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Kirchenmitglied ohne Kirchensteuer?<br />
Ein Urteil zeigt Differenzen zwischen deutschen Bischöfen und dem Vatikan<br />
Aus der katholischen Kirche<br />
in Deutschland kann man nur<br />
ganz oder gar nicht austreten.<br />
Das geht aus einem Urteil<br />
des Verwaltungsgerichtshofs<br />
Baden-Württemberg (VGH)<br />
vom 4. Mai hervor.<br />
Das Gericht erklärte in zweiter Instanz<br />
den Kirchenaustritt des emeritierten<br />
Freiburger Theologen<br />
Hartmut Zapp für ungültig und<br />
gab damit der Klage des Erzbistums<br />
Freiburg recht. Eine Austrittserklärung<br />
könne nicht auf<br />
den staatlichen Rechtskreis beschränkt<br />
werden, urteilte der VGH.<br />
Zapp hatte 2007 seinen Austritt<br />
aus der Kirche als Körperschaft öffentlichen<br />
Rechts erklärt und keine<br />
Kirchensteuern mehr gezahlt.<br />
Gleichzeitig verstand er sich weiterhin<br />
als gläubiges Mitglied der<br />
Kirche. Der VGH entschied nun<br />
gegen diesen „modifizierten Kirchenaustritt“<br />
und verlangte eine<br />
eindeutige Erklärung ohne<br />
Bedingungen und Zusätze. Ein<br />
„bloßer Kirchensteueraustritt“ verstoße<br />
gegen das Gesetz.<br />
Das Erzbistum Freiburg begrüßte<br />
das Urteil: Damit sei klargestellt,<br />
dass der Staat den Kirchenaustritt<br />
nur „ohne Ein-<br />
schränkungen,<br />
Bedingungen<br />
und sonstige<br />
Beschönigungen“<br />
zulassen<br />
dürfe. Zugleich<br />
schütze die<br />
Entscheidung<br />
alle Katholiken,<br />
die durch ihre<br />
Kirchensteuer<br />
die Arbeit der<br />
Kirche mitfinanzieren,<br />
vor<br />
Steuerungerechtigkeit. Glaubensgemeinschaft<br />
und Körperschaft<br />
öffentlichen Rechts seien nicht zu<br />
trennen.<br />
Auf den pikanten Hintergrund<br />
der Angelegenheit wies<br />
der Kölner Stadtanzeiger hin: Der<br />
juristische Sieg des Erzbistums<br />
Freiburg werde „niemanden mehr<br />
schmerzen als den Vatikan“, schrieb<br />
die Zeitung. So argumentierte<br />
Zapp, die deutschen Bischöfe ignorierten<br />
weltkirchliche Regelungen<br />
des Vatikans. Rom habe 2006<br />
klargestellt, dass ein vor staatlicher<br />
Stelle erklärter Austritt nicht für<br />
eine Exkommunikation, also die<br />
Aberkennung aller kirchlichen<br />
Rechte, ausreiche. Laut Stadtanzeiger<br />
seien dafür drei Schritte er-<br />
forderlich: „Erstens die innere Entscheidung<br />
zur Abkehr, zweitens die<br />
äußere Bekundung dieser Abkehr<br />
und drittens die Annahme dieser<br />
Entscheidung durch die kirchliche<br />
Autorität.“<br />
Demgegenüber verweisen die deutschen<br />
Bischöfe darauf, dass es keine<br />
Aufspaltung eines Austrittes in<br />
den Bereich des staatlichen und des<br />
kirchlichen Rechtskreises geben<br />
könne. Jeder Katholik, der etwa aus<br />
steuerlichen Gründen seinen Austritt<br />
erkläre, müsse wissen, dass<br />
dies die Exkommunikation nach<br />
sich zieht. Die Richter ließen gegen<br />
das Urteil keine Revision zu. Zapp<br />
hatte aber angedeutet, die zugrundeliegendenkirchenrechtlichen<br />
Fragen direkt in Rom klären<br />
zu lassen. Unt/KNA<br />
Katholiken gegen „Wachstumsideologie“<br />
Aufruf „für eine prophetische Kirche“<br />
Einen stärkeren Einsatz der<br />
Christen für globale Gerechtigkeit<br />
und ein grundlegendes<br />
Umdenken innerhalb der katholischen<br />
Kirche haben katholische<br />
Orden, Hilfswerke, Verbände,<br />
Wissenschaftler und Bischöfe<br />
gefordert.<br />
Sie stellten am 4. Mai in Bonn einen<br />
„Aufruf für eine prophetische<br />
Kirche“ vor. Darin äußern sie<br />
Kritik an einer verbreiteten Sprach-<br />
losigkeit der katholischen Kirche<br />
gegenüber Unrecht und politischen<br />
Fehlentwicklungen. Die Kirche<br />
sei gelähmt durch Organisations-<br />
und Finanzfragen sowie den<br />
Missbrauchsskandal und müsse<br />
wieder frei werden für die wesentlichen<br />
Probleme der Welt.<br />
Die Menschheit stehe vor Existenz<br />
bedrohenden Krisen biblischen<br />
Ausmaßes, heißt es in dem Appell.<br />
Genannt wurden die steigende<br />
Zahl von Hungernden, eine wach-<br />
sende Kluft zwischen Arm und<br />
Reich sowie die Finanzkrise und<br />
das Scheitern der Weltklima-Verhandlungen.<br />
Die bisher gezeigten<br />
Lösungsansätze erwiesen sich lediglich<br />
als „Symbolpolitik mit Placeboeffekt“,<br />
heißt es in dem Aufruf.<br />
Christen trügen die Verantwortung<br />
dafür, nicht nur die Kirche<br />
selbst zu erneuern, sondern die<br />
großen Aufgaben der Welt glaubwürdig<br />
aufzugreifen. KNA<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 23<br />
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