />

� Wie erleben Sie Situationen, <strong>in</strong> denen Sie e<strong>in</strong><br />

Wissensdefizit den Schülern gegenüber<br />

zugeben müssen?<br />

� Inwieweit ist Ihnen die Beobachtung durch<br />

Schüler angenehm?<br />

� Wann/warum wird e<strong>in</strong> genaues Beobachten<br />

Erwartungen an Sie als Rollenträger<br />

„<strong>Praxisanleiter</strong>“ von den Bezugsgruppen<br />

unangenehm?<br />

� Welchen Erwartungen sehen Sie sich gegenübergestellt?<br />

� Wie werden diese Erwartungen an Sie kommuniziert?<br />

� Wie und wodurch verän<strong>der</strong>n sich die Erwartungen<br />

<strong>der</strong> verschiednen Rollenpartner?<br />

� Wie wirkt sich das auf Ihre Beziehung aus?<br />

� Von welchen Personen(gruppen) gehen welche<br />

Erwartungen aus?<br />

� In welchen Aspekten überschneiden, überlagern,<br />

ergänzen sich die Erwartungen?<br />

� In welchen Bereichen empf<strong>in</strong>den Sie die Erwartungen<br />

als konträr/unvere<strong>in</strong>bar?<br />

� Wie fühlen Sie sich, wenn Sie glauben/merken,<br />

den Erwartungen nicht vollständig gerecht werden<br />

zu können?


Erwartungen <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong> <strong>in</strong> Bezug<br />

auf die eigenen Eigenschaften,<br />

Fähigkeiten, Kompetenzen<br />

� Welche Charakterzüge/ Eigenschaften/ Fähigkeiten<br />

sollte Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach e<strong>in</strong> <strong>Praxisanleiter</strong><br />

bereits mitbr<strong>in</strong>gen?<br />

� Was glauben Sie, sollte man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Praxisanleiter</strong>ausbildung<br />

unbed<strong>in</strong>gt erfahren/lernen/tra<strong>in</strong>ieren,<br />

um für die Aufgabe gut<br />

qualifiziert zu se<strong>in</strong>?<br />

� In welchen Bereichen/Beziehungen glauben Sie<br />

persönlich, Defizite <strong>in</strong> Bezug auf e<strong>in</strong>e sichere<br />

und selbstverständliche Aufgabenerfüllung aufzuweisen?<br />

Ausbildung zum/zur <strong>Praxisanleiter</strong>In � Wie zufrieden s<strong>in</strong>d Sie mit <strong>der</strong> Ausbildung momentan?<br />

� Wie gut s<strong>in</strong>d Sie auf die Aufgabe durch die Ausbildung<br />

vorbereitet?<br />

� Was fehlt Ihnen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung zum <strong>Praxisanleiter</strong>,<br />

was Sie jetzt für Ihre Aufgabenerfül-<br />

För<strong>der</strong>liche o<strong>der</strong> h<strong>in</strong><strong>der</strong>nde Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <br />

lung benötigen würden?<br />

� Welche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen (zeitliche, räumliche,<br />

personelle..) f<strong>in</strong>den Sie als <strong>Praxisanleiter</strong><br />

vor?<br />

� Welche dieser Rahmenbed<strong>in</strong>gungen empf<strong>in</strong>den<br />

Sie als <strong>Praxisanleiter</strong> für ihre Arbeit mit den<br />

Schülern als för<strong>der</strong>lich?<br />

� Welche Bed<strong>in</strong>gungen beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e sichere/gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gende/zufrieden<br />

stellende Schüleranleitung<br />

� Von welchen Personen und wodurch fühlen Sie<br />

sich unterstützt?<br />

� Wer beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t Sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erfüllung ihrer Aufgabe<br />

als <strong>Praxisanleiter</strong>? Und wodurch?<br />

Erwartungen/Wünsche für die Zukunft � Gibt es Wünsche/For<strong>der</strong>ungen/Bedürfnisse <strong>in</strong><br />

