Freiwilligenbericht - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...

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07.01.2013 Aufrufe

5. DIE BEZIEHUNG ZWISCHEN FREIWILLIGENARBEIT UND ERWERBSARBEIT AUS INDIVIDUELLER SICHT Effekt verstärkt sich deutlich bei Personen, die innerhalb der Freiwilligenarbeit eine Leitungsfunktion innehaben. Ehrenamtlich engagierte, erwerbstätige Männer und Frauen unterscheiden sich sowohl in ausführenden als auch in leitenden Funktionen nicht hinsichtlich ihres sozio-ökonomischen Status. Erwerbstätige Frauen müssen im Durchschnitt den gleichen sozio-ökonomischen Status aufweisen wie Männer, um in der Freiwilligenarbeit in leitende Positionen zu kommen, was in Anbetracht der Karrierechancen für Frauen deutlich schwieriger ist. Zusammengefasst finden Personen aus bildungsfernen Schichten und mit niedrigem Berufsstatus seltener Zugang zu leitenden Funktionen und sogenannten „Ehrenämtern“ (in die man gewählt wird) als Personen aus statushöheren Berufen und mit höheren Bildungsabschlüssen. Hoher beruflicher Status und hoher Bildungsabschluss erhöhen nicht nur die Wahrscheinlichkeit für freiwilliges Engagement, sondern auch dafür, eine leitende Funktion bzw. ein gewähltes Ehrenamt einzunehmen. In welchen Bereichen sind Erwerbstätige tätig? Erwerbstätige sind in nahezu allen Bereichen stärker beteiligt als Nicht-Erwerbstätige (Abbildung 51). Umgekehrt ist es in den Bereichen Soziales und Religion. ABBILDUNG 51: BETEILIGUNGSQUOTEN VON ERWERBSTÄTIGEN UND NICHT- ERWERBSTÄTIGEN NACH BEREICHEN 80 Katastrophenhilfe Kultur Umwelt Religion Soziales Politik Gemeinwesen Bildung Sport Informell 7,9% 3,4% 8,5% 6,1% 2,8% 2,2% 6,2% 6,3% 3,0% 3,6% 4,9% 1,7% 2,5% 1,3% 3,2% 1,6% 9,2% 3,7% Formelle Freiwilligenarbeit; gewichtet Quelle: Mikrozensus-Zusatzerhebung (2006); eigene Berechnungen Erwerbstätig Nicht-Erwerbstätig 24,8% 28,8%

5. DIE BEZIEHUNG ZWISCHEN FREIWILLIGENARBEIT UND ERWERBSARBEIT AUS INDIVIDUELLER SICHT Die Ergebnisse belegen, dass der Erwerbsstatus die Bereitschaft, das Ausmaß und die Art an freiwilligem Engagement entscheidend mit beeinflusst. Damit erhöht „… die Integration in den Arbeitsmarkt die Chance eines ehrenamtlichen Engagements …“ (Sing 2003: 276). 5.3. Freiwilligenarbeit als Möglichkeit des Erwerbs von arbeitsmarktrelevanten Qualifikationen 5.3.1. Freiwilligenarbeit im Kontext von Employability und lebenslangem Lernen In den letzten Jahren ist aufgrund verschiedener Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt die „Employability“, die Beschäftigungsfähigkeit des Individuums, zu einem wichtigen Schlagwort in der europaweiten Beschäftigungsdebatte avanciert. Demnach sollen moderne ArbeitnehmerInnen durch kontinuierliche Kumulierung ihrer Fähigkeiten und Qualifikationen sowie schnelle Anpassungsgabe an die Arbeitsmarktveränderungen stets wettbewerbsfähig bleiben. In diesem Kontext ist auch die Debatte zum lebenslangen Lernen (LLL) zu sehen, in der Freiwilligenarbeit als Form des informellen Lernens ihren Platz findet. Für die EU ist eine Aufrechterhaltung sowie Stärkung des wirtschaftlichen Wettbewerbs Europas nur mit der Beschäftigungs- und Anpassungsfähigkeit ihrer BürgerInnen möglich. Dieses Ziel kann nur durch ständigen Erwerb neuer Kenntnisse und Kompetenzen nachhaltig gesichert werden (EK 2001). Aus diesem Grund ist LLL bereits seit vielen Jahren Gegenstand politischer Diskussionen in Brüssel, immer wieder als Schlagwort innerhalb der europäischen Beschäftigungsstrategie zu finden und im gemeinsamen EU-Arbeitsprogramm „Allgemeine und berufliche Bildung 2010“ verankert. LLL impliziert eine Lernphase vom Vorschulalter bis ins Rentenalter und umfasst das ganze Spektrum vom formalen über das nicht formale bis zum informellen Lernen. Informelles Lernen als Teilaspekt von LLL findet in jeder Bildungs- und Lebenssituation statt, in und außerhalb von Bildungseinrichtungen, am Arbeitsplatz und in der Freizeit. Von besonderer Bedeutung ist das Lernen im sozialen Umfeld. Damit sind unter anderem Bereiche gemeint, die auch in Bezug auf Freiwilligenarbeit eine wichtige Rolle spielen, wie etwa Kultur-/Sozial-/Ökologieprojekte, Vereine, Familienarbeit und Freizeitgestaltung. Tätigkeiten, die in diesen Feldern ausgeübt werden, erfordern von den Beteiligten häufig, Lernen in informellen Lernstrukturen selbst zu organisieren. Diese Tätigkeiten führen zum Erwerb von Kompetenzen, die auch für die Arbeit in Wirtschaftsbetrieben von Nutzen sind, wodurch die Einstiegschancen in den Arbeitsmarkt verbessert werden können (Zürcher 2007: 13). Mit der Fokussierung der Programme und Forschungsvorhaben der EU auf stärkere Berücksichtigung des informellen Lernens sowie auf verstärkte Kompetenzorientierung innerhalb der Bildung werden damit genau jene Bereiche hervorgehoben, die besonders im Freiwilligenengagement geltend gemacht werden können. 81

