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Freiwilligenbericht - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...

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10. DAS VERHÄLTNIS VON FREIWILLIGENARBEIT UND BEZAHLTER ARBEIT IN NONPROFIT ORGANISATIONEN<br />

Handy et al. (2008) stellen in ihren Untersuchungen <strong>für</strong> Kanada fest, dass in der Realität<br />

beide Muster anzutreffen sind. In manchen Organisationen verdrängen Ehrenamtliche<br />

bezahlte Beschäftigte, in anderen findet der genau umgekehrte Prozess statt, wobei kein<br />

Zusammenhang mit der Tätigkeit der Organisation gef<strong>und</strong>en wurde. Werden bezahlte<br />

<strong>Arbeit</strong>skräfte durch Freiwillige ersetzt, nennen die Organisationen als Hauptgr<strong>und</strong> den<br />

Rückgang der zur Verfügung stehenden Mittel (Handy et al. 2008). Im Fall des vermehrten<br />

Einsatzes von bezahlten Beschäftigten auf Kosten ehrenamtlicher <strong>Arbeit</strong> wurde die<br />

steigende Professionalisierung(snotwendigkeit) genannt. Allerdings wurde gleichzeitig<br />

festgestellt, dass auch die <strong>Arbeit</strong> der Freiwilligen professioneller wird.<br />

Nach einer Studie von Seippel (2002), die sich mit dem Einsatz von bezahlter <strong>und</strong><br />

unbezahlter <strong>Arbeit</strong> in norwegischen Sportklubs beschäftigte, steigt die bezahlte <strong>Arbeit</strong> mit<br />

zunehmender Organisationsgröße <strong>und</strong> dann, wenn das Einkommen der Organisation aus<br />

Umsatzerlösen steigt. Der Autor betont auch, dass bezahlte <strong>Arbeit</strong> die freiwillige <strong>Arbeit</strong><br />

nicht einfach verdrängt. Dort, wo beispielsweise Einkommen aus Umsatzerlösen steigt,<br />

geht zwar der relative Anteil an freiwilliger <strong>Arbeit</strong> zurück, gleichzeitig steigt jedoch die<br />

ehrenamtliche <strong>Arbeit</strong>szeit pro Mitglied. Studien, die nur die Zahl der freiwilligen<br />

MitarbeiterInnen betrachten, ohne zu messen, wie stark diese sich zeitlich engagieren,<br />

gehen demnach möglicherweise am Punkt vorbei.<br />

Eine ältere kanadische Studie beschäftigte sich mit der Frage, ob zusätzliche öffentliche<br />

Subventionen oder andere öffentliche Geldzuwendungen zu einer Verdrängung oder einer<br />

Stärkung der ehrenamtlichen Beschäftigung führen (Day/Devlin 1996). Das Ergebnis<br />

dieser empirischen Analyse zeigt, dass eine Abnahme von öffentlichen Mitteln zu einer<br />

Abnahme von ehrenamtlicher <strong>Arbeit</strong> in Organisationen führt (Day/Devlin 1996). Dies legt<br />

nahe, dass – jedenfalls in der betrachteten Gruppe kanadischer NPOs – freiwillige <strong>Arbeit</strong><br />

<strong>und</strong> bezahlte <strong>Arbeit</strong> eher komplementär, d. h. einander in ihren Tätigkeiten ergänzend,<br />

eingesetzt werden.<br />

Zusammenfassend ist festzustellen, dass es in der Frage, ob bezahlte <strong>Arbeit</strong><br />

ehrenamtliches Engagement verdrängt oder umgekehrt, zwar viele Vermutungen <strong>und</strong><br />

Hypothesen gibt, jedoch nur wenige empirische Untersuchungen vorliegen. Für eine<br />

zuverlässige, auf Österreich bezogene Aussage fehlen entsprechende Bef<strong>und</strong>e. Aufgr<strong>und</strong><br />

von internationalen Studien kann weder davon ausgegangen werden, dass Freiwillige<br />

durch bezahlte <strong>Arbeit</strong>skräfte verdrängt werden, noch ist eine Entwicklung mit umgekehrten<br />

Vorzeichen nachweisbar. Als Einflussfaktoren, die das Verhältnis von bezahlten<br />

Beschäftigten zu Ehrenamtlichen verändern können, wurden in den vorliegenden Studien<br />

die Finanzlage (<strong>und</strong> hier insbesondere die verfügbaren öffentlichen Mittel), die steigenden<br />

Anforderungen an professionelles Management von Organisationen (bzw.<br />

„Managerialism“, dazu Meyer 2007) in Verbindung mit einem veränderten Zugang zu<br />

Finanzmitteln oder auch die Größe der Organisation sichtbar.<br />

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