Bezug auf die Tätigkeit als <strong>Praxisanleiter</strong>, die<br />

e<strong>in</strong>e zufrieden stellende und zielführende Schüleranleitung<br />

gewährleisten und die momentan<br />

nicht erfüllt werden?<br />

� Was würden Sie an <strong>der</strong> Organisation/Durchführung/Ausbildung<br />

<strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong><br />

im Vergleich zu jetzt verän<strong>der</strong>n?<br />

� Wodurch f<strong>in</strong>det Ihre Arbeit mit den Schülern/<strong>in</strong>nen<br />

Anerkennung?<br />

Ende des Gespräches<br />

� Nachfragen nach Themen, die am Herzen liegen und die noch nicht erwähnt<br />

o<strong>der</strong> eventuell vergessen wurden<br />

� Die Interviewsituation gesamt nochmals reflektieren<br />

� Zeit geben für eventuelle Fragen o<strong>der</strong> Wünsche<br />

� Abklären, wo und wann sich <strong>der</strong> Befragte über die Ergebnisse <strong>der</strong> Interviews<br />

<strong>in</strong>formieren kann, bzw. fragen, ob generell Interesse an <strong>der</strong> Arbeit und am<br />

Ergebnis besteht<br />

� Bedanken


Zu ergänzende Fragestellungen nach den ersten beiden<br />

Interviews:<br />

� Was erwarten Sie von den Mitglie<strong>der</strong>n Ihrer Bezugsgruppen?<br />

� Welche Art von Anerkennung/Belohung/Entschädigung wünschen Sie sich?<br />

� Wenn Sie <strong>in</strong> Konflikte mit den unterschiedlichen Erwartungen Ihrer Bezugsgruppen<br />

geraten, wie lösen Sie diese?<br />

� Wie wirken sich Konfliktsituationen auf Ihre Anleitungstätigkeit sowie auf Ihr<br />

gesamtes Arbeitsspektrum aus?<br />

� Welche Aufgabe des von Ihnen zu bewältigenden Aufgabespektrums hat für<br />

Sie Vorrang?<br />

� Von wem würden Sie sich weitere Unterstützung wünschen?


