PDF-Download - BKU
PDF-Download - BKU
PDF-Download - BKU
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Nachrichten Berichte Kommentare<br />
Journal<br />
2 2010<br />
Bundestagung<br />
29. bis 31. Oktober:<br />
Einladung in die<br />
Handelskammer<br />
zu Hamburg<br />
Romreise<br />
Gespräche mit der<br />
Kurie und exklusive<br />
Führung durch die<br />
Sixtinische Kapelle<br />
.
Inhalt<br />
13 Die Skyline des Hamburger Hafens bildet die<br />
Kulisse der diesjährigen <strong>BKU</strong>-Bundestagung.<br />
19 Begegnung in Rom: Die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende<br />
Marie-Luise Dött, MdB, übergibt<br />
Papst Benedikt XVI. die vom<br />
<strong>BKU</strong> formulierten „Zehn Gebote für<br />
Unternehmer“.<br />
■ SCHWERPUNKT: Kodex für Gute Arbeit<br />
05 „Menschen mögen – Vorbild sein!“<br />
<strong>BKU</strong> stellt seinen „Kodex für Gute Arbeit“ vor<br />
07 Gute Arbeit, gute Ergebnisse<br />
Handlungsempfehlungen: Ein Blick in den Kodex<br />
08 Ressource Vertrauen<br />
Pater Zabel zum ethischen Rahmen des Kodex<br />
■ KURZ UND KNAPP<br />
09 Offene Worte zur Sozialpolitik<br />
Zum Tode von Altbischof Dr. Josef Homeyer<br />
■ INITIATIVEN UND IDEEN<br />
11 Auf der Suche nach Antworten<br />
Großes Interesse an der UNIAPAC<br />
12 Unternehmensethik<br />
IW verleiht Max-Weber-Preis<br />
■ TAGUNGEN<br />
13 Mehr als eine Hafenstadt<br />
29. bis 31. Oktober: <strong>BKU</strong>-Bundestagung in Hamburg<br />
14 Kirche und Wirtschaft: keine feindlichen Brüder<br />
Der <strong>BKU</strong> auf dem Ökumenischen Kirchentag<br />
16 Multilaterale Ökumene<br />
Eindrücke vom ÖKT in München<br />
17 Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor<br />
<strong>BKU</strong> und Vontobel greifen wichtiges Thema auf<br />
18 Die Bedeutung der Religion<br />
Sozialethiker-Tagung in Mönchengladbach<br />
19 Sixtina ohne Menschenmassen<br />
<strong>BKU</strong>-Romreise 2010<br />
36 Beteiligungsrecht ist Beteiligungspflicht<br />
Minister a. D. Wiesheu bei Frauenwörther Gesprächen<br />
■ FORUM<br />
22 Streitbarer Ökonom<br />
Zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Joachim Starbatty<br />
■ AUS DEN ARBEITSKREISEN 24-26<br />
■ MENSCHEN IM <strong>BKU</strong><br />
28 Der Fertigbau-Pionier von der Saar<br />
Josef Schuh wurde 80<br />
29 Diskussionsfreudiger Professor<br />
<strong>BKU</strong>-Berater Lothar Roos feierte 50. Priesterjubiläum<br />
31 Hier ist Industrieproduktion möglich!<br />
Unternehmer im <strong>BKU</strong>: Mario Ahlberg setzt auf Berlin<br />
■ <strong>BKU</strong> INTERN 33-35<br />
■ GRÜNE SEITEN<br />
Was lernen wir aus der Finanzkrise?<br />
Das Bild von Mensch und Gesellschaft in der<br />
Sozialen Marktwirtschaft von Prof. Dr. Peter Schallenberg
Letzte Meldung<br />
28. September:<br />
Finanzminister<br />
Schäuble kommt zum<br />
<strong>BKU</strong>-Sommerempfang<br />
Eine gute Nachrichten für den <strong>BKU</strong><br />
kommt aus dem Finanzministerium<br />
in Berlin: Bundesminister Dr. Wolfgang<br />
Schäuble hat als Festredner<br />
für den <strong>BKU</strong>-Sommerempfang zugesagt.<br />
Der Empfang findet am<br />
Dienstagabend, 28. September,<br />
im Berliner Canisius-Kolleg statt.<br />
Beilagenhinweis:<br />
In diesem Heft finden sie eine Beilage der Don<br />
Bosco Mission, Bonn<br />
Willkommen<br />
in Hamburg<br />
Mit einem Insider-Bericht des renommierten Außenpolitikers<br />
Dr. Hans-Ulrich Klose, MdB, und anderen<br />
namhaften Rednern werden wir auf unserer Bundestagung<br />
vom 29. bis 31. Oktober in Hamburg das <strong>BKU</strong>-<br />
Jahresthema zur Sozialen Marktwirtschaft abrunden.<br />
Als Koordinator für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit<br />
berichtet Klose über die besondere<br />
Partnerschaft zu den USA. Anschließend beschreibt<br />
der Minister und Manager a. D., Dr. Werner Marnette,<br />
wo Politik und Wirtschaft den Hebel ansetzen müssen,<br />
um die Herausforderungen von Morgen zu meistern.<br />
Dass Hamburg mehr ist als eine Hafenstadt, wird uns<br />
Wirtschaftssenator Axel Gedaschko berichten.<br />
Am zweiten Tag gewährt uns dann der Leiter des<br />
<strong>BKU</strong>-Arbeitskreises „Nachhaltigkeit“, Prof. Dr. Ernst<br />
Hagenmeyer, einen ersten Blick auf das geplante Jahresthema<br />
für 2011. Erstes Ergebnis seiner Vorüberlegungen<br />
ist ein „Unternehmerspiegel“, den wir in<br />
Hamburg präsentieren. Dieser prägnante Fragenkatalog<br />
folgt der klassischen Dreiteilung, wonach es bei der<br />
Nachhaltigkeit darum geht, ökonomische, ökologische<br />
und soziale Aspekte in Einklang zu bringen.<br />
Im Übrigen hat auch die Diözesangruppe Düsseldorf<br />
unser designiertes Jahresthema bereits aufgegriffen:<br />
Bei ihrer Tagung über „Nachhaltigkeit bei Kapitalanlagen“<br />
(S. 17). zeigte sich, dass immer mehr Anleger bei<br />
der Auswahl ihrer Portfolios bewerten, ob die Unternehmen<br />
Menschenrechte, Umweltstandards und<br />
ethische Aspekte beachten. Auch die jüngste Ölkatastrophe<br />
im Golf von Mexiko zeigt eindrucksvoll die Bedeutung<br />
unseres neuen Themas.<br />
Doch zurück zur Bundestagung: Neben den Vorträgen<br />
zeigt uns die Diözesangruppe Hamburg die schönsten<br />
Seiten ihrer Stadt. Freuen Sie sich auf ein Abendessen<br />
auf dem Windjammer „Rickmer Rickmers“, Rundfahrten<br />
durch Innenstadt und Hafen sowie eine<br />
Besichtigung der neuen Elbphilharmonie. Erzbischof<br />
Dr. Werner Thissen feiert mit uns im neu renovierten<br />
Mariendom die Messe.<br />
Mehr zur Bundestagung erfahren Sie auf Seite 13.<br />
Ich freue mich auf ein Wiedersehen in Hamburg.<br />
Marie-Luise Dött, MdB<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 3<br />
Editorial
Unsere VCH-Hotels in Mitteldeutschland<br />
Herzlich willkommen<br />
in unseren VCH-Hotels!<br />
Seit über einem Jahrhundert stehen die VCH-Hotels für<br />
Gastlichkeit, Freundlichkeit, guten Service und Behaglichkeit.<br />
Die Gäste, die unsere Häuser besuchen und die Menschen, die<br />
hinter der Dienstleistung stehen, verdienen gleichermaßen<br />
unsere besondere Aufmerksamkeit. Ein herzlicher Empfang<br />
und liebevolle Betreuung während Ihres Aufenthalts sind den<br />
engagierten Mitarbeitern in den VCH-Hotels eine Selbstverständlichkeit.<br />
Fühlen Sie sich wohl und geborgen bei uns! Wir wissen:<br />
Der Mensch braucht ein Zuhause, auch wenn er nicht<br />
zuhause ist.<br />
Wir freuen uns auf Sie! Ihre VCH-Hotels<br />
VCH-Hotel Martha Hospiz<br />
VCH-Hotel Martha Hospiz<br />
Nieritzstraße 11<br />
01097 Dresden<br />
www.vch.de/marthahospiz.dresden<br />
100jährige christliche Tradition mitten in Dresden<br />
■ Nur wenige Gehminuten von Schloß, Semperoper und<br />
Frauenkirche entfernt<br />
■ Historisches Haus mit Biedermeier-Restaurant, Wintergarten<br />
und Sommerterrasse<br />
■ Prädikat "rollstuhlfahrerfreundliches Hotel"<br />
VCH-Hotel Am Schlosspark<br />
VCH-Hotel Am Schlosspark<br />
Lindenauallee 20-24<br />
99867 Gotha<br />
www.vch.de/am-schlosspark.gotha<br />
Wohlfühl-Oase in wunderschöner Landschaft<br />
■ 95 Zimmer im Wohlfühlambiente<br />
■ Restaurants Orangerie und Lucas-Cranach-Stube<br />
■ Semiarvilla ”Augustenburger Palais“ mit 8 Seminarräumen<br />
und Bankettsaal für Veranstaltungen von 5-80 Personen<br />
■ Wellnessbereich mit Saunalandschaft und Wohlfühl-Oase<br />
VCH-Hotel Haus Hainstein<br />
VCH-Hotel Michaelis<br />
VCH-Hotel Michaelis<br />
Paul-Gruner-Straße 44<br />
04107 Leipzig<br />
www.vch.de<br />
VCH-Joint-Venture-Partner:<br />
www.vch.de/michaelis.leipzig<br />
Die Erste Wahl: Ihr komfortables Hotel in Leipzig<br />
■ Restaurant MICHAELIS – hier verwöhnen wir Feinschmecker<br />
mit kulinarischen Spezialitäten<br />
■ In unseren weiteren gastronomischen Einrichtungen im Restaurant<br />
CAMPUS, im Da Capo, im GRASSI, im Museum der bildenden<br />
Künste Leipzig und im Gewandhaus zu Leipzig lassen wir Ihre<br />
Veranstaltung zum unvergesslichen Erlebnis werden.<br />
VCH-Hotel Amalienhof<br />
VCH-Hotel Haus Hainstein<br />
Am Hainstein 16<br />
99817 Eisenach<br />
www.vch.de/hainstein.eisenach<br />
Eisenach erleben<br />
■ Exponierte Lage unterhalb der Wartburg mit direktem Blick zur<br />
Burg von vielen Zimmern und vom Restaurant und der Terrasse aus.<br />
■ Absolut ruhige Lage oberhalb des Villenviertels der Stadt Eisenach.<br />
■ Hervorragend geeignet für Tagungen, aber auch für touristische<br />
Gäste, die die Sehenswürdigkeiten der Stadt besuchen wollen.<br />
VCH-Hotel Amalienhof<br />
Amalienstraße 2<br />
99423 Weimar<br />
www.vch.de/amalienhof.weimar<br />
Spüren Sie bei uns die Geschichte Weimars<br />
■ Historisches Hotel an der Hintertür vom Goethehaus<br />
mit 200-jähriger Möbelgeschichte<br />
■ Im Amalienhof erspüren Sie das Weimar von gestern<br />
ohne auf den Komfort von heute zu verzichten<br />
■ Angebote von attraktiven Arrangements wie „Weimar zart<br />
und bitter“, „Bauhaus-Baukasten“, „Weimar kurz & knackig“...<br />
VCH-HOTELS Deutschland -Hotelkooperation- GmbH<br />
Speditionstraße 15 · 40221 Düsseldorf · Fon +49 (0)211 55 98 55 18 · Fax +49 (0)211 55 98 55 53 · hotelinfo@vch.de · www.vch.de
Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Kodex für Gute Arbeit<br />
„Menschen mögen – Vorbild sein!“<br />
<strong>BKU</strong>-Arbeitskreis stellt seinen „Kodex für Gute Arbeit“ vor<br />
Der <strong>BKU</strong>-Arbeitskreis „Zukunft<br />
der Arbeit“ hat sich sehr<br />
konkret mit Ethik im Arbeitsverhältnis<br />
beschäftigt. Dabei ist<br />
ein „Kodex für Gute Arbeit“<br />
entstanden. Dieser enthält Orientierung<br />
und konkrete Hilfestellung,<br />
wie Unternehmer, Manager<br />
und Arbeitnehmer anständig<br />
miteinander umgehen<br />
und durch ethisch vorbildliches<br />
Verhalten wechselseitiges Vertrauen<br />
im Betrieb aufbauen<br />
können. Bei einer Tagung in<br />
Bergisch Gladbach wurde das<br />
Werk jetzt vorgestellt und diskutiert.<br />
„Der <strong>BKU</strong> hat die Verpflichtung,<br />
Orientierung für das praktische Leben<br />
zu geben“, sagte Vorstandsmitglied<br />
Dr. Dieter Kirchner zum<br />
Auftakt des Tages. Mit dem Kodex<br />
wolle der <strong>BKU</strong> keinen neuen Vorschriftenkatalog<br />
vorlegen, sondern<br />
beschreiben, „wie ein anständiges<br />
Miteinander im Betrieb<br />
funktionieren kann“. Es gehe um<br />
freiwillige Empfehlungen und Anregungen,<br />
die den Betrieben gut<br />
tun.<br />
Der Kodex solle weder in Stein gemeißelt<br />
noch in der Schublade<br />
versteckt werden, forderte Kirchner,<br />
der hofft, dass die Veranstalgung<br />
den Auftakt für eine „Aktion<br />
Gute Arbeit“ bildete.<br />
Geistiger „Vater“ des Kodex<br />
ist der Leiter des Arbeitskreises<br />
„Zukunft der Arbeit“, Prof. Dr.<br />
Heinrich M. Stindt. Er ließ in seiner<br />
Präsentation die Finanzkrise<br />
und einige der jüngsten Wirtschaftsskandale<br />
Revue passieren,<br />
um dann festzustellen: „Die Zeit<br />
schreit geradezu nach ethischer<br />
Orientierung!“<br />
Genau hier setzt der Kodex für<br />
Gute Arbeit an. Er beschreibt,<br />
wie man sich in den Gestaltungsmöglichkeiten<br />
bewegt, die das<br />
Recht zulässt. Dabei werden Empfehlungen<br />
(„Sollen“) und Anre-<br />
Eine interessierte Runde verfolgte die Vorstellung des „<strong>BKU</strong>-Kodex für<br />
Gute Arbeit“ im Hause Pütz-Roth in Bergisch Gladbach. Fotos: P. Unterberg<br />
gungen („Sollte“) unterschieden.<br />
Das Ganze ist klar gegliedert<br />
und in drei Stufen aufgeteilt. Die<br />
Grundlagen finden sich in zehn<br />
Merksätzen (Kasten auf dieser<br />
Seite), die durch 30 Empfehlungen<br />
und Anregungen erweitert<br />
werden. In der Langfassung folgen<br />
dann 60 Details, die diese Anregungen<br />
ausformulieren.<br />
Der Inhaber des Kölner<br />
Software-Unternehmens Cy-<br />
berdyne IT GmbH, Ralph Friederichs,<br />
kündigte in der Veranstaltung<br />
an, den Kodex ab sofort in den<br />
wöchentlichen Teamsitzungen vorzustellen<br />
und umzusetzen. In jeder<br />
seiner folgenden Teamsitzungen<br />
mit seinen 13 Mitarbeitern möchte<br />
er einen der zehn Leitsätze zur<br />
Diskussion stellen. Ziel ist eine freiwillige<br />
Verpflichtung auf den Kodex,<br />
die zunächst ein Jahr gelten<br />
soll. “Ich setze mich einer Diskussion<br />
aus, die mich angreifbar ➞<br />
Die zehn Merksätze<br />
1. Menschen mögen – Vorbild sein!<br />
2. Partner zeigen Respekt, Fairness und Vertrauen.<br />
3. Arbeitsverträge sind klar und verlässlich.<br />
4. Arbeitsverträge sind auf beiderseitige Interessen<br />
ausgerichtet und ausgewogen.<br />
5. Jeder Vertragspartner hält, was er verspricht.<br />
6. Lebenslanges Lernen macht den Einzelnen stark und<br />
kommt allen zugute.<br />
7. Flexibilität wird um so mehr akzeptiert, wenn sie mit<br />
Beschäftigungssicherung verbunden ist.<br />
8. Das gut geführte Unternehmen hat Platz für Menschen<br />
mit eigenen Interessen.<br />
9. Gute Arbeitsbeziehungen bewähren sich in der Krise.<br />
10. Starke Unternehmen haben starke Belegschaften.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 5
Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Kodex für Gute Arbeit<br />
➞ macht. Aber wenn ich das nicht<br />
mache, gewinne ich auch kein Vertrauen“,<br />
sagte der Jungunternehmer.<br />
Den genauen Ablauf dieser<br />
Umsetzung finden Sie im Kasten<br />
auf dieser Seite.<br />
Wie sich dieses Modell auf<br />
Großunternehmen übertragen<br />
ließe, skizzierte der ehemalige<br />
Geschäftsführer in der Stroer-<br />
Gruppe in Köln, Herman-Josef<br />
Johanns. Seiner Erfahrung nach<br />
steht und fällt die erfolgreiche<br />
Umsetzung von Leitbildern und<br />
Kodices mit dem Verhältnis der Geschäftsleitung<br />
zur nächsten Ebene.<br />
Johanns legte einen Zehn-Punkte-<br />
Plan vor, der mit einem klaren<br />
Bekenntnis der Geschäftsführung<br />
beginnt, den Kodex in die Jahresziele<br />
einbindet und ihn am Ende<br />
verpflichtend für die gesamte Belegschaft<br />
macht (Kasten Seite 8).<br />
Mit der ihm eigenen Begeisterungsfähigkeit<br />
kündigte auch der<br />
Vorsitzende der Diözesangruppe<br />
6 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />
Der Unternehmer Ralph Friederichs (li.) möchte den Kodex für Gute Arbeit<br />
in seinem Unternehmen Cyberdyne umsetzen. Urheber des Textes<br />
ist der Leiter des <strong>BKU</strong>-Arbeitskreises „Zukunft der Arbeit“, Prof. Dr.<br />
Heinrich M. Stindt.<br />
Köln, Fritz Roth, an, den Kodex in<br />
seinem Unternehmen einzusetzen.<br />
„“Die Vorgehensweise ist für<br />
jedes Unternehmen praktikabel“,<br />
sagte er und appellierte: „Lasst<br />
uns doch einfach anfangen!“<br />
Peter Unterberg<br />
Praxistest: Cyberdyne setzt den Kodex um<br />
1. Schritt<br />
In der nächsten regelmäßigen<br />
Teambesprechung wird das<br />
Thema „Anständiger Umgang<br />
im Arbeitsverhältnis“ als Beitrag<br />
des Unternehmens zur Ethik-<br />
Diskussion in der Wirtschaft<br />
aufgenommen und mit der <strong>BKU</strong>-<br />
Initiative des „Kodex für Gute<br />
Arbeit“ konkretisiert.<br />
2. Schritt<br />
In den folgenden zehn Teamsitzungen<br />
wird je einer der zehn<br />
Merksätze vorgestellt und diskutiert.<br />
3. Schritt<br />
Der erste Merksatz wird vom<br />
Firmeninhaber vorgestellt und<br />
zur Diskussion gestellt. Die<br />
Teammitglieder haben für die<br />
folgenden Teambesprechungen<br />
die Möglichkeit, selbst ausgewählte<br />
Merksätze vorzustellen.<br />
4. Schritt<br />
Nach Vorstellung und Diskus-<br />
sion aller Merksätze ist geplant,<br />
im Konsens des gesamten Teams<br />
und damit der gesamten Belegschaft<br />
ein freiwilliges, nicht<br />
rechtlich verpflichtendes Versprechen<br />
abzugeben, sich für<br />
die folgenden zwölf Monate am<br />
Kodex für Gute Arbeit zu orientieren.<br />
5. Schritt<br />
Die zehn Merksätze werden zu<br />
Beginn der Orientierungsphase<br />
in Postkartenform an jedes Belegschaftsmitglied<br />
ausgeteilt<br />
und im Intranet des Unternehmens<br />
zum Abruf zur Verfügung<br />
stehen.<br />
6. Schritt<br />
Die Unternehmensleitung sagt<br />
zu, nach zwölf Monaten in einer<br />
Teambesprechung einen<br />
Jahres-Check über die Wirkung<br />
des Kodex durchzuführen. Die<br />
Bilanz soll für die folgende<br />
(Zwölf-Monats-)Periode zu konkreten<br />
Maßnahmen führen,<br />
Den Kodex für Gute Arbeit können<br />
Sie im Internet unter www.bku.de,<br />
Untermenue Arbeitskreise herunterladen<br />
oder in der <strong>BKU</strong>-Geschäftsstelle<br />
unter der Rufnummer<br />
0221/272370 bestellen.<br />
wenn sich Verbesserungspotenzial<br />
zeigt.<br />
7. Schritt<br />
Zwölf Monate nach Einführung<br />
des Kodex soll die Orientierung<br />
auf der Homepage des<br />
Unternehmens erscheinen und<br />
einen gewünschten Werbeeffekt<br />
auslösen. Die Belegschaft kann<br />
mit der Mehrheit der Teammitglieder<br />
zum Ausdruck bringen,<br />
dass sie dieses Vorgehen unterstützt.<br />
8. Schritt<br />
Wenn die Orientierung am Kodex<br />
für Gute Arbeit etabliert ist,<br />
kann ein Teamsprecher aus der<br />
Mitte der Belegschaft bestimmt<br />
werden, der Anregungen aus<br />
der Belegschaft sammelt und<br />
bei Bedarf eine vertiefte Diskussion<br />
zu einzelnen Aspekten<br />
anregt, die seitens des Unternehmens<br />
nur aus wichtigem<br />
Grund verschoben werden kann.
