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Freiwilligenbericht - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...

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10. DAS VERHÄLTNIS VON FREIWILLIGENARBEIT UND BEZAHLTER ARBEIT IN NONPROFIT ORGANISATIONEN<br />

Einflussfaktoren auf die Lohnhöhe von <strong>Arbeit</strong>nehmerinnen <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>nehmern im<br />

Nonprofit Sektor wurden durch eine Regressionsanalyse 106 ermittelt. Bei diesem Verfahren<br />

ist es möglich, mehrere potenzielle Einflussfaktoren auf die Lohnhöhe gleichzeitig zu<br />

berücksichtigen. Das ist wesentlich, da der Lohn sowohl von einer Reihe persönlicher<br />

Merkmale (Alter, soziale Stellung, Beschäftigungsumfang etc.) als auch von Merkmalen<br />

der Organisationen abhängt (etwa vom verfügbaren Budget, vom Anteil der Subventionen<br />

am Budget, von der Bindung an einen Kollektivvertrag etc.). An dieser Stelle interessiert<br />

insbesondere, ob individuelle Löhne davon beeinflusst werden <strong>und</strong> (falls ja) wie viele<br />

Freiwillige in einer NPO arbeiten.<br />

Bei den individuellen Bestimmungsfaktoren der Löhne zeigte sich erwartungsgemäß, dass<br />

die Lohnhöhe eines bezahlten <strong>Arbeit</strong>nehmers bzw. einer bezahlten <strong>Arbeit</strong>nehmerin in<br />

einer NPO mit zunehmendem Alter des/der Beschäftigten steigt. Der Lohnanstieg pro<br />

Lebensjahr ist allerdings nicht konstant, sondern wird mit jedem weiteren Lebensjahr<br />

geringer. Auch im österreichischen Nonprofit Sektor verdienen Frauen weniger als<br />

Männer. Konkret ist der Lohn von Frauen in der von Haider (2008) untersuchten<br />

Stichprobe zwischen 6 % <strong>und</strong> 7 % geringer als der der Männer.<br />

Mit Bezug auf <strong>Arbeit</strong>gebereigenschaften soll kurz die Kollektivbindung herausgehoben<br />

werden: Löhne in NPOs, die keinem Kollektivvertrag unterliegen, sind niedriger als in<br />

Organisationen, die einem kollektivvertraglichen Schema folgen. Mit Blick auf die<br />

besonderen Merkmale von NPOs, namentlich ehrenamtliche <strong>Arbeit</strong>, Spenden <strong>und</strong><br />

Subventionen, konnten ebenfalls deutliche Einflüsse auf die Höhe der Löhne ermittelt<br />

werden: Wenn eine Organisation auch ehrenamtliche MitarbeiterInnen einsetzt, ist der<br />

erwartete Lohn im Vergleich zu NPOs ohne Freiwillige niedriger. Personen, die in<br />

Organisationen mit Ehrenamtlichen arbeiten, verdienen zwischen 6,7 % <strong>und</strong> 10,6 %<br />

weniger als jene, die in einer NPO ohne Freiwillige arbeiten. Freiwilligenarbeit ist also<br />

entweder ein guter Indikator <strong>für</strong> den sozialen Wert der in dieser Organisation ausgeübten<br />

Tätigkeiten, der auch die bezahlten MitarbeiterInnen zu <strong>Arbeit</strong>sspenden (bzw.<br />

Lohnmoderation) veranlasst. Oder es ist die Anwesenheit von Freiwilligen, die <strong>für</strong> sich<br />

genommen <strong>und</strong> direkt die Löhne mäßigend beeinflusst (s. o. „Disziplinierungseffekt“,<br />

Einfluss auf den Lohnsetzungsprozess) (Haider 2008).<br />

Die Existenz von Freiwilligen wirkt nicht auf alle Lohngruppen in gleicher Weise. Der<br />

Lohnabschlag fällt bei sehr hohen <strong>und</strong> sehr niedrigen Einkommen niedriger aus als in<br />

mittleren Verdienstgruppen. Es ist demnach nicht nur das Lohnniveau, sondern auch die<br />

innerbetriebliche Lohnverteilung von der Präsenz Freiwilliger in einer NPO berührt. Ein<br />

weiteres Ergebnis mit Bezug auf den Zusammenhang zwischen Freiwilligenarbeit in NPOs<br />

<strong>und</strong> dem Lohnniveau der bezahlten MitarbeiterInnen ist, dass zwar die Anwesenheit von<br />

Ehrenamtlichen, nicht aber deren Zahl je (rechnerischem) Vollzeitarbeitsplatz eine Rolle<br />

<strong>für</strong> die Bruttoverdienste der bezahlten <strong>Arbeit</strong>skräfte spielt (Haider 2008).<br />

Spenden <strong>und</strong> Subventionen haben einen kleinen, aber positiven Effekt auf die Löhne in<br />

österreichischen NPOs. Ähnlich wie beim Einfluss der Freiwilligenarbeit sind die<br />

106 Um zu untersuchen, ob sich bestimmte Einflüsse auf die obere Lohngruppe anders auswirken als auf untere<br />

Lohngruppen, wurde eine spezielle Variante der Regressionsanalyse, die Quantilsregression, herangezogen.<br />

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