5. DIE BEZIEHUNG ZWISCHEN FREIWILLIGENARBEIT UND ERWERBSARBEIT AUS INDIVIDUELLER SICHT<br />

Die Ergebnisse belegen, dass der Erwerbsstatus die Bereitschaft, das Ausmaß <strong>und</strong> die Art<br />

an freiwilligem Engagement entscheidend mit beeinflusst. Damit erhöht „… die Integration<br />

in den <strong>Arbeit</strong>smarkt die Chance eines ehrenamtlichen Engagements …“ (Sing 2003: 276).<br />

5.3. Freiwilligenarbeit als Möglichkeit des Erwerbs von<br />

arbeitsmarktrelevanten Qualifikationen<br />

5.3.1. Freiwilligenarbeit im Kontext von Employability <strong>und</strong><br />

lebenslangem Lernen<br />

In den letzten Jahren ist aufgr<strong>und</strong> verschiedener Entwicklungen auf dem <strong>Arbeit</strong>smarkt die<br />

„Employability“, die Beschäftigungsfähigkeit des Individuums, zu einem wichtigen<br />

Schlagwort in der europaweiten Beschäftigungsdebatte avanciert. Demnach sollen<br />

moderne <strong>Arbeit</strong>nehmerInnen durch kontinuierliche Kumulierung ihrer Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

Qualifikationen sowie schnelle Anpassungsgabe an die <strong>Arbeit</strong>smarktveränderungen stets<br />

wettbewerbsfähig bleiben.<br />

In diesem Kontext ist auch die Debatte zum lebenslangen Lernen (LLL) zu sehen, in der<br />

Freiwilligenarbeit als Form des informellen Lernens ihren Platz findet. Für die EU ist eine<br />

Aufrechterhaltung sowie Stärkung des wirtschaftlichen Wettbewerbs Europas nur mit der<br />

Beschäftigungs- <strong>und</strong> Anpassungsfähigkeit ihrer BürgerInnen möglich. Dieses Ziel kann nur<br />

durch ständigen Erwerb neuer Kenntnisse <strong>und</strong> Kompetenzen nachhaltig gesichert werden<br />

(EK 2001). Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist LLL bereits seit vielen Jahren Gegenstand politischer<br />

Diskussionen in Brüssel, immer wieder als Schlagwort innerhalb der europäischen<br />

Beschäftigungsstrategie zu finden <strong>und</strong> im gemeinsamen EU-<strong>Arbeit</strong>sprogramm „Allgemeine<br />

<strong>und</strong> berufliche Bildung 2010“ verankert. LLL impliziert eine Lernphase vom Vorschulalter<br />

bis ins Rentenalter <strong>und</strong> umfasst das ganze Spektrum vom formalen über das nicht formale<br />

bis zum informellen Lernen.<br />

Informelles Lernen als Teilaspekt von LLL findet in jeder Bildungs- <strong>und</strong> Lebenssituation<br />

statt, in <strong>und</strong> außerhalb von Bildungseinrichtungen, am <strong>Arbeit</strong>splatz <strong>und</strong> in der Freizeit. Von<br />

besonderer Bedeutung ist das Lernen im sozialen Umfeld. Damit sind unter anderem<br />

Bereiche gemeint, die auch in Bezug auf Freiwilligenarbeit eine wichtige Rolle spielen, wie<br />

etwa Kultur-/Sozial-/Ökologieprojekte, Vereine, Familienarbeit <strong>und</strong> Freizeitgestaltung.<br />

Tätigkeiten, die in diesen Feldern ausgeübt werden, erfordern von den Beteiligten häufig,<br />

Lernen in informellen Lernstrukturen selbst zu organisieren. Diese Tätigkeiten führen zum<br />

Erwerb von Kompetenzen, die auch <strong>für</strong> die <strong>Arbeit</strong> in Wirtschaftsbetrieben von Nutzen sind,<br />

wodurch die Einstiegschancen in den <strong>Arbeit</strong>smarkt verbessert werden können (Zürcher<br />

2007: 13).<br />

Mit der Fokussierung der Programme <strong>und</strong> Forschungsvorhaben der EU auf stärkere<br />

Berücksichtigung des informellen Lernens sowie auf verstärkte Kompetenzorientierung<br />

innerhalb der Bildung werden damit genau jene Bereiche hervorgehoben, die besonders<br />

im Freiwilligenengagement geltend gemacht werden können.<br />

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