Gute Arbeit, gute Ergebnisse<br />
Einleitung und Handlungsempfehlungen: ein Blick in den Kodex<br />
Einige Auszüge aus der Einleitung<br />
des Kodex für Gute<br />
Arbeit zeigen Geist und Inhalt<br />
des Dokumentes.<br />
Die am Unternehmen interessierten<br />
Kunden, die Verbraucher und<br />
die Öffentlichkeit erwarten - was<br />
Krisensituationen nur besonders<br />
deutlich machen - von Unternehmern,<br />
Managern, Belegschaften<br />
und den Kapitalgebern, dass der<br />
unternehmerische Erfolg ethisch<br />
einwandfrei erreicht wird. Der<br />
nachhaltige wirtschaftliche Erfolg<br />
hängt wesentlich vom anständigen<br />
Umgang miteinander in den Betrieben<br />
und Verwaltungen ab.<br />
Der Kodex für Gute Arbeit soll<br />
dazu beitragen, dass Arbeitgeber<br />
und Arbeitnehmer den Umgang<br />
miteinander messen und gemeinsam<br />
feststellen können: Unsere<br />
Leistungen und Ergebnisse sind<br />
gut, weil unsere Arbeit gut ist<br />
und gut tut. Es geht nicht um neue<br />
gesetzlich zwingende Regeln mit<br />
Sanktionen, sondern um freiwilliges<br />
ehrliches Verhalten. Der Kodex<br />
für Gute Arbeit liefert mit seinen<br />
ethischen Grundsätzen, Empfehlungen,<br />
Anregungen und Erläuterungen<br />
einen ganzheitlichen<br />
Maßstab für gute Arbeitsbeziehungen<br />
und gute Arbeit in der Praxis.<br />
Die Orientierung am Kodex<br />
für Gute Arbeit ist ein interner<br />
Prozess, der unterschiedliche Ausgangssituationen<br />
und mehrere<br />
Einführungsstufen haben kann.<br />
Die Initiative des Unterneh-<br />
Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Kodex für Gute Arbeit<br />
mers/Arbeitgebers mit der Vorstellung,<br />
der Erläuterung und dem<br />
Bekenntnis zum Kodex für Gute<br />
Arbeit bildet in der Regel die erste<br />
Stufe. Die anschließende Diskussion<br />
mit den Mitarbeitern kann<br />
in die erste Stufe integriert oder als<br />
zweite Stufe ausgestaltet werden.<br />
Beide Maßnahmen führen im besten<br />
Fall auf der folgenden Stufe zu<br />
Beginn eines jeden Jahres zum<br />
freiwilligen Versprechen des anständigen<br />
Umgangs miteinander in<br />
Orientierung am Kodex für Gute<br />
Arbeit und zum Ende des Jahres<br />
zur Erinnerung, zusammen mit<br />
den Mitarbeitern ehrlich Bilanz zu<br />
ziehen. Durch einen transparenten<br />
Jahres-Check kann Erreichtes sogar<br />
verstärkt werden und Verbesserungswürdiges<br />
aufgegriffen werden.<br />
Die Initiative für einen „Kodex für Gute Arbeit“<br />
Beispiel „Altersadäquate Beschäftigung“<br />
Merksatz 8: Das gut geführte Unternehmen hat Platz für Menschen mit eigenen Interessen<br />
� Kodex-Kurzfassung Nr. 22: „Bei der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer kommt der Erhaltung<br />
der Beschäftigungsfähigkeit, insbesondere der Weiterbildung und der Gesundheitsförderung,<br />
erhebliche Bedeutung bei. Es sollen altersadäquate Formen und Methoden angeboten werden.“<br />
Details in Kodex-Langfassung Nr. 31<br />
� (31) Zur Erhaltung von Beschäftigung kann bei entsprechender Interessenlage von Altersteilzeitarbeitsverträgen<br />
und/oder Lebensarbeitszeitkonten Gebrauch gemacht werden…<br />
� Die sogenannte Blockbildung der Arbeitszeit soll die Ausnahme sein. Die Vertragsparteien prüen<br />
sorgfältig die Möglichkeiten des individuellen tatsächlichen Ausgleitens aus dem aktiven<br />
Arbeitsverhältnis.<br />
� Sie sollen die sich bietenden Möglichkeiten der Weitergabe des Erfahrungswissens an<br />
Arbeitnehmer nutzen, die in Verbindung mit der Altersteilzeitarbeit tätig werden.<br />
� Der Arbeitgeber soll die Möglichkeit der Wiederbesetzung der frei gewordenen Arbeitskapazität<br />
mit einem sonst Arbeitslosen, Auszubildenden oder Ausgebildeten nutzen.<br />
� Arbeitgeber und Altersteilzeitarbeitnehmer sollen rechtzeitig die Verbindung von Freistellungszeit<br />
und ehrenamtlicher gemeinnütziger Tätigkeit beraten, der Arbeitgeber sollte auf Wunsch des<br />
Altersteilzeitarbeitnehmers durch Information und Vermittlung und gegebenenfalls weitere<br />
Maßnahmen geeignete Einsatzmöglichkeiten fördern.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 7
Schwerpunkt: <strong>BKU</strong>-Kodex für Gute Arbeit<br />
Ressource Vertrauen<br />
Pater Johannes Zabel zum ethischen Rahmen des Kodex<br />
„Ethik kostet etwas – zumindest<br />
mich. Den anderen<br />
Menschen mag sie nützen, mir<br />
aber nicht“: Vor dieser „falschen<br />
Vorstellung“ warnte der<br />
Geistliche Berater der Diözesangruppe<br />
Düsseldorf, Pater<br />
Johannes Zabel, OP, bei der<br />
Vorstellung des „<strong>BKU</strong>-Kodex<br />
für Gute Arbeit“.<br />
Demnach müssen Arbeitsbeziehungen<br />
funktionieren. „Wir müssen<br />
aber darüber hinausgehen mit<br />
einer Ethik im Unternehmen, wie<br />
sie der Kodex formuliert“, forderte<br />
Zabel.<br />
Eine wesentliche Rolle dabei spiele<br />
das Vertrauen, insbesondere in<br />
die langfristigste Ressource der<br />
Unternehmen: die Mitarbeiter.<br />
Richtig verstandenes Vertrauen<br />
sei eine wichtige Ressource, die<br />
Unsicherheit, Versicherungskosten<br />
und die Komplexität im täglichen<br />
Umgang reduziere, betonte der<br />
Dominikanerpater.<br />
8 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />
Dr. Dieter Kirchner (v.li.), Pater Johannes Zabel und Hermann-Josef<br />
Johanns stellten verschiedene Aspekte des Kodex zur Diskussion.<br />
Dem Einwand, dass Vertrauen<br />
auch missbraucht werden kann,<br />
begegnete Zabel mit dem Zitat<br />
eines alten Klosterbruders, der an<br />
der Pforte immer wieder ent-<br />
scheiden musste, welchem Bettler<br />
er helfen sollte: „Wer noch nie im<br />
Leben betrogen worden ist, hat<br />
auch noch nie etwas Gutes getan!“<br />
Peter Unterberg<br />
Impuls-Beitrag Hermann-Josef Johanns<br />
Einführungsschritte zum Kodex für Gute Arbeit in größeren Unternehmen<br />
mit mehreren hierarchischen Ebenen und bestehendem Leitbild:<br />
1. Bekenntnis der Geschäftsführung<br />
2. Diskussion mit den Leitenden und dem Betriebsrat<br />
3. In Abteilungsbesprechungen Mitarbeiter informieren und gewinnen<br />
4. Auf Betriebsversammlung bekannt machen und thematisieren<br />
5. Leitbild gegebenenfalls konkretisieren beziehungsweise erweitern<br />
6. In Jahreszielen mit aufnehmen<br />
- für Leitende verpflichtend<br />
- für übrige Führungskräfte und Mitarbeiter als „Probelauf“<br />
7. Während des Jahres in den Zielerreichungsgesprächen den Kodex für Gute Arbeit<br />
thematisieren<br />
8. Am Jahresende Ergebnis bewerten und gegebenenfalls belohnen<br />
9. Verbesserungen/Optimierungen in neue Jahresziele<br />
10. Verpflichtend für die gesamte Belegschaft
Offene Worte zur Sozialpolitik<br />
Zum Tode von Altbischof Dr. Josef Homeyer<br />
Der frühere Hildesheimer Bischof<br />
Josef Homeyer ist am<br />
30. März im Alter von 80 Jahren<br />
verstorben.<br />
Als Vorsitzender der Kommission<br />
VI der Deutschen Bischofskonferenz<br />
für Soziale und Wirtschaftliche<br />
Fragen von 1986 bis 2004 hat<br />
Bischof Homeyer mit dem <strong>BKU</strong><br />
oft und gut zusammengearbeitet.<br />
Viele Mitglieder erinnern sich<br />
noch an konstruktive Gespräche zu<br />
politischen Fragen. Dabei erwies<br />
sich Bischof Homeyer immer wieder<br />
als Visionär, der im Lichte der<br />
Katholischen Soziallehre an der<br />
Weiterentwicklung der Sozialen<br />
Marktwirtschaft mitwirkte.<br />
Unvergessen ist, wie er bei der<br />
Feier zum 50-jährigen Bestehen<br />
Zahl der Kirchenaustritte<br />
blieb 2009 stabil<br />
Trotz des Streits um die Piusbruderschaft<br />
ist die Zahl der Austritte<br />
aus der katholischen Kirche im<br />
Jahr 2009 nur leicht gestiegen. Wie<br />
die Deutsche Bischofskonferenz<br />
Ende Mai in Bonn mitteilte,<br />
verließen im vergangenen Jahr<br />
123 585 Katholiken ihre Kirche. Im<br />
Jahr zuvor waren es 121 155. Bei<br />
den Taufen gab es einen leichten<br />
Rückgang von 185 600 Personen<br />
im Jahr 2008 auf rund 178 000 im<br />
Berichtsjahr. KNA<br />
Kirchensteuer-Aufkommen blieb hoch<br />
Katholische Bistümer nahmen 2009 rund 4,9 Milliarden Euro ein<br />
Die katholische Kirche in<br />
Deutschland verzeichnet ein geringeres<br />
Minus bei den Kirchensteuereinnahmen<br />
als erwartet.<br />
Die 27 Bistümer erhielten im vorigen<br />
Jahr insgesamt 4,903 Milli-<br />
Bischof Dr. Josef Homeyer †<br />
des <strong>BKU</strong> den Verband dazu aufrief,<br />
„einen neuen Schreiber-Plan“ zur<br />
Reform der sozialen Sicherungssysteme<br />
zu schreiben. Dieser Auftrag<br />
war Auftakt für eine intensive<br />
Zusammenarbeit.<br />
Homeyer wurde 1929 in Harse-<br />
Grenzen des kirchlichen<br />
Arbeitsrechtes<br />
Kirchliche Rechtsträger dürfen<br />
Einrichtungen betreiben, die nicht<br />
das kirchliche Arbeitsrecht anwenden.<br />
Das entschied ein von<br />
der Apostolischen Signatur, dem<br />
vatikanischen Gerichtshof, beauftragtes<br />
Gericht unter Vorsitz von<br />
Aachens Bischof Heinrich Mussinghoff.<br />
Demnach ist kirchliches<br />
Arbeitsrecht zwingend nur für<br />
jene Einrichtungen anzuwenden,<br />
die der bischöflichen Gesetzgebung<br />
unterstehen. KNA<br />
arden Euro und damit 3,2 Prozent<br />
weniger als im Rekordjahr 2008<br />
mit 5,066 Milliarden Euro. Das<br />
teilte der Geschäftsführer der Steuerkommission<br />
des Verbands der<br />
Diözesen Deutschlands (VDD),<br />
Elmar Niclas, Mitte Mai mit. Die<br />
Bischofskonferenz hatte angesichts<br />
winkel im Kreis Gütersloh als<br />
Sohn eines Bauern geboren. 1972<br />
wurde er Sekretär der Deutschen<br />
Bischofskonferenz und Geschäftsführer<br />
des Verbands der Diözesen<br />
Deutschlands (VDD). Bischof von<br />
Hildesheim war er 1983 bis 2004.<br />
1988 gründete er das Forschungsinstitut<br />
für Philosophie<br />
Hannover (fiph). Zwölf Jahre lang<br />
war er Präsident der Europäischen<br />
Bischofskommission COMECE.<br />
Der Theologe hatte entscheidenden<br />
Anteil am 1997 erschienenen<br />
gemeinsamen Sozialwort der Kirchen.<br />
Seine Fortsetzung und Ergänzung<br />
fand das Sozialwort in<br />
dem Impulspapier „Das Soziale<br />
neu denken“, das unter Homeyers<br />
Federführung verfasst und im Dezember<br />
2003 vorgestellt wurde.<br />
Unt/KNA<br />
Radio Paradiso<br />
bald ohne Lizenz<br />
13 Jahre nach seinem Sendestart<br />
droht dem christlichen Radiosender<br />
„Radio Paradiso“ das Aus. Der<br />
Medienrat Berlin-Brandenburg<br />
hat im Mai entschieden, die im November<br />
auslaufende Lizenz für<br />
den Sender nicht zu verlängern.<br />
Die entsprechenden Frequenzen<br />
erhält das Programm „oldiestar“.<br />
Dessen Veranstalter ist das Digital<br />
Radio Berlin. Die Lizenz von<br />
„Radio Paradiso“ war bereits einmal<br />
verlängert worden. KNA<br />
der Wirtschaftskrise mit einem<br />
Minus von fünf bis zehn Prozent<br />
gerechnet.<br />
Nach drei Jahren in Folge mit<br />
wachsenden Einnahmen erhielt<br />
die Kirche nun wieder weniger<br />
Geld, erreichte allerdings ihr zweitbestes<br />
Ergebnis. KNA<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 9<br />
Kurz und Knapp
Kurz und Knapp<br />
Gericht kippt Sonntagsöffnung<br />
Juristischer Erfolg für die Kirchen<br />
Das Oberverwaltungsgericht in<br />
Greifswald hat Mecklenburg-<br />
Vorpommerns „Bäderverkaufsverordnung“<br />
gekippt.<br />
Im Juni 2009 hatten sich die Erzbistümer<br />
Hamburg und Berlin einer<br />
Normenkontrollklage der<br />
evangelischen Landeskirchen gegen<br />
die Bäderverordnung angeschlossen.<br />
Die Richter erklärten<br />
jetzt, die örtlichen, zeitlichen und<br />
sachlichen Einschränkungen des<br />
gewerblichen Verkaufs an Sonnund<br />
Feiertagen seien in ihrer Summe<br />
nicht geeignet, dem geforderten<br />
Ausnahmecharakter des werktäglichen<br />
Verkaufs an Sonn- und<br />
Feiertagen angemessen Rechnung<br />
zu tragen.<br />
Der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky<br />
begrüßte das Urteil: „Nach<br />
Kirchen für Finanz-<br />
Transaktionssteuer<br />
Entwicklungsexperten der beiden<br />
großen Kirchen haben die Einführung<br />
einer Finanztransaktionssteuer<br />
gefordert. Bei einer Anhörung<br />
im Finanzausschuss des<br />
Bundestags erklärte die Gemeinsame<br />
Konferenz Kirche und Entwicklung<br />
in Berlin, ein wichtiger<br />
Teil der Erträge aus dieser Steuer<br />
solle der weltweiten Armutsbekämpfung<br />
dienen. KNA<br />
Konflikte durch Überalterung<br />
Müntefering warnt vor Folgen des Demografischen Wandels<br />
Der SPD-Politiker Franz Müntefering<br />
warnt eindringlich vor<br />
den Folgen einer Überalterung<br />
der Gesellschaft in den kommenden<br />
Jahrzehnten.<br />
„Bislang sagt niemand in aller<br />
Deutlichkeit, wie schwerwiegend<br />
dieser Wandel sein wird“, sagte der<br />
70-Jährige der „Süddeutschen Zei-<br />
10 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />
der Sonntagsschutzentscheidung<br />
des Bundesverfassungsgerichts<br />
war allerdings auch nichts anderes<br />
zu erwarten“, sagte er. Nun bestehe<br />
eine „stimmige Rechtslage“.<br />
Das Bundesverfassungsgericht hatte<br />
im November den Schutz der<br />
Sonn- und Feiertage gestärkt und<br />
in Teilen die Berliner Regelung gekippt,<br />
nach der Geschäfte an bis zu<br />
Berlin ändert<br />
Ladenöffnungsgesetz<br />
Der Berliner Senat hat im Frühjahr<br />
eine Änderung des Ladenöffnungsgesetzes<br />
beschlossen. Danach<br />
können Geschäfte in der<br />
Hauptstadt ihre Waren künftig<br />
nur noch an zwei statt an vier Adventssonntagen<br />
verkaufen. Allerdings<br />
bleibt die Gesamtzahl der<br />
möglichen Sonntagsöffnungen<br />
konstant bei insgesamt zehn Sonntagen<br />
pro Jahr. KNA<br />
tung“. Wenn die Politik jetzt nicht<br />
handle, könne es sehr gefährlich<br />
werden. Es drohten große Konflikte:<br />
„Stadt gegen Land, Eltern<br />
gegen Kinderlose, Jung gegen<br />
Alt“.<br />
Müntefering leitet eine Arbeitsgruppe<br />
der SPD-Bundestagsfraktion<br />
zu dem Thema. Er fordert ei-<br />
zehn Sonntagen im Jahr öffnen<br />
durften.<br />
Mit Ausnahme einiger kreisfreier<br />
Städte ermöglicht die mecklenburg-vorpommerscheBäderverordnung<br />
bisher in 149 Orten und<br />
Ortsteilen fast ganzjährig den gewerblichen<br />
Verkauf von 11.30<br />
Uhr bis 18.30 Uhr an Sonntagen,<br />
die keine Feiertage sind. KNA<br />
Wiesemann sieht<br />
ethische Differenzen<br />
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz<br />
Wiesemann hat vor neu aufbrechenden<br />
ökumenischen Differenzen<br />
in manchen ethischen Fragen gewarnt.<br />
Als Beispiele nannte er in<br />
der Mai-Ausgabe der Zeitschrift<br />
„Kompass“ des katholischen Militärbischofs<br />
bioethische Konflikte<br />
und die Einschätzung alternativer<br />
Lebensformen zur Ehe.<br />
KNA<br />
nen „Gesellschaftsentwurf“ zu der<br />
Frage, wie der Wandel ohne größere<br />
soziale Konflikte bewältigt<br />
werden könne. Konkret verlangt er<br />
mehr Unterstützung für Familien<br />
und Kinder, eine Reform der Kommunalfinanzen,<br />
Ganztagsschulen<br />
und mehr Anstrengungen bei der<br />
Integration.<br />
KNA
Aus befreundeten Verbänden<br />
Auf der Suche nach Antworten<br />
Großes Interesse an der UNIAPAC<br />
Das von der UNIAPAC heraugegebene<br />
Buch „The profit of<br />
values“ wurde mittlerweile<br />
veröffentlicht und in fünf<br />
Sprachen übersetzt. Insbesondere<br />
in Lateinamerika und<br />
Afrika ist der Text zum Thema<br />
Corporate Social Responsability<br />
(CSR) auf größtes Interesse<br />
gestoßen.<br />
Inzwischen wurde ein umfangreicher<br />
Fragebogen erstellt, mit dessen<br />
Hilfe das eigene Unternehmen<br />
auf seine Standards auf dem Ge-<br />
biet CSR hin untersucht werden<br />
kann. So lässt sich eine Art „CSR-<br />
Rating“ erstellen. Einige Unternehmer<br />
in Frankreich haben sich<br />
mit ihren Führungskräften dieser<br />
Übung unterzogen und zeigten<br />
sich sehr zufrieden, zum Teil auch<br />
erstaunt über die Ergebnisse. Buch<br />
und „questionnaire“ bilden erkennbar<br />
einen nützlichen Beitrag<br />
Ordo socialis ist eine wissenschaftliche Vereinigung zur Förderung der<br />
Christlichen Gesellschaftslehre. Diese Tochtervereinigung des <strong>BKU</strong> verfolgt<br />
das Ziel, das Gedankengut der christlichen Gesellschaftslehre durch Übersetzungen<br />
international zu verbreiten. www.ordosocialis.de<br />
Was lange währt…<br />
Chinesische Höffner-Ausgabe liegt vor<br />
Nach vielen Schwierigkeiten ist es Ordo socialis gelungen, die „Christliche<br />
Gesellschaftslehre“ von Joseph Kardinal Höffner jetzt auch in chinesischer<br />
Sprache zu veröffentlichen. Zuletzt ließ die für solche Publikationen<br />
nötige Genehmigung lange auf sich warten. Aber jetzt ist das<br />
Buch in einer Kooperation von Ordo Socialis mit dem VI Horae Verlag<br />
in Shanghai und der East China Normal University<br />
Press Ltd. erschienen.<br />
In einem zweiten Band erschienen – ebenfalls<br />
in Chinesisch – Peter H. Werhahns: „Der Unternehmer“<br />
und Karl-Heinz Peschkes: „Wirtschaft<br />
aus christlicher Sicht“.<br />
Dieser schöne Erfolg ist vor allem<br />
Dr. Josef Thesing, dem stellvertretenden<br />
Vorsitzenden von Ordo socialis, zu verdanken,<br />
der sich in dieser Sache besonders<br />
engagiert hat. Weitere Übersetzungen von<br />
Arbeiten deutscher Autoren aus dem Themen-Bereich<br />
der christlichen Soziallehre<br />
sollen folgen. Dafür ist allerdings auch eine<br />
finanzielle Unterstützung erforderlich.<br />
Ordo Socialis sucht dafür Interessenten und Spenden.<br />
Spenden-Konto: Pax-Bank Köln, BLZ 370 601 93, Konto-Nr. 13851018<br />
zu Bewusstseinsbildung auf dem<br />
Gebiet von CSR und zur Reflexion<br />
über die Ausrichtung des Unternehmens.<br />
Der ganz auf das Thema CSR ausgerichteteUNIAPAC-Weltkongress<br />
in Mexiko vom September<br />
2009 mit 2 000 Teilnehmern hat<br />
die UNIAPAC als einzigen christlichen<br />
weltweit ausgerichteten<br />
Verbund ins öffentliche Bewusstsein<br />
gerückt. Aus Afrika nahmen<br />
25 Unternehmer teil und zeigten<br />
großes Interesse an der Gründung<br />
einer „UNIAPAC Africa“.<br />
Diese ist inzwischen erfolgt mit<br />
christlichen Unternehmerverbänden<br />
aus Burkina Faso, Kamerun,<br />
Kongo, Angola und dem Senegal.<br />
Gerade in Zeiten der wirtschaftlichen<br />
Krise und der Orientierungsarmut<br />
