07.01.2013 Aufrufe

Vom Wilhelmshof in die Fremde. Einblicke in die Lehre vom ...

Vom Wilhelmshof in die Fremde. Einblicke in die Lehre vom ...

Vom Wilhelmshof in die Fremde. Einblicke in die Lehre vom ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Torben Gülstorff: <strong>Vom</strong> <strong>Wilhelmshof</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Fremde</strong>. E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehre</strong> <strong>vom</strong> Eigenen und <strong>Fremde</strong>n an der<br />

Kolonialschule Witzenhausen.Ansätze e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>terkulturellen Lernens?<br />

Aussage des Afrikawissenschaftlers Diedrich Westermann, Fabarius’<br />

kulturphilosophische Gedankengänge seien nicht mehr mit dem auf rassischen<br />

Werten gegründeten neuen Weltbild übere<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen, als exemplarisch<br />

angesehen werden. 70 Die Bedeutung des <strong>Fremde</strong>n trat <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Phase e<strong>in</strong>.<br />

An der Schule wurden Forderungen laut, <strong>die</strong> DKS, aufgrund ihrer Kenntnisse<br />

über das <strong>Fremde</strong>, verstärkt an Fragestellungen zur Eugenik und Rassenkunde zu<br />

beteiligen. Rassenvermischung könne vermieden, Rassenbewusstse<strong>in</strong> gestärkt<br />

werden, wenn <strong>die</strong> Vorteile des Eigenen und <strong>die</strong> „Gefahren” des <strong>Fremde</strong>n nur fest<br />

genug im Bewusstse<strong>in</strong> verankert würden. Eugenik sei hierfür von Vorteil, da sich <strong>in</strong><br />

ihr, mit Hilfe der Biologie, Entwicklung und Wachstum von Volk und Kultur<br />

untersuchen ließen. 71<br />

Im S<strong>in</strong>ne der Richtl<strong>in</strong>ien für <strong>die</strong> kolonialpolitische Schulung des<br />

kolonialpolitischen Amtes der NSDAP sollten Forschung und <strong>Lehre</strong> über das<br />

<strong>Fremde</strong> ausgebaut werden. 72 Zur angestrebten „E<strong>in</strong>geborenenpolitik” war nun ihr<br />

e<strong>in</strong>gehendes Studium erforderlich. „Gründliche Kenntnisse <strong>die</strong>ser Art<br />

gewährleisten erst e<strong>in</strong>e richtige Erziehung und Betreuung der E<strong>in</strong>geborenen. Nur<br />

volles Verständnis für <strong>die</strong> Gedanken und Handlungen fremder Völker verbürgt den<br />

Erfolg”. 73 Neben <strong>die</strong>ser quantitativen Veränderung bestand auch e<strong>in</strong>e qualitative,<br />

da man sich von e<strong>in</strong>er „klassischen” Kolonialisierung verabschiedet hatte. Es galt,<br />

durch Rassentrennung <strong>die</strong> Entwicklung der Afrikaner nach ihren eigenen<br />

Lebensgesetzen zu fördern und sie nicht mehr zu „europäisieren”. 74<br />

Es lässt sich aufzeigen, dass das <strong>Fremde</strong> auch e<strong>in</strong>en qualitativen<br />

Bedeutungszuwachs zu verzeichnen hatte. Unter Fabarius war es noch darum<br />

gegangen, das Eigene im <strong>Fremde</strong>n wahrzunehmen, Kultur als endlose Treppe zu<br />

begreifen, über deren Stufen der Kulturpionier dem „E<strong>in</strong>geborenen” aufzuhelfen<br />

habe. Das <strong>Fremde</strong> sollte sich so letztlich im Eigenen auflösen. Es war se<strong>in</strong>er<br />

Subjektivität beraubt worden. Unter Koch erfuhr <strong>die</strong>se E<strong>in</strong>stellung e<strong>in</strong>e Wandlung.<br />

Das <strong>Fremde</strong> erhielt se<strong>in</strong>e Eigenständigkeit zurück. Statt „Veränderung zur<br />

Vere<strong>in</strong>igung” wurde nun „Erhaltung zur Separierung” zum obersten Pr<strong>in</strong>zip der<br />

<strong>Lehre</strong> über das <strong>Fremde</strong> erklärt.<br />

Ergebnisse<br />

Es lässt sich konstatieren, dass <strong>die</strong> Kolonialschule Witzenhausen zu jeder Zeit<br />

um e<strong>in</strong> Lernen bemüht war, welches nicht nur Informations‐, sondern auch<br />

Verständnisgew<strong>in</strong>n über das <strong>Fremde</strong> zum Ziel hatte. Quanti‐ wie Qualitativ wurde<br />

<strong>die</strong>sem Wissen um das <strong>Fremde</strong> an der DKS über <strong>die</strong> Zeit mehr Raum gewährt.<br />

70<br />

WESTERMANN, Diedrich: Völkerkunde und E<strong>in</strong>geborenenpolitik <strong>in</strong> Afrika, Der deutsche<br />

Kulturpionier, Jg. 38 (1938) Nr. 4, 10‐13.<br />

71<br />

KAUSCHE, Gustav Adolf: Die deutsche Kolonialschule als Mittelpunkt kolonialkundlicher und<br />

kolonialwissenschaftlicher Arbeit,. Der deutsche Kulturpionier, Jg. 38 (1938) Nr. 1/2, 7‐14, hier 13.<br />

72<br />

WOLFF (1990): 15.<br />

73<br />

Bundesarchiv Berl<strong>in</strong>, R 2 RFM, 4978, Fiche 1, 12: von NSDAP, kolonialpolitisches Amt<br />

(Reichsleitung) <strong>vom</strong> Oktober 1940.<br />

74<br />

dto. 13: dto.<br />

404

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!