Verortung <strong>der</strong> Ankerbeispiele aus den Interviews<br />

4.1 Die Nützlichkeit <strong>der</strong> Ausbildung zum Pal<br />

1. I. 06 / Z. 30-36<br />

2. I. 01 / Z. 43-48<br />

3. I. 02 / Z. 314-315<br />

4. I. 01 / Z. 50-65<br />

5. I. 06 / Z. 317 - 322<br />

6. I. 04 / Z. 56 - 60<br />

7. I. 06 / Z. 37 – 44<br />

8. I. 04/ Z. 303-305<br />

9. I. 02/ Z. 310-312<br />

4.2 Selbsterwartungen<br />

1. I. 01 / Z. 41-43 2. I. 02 / Z. 258-265<br />

4.3 Die Erwartung <strong>der</strong> An<strong>der</strong>en<br />

1. I. 05 / Z. 314-320<br />

2. I. 04 / Z. 90-91<br />

3. I. 07 / Z. 224-279<br />

4. I. 05 / Z. 309-314<br />

5. I. 02 / Z. 110-116<br />

6. I. 02 / Z. 124-127<br />

7. I .03 / Z. 106-109<br />

8. I. 02 / Z. 130-133<br />

9. I. 02 / Z. 137-141<br />

10. I. 01 /Z. 127-132<br />

11. I. 03 / Z. 108-113<br />

12. I. 07 / Z. 252-256<br />

4.4 Die fachliche Kompetenz <strong>der</strong> <strong>Praxisanleiter</strong><br />

1. I. 07 / Z. 167-170<br />

2. I. 05/ Z. 138-141<br />

3. I. 03 / Z. 190-193<br />

4. I. 03 / Z. 214- 219<br />

5. I. 05 / Z. 119-123<br />

6. I. 01 / Z. 364-366<br />

7. I. 07 / Z. 191-193<br />

13. I. 02 / Z. 354-356<br />

14. I. 05 / Z. 328-347<br />

15. I. 06 / Z. 303-305<br />

16. I. 02 / Z. 162-166<br />

17. I. 07 / Z. 278-282<br />

18. I. 03 / Z. 50-53<br />

19. I. 07 / Z. 265-268<br />

20. I. 07 / Z. 271-272<br />

21. I. 07 / Z. 227-247<br />

22. I. 05 / Z. 385-388<br />

23. I. 05 / Z 380-399<br />

8. I. 06 / Z. 57-60<br />

9. I. 05 / Z. 126-138<br />

10. I. 01 / Z. 361-363<br />

11. I. 06 / Z. 60-62<br />

12. I. 01 / Z. 359-362<br />

13. I. 07 / Z. 195-200<br />

4.5 Motivationsgründe, um <strong>Praxisanleiter</strong> zu werden<br />

1. I. 07 / Z. 5-8<br />

2. I. 07 / Z. 18-20<br />

3. I. 05 / Z. 47-60<br />

4. I. 07 / Z. 68-70<br />

5. I. 01 / Z. 27-30<br />

4.6 Rollenrechte und Rollenpflichten als <strong>Praxisanleiter</strong><br />

1. I. 05 / Z. 176-180<br />

2. I. 06 / Z. 10-13<br />

3. I. 06 / Z. 81-86<br />

4. I. 02 / Z. 203-208<br />

5. I. 06 / Z. 148-161<br />

4.7 Was Praxisanleitung erschwert und beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

1. I. 03 / Z. 69-70<br />

2. I. 06 / Z. 190-194<br />

3. I. 03 / Z. 266-268<br />

4. I. 01 / Z. 260-263<br />

5. I. 03 / Z. 252-254<br />

6. I. 02 / Z. 100-103<br />

7. I. 03 / Z. 247-250<br />

8. I. 03 / Z. 242-246<br />

9. I. 07 / Z. 143-150<br />

10. I. 02 / Z. 317-321<br />

11. I. 01 / Z. 296-312<br />

12. I. 02 / Z. 385-391<br />

13. I. 07 / Z. 295-299<br />

14. I. 06 / Z. 368-372


4.8 Was Praxisanleitung gel<strong>in</strong>gen lässt<br />

1. I. 01 / Z. 185-191<br />

2. I. 06 / Z. 329-330<br />

3. I. 06 / Z. 186-188<br />

4. I. 01 / Z. 416-419<br />

5. I. 07 / Z. 136-139<br />

4.9 In Zukunft mehr Erfolg<br />

1. I. 01 / Z. 221-224<br />

2. I. 05 / Z. 431-436<br />

3. I. 05 / Z. 458-466<br />

4. I. 05 / Z. 466-486<br />

5. I. 07 / Z. 83-85<br />

6. I. 07 / Z. 354-358<br />

7. I. 03 / Z. 229-233<br />

6. I. 07 / Z. 318-325<br />

7. I. 03 / Z. 171-173<br />

8. I. 05 / Z. 98-102<br />

9. I. 01 / Z. 16-26<br />

8. I. 02 / Z. 208-213<br />

9. I. 05 / Z. 374-376<br />

10. I. 01 / Z. 219-227<br />

11. I. 07 / Z. 338-347<br />

12. I. 06 / Z. 363-366<br />

13. I. 07 / Z. 178-183<br />

14. I. 06./ Z. 376-380<br />

4.10 Die persönliche Sichtweise <strong>der</strong> Aufgaben und Pflichterfüllung<br />

1. I. 01 / Z. 203-207<br />

2. I. 01 / Z. 292-300<br />

3. I. 06 / Z. 214-217<br />

4. I. 02 / Z. 23-36<br />

5. I. 01 / Z. 9-14<br />

6. I. 06 / Z. 15-18<br />

7. I. 05 / Z. 68-71<br />

8. I. 02 / Z. 27-29<br />

9. I. 03 / Z. 123-125<br />

10. I. 06 / Z. 260-296<br />

11. I. 05 / Z. 504-505<br />

12. I. 06 / Z. 40-43

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!