in ethischen Fragen<br />
zeigt dies das Wachstumspotential<br />
der UNIAPAC mit ihrem klaren<br />
Bekenntnis zu Katholischer Soziallehre<br />
und Marktwirtschaft.<br />
Parallel zu diesem Wachstum<br />
ist mit der Gründung der<br />
UNIAPAC-Stiftung das wesentliche<br />
Vorhaben des neuen Weltpräsidenten<br />
Pierre Lecocq umgesetzt<br />
worden. In den vergangenen Monaten<br />
wurden Zustiftungen in<br />
Höhe von $ 4,5 Millionen geleistet<br />
oder verbindlich zugesagt.<br />
Derzeit wird die Einstellung eines<br />
Generalsekretärs vorangetrieben.<br />
Mit der Lösung dieser personellen<br />
Frage wird es der UNIAPAC möglich<br />
sein, international anerkannter<br />
Gesprächspartner der supranationalen<br />
Organisationen in Wirtschaft,<br />
Kirche, Gesellschaft und Politik<br />
zu werden und als „think<br />
tank“ aktuelle Fragen aufzugreifen.<br />
Die Chancen stehen nicht schlecht,<br />
dass nun erreicht werden kann,<br />
was auch wir im <strong>BKU</strong> seit Jahren<br />
von der UNIAPAC gefordert haben.<br />
Burkhard Leffers<br />
Initiativen und Ideen<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 11
Initiativen und Ideen<br />
12 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />
Anzeige<br />
Ohne Eltern geht die Schule<br />
nicht<br />
Der Elternabend – Rechtliche Rahmenbedingungen<br />
– ABC für Eltern“<br />
Preis: 2,50 Euro inklusive Versandkosten<br />
Weitere Informationen zur Broschüre mit<br />
Inhaltsverzeichnis und Informationen<br />
über die Arbeit der KED finden Sie unter<br />
www.katholische-elternschaft.de.<br />
E-Mail: info@katholische-elternschaft.de<br />
Unternehmensethik<br />
IW verleiht Max-Weber-Preis<br />
Preisträger Markus Beckmann (v.li.), Eva Maria Lucke und Nick Lin-Hi<br />
wurden für wirtschaftsethische Arbeiten ausgezeichnet. Foto: IW<br />
Markus Beckmann und Nick<br />
Lin-Hi sind die diesjährigen<br />
Preisträger des Max-Weber-<br />
Preises für Wirtschaftsethik,<br />
den das Institut der deutschen<br />
Wirtschaft Köln (IW) gemeinsam<br />
mit dem Wuppertaler<br />
Unternehmer Klaus Tesch verleiht.<br />
Der Preis ist mit<br />
insgesamt 8 000 Euro dotiert.<br />
In der Festrede sagte Bundestagspräsident<br />
Norbert Lammert,<br />
dass es mittlerweile Vorstandsgehälter<br />
und Boni gibt, die die Frage<br />
nach der Legitimität der Ordnung<br />
aufwerfen. Besonders kritisch<br />
sieht er, dass Investmentbanker im<br />
Falle des Scheiterns durch die<br />
Steuerzahler gerettet werden, die<br />
nicht von den Boni profitiert haben.<br />
„Das erudiert die Wirtschaftsordnung“,<br />
glaubt der Bundestagspräsident.<br />
Mittlerweile gebe es eine<br />
„verfassungsändernde virtuelle<br />
Zwei-Drittel-Mehrheit, die die<br />
Einkommens- und Vermögensverteilung<br />
in Deutschland für ungerecht<br />
hält“.<br />
Zur Sozialen Marktwirtschaft gehöre<br />
ein Mindestmaß an sozialem<br />
Verhalten, sagte Lammert weiter.<br />
Zudem bräuchten die Märkte stabile,<br />
einklagbare Regeln. Die aktuellen<br />
Rettungspakete für die Finanzmärkte<br />
seien daher nutzlos, so<br />
lange sie nicht mit dem Verbot „unanständiger<br />
Produkte“ gekoppelt<br />
werden.<br />
Markus Beckmann, Juniorprofessor<br />
für Social Entrepreneurship<br />
im Center for Sustainability<br />
Management an der Leuphana<br />
Universität Lüneburg, erhielt die<br />
Auszeichnung für eine Arbeit, in<br />
der er komplexe Theoriestränge<br />
miteinander verbindet und zeigt,<br />
wie Unternehmen gesellschaftliche<br />
Verantwortung im Rahmen der<br />
Ordnungsethik übernehmen können.<br />
Er geht davon aus, dass die<br />
Unternehmen sich zunehmend in<br />
die Gesellschaft einbringen müssen,<br />
um eine Erosion der Ordnung<br />
zu verhindern.<br />
Nick Lin-Hi, Juniorprofessor für<br />
Corporate Social Responsibility<br />
an der Universität Mannheim,<br />
wurde für seine Doktorarbeit<br />
„Theorie der Unternehmensverantwortung<br />
– Die Verknüpfung<br />
von Gewinnerzielung und gesellschaftlichem<br />
Interesse“ prämiert.<br />
Lin-Hi beschreibt die Unternehmen<br />
als neue Akteure der Zivilgesellschaft.<br />
Unternehmen und<br />
Gesellschaft seien wie durch eine<br />
Nabelschnur miteinander verbunden.<br />
Die aktuelle Wirtschaftskrise<br />
zeige zudem, dass die großen<br />
Probleme ohne die Unternehmen<br />
nicht mehr zu lösen sind.<br />
Der mit 1 500 Euro dotierte Ausbildungspreis<br />
ging an Eva Maria<br />
Lucke für einen Aufsatz zum Thema<br />
„Korruption“.<br />
Peter Unterberg
Mehr als eine Hafenstadt<br />
29. bis 31. Oktober: 61. <strong>BKU</strong>-Bundestagung in der Handelskammer Hamburg<br />
Vortragsprogramm:<br />
Mehr als eine Hafenstadt: Die Wirtschaft der Hansestadt Hamburg,<br />
Axel Gedaschko, Wirtschaftssenator der Freien und Hansestadt Hamburg<br />
Mehr als ein Handelspartner: Das deutsch-amerikanische Verhältnis in der Finanzkrise,<br />
Dr. Hans-Ulrich Klose, MdB: Koordinator für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit<br />
Mehr als eine Krise: Wo müssen Wirtschaft und Politik jetzt den Hebel ansetzen, um zukunftsfähig<br />
zu werden? Minister a. D. Dr. Werner Marnette, ehem. Vorstand Norddeutsche Affinerie AG, Hamburg<br />
Verantwortungsvoller Umgang mit unternehmerischer Freiheit: Ein aktueller Bericht aus<br />
dem <strong>BKU</strong>-Arbeitskreis Nachhaltigkeit. Prof. Dr. Ernst Hagenmeyer, <strong>BKU</strong>-Arbeitskreis Nachhaltigkeit<br />
Mehr als ein normaler Arbeitgeber: Wertemanagement in einer Privatbank.<br />
Marcus Vitt, Vorstandssprecher des Bankhauses Donner & Reuschel AG, Hamburg<br />
Leitbilder I: Richtige und falsche Wahrzeichen: Der fatale Hang zu Ersatzreligionen<br />
Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke, Hamburg<br />
Ein Klassiker der Wirtschaftsethik: Der Ehrbare Kaufmann<br />
Egbert Diehl, Vorsitzender der Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg e.V.<br />
Vortrag von Weihbischof Dr. Hans-Jochen Jaschke, Hamburg<br />
Heilige Messe mit Erzbischof Dr. Werner Thissen im neu renovierten Hamburger Mariendom.<br />
Tourismusprogramm:<br />
■ Abendessen auf dem Traditionssegler „Rickmer Rickmers“<br />
■ Stadtrundfahrt durch die Hamburger Innenstadt<br />
■ Hafenrundfahrt mit Bus und Barkasse<br />
■ Besichtigung der neuen Elbphilharmonie<br />
Den Einladungsflyer können Sie in der <strong>BKU</strong>-Geschäftsstelle in Köln unter der Rufnummer 0221/ 272370<br />
bestellen oder im Internet unter www.bku.de im Bereich Veranstaltungen/Termine herunterladen.<br />
Hanseatische Impressionen: Tagungsort ist die Handelskammer zu Hamburg (v.li.), die in bester Innenstadtlage<br />
„Rücken an Rücken“ mit dem Rathaus liegt. Daneben der Hamburger „Michel“ und der Traditionssegler<br />
Rickmer Rickmers, auf dem die Tagungssteilnehmer zu Abend essen. Fotos: Peter Unterberg<br />
Initiativen und Ideen<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 13
Tagungen<br />
Kirche und Wirtschaft sind<br />
keine feindlichen Brüder<br />
Der <strong>BKU</strong> auf dem Ökumenischen Kirchentag in München<br />
Ein Stand auf der Kirchentagsmesse<br />
AGORA, ein Wirtschaftsempfang<br />
und die Mitarbeit<br />
an zahlreichen Veranstaltungen:<br />
So brachte sich der<br />
<strong>BKU</strong> in den zweiten Ökumenischen<br />
Kirchentag vom 12. bis<br />
16. Mai in München ein.<br />
Zentrale Veranstaltung aus Sicht des<br />
<strong>BKU</strong> waren Diskussion und Empfang<br />
zum Thema „Damit ihr Hoffnung<br />
habt - Soziale Marktwirtschaft<br />
nachhaltig gestalten“ im<br />
Haus der Bayerischen Wirtschaft.<br />
Mit dabei waren unter anderem<br />
Arbeitgeberpräsident Prof. Dr. Dieter<br />
Hundt und der Vorsitzende der<br />
deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof<br />
Dr. Robert Zollitsch. Gastgeber<br />
war die Vereinigung der<br />
Bayerischen Wirtschaft (vbw) in<br />
Kooperation mit der Bundesvereinigung<br />
der Deutschen Arbeitgeberverbände<br />
(BDA), dem Arbeitskreis<br />
Evangelischer Unternehmer<br />
(AEU) und dem <strong>BKU</strong>. Es moderierte<br />
der Chefredakteur des Rheinischen<br />
Merkur, Prof. Michael Rutz.<br />
BDA-Präsident Hundt wies in<br />
seiner Begrüßung darauf hin, dass<br />
seit Beginn der Finanzkrise verstärkt<br />
nach dem ethischen Fundament<br />
der Wirtschaftsordnung<br />
gefragt wird. Und er erinnerte<br />
daran, dass die Väter der Sozialen<br />
Marktwirtschaft durch die christliche<br />
Soziallehre geprägt waren.<br />
Gerade heute sei deshalb der Dialog<br />
zwischen Kirche und Wirtschaft<br />
wichtig, sagte Hundt. So war<br />
es nur folgerichtig, dass er die<br />
Hoffnung formulierte, dass vom<br />
Münchener Kirchentag der Impuls<br />
für ein neues gemeinsames Wort<br />
der Kirchen zur sozialen und wirtschaftlichen<br />
Lage in Deutschland<br />
ausgehen möge.<br />
Erzbischof Zollitsch warnte<br />
gleichermaßen davor, Gewinne an<br />
14 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />
Volles Haus: Arbeitgeberpräsident Hundt eröffnete den Empfang im<br />
Haus der Bayerischen Wirtschaft. Foto: Peter Unterberg<br />
sich pauschal zu verteufeln oder<br />
sich auf schnelle Gewinne zu fixieren.<br />
„Der entscheidende Wert<br />
jedes Unternehmens ist der<br />
Mensch“, sagte der Bischof. Zudem<br />
sei er noch nie so oft von der<br />
Wirtschaft eingeladen worden wie<br />
derzeit, um über Werte zu diskutieren.<br />
Zollitsch erinnerte auch<br />
daran, dass die Welt von der Globalisierung<br />
nicht überrollt wird:<br />
„Es sind Menschen, die dies alles<br />
machen“, sagte er.<br />
Die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende Marie-<br />
Luise Dött, MdB, warf die Frage<br />
auf, ob sich die bewährten Prinzipien<br />
mittelständischer Unternehmen<br />
auch auf anonyme Kapitalgesellschaften<br />
übertragen lassen.<br />
Ein Umdenken und Umsteuern<br />
könne nur über die handelnden<br />
Personen gelingen, die diese Werte<br />
mit Leben füllen, sagte sie. Zum<br />
Thema Staatsverschuldung nahm<br />
sie indes die Politiker in Schutz: „Jeder<br />
sagt, was er will, aber keiner,<br />
worauf er verzichten will!“ kritisierte<br />
Dött.<br />
Der Vorstandsvorsitzende der<br />
Münchener Rückversicherungs-<br />
Gesellschaft, Dr. Nikolaus von<br />
Bomhard, berichtete selbstkritisch<br />
von den Schwierigkeiten der Manager,<br />
angesichts hoher Renditeerwartungen<br />
der Aktionäre nicht<br />
jeder Verlockung nach schnellem<br />
Verdienst nachzugeben. Vor der<br />
Krise habe es viel Mut erfordert,<br />
„nicht so lange mitzutanzen, wie<br />
die Musik spielt“, sagte er. Folglich<br />
sei auch nicht jeder, der in der Krise<br />
schlecht dastehe, „ein unanständiger<br />
Mensch.“<br />
Für den AEU saß Vorstandsmitglied<br />
Marlehn Thieme im Podium.<br />
Sie kritisierte, dass vor der Krise<br />
Wettbewerbsvorteile für die Akteure<br />
zugelassen wurden, die ethische<br />
Regeln missachtet haben.<br />
Nun forderte sie einen ethischen<br />
Kodex für international operierende<br />
Unternehmen, um Bereiche<br />
wie den Umweltschutz oder<br />
Arbeitsbedingungen zu regeln.<br />
Im Schlusswort betonte vbw-Präsident<br />
Randolf Rodenstock als<br />
Hausherr, dass Kirche und Wirtschaft<br />
„keine feindlichen Brüder<br />
sind“. Der Dialog zwischen beiden<br />
sei wichtig, weil es beiden „in vielerlei<br />
Hinsicht um die gleichen<br />
Dinge geht.“<br />
Peter Unterberg
Wirtschaft braucht Ordnung<br />
Gemeinsame Veranstaltungen von <strong>BKU</strong>, KKV, Misereor und anderen<br />
Um den rechtsstaatlichen Ordnungsrahmen<br />
in Entwicklungsund<br />
Schwellenländern ging es bei<br />
einem vom <strong>BKU</strong> mit organisierten<br />
Podium auf dem ÖKT.<br />
In zahlreichen Entwicklungs- und<br />
Schwellenländern ist die rechtsstaatliche<br />
Situation nur als „prekär“<br />
zu bezeichnen: Die Menschenrechte<br />
sind in Gefahr, fairer Wettbewerb<br />
und effektiver Rechtsschutz<br />
sind nicht oder nur eingeschränkt<br />
gewährleistet, Korruption<br />
ist ein allgegenwärtiges Übel.<br />
Wie lassen sich unter diesen Umständen<br />
Investitionen und<br />
Geschäfte „sauber“ tätigen? Welche<br />
internationalen Regelwerke<br />
braucht man, wenn der nationale<br />
Ordnungsrahmen nicht wirkt?<br />
Wie können Unternehmen und<br />
zivilgesellschaftliche Organisationen<br />
für eine Verbesserung der<br />
rechtsstaatlichen Rahmenbedingungen<br />
zusammenarbeiten? Wie<br />
können solche Ansätze durch die<br />
Entwicklungspolitik unterstützt<br />
werden?<br />
Diese Fragen diskutiere ein sehr<br />
international zusammengesetztes<br />
Panel gemeinsam mit 300 Teilnehmern<br />
in der Alten Kongresshalle.<br />
Konkrete Beispiele aus China,<br />
Kamerun und Mexiko standen<br />
dabei im Mittelpunkt.<br />
Premiere: Großzügige Spenden<br />
der <strong>BKU</strong>-Mitglieder ermöglichten<br />
den Kauf eines neuen Messestandes,<br />
der in München zum<br />
ersten Mal eingesetzt wurde.<br />
Elisabeth Strohscheidt (Misereor, v.li.) diskutierte mit der Staatssekretärin<br />
im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />
Entwicklung, Gudrun Kopp, MdB, und Frank Priess von der Konrad-<br />
Adenauer-Stiftung.<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Manfred Maus (v.li), Gründer der OBI-Baumärkte, sprach<br />
über seine Erfahrungen in China mit Samuel Nguiffo aus Kamerun,<br />
Debby Chan aus Hongkong und Moderator Michael Windfuhr (Brot für<br />
die Welt).<br />
Diskutierten die ordnungspolitische Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft:<br />
der KKV-Vorsitzende Bernd M. Wehner (li.), Ordo-Preisträger<br />
Dr. Michael Wohlgemuth (2.v.li.), Bayerns Finanzminister Georg<br />
Fahrenschon (4.v.li.), Nadja Hirsch, MdEP, der ehemalige bayerische<br />
Wirtschaftsminister Dr. Otto Wiesheu (2.v.r.e), <strong>BKU</strong>-Geschäftsführer Martin<br />
J. Wilde (re.) und andere.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 15<br />
Tagungen
Tagungen<br />
Multilaterale Ökumene<br />
Eindrücke und Einschätzungen vom Münchener Kirchentag<br />
Mehr als 130 000 Dauerteilnehmer<br />
und 40 000 Tagesgäste<br />
haben den Ökumenischen<br />
Kirchentag (ÖKT) in München<br />
besucht. Dazu einige Analysen<br />
der Katholischen Nachrichtenagentur<br />
KNA.<br />
Im Gegensatz zu früheren Kirchen-<br />
und Katholikentagen dominierte<br />
kein einzelnes politisches<br />
oder gesellschaftliches Thema.<br />
Und anders als beim ersten Ökumenischen<br />
Kirchentag 2003 in<br />
Berlin war auch nicht das Ereignis<br />
schon das Ereignis.<br />
In München gelang sehr viel stärker<br />
als in Berlin der Schritt von der<br />
bilateralen Ökumene zwischen Katholiken<br />
und Protestanten zu einer<br />
multilateralen Ökumene, die auch<br />
die orthodoxen Kirchen und die<br />
evangelischen Freikirchen einschloss.<br />
So warnte der griechischorthodoxe<br />
Metropolit Augoustinos<br />
vor einer Engführung der ökumenischen<br />
Diskussion auf die Abendmahlsgemeinschaft.<br />
„Gemeinschaft<br />
kann es auch anders geben“, betonte<br />
er unter Hinweis auf die beeindruckend<br />
gelungene Feier des<br />
16 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />
Das Podium im Haus der Deutschen Wirtschaft (Bericht auf Seite 14):<br />
Hier diskutierten Marlehn Thieme vom AEU (v.li.), der Vorsitzende der<br />
Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitzsch, Moderator Prof. Michael<br />
Rutz vom Rheinischen Merkur, der Vorstandsvorsitzende der<br />
Münchener RückversicherungsGesellschaft, Dr. Nikolaus von Bomhard<br />
und die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende Marie-Luise Dött, MdB. Foto: Peter Unterberg<br />
Brotbrechens im Rahmen eines<br />
orthodoxen Vespergottesdienstes<br />
mit 20 000 Menschen auf dem<br />
Odeonsplatz.<br />
Die politische Botschaft des<br />
Treffens war die Ankündigung<br />
der Kirchen, ein neues gemeinsames<br />
Sozialwort vorlegen zu wollen.<br />
Es gehe um mehr soziale Gerechtigkeit,<br />
um „weniger ich und mehr<br />
du“, sagte der evangelische ÖKT-<br />
Ehrbare Kauffrau<br />
KKV zeichnet Braumeisterin aus Freiburg aus<br />
Prof. Dr. Brun-Hagen Hennerkes<br />
(li.) und der KKV-Bundesvorsitzende<br />
Bernd M. Wehner (re.) bei<br />
der Preisverleihung an Martina<br />
Feierling-Rombach.<br />
Foto: KKV<br />
Die Freiburger Brauerei-Inhaberin<br />
Martina Feierling-<br />
Rombach ist erste Trägerin<br />
des Ehrenpreises der „Ehrbare<br />
Kaufmann“, den der Sozialverband<br />
KKV auf dem Kirchentag<br />
verliehen hat.<br />
Als Laudator lobte der Vorstand<br />
der Stiftung Familienunternehmen,<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Brun-Hagen<br />
Hennerkes, den unternehmerischen<br />
Mut und das soziale Engagement<br />
der Preisträgerin. Für sie gelte<br />
ein Satz aus Thomas Manns „Buddenbrooks“,<br />
sagte <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />
Hennerkes: „Mein Sohn, sei mit<br />
Lust bei den Geschäften am Tage,<br />
aber mache nur solche, dass wir bei<br />
Nacht ruhig schlafen können.“ Unt<br />
Präsident Eckhard Nagel. „Gott<br />
stürzt die Mächtigen vom Thron“,<br />
hieß es im biblischen Text zum Beginn<br />
der Abschlussfeier. Dazu<br />
passten die vielen drastischen<br />
Worte zum Wirtschaftsgebaren.<br />
Münchens Erzbischof Reinhard<br />
Marx sprach von entfesseltem Kapitalismus<br />
und ideologischer Verwirrung,<br />
der Ratsvorsitzende der<br />
Evangelischen Kirche in Deutschland,<br />
Präses Nikolaus Schneider,<br />
von Verantwortungslosigkeit.<br />
Nicht bewahrheitet haben sich<br />
die Befürchtungen, der Missbrauchsskandal<br />
der katholischen<br />
Kirche werde den Kirchentag dominieren<br />
und überschatten. Wohl<br />
bei jedem der offiziellen politischen<br />
Termine am Rande des ÖKT ging<br />
es um den Skandal. Der Vertrauensverlust<br />
der Kirche macht auch<br />
Spitzenpolitikern jeglicher Couleur<br />
Sorge. Doch das Thema eignet<br />
sich nicht zum Anstoß einer Kirchentag-typischenMassenbewegung.<br />
Zwar sprach der Rektor<br />
des Berliner Canisius-Collegs, Pater<br />
Klaus Mertes, zu diesem Thema<br />
vor 5 000 Zuschauern. Ähnliche<br />
Veranstaltungen waren indes<br />
längst nicht so gut gefüllt wie der<br />
Autritt des Jesuiten, der die Skandale<br />
im Januar öffentlich gemacht<br />
hatte.
Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor<br />
<strong>BKU</strong> Düsseldorf und Bankhaus Vontobel greifen wichtiges Thema auf<br />
Warum beschäftigt sich der<br />
<strong>BKU</strong> mit dem Thema Nachhaltigkeit?<br />
Mit dieser Frage<br />
eröffnete die Vorsitzende der<br />
Diözesangruppe Düsseldorf,<br />
Maria Fischer, am 14. April ein<br />
gemeinsames Forum des <strong>BKU</strong><br />
und des Bankhauses Vontobel<br />
in Düsseldorf über „Nachhaltigkeit<br />
bei Kapitalanlagen“.<br />
„Der <strong>BKU</strong> ist ein Zusammenschluss<br />
von Menschen, die ihr<br />
Handeln im Lichte der Katholischen<br />
Soziallehre reflektieren“, beantwortete<br />
Fischer ihre Eingangsfrage.<br />
Dazu gehöre der biblische<br />
Auftrag, sich die Erde Untertan<br />
zu machen – aber nicht, sie<br />
zu zerstören. Ihren besonderen<br />
Dank sprach sie <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />
Mathias Klein von Vontobel für die<br />
Vorbereitung des Tages aus.<br />
Grundlagen zum Thema vermittelte<br />
Prof. Dr. Stephan Paul von<br />
der Ruhr-Universität Bochum. Er<br />
berichtete, dass die Zahl nachhaltiger<br />
Publikumsfonds in Europa in<br />
den vergangenen 20 Jahren von<br />
15 auf 680 gestiegen ist. Davon<br />
seien 280 in Deutschland angesiedelt<br />
und verwalteten ein Anlagevermögen<br />
von rund 30 Milliarden<br />
Euro. Doch obwohl diese Produkte<br />
damit längst aus dem Nischendasein<br />
herausgetreten seien, fühlten<br />
sich viele potenzielle Anleger<br />
zu diesem Thema noch schlecht informiert,<br />
sagte Paul.<br />
Der Finanzwissenschaftler definierte<br />
nachhaltige Kapitalanlagen<br />
als Produkte, die neben den konventionellen<br />
Kriterien wie Rendite,<br />
Risiko und Liquidität noch ethische<br />
oder moralische Kriterien erfüllen.<br />
Damit ergebe sich der klassische<br />
Dreiklang von Ökonomie, Ökologie<br />
und Sozialem, der in nachhaltigen<br />
Anlagen (Socially Responsible Investment)<br />
vereint werden müsse.<br />
Anleger, die auf Nachhaltigkeit<br />
achten, orientieren sich<br />
„Nachhaltiges“ in Düsseldorf: Matthias Klein von Vontobel (v.li.), die DG-<br />
Vorsitzende Maria Fischer und Prof. Dr. Stephan Paul. Foto: P. Unterberg<br />
traditionell an Ausschlusskriterien:<br />
Dabei geht es um die Einhaltung<br />
von Menschenrechten,<br />
bestimmte Produkte wie Waffen<br />
oder die Haltung zu Tierversuchen.<br />
Auf der Veranstaltung<br />
herrschte Konsens, dass diese Kriterien<br />
bei Anlageentscheidungen<br />
eine zunehmende Rolle spielen<br />
werden. Für die Unternehmen ergibt<br />
sich daraus die Notwendigkeit,<br />
über ihren Umgang mit der Nachhaltigkeit<br />
immer offensiver zu berichten.<br />
Gerade im Mittelstand<br />
sieht Paul hier noch viel Nachholbedarf.<br />
Die Auswahl nachhaltiger<br />
Anlagen in der Praxis beschrieb<br />
die Leiterin Nachhaltigkeit der<br />
Bank Vontobel AG in Zürich, Sabine<br />
Döbeli. Für sie steht fest,<br />
dass dieser Bereich aus der Öko-Nische<br />
herausgetreten ist. Bevölkerungswachstum,<br />
Klimawandel und<br />
Rohstoffknappheit erhöhten den<br />
Druck zum Umdenken. „Unternehmen,<br />
die hier vorangehen, können<br />
profitieren“, glaubt Döbeli.<br />
Vontobel setze daher bei der Auswahl<br />
seines Anlageuniversums<br />
auf Agenturen, die sich auf die Recherche<br />
nachhaltiger Unternehmensführung<br />
spezialisiert haben<br />
und Informationen zur Auswahl<br />
zusammentragen. Dabei geht es<br />
zunächst um Ausschlusskriterien,<br />
in einem zweiten Schritt aber auch<br />
um Einschlusskriterien: Hier profitieren<br />
Unternehmen, die auf bestimmten<br />
Gebieten besonders gut<br />
abschneiden: Das können Umwelt-<br />
und Sicherheitsstandards<br />
ebenso sein wie transparente Managementstrukturen<br />
oder ein aktiver<br />
Dialog mit externen Anspruchsgruppen.<br />
Als Unternehmen, das die Nachhaltigkeit<br />
als Teil seiner DNA betrachtet,<br />
stellte sich die Firma<br />
Henkel vor. Ihr Leiter CSR/Sustainable<br />
Management, Uwe Bergmann,<br />
zeigte am konkreten Beispiel,<br />
wie ein Unternehmen diese<br />
Herausforderungen positiv aufgreifen<br />
kann: So hat Henkel ambitionierte<br />
Ziele beschlossen und<br />
veröffentlicht, um Energieverbrauch,<br />
Arbeitsunfälle und andere<br />
Faktoren zu reduzieren.<br />
Der Geistliche Berater des Düsseldorfer<br />
<strong>BKU</strong>, Pater Johannes Zabel,<br />
OP, erinnerte im Schlusswort<br />
an die goldene Regel des Evangeliums:<br />
„Was Du von anderen erwartest,<br />
das tue auch ihnen!“ Heute<br />
gelte es, über diese Forderung<br />
hinaus auch den ersten Schritt zu<br />
gehen in der Hoffnung, damit eine<br />
positive Entwicklung in Gang zu<br />
setzen, meinte Zabel. Der Verlauf<br />
des Tages habe zudem gezeigt,<br />
dass Nachhaltigkeit und Ertragssteigerung<br />
durchaus zusammenpassen.<br />
Peter Unterberg<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 17<br />
Tagungen
Tagungen<br />
Die Bedeutung der Religion<br />
Sozialethiker-Tagung in Mönchengladbach im Zeichen des Amtswechsels<br />
Im Zeichen des Überganges<br />
stand die diesjährige Sozialethikertagung<br />
der Katholischen<br />
Sozialethischen Sozialstelle<br />
(KSZ) am 6. und 7. Mai in Mönchengladbach:<br />
Während der<br />
Veranstaltung wurde das Amt<br />
des Direktors feierlich von<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Anton<br />
Rauscher an Monsignore Prof.<br />
Dr. Peter Schallenberg übergeben.<br />
Inhaltlich ging es um „Die Bedeutung<br />
der Religion für die Gesellschaft“.<br />
Der Heidelberger<br />
Theologe Prof. Dr Klaus Berger<br />
stellte hierzu seine Beobachtungen<br />
zu einer neuen Religiosität zur<br />
Diskussion. In der Altersstufe der<br />
20- bis 35-Jährigen sieht er viele<br />
Aufbrüche, die aber oft „diffus“<br />
seien. Hier finde sich eine „Religion<br />
im Urstadium“, der jede Theologie<br />
fehle. Es gebe große Gefühle,<br />
ein „Geschwätz diffuser Toleranz“<br />
„aber keine Kraft zur Gestaltung“.<br />
In der Generation der 40- bis 70-<br />
Jährigen indes sei Religion vielfach<br />
zum Empörungspotenzial verkümmert.<br />
Dort beobachtet Berger<br />
oft nur noch eine Kritik an einer Unmoral,<br />
die aber immer bei den anderen<br />
liege und keine Vergebung<br />
kenne. Für den Theologen gehört es<br />
dagegen zur Spiritualität, sich prägen<br />
zu lassen von den kantigen Texten<br />
der Evangelien und der Liturgie<br />
als Mitte des kirchlichen Lebens.<br />
Zu Bergers aktuellen Forderungen<br />
gehört eine „Theologie der Liebe“,<br />
die auf dem Hohelied der Liebe basiert<br />
und nicht nur die lauernden<br />
Gefahren sieht. Und er forderte<br />
eine „Theologie des Krieges“, die<br />
den Soldaten in den vielen aktuellen<br />
Konflikten Antworten auf ihre<br />
brennenden Fragen gibt.<br />
Zur Rolle der Religion gehört<br />
auch der aktuelle Streit um Kruzifixe<br />
und andere Symbole im öffentlichen<br />
Raum. Der Bonner Ju-<br />
18 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />
Generationenwechsel: Der scheidende KSZ-Direktor Prof. Dr. Anton<br />
Rauscher (rechts) und sein Nachfolger Monsignore Prof. Dr. Peter<br />
Schallenberg. Foto: Peter Unterberg<br />
rist Prof. Dr. Christian Hillgruber<br />
sagte dazu, dass „negative Religionsfreiheit<br />
nicht den Schutz vor<br />
Symbolen einer unverwünschten<br />
Religion“ bedeutet. „Ich muss ja<br />
nicht vor dem Kreuz niederknien“<br />
meinte er. Nicht jede unverwünschte<br />
Begegnung mit der Religion<br />
sei eine Verletzung der Religionsfreiheit.<br />
Der ehemalige Verfassungsrichter<br />
Prof. Dr. Paul Kirchhof<br />
griff in seinem Beitrag den Streit<br />
um die Gutscheine auf, die Eltern<br />
für bestimmte Erziehungsleistungen<br />
erhalten sollen. Wo Gutscheine<br />
statt Geld ausgegeben<br />
würden, sei das Freiheitsvertrauen<br />
des Staates in die Beziehung von<br />
Eltern und Kindern nicht mehr da,<br />
meinte er. „Im Sozialrecht haben<br />
wir das überwunden“, sagte er<br />
und verwies darauf, dass die Sozialhilfe<br />
längst in bar ausgezahlt<br />
wird.<br />
In einer Feierstunde zur<br />
Amtsübergabe würdigte der<br />
Kölner Weihbischof Dr. Heiner<br />
Koch das Lebenswerk von Anton<br />
Rauscher, der die KSZ 47 Jahre<br />
lang geleitet hat. Die Einrichtung<br />
wurde im Jahr 1963 von der Deutschen<br />
Bischofskonferenz ins Leben<br />
gerufen. Noch im Gründungsjahr<br />
starb der erste Direktor Gustav<br />
Grundlach. Rauscher übernahm<br />
das Amt und hatte darüber hinaus<br />
für 25 Jahre den Lehrstuhl für<br />
Christliche Gesellschaftslehre an<br />
der Universität Augsburg inne.<br />
Nachfolger Schallenberg formulierte<br />
drei Ziele für seine Arbeit.<br />
Er möchte in der Einrichtung Geschichtstheologie<br />
betreiben und<br />
ein Bild vom Fortschritt zeichnen,<br />
der für jeden einzelnen Menschen<br />
in der Erkenntnis Gottes liege.<br />
Zweitens möchte er herausstellen,<br />
dass das Christentum „keine Spielerei<br />
ist“. Diese Religion sei jedoch<br />
am Ende, wenn diejenigen, die<br />
von Berufs wegen vom Glauben reden<br />
müssen, aufhören zu glauben,<br />
sagte er in Anlehnung an Sören<br />
Kierkegaard. Als drittes Thema<br />
nannte er die „Banalität des Bösen“<br />
und die Frage, wie man das Böse<br />
erkennen kann.<br />
Peter Unterberg
Sixtina ohne Menschenmassen<br />
<strong>BKU</strong>-Romreise 2010: Gespräche mit der Kurie und touristische „Bonbons“<br />
Die Höhepunkte der <strong>BKU</strong>-<br />
Romreise fanden gleich am<br />
ersten und zweiten Tag statt:<br />
Schon am ersten Abend erlebten<br />
die 54 Teilnehmer die<br />
Sixtinische Kapelle und einen<br />
kleinen Teil der Vatikanischen<br />
Museen exklusiv. Am nächsten<br />
Morgen folgte die Teilnahme<br />
an der Papstaudienz – in den<br />
vordersten Reihen.<br />
Die meisten Romreisenden erleben<br />
die Sixtinische Kapelle nach<br />
langem Warten in der Schlange<br />
der mehr als 20 000 Besucher, die<br />
an normalen Tagen an den großartigen<br />
Fresken des Michelangelo<br />
vorbeigeschoben werden.<br />
Für die <strong>BKU</strong>-Gruppe dagegen<br />
öffneten sich die großen Bronzetüren<br />
außerhalb der regulären<br />
Öffnungszeiten – für eine zweistündige<br />
Führung durch das menschenleere<br />
Museum und die Kapelle.<br />
In großer Runde aber auf exklusiven<br />
Plätzen erlebten die Teilnehmer<br />
dann am nächsten Morgen<br />
die Papstaudienz. Durch Vermittlung<br />
der Deutschen Botschaft<br />
konnte die <strong>BKU</strong>-Vorsitzende, Marie-Luise<br />
Dött, MdB, sogar direkt<br />
mit dem Heiligen Vater sprechen<br />
- und ihm die „Zehn Gebote für<br />
Unternehmer“ überreichen.<br />
Unter vier Augen: Zum Abschluss der Audienz nahm sich Papst Benedkit<br />
XVI. Zeit für ein kurzes Gespräch mit der <strong>BKU</strong>-Vorsitzenden<br />
Marie-Luise Dött, MdB.<br />
Mit dem Hinweis „Rom ist<br />
anders, als Sie denken“ hatte<br />
zuvor Benedikt Steinschulte<br />
vom päpstlichen Medienrat die<br />
Gruppe auf die Tage in der Ewigen<br />
Stadt eingestimmt. Mit wenigen<br />
Andeutungen spannte Steinschulte<br />
den Bogen von den Missionsreisen<br />
des Apostels Paulus über<br />
den Gang nach Canossa bis hin zur<br />
heutigen Rolle des Papstes. Dessen<br />
Hauptaufgabe liege nicht in den<br />
Details der Tagespolitik, sondern<br />
darin, die Tradition des christlichen<br />
Glaubens unverändert durch<br />
die Geschichte zu bringen. Bene-<br />
dikt XVI. betrachte es als sein<br />
Kernanliegen, Jesus als Person lebendig<br />
zu halten, meinte Steinschulte.<br />
Doch bei aller Zeitlosigkeit<br />
kam auch er nicht an der aktuellen<br />
Missbrauchsdebatte vorbei: Benedikt<br />
habe schon als Kardinal vergeblich<br />
darum gekämpft, die Zuständigkeit<br />
für Fälle von sexuellem<br />
Missbrauch in Rom zu bündeln, berichtete<br />
Steinschulte.<br />
Das christliche Postulat der<br />
Nächstenliebe hat sich weltweit<br />
durchgesetzt, weiß der Präsident<br />
des Päpstlichen Rates für die ➞<br />
Gruppenbild in Rom: 54 Mitglieder und Freunde des <strong>BKU</strong> nahmen an der diesjährigen Reise teil.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 19<br />
Tagungen
Tagungen<br />
Deutsche Kulturförderung: Direktor Joachim Blüher berichtete über die<br />
Arbeit der Villa Massimo und führte die Gäste durch Haus und Parklandschaft.<br />
Fotos: Peter Unterberg<br />
➞Laien, Paul Josef Kardinal Cordes.<br />
Im Gespräch mit der <strong>BKU</strong>-<br />
Gruppe erinnerte er daran, wie seine<br />
Dienststelle von Papst Paul<br />
VI. gegründet wurde, um die Einsätze<br />
der katholischen Hilfsorganisationen<br />
weltweit zu koordinieren.<br />
Bei seinen Einsätzen zähle<br />
aber nicht nur das Geld: „Als<br />
Christen müssen wir eine Dimension<br />
des Helfens zeigen, die über<br />
das Materielle hinausgeht“, betonte<br />
der Kardinal. Dieser Sinn<br />
müsse von den christlichen Hilfsorganisationen<br />
immer wachgehalten<br />
werden.<br />
Der Weltjugendtag in Madrid<br />
im August 2011 ist die nächste logistische<br />
Herausforderung für den<br />
Sekretär des päpstlichen Rates für<br />
die Laien, Bischof Dr. Josef Clemens.<br />
Sein Büro kümmert sich<br />
20 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />
um rund 140 katholische Verbände<br />
in aller Welt. Neben den klassischenVereinigungen<br />
gehören<br />
dazu auch die neuen charismatischen<br />
Bewegungen mit teilweise<br />
rasantem Wachstum. Auch wenn<br />
sich diese nicht immer nach den<br />
Vorstellungen der Kirche entwickelten,<br />
habe sich Rom im Umgang<br />
mit ihnen einen langen Atem<br />
angewöhnt und warte viele Entwicklungen<br />
erst einmal ab, erklärte<br />
Clemens.<br />
Eine einzigartige Aufgabe<br />
im Auswärtigen Dienst ist das<br />
Amt des Deutschen Botschafters<br />
am Heiligen Stuhl. Diesen Posten<br />
hatte bis Ende Juni Hans-Henning<br />
Horstmann inne, der die Gruppe in<br />
seiner Residenz empfing. Er pflegt<br />
die Kontakte zum Vatikan, den er<br />
für den besten und größten Ge-<br />
heimdienst der Welt hält – mit<br />
zahlreichen Mitarbeitern in jedem<br />
Land der Erde. Aber auch die<br />
Kontakte zu den Generaloberen<br />
der katholischen Orden und der<br />
Austausch in ethisch-moralischen<br />
Fragen gehören in sein Repertoire.<br />
Während die Botschafter<br />
alle paar Jahr wechseln, sorgt im<br />
Haus Dr. Eugen Kleindienst für<br />
Konstanz, der als Geistlicher Rat<br />
in der Botschaft von der Bischofskonferenz<br />
vorgeschlagen und vom<br />
Bund verbeamtet wurde.<br />
Einen Einblick in die Deutsche<br />
Kulturförderung bekam<br />
die Gruppe in der Villa Massimo,<br />
dem deutschen Kulturinstitut in<br />
Rom. Das Haus zeige, wozu Unternehmer<br />
in der Lage sind, „wenn<br />
der Staat sie nicht stört“, berichtete<br />
der Direktor des Hauses, Dr. Joachim<br />
Blüher. Der jüdische Unternehmer<br />
Eduard Arnhold hat Villa<br />
und Parkanlage kurz vor dem<br />
Ersten Weltkrieg bauen lassen.<br />
Das Haus bietet jeweils zehn jungen<br />
Künstlern aus Deutschland für<br />
ein Jahr Unterkunft und Stipendium,<br />
damit sie sich hier von der reichen<br />
Kultur Italiens inspirieren lassen.<br />
Darüber hinaus veranstaltet<br />
Blüher mit einem vergleichsweise<br />
kleinen Etat anspruchsvolle Konzerte<br />
und Ausstellungen. Vor kurzem<br />
ist hier außerdem der Plan für<br />
einen Kirchenneubau entstanden,<br />
der nun südlich von Rom realisiert<br />
werden soll.<br />
Neu im Programm der Reise<br />
war der Blick in die politische<br />
Landschaft Italiens, der auf<br />
Einladung der Konrad-Adenauer-<br />
Stiftung zustande kam. Sie ➞<br />
Politische und kulturelle Höhepunkte: Diskussion in der Residenz des Botschafters und exklusive Besichtigung<br />
der Vatikanischen Museen.
