Freiwilligenbericht - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...
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10. DAS VERHÄLTNIS VON FREIWILLIGENARBEIT UND BEZAHLTER ARBEIT IN NONPROFIT ORGANISATIONEN<br />
Die dargelegten Argumente erscheinen aus ökonomischer <strong>und</strong> theoretischer Sicht<br />
plausibel, doch weisen sie in Summe nicht in eine einheitliche Richtung. Teilweise wird<br />
von einem negativen, teilweise von einem positiven <strong>und</strong> teilweise von einem im Vorhinein<br />
unbestimmten Einfluss von Ehrenamtlichen auf die Löhne <strong>und</strong> Lohnstrukturen der<br />
bezahlten Belegschaft ausgegangen. Klarheit darüber, ob bzw. welche der<br />
Zusammenhänge in der Praxis beobachtbar sind, kann daher nur eine empirische<br />
Untersuchung bringen. Für Österreich wurde der Einfluss von Freiwilligen auf Löhne <strong>und</strong><br />
Lohnstrukturen auf der Ebene einzelner Organisationen 2008 erstmals systematisch<br />
untersucht (Haider 2008).<br />
Die Gr<strong>und</strong>lage dieser Analyse bildete die bereits erwähnte, schriftliche Befragung von<br />
österreichischen NPOs mit mindestens einem bezahlten <strong>Arbeit</strong>nehmer bzw. einer<br />
bezahlten <strong>Arbeit</strong>nehmerin, die im Jahr 2006 vom Institut <strong>für</strong> Sozialpolitik der<br />
Wirtschaftsuniversität Wien gemeinsam mit Statistik Austria durchgeführt wurde (Haider et<br />
al. 2008). Diese organisationsbezogenen Angaben (etwa zur Gesamtzahl der<br />
MitarbeiterInnen oder zur Lohnsumme) wurden um individualisierte Informationen aus der<br />
Einkommensteuerstatistik über die bezahlten <strong>Arbeit</strong>nehmerInnen in den untersuchten<br />
Organisationen ergänzt. Knapp 40.000 bezahlte Beschäftigungsverhältnisse in 421<br />
Organisationen des österreichischen Nonprofit Sektors konnten betrachtet werden. Für<br />
jedes dieser Beschäftigungsverhältnisse gab es Informationen zur Lohnhöhe, zum<br />
Beschäftigungsumfang (Vollzeit- oder Teilzeit), zur Art des Vertragsverhältnisses etc., aber<br />
auch zu Merkmalen des <strong>Arbeit</strong>gebers (Größe der Organisation, finanzielle Mittel, Zahl der<br />
freiwilligen MitarbeiterInnen u. a. m.).<br />
Die Daten erlauben es zunächst, das Lohnniveau der betrachteten <strong>Arbeit</strong>nehmerInnen in<br />
österreichischen NPOs als Bruttojahres- oder Bruttotageslohn zu beziffern. In die<br />
Berechnung des durchschnittlichen Lohns wurden sowohl Vollzeit- als auch<br />
Teilzeitarbeitskräfte einbezogen. Danach beträgt der Bruttoverdienst der MitarbeiterInnen<br />
von NPOs im Durchschnitt jährlich 15.500 Euro. Der Bruttotageslohn lag im Mittel bei 51<br />
Euro. Allerdings streuten die Löhne deutlich um diese Durchschnittswerte. Der größte Teil<br />
der Bruttojahreslöhne lag im Wertebereich zwischen 3.500 <strong>und</strong> 27.500 Euro. Der deutlich<br />
überwiegende Teil der Bruttotageslöhne war im Bereich zwischen 21,50 Euro <strong>und</strong> 80 Euro<br />
zu finden.<br />
Mit Blick auf die Organisationen interessiert auch, ob die Löhne innerhalb einer<br />
Organisation mehr oder weniger ungleich verteilt sind. Dies kann veranschaulicht werden,<br />
indem die durchschnittlichen Lohnzahlungen an der Spitze, d. h. an die am besten<br />
verdienende Gruppe, ins Verhältnis zu den Durchschnittslöhnen der am schlechtesten<br />
entlohnten Gruppe in der Organisation gesetzt werden. Als höchste Lohngruppe kann man<br />
die obersten 10 % betrachten <strong>und</strong> <strong>für</strong> diese Spitzengruppe den durchschnittlichen Lohn<br />
ermitteln. Dem wird das Mittel der unteren (niedrigsten) 10 % der Löhne<br />
gegenübergestellt. Für die in der <strong>Arbeit</strong> von Haider (2008) untersuchten österreichischen<br />
NPOs war die mittlere Entlohnung in der Spitzengruppe der Organisationen um nahezu<br />
fünfmal höher als der durchschnittliche Lohn am unteren Ende ihrer Lohnverteilung.<br />
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