Freiwilligenbericht - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...
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3. STRUKTUREN DES FREIWILLIGENSEKTORS<br />
Viele Teilbereiche des Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitssektors haben sich in den letzten<br />
Jahrzehnten stark professionalisiert, in dem Sinne, dass entsprechend ausgebildetes<br />
Personal eingesetzt wird (z. B. Frauenhäuser, Pflegebereich) <strong>und</strong> ergänzende Aufgaben<br />
(z. B. Besuchsdienste) von Freiwilligen erfüllt werden. Dennoch wird immer wieder<br />
konstatiert, dass aufgr<strong>und</strong> der demografischen Entwicklung (alternde Gesellschaft,<br />
zunehmende Erwerbstätigkeit von Frauen, wachsende Scheidungsrate etc.) gerade die<br />
Nachfrage nach freiwilligem Engagement insbesondere im Pflegebereich künftig drastisch<br />
steigen wird, da Leistungen zunehmend aus dem rein familiären Kontext (durch pflegende<br />
Angehörige) ausgelagert werden. Den stark professionalisierten Organisationen<br />
gegenüber stehen solche, die rein auf Freiwilligenarbeit basieren <strong>und</strong> oft aus einer akuten<br />
Notsituation spontan entstehen – entweder mit dem Ziel, anderen zu helfen, oder<br />
durchaus auch im Eigeninteresse, wie im Fall von Selbsthilfegruppen, die dem<br />
Informations- <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffen <strong>und</strong> der Bündelung von<br />
Interessen dienen.<br />
Bahle/Pfenning (2001: 58) gliedern Einrichtungen im Sozialbereich nach ihrem Einsatz von<br />
bezahltem Personal <strong>und</strong> Freiwilligen <strong>und</strong> setzt dies in Beziehung zu Förderungen <strong>und</strong><br />
damit einhergehender Einflussnahme durch den Staat:<br />
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> Einrichtungen, die überwiegend auf professionelles Personal zurückgreifen. Dazu<br />
zählen vor allem Alten- <strong>und</strong> Pflegeheime, Dienste der Jugendwohlfahrt, Hilfen <strong>für</strong><br />
Menschen mit Behinderung, Krankenhäuser, Kindergärten,<br />
Nachmittagsbetreuungen, Horte, Tageseltern usw. Diese erfüllen häufig<br />
Dienstleistungen im Auftrag des Staates, wenden professionelle Standards an <strong>und</strong><br />
unterliegen Leistungskontrollen.<br />
> Einrichtungen aus Bereichen geringerer staatlicher Regulierungen, die teilweise<br />
Unterstützung aus öffentlicher Hand erhalten, jedoch keine Ansprüche auf<br />
dauerhafte institutionelle Förderung geltend machen können. Darunter fällt z. B.<br />
Obdachlosenbetreuung, Betreuung <strong>und</strong> Begleitung von Suchtgefährdeten,<br />
Unterstützung <strong>für</strong> Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten etc. Es ist anzunehmen, dass hier<br />
der Anteil an freiwilligen Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern gegenüber den<br />
Professionellen ausgewogen ist. Aufgr<strong>und</strong> der in der Regel geringen Förderung aus<br />
der öffentlichen Hand greifen diese Einrichtungen häufig auf freiwillig Engagierte<br />
zurück.<br />
> Einrichtungen, die ausschließlich Freiwillige rekrutieren. Hier sind vor allem<br />
Selbsthilfegruppen, aber auch kleine lokale Vereinigungen zu nennen, die sich<br />
verschiedensten sozial-gemeinnützigen Tätigkeiten widmen: Besuchsdienste <strong>für</strong><br />
alte Menschen organisieren, Gelder sammeln oder Unterstützung <strong>für</strong><br />
alleinerziehende Mütter, Obdachlose, Migrantinnen <strong>und</strong> Migranten etc. leisten.<br />
Einhergehend mit dem Grad der Unterstützung <strong>und</strong> Einflussnahme durch die öffentliche<br />
Hand <strong>und</strong> dem dadurch erforderlichen Reportwesen, steigt meist auch die Verfügbarkeit<br />
von Statistiken über die Organisationen. Über die Zahl der Spitäler <strong>und</strong> Altenheime in<br />
Österreich sind beispielsweise Daten vorhanden, <strong>für</strong> die Vielzahl an Selbsthilfegruppen ist<br />
dies nicht der Fall. Auf der Website www.selbsthilfe.at sind 1.600 Selbsthilfegruppen zu<br />
verschiedensten Problemlagen gelistet.