Laien im Gespräch mit dem Laienrat: <strong>BKU</strong>-Geschäftsführer Peter Unterberg<br />
(v.li) mit der Bundesvorsitzenden Marie-Luise Dött und Bischof<br />
Joseph Clement.<br />
➞ unterhält in Rom unter der Leitung<br />
von Wilhelm Staudacher ein<br />
Büro, in dem der deutsch-italienische<br />
Dialog gefördert wird. Dort<br />
erlebte die Gruppe einen lebhaften<br />
Vortrag von Stefan von Kempis,<br />
der bei Radio Vatikan arbeitet.<br />
Von Kempis berichtete vom<br />
schwierigen Übergang, in dem<br />
Italien seit dem Auseinanderbrechen<br />
der Democrazia Christiana<br />
steckt. Er erklärte, dass sich die<br />
Parteien in Italien eher um charismatische<br />
Führer sammeln als<br />
hinter Programmen. Dennoch<br />
warnte er davor, die Italiener mit<br />
all ihren Krisen zu unterschätzen.<br />
Zu den jüngeren Gemeinschaften<br />
in der katholischen Kirche<br />
zählt die 1968 gegründete<br />
Organisation St. Egidio, an deren<br />
Abendgebet in der Basilika Santa<br />
Messe in St. Paul vor den Mauern.<br />
Maria in Trastevere die Gruppe<br />
teilnahm. Anschließend berichtete<br />
Dr. Cesare Zucconi von der Arbeit<br />
dieser Organisation, die zunächst<br />
die Armut vor der eigenen<br />
Haustür bekämpfte. Bis heute lädt<br />
St. Egidio zu Armenspeisen ein, an<br />
denen kürzlich auch Papst Benedikt<br />
XVI. teilnahm. Gleichzeitig wurden<br />
die Kreise der Hilfe immer weiter<br />
gezogen; Heute hilft die Gemeinschaft<br />
unter anderem beim<br />
Wiederaufbau Haitis. In Mosambik<br />
hat sie erfolgreich den Waffenstillstand<br />
im Bürgerkrieg vermittelt.<br />
Auch in Deutschland gibt<br />
es zahlreiche Unterstützer, zu denen<br />
auch <strong>BKU</strong>-Mitglied Siegfried<br />
Denzel gehört, der diesen Teil<br />
des Programmes angeregt hatte.<br />
Besichtigungen der wichtigsten<br />
Kirchen und Altertümer Roms<br />
mit der bewährten Reiseleiterin Dr.<br />
Susanne Hohwieler rundeten die<br />
Reise ab, die vom 27. April bis 2.<br />
Mai stattfand. Die beiden Dominikaner<br />
in der Gruppe, Pater Nikolaus<br />
Natke aus Leipzig und Pater<br />
Johannes Zabel aus Düsseldorf,<br />
feierten mit den Teilnehmern zwei<br />
Messen an zentralen Orten des<br />
Christentums: In der Domitilla-<br />
Katakombe und der Kathedrale<br />
St. Paul vor den Mauern.<br />
Der Termin für die nächste Reise<br />
steht bereits fest: Vom 2. bis 7. Mai<br />
2011 ist der <strong>BKU</strong> wieder in Rom.<br />
Peter Unterberg<br />
Empfänge und Gespräche:<br />
bei Botschafter Hans-Henning<br />
Horstmann...<br />
Stefan von Kempis und Markus<br />
Goller in der Adenauer-Stiftung...<br />
Josef Kardinal Cordes von Cor<br />
Unum...<br />
Benedikt Steinschulte vom Päpstlichen<br />
Medienrat...<br />
sowie mit Siegfried Denzel und<br />
Dr. Cesare Zucconi bei St. Egidio.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 21<br />
Tagungen
Forum<br />
Streitbarer Ökonom<br />
Zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Joachim Starbatty<br />
„Alle Bedenken, die wir damals<br />
geäußert haben, sind voll bestätigt<br />
worden. Wenn man ungleiche<br />
Wirtschaften in einer<br />
Währung zusammenpresst,<br />
muss es irgendwann platzen.“<br />
So begründeten Prof. Dr.<br />
Joachim Starbatty und drei<br />
weitere Professoren ihre Klage<br />
gegen das Griechenland-Hilfe-<br />
Gesetz.<br />
Bei der mittlerweile abgewiesenen<br />
Klage ging es um mehr als die aktuelle<br />
Zahlung von 8,4 Milliarden<br />
Euro von deutscher Seite: „Es geht<br />
um die Stabilität der Währung als<br />
Fundament der Währungsunion<br />
und damit auch um das wirtschaftliche<br />
und soziale Schicksal aller<br />
Bürger in der Währungsunion“,<br />
heißt es in einer Stellungnahme.<br />
Im „Rheinischen Merkur“ erläuterte<br />
Starbatty, dass er zwei Optionen<br />
sieht: „Entweder scheidet<br />
Zollitsch kritisiert Staatsverschuldung<br />
Erzbischof mit Bsirske und Vanberg auf dem Verwaltungsgerichtstag<br />
Der Vorsitzende der Deutschen<br />
Bischofskonferenz, Erzbischof<br />
Robert Zollitsch, hat der Politik<br />
vorgeworfen, auf Kosten<br />
künftiger Generationen ungezügelt<br />
öffentliche Schulden anzuhäufen.<br />
Führende Politiker drückten sich<br />
vor ihrer Verantwortung, Konzepte<br />
zum Schuldenabbau zu entwickeln<br />
und offen zu benennen,<br />
sagte Zollitsch beim 16. Verwaltungsgerichtstags<br />
im Mai in Freiburg.<br />
Zu oft werde verschwiegen,<br />
welche enormen Bürden den zukünftigen<br />
Generationen aufgelastet<br />
würden.<br />
„Wir brauchen wieder mehr Bewusstsein<br />
für Solidarität und Subsidiarität,<br />
auch unter Rückgriff auf<br />
die Erkenntnisse der christlichen<br />
Soziallehre“, sagte der Erzbischof<br />
bei einer Podiumsdiskussion über<br />
22 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />
Prof. Dr. Joachim Starbatty bei<br />
einer <strong>BKU</strong>-Frühjahrstagung in<br />
Schmallenberg.<br />
Griechenland freiwillig aus oder<br />
die stabilitätsorientierten Länder<br />
schließen sich zu einer eigenen<br />
Währungsgemeinschaft zusammen.“<br />
Wenn überschuldete Staaten<br />
die Währungsunion verließen,<br />
könnten sie ihre Währungen abwerten<br />
und damit die eigene Wett-<br />
Handlungsmöglichkeiten eines<br />
starken Staats. Die aktuelle Wirtschafts-<br />
und Finanzkrise habe gezeigt,<br />
dass es kein einfaches „Weiter<br />
so“ mit dem Glauben an ein<br />
immer fortschreitendes Wirtschaftswachstum<br />
geben könne.<br />
Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft<br />
ver.di, Frank<br />
Bsirske, verlangte, als Lehre der Finanzkrise<br />
zu strikteren Auflagen für<br />
die Finanzbranche zu kommen.<br />
„Trotz blumiger Versprechungen<br />
auf allen Ebenen ist hier bislang<br />
fast nichts passiert“, sagte Bsirske.<br />
Weiterhin könnten Finanzinstitute<br />
mit „finanzpolitischen Massenvernichtungswaffen“<br />
agieren. Die<br />
Griechenland-Krise werde massiv<br />
durch Spekulationen gegen das<br />
südosteuropäische Land verschärft.<br />
„Die Raubtiere des Raubtierkapitalismus<br />
laufen noch immer ohne<br />
Ketten frei herum.“<br />
bewerbsfähigkeit verbessern, erklärte<br />
er.<br />
Mit diesem Rechtsstreit hat Starbatty<br />
wieder einmal seinen Ruf als<br />
streitbarer Kämpfer für eine saubere<br />
ordoliberale Wirschaftspolitik<br />
gefestigt. Der Professor, der am<br />
9. Mai seinen 70. Geburtstag gefeiert<br />
hat, studierte und promovierte<br />
bei Alfred Müller-Armack in<br />
Köln. Nach einem Zwischenspiel in<br />
der Politik folgten Professuren in<br />
Bochum und Tübingen.<br />
Bis heute setzt er sich als Vorsitzender<br />
der Aktionsgemeinschaft<br />
Soziale Marktwirtschaft für die<br />
richtige Praxis dieses Wirtschaftssystems<br />
ein. Enge Kontakte<br />
zum <strong>BKU</strong> pflegt er über die Jenaer<br />
Allianz, in der sich beide Organisationen<br />
mit anderen Partnern<br />
zu einer ordnungspolitischen<br />
Allianz zusammengefunden haben.<br />
Unt<br />
Dem widersprach der Direktor<br />
des Walter-Eucken-Instituts, Viktor<br />
Vanberg. Kennzeichen des<br />
starken Staats sei es, wenn dieser<br />
den wirtschaftlichen Akteuren<br />
große Freiheiten einräume. Ein interventionistischer<br />
Staat manövriere<br />
sich unaufhaltsam in die<br />
Schuldenfalle, wodurch er langfristig<br />
handlungsunfähig werde,<br />
erläuterte der Ökonom. Genau<br />
dies sei in Griechenland passiert.<br />
„Ein starker Staat ist jener, der die<br />
Arbeitsteilung zwischen Markt<br />
und Staat wahrt und sich auf das<br />
Durchsetzen von sinnvollen Rahmenbedingungen<br />
beschränkt“, so<br />
Vanberg. Es dürfe nicht zu einer<br />
Situation kommen, wo zu viele<br />
Auflagen und Regelungen der<br />
wirtschaftlichen Innovation im<br />
Wege stünden, weil dies zu Stillstand<br />
und Armut führen würde.<br />
KNA
Kirchenmitglied ohne Kirchensteuer?<br />
Ein Urteil zeigt Differenzen zwischen deutschen Bischöfen und dem Vatikan<br />
Aus der katholischen Kirche<br />
in Deutschland kann man nur<br />
ganz oder gar nicht austreten.<br />
Das geht aus einem Urteil<br />
des Verwaltungsgerichtshofs<br />
Baden-Württemberg (VGH)<br />
vom 4. Mai hervor.<br />
Das Gericht erklärte in zweiter Instanz<br />
den Kirchenaustritt des emeritierten<br />
Freiburger Theologen<br />
Hartmut Zapp für ungültig und<br />
gab damit der Klage des Erzbistums<br />
Freiburg recht. Eine Austrittserklärung<br />
könne nicht auf<br />
den staatlichen Rechtskreis beschränkt<br />
werden, urteilte der VGH.<br />
Zapp hatte 2007 seinen Austritt<br />
aus der Kirche als Körperschaft öffentlichen<br />
Rechts erklärt und keine<br />
Kirchensteuern mehr gezahlt.<br />
Gleichzeitig verstand er sich weiterhin<br />
als gläubiges Mitglied der<br />
Kirche. Der VGH entschied nun<br />
gegen diesen „modifizierten Kirchenaustritt“<br />
und verlangte eine<br />
eindeutige Erklärung ohne<br />
Bedingungen und Zusätze. Ein<br />
„bloßer Kirchensteueraustritt“ verstoße<br />
gegen das Gesetz.<br />
Das Erzbistum Freiburg begrüßte<br />
das Urteil: Damit sei klargestellt,<br />
dass der Staat den Kirchenaustritt<br />
nur „ohne Ein-<br />
schränkungen,<br />
Bedingungen<br />
und sonstige<br />
Beschönigungen“<br />
zulassen<br />
dürfe. Zugleich<br />
schütze die<br />
Entscheidung<br />
alle Katholiken,<br />
die durch ihre<br />
Kirchensteuer<br />
die Arbeit der<br />
Kirche mitfinanzieren,<br />
vor<br />
Steuerungerechtigkeit. Glaubensgemeinschaft<br />
und Körperschaft<br />
öffentlichen Rechts seien nicht zu<br />
trennen.<br />
Auf den pikanten Hintergrund<br />
der Angelegenheit wies<br />
der Kölner Stadtanzeiger hin: Der<br />
juristische Sieg des Erzbistums<br />
Freiburg werde „niemanden mehr<br />
schmerzen als den Vatikan“, schrieb<br />
die Zeitung. So argumentierte<br />
Zapp, die deutschen Bischöfe ignorierten<br />
weltkirchliche Regelungen<br />
des Vatikans. Rom habe 2006<br />
klargestellt, dass ein vor staatlicher<br />
Stelle erklärter Austritt nicht für<br />
eine Exkommunikation, also die<br />
Aberkennung aller kirchlichen<br />
Rechte, ausreiche. Laut Stadtanzeiger<br />
seien dafür drei Schritte er-<br />
forderlich: „Erstens die innere Entscheidung<br />
zur Abkehr, zweitens die<br />
äußere Bekundung dieser Abkehr<br />
und drittens die Annahme dieser<br />
Entscheidung durch die kirchliche<br />
Autorität.“<br />
Demgegenüber verweisen die deutschen<br />
Bischöfe darauf, dass es keine<br />
Aufspaltung eines Austrittes in<br />
den Bereich des staatlichen und des<br />
kirchlichen Rechtskreises geben<br />
könne. Jeder Katholik, der etwa aus<br />
steuerlichen Gründen seinen Austritt<br />
erkläre, müsse wissen, dass<br />
dies die Exkommunikation nach<br />
sich zieht. Die Richter ließen gegen<br />
das Urteil keine Revision zu. Zapp<br />
hatte aber angedeutet, die zugrundeliegendenkirchenrechtlichen<br />
Fragen direkt in Rom klären<br />
zu lassen. Unt/KNA<br />
Katholiken gegen „Wachstumsideologie“<br />
Aufruf „für eine prophetische Kirche“<br />
Einen stärkeren Einsatz der<br />
Christen für globale Gerechtigkeit<br />
und ein grundlegendes<br />
Umdenken innerhalb der katholischen<br />
Kirche haben katholische<br />
Orden, Hilfswerke, Verbände,<br />
Wissenschaftler und Bischöfe<br />
gefordert.<br />
Sie stellten am 4. Mai in Bonn einen<br />
„Aufruf für eine prophetische<br />
Kirche“ vor. Darin äußern sie<br />
Kritik an einer verbreiteten Sprach-<br />
losigkeit der katholischen Kirche<br />
gegenüber Unrecht und politischen<br />
Fehlentwicklungen. Die Kirche<br />
sei gelähmt durch Organisations-<br />
und Finanzfragen sowie den<br />
Missbrauchsskandal und müsse<br />
wieder frei werden für die wesentlichen<br />
Probleme der Welt.<br />
Die Menschheit stehe vor Existenz<br />
bedrohenden Krisen biblischen<br />
Ausmaßes, heißt es in dem Appell.<br />
Genannt wurden die steigende<br />
Zahl von Hungernden, eine wach-<br />
sende Kluft zwischen Arm und<br />
Reich sowie die Finanzkrise und<br />
das Scheitern der Weltklima-Verhandlungen.<br />
Die bisher gezeigten<br />
Lösungsansätze erwiesen sich lediglich<br />
als „Symbolpolitik mit Placeboeffekt“,<br />
heißt es in dem Aufruf.<br />
Christen trügen die Verantwortung<br />
dafür, nicht nur die Kirche<br />
selbst zu erneuern, sondern die<br />
großen Aufgaben der Welt glaubwürdig<br />
aufzugreifen. KNA<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 23<br />
Forum
Forum / Aus den Arbeitskreisen<br />
Pinger besuchte<br />
AFOS-Projekt auf<br />
den Philippinen<br />
Der Leiter des <strong>BKU</strong>-Arbeitskreises<br />
Unternehmerische Entwicklungszusammenarbeit<br />
und Vorsitzende<br />
der <strong>BKU</strong>-nahen AFOS-Stiftung für<br />
unternehmerische Entwicklungszusammenarbeit,<br />
Prof. Dr. Winfried<br />
Pinger, nahm in Cebu-City (Philippinen)<br />
an einer Konferenz zur<br />
Wirtschaftsethik der Cebu Chamber<br />
of Commerce and Industry<br />
(CCCI) teil. Mit Unterstützung des<br />
<strong>BKU</strong> beraten die Cebu Chamber<br />
und die AFOS-Stiftung kleinere<br />
Wirtschaftsverbände und -kammern.<br />
Ziel ist es, deren Fähigkeiten<br />
zur Selbstorganisation, zur<br />
Erbringung von Dienstleistungen<br />
für die Mitglieder und zur politischen<br />
Interessenvertretung zu<br />
stärken.<br />
Wolfgang Ockenfels: Zwischenruf<br />
Skeptiker<br />
als Realisten<br />
Die Krise geht um wie ein Gespenst,<br />
weithin unsichtbar. Dennoch<br />
ist sie überall spürbar. Alle<br />
haben Angst vor ihr. Dass Sie in<br />
Zukunft nähere Bekanntschaft mit<br />
ihr machen, gilt als sicher, wenngleich<br />
die Regierungen mit ihren<br />
Rettungsaktionen alles tun, um<br />
eine katastrophale Zuspitzung abzuwenden.<br />
Aber aufgeschoben ist<br />
nicht aufgehoben. Realist ist heute,<br />
wer sich nicht auf den Staat verlässt,<br />
sondern sich selber rechtzeitig<br />
absichert.<br />
Die schönen Wahlversprechen sind<br />
verblasst, wer sich auf sie einließ,<br />
hat sich zum Narren gemacht. Die<br />
Verheißungen besserer Zeiten sind<br />
verglüht, wer sich auf ständiges<br />
Wirtschaftswachstum einstellte,<br />
24 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />
Pesch-Preis für Obiora Ike<br />
blamiert sich als betrogener<br />
Betrüger. Skeptiker erweisen sich<br />
als die eigentlichen Realisten und<br />
sagen: So kann es nicht weitergehen.<br />
Aber wie soll es weitergehen?<br />
Und wohin?<br />
Das sind schwierige, geradezu geschichtsphilosophische<br />
Fragen.<br />
Wohin führt die Entwicklung, in<br />
welche „Werte“ sollen wir jetzt<br />
„einsteigen“? Sichere Antworten<br />
darauf kann die Katholische Soziallehre<br />
nicht erteilen. Sie ist ohnehin<br />
nicht dazu da, ökonomische<br />
Erfolgsaussichten aufzuzeigen.<br />
Höchstens kann man aus ihr ableiten,<br />
wie in kritischen Situationen<br />
generell zu verfahren ist. Die Situation<br />
ist inzwischen aber so verfahren,<br />
dass man nur mit großen<br />
Schwierigkeiten die klassischen<br />
sozialethischen Prinzipien anwenden<br />
kann. Vor allem die Sub-<br />
Ein alter Freund des <strong>BKU</strong> ist am<br />
15. Juni mit dem Heinrich-Pesch-<br />
Preis ausgezeichnet worden: Der<br />
nigerianische Priester und Menschenrechtler<br />
Obiora Ike (li.). Die<br />
Auszeichnung würdigt Verdienste<br />
in den Sozialwissenschaften und<br />
in sozialen Tätigkeiten. Ike werde<br />
für seinen Einsatz für die Menschenrechte,<br />
in der Gefangenenseelsorge<br />
und im Dialog mit dem<br />
Islam geehrt, erläuterte <strong>BKU</strong>-Berater<br />
Prof. Dr. Lothar Roos (re.).<br />
AFOS-Partner geehrt<br />
Klaus Schwab (li.), Gründer des<br />
Davoser Weltwirtschaftsforums,<br />
überreicht den Africa-Award<br />
2010 der Schwab-Foundation for<br />
Social Entrepreneurship. Unter<br />
den Preisträgern ist der langjährige<br />
AFOS-Partner und Gründer<br />
der Mikrofinanzorganisation LAPO,<br />
Godwin Ehigiamusoe (re.). LAPO<br />
erhielt kürzlich als erste nigerianische<br />
Mikrofinanzorganisation<br />
die landesweite Banklizenz.<br />
sidiarität, die unter die Räder geraten<br />
ist.<br />
Nur eines weiß man inzwischen mit<br />
Gewissheit, dass man nämlich die<br />
Probleme nicht mit weiterer Verschuldung<br />
lösen, das heißt auf<br />
die Zukunft abschieben kann. Sie<br />
kumulierten – und kommen nun<br />
über uns „wie ein Dieb in der<br />
Nacht“. Die Finanzkrise hat bereits<br />
viele über Nacht ärmer gemacht.<br />
Nun sparen die Regierungen, wo<br />
sie einsparen, das heißt weniger<br />
ausgeben können. Eine Notbremsung<br />
ist das nicht.
Widerstand und Hoffnung<br />
<strong>BKU</strong>-Wallfahrer besuchten Plötzensee und Fazenda da Esperanca<br />
Ein anspruchsvolles und anregendes<br />
Programm erlebten die<br />
Teilnehmer der <strong>BKU</strong>-Wallfahrt<br />
am 18. und 19. Juni rund um<br />
Berlin: Von der NS-Gedenkstätte<br />
Berlin-Plötzensee ging es<br />
weiter zur Fazenda da Esperanca<br />
im brandenburgischen<br />
Gut Neuhof.<br />
„Die Zeit ist da. Lebt und glaubt an<br />
das Evangelium!“ Mit diesem Aufruf<br />
aus dem Neuen Testament eröffnete<br />
der Geistliche Berater der<br />
<strong>BKU</strong>-Diözesangruppe Berlin, Pater<br />
Klaus Mertes, den spirituellen<br />
Teil der Wallfahrt. Als „Gegenteil<br />
von Glauben“ beschrieb Mertes<br />
den Fatalismus derer, die jede<br />
Hoffnung auf Verbesserungen der<br />
Verhältnisse aufgegeben haben.<br />
„So fühlt sich Unglaube an“, sagte<br />
der Rektor des Canisius-Collegs.<br />
Viel besser sei es, kleine Dinge zu<br />
beginnen, in der Hoffnung, dass daraus<br />
etwas Großes wächst.<br />
Als Vorbild hierfür nannte er<br />
die „Fazenda da Esperanca“, wo<br />
die Wallfahrer am zweiten Tag zu<br />
Gast waren. Dieses „Gut der<br />
Hoffnung“ ist der deutsche Ableger<br />
einer brasilianischen Bewegung,<br />
die sich auf mittlerweile<br />
68 Bauernhöfen in Brasilien,<br />
Deutschland und anderen Ländern<br />
um Drogenabhängige kümmert.<br />
Im Mai 2010 wurde diese<br />
Vereinigung vom Vatikan offiziell<br />
anerkannt.<br />
Markantes Mahnmal: Die Gedenkstätte<br />
Maria Regina Martyrum.<br />
Geistlicher Leiter der Fazenda in<br />
Gut Neuhof, 40 Kilometer westlich<br />
von Berlin, ist der Priester Christian<br />
Heim. Mit den Worten „Familie<br />
und Liebe können alles heilen,“<br />
beschrieb er das Konzept dieser<br />
Gemeinschaft. Die Arbeit ruht<br />
auf drei Säulen, die die Bewohner,<br />
die „Rekuperanten“, gemeinsam<br />
leben: der körperlichen Arbeit, dem<br />
Zusammenleben als Familie und<br />
der christlichen Spiritualität.<br />
Die Jugendlichen müssen in den<br />
ersten drei Monaten auf Besuche,<br />
Telefonate und Fernsehen verzichten.<br />
Sie werden in einen straffen<br />
Tagesplan eingebunden, der<br />
um 6.30 Uhr mit dem Rosenkranzgebet<br />
beginnt, acht Stunden<br />
Arbeit einschließt und mit<br />
Gesprächsrunden endet. Wer das<br />
ein Jahr durchhält, bekommt ein<br />
Diplom, das ihm Unterkunft in jeder<br />
Fazenda der Welt gewährt.<br />
Heim und seine Jugendlichen empfingen<br />
die Gruppe mit offenen Armen<br />
und berichteten in persönlichen<br />
Zeugnissen von ihrem Leben.<br />
In beeindruckenden Bildern zeigten<br />
sie zudem, wie sich das Gut seit<br />
dem Einzug im Jahr 1998 von einer<br />
Ruine wieder in ein stattliches<br />
Gebäude verwandelt hat.<br />
Aus den Arbeitskreisen<br />
Warme Farben und ein herzlicher Empfang: Wallfahrer und Gastgeber<br />
vor der Facenda da Esperanca. Fotos: Peter Unterberg<br />
Von hier startete der eigentliche<br />
Wallfahrtsteil. Einige Stunden<br />
lang folgte die Gruppe ihrem Kruzifix<br />
durch die brandenburgische<br />
Provinz, unterbrochen von geistlichen<br />
Impulsen von Pater Paul<br />
Habsburg, LC.<br />
Begonnen hatte das Wochenende<br />
in der Gedenkstätte<br />
Plötzensee. Dort berichtete Pater<br />
Mertes, auf welch menschenverachtende<br />
Weise die Nationalsozialisten<br />
hier die Todesurteile des<br />
„Volksgerichtshofes“ vollstreckt<br />
haben. Und er berichtete vom ökumenischen<br />
Geist des Widerstandes.<br />
Zwei Kilometer entfernt von Plötzensee<br />
liegt die Gedenkkirche Maria<br />
Regina Martyrum als Ort des<br />
Gedenkens an die NS-Diktatur.<br />
Die Karmelitinnen-Schwester Maria<br />
Theresia half den Wallfahrern,<br />
den Geist dieses eigenwilligen<br />
Gebäudes von Hans Schädel zu<br />
verstehen. Hier hat der NS-Martyrer<br />
Dr. Erich Klausener sein<br />
Grab gefunden. Vielen anderen<br />
Widerständlern hat das Regime sogar<br />
diese letzte Ehre verweigert<br />
und ihre Asche auf Feldern verstreuen<br />
lassen. Peter Unterberg<br />
www.fazenda.de<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 25
Aus den Arbeitskreisen<br />
Spiritualität und Management<br />
<strong>BKU</strong> und das Institut IKMS laden zu einem Besinnungstag ein<br />
Am 25. September laden der<br />
<strong>BKU</strong>-Arbeitskreis „Christliche<br />
Spiritualität“, die Diözesangruppe<br />
Düsseldorf und das Institut<br />
für Kirche, Management<br />
und Spiritualität (IKMS) zu<br />
einem Besinnungstag ein.<br />
Grund genug, das IKMS vorzustellen.<br />
Das IKMS ist ein Institut der<br />
Philosophisch-Theologischen<br />
Hochschule (PTH) in Münster in<br />
freier Trägerschaft der Rheinisch-<br />
Westfälischen Kapuzinerprovinz.<br />
Neben dem IKMS besteht an der<br />
PTH Münster seit mehr als 30 Jahren<br />
das Institut für Spiritualität.<br />
Die Theologie der Spiritualität<br />
bildet traditionell den Schwerpunkt<br />
in der Forschung und Lehre<br />
der PTH Münster. Sie nimmt im<br />
Lehrangebot der deutschsprachigen<br />
Fakultäten und Ordenshoch-<br />
Besinnungstag<br />
Besinnungstag am<br />
25. September 2010<br />
von 9.00 bis 15.00 Uhr<br />
Ausrichtende:<br />
<strong>BKU</strong>-Arbeitskreis<br />
„Christliche Spiritualität“<br />
Diözesangruppe Düsseldorf<br />
Institut für Kirche, Management<br />
und Spiritualität (IKMS),<br />
Münster<br />
Tagungsort:<br />
Antoniussaal der Maxkirche,<br />
Düsseldorf<br />
Thema:<br />
„Management und<br />
Spiritualität“<br />
Vortragende:<br />
Prof. P. Dr. Thomas Dienberg<br />
OFMCap, Münster<br />
Pater Johannes H. Zabel O.P.,<br />
Düsseldorf<br />
26 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />
schulen eine einzigartige Stellung<br />
ein.<br />
Das Institut hat einen Ansatz entwickelt,<br />
der spirituell-theologische<br />
und ökonomische Inhalte in<br />
einem konstruktiven Dialog zusammenführt.<br />
Dabei geht es um<br />
drei inhaltliche Schwerpunkte:<br />
1. Aktuelle Entwicklungen der<br />
Ökonomie sollen vor dem Hintergrund<br />
theologischer, insbesondere<br />
spiritueller Erkenntnisse<br />
untersucht und kritisch gewürdigt<br />
werden. Dabei steht<br />
die Frage im Mittelpunkt, wie<br />
sich organisatorische Veränderungen<br />
auf das Individuum als<br />
ganzheitliches Wesen auswirken.<br />
2. Die Möglichkeit der Integration<br />
aktueller Managementkonzepte<br />
in den kirchlichen Bereich<br />
soll geprüft und in der<br />
Lehre anwendungsorientiert<br />
vermittelt werden. Damit soll<br />
Prof. P. Dr. Thomas Dienberg<br />
OFMCap lehrt Theologie der<br />
Spiritualität an der Philosophisch-<br />
Theologischen Hochschule Münster.<br />
Zudem ist er an Hochschulen<br />
in New York und Rom in der<br />
Lehre tätig. Seit 2002 ist er Rektor<br />
der PTH und seit 2006 Vorstandsvorsitzender<br />
des IKMS.<br />
Dienberg ist Mitglied des Kapuzinerordens<br />
und seit 1991 Priester.<br />
Glauben leben<br />
kirchliche Arbeit in Zukunft,<br />
insbesondere auf dem Hintergrund<br />
der Spiritualität, weiter<br />
professionalisiert werden.<br />
3. Ökonomische und wirtschaftliche<br />
sowie spiritualitätstheologische<br />
Erkenntnisse sollen auf<br />
wissenschaftlicher Ebene kritisch<br />
reflektiert und miteinander<br />
ins Gespräch gebracht werden.<br />
Hierfür bietet das IKMS seit 2008<br />
den akkreditierten Masterstudiengang<br />
(Master of Arts) Organisationsmanagement<br />
und Spiritualität<br />
an. Im Schwerpunkt auf<br />
das Human Resource und Change<br />
Management gelegt, forciert der<br />
Ansatz die Verantwortung und<br />
Haltung der Führungskräfte. Diese<br />
sollen sich ihrer individuellen<br />
(Geistes-) Haltung bewusst werden<br />
und diese im Hinblick auf die<br />
Auswirkungen von Handlungen<br />
auf Mensch und Organisation reflektieren.<br />
Die Haltung bildet das<br />
Fundament der Handlung. Dabei<br />
möchte das IKMS vor allem erreichen,<br />
dass Herausforderungen<br />
lösungs- und nicht problemorientiert<br />
wahrgenommen und angegangen<br />
werden.<br />
Vorstandsvorsitzender des IKMS<br />
ist Prof. P. Dr. Thomas Dienberg<br />
OFMCap, die Geschäftsführung<br />
liegt in den Händen von Markus<br />
Warode. Michael Bommers<br />
Konktakt: Institut für Kirche, Management<br />
und Spiritualität (IKMS),<br />
Berliner Platz 24-28, 48143 Münster,<br />
Internet: www.ikms.eu
Kleine Welt ohne Öl<br />
Rubin beschreibt die Abhängigkeit vom knapper werdenden Treibstoff<br />
Durch die Ölkatastrophe im<br />
Golf von Mexiko hat dieses<br />
Buch ungeahnte Aktualität erhalten:<br />
Jeff Rubin beschreibt<br />
darin die Abhängigkeit der<br />
Weltwirtschaft von billigem Öl.<br />
In der globalen Wirtschaft werden<br />
Entfernungen nicht in Kilometern<br />
gemessen, sondern in Dollar.<br />
Und nur so lange in ausreichender<br />
Menge billiges Öl vorhanden ist,<br />
sind Warenströme wie der folgende<br />
möglich: Norwegischer Lachs<br />
wird eingefroren, nach China verschifft,<br />
dort aufgetaut und filetiert,<br />
erneut eingefroren, per Schiff<br />
nach Europa zurückgefahren und<br />
kommt dort „frisch“ auf den Tisch.<br />
Diesen Lebensstil können wir uns<br />
nicht mehr lange leisten, da das<br />
Zeitalter des billigen Öls zu Ende<br />
geht. Das ist die zentrale These in<br />
Führung.Macht.Sinn<br />
Sammelband über Werte im Unternehmen<br />
Unter dem Titel „Führung.<br />
Macht.Sinn“ stellen Persönlichkeiten<br />
aus Politik, Wissenschaft,<br />
Kirche und Kunst ihre<br />
Vorstellungen über werteorientierte<br />
Unternehmensführung<br />
dar.<br />
Im Mittelpunkt steht der Manager<br />
als Vorbild für Wertmaßstäbe, der<br />
sich der Tragweite seiner Entscheidungen<br />
bewusst sein muss<br />
und für diese geradestehen muss.<br />
Studienabsolventen haben viel<br />
theoretisches Wissen, aber dies<br />
nützt im Berufsalltag oft wenig. Ihnen<br />
dient das Buch als Hilfe, wenn<br />
sich bei Entscheidungen Zielkonflikte<br />
zwischen Gewinnmaximierung<br />
und ethischer Vertretbarkeit<br />
ergeben. Dem Praktiker wird<br />
vor Augen geführt, dass er nicht<br />
omnipotent ist, dass er sich nicht<br />
vorrangig an Aktienkursen und<br />
kurzfristigen Renditezielen orientieren<br />
sollte und dass er bei seinen<br />
Entscheidungen immer an die<br />
Jeff Rubin:<br />
Warum die<br />
Welt immer<br />
kleiner wird:<br />
Carl Hanser<br />
Verlag München<br />
2010,<br />
288 Seiten,<br />
€ 19,90<br />
Jeff Rubins Buch „Warum die<br />
Welt immer kleiner wird“.<br />
Etwas zu ausführlich, aber sehr anschaulich<br />
beschreibt er, dass die<br />
globale Ölförderung ihren Höhepunkt<br />
längst überschritten hat,<br />
während die Nachfrage weiter<br />
steigt. Denn während Europa und<br />
die USA Energie sparen, wächst<br />
der Energieverbrauch in den<br />
Schwellenländern.<br />
Uto Meier<br />
und Bernhard<br />
Sill (Hg.): Führung.Macht.<br />
Sinn, Verlag<br />
F. Pustet,<br />
Regensburg<br />
2010,<br />
856 Seiten,<br />
34,90 €<br />
Zufriedenheit der Mitarbeiter und<br />
anderer Interessengruppen denken<br />
muss.<br />
Quintessenz: Nicht Spekulanten<br />
das Feld überlassen, sondern in der<br />
Chefetage das Hauptaugenmerk<br />
auf Ethik, Moral und Tugendhaftigkeit<br />
legen!<br />
Prof. Dr. Uto Meier und Prof. Dr.<br />
Bernhard Sill leiten an der Katholischen<br />
Universität Eichstätt-Ingolstadt<br />
den Studiengang „Master<br />
of Ethical Management“.<br />
Christian Dick<br />
Rubin zieht daraus dramatische<br />
Schlussfolgerungen: Für ihn sind<br />
der nächste Ölpreis-Schock und damit<br />
die nächste Krise der energiehungrigen<br />
Weltwirtschaft unausweichlich.<br />
Und er glaubt, dass die<br />
globalisierte Welt schon sehr bald<br />
wieder viel kleiner wird: Fernreisen,<br />
Pendlerströme und der internationale<br />
Warenhandel werden<br />
demnach drastisch zurückgehen.<br />
Das Leben werde sich wieder vor<br />
Ort konzentriern – vom Urlaub bis<br />
zum Einkauf regional hergestellter<br />
Waren und Lebensmittel.<br />
In welcher Härte dieses Szenario<br />
Realität wird, sei dahingestellt.<br />
Auf jeden Fall aber macht das<br />
Buch nachdenklich. Spätestens<br />
beim nächsten Autokauf sollte<br />
der Benzinverbrauch ein wesentliches<br />
Auswahlkriterium sein.<br />
Unt<br />
Die Suche nach dem<br />
„Wahren Jakob“<br />
Arens, Hans Jürgen:<br />
Spurensuche<br />
zum „wahren“<br />
Jakob im christlichen<br />
Orient und<br />
in Europa, Grenzweg-VerlagEmmerich,<br />
2010, 120<br />
Seiten, 14,80 €<br />
plus Versand<br />
Auf Spurensuche zum wahren<br />
Jakob hat sich <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />
Hans-Jürgen Atens gemacht.<br />
In seinem gleichnamigen Buch beschreibt<br />
er den historischen Hintergrund<br />
rund um die Auffindung<br />
der Reliquien des heiligen Jakobus.<br />
Es räumt mit der verbreiteten Ansicht<br />
auf, dies sei ein singuläres<br />
mysteriöses Ereignis am Ende der<br />
Welt. Das Buch enthält Hintergrundinformationen<br />
zur Jakobusverehrung<br />
und zur Entwicklung<br />
des Jakobsweges, der derzeit wieder<br />
eine Renaissance erfährt.<br />
Bezug über info@con-centro.de.<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 27<br />
Rezensionen
Menschen im <strong>BKU</strong><br />
Der Fertigbau-Pionier von der Saar<br />
Josef Schuh blickt zurück auf 80 Lebensjahre, davon 60 als Unternehmer<br />
Am 12. Mai feierte der aus dem<br />
saarländischen St. Wendel-<br />
Bliesen stammende <strong>BKU</strong>-Unternehmer<br />
Josef Schuh seinen<br />
80. Geburtstag.<br />
Der Unternehmer Josef Schuh<br />
eröffnete im Jahr 1950 im saarländischen<br />
Bliesen ein Fachgeschäft<br />
für Eisenhandel. Sehr bald<br />
entwickelte er das Sortiment vom<br />
zunächst landwirtschaftlichen Bedarf<br />
weiter zum Baubedarf. 1957<br />
kam der Versandhandel für Artikel<br />
zur Tierzucht hinzu – unter anderem<br />
ein Betonsystem für Hasenställe.<br />
Daraus entwickelte Schuh als<br />
Pionier des Fertigbaus eigene Fertighäuser,<br />
für deren Produktion er<br />
im Jahr 1972 die EURO HAUS<br />
GmbH gründete. Mit bis zu 780<br />
Mitarbeitern baute das Unternehmen<br />
rund 11 450 Fertighäuser,<br />
die teilweise über das Versandhaus<br />
Quelle vermarktet wurden. Dazu<br />
kamen Lagerhallen für Streusalz<br />
und andere Modulbauten. Als sich<br />
Quelle im Jahr 1990 aus dem Fertighaus-Verkauf<br />
zurückzog, geriet<br />
die Firma in schweres Fahrwasser.<br />
Schuh musste Hunderte<br />
von Mitarbeitern entlassen.<br />
In der Geburtstags-Laudatio<br />
bestätigte ihm der Vorsitzende der<br />
Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung<br />
der CDU Saar, Jürgen<br />
Presser, dass es dem Jubilar damals<br />
gelungen sei, alle Mitarbeiter bei<br />
anderen Unternehmern unterzubringen.<br />
Doch Schuh ließ sich<br />
nicht unterkriegen und entwickelte<br />
ein neues Holzträger-System, das<br />
28 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />
er bis Ende 2009 selbst in Lizenz<br />
vermarktete. Da er mit 80 Jahren<br />
endlich etwas kürzertreten möchte,<br />
verkaufte er die Lizenz nun an<br />
das Unternehmen von <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />
Edmund Meiser.<br />
„In Griechenland hättest Du Dir<br />
drei volle Renten verdient“, kommentierte<br />
Presser dieses lange<br />
Arbeitsleben, das bereits im Jahr<br />
1944 mit der Lehre als Einzelhandelskaufmann<br />
begonnen hat. Er<br />
erinnerte auch daran, dass Schuh<br />
neben seiner Aktivität als Unternehmer<br />
drei Jahre lang im saarländischen<br />
Landtag saß und in<br />
der Landespartei zahlreiche Ämter<br />
innehatte.<br />
Die Ämter und Engagements<br />
des Jubilars lassen sich hier nur<br />
summarisch erfassen. Seine Liebe<br />
zur Musik zeigte sich daran, dass<br />
Zupfmusiker aus dem gesamten<br />
Saarland vor den rund 500 Gästen<br />
der Geburtstagsfeier ein ein-<br />
Wilfried Lanfermann feierte 70. Geburtstag<br />
Ein schönes Geburtstagsgeschenk gab es schon einige Monate vorab:<br />
Im Januar wurde der Vorsitzende der <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe Ruhrgebiet,Wilfried<br />
Lanfermann, mit dem Ehrenzeichen des Bistums Essen ausgezeichnet.<br />
Am 1. Juli konnte der ehemalige Vorstand der Bank im Bistum<br />
Essen seinen 70. Geburtstag feiern. Im <strong>BKU</strong> wurde Lanfermann<br />
als Gastgeber der Bundestagung 2007 auf der Zeche Zollverein in Essen<br />
überregional bekannt.<br />
155 Lebensjahre: Josef Schuh mit seiner Ehefrau Anne, die gleichzeitig<br />
mit seinem 80. ihren 75. Geburtstag feierte.<br />
drucksvolles Konzert gaben. Schuh<br />
ist bis heute Mitglied in 25 Vereinen<br />
und Ehrenmitglied in elf weiteren.<br />
Eine Anerkennung dieser<br />
Leistungen fand durch die Verleihung<br />
des Bundesverdienstkreuzes<br />
im Jahre 2000 statt.<br />
Mitglied des <strong>BKU</strong> ist Josef<br />
Schuh seit 1978. Zwei Jahre später<br />
war er Gründungsmitglied und<br />
erster Vorsitzender der <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe<br />
Trier, ein Amt, das<br />
er bis ins Jahr 2000 innehatte. Bis<br />
heute ist er als Ehrenvorsitzender<br />
einer der Motoren dieser Gruppe.<br />
Im Jahr 2000 war Schuh zudem<br />
Gastgeber der <strong>BKU</strong>-Bundestagung<br />
in Mettlach an der Saar.<br />
Auch der seit dem Jahre 2000<br />
jährlich an Palmsamstag stattfindende<br />
Kreuzweg für den Frieden<br />
in der Welt in der Statio Gloria<br />
Mundi der Familie Meiser in<br />
Wustweiler geht auf seine Initiative<br />
zurück.<br />
Die wichtigste Konstante seines<br />
Lebens aber ist Ehefrau Anne,<br />
mit der er seit 1958 verheiratet ist.<br />
Gemeinsam haben sie eine Tochter<br />
und zwei Enkelinnen. Anne<br />
Schuh wurde wenige Tage vor<br />
dem 80. Geburtstag ihres Mannes<br />
75 Jahre alt, so dass es im Mai „155<br />
Jahre Schuh“ zu feiern gab.<br />
Johannes Naumann/Peter Unterberg
Diskussionsfreudiger Professor<br />
<strong>BKU</strong>-Berater Lothar Roos feierte sein 50. Priesterjubiläum<br />
Der Geistliche Berater des<br />
<strong>BKU</strong>, Prof. Dr. Lothar Roos, hat<br />
am 12. Juni sein goldenes<br />
Priesterjubiläum gefeiert. Am<br />
12. Juli feiert er zudem seinen<br />
75. Geburtstag.<br />
Aus Anlass dieses Jubiläums hatte<br />
Roos Freunde und Weggefährten<br />
zu einer Feier im Bonner Albertinum<br />
eingeladen. In diesem<br />
Priesterseminar des Erzbistums<br />
Köln hat er vor einigen Jahren „seine<br />
Heimat gefunden“, wie er selbst<br />
es formuliert.<br />
Nach einem feierlichen Hochamt<br />
mit den Kölner Weihbischöfen<br />
Manfred Melzer und Dr. Klaus<br />
Dick würdigte der Regens des Seminars,<br />
Herbert Ullmann, die<br />
priesterliche Vorbildfunktion, die<br />
Roos für die Seminaristen hat. Er<br />
lebe den angehenden Priestern<br />
drei Dinge vor: die leidenschaftliche<br />
Freundschaft mit Jesus Christus,<br />
die glühende Freundschaft<br />
zur Kirche auch in der aktuell<br />
schweren Zeit und schließlich Bescheidenheit<br />
und Liebe im Umgang<br />
mit den Menschen.<br />
Im Albertinum ist es guter Brauch,<br />
dass jeder neue Seminarist umgehend<br />
eine Einladung in Roos’ Privaträume<br />
erhält. Viele verlassen<br />
diesen Termin als „Mitarbeiter“. So<br />
helfen sie dem bekennenden „Computer-Analphabeten“,<br />
seine Texte<br />
per Computer und E-Mail zu verarbeiten<br />
und zu verbreiten.<br />
Der Bonner Publizist Dr. Andreas<br />
Püttmann hat seinem väterlichen<br />
Freund Lothar Roos zum<br />
Jubiläum sein neues Buch „Gesellschaft<br />
ohne Gott“ gewidmet.<br />
Püttmann beschrieb, wie ihm Roos<br />
im Speisesaal eines Seminars<br />
begegnete: „Als personifizierte<br />
Brücke zwischen Kirche und Gesellschaft,<br />
Christ und Welt, lernten<br />
wir den bei Tisch stets diskussionsfreudigen<br />
Professor kennen<br />
und schätzen“.<br />
Bereits im vergangenen Jahr konnte<br />
Roos ein rundes Jubiläum feiern:<br />
Als Geschenk zum Priesterjubiläum von Prof. Dr. Lothar Roos (re.) hat<br />
der Publizist Andreas Püttmann sein Buch „Gesellschaft ohne Gott“<br />
dem Geistlichen Berater des <strong>BKU</strong> gewidmet. Foto: Peter Unterberg<br />
2009 waren es genau 25 Jahre<br />
her, seit er im Jahr 1984 auf Vermittlung<br />
von Prof. Dr. Wilhelm<br />
Weber zum Geistlichen Berater des<br />
<strong>BKU</strong> berufen wurde. Seitdem ist er<br />
unermüdlich für den Bund tätig, so<br />
dass ein <strong>BKU</strong> ohne Lothar Roos<br />
fast unvorstellbar ist. Dabei hat er<br />
sich nicht nur als wissenschaftlicher<br />
Redner und Autor verdient<br />
gemacht, sondern auch als Seelsorger.<br />
Roos wurde 1935 in Karlsruhe<br />
geboren und studierte in Luzern<br />
sowie St. Peter in Freiburg Philosophie<br />
und Theologie. Nach der<br />
Priesterweihe im Jahr 1960 arbeitete<br />
er drei Jahre als Vikar, bevor<br />
ein Studium der Sozialwissenschaften<br />
folgte und er die akademische<br />
Laufbahn einschlug. Bis<br />
zu seiner Emeritierung im Jahr<br />
2oo4 hatte der den Lehrstuhl für<br />
Christliche Gesellschaftslehre an<br />
der Universität Bonn inne. Nach<br />
seiner Emeritierung übernahm er<br />
postwendend eine neue Aufgabe<br />
und beteiligte sich am Aufbau einer<br />
Theologischen Fakultät an der<br />
Schlesischen Universität im polnischen<br />
Kattowice.<br />
Doch bei der jüngsten Feier stand<br />
eher der Priester Roos im Mittelpunkt<br />
als der Wissenschaftler. Der<br />
Leiter des <strong>BKU</strong>-Arbeitskreises<br />
Christliche Spiritualität, Michael<br />
Bommers, bescheinigte Roos zur<br />
„Goldenden Hochzeit mit dem<br />
Herrn Jesus Christus“ die Fähigkeit,<br />
sein fundiertes theologisches<br />
Wissen in einfachen Worten zuvermitteln.<br />
Der Gast mit der weitesten<br />
Anreise, Obiora Ike aus Enugu in<br />
Nigeria, berichtete von Roos’ Leistungen<br />
bei der Ausbildung afrikanischer<br />
Priester. In Enugu gebe es<br />
eine Lothar-Roos-Bücherei, sagte<br />
Ike und kokettierte dann mit einer<br />
Audienz bei Papst Benedikt XVI.<br />
Dort habe er den Papst von Roos<br />
gegrüßt und damit eine Lobeshymne<br />
über dessen Verdienste um<br />
die Katholische Soziallehre und<br />
die Ausbildung afrikanischer Geistlicher<br />
ausgelöst.<br />
Roos selber dankte in seiner<br />
Ansprache den vielen Weggefährten.<br />
Für ihn gebe es keine tieferen<br />
Freundschaften als die zwischen<br />
Christen, die gemeinsam im Glauben<br />
unterwegs sind, betonte er. Aus<br />
seiner Erfahrung ermutigte er alle<br />
anderen Priester, keine Angst vor<br />
der Einsamkeit zu haben – so lange<br />
sie die Menschen gut behandeln.<br />
Die Frage nach Wünschen zu seinem<br />
Lebens- und Priesterjubiläum<br />
beantwortete er in seiner bescheidenen<br />
Art: „die Bitte um Freundschaft<br />
und Gebet“. Peter Unterberg<br />
Menschen im <strong>BKU</strong><br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 29
Menschen im <strong>BKU</strong><br />
Geburtstage<br />
■ 40 Jahre<br />
Dr. Thomas Fischer, Regensburg<br />
Dr. Klaus Schweinsberg, Köln<br />
Wilhelm Hausmann, Oberhausen<br />
Georg Truffner, Biberach<br />
■ 50 Jahre<br />
Dr. Wolfgang Schirmer, Eichenau<br />
Alexander Deuchert, Dresden<br />
Elmar Laufkötter, Hohen-Neuedorf<br />
Regina Duziak, Riegel<br />
Franz-Mathias Gaul, Köln<br />
Michael Fischer, Düsseldorf<br />
André Schröder, Magdeburg<br />
Johannes Oswald, Miltenberg<br />
Josef Freiherr von Beverförde,<br />
Grabow<br />
■ 60 Jahre<br />
Bernfried Wolff, Bielefeld<br />
Anna-Maria Brzezina, Berlin<br />
S. D. Heinrich Fürst zu Fürstenberg,<br />
Donaueschingen<br />
Dr. Claus Gerckens, Augsburg<br />
Hermann-Josef Johanns, Köln<br />
Graf von Brandstein-Zeppelin,<br />
Mittelbiberach<br />
Dr. Christoph Berndorff, Köln<br />
Heinz-Josef Harren, Wassenberg<br />
Hans-Josef Metten, Overath<br />
Hubert Liebherr, Beuren<br />
■ 70 Jahre<br />
Wilfried Lanfermann, Oberhausen<br />
Dr. Günter Schmitt-Rolfes, München<br />
Michael den Ruyter, Brüssel<br />
Dr. Hans-Friedmund Rittel, Simmerath<br />
Senator E.h. Helmut Haumann,<br />
Köln<br />
Horst J. Gallus, Meerbusch<br />
Josef Erbacher, Dresden<br />
Franz-Josef Bußmann, Dortmund<br />
■ 80 Jahre<br />
Prof. Dr. Christian Watrin, Köln<br />
Eugen Hillengass SJ, München<br />
Dr. Heinz-Dieter Mundorf, Bergisch-Gladbach<br />
Gabriele Maria Hassold, Augsburg<br />
Dieter Amend †<br />
Das langjährige <strong>BKU</strong>-Mitglied<br />
Dieter Amend aus Kleinkahl (DG<br />
Aschaffenburg) ist am 19. Mai 2010<br />
im Alter von 49 Jahren verstorben.<br />
Dank gilt den <strong>BKU</strong>-Mitgliedern,<br />
die den erkrankten Amend in den<br />
vergangenen Monaten unterstützt<br />
haben. Beruflich war Amend im<br />
Baumanagement aktiv.<br />
30 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />
Rentenfachmann<br />
Zum Tode von Prof. Dr. Günter Greitemann<br />
Der langjährige Leiter des<br />
<strong>BKU</strong>-Arbeitskreises „Soziale<br />
Ordnung“, Prof. Dr. Günter<br />
Greitemann, ist am 6. April im<br />
Alter von 81 Jahren verstorben.<br />
„Keiner ist so schlecht wie sein Ruf<br />
und so gut wie sein Nachruf“, hatte<br />
Greitemann selbstironisch gesagt,<br />
als er im Oktober 2001 die<br />
Leitung des Arbeitskreises an Elisabeth<br />
Schulte weitergab. Als „Vermächtnis“<br />
hatte er zuvor die <strong>BKU</strong>-<br />
Publikation „Christliche Verantwortung<br />
für eine zukunftsfähige<br />
Wirtschaft und Gesellschaft“ abgeschlossen,<br />
in der ein breites<br />
Spektrum von Reformvorschlägen<br />
abgearbeitet wird.<br />
Der gebürtige Kölner war bis zum<br />
Jahr 1993 Geschäftsführer des Anwaltlichen<br />
Versorgungswerkes<br />
NRW. Darüber hinaus gehörte er<br />
1991 zu den Mitbegründern des<br />
Instituts für Bankrecht und Bankwirtschaft<br />
an der Juristischen Fakultät<br />
der Universität Rostock.<br />
Sein anfänglicher Lehrauftrag an<br />
dem Institut wurde im Frühjahr<br />
1999 in eine unbefristete Honorarprofessur<br />
umgewandelt.<br />
Der Rechtsanwalt und Volkswirt<br />
Greitemann war von 1959 bis<br />
1970 Leitender Wissenschaftlicher<br />
Assistent am Kölner Institut<br />
für Bankrecht. Sein Fachwissen<br />
brachte er auch in die Neufassung<br />
des <strong>BKU</strong>-Rentenmodells ein, an<br />
der er maßgeblich beteiligt war. Unt<br />
Kirchlicher Kassenwart<br />
Zum 65. Geburtstag von Dr. Adolf Bauer<br />
Finanzfachman: <strong>BKU</strong>-Mitglied Dr.<br />
Adolf Bauer. Foto: Bistum Würzburg<br />
Im Bistum Würzburg ist eine<br />
Ära zu Ende gegangen: Nach<br />
fast 31 Jahren im Amt des Bischöflichen<br />
Finanzdirektors ist<br />
<strong>BKU</strong>-Mitglied Dr. Adolf Bauer<br />
zum 31. Mai in den Ruhestand<br />
getreten.<br />
Als Bauer 1979 das Amt als Finanzchef<br />
der Diözese Würzburg<br />
antrat, war er der jüngste Finanz-<br />
Prof. Dr. Günter Greitemann †<br />
direktor in den deutschen Diözesen.<br />
Zum Abschied fünf Tage<br />
nach seinem 65. Geburtstag war er<br />
der dienstälteste in der Riege der<br />
kirchlichen Kassenchefs. „Nicht<br />
mehr ausgeben, als man einnimmt“,<br />
so lautete der einfache, aber effektive<br />
Leitsatz seines Wirkens.<br />
Sein anspruchsvolles Amt hat ihn<br />
„in meiner Vollblutart“ nicht von<br />
zusätzlichen öffentlichen Aufgaben<br />
abgehalten: als ehrenamtlicher<br />
Bürgermeister in Würzburg, Mitglied<br />
in zahlreichen Gremien und<br />
Aufsichtsräten, in Vereinen und<br />
Verbänden. Bauer ist Ehrendoktor<br />
an der Katholischen Universität<br />
Cordoba in Argentinien und Träger<br />
des Päpstlichen Gregorius-<br />
Ordens. Er ist verheiratet und hat<br />
zwei Kinder.
Hier ist Industrieproduktion möglich!<br />
Unternehmer im <strong>BKU</strong>: Mario Ahlberg setzt bewusst auf den Standort Berlin<br />
Unternehmer Mario Ahlberg vor einer der Exzenterpressen in seinem<br />
Unternehmen. Das eigentliche Werkzeug ist der viereckige Block im<br />
Mittelpunkt der Presse. Foto: Peter Unterberg<br />
Ein mittelständischer Unternehmer<br />
steht seit Januar 2010<br />
an der Spitze der Diözesangruppe<br />
Berlin: Mario Ahlberg,<br />
der im März 2005 die Banholzer<br />
Metallwarenfabrik GmbH in<br />
Berlin zu 100 Prozent übernommen<br />
hat.<br />
Bevor Ahlberg durch den Kauf<br />
zum Unternehmer wurde, erwarb<br />
er einen Facharbeiterabschluss als<br />
Maschinen- und Anlagenmonteur<br />
und studierte Informationsverarbeitung.<br />
Nach einigen Jahren als<br />
Unternehmensberater fand er, dass<br />
er lange genug für andere gearbeitet<br />
hatte: „Ich wollte eine eigene<br />
Firma haben“, sagt er.<br />
Aus drei potenziellen Übernahmekandidaten<br />
wählte er<br />
dann die 70 Jahre alte Banholzer<br />
Metallwarenfabrik GmbH in Berlin-Reinickendorf<br />
aus. Das Unternehmen<br />
stellt Biege-, Stanz- und<br />
Ziehteile aus Edelstahl her, die<br />
vor allem in Autos, Haushaltsgeräten<br />
und Münzprüfern eingebaut<br />
werden. Viele der Kunden sind<br />
große Zulieferer wie Continental<br />
oder die Zahnradfabrik Friedrichshafen<br />
(ZF).<br />
Nicht bei allen seiner Produkte<br />
weiß Ahlberg im Detail, wo sie verbaut<br />
werden. Auf jeden Fall stammen<br />
die Bodenbleche der Waschmaschinen<br />
von Bosch und Siemens<br />
aus seinem Hause. Auch verschiedene<br />
Einzelteile des Mercedes-Transporters<br />
Sprinter und<br />
Schutzringe für PWK-Achsen werden<br />
hier gestanzt.<br />
Das dabei angewandte Prinzip der<br />
Exzenterpressen ist seit 120 Jahren<br />
das Gleiche, erklärt Ahlberg.<br />
Verändert hat sich vor allem das<br />
Aussehen der Pressen, die Steuerung<br />
– und der Materialeinzug:<br />
Während früher die Einzelteile<br />
in die Presse gelegt wurden, ziehen<br />
heute moderne Maschinen Bandstahl<br />
von der Rolle ein.<br />
Die Intelligenz der Produktion<br />
liegt im sogenannten „Werkzeug“.<br />
Laienhaft ausgedrückt, handelt es<br />
sich dabei um die Stanzform, die in<br />
die Presse eingebaut wird. Der<br />
Stahl für die Werkstücke wird in<br />
die Presse geführt und dort in<br />
mehreren Stanzvorgängen zugeschnitten,<br />
gelocht und verformt.<br />
Für jedes unterschiedliche Produkt<br />
muss für diesen Vorgang ein eigenes<br />
Werkzeug entwickelt und auf-<br />
wändig gebaut werden. „Bei jedem<br />
Teil sind wir darum die einzigen,<br />
exakt genau so herstellen können“,<br />
sagt Ahlberg nicht ohne<br />
Stolz.<br />
Die Stanzformen bleiben Eigentum<br />
der Kunden – auch wenn sie Ahlbergs<br />
Werkshalle nie verlassen.<br />
Vielmehr werden die Formen nach<br />
Auftragsabwicklung aufbewahrt –<br />
für etwaige Ersatzteillieferungen.<br />
Zusammen mit einer sechsmonatigen<br />
Entwicklungszeit für jedes<br />
Werkzeug führt das zu langfristigen<br />
Kundenbeziehungen.<br />
Um die Herstellung der Werkzeuge<br />
selbst in der Hand zu haben, hat<br />
Ahlberg im Januar 2009 die Firma<br />
Dawewa-Werkzeugbau gekauft.<br />
Die Ingenieure in dieser Tochterfirma<br />
im brandenburgischen Dabendorf<br />
stellen für jedes neue Teil,<br />
das bei Banholzer hergestellt wird,<br />
ein eigenes Werkzeug her.<br />
Seit Ahlberg das Unternehmen<br />
übernommen hat, ist der<br />
Jahresumsatz von 1,3 auf 3,4 Millionen<br />
Euro gestiegen und die<br />
Zahl der Mitarbeiter von 15 auf<br />
47. 80 Prozent des Umsatzes wird<br />
– mit steigender Tendenz – in<br />
der Automobilindustrie verdient.<br />
Der Rest der Teile steckt in Haushaltsgeräten<br />
und in den Münzprüfern,<br />
die ein anderer Berliner<br />
Mittelständler herstellt. Die Finanzkrise<br />
hat Ahlberg mit viel<br />
Glück heil überstanden: Der zeitliche<br />
Verlauf der Modellwechsel<br />
bei den Automobilherstellern hat<br />
dazu geführt, dass bei ihm selbst im<br />
Krisenjahr 2009 der Umsatz um<br />
sieben Prozent gestiegen ist. Und<br />
zur Zeit ist die Auftragslage so gut,<br />
dass der Betrieb kaum mit der<br />
Abarbeitung nachkommt.<br />
Das bestätigt ein zweites Motiv,<br />
das Ahlberg bei der Auswahl des<br />
Unternehmens bewegt hat: „Ich<br />
möchte zeigen, dass man auch in<br />
Berlin mit Produktion Geld verdienen<br />
kann!“ Peter Unterberg<br />
www.banholzer-metallwaren.de<br />
Menschen im <strong>BKU</strong><br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 31
Menschen im <strong>BKU</strong><br />
Gebauers Skulptur<br />
schmückt<br />
Soldatenfriedhof<br />
Im Zentrum des neu gestalteten<br />
italienischen Militärfriedhofs auf<br />
dem Waldfriedhof Berlin-Zehlendorf<br />
steht eine Bronzeskulptur<br />
des Künstlers Norman Gebauer.<br />
In der Skulptur ergeben viele<br />
kleine Menschen einen großen<br />
Menschen: „Der Soldat. Einer für<br />
alle, alle für einen,“ erklärt <strong>BKU</strong>-<br />
Mitglied Gebauer sein Werk. Der<br />
Friedhof liegt in der Potsdamer<br />
Chaussee 75 in 14129 Berlin.<br />
Christian Watrin und seine Kollegen<br />
hatten früh gewarnt:<br />
„Eine funktionsfähige Wirtschafts-<br />
und Währungsunion erfordert<br />
als Vorbedingung eine<br />
dauerhafte Angleichung der relevanten<br />
Wirtschaftsstrukturen<br />
der Mitgliedsländer.“<br />
Die aus der FAZ zitierte Warnung<br />
formulierten der langjährige<br />
Wisenschaftliche Berater des <strong>BKU</strong>,<br />
Prof. Dr. Christian Watrin (1988 bis<br />
1999), und weitere Wissenschaftler<br />
im Juni 1992 kurz vor den<br />
Maastrichter Beschlüssen zur<br />
Währungsunion. Dies ist nur ein<br />
Beispiel dafür, wie sich Watrin als<br />
„ordoliberaler Fels in der Brandung“<br />
verdient gemacht hat.<br />
Damals schrieb er: „Eine einmalige<br />
– stichtagsbezogene – und damit<br />
mehr oder weniger zufällige<br />
32 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />
Monstranz für Moldawien<br />
Bernd Cassau griff Dornbusch-Motiv auf<br />
Über einen seltenen Auftrag konnte sich <strong>BKU</strong>-Mitglied Bernd Cassau<br />
aus Paderborn freuen. Der Gold- und Silberschmied erhielt eine Anfrage<br />
aus Österreich, für Wallfahrten nach Moldawien eine große, weit<br />
sichtbare Monstranz zu schaffen. Bei der thematischen Gestaltung<br />
griff er das Bild vom brennenden Dornbusch auf, in dem sich Gott<br />
dem Mose zu erkennen gab. Der Leib Christi im Mittelpunkt dieser 107<br />
Zentimeter hohen Flammenmonstranz wird von zwölf Rubinen umgeben,<br />
die die zwölf Apostel symbolisieren.<br />
Foto: Maria Aßhauer, Kirchenzeitung Paderborn<br />
Ordoliberaler Fels in der Brandung<br />
Der langjährige <strong>BKU</strong>-Berater Christian Watrin wird 80 Jahre alt<br />
Prof. Dr. Christian Watrin warnte<br />
schon früh vor den Risiken der<br />
Europäischen Währungsunion.<br />
Erfüllung einzelner Kriterien ist<br />
kein Nachweis der erforderlichen<br />
Konvergenz. Die ökonomisch<br />
schwächeren Partnerländer werden<br />
bei einer gemeinsamen Währung<br />
einem verstärkten Konvergenzdruck<br />
ausgesetzt, wodurch sie aufgrund<br />
ihrer geringeren Produktivität<br />
und Wettbewerbsfähigkeit<br />
wachsende Arbeitslosigkeit erfahren<br />
werden. Hohe Transferzahlungen<br />
im Sinne eines Finanzausgleiches<br />
sind notwendig.“ Genau<br />
das hat Griechenland jetzt eindruckvoll<br />
bestätigt.<br />
Bis zu seiner Emeritierung im<br />
Jahre 1999 war Watrin Inhaber des<br />
Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik<br />
der Universität zu Köln, danach für<br />
einige Jahre Präsident der renommierten<br />
Mont Pèlerin Society. Am<br />
29. Juli feiert er seinen 80. Geburtstag.
Intern<br />
Nachrichten und Berichte<br />
Im Rhododendron-Garten<br />
DG Düsseldorf besuchte Graf von Spee im Park von Schloss Heltorf<br />
Farbenpracht im Rhododendron-Garten. Foto: Christian Dick<br />
Am Vorabend des Fronleichnamsfestes<br />
versammelten sich<br />
mehr als 80 Mitglieder und<br />
Gäste der DG Düsseldorf auf<br />
Schloss Heltorf in Düsseldorf-<br />
Angermund. Eingeladen zu<br />
diesem „Rhododendron-Abend“<br />
hatte <strong>BKU</strong>-Mitglied Graf<br />
Wilhelm von Spee.<br />
Der Einladung in die idyllische At-<br />
mosphäre waren auch Freunde<br />
aus dem Arbeitskreis Evangelischer<br />
Unternehmer, den Christen<br />
in der Wirtschaft und dem KKV<br />
gefolgt. Im Gottesdienst wies der<br />
Geistliche Berater des <strong>BKU</strong> Düsseldorf,<br />
Pater Johannes Zabel, OP,<br />
darauf hin, dass in der Fronleichnamsprozession<br />
für alle Menschen<br />
sichtbar die Monstranz als Zeichen<br />
der Verehrung Christi durch die<br />
Straßen getragen wird. Der Segen<br />
Gottes mache jedoch nicht an den<br />
Kirchentüren Halt, sondern gelte<br />
allen Menschen. In diesem Sinne<br />
sollten sich alle Christen als Monstranzen<br />
begreifen und die Verehrung<br />
Christi in der Welt verbreiten.<br />
Es folgte ein Spaziergang durch<br />
den Schlosspark „Dicke-Busch“.<br />
Die Farbenvielfalt des Rhododendron-Gartens,<br />
in dem auch bis zu<br />
360 Jahre alte Bäume zu bestaunen<br />
sind, ließ die Besucher sich wie im<br />
Paradies fühlen! Die Parkanlage<br />
entstand ab dem Jahre 1803 nach<br />
den Plänen von Maximilian Friedrich<br />
Weyhe. Schloss Heltorf ist bereits<br />
seit dem 17. Jahrhundert Sitz<br />
der Grafen von Spee.<br />
Im Anschluss lud Graf von Spee<br />
gemeinsam mit seiner Mutter Gräfin<br />
von Spee zum Imbiss und – lebhaften<br />
– Gesprächen in die Orangerie.<br />
Christian Dick<br />
Unterwegs in „zwei Welten“<br />
Die langjährige Europaabgeordnete Ruth Hieronymi bei der DG Köln<br />
„Ich hatte immer das Gefühl,<br />
in zwei Welten zu leben“, sagte<br />
die langjährige Europaabgeordnete<br />
Ruth Hieronymi zum<br />
Auftakt ihres Vortrages bei der<br />
DG Köln.<br />
Thema des Abends waren „Aktuelle<br />
Herausforderungen für die<br />
Europäische Union“. Bevor sie zu<br />
den aktuellen Fragen rund um<br />
die griechische Finanzkrise kam,<br />
bedauerte sie, dass es der Politik in<br />
den vergangenen 50 Jahren noch<br />
nicht gelungen ist, die politischen<br />
Entscheidungsstrukturen der EU<br />
zu erklären. Das gelte für die breite<br />
Bevölkerung ebenso wie für die<br />
Eliten, sagte Hieronymi, die von<br />
Gedanken über Europa machten<br />
sich Ruth Hieronymi und DG-Vorstand<br />
Fritz Roth.<br />
1999 bis 2009 Mitglied des Europäischen<br />
Parlaments war.<br />
Bei aller Kritik an Griechenland erinnerte<br />
sie daran, dass Deutschland<br />
den Stabilitätsvertrag zum Euro<br />
seinerzeit verhandelt habe – um<br />
diesen dann im Jahr 2001 als erstes<br />
Land zu brechen. Im Ministerrat<br />
kämpfte die Bundesregierung<br />
von Gerhard Schröder dann darum,<br />
den drohenden „Blauen Brief“<br />
zu verhindern. „Wenn das nicht geschehen<br />
wäre, stünden wir heute<br />
anders da“, ist Hieronymi sicher.<br />
Mit mittlerweile 27 Mitgliedsländern<br />
sei es heute aber kaum noch<br />
möglich, die Regeln zu verschärfen,<br />
befürchtet sie. So werde die Zukunft<br />
der EU wesentlich davon abhängen,<br />
wie Deutschland sich als<br />
größtes Mitgliedsland verhalte.<br />
„Wenn Deutschland die Stabilität<br />
beachtet, können wir es schaffen“,<br />
hofft sie. Peter Unterberg<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 33<br />
.
<strong>BKU</strong>-Intern<br />
Neue Mitglieder<br />
Becht, Maria Michaele<br />
Steuerbüro Becht, Rödermark<br />
Demmer, Markus<br />
Geschäftsführer der factor P automatisierung<br />
& IT GmbH, Losheim am See<br />
Dirr, Reinhard<br />
Stv. Vorstand Sparkasse Ingolstadt<br />
Ehret, Patricia<br />
Studentin, Emmendingen<br />
Hanke, Michael<br />
Geschäftsführer HSH Immobilien<br />
Management GmbH, Hamburg<br />
Hartmann, Josef<br />
Gesellschafter/Geschäftsführer der<br />
Future Pool GmbH, Aschaffenburg<br />
Irsfeld, Norbert<br />
geschäftsf. Gesellschafter Prudentes<br />
Management GmbH, Frankenthal<br />
Kraus, Andreas<br />
Leiter Konzernrepräsentanz<br />
DEKRA e.V., Berlin<br />
Maus, Hubert<br />
Sparkassendirektor a.D., Hamburg<br />
Matjaz, Markelj<br />
Gesellschafter/Geschäftsfüshrer Genesis<br />
Asset Management GmbH, Berlin<br />
Mötter, Michael<br />
Stv. Geschäftsführer Bildungswerk der<br />
Bayerischen Wirtschaft e.V., München<br />
Nohr, Klaus<br />
Geschäftsführer der Wirtschaftsberatung<br />
Breuer + Nohr, Landau<br />
Roegele, Elisabeth<br />
Leiterin, Corporate Center Recht,<br />
Chefsyndikus der Deka Bank,<br />
Deutsche Girozentrale, Frankfurt<br />
Scherm, Dr. Michael<br />
Stragenion ltd, London - Regensburg<br />
Schmeier, Markus<br />
Gesellschafter/Geschäftsführer Architekturbüro<br />
Schmeider + Miersch,<br />
Magdeburg<br />
Schmitt, Klaus-Dieter<br />
Vorstandsmitglied Kreissparkasse<br />
St. Wendel<br />
Schreyer, Dietmar<br />
DiWoPa Verwaltungs GmbH, Bremen<br />
Schulte, Karl-Sebastian<br />
Geschäftsführer Zentralverband des<br />
Deutschen Handwerks, Berlin<br />
Schürmann, Wilhelm<br />
Geschäftsführer Sozialmarketing CJD,<br />
Ebersbach<br />
Sonnleitner, Wolfgang<br />
Gesellschafter/Geschäftsführer der<br />
Sonnleitner Steuerberatungsgesellschaft<br />
mbH, Leichlingen<br />
Spital, Thomas<br />
Geschäftsführer/Gesellschafter Hotel<br />
Altenberger Hof GmbH, Odenthal<br />
Theißen, Rolf<br />
geschäftsf. Gesellschafter der InduSer<br />
GmbH & Co. KG, Ratingen<br />
Tritschler, Manfred<br />
Freiburg<br />
Zeihe, Alexander<br />
Direktionsbevollmächtigter der<br />
Hanse-Merkur Versicherungsgruppe<br />
Hamburg<br />
■ Umwandlung der Mitgliedschaft<br />
Firmenmitgliedschaft Fanziskus-Stiftung<br />
von Herrn Dr. Rudolf Kösters<br />
auf Dr. Klaus Goedereis<br />
34 <strong>BKU</strong>-Journal 2 2010<br />
Markt und Gesellschaft<br />
DG Stuttgart traf sich am Bodensee<br />
Rund 35 Teilnehmer konnte der<br />
Vorsitzende der DG Stuttgart,<br />
Reinald Wolff, jetzt bei einem<br />
Vortragsabend „zwischen<br />
Markt und Gesellschaft“ in<br />
Friedrichshafen am Bodensee<br />
begrüßen.<br />
Christof von Branconi von der<br />
Tognum AG unterstrich in seinem<br />
Vortrag die Bedeutung einer „guten<br />
Unternehmensgeschichte“ für<br />
die Akzeptanz der Firma. Für sein<br />
Unternehmen begann diese Geschichte<br />
mit dem Übergang eines<br />
Traditionsunternehmens an die<br />
Börse. Diese turbulente Zeit be-<br />
Wohlgenährte Mönche<br />
Diakon Pauels kalauerte bei der DG Köln<br />
Heiteres und Besinnliches zur<br />
Fastenzeit präsentierte der<br />
„Bergische Jung“ Willibert<br />
Pauels (Bild) bei der Diözesangruppe<br />
Köln.<br />
Der büttenredende Diakon schaffte<br />
dabei den Spagat zwischen ernsten<br />
und heiteren Themen: Er mokierte<br />
sich über die wohlgenährten<br />
Mönche des Mittelalters, die auch<br />
in der Fastenzeit viele Ausnahmen<br />
von den eigentlich strengen Fastenregeln<br />
kannten: So durften Reisende,<br />
Gastgeber und Kranke auch<br />
vor Ostern gut essen.<br />
schrieb er in seinem Vortrag.<br />
Der Vorstandsvorsitzende der Zeppelin<br />
University (ZU), Ernst Suchanek,<br />
beschrieb sein Führungscredo:<br />
„Wichtig ist, dass der Kopf<br />
stimmt, die Schlüsselfunktionen<br />
mit Top-Leuten besetzt sind und<br />
die Mitarbeiter ehrlich in die Firmensituation<br />
eingebunden sind.<br />
Die organisatorische Vorbereitung<br />
des Abends lag in den Händen von<br />
Prof. Dr. Alexander Eisenkopf,<br />
der an der ZU lehrt.<br />
Zum Erfolg des Abends trug auch<br />
die lockere, sommerliche Atmosphäre<br />
am Bodensee bei, die durch<br />
den Seeblick des Tagungsraumes<br />
auch auf die Runde abfärbte.<br />
Wenig später erklärte er, woher der<br />
Brauch kommt, an Ostern Eier zu<br />
essen: So war es während der Fastenzeit<br />
untersagt, Eier zu essen.<br />
„Aber das wussten die Hühner ja<br />
nicht“, sagte er. So wurden die Eier<br />
gekocht und ab Ostern vertilgt.<br />
Dann kalauerte Pauels über Kalorien,<br />
diese „fiesen Tierchen, die<br />
nachts die Kleider enger schneidern“,<br />
um wenig später wieder<br />
ernst zu werden: „Wer den Engel<br />
erzwingen will, der schafft eine<br />
Bestie“, mahnte er in Anlehnung an<br />
Blaise Pascal vor allzu viel moralischer<br />
Strenge. Unt
Im Eisfeld<br />
Extremwanderer Neumann bei der DG Koblenz<br />
Harry Neumann<br />
Harry Neumann<br />
Mit<br />
Mit<br />
Werten<br />
Werten<br />
in<br />
in<br />
Führung<br />
Führung<br />
gehen<br />
gehen<br />
Die Natur als Führungskraft<br />
Die Natur als Inspirationsquelle<br />
07.09.2010, 19.30 Uhr,<br />
Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar<br />
Aktuelle Termine<br />
■ Juli<br />
09.07. DG Kurpfalz: 17.00 Uhr, Mitgliederversammlung<br />
bei M & A Consultant,<br />
Manheim und Vortrag<br />
„Markante Ereignisse der Kirchengeschichte“,<br />
anschließend Treffen<br />
im Restaurant Cavallo, Gartenschauweg<br />
14.07. DG Bamberg: 18.00 Uhr Abendessen<br />
und Vortrag Prof. Dr. Wolfgang<br />
Harbrecht: „Sprengt Griechenland<br />
die europäische Währungsunion?“,<br />
Tennenloher Hof, Erlangen<br />
21.07. DG Regensburg: 12.30 Uhr, Mittagstisch<br />
im Restaurant Frederico<br />
Secondo, Deichgasse 1, Regensburg<br />
22.07. DG München: 19.00 Uhr, <strong>BKU</strong>-<br />
Sommerfest<br />
22.07. DG Würzburg: 20.30 Uhr: Pedro<br />
Calderon: Das große Welttheater,<br />
Aufführung auf dem Kiliansplatz<br />
(Karten im Museum am Dom)<br />
24.07. DG Stuttgart: 15.00 Uhr: Sommerfest<br />
im Kloster Roggenburg<br />
■ August<br />
06.08. DG Magdeburg: 13.00 Uhr, Mittagstisch<br />
bei Bralo<br />
26.08. DG Magdeburg: 18.00 Uhr, Sommerempfang<br />
mit dem AEU<br />
30.08. DG Berlin: Gespräche unter uns bei<br />
Norman Gebauer, Künstler<br />
■ September<br />
01.09. DG Hamburg: 19.30 Uhr, Hafen-<br />
Klub Hamburg, Referent: Michael<br />
Wefers, Unternehmensberater aus<br />
Oldenburg<br />
02.09. Erfurt: 18.00 Uhr Gottesdienst,<br />
19.00 Uhr Sommerempfang<br />
03.09. DG Magdeburg: 13.00 Uhr, Mittagstisch<br />
bei Bralo<br />
05.-<br />
07.09. Ludwigshafener Ordo-Gespräche,<br />
„Ordnung der Finanzmärkte“, Heinrich-Pesch-Haus<br />
07.09. DG Köln: Vortrag Bärbel Diekmann,<br />
Welthungerhilfe: Haiti nach<br />
dem Erdbeben<br />
08.09. DG Rhein-Main: „Frankfurter Unternehmerforum“,<br />
18.00 Uhr Messe<br />
im Kaiserdom mit Bischof Peter<br />
Terbartz-van Elst, 19.00 Uhr Vortrag<br />
im Akademischen Zentrum am<br />
Dom, Wolfgang Gutberlet (tegut):<br />
Nachhaltigkeit, anschl. Aussprache<br />
und Empfang<br />
13.09. DG Bonn: Mittagstisch<br />
15.09. DG Regensburg: 12.30 Uhr, Mittagstisch<br />
im Restaurant Frederico<br />
Secondo, Deichgasse 1, Regensburg<br />
16.09. DG Aschaffenburg und Würzburg:<br />
18.00 Uhr, Treffen auf der Karlshöhe<br />
(Spessart)<br />
16.09. DG Bonn: gemeinsame Abendveranstaltung<br />
mit der Volksbank<br />
18.09. DG Kurpfalz: voraussichtlich 17.30<br />
Uhr, Gottesdienst mit geistlichem<br />
Beirat Dr. Klaus Zedtwitz<br />
19.09. DG Erfurt: Bistumswallfahrt<br />
21.09. DG Magdeburg: Vortrag und Diskussion,<br />
Dr. Reiner Haseloff „Zur<br />
wirtschaftlichen und politischen<br />
Lage in Sachsen-Anhalt vor der<br />
Wahl“<br />
22.09. DG Aachen: 19.00 Uhr, Mitgliederversammlung<br />
in der Wohnanlage<br />
Sophienhof, Am Weiherhof 23,<br />
52382 Niederziehr<br />
24.09.-<br />
01.10. DG Regensburg: Herbstreise nach<br />
Portugal (Lissabon)<br />
Zusammen mit der Philosophisch-TheologischenHochschule<br />
in Vallendar lädt die DG<br />
Koblenz am 7. September um<br />
19.30 Uhr zu einer außergewöhnlichen<br />
Veranstaltung ein.<br />
Unter dem Thema „Mit Werten in<br />
Führung gehen“ tritt dort der<br />
Unternehmensberater, Pädagoge<br />
und Extremwanderer Harry Neumann<br />
auf. Angelehnt an das<br />
große Vorbild Natur nimmt er<br />
eine ungewöhnliche Perspektive<br />
ein. Anhand der Durchquerung eines<br />
kanadischen Eisfeldes möchte<br />
Harry Neumann wesentliche<br />
Punkte einer werteorientierten<br />
Führung herausarbeiten. Dies verspricht<br />
viel Spannung.<br />
25.09. <strong>BKU</strong>-Besinnungstag in der Maxkirche<br />
in Düsseldorf 9.00-15.00<br />
Uhr<br />
28.09. DG München: 19.00 Uhr, Wirtschaftsunternehmen<br />
Kirche<br />
28.09. DG Berlin: <strong>BKU</strong>-Sommerempfang im<br />
Canisius-Colleg, Berlin mit Bundesfinanzminister<br />
Wolfgang Schäuble<br />
■ Oktober<br />
01.10. DG Magdeburg: 13.00 Uhr, Mittagstisch<br />
bei Bralo<br />
06.10. DG Hamburg: 19.30 Uhr, Geistlicher<br />
Abend<br />
07.10. DG Stuttgart: 13.00 Uhr, 2. Stuttgarter<br />
Unternehmer-Dialog, „Was<br />
Unternehmen zusammen hält“, Esslingen<br />
07.10. DG Köln: 19.00 Uhr, Jahresempfang<br />
mit Vortrag<br />
08.10. DG Magdeburg: Erntedankfest auf<br />
Gut Glüsig mit Vortrag, anschließend<br />
Schlachtfest<br />
08.-<br />
09.10. Tagung zur Eigentümerverantwortung<br />
in Paderborn<br />
10.10. DG Stuttgart: 15.00 Uhr, Geistliche<br />
Teestunde mit Dr. Weigele, Schloss<br />
Mittelbiberach<br />
21.10. DG Köln und Ordo socialis: Abends<br />
Vortrag Bernhard Vogel: Globale<br />
Welt und soziale Gerechtigkeit,<br />
Köln<br />
29.-<br />
31.10. <strong>BKU</strong>-Bundestagung in Hamburg<br />
■ Vorschau<br />
28.-<br />
30.11. Münchener Ordo-Gespräche<br />
02.-<br />
05.12. Besinnungstage Kloster Himme-<br />
<strong>BKU</strong>-Journal 2 2010 35<br />
<strong>BKU</strong>-Intern
I M P R E S S U M<br />
G 2943 F<br />
bku-JOURNAL<br />
Quartalszeitschrift des Bundes Katholischer Unternehmer.<br />
Herausgeber: Bund Katholischer Unternehmer e.V.,<br />
Georgstraße 18, 50676 Köln,<br />
Telefon 0221/27237-0, Fax 0221/2723727<br />
E-Mail: unterberg@bku.de<br />
Internet: http://www.bku.de<br />
Redaktion: Peter Unterberg<br />
Druck: Zimmermann Druck und Medien, Köln<br />
Erscheinung: viermal jährlich<br />
Bezugspreis: 4,00 Euro<br />
ISSN 1865-4576<br />
Adressenfeld<br />
Beteiligungsrecht ist Beteiligungspflicht<br />
Minister a. D. Wiesheu bei den Frauenwörther Gesprächen<br />
Der langjährige bayerische<br />
Wirtschaftsminister Dr. Otto<br />
Wiesheu war der Redner der<br />
Frauenwörther Gespräche am<br />
25. Juni auf der Insel Frauenchiemsee.<br />
Der Einladung der<br />
bayerischen <strong>BKU</strong>-Gruppen und<br />
des CSU-Wirtschaftsbeirates<br />
Bayern folgten rund 150 Teilnehmer.<br />
Mit einer „Steilvorlage“ für den Referenten<br />
eröffnete Martin Choroba<br />
vom Vorstand der <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe<br />
München und Freising<br />
die Tagung: Er stellte die Frage,<br />
ob Ludwig Erhard heute der<br />
„Methusalem der Wirtschaft“ sei<br />
oder der nach wie vor aktuelle Vater<br />
der Sozialen Marktwirtschaft.<br />
Wiesheu machte in seiner Rede<br />
klar, dass er die zweite Antwort für<br />
richtig hält. Unter dem programmatischen<br />
Titel „Freiheit,<br />
Verantwortung, Gerechtigkeit“ beschrieb<br />
er zentrale Elemente der<br />
Erhard’schen Wirtschaftsordnung,<br />
die bis heute aktuell seien. Zur Freiheit<br />
etwa gehöre, dass sich jeder<br />
Mensch am Wirtschaftsleben beteiligen<br />
darf. „Aber Beteiligungsrecht<br />
heißt auch Beteiligungspflicht!“,<br />
forderte Wiesheu. Folglich<br />
sei Umverteilung nur für die Menschen<br />
geboten, die sich nicht selbst<br />
helfen können. „Wer sich nicht<br />
helfen will, dem müssen wir auf die<br />
Sprünge helfen. Eine anstrengungslose<br />
Beteiligung war von<br />
Erhardt nicht gedacht“, mahnte er.<br />
Der Sozialstaat sei „aktivierend“,<br />
aber nicht „alimentierend“.<br />
Die Aktiven der Frauenwörther Gespräche: Der Vorsitzende des Wirtschaftsbeirates<br />
Rosenheim, Adolf Dinglreiter (v.li.), Minister a.D. Dr. Otto<br />
Wiesheu, Äbtissin Johanna Meyer OSB, Martin Choroba und Dr. Gunther<br />
Bös vom Vorstand der <strong>BKU</strong>-Diözesangruppe München, der Generalsekretär<br />
des Wirtschaftsbeirates, Dr. Jürgen Hofmann und<br />
Mitorganisator Dr. Michael Elsen vom <strong>BKU</strong> . Foto: Peter Unterberg<br />
Von diesen Grundlagen kam<br />
Wiesheu schnell zu aktuellen Themen:<br />
Es ärgert ihn, dass die Krise<br />
der Finanzwirtschaft mit einer<br />
Krise der Sozialen Marktwirtschaft<br />
gleichgesetzt wird. Marktwirtschaft<br />
brauche Regeln, um zu<br />
funktionieren. Die Probleme hätten<br />
damit begonnen, dass sich die<br />
Finanzwirtschaft als Industrie<br />
definierte. Deren Wertschöpfung<br />
sei aber rein spekulativ gewesen,<br />
kritisierte er. Um das in Zukunft zu<br />
kanalisieren, forderte der Politiker,<br />
auch für spekulative Geschäfte die<br />
Eigenkapitalregeln zu verschärfen.<br />
Im Schlusswort rief der Vorsitzende<br />
des Wirtschaftsbeirates Rosenheim,<br />
Adolf Dinglreiter, die<br />
Anwesenden auf, aktiv für die<br />
Prinzipien der Sozialen Markt-<br />
wirtschaft zu werben – auch wenn<br />
das gegen den Zeitgeist ist.<br />
„Wie geht Leben? Wie kann<br />
Leben gelingen?“ Diese Frage<br />
griff Äbtissin Johanna Meyer<br />
OSB auf, die als Hausherrin des Inselklosters<br />
die Gäste begrüßte.<br />
Für sie steht fest, dass die christliche<br />
Lebensweise Europa geprägt<br />
hat – und dass sie auch heute<br />
noch ausreichend Kraft hat, die<br />
Gesellschaft zu prägen. Wie notwendig<br />
das ist, betonte der der<br />
Geistliche Berater des Münchener<br />
<strong>BKU</strong>, Pater Eugen Hillengass, in<br />
der Messe: „Wirtschaft braucht,<br />
wenn sie funktionieren soll, letztlich<br />
das Gewissen der Menschen“,<br />
sagte er.<br />
Peter Unterberg